Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 3. v. 15. 16. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] Joh. 17, 20. Apost. Gesch. 2, 37. Eph. 1, 13. 1 Thess.
2, 13. 1 Pet. 2, 23. Hebr. 4, 12.

10. Diese Kraft des Worts GOttes
thut sich nun hervor in einer solchen Unterwei-
sung,
dadurch man zur wahren Weisheit ge-
langet, und in derselben wächset: das ist, der
Mensch wird, wenn er an dieses Wort, als ans
Licht, trit, dadurch in seiner natürlichen Finster-
niß bestrafet und seines sündlichen Zustandes we-
gen heylsamlich gezüchtiget, ja, wo er der
innern Zucht des Heiligen Geistes, die an sein
Gewissen kömmt, nicht widerstehet, sondern Platz
läßt, bekehret, mit dem Glauben beseliget und in
dieser Ordnung auch erleuchtet, und solcher ge-
stalt zur wahren Weisheit und Klugheit der Ge-
rechten gebracht.

11. Gleichwie nun eine solche Unterweisung,
dadurch man zur wircklichen Weisheit gelanget,
nicht allein ein Mittel, sondern zugleich auch ein
Stück der Seligkeit ist: so zeiget sie auch ferner
den Weg, der Seligkeit sowol im Reiche der
Gnaden immer mehr, als auch im Reiche der
Herrlichkeit mit völliger Vollendung theilhaftig
zu werden.

12. Der dritte Satz ist: daß man diese
Seligkeit durch den Glauben in Christo
habe.
Da der schon sonst angezeigte Nach-
druck der Redens-Art von dem Glauben an
Christo
zu mercken ist: nemlich es bestehet der
Glauben nicht allein in einer heiligen Bewegung
nach und zu GOtt, also daß er sich in einem sehn-
lichen Verlangen, oder Hunger und Durst
nach GOTT äussert, da es denn ist pistis e eis
Khriston der Glaube, der auf Christum gehet und
gäntzlich gerichtet ist; sondern auch er bestehet in
einer zuversichtlichen Ruhe oder in einer beru-
higenden Zuversicht,
da Christus ist der
Grund, worauf der Glaube sich bauet; und das
Element, worinnen er seine Ruhe und geistliche
Nahrung hat. Und da ist es denn pistis e en
Khristo, der Glaube, der auf Christum gegründet
ist und in Christo seine rechte nährende und stär-
ckende Ruhe hat.

13. Jm übrigen ist zu mercken, daß in die-
sem Verse Christus, sein Wort, der Glaube
und die Seligkeit gar schön bey einander stehen;
als die da zum Grunde, zur Ordnung und zur
Vollendung des Heyls gehören.

V. 16.

Denn alle (die gantze) heilige Schrift
(wie sie die Christliche Kirche von der Jüdischen
empfangen hat, und die Schriften der Evange-
listen und Apostel nach und nach dazu bekommen)
von GOtt (dem Heiligen Geiste) eingegeben
(sowol den Worten, als auch den Sachen und
derselben Ordnung nach) ist nütze (dergestalt,
daß sie auch höchstnöthig ist) zur Lehre (um
daraus den Grund und die Ordnung des Heyls,
oder das Fürbild der heylsamen Lehre vom Glau-
ben und von der Liebe C. 1, 13. recht zu fassen)
zur Strafe (pros elegkhon, zur kräftigen Uber-
zeugung von den Jrrthümern und Lastern) zur
Besserung
(p os epa[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]orthosin, zur Widerauf-
richtung, Zurechtbringung) zur Züchtigung
(pros paideian, zur Unterweisung, Anführung)
[Spaltenumbruch] in der Gerechtigkeit (ten en dikaiosune, die
da geschiehet in der Gerechtigkeit, die es mit der
Gerechtigkeit des Glaubens und des Lebens zu
thun hat: imgleichen ist die heilige Schrift nütz-
lich zum Trost und zur Erqvickung Röm. 15, 4.
Ps. 19, 8.)

Anmerckungen.

1. Die von Luthero gebrauchte particula
denn befindet sich im griechischen Texte nicht.
Sie ist aber dem Sinne Pauli gemäß, und die-
net zur Verbindung mit dem vorhergehenden
Verse: wiewol beyde Verse auch ohne solches
Wörtlein in der Sache selbst genau zusammen
hangen.

2. Das Wort graphe, Schrift, ist alhier
soviel als iera` grammata, die heiligen Schrif-
ten
V. 15. Wie es denn auch daher ofte in
Plurali gebrauchet wird, auch mit dem Beysatze
des Worts agos, heilig, Röm. 1, 2. u. s. w.
Das Wort pasa, alle, heißt soviel als gantz
mit allen seinen Theilen.
Da nun zu einer
Schrift gehören erstlich Sachen, die geschrie-
ben sind; und denn die Rede, worinnen sie ver-
fasset worden, mit ihrem Verstande, den sie nach
dem Zweck des Urhebers hat: so gehören denn zu
der gantzen heiligen Schrift zuvorderst alle bibli-
sche Bücher in ihrer Integrität mit allen darinnen
nach ihrem darein gelegten Verstande enthaltenen
Sachen.

3. Daß nun der Apostel so schlechthin setzet
alle Schrift; daraus siehet man, es sey weder
in der Jüdischen, noch in der Christlichen Kir-
chen der geringste Zweifel gewesen von der An-
zahl und von der Integrität der Bücher, welche
zum Canone oder zur Richtschnur des Glau-
bens und des Lebens angenommen worden: wie
denn auch in der Jüdischen Kirche desfals nie-
mals einiger Streit entstanden ist, und von Chri-
sto und seinen Aposteln wohl der rechte Verstand
vieler Oerter von ihrem Mißverstande gerettet
ist, niemals aber einiges Buchs, so man nicht
für Canonisch erkannt hätte, Canonische Au-
ctorit
ät erwiesen werden dürfen.

4. Es ist bey diesen Worten ferner wohl zu
mercken, daß sie das Subjectum in diesem Vers
ausmachen, das ist, also stehen, daß alle folgende
Worte zum Praedicato gehören, oder von der
Beschaffenheit sind, daß sie von der gantzen heili-
gen Schrift, als dem Subjecto, gesaget werden.
Und also sind die ersten Worte in Ansehung des
Worts theopneustos, von GOtt eingegeben,
also zu übersetzen: Alle Schrift ist von GOtt
eingegeben und nütze zur Lehre
u. s. w.

5. Daß die Worte also zu ordnen sind, das
siehet man aus dem Griechischen, da die Worte
theopneustos. von GOTT eingegeben, und
ophelimos nütze, nützlich, mit dem Wörtlein
kai, und, verknüpfet werden, also daß sie dem
Verstande nach zusammen gehören. Da der
selige Lutherus das Wort theopneustos zum Sub-
jecto,
oder zu den vorhergehenden Worten gezo-
gen hat, so hat er diese Particul ausgelassen und
dafür das Wort ist gebrauchet. Ob nun gleich
der Verstand der Worte in solcher Ubersetzung
an sich selbst richtig ist, nemlich daß ich sagen kan,

alle
Z

Cap. 3. v. 15. 16. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] Joh. 17, 20. Apoſt. Geſch. 2, 37. Eph. 1, 13. 1 Theſſ.
2, 13. 1 Pet. 2, 23. Hebr. 4, 12.

10. Dieſe Kraft des Worts GOttes
thut ſich nun hervor in einer ſolchen Unterwei-
ſung,
dadurch man zur wahren Weisheit ge-
langet, und in derſelben waͤchſet: das iſt, der
Menſch wird, wenn er an dieſes Wort, als ans
Licht, trit, dadurch in ſeiner natuͤrlichen Finſter-
niß beſtrafet und ſeines ſuͤndlichen Zuſtandes we-
gen heylſamlich gezuͤchtiget, ja, wo er der
innern Zucht des Heiligen Geiſtes, die an ſein
Gewiſſen koͤmmt, nicht widerſtehet, ſondern Platz
laͤßt, bekehret, mit dem Glauben beſeliget und in
dieſer Ordnung auch erleuchtet, und ſolcher ge-
ſtalt zur wahren Weisheit und Klugheit der Ge-
rechten gebracht.

11. Gleichwie nun eine ſolche Unterweiſung,
dadurch man zur wircklichen Weisheit gelanget,
nicht allein ein Mittel, ſondern zugleich auch ein
Stuͤck der Seligkeit iſt: ſo zeiget ſie auch ferner
den Weg, der Seligkeit ſowol im Reiche der
Gnaden immer mehr, als auch im Reiche der
Herrlichkeit mit voͤlliger Vollendung theilhaftig
zu werden.

12. Der dritte Satz iſt: daß man dieſe
Seligkeit durch den Glauben in Chriſto
habe.
Da der ſchon ſonſt angezeigte Nach-
druck der Redens-Art von dem Glauben an
Chriſto
zu mercken iſt: nemlich es beſtehet der
Glauben nicht allein in einer heiligen Bewegung
nach und zu GOtt, alſo daß er ſich in einem ſehn-
lichen Verlangen, oder Hunger und Durſt
nach GOTT aͤuſſert, da es denn iſt πίστις ἡ ἐις
Χριστὸν der Glaube, der auf Chriſtum gehet und
gaͤntzlich gerichtet iſt; ſondern auch er beſtehet in
einer zuverſichtlichen Ruhe oder in einer beru-
higenden Zuverſicht,
da Chriſtus iſt der
Grund, worauf der Glaube ſich bauet; und das
Element, worinnen er ſeine Ruhe und geiſtliche
Nahrung hat. Und da iſt es denn πίστις ἡ ἐν
Χριστῷ, der Glaube, der auf Chriſtum gegruͤndet
iſt und in Chriſto ſeine rechte naͤhrende und ſtaͤr-
ckende Ruhe hat.

13. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß in die-
ſem Verſe Chriſtus, ſein Wort, der Glaube
und die Seligkeit gar ſchoͤn bey einander ſtehen;
als die da zum Grunde, zur Ordnung und zur
Vollendung des Heyls gehoͤren.

V. 16.

Denn alle (die gantze) heilige Schrift
(wie ſie die Chriſtliche Kirche von der Juͤdiſchen
empfangen hat, und die Schriften der Evange-
liſten und Apoſtel nach und nach dazu bekommen)
von GOtt (dem Heiligen Geiſte) eingegeben
(ſowol den Worten, als auch den Sachen und
derſelben Ordnung nach) iſt nuͤtze (dergeſtalt,
daß ſie auch hoͤchſtnoͤthig iſt) zur Lehre (um
daraus den Grund und die Ordnung des Heyls,
oder das Fuͤrbild der heylſamen Lehre vom Glau-
ben und von der Liebe C. 1, 13. recht zu faſſen)
zur Strafe (πρὸς ἔλεγχον, zur kraͤftigen Uber-
zeugung von den Jrrthuͤmern und Laſtern) zur
Beſſerung
(π ὸς ἐπα[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]όρθωσιν, zur Widerauf-
richtung, Zurechtbringung) zur Zuͤchtigung
(ϖρός παιδειαν, zur Unterweiſung, Anfuͤhrung)
[Spaltenumbruch] in der Gerechtigkeit (τὴν ἐν δικαιοσύνῃ, die
da geſchiehet in der Gerechtigkeit, die es mit der
Gerechtigkeit des Glaubens und des Lebens zu
thun hat: imgleichen iſt die heilige Schrift nuͤtz-
lich zum Troſt und zur Erqvickung Roͤm. 15, 4.
Pſ. 19, 8.)

Anmerckungen.

1. Die von Luthero gebrauchte particula
denn befindet ſich im griechiſchen Texte nicht.
Sie iſt aber dem Sinne Pauli gemaͤß, und die-
net zur Verbindung mit dem vorhergehenden
Verſe: wiewol beyde Verſe auch ohne ſolches
Woͤrtlein in der Sache ſelbſt genau zuſammen
hangen.

2. Das Wort γραφὴ, Schrift, iſt alhier
ſoviel als ἱερα` γράμματα, die heiligen Schrif-
ten
V. 15. Wie es denn auch daher ofte in
Plurali gebrauchet wird, auch mit dem Beyſatze
des Worts ἅγος, heilig, Roͤm. 1, 2. u. ſ. w.
Das Wort πᾶσα, alle, heißt ſoviel als gantz
mit allen ſeinen Theilen.
Da nun zu einer
Schrift gehoͤren erſtlich Sachen, die geſchrie-
ben ſind; und denn die Rede, worinnen ſie ver-
faſſet worden, mit ihrem Verſtande, den ſie nach
dem Zweck des Urhebers hat: ſo gehoͤren denn zu
der gantzen heiligen Schrift zuvorderſt alle bibli-
ſche Buͤcher in ihrer Integritaͤt mit allen darinnen
nach ihrem darein gelegten Verſtande enthaltenen
Sachen.

3. Daß nun der Apoſtel ſo ſchlechthin ſetzet
alle Schrift; daraus ſiehet man, es ſey weder
in der Juͤdiſchen, noch in der Chriſtlichen Kir-
chen der geringſte Zweifel geweſen von der An-
zahl und von der Integritaͤt der Buͤcher, welche
zum Canone oder zur Richtſchnur des Glau-
bens und des Lebens angenommen worden: wie
denn auch in der Juͤdiſchen Kirche desfals nie-
mals einiger Streit entſtanden iſt, und von Chri-
ſto und ſeinen Apoſteln wohl der rechte Verſtand
vieler Oerter von ihrem Mißverſtande gerettet
iſt, niemals aber einiges Buchs, ſo man nicht
fuͤr Canoniſch erkannt haͤtte, Canoniſche Au-
ctorit
aͤt erwieſen werden duͤrfen.

4. Es iſt bey dieſen Worten ferner wohl zu
mercken, daß ſie das Subjectum in dieſem Vers
ausmachen, das iſt, alſo ſtehen, daß alle folgende
Worte zum Prædicato gehoͤren, oder von der
Beſchaffenheit ſind, daß ſie von der gantzen heili-
gen Schrift, als dem Subjecto, geſaget werden.
Und alſo ſind die erſten Worte in Anſehung des
Worts ϑεόπνευστος, von GOtt eingegeben,
alſo zu uͤberſetzen: Alle Schrift iſt von GOtt
eingegeben und nuͤtze zur Lehre
u. ſ. w.

5. Daß die Worte alſo zu ordnen ſind, das
ſiehet man aus dem Griechiſchen, da die Worte
ϑεόπνευστος. von GOTT eingegeben, und
ὠϕέλιμος nuͤtze, nuͤtzlich, mit dem Woͤrtlein
καὶ, und, verknuͤpfet werden, alſo daß ſie dem
Verſtande nach zuſammen gehoͤren. Da der
ſelige Lutherus das Wort θεοπνευστος zum Sub-
jecto,
oder zu den vorhergehenden Worten gezo-
gen hat, ſo hat er dieſe Particul ausgelaſſen und
dafuͤr das Wort iſt gebrauchet. Ob nun gleich
der Verſtand der Worte in ſolcher Uberſetzung
an ſich ſelbſt richtig iſt, nemlich daß ich ſagen kan,

alle
Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0179" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 3. v. 15. 16. an den Timotheum.</hi></fw><lb/><cb/>
Joh. 17, 20. Apo&#x017F;t. Ge&#x017F;ch. 2, 37. Eph. 1, 13. 1 The&#x017F;&#x017F;.<lb/>
2, 13. 1 Pet. 2, 23. Hebr. 4, 12.</p><lb/>
              <p>10. Die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Kraft</hi> des Worts GOttes<lb/>
thut &#x017F;ich nun hervor in einer &#x017F;olchen <hi rendition="#fr">Unterwei-<lb/>
&#x017F;ung,</hi> dadurch man zur wahren <hi rendition="#fr">Weisheit</hi> ge-<lb/>
langet, und in der&#x017F;elben wa&#x0364;ch&#x017F;et: das i&#x017F;t, der<lb/>
Men&#x017F;ch wird, wenn er an die&#x017F;es Wort, als ans<lb/>
Licht, trit, dadurch in &#x017F;einer natu&#x0364;rlichen Fin&#x017F;ter-<lb/>
niß be&#x017F;trafet und &#x017F;eines &#x017F;u&#x0364;ndlichen Zu&#x017F;tandes we-<lb/>
gen heyl&#x017F;amlich gezu&#x0364;chtiget, ja, wo er der<lb/>
innern Zucht des Heiligen Gei&#x017F;tes, die an &#x017F;ein<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;mmt, nicht wider&#x017F;tehet, &#x017F;ondern Platz<lb/>
la&#x0364;ßt, bekehret, mit dem Glauben be&#x017F;eliget und in<lb/>
die&#x017F;er Ordnung auch erleuchtet, und &#x017F;olcher ge-<lb/>
&#x017F;talt zur wahren Weisheit und Klugheit der Ge-<lb/>
rechten gebracht.</p><lb/>
              <p>11. Gleichwie nun eine &#x017F;olche Unterwei&#x017F;ung,<lb/>
dadurch man zur wircklichen Weisheit gelanget,<lb/>
nicht allein ein Mittel, &#x017F;ondern zugleich auch ein<lb/>
Stu&#x0364;ck der Seligkeit i&#x017F;t: &#x017F;o zeiget &#x017F;ie auch ferner<lb/>
den Weg, der Seligkeit &#x017F;owol im Reiche der<lb/>
Gnaden immer mehr, als auch im Reiche der<lb/>
Herrlichkeit mit vo&#x0364;lliger Vollendung theilhaftig<lb/>
zu werden.</p><lb/>
              <p>12. Der dritte Satz i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">daß man die&#x017F;e<lb/>
Seligkeit durch den Glauben in Chri&#x017F;to<lb/>
habe.</hi> Da der &#x017F;chon &#x017F;on&#x017F;t angezeigte Nach-<lb/>
druck der Redens-Art <hi rendition="#fr">von dem Glauben an<lb/>
Chri&#x017F;to</hi> zu mercken i&#x017F;t: nemlich es be&#x017F;tehet der<lb/>
Glauben nicht allein in einer <hi rendition="#fr">heiligen Bewegung</hi><lb/>
nach und zu GOtt, al&#x017F;o daß er &#x017F;ich in einem &#x017F;ehn-<lb/>
lichen <hi rendition="#fr">Verlangen,</hi> oder <hi rendition="#fr">Hunger</hi> und <hi rendition="#fr">Dur&#x017F;t</hi><lb/>
nach GOTT a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert, da es denn i&#x017F;t &#x03C0;&#x03AF;&#x03C3;&#x03C4;&#x03B9;&#x03C2; &#x1F21; &#x1F10;&#x03B9;&#x03C2;<lb/>
&#x03A7;&#x03C1;&#x03B9;&#x03C3;&#x03C4;&#x1F78;&#x03BD; der Glaube, der auf Chri&#x017F;tum gehet und<lb/>
ga&#x0364;ntzlich gerichtet i&#x017F;t; &#x017F;ondern auch er be&#x017F;tehet in<lb/>
einer <hi rendition="#fr">zuver&#x017F;ichtlichen Ruhe</hi> oder in einer <hi rendition="#fr">beru-<lb/>
higenden Zuver&#x017F;icht,</hi> da Chri&#x017F;tus i&#x017F;t der<lb/><hi rendition="#fr">Grund,</hi> worauf der Glaube &#x017F;ich bauet; und das<lb/><hi rendition="#fr">Element,</hi> worinnen er &#x017F;eine Ruhe und gei&#x017F;tliche<lb/>
Nahrung hat. Und da i&#x017F;t es denn &#x03C0;&#x03AF;&#x03C3;&#x03C4;&#x03B9;&#x03C2; &#x1F21; &#x1F10;&#x03BD;<lb/>
&#x03A7;&#x03C1;&#x03B9;&#x03C3;&#x03C4;&#x1FF7;, der Glaube, der auf Chri&#x017F;tum gegru&#x0364;ndet<lb/>
i&#x017F;t und in Chri&#x017F;to &#x017F;eine rechte na&#x0364;hrende und &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
ckende Ruhe hat.</p><lb/>
              <p>13. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t zu mercken, daß in die-<lb/>
&#x017F;em Ver&#x017F;e <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tus,</hi> &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Wort,</hi> der <hi rendition="#fr">Glaube</hi><lb/>
und die Seligkeit gar &#x017F;cho&#x0364;n bey einander &#x017F;tehen;<lb/>
als die da zum Grunde, zur Ordnung und zur<lb/>
Vollendung des Heyls geho&#x0364;ren.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 16.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn alle</hi> (die gantze) <hi rendition="#fr">heilige Schrift</hi><lb/>
(wie &#x017F;ie die Chri&#x017F;tliche Kirche von der Ju&#x0364;di&#x017F;chen<lb/>
empfangen hat, und die Schriften der Evange-<lb/>
li&#x017F;ten und Apo&#x017F;tel nach und nach dazu bekommen)<lb/><hi rendition="#fr">von GOtt</hi> (dem Heiligen Gei&#x017F;te) <hi rendition="#fr">eingegeben</hi><lb/>
(&#x017F;owol den Worten, als auch den Sachen und<lb/>
der&#x017F;elben Ordnung nach) <hi rendition="#fr">i&#x017F;t nu&#x0364;tze</hi> (derge&#x017F;talt,<lb/>
daß &#x017F;ie auch ho&#x0364;ch&#x017F;tno&#x0364;thig i&#x017F;t) <hi rendition="#fr">zur Lehre</hi> (um<lb/>
daraus den Grund und die Ordnung des Heyls,<lb/>
oder das Fu&#x0364;rbild der heyl&#x017F;amen Lehre vom Glau-<lb/>
ben und von der Liebe C. 1, 13. recht zu fa&#x017F;&#x017F;en)<lb/><hi rendition="#fr">zur Strafe</hi> (&#x03C0;&#x03C1;&#x1F78;&#x03C2; &#x1F14;&#x03BB;&#x03B5;&#x03B3;&#x03C7;&#x03BF;&#x03BD;, zur kra&#x0364;ftigen Uber-<lb/>
zeugung von den Jrrthu&#x0364;mern und La&#x017F;tern) <hi rendition="#fr">zur<lb/>
Be&#x017F;&#x017F;erung</hi> (&#x03C0; &#x1F78;&#x03C2; &#x1F10;&#x03C0;&#x03B1;<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>&#x03CC;&#x03C1;&#x03B8;&#x03C9;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD;, zur Widerauf-<lb/>
richtung, Zurechtbringung) <hi rendition="#fr">zur Zu&#x0364;chtigung</hi><lb/>
(&#x03D6;&#x03C1;&#x03CC;&#x03C2; &#x03C0;&#x03B1;&#x03B9;&#x03B4;&#x03B5;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD;, zur Unterwei&#x017F;ung, Anfu&#x0364;hrung)<lb/><cb/> <hi rendition="#fr">in der Gerechtigkeit</hi> (&#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BD; &#x03B4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C3;&#x03CD;&#x03BD;&#x1FC3;, die<lb/>
da ge&#x017F;chiehet in der Gerechtigkeit, die es mit der<lb/>
Gerechtigkeit des Glaubens und des Lebens zu<lb/>
thun hat: imgleichen i&#x017F;t die heilige Schrift nu&#x0364;tz-<lb/>
lich zum Tro&#x017F;t und zur Erqvickung Ro&#x0364;m. 15, 4.<lb/>
P&#x017F;. 19, 8.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Die von Luthero gebrauchte <hi rendition="#aq">particula</hi><lb/><hi rendition="#fr">denn</hi> befindet &#x017F;ich im griechi&#x017F;chen Texte nicht.<lb/>
Sie i&#x017F;t aber dem Sinne Pauli gema&#x0364;ß, und die-<lb/>
net zur Verbindung mit dem vorhergehenden<lb/>
Ver&#x017F;e: wiewol beyde Ver&#x017F;e auch ohne &#x017F;olches<lb/>
Wo&#x0364;rtlein in der Sache &#x017F;elb&#x017F;t genau zu&#x017F;ammen<lb/>
hangen.</p><lb/>
              <p>2. Das Wort &#x03B3;&#x03C1;&#x03B1;&#x03C6;&#x1F74;, <hi rendition="#fr">Schrift,</hi> i&#x017F;t alhier<lb/>
&#x017F;oviel als &#x1F31;&#x03B5;&#x03C1;&#x03B1;&#x1FEF; &#x03B3;&#x03C1;&#x03AC;&#x03BC;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B1;, die <hi rendition="#fr">heiligen Schrif-<lb/>
ten</hi> V. 15. Wie es denn auch daher ofte in<lb/><hi rendition="#aq">Plurali</hi> gebrauchet wird, auch mit dem Bey&#x017F;atze<lb/>
des Worts &#x1F05;&#x03B3;&#x03BF;&#x03C2;, <hi rendition="#fr">heilig,</hi> Ro&#x0364;m. 1, 2. u. &#x017F;. w.<lb/>
Das Wort &#x03C0;&#x1FB6;&#x03C3;&#x03B1;, <hi rendition="#fr">alle,</hi> heißt &#x017F;oviel als <hi rendition="#fr">gantz<lb/>
mit allen &#x017F;einen Theilen.</hi> Da nun zu einer<lb/><hi rendition="#fr">Schrift</hi> geho&#x0364;ren er&#x017F;tlich <hi rendition="#fr">Sachen,</hi> die ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben &#x017F;ind; und denn die <hi rendition="#fr">Rede,</hi> worinnen &#x017F;ie ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;et worden, mit ihrem Ver&#x017F;tande, den &#x017F;ie nach<lb/>
dem Zweck des Urhebers hat: &#x017F;o geho&#x0364;ren denn zu<lb/>
der gantzen heiligen Schrift zuvorder&#x017F;t alle bibli-<lb/>
&#x017F;che Bu&#x0364;cher in ihrer <hi rendition="#aq">Integrit</hi>a&#x0364;t mit allen darinnen<lb/>
nach ihrem darein gelegten Ver&#x017F;tande enthaltenen<lb/>
Sachen.</p><lb/>
              <p>3. Daß nun der Apo&#x017F;tel &#x017F;o &#x017F;chlechthin &#x017F;etzet<lb/><hi rendition="#fr">alle Schrift;</hi> daraus &#x017F;iehet man, es &#x017F;ey weder<lb/>
in der Ju&#x0364;di&#x017F;chen, noch in der Chri&#x017F;tlichen Kir-<lb/>
chen der gering&#x017F;te Zweifel gewe&#x017F;en von der An-<lb/>
zahl und von der <hi rendition="#aq">Integri</hi>ta&#x0364;t der Bu&#x0364;cher, welche<lb/>
zum <hi rendition="#aq">Canone</hi> oder zur Richt&#x017F;chnur des Glau-<lb/>
bens und des Lebens angenommen worden: wie<lb/>
denn auch in der Ju&#x0364;di&#x017F;chen Kirche desfals nie-<lb/>
mals einiger Streit ent&#x017F;tanden i&#x017F;t, und von Chri-<lb/>
&#x017F;to und &#x017F;einen Apo&#x017F;teln wohl der rechte Ver&#x017F;tand<lb/>
vieler Oerter von ihrem Mißver&#x017F;tande gerettet<lb/>
i&#x017F;t, niemals aber einiges Buchs, &#x017F;o man nicht<lb/>
fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Canoni</hi>&#x017F;ch erkannt ha&#x0364;tte, <hi rendition="#aq">Canoni</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
ctorit</hi>a&#x0364;t erwie&#x017F;en werden du&#x0364;rfen.</p><lb/>
              <p>4. Es i&#x017F;t bey die&#x017F;en Worten ferner wohl zu<lb/>
mercken, daß &#x017F;ie das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Subjectum</hi></hi> in die&#x017F;em Vers<lb/>
ausmachen, das i&#x017F;t, al&#x017F;o &#x017F;tehen, daß alle folgende<lb/>
Worte zum <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Prædicato</hi></hi> geho&#x0364;ren, oder von der<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit &#x017F;ind, daß &#x017F;ie von der gantzen heili-<lb/>
gen Schrift, als dem <hi rendition="#aq">Subjecto,</hi> ge&#x017F;aget werden.<lb/>
Und al&#x017F;o &#x017F;ind die er&#x017F;ten Worte in An&#x017F;ehung des<lb/>
Worts &#x03D1;&#x03B5;&#x03CC;&#x03C0;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C5;&#x03C3;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2;, <hi rendition="#fr">von GOtt eingegeben,</hi><lb/>
al&#x017F;o zu u&#x0364;ber&#x017F;etzen: <hi rendition="#fr">Alle Schrift i&#x017F;t von GOtt<lb/>
eingegeben und nu&#x0364;tze zur Lehre</hi> u. &#x017F;. w.</p><lb/>
              <p>5. Daß die Worte al&#x017F;o zu ordnen &#x017F;ind, das<lb/>
&#x017F;iehet man aus dem Griechi&#x017F;chen, da die Worte<lb/>
&#x03D1;&#x03B5;&#x03CC;&#x03C0;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C5;&#x03C3;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2;. <hi rendition="#fr">von <hi rendition="#g">GOTT</hi> eingegeben,</hi> und<lb/>
&#x1F60;&#x03D5;&#x03AD;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BC;&#x03BF;&#x03C2; <hi rendition="#fr">nu&#x0364;tze,</hi> nu&#x0364;tzlich, mit dem Wo&#x0364;rtlein<lb/>
&#x03BA;&#x03B1;&#x1F76;, <hi rendition="#fr">und,</hi> verknu&#x0364;pfet werden, al&#x017F;o daß &#x017F;ie dem<lb/>
Ver&#x017F;tande nach zu&#x017F;ammen geho&#x0364;ren. Da der<lb/>
&#x017F;elige Lutherus das Wort &#x03B8;&#x03B5;&#x03BF;&#x03C0;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C5;&#x03C3;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; zum <hi rendition="#aq">Sub-<lb/>
jecto,</hi> oder zu den vorhergehenden Worten gezo-<lb/>
gen hat, &#x017F;o hat er die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Particul</hi> ausgela&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
dafu&#x0364;r das Wort <hi rendition="#fr">i&#x017F;t</hi> gebrauchet. Ob nun gleich<lb/>
der Ver&#x017F;tand der Worte in &#x017F;olcher Uber&#x017F;etzung<lb/>
an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t richtig i&#x017F;t, nemlich daß ich &#x017F;agen kan,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z</fw><fw place="bottom" type="catch">alle</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0179] Cap. 3. v. 15. 16. an den Timotheum. Joh. 17, 20. Apoſt. Geſch. 2, 37. Eph. 1, 13. 1 Theſſ. 2, 13. 1 Pet. 2, 23. Hebr. 4, 12. 10. Dieſe Kraft des Worts GOttes thut ſich nun hervor in einer ſolchen Unterwei- ſung, dadurch man zur wahren Weisheit ge- langet, und in derſelben waͤchſet: das iſt, der Menſch wird, wenn er an dieſes Wort, als ans Licht, trit, dadurch in ſeiner natuͤrlichen Finſter- niß beſtrafet und ſeines ſuͤndlichen Zuſtandes we- gen heylſamlich gezuͤchtiget, ja, wo er der innern Zucht des Heiligen Geiſtes, die an ſein Gewiſſen koͤmmt, nicht widerſtehet, ſondern Platz laͤßt, bekehret, mit dem Glauben beſeliget und in dieſer Ordnung auch erleuchtet, und ſolcher ge- ſtalt zur wahren Weisheit und Klugheit der Ge- rechten gebracht. 11. Gleichwie nun eine ſolche Unterweiſung, dadurch man zur wircklichen Weisheit gelanget, nicht allein ein Mittel, ſondern zugleich auch ein Stuͤck der Seligkeit iſt: ſo zeiget ſie auch ferner den Weg, der Seligkeit ſowol im Reiche der Gnaden immer mehr, als auch im Reiche der Herrlichkeit mit voͤlliger Vollendung theilhaftig zu werden. 12. Der dritte Satz iſt: daß man dieſe Seligkeit durch den Glauben in Chriſto habe. Da der ſchon ſonſt angezeigte Nach- druck der Redens-Art von dem Glauben an Chriſto zu mercken iſt: nemlich es beſtehet der Glauben nicht allein in einer heiligen Bewegung nach und zu GOtt, alſo daß er ſich in einem ſehn- lichen Verlangen, oder Hunger und Durſt nach GOTT aͤuſſert, da es denn iſt πίστις ἡ ἐις Χριστὸν der Glaube, der auf Chriſtum gehet und gaͤntzlich gerichtet iſt; ſondern auch er beſtehet in einer zuverſichtlichen Ruhe oder in einer beru- higenden Zuverſicht, da Chriſtus iſt der Grund, worauf der Glaube ſich bauet; und das Element, worinnen er ſeine Ruhe und geiſtliche Nahrung hat. Und da iſt es denn πίστις ἡ ἐν Χριστῷ, der Glaube, der auf Chriſtum gegruͤndet iſt und in Chriſto ſeine rechte naͤhrende und ſtaͤr- ckende Ruhe hat. 13. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß in die- ſem Verſe Chriſtus, ſein Wort, der Glaube und die Seligkeit gar ſchoͤn bey einander ſtehen; als die da zum Grunde, zur Ordnung und zur Vollendung des Heyls gehoͤren. V. 16. Denn alle (die gantze) heilige Schrift (wie ſie die Chriſtliche Kirche von der Juͤdiſchen empfangen hat, und die Schriften der Evange- liſten und Apoſtel nach und nach dazu bekommen) von GOtt (dem Heiligen Geiſte) eingegeben (ſowol den Worten, als auch den Sachen und derſelben Ordnung nach) iſt nuͤtze (dergeſtalt, daß ſie auch hoͤchſtnoͤthig iſt) zur Lehre (um daraus den Grund und die Ordnung des Heyls, oder das Fuͤrbild der heylſamen Lehre vom Glau- ben und von der Liebe C. 1, 13. recht zu faſſen) zur Strafe (πρὸς ἔλεγχον, zur kraͤftigen Uber- zeugung von den Jrrthuͤmern und Laſtern) zur Beſſerung (π ὸς ἐπα_όρθωσιν, zur Widerauf- richtung, Zurechtbringung) zur Zuͤchtigung (ϖρός παιδειαν, zur Unterweiſung, Anfuͤhrung) in der Gerechtigkeit (τὴν ἐν δικαιοσύνῃ, die da geſchiehet in der Gerechtigkeit, die es mit der Gerechtigkeit des Glaubens und des Lebens zu thun hat: imgleichen iſt die heilige Schrift nuͤtz- lich zum Troſt und zur Erqvickung Roͤm. 15, 4. Pſ. 19, 8.) Anmerckungen. 1. Die von Luthero gebrauchte particula denn befindet ſich im griechiſchen Texte nicht. Sie iſt aber dem Sinne Pauli gemaͤß, und die- net zur Verbindung mit dem vorhergehenden Verſe: wiewol beyde Verſe auch ohne ſolches Woͤrtlein in der Sache ſelbſt genau zuſammen hangen. 2. Das Wort γραφὴ, Schrift, iſt alhier ſoviel als ἱερα` γράμματα, die heiligen Schrif- ten V. 15. Wie es denn auch daher ofte in Plurali gebrauchet wird, auch mit dem Beyſatze des Worts ἅγος, heilig, Roͤm. 1, 2. u. ſ. w. Das Wort πᾶσα, alle, heißt ſoviel als gantz mit allen ſeinen Theilen. Da nun zu einer Schrift gehoͤren erſtlich Sachen, die geſchrie- ben ſind; und denn die Rede, worinnen ſie ver- faſſet worden, mit ihrem Verſtande, den ſie nach dem Zweck des Urhebers hat: ſo gehoͤren denn zu der gantzen heiligen Schrift zuvorderſt alle bibli- ſche Buͤcher in ihrer Integritaͤt mit allen darinnen nach ihrem darein gelegten Verſtande enthaltenen Sachen. 3. Daß nun der Apoſtel ſo ſchlechthin ſetzet alle Schrift; daraus ſiehet man, es ſey weder in der Juͤdiſchen, noch in der Chriſtlichen Kir- chen der geringſte Zweifel geweſen von der An- zahl und von der Integritaͤt der Buͤcher, welche zum Canone oder zur Richtſchnur des Glau- bens und des Lebens angenommen worden: wie denn auch in der Juͤdiſchen Kirche desfals nie- mals einiger Streit entſtanden iſt, und von Chri- ſto und ſeinen Apoſteln wohl der rechte Verſtand vieler Oerter von ihrem Mißverſtande gerettet iſt, niemals aber einiges Buchs, ſo man nicht fuͤr Canoniſch erkannt haͤtte, Canoniſche Au- ctoritaͤt erwieſen werden duͤrfen. 4. Es iſt bey dieſen Worten ferner wohl zu mercken, daß ſie das Subjectum in dieſem Vers ausmachen, das iſt, alſo ſtehen, daß alle folgende Worte zum Prædicato gehoͤren, oder von der Beſchaffenheit ſind, daß ſie von der gantzen heili- gen Schrift, als dem Subjecto, geſaget werden. Und alſo ſind die erſten Worte in Anſehung des Worts ϑεόπνευστος, von GOtt eingegeben, alſo zu uͤberſetzen: Alle Schrift iſt von GOtt eingegeben und nuͤtze zur Lehre u. ſ. w. 5. Daß die Worte alſo zu ordnen ſind, das ſiehet man aus dem Griechiſchen, da die Worte ϑεόπνευστος. von GOTT eingegeben, und ὠϕέλιμος nuͤtze, nuͤtzlich, mit dem Woͤrtlein καὶ, und, verknuͤpfet werden, alſo daß ſie dem Verſtande nach zuſammen gehoͤren. Da der ſelige Lutherus das Wort θεοπνευστος zum Sub- jecto, oder zu den vorhergehenden Worten gezo- gen hat, ſo hat er dieſe Particul ausgelaſſen und dafuͤr das Wort iſt gebrauchet. Ob nun gleich der Verſtand der Worte in ſolcher Uberſetzung an ſich ſelbſt richtig iſt, nemlich daß ich ſagen kan, alle Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/179
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/179>, abgerufen am 21.11.2024.