Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 6-9.
[Spaltenumbruch] daß man sich darinnen wisse wohl in acht zu neh-
men: daher der Apostel diese Erinnerung zu je-
ner hinzu thut.
2. Es hat der Apostel oben c. 3, v. 12. den
Colossern die Freundlichkeit und damit auch
die Leutseligkeit also recommendiret, daß sie
dieselbe recht anziehen solten. Dazu gehöret nun
die Lieblichkeit in Worten, wodurch sie be-
zeuget wird. Es hat demnach diese Lieblich-
keit in Worten die Gnade GOttes im Her-
tzen
zum Grunde: und gleichwie sie eines theils
dem murrischen, sauren und störrigen Wesen
entgegen gesetzet ist: also hat sie auch andern
theils nichts gemein mit der Leichtsinnigkeit, und
der Flatterie, da man einem nur schmeichelt,
und aus falscher Liebkosung redet, wie es der an-
dere etwa gerne hören will. Denn gewißlich
ein freundliches Gesicht und eine holdselige
Rede
hat was insinuantes und was anziehen-
des an sich. Was nun Welt-Kinder dißfals
nur mit Verstellung an sich nehmen, das füh-
ren die Kinder GOttes aus einem weit bessern
Grunde, und daher, wie auf eine viel bessere
Art und Weise, also auch zu einem viel bessern
Zweck.
3. Von der Redens-Art, seine Rede mit
Saltz gewürtzet seyn laßen,
ist folgendes zu
mercken:
a. Das Saltz ist im Reiche der Natur eine so
edle und nöthige Gabe GOttes, welche un-
schätzbar ist: als welche mit ihrer Kraft und
Schärfe diese zwey Haupt-Eigenschaf-
ten
an sich hat, erstlich daß sie der Speise
ihren rechten Geschmack giebet, und denn
daß sie der Fäulung widerstehet.
b. Es ist daher auch zu allen Opfern Saltz
mit verordnet worden. Davon es 3. Buch
Mos. 2, 13. heißt: Alle deine Speis-Opfer
solt du saltzen, und dein Speis-Opfer
soll nimmer ohne Saltz des Bundes dei-
nes GOttes seyn. Denn in allen deinen
Opfern solt du Saltz opfern.
Welches
auch unser Heiland wiederholet, wenn er
Marc. 9, 45. spricht: Alles Opfer wird
mit Saltz gesaltzet.
Und thut hinzu: Das
Saltz ist gut: So aber das Saltz tumm
wird, womit wird man würtzen? habt
Saltz bey euch, und habet Friede unter
einander!
c. Es soll ein ieder Christe, sonderlich ein ie-
der Lehrer, dasjenige der Gemeine und den
unbekehrten Leuten sagen, was das Saltz
einer Speise ist. Darum spricht unser Hei-
land Matth. 5, 13. Jhr seyd das Saltz der
Erden: Wo nun das Saltz tumm wird,
womit soll man saltzen? Es ist zu nichts
hinfort nütze, denn daß man es hinaus
schütte, und lasse es die Leute zertre-
ten.
d. Was ein wahrer Christe überhaupt nach sei-
nem gantzen Zustande ist, das soll er inson-
derheit in seinen Reden erweisen: nemlich in
[Spaltenumbruch] seinen Reden soll so gar kein faules und är-
gerliches Geschwätz
seyn, daß sie vielmehr
zur Erbauung gereichen, ein- und durch-
dringen, und folglich allem faulen und leicht-
sinnigen Geschwätze bey andern widerstehen,
und auch unter ihre Reden gleichsam ein Ge-
würtze bringen. Eph. 4, 29.
4. Es ist demnach wohl zu meecken, daß
die Lieblichkeit mit dem Saltze muß verknü-
pfet werden. Denn beydes zusammen machet
das rechte Temperament aus. Lauter Lieb-
lichkeit
wird endlich eckelhaftig, wie süsse Din-
ge zu werden pflegen. Aber auch hingegen lau-
ter Saltz
ist zu scharf und wird auch unerträg-
lich. Wenn aber beydes temperiret ist, so ist
der Gebrauch am besten und am gesunde-
sten.
5. Man muß aber nicht gedencken, als sey
das Saltz alhier so viel, als ein stachlichtes
Wesen.
Denn mancher Mensch gewehnet sich
an, seine Correctiones und Bestrafungen, auch
Erinnerungen, bey andern auf eine hönische,
hämische, spitzige und also auch bittere scopti-
sche Art anzubringen: aber ein solches Saltz
ist allzuscharf, auch bessert und bauet es nichts,
oder doch gar wenig; sondern es machet oft übel
nur noch ärger.
6. Jm übrigen ist wohl zu mercken, daß
der Apostel nicht haben wolle, als wenn die gläu-
bigen Colosser nichts anders reden solten, als
von lauter geistlichen Dingen, sonderlich im
äusserlichen Umgange mit den Heiden. Denn
solches würde diesen unerträglich gewesen seyn.
So haben es auch wahre Christen selbst mit äus-
serlichen Geschäften und häuslichen Sachen zu
thun, von welchen sie wol reden können, ja oft
reden müssen: sondern Pauli Meinung ist die-
se, daß wenn sie auch von zeitlichen Dingen
sich mit einander zu besprechen hätten, zumal
mit denen, die draussen sind, daß sie ihre Re-
den nach Gelegenheit gar weislich möchten auf
etwas gutes zur Erbauung lencken, und hie und
da solche Lehren mit einbringen, welche ein gu-
tes Nachdencken geben könten.
V. 7. 8. 9.

Wie es um mich (und das gantze Werck
GOttes, das ich treibe,) stehet, wird euch
alles kund thun Tychicus, der liebe und
getreue Bruder und Mit-Knecht in dem
HErrn: Welchen ich habe
(mit diesem
Briefe) darum zu euch gesandt, daß er er-
fahre, wie es sich um euch hält, und daß
er eure Hertzen ermahne,
(in allem dem, dar-
innen ihr es ausser meinem schriftlichen Zeugniß
nöthig habet; mir auch schriftliche Nachricht
davon ertheile, wo nicht mündliche, nach seiner
Wiederkunft:) samt Onesimo, dem ge-
treuen und lieben Bruder, welcher von
den euren ist: Alles, wie es hie stehet, wer-
den sie euch kund thun.

Anmer-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 6-9.
[Spaltenumbruch] daß man ſich darinnen wiſſe wohl in acht zu neh-
men: daher der Apoſtel dieſe Erinnerung zu je-
ner hinzu thut.
2. Es hat der Apoſtel oben c. 3, v. 12. den
Coloſſern die Freundlichkeit und damit auch
die Leutſeligkeit alſo recommendiret, daß ſie
dieſelbe recht anziehen ſolten. Dazu gehoͤret nun
die Lieblichkeit in Worten, wodurch ſie be-
zeuget wird. Es hat demnach dieſe Lieblich-
keit in Worten die Gnade GOttes im Her-
tzen
zum Grunde: und gleichwie ſie eines theils
dem murriſchen, ſauren und ſtoͤrrigen Weſen
entgegen geſetzet iſt: alſo hat ſie auch andern
theils nichts gemein mit der Leichtſinnigkeit, und
der Flatterie, da man einem nur ſchmeichelt,
und aus falſcher Liebkoſung redet, wie es der an-
dere etwa gerne hoͤren will. Denn gewißlich
ein freundliches Geſicht und eine holdſelige
Rede
hat was inſinuantes und was anziehen-
des an ſich. Was nun Welt-Kinder dißfals
nur mit Verſtellung an ſich nehmen, das fuͤh-
ren die Kinder GOttes aus einem weit beſſern
Grunde, und daher, wie auf eine viel beſſere
Art und Weiſe, alſo auch zu einem viel beſſern
Zweck.
3. Von der Redens-Art, ſeine Rede mit
Saltz gewuͤrtzet ſeyn laßen,
iſt folgendes zu
mercken:
a. Das Saltz iſt im Reiche der Natur eine ſo
edle und noͤthige Gabe GOttes, welche un-
ſchaͤtzbar iſt: als welche mit ihrer Kraft und
Schaͤrfe dieſe zwey Haupt-Eigenſchaf-
ten
an ſich hat, erſtlich daß ſie der Speiſe
ihren rechten Geſchmack giebet, und denn
daß ſie der Faͤulung widerſtehet.
b. Es iſt daher auch zu allen Opfern Saltz
mit verordnet worden. Davon es 3. Buch
Moſ. 2, 13. heißt: Alle deine Speis-Opfer
ſolt du ſaltzen, und dein Speis-Opfer
ſoll nimmer ohne Saltz des Bundes dei-
nes GOttes ſeyn. Denn in allen deinen
Opfern ſolt du Saltz opfern.
Welches
auch unſer Heiland wiederholet, wenn er
Marc. 9, 45. ſpricht: Alles Opfer wird
mit Saltz geſaltzet.
Und thut hinzu: Das
Saltz iſt gut: So aber das Saltz tumm
wird, womit wird man wuͤrtzen? habt
Saltz bey euch, und habet Friede unter
einander!
c. Es ſoll ein ieder Chriſte, ſonderlich ein ie-
der Lehrer, dasjenige der Gemeine und den
unbekehrten Leuten ſagen, was das Saltz
einer Speiſe iſt. Darum ſpricht unſer Hei-
land Matth. 5, 13. Jhr ſeyd das Saltz der
Erden: Wo nun das Saltz tumm wird,
womit ſoll man ſaltzen? Es iſt zu nichts
hinfort nuͤtze, denn daß man es hinaus
ſchuͤtte, und laſſe es die Leute zertre-
ten.
d. Was ein wahrer Chriſte uͤberhaupt nach ſei-
nem gantzen Zuſtande iſt, das ſoll er inſon-
derheit in ſeinen Reden erweiſen: nemlich in
[Spaltenumbruch] ſeinen Reden ſoll ſo gar kein faules und aͤr-
gerliches Geſchwaͤtz
ſeyn, daß ſie vielmehr
zur Erbauung gereichen, ein- und durch-
dringen, und folglich allem faulen und leicht-
ſinnigen Geſchwaͤtze bey andern widerſtehen,
und auch unter ihre Reden gleichſam ein Ge-
wuͤrtze bringen. Eph. 4, 29.
4. Es iſt demnach wohl zu meecken, daß
die Lieblichkeit mit dem Saltze muß verknuͤ-
pfet werden. Denn beydes zuſammen machet
das rechte Temperament aus. Lauter Lieb-
lichkeit
wird endlich eckelhaftig, wie ſuͤſſe Din-
ge zu werden pflegen. Aber auch hingegen lau-
ter Saltz
iſt zu ſcharf und wird auch unertraͤg-
lich. Wenn aber beydes temperiret iſt, ſo iſt
der Gebrauch am beſten und am geſunde-
ſten.
5. Man muß aber nicht gedencken, als ſey
das Saltz alhier ſo viel, als ein ſtachlichtes
Weſen.
Denn mancher Menſch gewehnet ſich
an, ſeine Correctiones und Beſtrafungen, auch
Erinnerungen, bey andern auf eine hoͤniſche,
haͤmiſche, ſpitzige und alſo auch bittere ſcopti-
ſche Art anzubringen: aber ein ſolches Saltz
iſt allzuſcharf, auch beſſert und bauet es nichts,
oder doch gar wenig; ſondern es machet oft uͤbel
nur noch aͤrger.
6. Jm uͤbrigen iſt wohl zu mercken, daß
der Apoſtel nicht haben wolle, als wenn die glaͤu-
bigen Coloſſer nichts anders reden ſolten, als
von lauter geiſtlichen Dingen, ſonderlich im
aͤuſſerlichen Umgange mit den Heiden. Denn
ſolches wuͤrde dieſen unertraͤglich geweſen ſeyn.
So haben es auch wahre Chriſten ſelbſt mit aͤuſ-
ſerlichen Geſchaͤften und haͤuslichen Sachen zu
thun, von welchen ſie wol reden koͤnnen, ja oft
reden muͤſſen: ſondern Pauli Meinung iſt die-
ſe, daß wenn ſie auch von zeitlichen Dingen
ſich mit einander zu beſprechen haͤtten, zumal
mit denen, die drauſſen ſind, daß ſie ihre Re-
den nach Gelegenheit gar weislich moͤchten auf
etwas gutes zur Erbauung lencken, und hie und
da ſolche Lehren mit einbringen, welche ein gu-
tes Nachdencken geben koͤnten.
V. 7. 8. 9.

Wie es um mich (und das gantze Werck
GOttes, das ich treibe,) ſtehet, wird euch
alles kund thun Tychicus, der liebe und
getreue Bruder und Mit-Knecht in dem
HErrn: Welchen ich habe
(mit dieſem
Briefe) darum zu euch geſandt, daß er er-
fahre, wie es ſich um euch haͤlt, und daß
er eure Hertzen ermahne,
(in allem dem, dar-
innen ihr es auſſer meinem ſchriftlichen Zeugniß
noͤthig habet; mir auch ſchriftliche Nachricht
davon ertheile, wo nicht muͤndliche, nach ſeiner
Wiederkunft:) ſamt Oneſimo, dem ge-
treuen und lieben Bruder, welcher von
den euren iſt: Alles, wie es hie ſtehet, wer-
den ſie euch kund thun.

Anmer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0846" n="818"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 4, v. 6-9.</hi></hi></fw><lb/><cb/>
daß man &#x017F;ich darinnen wi&#x017F;&#x017F;e wohl in acht zu neh-<lb/>
men: daher der Apo&#x017F;tel die&#x017F;e Erinnerung zu je-<lb/>
ner hinzu thut.</item><lb/>
                <item>2. Es hat der Apo&#x017F;tel oben c. 3, v. 12. den<lb/>
Colo&#x017F;&#x017F;ern die <hi rendition="#fr">Freundlichkeit</hi> und damit auch<lb/>
die <hi rendition="#fr">Leut&#x017F;eligkeit</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#aq">recommendir</hi>et, daß &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;elbe recht anziehen &#x017F;olten. Dazu geho&#x0364;ret nun<lb/>
die <hi rendition="#fr">Lieblichkeit in Worten,</hi> wodurch &#x017F;ie be-<lb/>
zeuget wird. Es hat demnach die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Lieblich-<lb/>
keit in Worten die Gnade GOttes im Her-<lb/>
tzen</hi> zum Grunde: und gleichwie &#x017F;ie eines theils<lb/>
dem murri&#x017F;chen, &#x017F;auren und &#x017F;to&#x0364;rrigen We&#x017F;en<lb/>
entgegen ge&#x017F;etzet i&#x017F;t: al&#x017F;o hat &#x017F;ie auch andern<lb/>
theils nichts gemein mit der Leicht&#x017F;innigkeit, und<lb/>
der Flatterie, da man einem nur &#x017F;chmeichelt,<lb/>
und aus fal&#x017F;cher Liebko&#x017F;ung redet, wie es der an-<lb/>
dere etwa gerne ho&#x0364;ren will. Denn gewißlich<lb/>
ein <hi rendition="#fr">freundliches Ge&#x017F;icht</hi> und eine <hi rendition="#fr">hold&#x017F;elige<lb/>
Rede</hi> hat was <hi rendition="#aq">in&#x017F;inuant</hi>es und was anziehen-<lb/>
des an &#x017F;ich. Was nun Welt-Kinder dißfals<lb/>
nur mit Ver&#x017F;tellung an &#x017F;ich nehmen, das fu&#x0364;h-<lb/>
ren die Kinder GOttes aus einem weit be&#x017F;&#x017F;ern<lb/><hi rendition="#fr">Grunde,</hi> und daher, wie auf eine viel be&#x017F;&#x017F;ere<lb/><hi rendition="#fr">Art</hi> und <hi rendition="#fr">Wei&#x017F;e,</hi> al&#x017F;o auch zu einem viel be&#x017F;&#x017F;ern<lb/><hi rendition="#fr">Zweck.</hi></item><lb/>
                <item>3. Von der Redens-Art, <hi rendition="#fr">&#x017F;eine Rede mit<lb/>
Saltz gewu&#x0364;rtzet &#x017F;eyn laßen,</hi> i&#x017F;t folgendes zu<lb/>
mercken:<lb/><list><item><hi rendition="#aq">a.</hi> Das <hi rendition="#fr">Saltz</hi> i&#x017F;t im Reiche der Natur eine &#x017F;o<lb/>
edle und no&#x0364;thige Gabe GOttes, welche un-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzbar i&#x017F;t: als welche mit ihrer <hi rendition="#fr">Kraft</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Scha&#x0364;rfe</hi> die&#x017F;e <hi rendition="#fr">zwey Haupt-Eigen&#x017F;chaf-<lb/>
ten</hi> an &#x017F;ich hat, er&#x017F;tlich daß &#x017F;ie der Spei&#x017F;e<lb/>
ihren <hi rendition="#fr">rechten Ge&#x017F;chmack giebet,</hi> und denn<lb/>
daß &#x017F;ie der <hi rendition="#fr">Fa&#x0364;ulung</hi> wider&#x017F;tehet.</item><lb/><item><hi rendition="#aq">b.</hi> Es i&#x017F;t daher auch zu allen <hi rendition="#fr">Opfern Saltz</hi><lb/>
mit verordnet worden. Davon es 3. Buch<lb/>
Mo&#x017F;. 2, 13. heißt: <hi rendition="#fr">Alle deine Speis-Opfer<lb/>
&#x017F;olt du &#x017F;altzen, und dein Speis-Opfer<lb/>
&#x017F;oll nimmer ohne Saltz des Bundes dei-<lb/>
nes GOttes &#x017F;eyn. Denn in allen deinen<lb/>
Opfern &#x017F;olt du Saltz opfern.</hi> Welches<lb/>
auch un&#x017F;er Heiland wiederholet, wenn er<lb/>
Marc. 9, 45. &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Alles Opfer wird<lb/>
mit Saltz ge&#x017F;altzet.</hi> Und thut hinzu: <hi rendition="#fr">Das<lb/>
Saltz i&#x017F;t gut: So aber das Saltz tumm<lb/>
wird, womit wird man wu&#x0364;rtzen? habt<lb/>
Saltz bey euch, und habet Friede unter<lb/>
einander!</hi></item><lb/><item><hi rendition="#aq">c.</hi> Es &#x017F;oll ein ieder <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;te,</hi> &#x017F;onderlich ein ie-<lb/>
der <hi rendition="#fr">Lehrer,</hi> dasjenige der Gemeine und den<lb/>
unbekehrten Leuten &#x017F;agen, was das <hi rendition="#fr">Saltz</hi><lb/>
einer <hi rendition="#fr">Spei&#x017F;e</hi> i&#x017F;t. Darum &#x017F;pricht un&#x017F;er Hei-<lb/>
land Matth. 5, 13. <hi rendition="#fr">Jhr &#x017F;eyd das Saltz der<lb/>
Erden: Wo nun das Saltz tumm wird,<lb/>
womit &#x017F;oll man &#x017F;altzen? Es i&#x017F;t zu nichts<lb/>
hinfort nu&#x0364;tze, denn daß man es hinaus<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tte, und la&#x017F;&#x017F;e es die Leute zertre-<lb/>
ten.</hi></item><lb/><item><hi rendition="#aq">d.</hi> Was ein wahrer Chri&#x017F;te u&#x0364;berhaupt nach &#x017F;ei-<lb/>
nem gantzen Zu&#x017F;tande i&#x017F;t, das &#x017F;oll er in&#x017F;on-<lb/>
derheit in &#x017F;einen Reden erwei&#x017F;en: nemlich in<lb/><cb/>
&#x017F;einen Reden &#x017F;oll &#x017F;o gar kein <hi rendition="#fr">faules</hi> und <hi rendition="#fr">a&#x0364;r-<lb/>
gerliches Ge&#x017F;chwa&#x0364;tz</hi> &#x017F;eyn, daß &#x017F;ie vielmehr<lb/>
zur <hi rendition="#fr">Erbauung</hi> gereichen, ein- und durch-<lb/>
dringen, und folglich allem faulen und leicht-<lb/>
&#x017F;innigen Ge&#x017F;chwa&#x0364;tze bey andern wider&#x017F;tehen,<lb/>
und auch unter ihre Reden gleich&#x017F;am ein Ge-<lb/>
wu&#x0364;rtze bringen. Eph. 4, 29.</item></list></item><lb/>
                <item>4. Es i&#x017F;t demnach wohl zu meecken, daß<lb/>
die <hi rendition="#fr">Lieblichkeit</hi> mit dem <hi rendition="#fr">Saltze</hi> muß verknu&#x0364;-<lb/>
pfet werden. Denn beydes zu&#x017F;ammen machet<lb/>
das rechte <hi rendition="#aq">Temperament</hi> aus. <hi rendition="#fr">Lauter Lieb-<lb/>
lichkeit</hi> wird endlich eckelhaftig, wie &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Din-<lb/>
ge zu werden pflegen. Aber auch hingegen <hi rendition="#fr">lau-<lb/>
ter Saltz</hi> i&#x017F;t zu &#x017F;charf und wird auch unertra&#x0364;g-<lb/>
lich. Wenn aber beydes <hi rendition="#aq">temperir</hi>et i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
der Gebrauch am be&#x017F;ten und am ge&#x017F;unde-<lb/>
&#x017F;ten.</item><lb/>
                <item>5. Man muß aber nicht gedencken, als &#x017F;ey<lb/>
das <hi rendition="#fr">Saltz</hi> alhier &#x017F;o viel, als ein <hi rendition="#fr">&#x017F;tachlichtes<lb/>
We&#x017F;en.</hi> Denn mancher Men&#x017F;ch gewehnet &#x017F;ich<lb/>
an, &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Correctiones</hi> und Be&#x017F;trafungen, auch<lb/>
Erinnerungen, bey andern auf eine ho&#x0364;ni&#x017F;che,<lb/>
ha&#x0364;mi&#x017F;che, &#x017F;pitzige und al&#x017F;o auch bittere <hi rendition="#aq">&#x017F;copti-</hi><lb/>
&#x017F;che Art anzubringen: aber ein &#x017F;olches <hi rendition="#fr">Saltz</hi><lb/>
i&#x017F;t allzu&#x017F;charf, auch be&#x017F;&#x017F;ert und bauet es nichts,<lb/>
oder doch gar wenig; &#x017F;ondern es machet oft u&#x0364;bel<lb/>
nur noch a&#x0364;rger.</item><lb/>
                <item>6. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t wohl zu mercken, daß<lb/>
der Apo&#x017F;tel nicht haben wolle, als wenn die gla&#x0364;u-<lb/>
bigen Colo&#x017F;&#x017F;er nichts anders reden &#x017F;olten, als<lb/>
von lauter gei&#x017F;tlichen Dingen, &#x017F;onderlich im<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Umgange mit den Heiden. Denn<lb/>
&#x017F;olches wu&#x0364;rde die&#x017F;en unertra&#x0364;glich gewe&#x017F;en &#x017F;eyn.<lb/>
So haben es auch wahre Chri&#x017F;ten &#x017F;elb&#x017F;t mit a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erlichen Ge&#x017F;cha&#x0364;ften und ha&#x0364;uslichen Sachen zu<lb/>
thun, von welchen &#x017F;ie wol reden ko&#x0364;nnen, ja oft<lb/>
reden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: &#x017F;ondern Pauli Meinung i&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;e, daß wenn &#x017F;ie auch von zeitlichen Dingen<lb/>
&#x017F;ich mit einander zu be&#x017F;prechen ha&#x0364;tten, zumal<lb/>
mit denen, die drau&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind, daß &#x017F;ie ihre Re-<lb/>
den nach Gelegenheit gar weislich mo&#x0364;chten auf<lb/>
etwas gutes zur Erbauung lencken, und hie und<lb/>
da &#x017F;olche Lehren mit einbringen, welche ein gu-<lb/>
tes Nachdencken geben ko&#x0364;nten.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 7. 8. 9.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wie es um mich</hi> (und das gantze Werck<lb/>
GOttes, das ich treibe,) <hi rendition="#fr">&#x017F;tehet, wird euch<lb/>
alles kund thun Tychicus, der liebe und<lb/>
getreue Bruder und Mit-Knecht in dem<lb/>
HErrn: Welchen ich habe</hi> (mit die&#x017F;em<lb/>
Briefe) <hi rendition="#fr">darum zu euch ge&#x017F;andt, daß er er-<lb/>
fahre, wie es &#x017F;ich um euch ha&#x0364;lt, und daß<lb/>
er eure Hertzen ermahne,</hi> (in allem dem, dar-<lb/>
innen ihr es au&#x017F;&#x017F;er meinem &#x017F;chriftlichen Zeugniß<lb/>
no&#x0364;thig habet; mir auch &#x017F;chriftliche Nachricht<lb/>
davon ertheile, wo nicht mu&#x0364;ndliche, nach &#x017F;einer<lb/>
Wiederkunft:) <hi rendition="#fr">&#x017F;amt One&#x017F;imo, dem ge-<lb/>
treuen und lieben Bruder, welcher von<lb/>
den euren i&#x017F;t: Alles, wie es hie &#x017F;tehet, wer-<lb/>
den &#x017F;ie euch kund thun.</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Anmer-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[818/0846] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 6-9. daß man ſich darinnen wiſſe wohl in acht zu neh- men: daher der Apoſtel dieſe Erinnerung zu je- ner hinzu thut. 2. Es hat der Apoſtel oben c. 3, v. 12. den Coloſſern die Freundlichkeit und damit auch die Leutſeligkeit alſo recommendiret, daß ſie dieſelbe recht anziehen ſolten. Dazu gehoͤret nun die Lieblichkeit in Worten, wodurch ſie be- zeuget wird. Es hat demnach dieſe Lieblich- keit in Worten die Gnade GOttes im Her- tzen zum Grunde: und gleichwie ſie eines theils dem murriſchen, ſauren und ſtoͤrrigen Weſen entgegen geſetzet iſt: alſo hat ſie auch andern theils nichts gemein mit der Leichtſinnigkeit, und der Flatterie, da man einem nur ſchmeichelt, und aus falſcher Liebkoſung redet, wie es der an- dere etwa gerne hoͤren will. Denn gewißlich ein freundliches Geſicht und eine holdſelige Rede hat was inſinuantes und was anziehen- des an ſich. Was nun Welt-Kinder dißfals nur mit Verſtellung an ſich nehmen, das fuͤh- ren die Kinder GOttes aus einem weit beſſern Grunde, und daher, wie auf eine viel beſſere Art und Weiſe, alſo auch zu einem viel beſſern Zweck. 3. Von der Redens-Art, ſeine Rede mit Saltz gewuͤrtzet ſeyn laßen, iſt folgendes zu mercken: a. Das Saltz iſt im Reiche der Natur eine ſo edle und noͤthige Gabe GOttes, welche un- ſchaͤtzbar iſt: als welche mit ihrer Kraft und Schaͤrfe dieſe zwey Haupt-Eigenſchaf- ten an ſich hat, erſtlich daß ſie der Speiſe ihren rechten Geſchmack giebet, und denn daß ſie der Faͤulung widerſtehet. b. Es iſt daher auch zu allen Opfern Saltz mit verordnet worden. Davon es 3. Buch Moſ. 2, 13. heißt: Alle deine Speis-Opfer ſolt du ſaltzen, und dein Speis-Opfer ſoll nimmer ohne Saltz des Bundes dei- nes GOttes ſeyn. Denn in allen deinen Opfern ſolt du Saltz opfern. Welches auch unſer Heiland wiederholet, wenn er Marc. 9, 45. ſpricht: Alles Opfer wird mit Saltz geſaltzet. Und thut hinzu: Das Saltz iſt gut: So aber das Saltz tumm wird, womit wird man wuͤrtzen? habt Saltz bey euch, und habet Friede unter einander! c. Es ſoll ein ieder Chriſte, ſonderlich ein ie- der Lehrer, dasjenige der Gemeine und den unbekehrten Leuten ſagen, was das Saltz einer Speiſe iſt. Darum ſpricht unſer Hei- land Matth. 5, 13. Jhr ſeyd das Saltz der Erden: Wo nun das Saltz tumm wird, womit ſoll man ſaltzen? Es iſt zu nichts hinfort nuͤtze, denn daß man es hinaus ſchuͤtte, und laſſe es die Leute zertre- ten. d. Was ein wahrer Chriſte uͤberhaupt nach ſei- nem gantzen Zuſtande iſt, das ſoll er inſon- derheit in ſeinen Reden erweiſen: nemlich in ſeinen Reden ſoll ſo gar kein faules und aͤr- gerliches Geſchwaͤtz ſeyn, daß ſie vielmehr zur Erbauung gereichen, ein- und durch- dringen, und folglich allem faulen und leicht- ſinnigen Geſchwaͤtze bey andern widerſtehen, und auch unter ihre Reden gleichſam ein Ge- wuͤrtze bringen. Eph. 4, 29. 4. Es iſt demnach wohl zu meecken, daß die Lieblichkeit mit dem Saltze muß verknuͤ- pfet werden. Denn beydes zuſammen machet das rechte Temperament aus. Lauter Lieb- lichkeit wird endlich eckelhaftig, wie ſuͤſſe Din- ge zu werden pflegen. Aber auch hingegen lau- ter Saltz iſt zu ſcharf und wird auch unertraͤg- lich. Wenn aber beydes temperiret iſt, ſo iſt der Gebrauch am beſten und am geſunde- ſten. 5. Man muß aber nicht gedencken, als ſey das Saltz alhier ſo viel, als ein ſtachlichtes Weſen. Denn mancher Menſch gewehnet ſich an, ſeine Correctiones und Beſtrafungen, auch Erinnerungen, bey andern auf eine hoͤniſche, haͤmiſche, ſpitzige und alſo auch bittere ſcopti- ſche Art anzubringen: aber ein ſolches Saltz iſt allzuſcharf, auch beſſert und bauet es nichts, oder doch gar wenig; ſondern es machet oft uͤbel nur noch aͤrger. 6. Jm uͤbrigen iſt wohl zu mercken, daß der Apoſtel nicht haben wolle, als wenn die glaͤu- bigen Coloſſer nichts anders reden ſolten, als von lauter geiſtlichen Dingen, ſonderlich im aͤuſſerlichen Umgange mit den Heiden. Denn ſolches wuͤrde dieſen unertraͤglich geweſen ſeyn. So haben es auch wahre Chriſten ſelbſt mit aͤuſ- ſerlichen Geſchaͤften und haͤuslichen Sachen zu thun, von welchen ſie wol reden koͤnnen, ja oft reden muͤſſen: ſondern Pauli Meinung iſt die- ſe, daß wenn ſie auch von zeitlichen Dingen ſich mit einander zu beſprechen haͤtten, zumal mit denen, die drauſſen ſind, daß ſie ihre Re- den nach Gelegenheit gar weislich moͤchten auf etwas gutes zur Erbauung lencken, und hie und da ſolche Lehren mit einbringen, welche ein gu- tes Nachdencken geben koͤnten. V. 7. 8. 9. Wie es um mich (und das gantze Werck GOttes, das ich treibe,) ſtehet, wird euch alles kund thun Tychicus, der liebe und getreue Bruder und Mit-Knecht in dem HErrn: Welchen ich habe (mit dieſem Briefe) darum zu euch geſandt, daß er er- fahre, wie es ſich um euch haͤlt, und daß er eure Hertzen ermahne, (in allem dem, dar- innen ihr es auſſer meinem ſchriftlichen Zeugniß noͤthig habet; mir auch ſchriftliche Nachricht davon ertheile, wo nicht muͤndliche, nach ſeiner Wiederkunft:) ſamt Oneſimo, dem ge- treuen und lieben Bruder, welcher von den euren iſt: Alles, wie es hie ſtehet, wer- den ſie euch kund thun. Anmer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/846
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/846>, abgerufen am 24.11.2024.