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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 2. v. 8-10.
[Spaltenumbruch] nebst der Gemeine männlichen Geschlechts, auch
die Weiber mit, was das geheime Nach- und
Mitbeten betrift,) beten (und nebst dem Gebet
ihre Bitte, Fürbitte und Dancksagung verrichten
v. 1.) an allen Orten (da wir unter der Oe-
conomie
des neuen Bundes an keine besondere
Oerter mehr gebunden sind. Joh. 4, 21. 24. Mal.
1, 11. sonderlich an den Orten der ordentlichen
Zusammenkünfte,) und (zum Zeichen der zu
GOtt erhabenen und geheiligten Hertzen) auf-
heben heilige Hände, ohne Zorn
(und Wi-
derwillen gegen einander und gegen die Feinde,
und hingegen mit Liebe, oder mit der Bereit-
willigkeit einander nach Vermögen zu dienen,)
und ohne Zweifel, (an der Erhörung, zu-
mal in dem Gebet für die noch Ungläubige; und
also ohne Unglauben: sintemal der Glaube die
rechte Seele des Gebets ist.)

Anmerckungen.

1. Daß der Apostel sonderlich auf das
öffentliche Gebet in der Versammlung sehe, er-
kennet man aus dem folgenden Verse, da er an-
zeiget, wie die Weiber zum Gebet erscheinen,
und daß sie in der Versammlung nicht lehren
sollen.

2. Es siehet aber der Apostel alhier in der
Ermahnung zum Gebet auch auf die Handlung
des göttlichen Worts; wie eben daraus zu er-
kennen ist, daß er von dem in den Versämmlun-
gen zu verrichtenden Gebet eigentlich handelt,
und darinnen das Lehren den Weibern untersa-
get, und damit anzeiget, daß es ferner allein
von Männern geschehen solle.

3. Daß das Gebet ein rechtes Hauptstück
des öffentlichen Gottesdiensts sey, erkennet man
auch hieraus, weil Paulus davon desselben nur
allein ausdrücklich gedencket: und da zum Ge-
bet auch das Singen gehöret, so ist leichtlich zu
erachten, wie unanständig es einem wahren
Christen sey, wenn er mit Versäumung des
Singens und Betens (wenn man bald zu spät
kömmt, bald zu frühe wieder weggehet,) bey
dem öffentlichen Gottesdienste es nur eigentlich
auf die Predigt ankommen lässet: die denn auch
gemeiniglich ohne Andacht und rechte Frucht an-
gehöret wird.

4. Was der Apostel von allen Orten saget,
das gilt auch von allen Zeiten; sintemal wir
im neuen Testamente so wenig an Oerter, als
an Zeiten gebunden sind, unterdessen aber doch
gewisse Zeiten gehalten werden können, auch der
Ordnung wegen, zumal was öffentliche Zusam-
menkünfte betrifft, müssen.

5. Ob es gleich im Gebet eigentlich auf
das Hertz ankömmt, so pfleget doch die gute
Einrichtung des Hertzens auch anständige Ge-
berden mit sich zu führen: sintemal eine GOtt-
ergebene Seele den Leib wohl regieret.

6. Die Hände, damit man wircket, sind
ein Bild der Ubung des thätigen Christenthums;
und in solchem Absehen wird ihnen auch eine
Heiligkeit zugeschrieben. Und also sind heilige
Hände
so viel, als eine heilige Handlung,
oder Ubung aller Christen-Pflichten; und ist
[Spaltenumbruch] demnach heilige Hande aufheben soviel, als mir
einem guten Gewissen beten; darum wer solches
nicht hat, von Jacobo ermahnet wird, die
Hände zu reinigen,
wenn er c. 4, 8. spricht:
Reiniget die Hände, ihr Sünder! Siehe
auch Jes. 1, 15. u. f. Es scheinet der Apostel auch
wol zurück zu sehen auf den Gebrauch der Leviten
und Priester, da sie bey einer ieden Handlung
im Tempel musten aufs neue die Hände wa-
schen, zum beständigen Bilde der innern Reini-
gung und der Bewahrung eines guten Gewis-
sens. Von dem, wie man ohne Zweifel im
Glauben beten und handeln solle, sehe man son-
derlich Jac. 1, 6. 7. 8. Matth. 14, 31. c. 21, 22.
Marc. 11, 22-24. Phil. 2, 14.

V. 9. 10.

Desselben gleichen (wie ich die Männet
ihrer Pflicht zum Gebet in den Zusammenkünf-
ten erinnert habe, will ich) daß die Weiber
(das weibliche Geschlecht, und also darunter
alle und iede, sonderlich diejenigen, welche
sich äusserlicher Vorzüge wegen auch in der Klei-
dung vieles heraus zu nehmen pflegen, ausser
der Aufhebung heiliger Hände im Geb et) im
zierlichen
(ehrbaren, wohlanständigen, und
wie eines theils von allem Pracht, also auch
andern theils von aller Unsauberkeit entfe[r]neten)
kleide, mit Schaam und Zucht (innerlich
am Gemüthe) sich schmücken, nicht mit
Zöpfen,
(allerley eiteln und hoffärtigem Putz
in den Haaren,) oder Gold, (allerley g[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ldenen
mit Edelgesteinen versetzten Geschmeide,) oder
Perlen oder köstlichem Gewand;
(kostba-
ren Kleidung,) sondern, wie sich ziemiet den
Weibern, die da Gottseligkeit be weisen,

(epaggellomenais, also daß sie, ihrer gegebenen
Verheissung und Versicherung nach, ihr rechtes
Werck daraus zu machen haben) durch gute
Wercke
(sollen sie sich schmücken, und in der
Furcht GOttes beliebt machen.)

Anmerckungen.

1. Ephesus, alwo sich Timotheus aufhiel-
te, war eine grosse und sehr reiche Handels-
Stadt; darinnen auch viel vornehme und reiche
Einwohner von beyderley Geschlecht zu Christo
bekehret waren: wie denn Paulus daber cap. 6.
den Reichen gute Lehren vorhalten läßt. Da
nun das weibliche Geschlecht sonderlich zur Ei-
telkeit im Schmucke und in der Kleider-Pracht
geneiget ist, und derselben auch zu Ephesus er-
geben war, und Paulus wahrgenommen hatte,
daß sie solche Vanitaet auch bey dem Christen-
thum beybehalten wolten, auch in allerhand
Pracht zur öffentlichen Versammlung gekom-
men waren; so richtet er dagegen diese Erinne-
rung. Und ob sie gleich eigentlich auf das weib-
liche Geschlecht gerichtet ist, so hat doch auch
das männliche, davon mancher es in gedachter
Eitelkeit dem weiblichen nachthut, seine Lecti-
ones
heraus zu nehmen.

2. Das Wort kosmios, welches Paulus
zu dem Worte Kleide setzet, bedeutet eine sol-
che Zierde, welche auf den rechten Wohlstand

gehet,

Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 2. v. 8-10.
[Spaltenumbruch] nebſt der Gemeine maͤnnlichen Geſchlechts, auch
die Weiber mit, was das geheime Nach- und
Mitbeten betrift,) beten (und nebſt dem Gebet
ihre Bitte, Fuͤrbitte und Danckſagung verrichten
v. 1.) an allen Orten (da wir unter der Oe-
conomie
des neuen Bundes an keine beſondere
Oerter mehr gebunden ſind. Joh. 4, 21. 24. Mal.
1, 11. ſonderlich an den Orten der ordentlichen
Zuſammenkuͤnfte,) und (zum Zeichen der zu
GOtt erhabenen und geheiligten Hertzen) auf-
heben heilige Haͤnde, ohne Zorn
(und Wi-
derwillen gegen einander und gegen die Feinde,
und hingegen mit Liebe, oder mit der Bereit-
willigkeit einander nach Vermoͤgen zu dienen,)
und ohne Zweifel, (an der Erhoͤrung, zu-
mal in dem Gebet fuͤr die noch Unglaͤubige; und
alſo ohne Unglauben: ſintemal der Glaube die
rechte Seele des Gebets iſt.)

Anmerckungen.

1. Daß der Apoſtel ſonderlich auf das
oͤffentliche Gebet in der Verſammlung ſehe, er-
kennet man aus dem folgenden Verſe, da er an-
zeiget, wie die Weiber zum Gebet erſcheinen,
und daß ſie in der Verſammlung nicht lehren
ſollen.

2. Es ſiehet aber der Apoſtel alhier in der
Ermahnung zum Gebet auch auf die Handlung
des goͤttlichen Worts; wie eben daraus zu er-
kennen iſt, daß er von dem in den Verſaͤmmlun-
gen zu verrichtenden Gebet eigentlich handelt,
und darinnen das Lehren den Weibern unterſa-
get, und damit anzeiget, daß es ferner allein
von Maͤnnern geſchehen ſolle.

3. Daß das Gebet ein rechtes Hauptſtuͤck
des oͤffentlichen Gottesdienſts ſey, erkennet man
auch hieraus, weil Paulus davon deſſelben nur
allein ausdruͤcklich gedencket: und da zum Ge-
bet auch das Singen gehoͤret, ſo iſt leichtlich zu
erachten, wie unanſtaͤndig es einem wahren
Chriſten ſey, wenn er mit Verſaͤumung des
Singens und Betens (wenn man bald zu ſpaͤt
koͤmmt, bald zu fruͤhe wieder weggehet,) bey
dem oͤffentlichen Gottesdienſte es nur eigentlich
auf die Predigt ankommen laͤſſet: die denn auch
gemeiniglich ohne Andacht und rechte Frucht an-
gehoͤret wird.

4. Was der Apoſtel von allen Orten ſaget,
das gilt auch von allen Zeiten; ſintemal wir
im neuen Teſtamente ſo wenig an Oerter, als
an Zeiten gebunden ſind, unterdeſſen aber doch
gewiſſe Zeiten gehalten werden koͤnnen, auch der
Ordnung wegen, zumal was oͤffentliche Zuſam-
menkuͤnfte betrifft, muͤſſen.

5. Ob es gleich im Gebet eigentlich auf
das Hertz ankoͤmmt, ſo pfleget doch die gute
Einrichtung des Hertzens auch anſtaͤndige Ge-
berden mit ſich zu fuͤhren: ſintemal eine GOtt-
ergebene Seele den Leib wohl regieret.

6. Die Haͤnde, damit man wircket, ſind
ein Bild der Ubung des thaͤtigen Chriſtenthums;
und in ſolchem Abſehen wird ihnen auch eine
Heiligkeit zugeſchrieben. Und alſo ſind heilige
Haͤnde
ſo viel, als eine heilige Handlung,
oder Ubung aller Chriſten-Pflichten; und iſt
[Spaltenumbruch] demnach heilige Hande aufheben ſoviel, als mir
einem guten Gewiſſen beten; darum wer ſolches
nicht hat, von Jacobo ermahnet wird, die
Haͤnde zu reinigen,
wenn er c. 4, 8. ſpricht:
Reiniget die Haͤnde, ihr Suͤnder! Siehe
auch Jeſ. 1, 15. u. f. Es ſcheinet der Apoſtel auch
wol zuruͤck zu ſehen auf den Gebrauch der Leviten
und Prieſter, da ſie bey einer ieden Handlung
im Tempel muſten aufs neue die Haͤnde wa-
ſchen, zum beſtaͤndigen Bilde der innern Reini-
gung und der Bewahrung eines guten Gewiſ-
ſens. Von dem, wie man ohne Zweifel im
Glauben beten und handeln ſolle, ſehe man ſon-
derlich Jac. 1, 6. 7. 8. Matth. 14, 31. c. 21, 22.
Marc. 11, 22-24. Phil. 2, 14.

V. 9. 10.

Deſſelben gleichen (wie ich die Maͤnnet
ihrer Pflicht zum Gebet in den Zuſammenkuͤnf-
ten erinnert habe, will ich) daß die Weiber
(das weibliche Geſchlecht, und alſo darunter
alle und iede, ſonderlich diejenigen, welche
ſich aͤuſſerlicher Vorzuͤge wegen auch in der Klei-
dung vieles heraus zu nehmen pflegen, auſſer
der Aufhebung heiliger Haͤnde im Geb et) im
zierlichen
(ehrbaren, wohlanſtaͤndigen, und
wie eines theils von allem Pracht, alſo auch
andern theils von aller Unſauberkeit entfe[r]neten)
kleide, mit Schaam und Zucht (innerlich
am Gemuͤthe) ſich ſchmuͤcken, nicht mit
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(allerley eiteln und hoffaͤrtigem Putz
in den Haaren,) oder Gold, (allerley g[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ldenen
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Perlen oder koͤſtlichem Gewand;
(koſtba-
ren Kleidung,) ſondern, wie ſich ziemiet den
Weibern, die da Gottſeligkeit be weiſen,

(ἐπαγγελλομέναις, alſo daß ſie, ihrer gegebenen
Verheiſſung und Verſicherung nach, ihr rechtes
Werck daraus zu machen haben) durch gute
Wercke
(ſollen ſie ſich ſchmuͤcken, und in der
Furcht GOttes beliebt machen.)

Anmerckungen.

1. Epheſus, alwo ſich Timotheus aufhiel-
te, war eine groſſe und ſehr reiche Handels-
Stadt; darinnen auch viel vornehme und reiche
Einwohner von beyderley Geſchlecht zu Chriſto
bekehret waren: wie denn Paulus daber cap. 6.
den Reichen gute Lehren vorhalten laͤßt. Da
nun das weibliche Geſchlecht ſonderlich zur Ei-
telkeit im Schmucke und in der Kleider-Pracht
geneiget iſt, und derſelben auch zu Epheſus er-
geben war, und Paulus wahrgenommen hatte,
daß ſie ſolche Vanitæt auch bey dem Chriſten-
thum beybehalten wolten, auch in allerhand
Pracht zur oͤffentlichen Verſammlung gekom-
men waren; ſo richtet er dagegen dieſe Erinne-
rung. Und ob ſie gleich eigentlich auf das weib-
liche Geſchlecht gerichtet iſt, ſo hat doch auch
das maͤnnliche, davon mancher es in gedachter
Eitelkeit dem weiblichen nachthut, ſeine Lecti-
ones
heraus zu nehmen.

2. Das Wort κοσμιος, welches Paulus
zu dem Worte Kleide ſetzet, bedeutet eine ſol-
che Zierde, welche auf den rechten Wohlſtand

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[102/0104] Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 2. v. 8-10. nebſt der Gemeine maͤnnlichen Geſchlechts, auch die Weiber mit, was das geheime Nach- und Mitbeten betrift,) beten (und nebſt dem Gebet ihre Bitte, Fuͤrbitte und Danckſagung verrichten v. 1.) an allen Orten (da wir unter der Oe- conomie des neuen Bundes an keine beſondere Oerter mehr gebunden ſind. Joh. 4, 21. 24. Mal. 1, 11. ſonderlich an den Orten der ordentlichen Zuſammenkuͤnfte,) und (zum Zeichen der zu GOtt erhabenen und geheiligten Hertzen) auf- heben heilige Haͤnde, ohne Zorn (und Wi- derwillen gegen einander und gegen die Feinde, und hingegen mit Liebe, oder mit der Bereit- willigkeit einander nach Vermoͤgen zu dienen,) und ohne Zweifel, (an der Erhoͤrung, zu- mal in dem Gebet fuͤr die noch Unglaͤubige; und alſo ohne Unglauben: ſintemal der Glaube die rechte Seele des Gebets iſt.) Anmerckungen. 1. Daß der Apoſtel ſonderlich auf das oͤffentliche Gebet in der Verſammlung ſehe, er- kennet man aus dem folgenden Verſe, da er an- zeiget, wie die Weiber zum Gebet erſcheinen, und daß ſie in der Verſammlung nicht lehren ſollen. 2. Es ſiehet aber der Apoſtel alhier in der Ermahnung zum Gebet auch auf die Handlung des goͤttlichen Worts; wie eben daraus zu er- kennen iſt, daß er von dem in den Verſaͤmmlun- gen zu verrichtenden Gebet eigentlich handelt, und darinnen das Lehren den Weibern unterſa- get, und damit anzeiget, daß es ferner allein von Maͤnnern geſchehen ſolle. 3. Daß das Gebet ein rechtes Hauptſtuͤck des oͤffentlichen Gottesdienſts ſey, erkennet man auch hieraus, weil Paulus davon deſſelben nur allein ausdruͤcklich gedencket: und da zum Ge- bet auch das Singen gehoͤret, ſo iſt leichtlich zu erachten, wie unanſtaͤndig es einem wahren Chriſten ſey, wenn er mit Verſaͤumung des Singens und Betens (wenn man bald zu ſpaͤt koͤmmt, bald zu fruͤhe wieder weggehet,) bey dem oͤffentlichen Gottesdienſte es nur eigentlich auf die Predigt ankommen laͤſſet: die denn auch gemeiniglich ohne Andacht und rechte Frucht an- gehoͤret wird. 4. Was der Apoſtel von allen Orten ſaget, das gilt auch von allen Zeiten; ſintemal wir im neuen Teſtamente ſo wenig an Oerter, als an Zeiten gebunden ſind, unterdeſſen aber doch gewiſſe Zeiten gehalten werden koͤnnen, auch der Ordnung wegen, zumal was oͤffentliche Zuſam- menkuͤnfte betrifft, muͤſſen. 5. Ob es gleich im Gebet eigentlich auf das Hertz ankoͤmmt, ſo pfleget doch die gute Einrichtung des Hertzens auch anſtaͤndige Ge- berden mit ſich zu fuͤhren: ſintemal eine GOtt- ergebene Seele den Leib wohl regieret. 6. Die Haͤnde, damit man wircket, ſind ein Bild der Ubung des thaͤtigen Chriſtenthums; und in ſolchem Abſehen wird ihnen auch eine Heiligkeit zugeſchrieben. Und alſo ſind heilige Haͤnde ſo viel, als eine heilige Handlung, oder Ubung aller Chriſten-Pflichten; und iſt demnach heilige Hande aufheben ſoviel, als mir einem guten Gewiſſen beten; darum wer ſolches nicht hat, von Jacobo ermahnet wird, die Haͤnde zu reinigen, wenn er c. 4, 8. ſpricht: Reiniget die Haͤnde, ihr Suͤnder! Siehe auch Jeſ. 1, 15. u. f. Es ſcheinet der Apoſtel auch wol zuruͤck zu ſehen auf den Gebrauch der Leviten und Prieſter, da ſie bey einer ieden Handlung im Tempel muſten aufs neue die Haͤnde wa- ſchen, zum beſtaͤndigen Bilde der innern Reini- gung und der Bewahrung eines guten Gewiſ- ſens. Von dem, wie man ohne Zweifel im Glauben beten und handeln ſolle, ſehe man ſon- derlich Jac. 1, 6. 7. 8. Matth. 14, 31. c. 21, 22. Marc. 11, 22-24. Phil. 2, 14. V. 9. 10. Deſſelben gleichen (wie ich die Maͤnnet ihrer Pflicht zum Gebet in den Zuſammenkuͤnf- ten erinnert habe, will ich) daß die Weiber (das weibliche Geſchlecht, und alſo darunter alle und iede, ſonderlich diejenigen, welche ſich aͤuſſerlicher Vorzuͤge wegen auch in der Klei- dung vieles heraus zu nehmen pflegen, auſſer der Aufhebung heiliger Haͤnde im Geb et) im zierlichen (ehrbaren, wohlanſtaͤndigen, und wie eines theils von allem Pracht, alſo auch andern theils von aller Unſauberkeit entferneten) kleide, mit Schaam und Zucht (innerlich am Gemuͤthe) ſich ſchmuͤcken, nicht mit Zoͤpfen, (allerley eiteln und hoffaͤrtigem Putz in den Haaren,) oder Gold, (allerley g_ldenen mit Edelgeſteinen verſetzten Geſchmeide,) oder Perlen oder koͤſtlichem Gewand; (koſtba- ren Kleidung,) ſondern, wie ſich ziemiet den Weibern, die da Gottſeligkeit be weiſen, (ἐπαγγελλομέναις, alſo daß ſie, ihrer gegebenen Verheiſſung und Verſicherung nach, ihr rechtes Werck daraus zu machen haben) durch gute Wercke (ſollen ſie ſich ſchmuͤcken, und in der Furcht GOttes beliebt machen.) Anmerckungen. 1. Epheſus, alwo ſich Timotheus aufhiel- te, war eine groſſe und ſehr reiche Handels- Stadt; darinnen auch viel vornehme und reiche Einwohner von beyderley Geſchlecht zu Chriſto bekehret waren: wie denn Paulus daber cap. 6. den Reichen gute Lehren vorhalten laͤßt. Da nun das weibliche Geſchlecht ſonderlich zur Ei- telkeit im Schmucke und in der Kleider-Pracht geneiget iſt, und derſelben auch zu Epheſus er- geben war, und Paulus wahrgenommen hatte, daß ſie ſolche Vanitæt auch bey dem Chriſten- thum beybehalten wolten, auch in allerhand Pracht zur oͤffentlichen Verſammlung gekom- men waren; ſo richtet er dagegen dieſe Erinne- rung. Und ob ſie gleich eigentlich auf das weib- liche Geſchlecht gerichtet iſt, ſo hat doch auch das maͤnnliche, davon mancher es in gedachter Eitelkeit dem weiblichen nachthut, ſeine Lecti- ones heraus zu nehmen. 2. Das Wort κοσμιος, welches Paulus zu dem Worte Kleide ſetzet, bedeutet eine ſol- che Zierde, welche auf den rechten Wohlſtand gehet,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/104>, abgerufen am 27.11.2024.