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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli Cap. 2. v. 19. 20.
[Spaltenumbruch] ne; theils auch zur Ermahnung, wie man seines
bey dem in Christo so wohlgegründeten Heyls,
ohne Mißbrauch zur Gottlosigkeit, recht wahr-
nehmen solle.

7. Soll nun aber ein ieder, der den Na-
men Christi nennet, oder der sich einen Christen
von Christo nennen läßt, von aller Ungerechtig-
keit abtreten, wie viel mehr soll es denn ein Leh-
rer thun, der noch dazu den Namen Christi an-
dern verkündiget.

V. 20.

Jn einem grossen Hause (sonderlich der
Fürsten und Herren, deren Höfe alhie ein Bild
der Christlichen Kirche sind, darinnen GOTT
seine Haushaltung hat,) sind nicht allein gül-
dene und silberne Gevässe, sondern auch
höltzerne und irdische, und etliche zu Eh-
ren, etliche aber zu Unehren;
(also stehet es
auch um die geistlichen Geväße GOttes in der
Christlichen Kirche, da etliche sind Gevässe der
Gnade, andere, aus ihrer eignen Schuld, Ge-
vässe des Zorns, sonderlich unter den Lehrern.
Röm. 9, 21. 22. 23.

Anmerckungen.

1. Zuvorderst ist alhier die Verbindung die-
ses und des folgenden Verses mit dem vorherge-
henden Context zu mercken. Der Apostel hat
vorher unterschiedlicher fauler, arger und schäd-
licher Glieder der Kirche gedacht, namentlich des
Phygelli und Hermogenis c. 1, 15. wie auch
des Hymenäi und Phileti c. 2, 17. und über-
haupt derer, welche um Worte zancken, und
ein ungeistliches loses Geschwätz machen, wel-
ches viel helfe zum ungöttlichen Wesen, da sol-
cher Leute ihr Wort um sich greife, wie der Krebs
v. 14. 16. 17. davon sich Timotheus mit allen
übrigen rechtschaffnen Lehrern und Gliedern der
Kirche enthalten solle. Und weil er darauf v. 19.
des Grundes, so eigentlich einem Hause oder
Gebäude zukömmt, gedacht hatte: so fähret er
in dem mit solchem Worte bezeichneten und vom
Hause hergenommenen Gleichnisse fort, und
erläutert unter der Vorstellung von den Gevässen
von unterschiedener Gattung dasjenige, was er
vorher von so gar ungleichen Gliedern der Kirche
gesaget hatte; und bringet darauf v. 21. die v. 20.
gesetzte Gleichniß-Rede zur geistlichen Applica-
tion.

2. Da nun zu einer Gleichniß-Rede zwey
Stücke gehören; nemlich protasis, das Gleich-
niß an sich selbst, und apodosis, desselben Ap-
plication
auf die darunter vorgestellete Sache;
und die heiligen Scribenten mehrmal nur das
Gleichniß setzen, und die apodosin, oder Appli-
cation,
den Leser selbst machen lassen: so findet
es sich auch in diesem Texte. Da denn die gantze
Rede nach beyden Stücken etwa also hätte lau-
ten würden: Gleichwie in einem grossen
Hause nicht allein sind güldene und silber-
ne Gevässe, sondern auch höltzerne und
irdische, und etliche zu Ehren, etliche zu
Unehren: also sind auch in der äusserli-
chen Kirche, als dem Hause GOttes, nicht
[Spaltenumbruch] allein ächte und rechte Glieder und geistli-
che recht kostbare und reine Gevässe der
Gnaden; sondern auch unächte, unreine
und nichts würdige, welche sich zu ihrer ei-
genen geistlichen und ewigen Unehr als Ge-
vässe des Zorns erweisen.

3. Da nun nach dem vorhergehenden
Context dieser Text solchen Verstand hat,
und die apodosis, oder Application also,
wie geschehen, dazu gemachet werden muß:
so siehet man wohl: wie das, was von den höl-
tzernen
und irdischen Gevässen gesetzet wird,
alhier zu verstehen sey, nemlich von unächten
und unreinen Gliedern der Kirche. Da sonst ausser
diesem Contexte die Worte von höltzernen
und irdischen Gevässen auch wohl von recht-
schafnen Gliedern der Kirche verstanden werden
können: sintemal solche Gevässe einem grossen
Hause auch nützlich, theils auch nöthig sind,
und dabey auch sauber und rein zu seyn, oder ge-
halten zu werden pflegen, oder doch seyn und
gehalten werden können, auch wol sollen: und
demnach in Ansehung der güldenen und silber-
nen Gevässe, oder der edelsten Kirchen-Glie-
der, nicht uneben solche Glieder repraesenti-
ren, welche zwar jenen nicht gleich kommen, ie-
doch aber auch Christum angehören und sich von
seinem Geiste haben reinigen und dem Haus-
Herrn in ihrer Maaße brauchbar machen las-
sen.

4. Das grosse Haus ist die äusserliche
und sichtbare Kirche auf Erden, welche aus
Gottseligen und Gottlosen bestehet, und in ei-
nem so weiten Verstande von unserm Heylande
Matth. 13. mit einem Acker von viererley Art
verglichen wird. Einem grossen Hause ist die
Kirche gleich nicht allein in Ansehung solcher
Gevässe von unterschiedlicher Gattung; sondern
auch zuvorderst in Betrachtung ihrer Gründung,
welche sie in Christo hat nach Jes. 28, 16. Matth.
16, 18. 1 Cor. 3, 11. Eph. 2, 19. 20. 1 Tim. 3, 15.
Hebr. 3, 6. wie auch ihrer Erbauung auf diesen
Grund Matth. 7, 24. 27. 1 Cor. 3, 10. Eph. 2,
20. 21. 22. c. 3, 18. Col. 2, 7. 1 Pet. 2, 5. und ih-
rer Oeconomie und administration Matth.
24, 45. u. f. 1 Cor. 3, 1. Tit. 1, 7. 1 Petr. 4, 10.
Von dem Grund, und zugleich Herrn dieses
Hauses, sehe man Eph. 1, 22. Col. 1, 18. u. s. w.

5. Die güldne und silberne Gevässe sind
die Gläubigen insgesamt, und darunter die recht-
schafnen Lehrer insonderheit: die mit solchen
kostbaren, reinlichen, und nutzbaren Gevässen
verglichen werden in Ansehung ihres Glau-
bens
und ihrer neuen Natur aus GOTT, nach
welcher sie an sich selbst sehr edel, auch von und
bey GOtt sehr hochgeachtet sind: auch in Anse-
hung ihrer grossen Nutzbarkeit, nach welcher
sie GOttes Namen an sich und bey andern ver-
herrlichen, und also dem Hause GOttes eine
grosse Zierde sind und dem Haus-Herrn zu be-
sondern Ehren gereichen.

6. Obgleich die höltzerne und irdische
Gevässe,
ausser diesem Context, wie schon ge-
dacht, eine Figur seyn können der rechten Glie-
der der Kirchen; so werden doch dadurch alhier

eigent-

Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 2. v. 19. 20.
[Spaltenumbruch] ne; theils auch zur Ermahnung, wie man ſeines
bey dem in Chriſto ſo wohlgegruͤndeten Heyls,
ohne Mißbrauch zur Gottloſigkeit, recht wahr-
nehmen ſolle.

7. Soll nun aber ein ieder, der den Na-
men Chriſti nennet, oder der ſich einen Chriſten
von Chriſto nennen laͤßt, von aller Ungerechtig-
keit abtreten, wie viel mehr ſoll es denn ein Leh-
rer thun, der noch dazu den Namen Chriſti an-
dern verkuͤndiget.

V. 20.

Jn einem groſſen Hauſe (ſonderlich der
Fuͤrſten und Herren, deren Hoͤfe alhie ein Bild
der Chriſtlichen Kirche ſind, darinnen GOTT
ſeine Haushaltung hat,) ſind nicht allein guͤl-
dene und ſilberne Gevaͤſſe, ſondern auch
hoͤltzerne und irdiſche, und etliche zu Eh-
ren, etliche aber zu Unehren;
(alſo ſtehet es
auch um die geiſtlichen Gevaͤße GOttes in der
Chriſtlichen Kirche, da etliche ſind Gevaͤſſe der
Gnade, andere, aus ihrer eignen Schuld, Ge-
vaͤſſe des Zorns, ſonderlich unter den Lehrern.
Roͤm. 9, 21. 22. 23.

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt iſt alhier die Verbindung die-
ſes und des folgenden Verſes mit dem vorherge-
henden Context zu mercken. Der Apoſtel hat
vorher unterſchiedlicher fauler, arger und ſchaͤd-
licher Glieder der Kirche gedacht, namentlich des
Phygelli und Hermogenis c. 1, 15. wie auch
des Hymenaͤi und Phileti c. 2, 17. und uͤber-
haupt derer, welche um Worte zancken, und
ein ungeiſtliches loſes Geſchwaͤtz machen, wel-
ches viel helfe zum ungoͤttlichen Weſen, da ſol-
cher Leute ihr Wort um ſich greife, wie der Krebs
v. 14. 16. 17. davon ſich Timotheus mit allen
uͤbrigen rechtſchaffnen Lehrern und Gliedern der
Kirche enthalten ſolle. Und weil er darauf v. 19.
des Grundes, ſo eigentlich einem Hauſe oder
Gebaͤude zukoͤmmt, gedacht hatte: ſo faͤhret er
in dem mit ſolchem Worte bezeichneten und vom
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erlaͤutert unter der Vorſtellung von den Gevaͤſſen
von unterſchiedener Gattung dasjenige, was er
vorher von ſo gar ungleichen Gliedern der Kirche
geſaget hatte; und bringet darauf v. 21. die v. 20.
geſetzte Gleichniß-Rede zur geiſtlichen Applica-
tion.

2. Da nun zu einer Gleichniß-Rede zwey
Stuͤcke gehoͤren; nemlich protaſis, das Gleich-
niß an ſich ſelbſt, und apodoſis, deſſelben Ap-
plication
auf die darunter vorgeſtellete Sache;
und die heiligen Scribenten mehrmal nur das
Gleichniß ſetzen, und die apodoſin, oder Appli-
cation,
den Leſer ſelbſt machen laſſen: ſo findet
es ſich auch in dieſem Texte. Da denn die gantze
Rede nach beyden Stuͤcken etwa alſo haͤtte lau-
ten wuͤrden: Gleichwie in einem groſſen
Hauſe nicht allein ſind guͤldene und ſilber-
ne Gevaͤſſe, ſondern auch hoͤltzerne und
irdiſche, und etliche zu Ehren, etliche zu
Unehren: alſo ſind auch in der aͤuſſerli-
chen Kirche, als dem Hauſe GOttes, nicht
[Spaltenumbruch] allein aͤchte und rechte Glieder und geiſtli-
che recht koſtbare und reine Gevaͤſſe der
Gnaden; ſondern auch unaͤchte, unreine
und nichts wuͤrdige, welche ſich zu ihrer ei-
genen geiſtlichen und ewigen Unehr als Ge-
vaͤſſe des Zorns erweiſen.

3. Da nun nach dem vorhergehenden
Context dieſer Text ſolchen Verſtand hat,
und die apodoſis, oder Application alſo,
wie geſchehen, dazu gemachet werden muß:
ſo ſiehet man wohl: wie das, was von den hoͤl-
tzernen
und irdiſchen Gevaͤſſen geſetzet wird,
alhier zu verſtehen ſey, nemlich von unaͤchten
und unreinen Gliedern der Kirche. Da ſonſt auſſer
dieſem Contexte die Worte von hoͤltzernen
und irdiſchen Gevaͤſſen auch wohl von recht-
ſchafnen Gliedern der Kirche verſtanden werden
koͤnnen: ſintemal ſolche Gevaͤſſe einem groſſen
Hauſe auch nuͤtzlich, theils auch noͤthig ſind,
und dabey auch ſauber und rein zu ſeyn, oder ge-
halten zu werden pflegen, oder doch ſeyn und
gehalten werden koͤnnen, auch wol ſollen: und
demnach in Anſehung der guͤldenen und ſilber-
nen Gevaͤſſe, oder der edelſten Kirchen-Glie-
der, nicht uneben ſolche Glieder repræſenti-
ren, welche zwar jenen nicht gleich kommen, ie-
doch aber auch Chriſtum angehoͤren und ſich von
ſeinem Geiſte haben reinigen und dem Haus-
Herrn in ihrer Maaße brauchbar machen laſ-
ſen.

4. Das groſſe Haus iſt die aͤuſſerliche
und ſichtbare Kirche auf Erden, welche aus
Gottſeligen und Gottloſen beſtehet, und in ei-
nem ſo weiten Verſtande von unſerm Heylande
Matth. 13. mit einem Acker von viererley Art
verglichen wird. Einem groſſen Hauſe iſt die
Kirche gleich nicht allein in Anſehung ſolcher
Gevaͤſſe von unterſchiedlicher Gattung; ſondern
auch zuvorderſt in Betrachtung ihrer Gruͤndung,
welche ſie in Chriſto hat nach Jeſ. 28, 16. Matth.
16, 18. 1 Cor. 3, 11. Eph. 2, 19. 20. 1 Tim. 3, 15.
Hebr. 3, 6. wie auch ihrer Erbauung auf dieſen
Grund Matth. 7, 24. 27. 1 Cor. 3, 10. Eph. 2,
20. 21. 22. c. 3, 18. Col. 2, 7. 1 Pet. 2, 5. und ih-
rer Oeconomie und adminiſtration Matth.
24, 45. u. f. 1 Cor. 3, 1. Tit. 1, 7. 1 Petr. 4, 10.
Von dem Grund, und zugleich Herrn dieſes
Hauſes, ſehe man Eph. 1, 22. Col. 1, 18. u. ſ. w.

5. Die guͤldne und ſilberne Gevaͤſſe ſind
die Glaͤubigen insgeſamt, und darunter die recht-
ſchafnen Lehrer inſonderheit: die mit ſolchen
koſtbaren, reinlichen, und nutzbaren Gevaͤſſen
verglichen werden in Anſehung ihres Glau-
bens
und ihrer neuen Natur aus GOTT, nach
welcher ſie an ſich ſelbſt ſehr edel, auch von und
bey GOtt ſehr hochgeachtet ſind: auch in Anſe-
hung ihrer groſſen Nutzbarkeit, nach welcher
ſie GOttes Namen an ſich und bey andern ver-
herrlichen, und alſo dem Hauſe GOttes eine
groſſe Zierde ſind und dem Haus-Herrn zu be-
ſondern Ehren gereichen.

6. Obgleich die hoͤltzerne und irdiſche
Gevaͤſſe,
auſſer dieſem Context, wie ſchon ge-
dacht, eine Figur ſeyn koͤnnen der rechten Glie-
der der Kirchen; ſo werden doch dadurch alhier

eigent-
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[164/0166] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 2. v. 19. 20. ne; theils auch zur Ermahnung, wie man ſeines bey dem in Chriſto ſo wohlgegruͤndeten Heyls, ohne Mißbrauch zur Gottloſigkeit, recht wahr- nehmen ſolle. 7. Soll nun aber ein ieder, der den Na- men Chriſti nennet, oder der ſich einen Chriſten von Chriſto nennen laͤßt, von aller Ungerechtig- keit abtreten, wie viel mehr ſoll es denn ein Leh- rer thun, der noch dazu den Namen Chriſti an- dern verkuͤndiget. V. 20. Jn einem groſſen Hauſe (ſonderlich der Fuͤrſten und Herren, deren Hoͤfe alhie ein Bild der Chriſtlichen Kirche ſind, darinnen GOTT ſeine Haushaltung hat,) ſind nicht allein guͤl- dene und ſilberne Gevaͤſſe, ſondern auch hoͤltzerne und irdiſche, und etliche zu Eh- ren, etliche aber zu Unehren; (alſo ſtehet es auch um die geiſtlichen Gevaͤße GOttes in der Chriſtlichen Kirche, da etliche ſind Gevaͤſſe der Gnade, andere, aus ihrer eignen Schuld, Ge- vaͤſſe des Zorns, ſonderlich unter den Lehrern. Roͤm. 9, 21. 22. 23. Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt alhier die Verbindung die- ſes und des folgenden Verſes mit dem vorherge- henden Context zu mercken. Der Apoſtel hat vorher unterſchiedlicher fauler, arger und ſchaͤd- licher Glieder der Kirche gedacht, namentlich des Phygelli und Hermogenis c. 1, 15. wie auch des Hymenaͤi und Phileti c. 2, 17. und uͤber- haupt derer, welche um Worte zancken, und ein ungeiſtliches loſes Geſchwaͤtz machen, wel- ches viel helfe zum ungoͤttlichen Weſen, da ſol- cher Leute ihr Wort um ſich greife, wie der Krebs v. 14. 16. 17. davon ſich Timotheus mit allen uͤbrigen rechtſchaffnen Lehrern und Gliedern der Kirche enthalten ſolle. Und weil er darauf v. 19. des Grundes, ſo eigentlich einem Hauſe oder Gebaͤude zukoͤmmt, gedacht hatte: ſo faͤhret er in dem mit ſolchem Worte bezeichneten und vom Hauſe hergenommenen Gleichniſſe fort, und erlaͤutert unter der Vorſtellung von den Gevaͤſſen von unterſchiedener Gattung dasjenige, was er vorher von ſo gar ungleichen Gliedern der Kirche geſaget hatte; und bringet darauf v. 21. die v. 20. geſetzte Gleichniß-Rede zur geiſtlichen Applica- tion. 2. Da nun zu einer Gleichniß-Rede zwey Stuͤcke gehoͤren; nemlich protaſis, das Gleich- niß an ſich ſelbſt, und apodoſis, deſſelben Ap- plication auf die darunter vorgeſtellete Sache; und die heiligen Scribenten mehrmal nur das Gleichniß ſetzen, und die apodoſin, oder Appli- cation, den Leſer ſelbſt machen laſſen: ſo findet es ſich auch in dieſem Texte. Da denn die gantze Rede nach beyden Stuͤcken etwa alſo haͤtte lau- ten wuͤrden: Gleichwie in einem groſſen Hauſe nicht allein ſind guͤldene und ſilber- ne Gevaͤſſe, ſondern auch hoͤltzerne und irdiſche, und etliche zu Ehren, etliche zu Unehren: alſo ſind auch in der aͤuſſerli- chen Kirche, als dem Hauſe GOttes, nicht allein aͤchte und rechte Glieder und geiſtli- che recht koſtbare und reine Gevaͤſſe der Gnaden; ſondern auch unaͤchte, unreine und nichts wuͤrdige, welche ſich zu ihrer ei- genen geiſtlichen und ewigen Unehr als Ge- vaͤſſe des Zorns erweiſen. 3. Da nun nach dem vorhergehenden Context dieſer Text ſolchen Verſtand hat, und die apodoſis, oder Application alſo, wie geſchehen, dazu gemachet werden muß: ſo ſiehet man wohl: wie das, was von den hoͤl- tzernen und irdiſchen Gevaͤſſen geſetzet wird, alhier zu verſtehen ſey, nemlich von unaͤchten und unreinen Gliedern der Kirche. Da ſonſt auſſer dieſem Contexte die Worte von hoͤltzernen und irdiſchen Gevaͤſſen auch wohl von recht- ſchafnen Gliedern der Kirche verſtanden werden koͤnnen: ſintemal ſolche Gevaͤſſe einem groſſen Hauſe auch nuͤtzlich, theils auch noͤthig ſind, und dabey auch ſauber und rein zu ſeyn, oder ge- halten zu werden pflegen, oder doch ſeyn und gehalten werden koͤnnen, auch wol ſollen: und demnach in Anſehung der guͤldenen und ſilber- nen Gevaͤſſe, oder der edelſten Kirchen-Glie- der, nicht uneben ſolche Glieder repræſenti- ren, welche zwar jenen nicht gleich kommen, ie- doch aber auch Chriſtum angehoͤren und ſich von ſeinem Geiſte haben reinigen und dem Haus- Herrn in ihrer Maaße brauchbar machen laſ- ſen. 4. Das groſſe Haus iſt die aͤuſſerliche und ſichtbare Kirche auf Erden, welche aus Gottſeligen und Gottloſen beſtehet, und in ei- nem ſo weiten Verſtande von unſerm Heylande Matth. 13. mit einem Acker von viererley Art verglichen wird. Einem groſſen Hauſe iſt die Kirche gleich nicht allein in Anſehung ſolcher Gevaͤſſe von unterſchiedlicher Gattung; ſondern auch zuvorderſt in Betrachtung ihrer Gruͤndung, welche ſie in Chriſto hat nach Jeſ. 28, 16. Matth. 16, 18. 1 Cor. 3, 11. Eph. 2, 19. 20. 1 Tim. 3, 15. Hebr. 3, 6. wie auch ihrer Erbauung auf dieſen Grund Matth. 7, 24. 27. 1 Cor. 3, 10. Eph. 2, 20. 21. 22. c. 3, 18. Col. 2, 7. 1 Pet. 2, 5. und ih- rer Oeconomie und adminiſtration Matth. 24, 45. u. f. 1 Cor. 3, 1. Tit. 1, 7. 1 Petr. 4, 10. Von dem Grund, und zugleich Herrn dieſes Hauſes, ſehe man Eph. 1, 22. Col. 1, 18. u. ſ. w. 5. Die guͤldne und ſilberne Gevaͤſſe ſind die Glaͤubigen insgeſamt, und darunter die recht- ſchafnen Lehrer inſonderheit: die mit ſolchen koſtbaren, reinlichen, und nutzbaren Gevaͤſſen verglichen werden in Anſehung ihres Glau- bens und ihrer neuen Natur aus GOTT, nach welcher ſie an ſich ſelbſt ſehr edel, auch von und bey GOtt ſehr hochgeachtet ſind: auch in Anſe- hung ihrer groſſen Nutzbarkeit, nach welcher ſie GOttes Namen an ſich und bey andern ver- herrlichen, und alſo dem Hauſe GOttes eine groſſe Zierde ſind und dem Haus-Herrn zu be- ſondern Ehren gereichen. 6. Obgleich die hoͤltzerne und irdiſche Gevaͤſſe, auſſer dieſem Context, wie ſchon ge- dacht, eine Figur ſeyn koͤnnen der rechten Glie- der der Kirchen; ſo werden doch dadurch alhier eigent-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/166>, abgerufen am 21.11.2024.