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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli Cap. 4. v. 10. 11.
[Spaltenumbruch] schäfte wegen:) Crescens in Galatiam, Ti-
tus in Dalmatiam
(doch also, daß sie mich aus
Liebe zur Welt nicht verlassen haben, auch daselbst
den Lauf des Evangelii befordern wollen.)

Anmerckungen.

1. Ob Demas die Christliche Religion end-
lich gar verleugnet habe, oder in eine gefährliche
Ketzerey verfallen sey, davon läßt sich nichts gewis-
ses sagen; und hat, was Epiphanius und Doro-
theus davon referiren, schlechten Grund. Allem
Ansehen nach ist es dabey geblieben, was Pau-
lus von ihm schreibet, daß er in die sündliche Liebe
der Welt verfallen, und daher ihn und die Ge-
meinschaft seiner Leiden verlassen, ob er wol bey
der Bekenntniß der christlichen Religion beharret
seyn mag: dabey er sich denn wol also gehalten
haben wird, daß er ohne Leiden geblieben.

2. Demas hat fast allezeit und allenthalben
Brüder und Schwestern, oder seines gleichen,
welche zwar durch die Gnade GOttes entflohen
waren dem Unflat der Welt, welche sich aber durch
Betrug der Sünde in dieselben wieder einflech-
ten und überwinden lassen. Da denn das letzte
ärger mit ihnen wird, als das erste; da sie gleich-
sam wieder einfressen, was sie gespien haben, und
sich nach der Schwemme wieder in den Koth wel-
tzen. 2 Pet. 2, 20. 21. 22.

3. Gemeiniglich entstehet der Verfall daher,
daß man sicher wird, und die tägliche Seibst-
Prüfung
unterläßt. Daher denn unvermerckt
nicht allein viele Ubereilungen kommen, die uner-
kannt auch unverbessert bleiben, sondern auch in
mancherley Unlauterkeit nach und nach solche
principia und Regeln angenommen werden, da-
durch dem Fleische zum Mißbrauch der Christli-
chen Freyheit Raum gelassen wird. Welches
aber nichts anders ist, als eine unordentliche Welt-
Liebe, die, wenn sie auch gleich von gröbern Aus-
brüchen noch sehr gemäßiget ist, doch nach und
nach dergestalt zunimmt, daß sie bey Verletzung
und Einschläferung des guten Gewissens allen
Glauben und alle wahre Liebe zu GOtt mit dem
geistlichen Leben ersticket: welches allen Lesern zur
Selbst-Prüfung dienet.

4. Von Crescente lesen wir weiter nichts.
Titus aber ist bekant, als ein getreuer Zeuge der
Wahrheit, von welchem in der Einleitung des
an ihn geschriebenen Briefes ein mehrers vorkom-
men wird. Und da dieser ohne Zweifel des Evange-
lii wegen nach Dalmatien gereiset, welches an
Macedonien grentzet, und ein langer Strich Lan-
des am Adriatischen Meere und ein Theil des alten
Jllyriens ist; so ist denn auch durch diesen Dienst
Titi das Evangelium den abend- und mitternäch-
tigen Ländern etwas näher gebracht worden.

V. 11.

Lucas (der ehemalige Artzt Col. 4, 14.
nunmehriger Evangelist, mein getreuer Gefehrte
auf meinen Reisen, und mein Beystand in der er-
sten Gefangenschaft zu Rom) ist allein bey
mir
(nemlich von den ausländischen Gehülfen
des Evngelii, ausser andern mich besuchenden
gläubigen Christen zu Rom,) Marcum (den
Neffen oder Geschwister-Kind, Barnabä Col.
[Spaltenumbruch] 4, 10. der sonst Johannes, aber mit dem Zuna-
men Marcus genant worden Apost. Gesch. 12,
12. 25. c. 13, 13. c. 15, 37. 39.) nim zu dir, und
bringe ihn mit dir
(dazu er gar willig seyn
wird:) denn er ist mir nützlich zum Dienst
(am Evangelio, dessen Lauf und Ausbreitung
ich wie selbst, also auch durch getreue Gehülfen,
auch in den Banden befordere.)

Anmerckungen.

1. Daß Lucas Pauli Gefehrte auf seinen
Reisen in Asien und Griechenland, auch ander-
wärtig, auch sein Beystand in der Gefangenschaft
gewesen, siehet man aus der von ihm ohne allen
Zweifel geschriebenen Apostel-Geschicht, da er
Pauli Reisen also beschreibet, daß er sich mit ein-
schliesset, sonderlich vom 16 Capitel an, da es V.
10. u. s. w. heißt: Als Paulus das Gesicht ge-
sehen hatte, da trachteten wir alsobald zu
reisen in Macedonien
u. s. w. Daß ihn Pau-
lus zu Rom auch in der ersten Gefangenschaft um
sich gehabt, erhellet denn auch daraus, daß er die
erste Reise Pauli nach Rom auf gleiche seine Ge-
genwart bezeichnende Art beschreibet, auch im letz-
tern Capitel einiges von seinem Aufenthalt zu
Rom hinzuthut. Wie denn auch Paulus, als
er zu der Zeit von Rom aus an die Colosser und
an den Philemonem schriebe, ihnen einen Gruß
von Luca vermeldete Col. 4, 4. Philem. v. 24.

2. Da nun Lucas auch in der andern Ge-
fangenschaft um Paulum zu Rom gewesen, so ist
er allem Ansehen nach, wie nach der Erledigung
aus den ersten Banden mit ihm nach Orient und
Griechenland gereiset, also auch von da wieder
mit ihm nach Rom gegangen.

3. Das Buch der Apostel Geschichte aber
muß er vermuthlich entweder kurtz vor der mit
Paulo gethanen Abreise aus Jtalien, oder doch
bald darauf an einem Orte unter weges, da sie ei-
nige Zeit stille gelegen, wo nicht gar auf dem
Schiffe, verfertiget, und das Original einer ge-
wissen Gemeine zur fernern Communication
als eine Beylage übergeben haben. Denn hätte
er die Historie erst nachher, entweder zur Zeit der
letzten Gefangenschaft Pauli aufgesetzt, oder doch
zu dieser Zeit das Original noch in seinen Hän-
den gehabt, so würde er ohne Zweifel zuletzt auch
etwas von der letztern Reise nach Griechen- und
Morgenland hinzugethan, auch dieser letzten
Banden gedacht haben.

4. Dieser alhier benannte Marcus, der
sonst mit dem Vor-Namen Johannes hieß,
Apost. Gesch. 12, 12. 25. 13, 13. 15, 37. 39. ist ver-
muthlich von dem Evangelisten Marco unter-
schieden. Jn der ersten Expedition Pauli, die
er von Antiochia durch die Länder Asiens mit ihm
und Barnaba that Apost. Gesch. 12, 25. 13, 1. u. f.
bewiese er nicht Beständigkeit genug, sondern
schied von ihnen Cap. 13, 13. Daher Paulus
Bedencken trug, ihn zum andern mal an eben die
und noch andere Oerter mit sich zu nehmen, und als
er darüber mit Barnaba nicht eines werden konte,
ließ er gerne geschehen, daß ihn Barnabas zum Ge-
fehrten erwehlete, und mit ihm einen besondern
Zug unter die Heyden that. C. 15, 37. 39. Da

nun

Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 4. v. 10. 11.
[Spaltenumbruch] ſchaͤfte wegen:) Creſcens in Galatiam, Ti-
tus in Dalmatiam
(doch alſo, daß ſie mich aus
Liebe zur Welt nicht verlaſſen haben, auch daſelbſt
den Lauf des Evangelii befordern wollen.)

Anmerckungen.

1. Ob Demas die Chriſtliche Religion end-
lich gar verleugnet habe, oder in eine gefaͤhrliche
Ketzerey verfallen ſey, davon laͤßt ſich nichts gewiſ-
ſes ſagen; und hat, was Epiphanius und Doro-
theus davon referiren, ſchlechten Grund. Allem
Anſehen nach iſt es dabey geblieben, was Pau-
lus von ihm ſchreibet, daß er in die ſuͤndliche Liebe
der Welt verfallen, und daher ihn und die Ge-
meinſchaft ſeiner Leiden verlaſſen, ob er wol bey
der Bekenntniß der chriſtlichen Religion beharret
ſeyn mag: dabey er ſich denn wol alſo gehalten
haben wird, daß er ohne Leiden geblieben.

2. Demas hat faſt allezeit und allenthalben
Bruͤder und Schweſtern, oder ſeines gleichen,
welche zwar durch die Gnade GOttes entflohen
waren dem Unflat der Welt, welche ſich aber durch
Betrug der Suͤnde in dieſelben wieder einflech-
ten und uͤberwinden laſſen. Da denn das letzte
aͤrger mit ihnen wird, als das erſte; da ſie gleich-
ſam wieder einfreſſen, was ſie geſpien haben, und
ſich nach der Schwemme wieder in den Koth wel-
tzen. 2 Pet. 2, 20. 21. 22.

3. Gemeiniglich entſtehet der Verfall daher,
daß man ſicher wird, und die taͤgliche Seibſt-
Pruͤfung
unterlaͤßt. Daher denn unvermerckt
nicht allein viele Ubereilungen kommen, die uner-
kannt auch unverbeſſert bleiben, ſondern auch in
mancherley Unlauterkeit nach und nach ſolche
principia und Regeln angenommen werden, da-
durch dem Fleiſche zum Mißbrauch der Chriſtli-
chen Freyheit Raum gelaſſen wird. Welches
aber nichts anders iſt, als eine unordentliche Welt-
Liebe, die, wenn ſie auch gleich von groͤbern Aus-
bruͤchen noch ſehr gemaͤßiget iſt, doch nach und
nach dergeſtalt zunimmt, daß ſie bey Verletzung
und Einſchlaͤferung des guten Gewiſſens allen
Glauben und alle wahre Liebe zu GOtt mit dem
geiſtlichen Leben erſticket: welches allen Leſern zur
Selbſt-Pruͤfung dienet.

4. Von Creſcente leſen wir weiter nichts.
Titus aber iſt bekant, als ein getreuer Zeuge der
Wahrheit, von welchem in der Einleitung des
an ihn geſchriebenen Briefes ein mehrers vorkom-
men wird. Und da dieſer ohne Zweifel des Evange-
lii wegen nach Dalmatien gereiſet, welches an
Macedonien grentzet, und ein langer Strich Lan-
des am Adriatiſchen Meere und ein Theil des alten
Jllyriens iſt; ſo iſt denn auch durch dieſen Dienſt
Titi das Evangelium den abend- und mitternaͤch-
tigen Laͤndern etwas naͤher gebracht worden.

V. 11.

Lucas (der ehemalige Artzt Col. 4, 14.
nunmehriger Evangeliſt, mein getreuer Gefehrte
auf meinen Reiſen, und mein Beyſtand in der er-
ſten Gefangenſchaft zu Rom) iſt allein bey
mir
(nemlich von den auslaͤndiſchen Gehuͤlfen
des Evngelii, auſſer andern mich beſuchenden
glaͤubigen Chriſten zu Rom,) Marcum (den
Neffen oder Geſchwiſter-Kind, Barnabaͤ Col.
[Spaltenumbruch] 4, 10. der ſonſt Johannes, aber mit dem Zuna-
men Marcus genant worden Apoſt. Geſch. 12,
12. 25. c. 13, 13. c. 15, 37. 39.) nim zu dir, und
bringe ihn mit dir
(dazu er gar willig ſeyn
wird:) denn er iſt mir nuͤtzlich zum Dienſt
(am Evangelio, deſſen Lauf und Ausbreitung
ich wie ſelbſt, alſo auch durch getreue Gehuͤlfen,
auch in den Banden befordere.)

Anmerckungen.

1. Daß Lucas Pauli Gefehrte auf ſeinen
Reiſen in Aſien und Griechenland, auch ander-
waͤrtig, auch ſein Beyſtand in der Gefangenſchaft
geweſen, ſiehet man aus der von ihm ohne allen
Zweifel geſchriebenen Apoſtel-Geſchicht, da er
Pauli Reiſen alſo beſchreibet, daß er ſich mit ein-
ſchlieſſet, ſonderlich vom 16 Capitel an, da es V.
10. u. ſ. w. heißt: Als Paulus das Geſicht ge-
ſehen hatte, da trachteten wir alſobald zu
reiſen in Macedonien
u. ſ. w. Daß ihn Pau-
lus zu Rom auch in der erſten Gefangenſchaft um
ſich gehabt, erhellet denn auch daraus, daß er die
erſte Reiſe Pauli nach Rom auf gleiche ſeine Ge-
genwart bezeichnende Art beſchreibet, auch im letz-
tern Capitel einiges von ſeinem Aufenthalt zu
Rom hinzuthut. Wie denn auch Paulus, als
er zu der Zeit von Rom aus an die Coloſſer und
an den Philemonem ſchriebe, ihnen einen Gruß
von Luca vermeldete Col. 4, 4. Philem. v. 24.

2. Da nun Lucas auch in der andern Ge-
fangenſchaft um Paulum zu Rom geweſen, ſo iſt
er allem Anſehen nach, wie nach der Erledigung
aus den erſten Banden mit ihm nach Orient und
Griechenland gereiſet, alſo auch von da wieder
mit ihm nach Rom gegangen.

3. Das Buch der Apoſtel Geſchichte aber
muß er vermuthlich entweder kurtz vor der mit
Paulo gethanen Abreiſe aus Jtalien, oder doch
bald darauf an einem Orte unter weges, da ſie ei-
nige Zeit ſtille gelegen, wo nicht gar auf dem
Schiffe, verfertiget, und das Original einer ge-
wiſſen Gemeine zur fernern Communication
als eine Beylage uͤbergeben haben. Denn haͤtte
er die Hiſtorie erſt nachher, entweder zur Zeit der
letzten Gefangenſchaft Pauli aufgeſetzt, oder doch
zu dieſer Zeit das Original noch in ſeinen Haͤn-
den gehabt, ſo wuͤrde er ohne Zweifel zuletzt auch
etwas von der letztern Reiſe nach Griechen- und
Morgenland hinzugethan, auch dieſer letzten
Banden gedacht haben.

4. Dieſer alhier benannte Marcus, der
ſonſt mit dem Vor-Namen Johannes hieß,
Apoſt. Geſch. 12, 12. 25. 13, 13. 15, 37. 39. iſt ver-
muthlich von dem Evangeliſten Marco unter-
ſchieden. Jn der erſten Expedition Pauli, die
er von Antiochia durch die Laͤnder Aſiens mit ihm
und Barnaba that Apoſt. Geſch. 12, 25. 13, 1. u. f.
bewieſe er nicht Beſtaͤndigkeit genug, ſondern
ſchied von ihnen Cap. 13, 13. Daher Paulus
Bedencken trug, ihn zum andern mal an eben die
und noch andere Oerter mit ſich zu nehmen, und als
er daruͤber mit Barnaba nicht eines werden konte,
ließ er gerne geſchehen, daß ihn Barnabas zum Ge-
fehrten erwehlete, und mit ihm einen beſondern
Zug unter die Heyden that. C. 15, 37. 39. Da

nun
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[186/0188] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 4. v. 10. 11. ſchaͤfte wegen:) Creſcens in Galatiam, Ti- tus in Dalmatiam (doch alſo, daß ſie mich aus Liebe zur Welt nicht verlaſſen haben, auch daſelbſt den Lauf des Evangelii befordern wollen.) Anmerckungen. 1. Ob Demas die Chriſtliche Religion end- lich gar verleugnet habe, oder in eine gefaͤhrliche Ketzerey verfallen ſey, davon laͤßt ſich nichts gewiſ- ſes ſagen; und hat, was Epiphanius und Doro- theus davon referiren, ſchlechten Grund. Allem Anſehen nach iſt es dabey geblieben, was Pau- lus von ihm ſchreibet, daß er in die ſuͤndliche Liebe der Welt verfallen, und daher ihn und die Ge- meinſchaft ſeiner Leiden verlaſſen, ob er wol bey der Bekenntniß der chriſtlichen Religion beharret ſeyn mag: dabey er ſich denn wol alſo gehalten haben wird, daß er ohne Leiden geblieben. 2. Demas hat faſt allezeit und allenthalben Bruͤder und Schweſtern, oder ſeines gleichen, welche zwar durch die Gnade GOttes entflohen waren dem Unflat der Welt, welche ſich aber durch Betrug der Suͤnde in dieſelben wieder einflech- ten und uͤberwinden laſſen. Da denn das letzte aͤrger mit ihnen wird, als das erſte; da ſie gleich- ſam wieder einfreſſen, was ſie geſpien haben, und ſich nach der Schwemme wieder in den Koth wel- tzen. 2 Pet. 2, 20. 21. 22. 3. Gemeiniglich entſtehet der Verfall daher, daß man ſicher wird, und die taͤgliche Seibſt- Pruͤfung unterlaͤßt. Daher denn unvermerckt nicht allein viele Ubereilungen kommen, die uner- kannt auch unverbeſſert bleiben, ſondern auch in mancherley Unlauterkeit nach und nach ſolche principia und Regeln angenommen werden, da- durch dem Fleiſche zum Mißbrauch der Chriſtli- chen Freyheit Raum gelaſſen wird. Welches aber nichts anders iſt, als eine unordentliche Welt- Liebe, die, wenn ſie auch gleich von groͤbern Aus- bruͤchen noch ſehr gemaͤßiget iſt, doch nach und nach dergeſtalt zunimmt, daß ſie bey Verletzung und Einſchlaͤferung des guten Gewiſſens allen Glauben und alle wahre Liebe zu GOtt mit dem geiſtlichen Leben erſticket: welches allen Leſern zur Selbſt-Pruͤfung dienet. 4. Von Creſcente leſen wir weiter nichts. Titus aber iſt bekant, als ein getreuer Zeuge der Wahrheit, von welchem in der Einleitung des an ihn geſchriebenen Briefes ein mehrers vorkom- men wird. Und da dieſer ohne Zweifel des Evange- lii wegen nach Dalmatien gereiſet, welches an Macedonien grentzet, und ein langer Strich Lan- des am Adriatiſchen Meere und ein Theil des alten Jllyriens iſt; ſo iſt denn auch durch dieſen Dienſt Titi das Evangelium den abend- und mitternaͤch- tigen Laͤndern etwas naͤher gebracht worden. V. 11. Lucas (der ehemalige Artzt Col. 4, 14. nunmehriger Evangeliſt, mein getreuer Gefehrte auf meinen Reiſen, und mein Beyſtand in der er- ſten Gefangenſchaft zu Rom) iſt allein bey mir (nemlich von den auslaͤndiſchen Gehuͤlfen des Evngelii, auſſer andern mich beſuchenden glaͤubigen Chriſten zu Rom,) Marcum (den Neffen oder Geſchwiſter-Kind, Barnabaͤ Col. 4, 10. der ſonſt Johannes, aber mit dem Zuna- men Marcus genant worden Apoſt. Geſch. 12, 12. 25. c. 13, 13. c. 15, 37. 39.) nim zu dir, und bringe ihn mit dir (dazu er gar willig ſeyn wird:) denn er iſt mir nuͤtzlich zum Dienſt (am Evangelio, deſſen Lauf und Ausbreitung ich wie ſelbſt, alſo auch durch getreue Gehuͤlfen, auch in den Banden befordere.) Anmerckungen. 1. Daß Lucas Pauli Gefehrte auf ſeinen Reiſen in Aſien und Griechenland, auch ander- waͤrtig, auch ſein Beyſtand in der Gefangenſchaft geweſen, ſiehet man aus der von ihm ohne allen Zweifel geſchriebenen Apoſtel-Geſchicht, da er Pauli Reiſen alſo beſchreibet, daß er ſich mit ein- ſchlieſſet, ſonderlich vom 16 Capitel an, da es V. 10. u. ſ. w. heißt: Als Paulus das Geſicht ge- ſehen hatte, da trachteten wir alſobald zu reiſen in Macedonien u. ſ. w. Daß ihn Pau- lus zu Rom auch in der erſten Gefangenſchaft um ſich gehabt, erhellet denn auch daraus, daß er die erſte Reiſe Pauli nach Rom auf gleiche ſeine Ge- genwart bezeichnende Art beſchreibet, auch im letz- tern Capitel einiges von ſeinem Aufenthalt zu Rom hinzuthut. Wie denn auch Paulus, als er zu der Zeit von Rom aus an die Coloſſer und an den Philemonem ſchriebe, ihnen einen Gruß von Luca vermeldete Col. 4, 4. Philem. v. 24. 2. Da nun Lucas auch in der andern Ge- fangenſchaft um Paulum zu Rom geweſen, ſo iſt er allem Anſehen nach, wie nach der Erledigung aus den erſten Banden mit ihm nach Orient und Griechenland gereiſet, alſo auch von da wieder mit ihm nach Rom gegangen. 3. Das Buch der Apoſtel Geſchichte aber muß er vermuthlich entweder kurtz vor der mit Paulo gethanen Abreiſe aus Jtalien, oder doch bald darauf an einem Orte unter weges, da ſie ei- nige Zeit ſtille gelegen, wo nicht gar auf dem Schiffe, verfertiget, und das Original einer ge- wiſſen Gemeine zur fernern Communication als eine Beylage uͤbergeben haben. Denn haͤtte er die Hiſtorie erſt nachher, entweder zur Zeit der letzten Gefangenſchaft Pauli aufgeſetzt, oder doch zu dieſer Zeit das Original noch in ſeinen Haͤn- den gehabt, ſo wuͤrde er ohne Zweifel zuletzt auch etwas von der letztern Reiſe nach Griechen- und Morgenland hinzugethan, auch dieſer letzten Banden gedacht haben. 4. Dieſer alhier benannte Marcus, der ſonſt mit dem Vor-Namen Johannes hieß, Apoſt. Geſch. 12, 12. 25. 13, 13. 15, 37. 39. iſt ver- muthlich von dem Evangeliſten Marco unter- ſchieden. Jn der erſten Expedition Pauli, die er von Antiochia durch die Laͤnder Aſiens mit ihm und Barnaba that Apoſt. Geſch. 12, 25. 13, 1. u. f. bewieſe er nicht Beſtaͤndigkeit genug, ſondern ſchied von ihnen Cap. 13, 13. Daher Paulus Bedencken trug, ihn zum andern mal an eben die und noch andere Oerter mit ſich zu nehmen, und als er daruͤber mit Barnaba nicht eines werden konte, ließ er gerne geſchehen, daß ihn Barnabas zum Ge- fehrten erwehlete, und mit ihm einen beſondern Zug unter die Heyden that. C. 15, 37. 39. Da nun

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/188>, abgerufen am 24.11.2024.