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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, 5-10 an die Römer.
[Spaltenumbruch] hie redet: ein anders, seinen Glauben durch die
Liebe in guten Wercken thätig erweisen; darauf
der Apostel nach dem Exempel Abrahams in ei-
nem grossen Theile dieses Briefes dringet. So
ist es auch ein anders, in diesem Verstande als
ein gottloser gerecht werden, daß man sei-
ne Gottlosigkeit erkennet und bekennet, auch
schon wircklich in der Bekehrung davon ablässet:
ein anders gottlos seyn und bleiben, und sich
dabey doch für einen gerechtfertigten und glau-
bigen halten: da die beharrliche Gottlosig-
keit nimmermehr mit dem Glauben bestehen
kan.

2. Zurechnen ist ein verbum forense, ein
solches Wort, da vor Gerichte das Löse-Geld,
was iemand für den andern zahlet, angesehen
und geachtet wird, als habe es dieser selbst erle-
get, und also kömmt es gleichsam in seine Rech-
nung, also, daß seine Schuld damit getilget
wird. Da nun der Glaube das Löse-Geld Chri-
sti ergreifet und sich zueignet, so wird es in Anse-
hung dieses Löse-Geldes dem glaubenden zur
Gerechtigkeit, daß seine Schuld damit bezahlet
worden, zugerechnet. Wie also in diesem Ver-
stande von dem Glauben auch gesaget wird, daß
er selig mache, ob es wol eigentlich Christus
selbst thut.

V. 6. 7. 8.

Nach welcher Weise auch David (im
32 Psalm, da er von der Art und Weise redet,
wie die Menschen zur Seligkeit gelangen, aus
Eingeben des Heiligen Geistes) saget, daß
die
(Seligpreisung mit der) Seligkeit selbst
sey
(nur allein) des Menschen, welchem
GOTT
(aus lauter Gnaden, vermöge seines
Glaubens an den Meßiam und sein Versöhn-
Opfer) zurechnet die (uns von ihm nach c. 3,
24. 25. erworbene) Gerechtigkeit, ohne Zu-
thun der Wercke
(und die damit aufzurichten-
de eigne Gerechtigkeit:) v. 7. da er spricht:
Selig sind die, welchen ihre Ungerechtig-
keit vergeben sind, und welchen ihre Sün-
den bedecket sind: selig ist der Mann, wel-
chem GOtt keine Sünde zurechnet.

Anmerckungen.
1. Paulus behält in den Davidischen Wor-
ten die alte Griechische Version; als darinnen
die Hebraismi mit unverrücktem Wort-Verstan-
de nach der Griechischen Mund-Art gegeben
sind.
2. Gleichwie die Sünde ihrer Grösse und
Vielheit wegen mit unterschiedlichen Worten
bezeichnet wird: so wird auch die Rechtferti-
gung oder Lossprechung von derselben, ihres
grossen Nachdrucks wegen, oder da sie so viel
auf sich hat, mit drey Worten erläutert: ver-
geben, bedecken, nicht zurechnen.
3. Es ist aber dieses die Eigenschaft der Hei-
ligen Schrift, daß, wenn sie von dem privativo,
Sünde vergeben oder nicht zurechnen, redet, sie
auch das positivum, die Gerechtigkeit Christi
zurechnen,
darunter mit begreifet: gleichwie,
so oft dieser positiven Zurechnung gedacht wird,
auch die Vergebung der Sünden darunter mit
[Spaltenumbruch] zu verstehen ist: sintemal eines ohne das andere
nicht ist noch seyn kan. Davon haben wir alhie
ein deutliches Exempel. Denn da David die
Sache nur negative ausspricht und saget: Die
Sünde nicht zurechnet,
so spricht es Paulus
von dem Gegentheil positive aus, wenn ersaget:
Die Gerechtigkeit zurechnet. Jm übrigen
ist alhier wohl zu mercken, daß David bey der so
nachdrücklichen Beschreibung der Rechtferti-
gung auch die Eigenschaft des Menschen, dem
sie zu theil wird, bezeichnet, wenn er saget: in
des Geist kein falsch ist,
d. i. der zu einer un-
geheuchelten Busse gebracht ist, daß er keinen bö-
sen Vorsatz mehr bey sich heget, in der Sünde,
sonderlich in dieser und jener, deren er am mei-
sten gewohnet ist, und dazu er die meiste Rei-
tzung und Gelegenheit hat, zu beharren. Denn
wo dieses ist, da ist die Vergebung der Sünde
nur eine blosse Einbildung.
4. Die von David und Paulo angepriese-
ne Seligkeit bestehet in der Gerechtigkeit Chri-
sti und in allen übrigen zum Reiche der Gnaden
und der Seligkeit gehörigen Heils-Gütern: da-
von es hernach c. 5, 1. u. f. heißt: Nachdem
wir gerecht worden sind, haben wir Friede
mit GOtt.
u. s. w.
V. 9.

Nun diese Seligkeit (makarismos) Se-
ligpreisung) gehet sie über die Beschneidung
(allein über die gläubigen Jüden,) oder (auch
zugleich) über die Vorhaut (die gläubigen Hey-
den?) Wir müssen ja sagen (Gr. Denn wir
sagen) daß Abraham sey sein Glaube zur
Gerechtigkeit gerechnet
(daraus ein Jüde
nun zwar erkennen kan, wie man zur Seligkeit
komme: aber weil er doch dabey noch wol ver-
meinen solte, daß dieser Weg zur Gerechtigkeit
und Seligkeit, welcher also in dem Stammva-
ter der Juden angewiesen, nur die Juden, nicht
aber die Heiden angehe; so fraget sich nun billig,
ob er nicht auch auf die Heyden zu extendiren
sey?)

Anmerckung.

Es nimmt demnach Paulus aus dem, was
vom Abraham gesaget worden, die Ursache,
oder Gelegenheit seiner Frage her, und beant-
wortet sie hernach aus dem Exempel des Abra-
hams also, daß er zeiget, es sehe diese Heils-
Ordnung so wol auf die Heiden, als auf die
Jüden.

V. 10.

Wie (in welchem äusserlichen Stande, der
Beschneidung, oder der Vorhaut) ist er (der die
Verheissung ergreifende Glaube) ihm denn
zugerechnet? Jn der Beschneidung
(etwa
erst alsdenn, da er bereits die Beschneidung an-
genommen hatte?) oder in der Vorhaut (vor
der Beschneidung? als die er erst, da er schon
99 Jahr alt war, überkommen hatte, nachdem er
die Verheissung vom Meßia schon bey die 24
Jahr vorher empfangen 1 B. Mos. 12, 1. seqq.
c. 18, 21-24.) ohn Zweifel nicht (erst) in der
(oder nach der so spät angenommenen) Be-

schnei-
H 3

Cap. 4, 5-10 an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] hie redet: ein anders, ſeinen Glauben durch die
Liebe in guten Wercken thaͤtig erweiſen; darauf
der Apoſtel nach dem Exempel Abrahams in ei-
nem groſſen Theile dieſes Briefes dringet. So
iſt es auch ein anders, in dieſem Verſtande als
ein gottloſer gerecht werden, daß man ſei-
ne Gottloſigkeit erkennet und bekennet, auch
ſchon wircklich in der Bekehrung davon ablaͤſſet:
ein anders gottlos ſeyn und bleiben, und ſich
dabey doch fuͤr einen gerechtfertigten und glau-
bigen halten: da die beharrliche Gottloſig-
keit nimmermehr mit dem Glauben beſtehen
kan.

2. Zurechnen iſt ein verbum forenſe, ein
ſolches Wort, da vor Gerichte das Loͤſe-Geld,
was iemand fuͤr den andern zahlet, angeſehen
und geachtet wird, als habe es dieſer ſelbſt erle-
get, und alſo koͤmmt es gleichſam in ſeine Rech-
nung, alſo, daß ſeine Schuld damit getilget
wird. Da nun der Glaube das Loͤſe-Geld Chri-
ſti ergreifet und ſich zueignet, ſo wird es in Anſe-
hung dieſes Loͤſe-Geldes dem glaubenden zur
Gerechtigkeit, daß ſeine Schuld damit bezahlet
worden, zugerechnet. Wie alſo in dieſem Ver-
ſtande von dem Glauben auch geſaget wird, daß
er ſelig mache, ob es wol eigentlich Chriſtus
ſelbſt thut.

V. 6. 7. 8.

Nach welcher Weiſe auch David (im
32 Pſalm, da er von der Art und Weiſe redet,
wie die Menſchen zur Seligkeit gelangen, aus
Eingeben des Heiligen Geiſtes) ſaget, daß
die
(Seligpreiſung mit der) Seligkeit ſelbſt
ſey
(nur allein) des Menſchen, welchem
GOTT
(aus lauter Gnaden, vermoͤge ſeines
Glaubens an den Meßiam und ſein Verſoͤhn-
Opfer) zurechnet die (uns von ihm nach c. 3,
24. 25. erworbene) Gerechtigkeit, ohne Zu-
thun der Wercke
(und die damit aufzurichten-
de eigne Gerechtigkeit:) v. 7. da er ſpricht:
Selig ſind die, welchen ihre Ungerechtig-
keit vergeben ſind, und welchen ihre Suͤn-
den bedecket ſind: ſelig iſt der Mann, wel-
chem GOtt keine Suͤnde zurechnet.

Anmerckungen.
1. Paulus behaͤlt in den Davidiſchen Wor-
ten die alte Griechiſche Verſion; als darinnen
die Hebraiſmi mit unverruͤcktem Wort-Verſtan-
de nach der Griechiſchen Mund-Art gegeben
ſind.
2. Gleichwie die Suͤnde ihrer Groͤſſe und
Vielheit wegen mit unterſchiedlichen Worten
bezeichnet wird: ſo wird auch die Rechtferti-
gung oder Losſprechung von derſelben, ihres
groſſen Nachdrucks wegen, oder da ſie ſo viel
auf ſich hat, mit drey Worten erlaͤutert: ver-
geben, bedecken, nicht zurechnen.
3. Es iſt aber dieſes die Eigenſchaft der Hei-
ligen Schrift, daß, wenn ſie von dem privativo,
Suͤnde vergeben oder nicht zurechnen, redet, ſie
auch das poſitivum, die Gerechtigkeit Chriſti
zurechnen,
darunter mit begreifet: gleichwie,
ſo oft dieſer poſitiven Zurechnung gedacht wird,
auch die Vergebung der Suͤnden darunter mit
[Spaltenumbruch] zu verſtehen iſt: ſintemal eines ohne das andere
nicht iſt noch ſeyn kan. Davon haben wir alhie
ein deutliches Exempel. Denn da David die
Sache nur negative ausſpricht und ſaget: Die
Suͤnde nicht zurechnet,
ſo ſpricht es Paulus
von dem Gegentheil poſitive aus, wenn erſaget:
Die Gerechtigkeit zurechnet. Jm uͤbrigen
iſt alhier wohl zu mercken, daß David bey der ſo
nachdruͤcklichen Beſchreibung der Rechtferti-
gung auch die Eigenſchaft des Menſchen, dem
ſie zu theil wird, bezeichnet, wenn er ſaget: in
des Geiſt kein falſch iſt,
d. i. der zu einer un-
geheuchelten Buſſe gebracht iſt, daß er keinen boͤ-
ſen Vorſatz mehr bey ſich heget, in der Suͤnde,
ſonderlich in dieſer und jener, deren er am mei-
ſten gewohnet iſt, und dazu er die meiſte Rei-
tzung und Gelegenheit hat, zu beharren. Denn
wo dieſes iſt, da iſt die Vergebung der Suͤnde
nur eine bloſſe Einbildung.
4. Die von David und Paulo angeprieſe-
ne Seligkeit beſtehet in der Gerechtigkeit Chri-
ſti und in allen uͤbrigen zum Reiche der Gnaden
und der Seligkeit gehoͤrigen Heils-Guͤtern: da-
von es hernach c. 5, 1. u. f. heißt: Nachdem
wir gerecht worden ſind, haben wir Friede
mit GOtt.
u. ſ. w.
V. 9.

Nun dieſe Seligkeit (μακαρισμὸς) Se-
ligpreiſung) gehet ſie uͤber die Beſchneidung
(allein uͤber die glaͤubigen Juͤden,) oder (auch
zugleich) uͤber die Vorhaut (die glaͤubigen Hey-
den?) Wir muͤſſen ja ſagen (Gr. Denn wir
ſagen) daß Abraham ſey ſein Glaube zur
Gerechtigkeit gerechnet
(daraus ein Juͤde
nun zwar erkennen kan, wie man zur Seligkeit
komme: aber weil er doch dabey noch wol ver-
meinen ſolte, daß dieſer Weg zur Gerechtigkeit
und Seligkeit, welcher alſo in dem Stammva-
ter der Juden angewieſen, nur die Juden, nicht
aber die Heiden angehe; ſo fraget ſich nun billig,
ob er nicht auch auf die Heyden zu extendiren
ſey?)

Anmerckung.

Es nimmt demnach Paulus aus dem, was
vom Abraham geſaget worden, die Urſache,
oder Gelegenheit ſeiner Frage her, und beant-
wortet ſie hernach aus dem Exempel des Abra-
hams alſo, daß er zeiget, es ſehe dieſe Heils-
Ordnung ſo wol auf die Heiden, als auf die
Juͤden.

V. 10.

Wie (in welchem aͤuſſerlichen Stande, der
Beſchneidung, oder der Vorhaut) iſt er (der die
Verheiſſung ergreifende Glaube) ihm denn
zugerechnet? Jn der Beſchneidung
(etwa
erſt alsdenn, da er bereits die Beſchneidung an-
genommen hatte?) oder in der Vorhaut (vor
der Beſchneidung? als die er erſt, da er ſchon
99 Jahr alt war, uͤberkommen hatte, nachdem er
die Verheiſſung vom Meßia ſchon bey die 24
Jahr vorher empfangen 1 B. Moſ. 12, 1. ſeqq.
c. 18, 21-24.) ohn Zweifel nicht (erſt) in der
(oder nach der ſo ſpaͤt angenommenen) Be-

ſchnei-
H 3
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[61/0089] Cap. 4, 5-10 an die Roͤmer. hie redet: ein anders, ſeinen Glauben durch die Liebe in guten Wercken thaͤtig erweiſen; darauf der Apoſtel nach dem Exempel Abrahams in ei- nem groſſen Theile dieſes Briefes dringet. So iſt es auch ein anders, in dieſem Verſtande als ein gottloſer gerecht werden, daß man ſei- ne Gottloſigkeit erkennet und bekennet, auch ſchon wircklich in der Bekehrung davon ablaͤſſet: ein anders gottlos ſeyn und bleiben, und ſich dabey doch fuͤr einen gerechtfertigten und glau- bigen halten: da die beharrliche Gottloſig- keit nimmermehr mit dem Glauben beſtehen kan. 2. Zurechnen iſt ein verbum forenſe, ein ſolches Wort, da vor Gerichte das Loͤſe-Geld, was iemand fuͤr den andern zahlet, angeſehen und geachtet wird, als habe es dieſer ſelbſt erle- get, und alſo koͤmmt es gleichſam in ſeine Rech- nung, alſo, daß ſeine Schuld damit getilget wird. Da nun der Glaube das Loͤſe-Geld Chri- ſti ergreifet und ſich zueignet, ſo wird es in Anſe- hung dieſes Loͤſe-Geldes dem glaubenden zur Gerechtigkeit, daß ſeine Schuld damit bezahlet worden, zugerechnet. Wie alſo in dieſem Ver- ſtande von dem Glauben auch geſaget wird, daß er ſelig mache, ob es wol eigentlich Chriſtus ſelbſt thut. V. 6. 7. 8. Nach welcher Weiſe auch David (im 32 Pſalm, da er von der Art und Weiſe redet, wie die Menſchen zur Seligkeit gelangen, aus Eingeben des Heiligen Geiſtes) ſaget, daß die (Seligpreiſung mit der) Seligkeit ſelbſt ſey (nur allein) des Menſchen, welchem GOTT (aus lauter Gnaden, vermoͤge ſeines Glaubens an den Meßiam und ſein Verſoͤhn- Opfer) zurechnet die (uns von ihm nach c. 3, 24. 25. erworbene) Gerechtigkeit, ohne Zu- thun der Wercke (und die damit aufzurichten- de eigne Gerechtigkeit:) v. 7. da er ſpricht: Selig ſind die, welchen ihre Ungerechtig- keit vergeben ſind, und welchen ihre Suͤn- den bedecket ſind: ſelig iſt der Mann, wel- chem GOtt keine Suͤnde zurechnet. Anmerckungen. 1. Paulus behaͤlt in den Davidiſchen Wor- ten die alte Griechiſche Verſion; als darinnen die Hebraiſmi mit unverruͤcktem Wort-Verſtan- de nach der Griechiſchen Mund-Art gegeben ſind. 2. Gleichwie die Suͤnde ihrer Groͤſſe und Vielheit wegen mit unterſchiedlichen Worten bezeichnet wird: ſo wird auch die Rechtferti- gung oder Losſprechung von derſelben, ihres groſſen Nachdrucks wegen, oder da ſie ſo viel auf ſich hat, mit drey Worten erlaͤutert: ver- geben, bedecken, nicht zurechnen. 3. Es iſt aber dieſes die Eigenſchaft der Hei- ligen Schrift, daß, wenn ſie von dem privativo, Suͤnde vergeben oder nicht zurechnen, redet, ſie auch das poſitivum, die Gerechtigkeit Chriſti zurechnen, darunter mit begreifet: gleichwie, ſo oft dieſer poſitiven Zurechnung gedacht wird, auch die Vergebung der Suͤnden darunter mit zu verſtehen iſt: ſintemal eines ohne das andere nicht iſt noch ſeyn kan. Davon haben wir alhie ein deutliches Exempel. Denn da David die Sache nur negative ausſpricht und ſaget: Die Suͤnde nicht zurechnet, ſo ſpricht es Paulus von dem Gegentheil poſitive aus, wenn erſaget: Die Gerechtigkeit zurechnet. Jm uͤbrigen iſt alhier wohl zu mercken, daß David bey der ſo nachdruͤcklichen Beſchreibung der Rechtferti- gung auch die Eigenſchaft des Menſchen, dem ſie zu theil wird, bezeichnet, wenn er ſaget: in des Geiſt kein falſch iſt, d. i. der zu einer un- geheuchelten Buſſe gebracht iſt, daß er keinen boͤ- ſen Vorſatz mehr bey ſich heget, in der Suͤnde, ſonderlich in dieſer und jener, deren er am mei- ſten gewohnet iſt, und dazu er die meiſte Rei- tzung und Gelegenheit hat, zu beharren. Denn wo dieſes iſt, da iſt die Vergebung der Suͤnde nur eine bloſſe Einbildung. 4. Die von David und Paulo angeprieſe- ne Seligkeit beſtehet in der Gerechtigkeit Chri- ſti und in allen uͤbrigen zum Reiche der Gnaden und der Seligkeit gehoͤrigen Heils-Guͤtern: da- von es hernach c. 5, 1. u. f. heißt: Nachdem wir gerecht worden ſind, haben wir Friede mit GOtt. u. ſ. w. V. 9. Nun dieſe Seligkeit (μακαρισμὸς) Se- ligpreiſung) gehet ſie uͤber die Beſchneidung (allein uͤber die glaͤubigen Juͤden,) oder (auch zugleich) uͤber die Vorhaut (die glaͤubigen Hey- den?) Wir muͤſſen ja ſagen (Gr. Denn wir ſagen) daß Abraham ſey ſein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet (daraus ein Juͤde nun zwar erkennen kan, wie man zur Seligkeit komme: aber weil er doch dabey noch wol ver- meinen ſolte, daß dieſer Weg zur Gerechtigkeit und Seligkeit, welcher alſo in dem Stammva- ter der Juden angewieſen, nur die Juden, nicht aber die Heiden angehe; ſo fraget ſich nun billig, ob er nicht auch auf die Heyden zu extendiren ſey?) Anmerckung. Es nimmt demnach Paulus aus dem, was vom Abraham geſaget worden, die Urſache, oder Gelegenheit ſeiner Frage her, und beant- wortet ſie hernach aus dem Exempel des Abra- hams alſo, daß er zeiget, es ſehe dieſe Heils- Ordnung ſo wol auf die Heiden, als auf die Juͤden. V. 10. Wie (in welchem aͤuſſerlichen Stande, der Beſchneidung, oder der Vorhaut) iſt er (der die Verheiſſung ergreifende Glaube) ihm denn zugerechnet? Jn der Beſchneidung (etwa erſt alsdenn, da er bereits die Beſchneidung an- genommen hatte?) oder in der Vorhaut (vor der Beſchneidung? als die er erſt, da er ſchon 99 Jahr alt war, uͤberkommen hatte, nachdem er die Verheiſſung vom Meßia ſchon bey die 24 Jahr vorher empfangen 1 B. Moſ. 12, 1. ſeqq. c. 18, 21-24.) ohn Zweifel nicht (erſt) in der (oder nach der ſo ſpaͤt angenommenen) Be- ſchnei- H 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/89>, abgerufen am 21.11.2024.