Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefes Pauli C. 3. v. 16. [Spaltenumbruch]
alle von GOtt eingegebene Schrift ist nützlichu. s. w. Und die Worte sich auch endlich also ü- bersetzen liessen, wenn kein füglicher Verstand zu finden wäre: so bleibet man doch, da dieser aufs leichteste vorhanden ist, billig bey der Stru- ctur des Griechischen Textes. 6. Daß der Sel. Lutherus mit der Vulga- 7. Die Theopneustia, oder göttliche In- a. Die Höhe und Tiefe der Glaubens-Ge- heimnisse; als die also beschaffen sind, daß sie von einem menschlichen Verstand unmög- lich haben können ausgedacht werden: aber doch gleichwol von der Art sind, daß auch die Vernunft selbst, wenn sie als geoffenbaret betrachtet werden, darinnen die grosse Weis- heit GOttes demüthig bewundern muß. b. Die so vielfältige Propheceyungen zu- künftiger und doch aber wahrhaftig er- fülleter Dinge, davon die heilige Schrift durch und durch voll ist. Welche aber kein Mensch hat vorher sehen, vielweniger sie also zur Erfüllung bringen können. c. Die Wahrheit und Grösse der göttlichen wunder-Wercke, womit GOTT sowol die Christliche als jüdische Religion, die in der Haupt-Sache zusammen stimmen, und in den Schriften des Alten und Neuen Testa- ments verfaßt sind, ihrem aus seiner göttli- [Spaltenumbruch] chen Offenbarung und Vorschrift genomme- nen Ursprunge nach, aufs nachdrücklichste be- stätiget hat. Bey welchen und andern itzo zu übergehenden Beweis-Gründen die aufs ü- berflüßigste erweisliche und erwiesene Wahr- heit der Jüdischen und Christlichen Hi- storie, oder alles dessen, was in der Religion mit den Juden und Christen, nach Anzeige der Schriften des Alten und Neuen Testa- ments, vorgegengen, selbst zum Grunde lie- get: wie ich in besagten Büchern mit meh- rern vorgestellet habe. 8. Jn dem Worte th[fremdsprachliches Material]opneusto[fremdsprachliches Material] wird mit 9. Der Nutze der von GOtt eingegebnen 10. Das Wort elegkhos gehet auf eine 11. Es haben demnach diejenigen, welche 12. Das
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 3. v. 16. [Spaltenumbruch]
alle von GOtt eingegebene Schrift iſt nuͤtzlichu. ſ. w. Und die Worte ſich auch endlich alſo uͤ- berſetzen lieſſen, wenn kein fuͤglicher Verſtand zu finden waͤre: ſo bleibet man doch, da dieſer aufs leichteſte vorhanden iſt, billig bey der Stru- ctur des Griechiſchen Textes. 6. Daß der Sel. Lutherus mit der Vulga- 7. Die Θεοπνευστία, oder goͤttliche In- a. Die Hoͤhe und Tiefe der Glaubens-Ge- heimniſſe; als die alſo beſchaffen ſind, daß ſie von einem menſchlichen Verſtand unmoͤg- lich haben koͤnnen ausgedacht werden: aber doch gleichwol von der Art ſind, daß auch die Vernunft ſelbſt, wenn ſie als geoffenbaret betrachtet werden, darinnen die groſſe Weis- heit GOttes demuͤthig bewundern muß. b. Die ſo vielfaͤltige Propheceyungen zu- kuͤnftiger und doch aber wahrhaftig er- fuͤlleter Dinge, davon die heilige Schrift durch und durch voll iſt. Welche aber kein Menſch hat vorher ſehen, vielweniger ſie alſo zur Erfuͤllung bringen koͤnnen. c. Die Wahrheit und Groͤſſe der goͤttlichen wunder-Wercke, womit GOTT ſowol die Chriſtliche als juͤdiſche Religion, die in der Haupt-Sache zuſammen ſtimmen, und in den Schriften des Alten und Neuen Teſta- ments verfaßt ſind, ihrem aus ſeiner goͤttli- [Spaltenumbruch] chen Offenbarung und Vorſchrift genomme- nen Urſprunge nach, aufs nachdruͤcklichſte be- ſtaͤtiget hat. Bey welchen und andern itzo zu uͤbergehenden Beweis-Gruͤnden die aufs uͤ- berfluͤßigſte erweisliche und erwieſene Wahr- heit der Juͤdiſchen und Chriſtlichen Hi- ſtorie, oder alles deſſen, was in der Religion mit den Juden und Chriſten, nach Anzeige der Schriften des Alten und Neuen Teſta- ments, vorgegengen, ſelbſt zum Grunde lie- get: wie ich in beſagten Buͤchern mit meh- rern vorgeſtellet habe. 8. Jn dem Worte θ[fremdsprachliches Material]όϖνευστο[fremdsprachliches Material] wird mit 9. Der Nutze der von GOtt eingegebnen 10. Das Wort ἔλεγχος gehet auf eine 11. Es haben demnach diejenigen, welche 12. Das
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Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 3. v. 16.
alle von GOtt eingegebene Schrift iſt nuͤtzlich
u. ſ. w. Und die Worte ſich auch endlich alſo uͤ-
berſetzen lieſſen, wenn kein fuͤglicher Verſtand
zu finden waͤre: ſo bleibet man doch, da dieſer
aufs leichteſte vorhanden iſt, billig bey der Stru-
ctur des Griechiſchen Textes.
6. Daß der Sel. Lutherus mit der Vulga-
ta und einigen andern Auslegern den Text alſo
uͤberſetzet hat, iſt wol daher gekommen, daß er
dafuͤr gehalten, es laſſe ſich das Wort θεόπνευ-
στος, von GOTT eingegeben, nicht von aller
Schrift insgemein ſagen, inſonderheit von den
alſo genannten apocryphiſchen Schriften des
Alten Teſtaments. Allein daß Paulus mit den
Worten alle Schrift nicht insgemein alle
Schriften verſtanden habe, ſondern nur die in
der Juͤdiſchen und Chriſtlichen Kirche allein fuͤr
canoniſch angenommene bekannte Schriften,
das ſiehet man gantz klar aus den unmittelbar
vorhergehenden Worten, da er das, was er hier
nennet, alle Schrift, benennet ἱερὰ γρἀμμα-
τα, die heilige Schriften, davon er alſo das
prædicatum, θεόπνευστος, oder die goͤttliche
Eingebung, mit allem Recht ſagen konte.
7. Die Θεοπνευστία, oder goͤttliche In-
ſpiration, iſt die Hauptſache bey der heiligen
Schrift: als davon alle andere ihre Eigenſchaf-
ten herruͤhren: da nun dieſe in der Kirche GOt-
tes von allen derſelben wahren Gliedern aus
wichtigen Gruͤnden fuͤr eine Haupt-Wahrheit
gehalten wird; ſo iſt ſie gegen die Widerſpre-
cher, oder alſo genannten Naturaliſten, die
nichts als ein bloſſes Licht und Recht der Natur
zugeben, aus gedachten Gruͤnden ſo erweislich,
daß auch die geſunde Vernunft ſelbſt davon gantz
uͤberfluͤßig uͤberzeuget werden kan. Laͤſſet man
ſich denn durch ſolche Uberzeugung in die Heyls-
Ordnung bringen, ſo koͤmmt denn auch die uͤber-
natuͤrliche Uberzeugung aus der Salbung und
Verſiegelung des Heil. Geiſtes dazu. Jch habe
von dieſer wichtigen Materie ausfuͤhrlich gehan-
delt in dem andern und dritten Tomo der Cauſ-
ſæ Dei & religionis revelatæ, Judaicæ &
Chriſtianæ. Die drey Haupt-Gruͤnde von der
goͤttlichen Inſpiration ſind:
a. Die Hoͤhe und Tiefe der Glaubens-Ge-
heimniſſe; als die alſo beſchaffen ſind, daß
ſie von einem menſchlichen Verſtand unmoͤg-
lich haben koͤnnen ausgedacht werden: aber
doch gleichwol von der Art ſind, daß auch die
Vernunft ſelbſt, wenn ſie als geoffenbaret
betrachtet werden, darinnen die groſſe Weis-
heit GOttes demuͤthig bewundern muß.
b. Die ſo vielfaͤltige Propheceyungen zu-
kuͤnftiger und doch aber wahrhaftig er-
fuͤlleter Dinge, davon die heilige Schrift
durch und durch voll iſt. Welche aber kein
Menſch hat vorher ſehen, vielweniger ſie alſo
zur Erfuͤllung bringen koͤnnen.
c. Die Wahrheit und Groͤſſe der goͤttlichen
wunder-Wercke, womit GOTT ſowol die
Chriſtliche als juͤdiſche Religion, die in der
Haupt-Sache zuſammen ſtimmen, und in
den Schriften des Alten und Neuen Teſta-
ments verfaßt ſind, ihrem aus ſeiner goͤttli-
chen Offenbarung und Vorſchrift genomme-
nen Urſprunge nach, aufs nachdruͤcklichſte be-
ſtaͤtiget hat. Bey welchen und andern itzo zu
uͤbergehenden Beweis-Gruͤnden die aufs uͤ-
berfluͤßigſte erweisliche und erwieſene Wahr-
heit der Juͤdiſchen und Chriſtlichen Hi-
ſtorie, oder alles deſſen, was in der Religion
mit den Juden und Chriſten, nach Anzeige
der Schriften des Alten und Neuen Teſta-
ments, vorgegengen, ſelbſt zum Grunde lie-
get: wie ich in beſagten Buͤchern mit meh-
rern vorgeſtellet habe.
8. Jn dem Worte θ_ όϖνευστο_ wird mit
dem letztern Theile deſſelben ſonderlich auf
πνεο῀μα, den heiligen Geiſt geſehen; als wel-
chem die Inſpiration oder Eingebung ſonder-
lich eigen iſt. Siehe unter andern 1 Pet. 1, 21.
da es heißt: die heiligen Menſchen GOttes
haben geredet, getrieben von dem heiligen
Geiſt. Und wenn in eben demſelben Worte
auch GOttes gedacht, und ihm die Inſpiration
zugeeignet wird, ſo wird damit zugleich angezei-
get, daß der heilige Geiſt wahrer GOtt ſey.
9. Der Nutze der von GOtt eingegebnen
Schrift iſt ſo groß und hoch, daß er auch eine
rechte Nothwendigkeit mit in ſich faſſet. Denn
es iſt darinn der Weg zu GOTT nicht etwa
nur als eine vorhin und ohne das bekannte Sa-
che erleichtert, und mehr aufgeklaͤret, ſondern
erſt ſeinem gantzen Grunde und ſeiner Ordnung
nach geoffenbaret und gezeiget worden.
10. Das Wort ἔλεγχος gehet auf eine
ſolche Beſtrafung von dem Jrrthum und von
der Suͤnde, welche eine ſolche kraͤftige Uber-
zeugung giebt, dadurch man einen von der
Sache recht uͤberfuͤhret, daß er nichts dagegen
einzuwenden habe. Jn welchem Verſtande es
von dem heiligen Geiſte heißt, daß er werde
die Welt ἐλέγχειν ſtrafen, um die Suͤnde,
um die Gerechtigkeit, und um das Gericht,
das iſt, davon uͤberzeugen, und zwar durch das
Wort GOttes, welchem deßwegen der elen-
chus zugeſchrieben wird. Joh. 16, 8. Und da
die eigentliche Bedeutung dieſes Worts auf ei-
ne kraͤftige Vorhaltung und Uberzeugung gehet,
ſo wird es Hebr. 11. vom Glauben gebrauchet,
und geſaget, daß er ſey ἔλεγχος πραγμάτων ου_
βλεπομένων, eine Uberzeugung der Sachen,
oder von den Sachen, die man nicht ſiehet;
daß ſie nemlich wahrhaftig, wohl gegruͤndet, und
gewiß zu erwarten ſind.
11. Es haben demnach diejenigen, welche
die Heil. Schrift zum elencho, zur Widerle-
gung der irrenden, gebrauchen, dahin zu ſehen,
daß ihr elenchus nicht in einer Wort-Zaͤncke-
rey, und Wortklauberey beſtehe, ſondern eine
ſolche Vorſtellung der Wahrheit ſey, dadurch der
irrende von ſeinem Jrrthum kraͤftig koͤnne uͤber-
zeuget werden; er laſſe nun davon ab, oder
nicht. Daß das Wort aber auch auf eine uͤber-
zeugende Erweiſung von der Suͤnde gehe, ſiehet
man ſonderlich Joh. 8, 46. aus dieſen Worten
Chriſti: Welcher unter euch ἐλέγχει με περ_
_ μαρτίας, kan mich einer Suͤnde zeihen, o-
der davon uͤberfuͤhren?
12. Das
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