Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 5, v. 2. 3. an die Römer. [Spaltenumbruch]
Haltung des ersten und andern Adams Christi,ihrer Nothwendigkeit und Beschaffenheit nach erläutert. Doch ist zu mercken, daß der Apostel nicht von allen Heils-Gütern handelt, sondern nur von etlichen, wie er denn cap. 8. derselben noch mehrere anpreiset. 4. Der Friede bey oder mit GOtt führet auch mit sich den Frieden in GOtt; als wel- cher ist eine solche Beruhigung des durch die Anklage des Gesetzes und der Sünde verunru- higet gewesenen Gewissens, da der Mensch un- ter dem wircklichen Genuß der Gnade GOttes, und grosser Zufriedenheit zuversichtlich in GOtt ruhet, und vermöge dieser Ruhe auch seines zeit- lichen Lebens auf gewisse Art froh wird, oder er- fähret, daß man es bey dem Dienste GOttes gut, und unendlich besser habe, als bey dem sündlichen Dienste dieser Welt. 5. Was Paulus alhier von der Rechtfer- tigung und von dem daraus fliessenden Frieden bey GOtt und in GOtt schreibet, das erläutert er gar fein im 17ten Vers des 14ten Capitels, wenn er saget: Das Reich GOttes ist (die in der Rechtfertigung zugerechnete) Gerechtig- keit, und Friede und Freude in dem Heili- gen Geiste. 6. Man hat sich aber wohl vorzusehen, daß ei- ne fleischliche Sicherheit nicht für den Frie- den mit und in GOtt gehalten werde, oder diese nicht in jene durch den Betrug der Sünde sich verwandele. Jenes geschiehet, wo man sich die Gerechtigkeit Christi ohne die Ordnung der wahren Hertzens-Aenderung, darinnen der wahre Glaube gebohren wird, zueignet: Die- ses aber, wo man das Geschenck der Glaubens- Gerechtigkeit nicht in einem guten und reinen Gewissen bewahret, sondern dieses von sich stos- set, und also auch an jenem Schiffbruch leidet 1 Tim. 1, 19.; und doch vermeinet, man habe es noch. V. 2. Durch welchen (als den wahren Hohen- Anmerckungen. 1. Die Redens-Art, einen Zugang zu GOtt haben, stehet, als ein Gegenbild, ent- gegen dem Vorbilde bey dem Levitischen Gottes- dienste, da sich niemand zum Altar und ins Hei- lige nahen durfte, als die Priester; und niemand durfte ins Allerheiligste gehen, als der Hoheprie- ster; und zwar mit fremdem Opfer-Blute. Nachdem nun Christus einmal bey Vergiessung seines eignen Bluts zur Versöhnung für uns in den Himmel der Herrlichkeit eingegangen ist, und der Vorhang, welchen der Fluch des Gese- tzes davor gezogen hatte, hinweg genommen (zu welches Anzeigung der Levitische Vorhang vor dem Allerheiligsten, da Christus am Creu- tze starb, von sich selbst zerreissen müssen Matth. 27, 51.) und also nunmehro alle Gläubigen kön- nen zum Gnaden-Stul treten und davor gerecht gesprochen worden: so haben denn diejenigen, welche diesen offnen Zutritt im Glauben zu ih- rer Rechtfertigung einmal gefunden haben, ei- nen beständigen Zugang zu demselben. Eph. 2, 18. 3, 12. Hebr. 4, 16. 10, 19 - - - 23. 1 Petr. 3, 18. 2. Und dieser freye Zugang schliesset alle Vermittelung und Vorbitte der Heiligen aus, geschiehet unmittelbar in Christo und durch Christum, den einigen Mittler. Von welcher Apostolischen Lehre nun leider von so langer Zeit her die Römische Kirche abgewichen ist. 3. Gleichwie nun dieser Zugang die Würde des geistlichen Priesterthums an- zeiget; als welcher aus der Gnade der Salbung in dem priesterlichen Schmucke der geschenckten Gerechtigkeit geschiehet: so ist er mehr eine un- schätzbare Wohlthat, als eine Pflicht, und wird am meisten im Gebet ausgeübet, zeiget auch die wahre Beschaffenheit des Gläubigen Gebets gar nachdrücklich an, als in welchem wir uns zu GOtt nahen, undzu GOTT gehen. V. 3. Nicht allein aber das (nicht allein aber Meine J 2
Cap. 5, v. 2. 3. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
Haltung des erſten und andern Adams Chriſti,ihrer Nothwendigkeit und Beſchaffenheit nach erlaͤutert. Doch iſt zu mercken, daß der Apoſtel nicht von allen Heils-Guͤtern handelt, ſondern nur von etlichen, wie er denn cap. 8. derſelben noch mehrere anpreiſet. 4. Der Friede bey oder mit GOtt fuͤhret auch mit ſich den Frieden in GOtt; als wel- cher iſt eine ſolche Beruhigung des durch die Anklage des Geſetzes und der Suͤnde verunru- higet geweſenen Gewiſſens, da der Menſch un- ter dem wircklichen Genuß der Gnade GOttes, und groſſer Zufriedenheit zuverſichtlich in GOtt ruhet, und vermoͤge dieſer Ruhe auch ſeines zeit- lichen Lebens auf gewiſſe Art froh wird, oder er- faͤhret, daß man es bey dem Dienſte GOttes gut, und unendlich beſſer habe, als bey dem ſuͤndlichen Dienſte dieſer Welt. 5. Was Paulus alhier von der Rechtfer- tigung und von dem daraus flieſſenden Frieden bey GOtt und in GOtt ſchreibet, das erlaͤutert er gar fein im 17ten Vers des 14ten Capitels, wenn er ſaget: Das Reich GOttes iſt (die in der Rechtfertigung zugerechnete) Gerechtig- keit, und Friede und Freude in dem Heili- gen Geiſte. 6. Man hat ſich aber wohl vorzuſehen, daß ei- ne fleiſchliche Sicherheit nicht fuͤr den Frie- den mit und in GOtt gehalten werde, oder dieſe nicht in jene durch den Betrug der Suͤnde ſich verwandele. Jenes geſchiehet, wo man ſich die Gerechtigkeit Chriſti ohne die Ordnung der wahren Hertzens-Aenderung, darinnen der wahre Glaube gebohren wird, zueignet: Die- ſes aber, wo man das Geſchenck der Glaubens- Gerechtigkeit nicht in einem guten und reinen Gewiſſen bewahret, ſondern dieſes von ſich ſtoſ- ſet, und alſo auch an jenem Schiffbruch leidet 1 Tim. 1, 19.; und doch vermeinet, man habe es noch. V. 2. Durch welchen (als den wahren Hohen- Anmerckungen. 1. Die Redens-Art, einen Zugang zu GOtt haben, ſtehet, als ein Gegenbild, ent- gegen dem Vorbilde bey dem Levitiſchen Gottes- dienſte, da ſich niemand zum Altar und ins Hei- lige nahen durfte, als die Prieſter; und niemand durfte ins Allerheiligſte gehen, als der Hoheprie- ſter; und zwar mit fremdem Opfer-Blute. Nachdem nun Chriſtus einmal bey Vergieſſung ſeines eignen Bluts zur Verſoͤhnung fuͤr uns in den Himmel der Herrlichkeit eingegangen iſt, und der Vorhang, welchen der Fluch des Geſe- tzes davor gezogen hatte, hinweg genommen (zu welches Anzeigung der Levitiſche Vorhang vor dem Allerheiligſten, da Chriſtus am Creu- tze ſtarb, von ſich ſelbſt zerreiſſen muͤſſen Matth. 27, 51.) und alſo nunmehro alle Glaͤubigen koͤn- nen zum Gnaden-Stul treten und davor gerecht geſprochen worden: ſo haben denn diejenigen, welche dieſen offnen Zutritt im Glauben zu ih- rer Rechtfertigung einmal gefunden haben, ei- nen beſtaͤndigen Zugang zu demſelben. Eph. 2, 18. 3, 12. Hebr. 4, 16. 10, 19 ‒ ‒ ‒ 23. 1 Petr. 3, 18. 2. Und dieſer freye Zugang ſchlieſſet alle Vermittelung und Vorbitte der Heiligen aus, geſchiehet unmittelbar in Chriſto und durch Chriſtum, den einigen Mittler. Von welcher Apoſtoliſchen Lehre nun leider von ſo langer Zeit her die Roͤmiſche Kirche abgewichen iſt. 3. Gleichwie nun dieſer Zugang die Wuͤrde des geiſtlichen Prieſterthums an- zeiget; als welcher aus der Gnade der Salbung in dem prieſterlichen Schmucke der geſchenckten Gerechtigkeit geſchiehet: ſo iſt er mehr eine un- ſchaͤtzbare Wohlthat, als eine Pflicht, und wird am meiſten im Gebet ausgeuͤbet, zeiget auch die wahre Beſchaffenheit des Glaͤubigen Gebets gar nachdruͤcklich an, als in welchem wir uns zu GOtt nahen, undzu GOTT gehen. V. 3. Nicht allein aber das (nicht allein aber Meine J 2
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Cap. 5, v. 2. 3. an die Roͤmer.
Haltung des erſten und andern Adams Chriſti,
ihrer Nothwendigkeit und Beſchaffenheit nach
erlaͤutert. Doch iſt zu mercken, daß der Apoſtel
nicht von allen Heils-Guͤtern handelt, ſondern
nur von etlichen, wie er denn cap. 8. derſelben
noch mehrere anpreiſet.
4. Der Friede bey oder mit GOtt fuͤhret
auch mit ſich den Frieden in GOtt; als wel-
cher iſt eine ſolche Beruhigung des durch die
Anklage des Geſetzes und der Suͤnde verunru-
higet geweſenen Gewiſſens, da der Menſch un-
ter dem wircklichen Genuß der Gnade GOttes,
und groſſer Zufriedenheit zuverſichtlich in GOtt
ruhet, und vermoͤge dieſer Ruhe auch ſeines zeit-
lichen Lebens auf gewiſſe Art froh wird, oder er-
faͤhret, daß man es bey dem Dienſte GOttes
gut, und unendlich beſſer habe, als bey dem
ſuͤndlichen Dienſte dieſer Welt.
5. Was Paulus alhier von der Rechtfer-
tigung und von dem daraus flieſſenden Frieden
bey GOtt und in GOtt ſchreibet, das erlaͤutert
er gar fein im 17ten Vers des 14ten Capitels,
wenn er ſaget: Das Reich GOttes iſt (die in
der Rechtfertigung zugerechnete) Gerechtig-
keit, und Friede und Freude in dem Heili-
gen Geiſte.
6. Man hat ſich aber wohl vorzuſehen, daß ei-
ne fleiſchliche Sicherheit nicht fuͤr den Frie-
den mit und in GOtt gehalten werde, oder dieſe
nicht in jene durch den Betrug der Suͤnde ſich
verwandele. Jenes geſchiehet, wo man ſich die
Gerechtigkeit Chriſti ohne die Ordnung der
wahren Hertzens-Aenderung, darinnen der
wahre Glaube gebohren wird, zueignet: Die-
ſes aber, wo man das Geſchenck der Glaubens-
Gerechtigkeit nicht in einem guten und reinen
Gewiſſen bewahret, ſondern dieſes von ſich ſtoſ-
ſet, und alſo auch an jenem Schiffbruch leidet
1 Tim. 1, 19.; und doch vermeinet, man habe es
noch.
V. 2.
Durch welchen (als den wahren Hohen-
prieſter, der da ſelbſt iſt der Weg, ohne welchen
niemand zum Vater koͤmmt, Joh. 10, 6. 14, 6.
Hebr. 9, 8. 10, 20. der Mittler zwiſchen GOtt
und Menſchen 1 Tim. 2, 5. Hebr. 9, 15. 12, 24.)
wir (Gerechtfertigten, auſſer oder nebſt dem
groſſen Gute des Friedens) auch einen Zugang
(offenen und freyen Zutritt) haben (ſchon ge-
habt, noch haben und haben werden, aber alſo,
daß, was wir haben, wir auch wuͤrdiglich und
getreulich gebrauchen muͤſſen) im Glauben
(nemlich eben demſelben, womit wir Anfangs in
der Bekehrung, um das Verdienſt Chriſti zu un-
ſerer Gerechtigkeit zu ergreiffen, uns zu dem
Gnaden-Stul genahet haben) zu dieſer Gna-
de (der Verſoͤhnung und Rechtfertigung, der
Kindſchaft und des Friedens, auch aller ſeligen
Gemeinſchaft mit GOtt) in welcher wir ſte-
hen (auch vom gedachten erſten Anfange her ge-
ſtanden ſind, die poſſeſſion haben und behalten
1 Cor. 15, 1.) und ruͤhmen uns der Hoffnung
der zukuͤnftigen Herrlichkeit, die GOtt ge-
ben ſoll (ſind getroſt und freudig uͤber der le-
bendigen und gewiſſen Hoffnung der ewigen
Herrlichkeit, welche wir nach dieſem Leben des
Glaubens im Schauen bey GOtt haben wer-
den.)
Anmerckungen.
1. Die Redens-Art, einen Zugang zu
GOtt haben, ſtehet, als ein Gegenbild, ent-
gegen dem Vorbilde bey dem Levitiſchen Gottes-
dienſte, da ſich niemand zum Altar und ins Hei-
lige nahen durfte, als die Prieſter; und niemand
durfte ins Allerheiligſte gehen, als der Hoheprie-
ſter; und zwar mit fremdem Opfer-Blute.
Nachdem nun Chriſtus einmal bey Vergieſſung
ſeines eignen Bluts zur Verſoͤhnung fuͤr uns in
den Himmel der Herrlichkeit eingegangen iſt,
und der Vorhang, welchen der Fluch des Geſe-
tzes davor gezogen hatte, hinweg genommen (zu
welches Anzeigung der Levitiſche Vorhang vor
dem Allerheiligſten, da Chriſtus am Creu-
tze ſtarb, von ſich ſelbſt zerreiſſen muͤſſen Matth.
27, 51.) und alſo nunmehro alle Glaͤubigen koͤn-
nen zum Gnaden-Stul treten und davor gerecht
geſprochen worden: ſo haben denn diejenigen,
welche dieſen offnen Zutritt im Glauben zu ih-
rer Rechtfertigung einmal gefunden haben, ei-
nen beſtaͤndigen Zugang zu demſelben. Eph. 2,
18. 3, 12. Hebr. 4, 16. 10, 19 ‒ ‒ ‒ 23. 1 Petr.
3, 18.
2. Und dieſer freye Zugang ſchlieſſet alle
Vermittelung und Vorbitte der Heiligen aus,
geſchiehet unmittelbar in Chriſto und durch
Chriſtum, den einigen Mittler. Von welcher
Apoſtoliſchen Lehre nun leider von ſo langer Zeit
her die Roͤmiſche Kirche abgewichen iſt.
3. Gleichwie nun dieſer Zugang die
Wuͤrde des geiſtlichen Prieſterthums an-
zeiget; als welcher aus der Gnade der Salbung
in dem prieſterlichen Schmucke der geſchenckten
Gerechtigkeit geſchiehet: ſo iſt er mehr eine un-
ſchaͤtzbare Wohlthat, als eine Pflicht, und wird
am meiſten im Gebet ausgeuͤbet, zeiget auch die
wahre Beſchaffenheit des Glaͤubigen Gebets gar
nachdruͤcklich an, als in welchem wir uns zu GOtt
nahen, undzu GOTT gehen.
V. 3.
Nicht allein aber das (nicht allein aber
ruͤhmen wir uns, oder halten wir uns der kuͤnf-
tigen Herrlichkeit an ſich und uͤberhaupt mit al-
ler Freudigkeit verſichert) ſondern wir ruͤh-
men uns auch der Truͤbſal (wir haben und
behalten ſolche Glaubens-Freudigkeit auch mit-
ten in den Truͤbſalen, als welche derſelben ſo gar
nicht entgegen ſtehen, daß ſie vielmehr ſelbſt zu
ihrer Vermehrung dienen muͤſſen. Wie denn
von den Apoſteln Act. 5, 40. 41. ſtehet, daß, da
ſie zu Jeruſalem geſtaͤupet worden, ſie froͤ-
lich von des Raths Angeſicht gegangen,
daß ſie gewuͤrdiget worden, um des Namens
JEſu willen Schmach zu leiden. Siehe auch
2 Cor. 12, 5. 10. da es heißt: ich bin gutes
Muths in (Leidens-) Schwachheiten, in
Schmachen, in Noͤthen, in Verfolgun-
gen, in Aengſten, um Chriſtus willen.
Ferner 2 Cor. 1, 4. 5. Phil. 1, 29. 1 Pet. 4, 14.
Hebr. 10, 34. ihr habt den Raub eurer Guͤ-
ter mit Freuden erduldet ꝛc. und Jac. 1, 2.
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