Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklärung des Briefes Pauli Cap. 4, v. 18-24.
[Spaltenumbruch] deren eines das andere bekräftiget und erläutert.
Wie denn dem, der die Schöpfung gläubet,
auch die Auferstehung der Todten zu glauben so
schwer nicht ist.
4. Jn dem nachfolgenden wird der Glaube
Abrahams nach seiner besondern Grösse und
Kraft beschrieben, um damit so viel mehr zu zei-
gen, wie er des Nachruhms, ein Vater der
Gläubigen
zu heissen, wohl wehrt sey.
V. 18.

Und der hat geglaubet auf Hoffnung
(der gewissen Erfüllung) da (zur Erzeugung ei-
nes Sohnes natürlicher weise) nichts zu hof-
fen war, auf daß er würde
(daher denn ge-
schehen ist, daß er worden) ein Vater vieler
Heiden: wie denn zu ihm gesaget ist: Also

(nemlich wie die Sternen am Himmel 1B. Mos.
15, 5. 6.) soll dein Saame seyn, (welches er
bey seinen Umständen wider alle natürliche Hoff-
nung geglaubet hat.)

Anmerckung.

Diese grosse Verheissung gehet ihrer Erfül-
lung nach auf alle Periodos der Zeiten des neuen
Testaments; und also auch auf die allerletzte, da
nebst der ietzo noch ungläubigen Judenschaft auch
die Fülle der ietzo noch abgöttischen Heiden in
das Reich CHristi eingehen wird. Davon her-
nach Cap. 11, 25. wie auch in der Erklärung der
Offenbahrung Johannis mit mehrern wird ge-
handelt werden.

V. 19.

Und (ob gleich die Verheissung sich in der
Erfüllung so bald noch nicht einstellete, und es
ihm daher auch an Versuchungen nicht wird ge-
fehlet haben, so) ward er (doch) nicht schwach
im Glauben, sahe auch nicht an seinen eige-
nen Leib, welcher schon erstorben war,
weil er fast hundertjährig war, auch nicht
den erstorbenen Leib der Sara.

Anmerckungen.
1. Da Abraham schon 86 Jahr alt war,
wurde ihm Jsmael von der Hagar gebohren: von
welcher Zeit an bis an das 99 Jahr er seine Natur
dergestalt entkräftet gefunden, daß er zum Kin-
derzeugen keine Hoffnung mehr hatte. Da er
aber gegen das hundertste Jahr die gantz speciale
Verheissung von dem Jsaac empfing, und er der-
selben völligen Glauben zustellete; so wurde von
der Zeit an seine Natur dermassen von GOTT
gestärcket, und gleichsam verjüngert, daß er nicht
allein noch 75 Jahr über das hundertste lebte, son-
dern auch nach der Sara Tod die Kethura zum
Weibe nahm, und mit ihr noch sechs Söhne zeu-
gete, 1 B. 25, 1. seqq.
2. Bey der Sara kam zu der natürlichen
Unfruchtbarkeit auch das Alter: und war also
natürlicher weise so viel weniger Hoffnung von
Erzeugung eines Sohns übrig.
3. Wenn man diesen Ort Pauli mit dem
1 B. Mos. 17, 17. zusammen hält, da es heißt:
Soll mir hundert Jahr alt ein Kind ge-
bohren werden, und Sara neunzig Jahr
[Spaltenumbruch] gebähren?
so siehet man wohl, daß diese Wor-
te mehr eine Verwunderung, als Schwachgläu-
bigkeit, bey Abraham anzeigen.
V. 20. 21. 22.

Denn er zweifelte (Gr. Er zweifelte aber,
nemlich bey solcher Beschaffenheit) nicht an der
Verheissung
(von dem Sohne, welche die von
CHristo, und dem von ihm über alle Völcker sich
auszubreitenden geistlichen und himmlischen Se-
gen mit in sich fassete) durch Unglauben son-
dern er ward starck im Glauben,
(also, daß
sein Glaube, ausser der gemeinen Eigenschaft,
nach welcher er den neuen Menschen nähret und
stärcket, wie oben bey c. 3. gedacht, recht heroi-
scher Art wurde) und gab GOTT die Ehre,
(wie die Ehre der Wahrheit in seinen Verheissun-
gen, also auch die Ehre der grossen Gnade gegen
das menschliche Geschlecht; und nicht weniger
die Ehre der Weisheit und der Allmacht, alles
aufs beste und gewisseste zu seiner Zeit auszufüh-
ren. Wie denn überhaupt des Glaubens Ei-
genschaft ist, GOTT über alles zu erheben und
zu verehren; da hingegen GOTT durch nichts
mehr verunehret wird, als durch den Unglauben.)
V. 21. Und wuste aufs allergewisseste,
(plerophoretheis war gleichsam wie ein Schiff,
das unter gutem Winde mit ausgespanneten
Segeln glücklich vor allen Klippen vorbey in den
Hafen einläuft) daß, was GOTT verheisset,
das kan er auch thun.
(Siehe auch Ps. 115, 3.
Luc. 1, 37. Eph. 3, 20.) V. 22. Darum (da-
her es denn geschehen ist, daß etc. siehe bey eben
dieser Materie in dieser Bedeutung die particulas
dio kai Hebr. 11, 12. conf. Phil. 2, 9.) ist es (nem-
lich das, was verheissen war v. 21. als er darin-
nen sonderlich auf den Kern, auf den Meßiam, sa-
he) ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.

V. 23. 24.

Das ist aber nicht geschrieben allein
um seinet willen, daß es ihm zugerechnet
ist:
V. 24. sondern auch um unsert willen,
welchen es soll zugerechnet werden, so wir
gläuben an den, der unsern HErrn JE-
sum auferwecket hat von den Todten;
(an
GOTT, den himmlischen Vater, nicht weniger
aber auch, wie aus so vielen andern Schrift-
Stellen, und aus der GOttheit CHristi, erhel-
let, an JESUM CHristum seinen Sohn, der,
gleichwie er durch die herrliche Macht des Va-
ters von den Todten erwecket ist, Rom. 6, 4.
also hat er sich auch in Ansehung seiner göttli-
chen Natur, die er mit dem Vater und Heiligen
Geiste gemein hat, selbst auferwecket, wie er denn
auch daher sich selbst nennet die Auferstehung
und das Leben
Joh. 11, 25. und bezeuget, daß
er den Tempel seines Leibes am dritten Ta-
ge selbst wieder aufrichten wolle
Joh. 2, 19.
21. 22. als der die Macht hätte, wie das Leben
zu lassen, es also auch wieder zu nehmen

Joh. 10, 18.

Anmerckungen.
1. Jn den Worten: Es ist geschrieben
nicht allein um seinet willen, sondern auch

um
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 4, v. 18-24.
[Spaltenumbruch] deren eines das andere bekraͤftiget und erlaͤutert.
Wie denn dem, der die Schoͤpfung glaͤubet,
auch die Auferſtehung der Todten zu glauben ſo
ſchwer nicht iſt.
4. Jn dem nachfolgenden wird der Glaube
Abrahams nach ſeiner beſondern Groͤſſe und
Kraft beſchrieben, um damit ſo viel mehr zu zei-
gen, wie er des Nachruhms, ein Vater der
Glaͤubigen
zu heiſſen, wohl wehrt ſey.
V. 18.

Und der hat geglaubet auf Hoffnung
(der gewiſſen Erfuͤllung) da (zur Erzeugung ei-
nes Sohnes natuͤrlicher weiſe) nichts zu hof-
fen war, auf daß er wuͤrde
(daher denn ge-
ſchehen iſt, daß er worden) ein Vater vieler
Heiden: wie denn zu ihm geſaget iſt: Alſo

(nemlich wie die Sternen am Himmel 1B. Moſ.
15, 5. 6.) ſoll dein Saame ſeyn, (welches er
bey ſeinen Umſtaͤnden wider alle natuͤrliche Hoff-
nung geglaubet hat.)

Anmerckung.

Dieſe groſſe Verheiſſung gehet ihrer Erfuͤl-
lung nach auf alle Periodos der Zeiten des neuen
Teſtaments; und alſo auch auf die allerletzte, da
nebſt der ietzo noch unglaͤubigen Judenſchaft auch
die Fuͤlle der ietzo noch abgoͤttiſchen Heiden in
das Reich CHriſti eingehen wird. Davon her-
nach Cap. 11, 25. wie auch in der Erklaͤrung der
Offenbahrung Johannis mit mehrern wird ge-
handelt werden.

V. 19.

Und (ob gleich die Verheiſſung ſich in der
Erfuͤllung ſo bald noch nicht einſtellete, und es
ihm daher auch an Verſuchungen nicht wird ge-
fehlet haben, ſo) ward er (doch) nicht ſchwach
im Glauben, ſahe auch nicht an ſeinen eige-
nen Leib, welcher ſchon erſtorben war,
weil er faſt hundertjaͤhrig war, auch nicht
den erſtorbenen Leib der Sara.

Anmerckungen.
1. Da Abraham ſchon 86 Jahr alt war,
wurde ihm Jſmael von der Hagar gebohren: von
welcher Zeit an bis an das 99 Jahr er ſeine Natur
dergeſtalt entkraͤftet gefunden, daß er zum Kin-
derzeugen keine Hoffnung mehr hatte. Da er
aber gegen das hundertſte Jahr die gantz ſpeciale
Verheiſſung von dem Jſaac empfing, und er der-
ſelben voͤlligen Glauben zuſtellete; ſo wurde von
der Zeit an ſeine Natur dermaſſen von GOTT
geſtaͤrcket, und gleichſam verjuͤngert, daß er nicht
allein noch 75 Jahr uͤber das hundertſte lebte, ſon-
dern auch nach der Sara Tod die Kethura zum
Weibe nahm, und mit ihr noch ſechs Soͤhne zeu-
gete, 1 B. 25, 1. ſeqq.
2. Bey der Sara kam zu der natuͤrlichen
Unfruchtbarkeit auch das Alter: und war alſo
natuͤrlicher weiſe ſo viel weniger Hoffnung von
Erzeugung eines Sohns uͤbrig.
3. Wenn man dieſen Ort Pauli mit dem
1 B. Moſ. 17, 17. zuſammen haͤlt, da es heißt:
Soll mir hundert Jahr alt ein Kind ge-
bohren werden, und Sara neunzig Jahr
[Spaltenumbruch] gebaͤhren?
ſo ſiehet man wohl, daß dieſe Wor-
te mehr eine Verwunderung, als Schwachglaͤu-
bigkeit, bey Abraham anzeigen.
V. 20. 21. 22.

Denn er zweifelte (Gr. Er zweifelte aber,
nemlich bey ſolcher Beſchaffenheit) nicht an der
Verheiſſung
(von dem Sohne, welche die von
CHriſto, und dem von ihm uͤber alle Voͤlcker ſich
auszubreitenden geiſtlichen und himmliſchen Se-
gen mit in ſich faſſete) durch Unglauben ſon-
dern er ward ſtarck im Glauben,
(alſo, daß
ſein Glaube, auſſer der gemeinen Eigenſchaft,
nach welcher er den neuen Menſchen naͤhret und
ſtaͤrcket, wie oben bey c. 3. gedacht, recht heroi-
ſcher Art wurde) und gab GOTT die Ehre,
(wie die Ehre der Wahrheit in ſeinen Verheiſſun-
gen, alſo auch die Ehre der groſſen Gnade gegen
das menſchliche Geſchlecht; und nicht weniger
die Ehre der Weisheit und der Allmacht, alles
aufs beſte und gewiſſeſte zu ſeiner Zeit auszufuͤh-
ren. Wie denn uͤberhaupt des Glaubens Ei-
genſchaft iſt, GOTT uͤber alles zu erheben und
zu verehren; da hingegen GOTT durch nichts
mehr verunehret wird, als durch den Unglauben.)
V. 21. Und wuſte aufs allergewiſſeſte,
(πληροφορηϑεὶς war gleichſam wie ein Schiff,
das unter gutem Winde mit ausgeſpanneten
Segeln gluͤcklich vor allen Klippen vorbey in den
Hafen einlaͤuft) daß, was GOTT verheiſſet,
das kan er auch thun.
(Siehe auch Pſ. 115, 3.
Luc. 1, 37. Eph. 3, 20.) V. 22. Darum (da-
her es denn geſchehen iſt, daß ꝛc. ſiehe bey eben
dieſer Materie in dieſer Bedeutung die particulas
διὸ καὶ Hebr. 11, 12. conf. Phil. 2, 9.) iſt es (nem-
lich das, was verheiſſen war v. 21. als er darin-
nen ſonderlich auf den Kern, auf den Meßiam, ſa-
he) ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.

V. 23. 24.

Das iſt aber nicht geſchrieben allein
um ſeinet willen, daß es ihm zugerechnet
iſt:
V. 24. ſondern auch um unſert willen,
welchen es ſoll zugerechnet werden, ſo wir
glaͤuben an den, der unſern HErrn JE-
ſum auferwecket hat von den Todten;
(an
GOTT, den himmliſchen Vater, nicht weniger
aber auch, wie aus ſo vielen andern Schrift-
Stellen, und aus der GOttheit CHriſti, erhel-
let, an JESUM CHriſtum ſeinen Sohn, der,
gleichwie er durch die herrliche Macht des Va-
ters von den Todten erwecket iſt, Rom. 6, 4.
alſo hat er ſich auch in Anſehung ſeiner goͤttli-
chen Natur, die er mit dem Vater und Heiligen
Geiſte gemein hat, ſelbſt auferwecket, wie er denn
auch daher ſich ſelbſt nennet die Auferſtehung
und das Leben
Joh. 11, 25. und bezeuget, daß
er den Tempel ſeines Leibes am dritten Ta-
ge ſelbſt wieder aufrichten wolle
Joh. 2, 19.
21. 22. als der die Macht haͤtte, wie das Leben
zu laſſen, es alſo auch wieder zu nehmen

Joh. 10, 18.

Anmerckungen.
1. Jn den Worten: Es iſt geſchrieben
nicht allein um ſeinet willen, ſondern auch

um
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0092" n="64"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des Briefes Pauli <hi rendition="#et">Cap. 4, v. 18-24.</hi></hi></fw><lb/><cb/>
deren eines das andere bekra&#x0364;ftiget und erla&#x0364;utert.<lb/>
Wie denn dem, der die Scho&#x0364;pfung gla&#x0364;ubet,<lb/>
auch die Aufer&#x017F;tehung der Todten zu glauben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwer nicht i&#x017F;t.</item><lb/>
                <item>4. Jn dem nachfolgenden wird der Glaube<lb/>
Abrahams nach &#x017F;einer be&#x017F;ondern Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
Kraft be&#x017F;chrieben, um damit &#x017F;o viel mehr zu zei-<lb/>
gen, wie er des Nachruhms, ein <hi rendition="#fr">Vater der<lb/>
Gla&#x0364;ubigen</hi> zu hei&#x017F;&#x017F;en, wohl wehrt &#x017F;ey.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 18.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Und der hat geglaubet auf Hoffnung</hi><lb/>
(der gewi&#x017F;&#x017F;en Erfu&#x0364;llung) <hi rendition="#fr">da</hi> (zur Erzeugung ei-<lb/>
nes Sohnes natu&#x0364;rlicher wei&#x017F;e) <hi rendition="#fr">nichts zu hof-<lb/>
fen war, auf daß er wu&#x0364;rde</hi> (daher denn ge-<lb/>
&#x017F;chehen i&#x017F;t, daß er worden) <hi rendition="#fr">ein Vater vieler<lb/>
Heiden: wie denn zu ihm ge&#x017F;aget i&#x017F;t: Al&#x017F;o</hi><lb/>
(nemlich wie die Sternen am Himmel 1B. Mo&#x017F;.<lb/>
15, 5. 6.) <hi rendition="#fr">&#x017F;oll dein Saame &#x017F;eyn,</hi> (welches er<lb/>
bey &#x017F;einen Um&#x017F;ta&#x0364;nden wider alle natu&#x0364;rliche Hoff-<lb/>
nung geglaubet hat.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>Die&#x017F;e gro&#x017F;&#x017F;e Verhei&#x017F;&#x017F;ung gehet ihrer Erfu&#x0364;l-<lb/>
lung nach auf alle <hi rendition="#aq">Periodos</hi> der Zeiten des neuen<lb/>
Te&#x017F;taments; und al&#x017F;o auch auf die allerletzte, da<lb/>
neb&#x017F;t der ietzo noch ungla&#x0364;ubigen Juden&#x017F;chaft auch<lb/>
die Fu&#x0364;lle der ietzo noch abgo&#x0364;tti&#x017F;chen Heiden in<lb/>
das Reich CHri&#x017F;ti eingehen wird. Davon her-<lb/>
nach Cap. 11, 25. wie auch in der Erkla&#x0364;rung der<lb/>
Offenbahrung Johannis mit mehrern wird ge-<lb/>
handelt werden.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 19.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Und</hi> (ob gleich die Verhei&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;ich in der<lb/>
Erfu&#x0364;llung &#x017F;o bald noch nicht ein&#x017F;tellete, und es<lb/>
ihm daher auch an Ver&#x017F;uchungen nicht wird ge-<lb/>
fehlet haben, &#x017F;o) <hi rendition="#fr">ward er</hi> (doch) <hi rendition="#fr">nicht &#x017F;chwach<lb/>
im Glauben, &#x017F;ahe auch nicht an &#x017F;einen eige-<lb/>
nen Leib, welcher &#x017F;chon er&#x017F;torben war,<lb/>
weil er fa&#x017F;t hundertja&#x0364;hrig war, auch nicht<lb/>
den er&#x017F;torbenen Leib der Sara.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Da Abraham &#x017F;chon 86 Jahr alt war,<lb/>
wurde ihm J&#x017F;mael von der Hagar gebohren: von<lb/>
welcher Zeit an bis an das 99 Jahr er &#x017F;eine Natur<lb/>
derge&#x017F;talt entkra&#x0364;ftet gefunden, daß er zum Kin-<lb/>
derzeugen keine Hoffnung mehr hatte. Da er<lb/>
aber gegen das hundert&#x017F;te Jahr die gantz <hi rendition="#aq">&#x017F;pecial</hi>e<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ung von dem J&#x017F;aac empfing, und er der-<lb/>
&#x017F;elben vo&#x0364;lligen Glauben zu&#x017F;tellete; &#x017F;o wurde von<lb/>
der Zeit an &#x017F;eine Natur derma&#x017F;&#x017F;en von GOTT<lb/>
ge&#x017F;ta&#x0364;rcket, und gleich&#x017F;am verju&#x0364;ngert, daß er nicht<lb/>
allein noch 75 Jahr u&#x0364;ber das hundert&#x017F;te lebte, &#x017F;on-<lb/>
dern auch nach der Sara Tod die Kethura zum<lb/>
Weibe nahm, und mit ihr noch &#x017F;echs So&#x0364;hne zeu-<lb/>
gete, 1 B. 25, 1. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi></item><lb/>
                <item>2. Bey der Sara kam zu der natu&#x0364;rlichen<lb/>
Unfruchtbarkeit auch das Alter: und war al&#x017F;o<lb/>
natu&#x0364;rlicher wei&#x017F;e &#x017F;o viel weniger Hoffnung von<lb/>
Erzeugung eines Sohns u&#x0364;brig.</item><lb/>
                <item>3. Wenn man die&#x017F;en Ort Pauli mit dem<lb/>
1 B. Mo&#x017F;. 17, 17. zu&#x017F;ammen ha&#x0364;lt, da es heißt:<lb/><hi rendition="#fr">Soll mir hundert Jahr alt ein Kind ge-<lb/>
bohren werden, und Sara neunzig Jahr<lb/><cb/>
geba&#x0364;hren?</hi> &#x017F;o &#x017F;iehet man wohl, daß die&#x017F;e Wor-<lb/>
te mehr eine Verwunderung, als Schwachgla&#x0364;u-<lb/>
bigkeit, bey Abraham anzeigen.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 20. 21. 22.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn er zweifelte</hi> (Gr. Er zweifelte <hi rendition="#fr">aber,</hi><lb/>
nemlich bey &#x017F;olcher Be&#x017F;chaffenheit) <hi rendition="#fr">nicht an der<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ung</hi> (von dem Sohne, welche die von<lb/>
CHri&#x017F;to, und dem von ihm u&#x0364;ber alle Vo&#x0364;lcker &#x017F;ich<lb/>
auszubreitenden gei&#x017F;tlichen und himmli&#x017F;chen Se-<lb/>
gen mit in &#x017F;ich fa&#x017F;&#x017F;ete) <hi rendition="#fr">durch Unglauben &#x017F;on-<lb/>
dern er ward &#x017F;tarck im Glauben,</hi> (al&#x017F;o, daß<lb/>
&#x017F;ein Glaube, au&#x017F;&#x017F;er der gemeinen Eigen&#x017F;chaft,<lb/>
nach welcher er den neuen Men&#x017F;chen na&#x0364;hret und<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket, wie oben bey c. 3. gedacht, recht <hi rendition="#aq">heroi-</hi><lb/>
&#x017F;cher Art wurde) <hi rendition="#fr">und gab GOTT die Ehre,</hi><lb/>
(wie die Ehre der Wahrheit in &#x017F;einen Verhei&#x017F;&#x017F;un-<lb/>
gen, al&#x017F;o auch die Ehre der gro&#x017F;&#x017F;en Gnade gegen<lb/>
das men&#x017F;chliche Ge&#x017F;chlecht; und nicht weniger<lb/>
die Ehre der Weisheit und der Allmacht, alles<lb/>
aufs be&#x017F;te und gewi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te zu &#x017F;einer Zeit auszufu&#x0364;h-<lb/>
ren. Wie denn u&#x0364;berhaupt des Glaubens Ei-<lb/>
gen&#x017F;chaft i&#x017F;t, GOTT u&#x0364;ber alles zu erheben und<lb/>
zu verehren; da hingegen GOTT durch nichts<lb/>
mehr verunehret wird, als durch den Unglauben.)<lb/>
V. 21. <hi rendition="#fr">Und wu&#x017F;te aufs allergewi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te,</hi><lb/>
(&#x03C0;&#x03BB;&#x03B7;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C6;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B7;&#x03D1;&#x03B5;&#x1F76;&#x03C2; war gleich&#x017F;am wie ein Schiff,<lb/>
das unter gutem Winde mit ausge&#x017F;panneten<lb/>
Segeln glu&#x0364;cklich vor allen Klippen vorbey in den<lb/>
Hafen einla&#x0364;uft) <hi rendition="#fr">daß, was GOTT verhei&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
das kan er auch thun.</hi> (Siehe auch P&#x017F;. 115, 3.<lb/>
Luc. 1, 37. Eph. 3, 20.) V. 22. <hi rendition="#fr">Darum</hi> (da-<lb/>
her es denn ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, daß &#xA75B;c. &#x017F;iehe bey eben<lb/>
die&#x017F;er Materie in die&#x017F;er Bedeutung die <hi rendition="#aq">particulas</hi><lb/>
&#x03B4;&#x03B9;&#x1F78; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; Hebr. 11, 12. <hi rendition="#aq">conf.</hi> Phil. 2, 9.) <hi rendition="#fr">i&#x017F;t es</hi> (nem-<lb/>
lich das, was verhei&#x017F;&#x017F;en war v. 21. als er darin-<lb/>
nen &#x017F;onderlich auf den Kern, auf den Meßiam, &#x017F;a-<lb/>
he) <hi rendition="#fr">ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 23. 24.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Das i&#x017F;t aber nicht ge&#x017F;chrieben allein<lb/>
um &#x017F;einet willen, daß es ihm zugerechnet<lb/>
i&#x017F;t:</hi> V. 24. <hi rendition="#fr">&#x017F;ondern auch um un&#x017F;ert willen,<lb/>
welchen es &#x017F;oll zugerechnet werden, &#x017F;o wir<lb/>
gla&#x0364;uben an den, der un&#x017F;ern HErrn JE-<lb/>
&#x017F;um auferwecket hat von den Todten;</hi> (an<lb/>
GOTT, den himmli&#x017F;chen Vater, nicht weniger<lb/>
aber auch, wie aus &#x017F;o vielen andern Schrift-<lb/>
Stellen, und aus der GOttheit CHri&#x017F;ti, erhel-<lb/>
let, an JESUM CHri&#x017F;tum &#x017F;einen Sohn, der,<lb/>
gleichwie er durch die herrliche Macht des Va-<lb/>
ters von den Todten erwecket i&#x017F;t, Rom. 6, 4.<lb/>
al&#x017F;o hat er &#x017F;ich auch in An&#x017F;ehung &#x017F;einer go&#x0364;ttli-<lb/>
chen Natur, die er mit dem Vater und Heiligen<lb/>
Gei&#x017F;te gemein hat, &#x017F;elb&#x017F;t auferwecket, wie er denn<lb/>
auch daher &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nennet <hi rendition="#fr">die Aufer&#x017F;tehung<lb/>
und das Leben</hi> Joh. 11, 25. und bezeuget, daß<lb/>
er <hi rendition="#fr">den Tempel &#x017F;eines Leibes am dritten Ta-<lb/>
ge &#x017F;elb&#x017F;t wieder aufrichten wolle</hi> Joh. 2, 19.<lb/>
21. 22. als der die Macht ha&#x0364;tte, wie das <hi rendition="#fr">Leben<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en, es al&#x017F;o auch wieder zu nehmen</hi><lb/>
Joh. 10, 18.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Jn den Worten: <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t ge&#x017F;chrieben<lb/>
nicht allein um &#x017F;einet willen, &#x017F;ondern auch</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">um</hi></fw><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0092] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 4, v. 18-24. deren eines das andere bekraͤftiget und erlaͤutert. Wie denn dem, der die Schoͤpfung glaͤubet, auch die Auferſtehung der Todten zu glauben ſo ſchwer nicht iſt. 4. Jn dem nachfolgenden wird der Glaube Abrahams nach ſeiner beſondern Groͤſſe und Kraft beſchrieben, um damit ſo viel mehr zu zei- gen, wie er des Nachruhms, ein Vater der Glaͤubigen zu heiſſen, wohl wehrt ſey. V. 18. Und der hat geglaubet auf Hoffnung (der gewiſſen Erfuͤllung) da (zur Erzeugung ei- nes Sohnes natuͤrlicher weiſe) nichts zu hof- fen war, auf daß er wuͤrde (daher denn ge- ſchehen iſt, daß er worden) ein Vater vieler Heiden: wie denn zu ihm geſaget iſt: Alſo (nemlich wie die Sternen am Himmel 1B. Moſ. 15, 5. 6.) ſoll dein Saame ſeyn, (welches er bey ſeinen Umſtaͤnden wider alle natuͤrliche Hoff- nung geglaubet hat.) Anmerckung. Dieſe groſſe Verheiſſung gehet ihrer Erfuͤl- lung nach auf alle Periodos der Zeiten des neuen Teſtaments; und alſo auch auf die allerletzte, da nebſt der ietzo noch unglaͤubigen Judenſchaft auch die Fuͤlle der ietzo noch abgoͤttiſchen Heiden in das Reich CHriſti eingehen wird. Davon her- nach Cap. 11, 25. wie auch in der Erklaͤrung der Offenbahrung Johannis mit mehrern wird ge- handelt werden. V. 19. Und (ob gleich die Verheiſſung ſich in der Erfuͤllung ſo bald noch nicht einſtellete, und es ihm daher auch an Verſuchungen nicht wird ge- fehlet haben, ſo) ward er (doch) nicht ſchwach im Glauben, ſahe auch nicht an ſeinen eige- nen Leib, welcher ſchon erſtorben war, weil er faſt hundertjaͤhrig war, auch nicht den erſtorbenen Leib der Sara. Anmerckungen. 1. Da Abraham ſchon 86 Jahr alt war, wurde ihm Jſmael von der Hagar gebohren: von welcher Zeit an bis an das 99 Jahr er ſeine Natur dergeſtalt entkraͤftet gefunden, daß er zum Kin- derzeugen keine Hoffnung mehr hatte. Da er aber gegen das hundertſte Jahr die gantz ſpeciale Verheiſſung von dem Jſaac empfing, und er der- ſelben voͤlligen Glauben zuſtellete; ſo wurde von der Zeit an ſeine Natur dermaſſen von GOTT geſtaͤrcket, und gleichſam verjuͤngert, daß er nicht allein noch 75 Jahr uͤber das hundertſte lebte, ſon- dern auch nach der Sara Tod die Kethura zum Weibe nahm, und mit ihr noch ſechs Soͤhne zeu- gete, 1 B. 25, 1. ſeqq. 2. Bey der Sara kam zu der natuͤrlichen Unfruchtbarkeit auch das Alter: und war alſo natuͤrlicher weiſe ſo viel weniger Hoffnung von Erzeugung eines Sohns uͤbrig. 3. Wenn man dieſen Ort Pauli mit dem 1 B. Moſ. 17, 17. zuſammen haͤlt, da es heißt: Soll mir hundert Jahr alt ein Kind ge- bohren werden, und Sara neunzig Jahr gebaͤhren? ſo ſiehet man wohl, daß dieſe Wor- te mehr eine Verwunderung, als Schwachglaͤu- bigkeit, bey Abraham anzeigen. V. 20. 21. 22. Denn er zweifelte (Gr. Er zweifelte aber, nemlich bey ſolcher Beſchaffenheit) nicht an der Verheiſſung (von dem Sohne, welche die von CHriſto, und dem von ihm uͤber alle Voͤlcker ſich auszubreitenden geiſtlichen und himmliſchen Se- gen mit in ſich faſſete) durch Unglauben ſon- dern er ward ſtarck im Glauben, (alſo, daß ſein Glaube, auſſer der gemeinen Eigenſchaft, nach welcher er den neuen Menſchen naͤhret und ſtaͤrcket, wie oben bey c. 3. gedacht, recht heroi- ſcher Art wurde) und gab GOTT die Ehre, (wie die Ehre der Wahrheit in ſeinen Verheiſſun- gen, alſo auch die Ehre der groſſen Gnade gegen das menſchliche Geſchlecht; und nicht weniger die Ehre der Weisheit und der Allmacht, alles aufs beſte und gewiſſeſte zu ſeiner Zeit auszufuͤh- ren. Wie denn uͤberhaupt des Glaubens Ei- genſchaft iſt, GOTT uͤber alles zu erheben und zu verehren; da hingegen GOTT durch nichts mehr verunehret wird, als durch den Unglauben.) V. 21. Und wuſte aufs allergewiſſeſte, (πληροφορηϑεὶς war gleichſam wie ein Schiff, das unter gutem Winde mit ausgeſpanneten Segeln gluͤcklich vor allen Klippen vorbey in den Hafen einlaͤuft) daß, was GOTT verheiſſet, das kan er auch thun. (Siehe auch Pſ. 115, 3. Luc. 1, 37. Eph. 3, 20.) V. 22. Darum (da- her es denn geſchehen iſt, daß ꝛc. ſiehe bey eben dieſer Materie in dieſer Bedeutung die particulas διὸ καὶ Hebr. 11, 12. conf. Phil. 2, 9.) iſt es (nem- lich das, was verheiſſen war v. 21. als er darin- nen ſonderlich auf den Kern, auf den Meßiam, ſa- he) ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. V. 23. 24. Das iſt aber nicht geſchrieben allein um ſeinet willen, daß es ihm zugerechnet iſt: V. 24. ſondern auch um unſert willen, welchen es ſoll zugerechnet werden, ſo wir glaͤuben an den, der unſern HErrn JE- ſum auferwecket hat von den Todten; (an GOTT, den himmliſchen Vater, nicht weniger aber auch, wie aus ſo vielen andern Schrift- Stellen, und aus der GOttheit CHriſti, erhel- let, an JESUM CHriſtum ſeinen Sohn, der, gleichwie er durch die herrliche Macht des Va- ters von den Todten erwecket iſt, Rom. 6, 4. alſo hat er ſich auch in Anſehung ſeiner goͤttli- chen Natur, die er mit dem Vater und Heiligen Geiſte gemein hat, ſelbſt auferwecket, wie er denn auch daher ſich ſelbſt nennet die Auferſtehung und das Leben Joh. 11, 25. und bezeuget, daß er den Tempel ſeines Leibes am dritten Ta- ge ſelbſt wieder aufrichten wolle Joh. 2, 19. 21. 22. als der die Macht haͤtte, wie das Leben zu laſſen, es alſo auch wieder zu nehmen Joh. 10, 18. Anmerckungen. 1. Jn den Worten: Es iſt geſchrieben nicht allein um ſeinet willen, ſondern auch um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/92
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/92>, abgerufen am 21.11.2024.