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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 4. v. 17-19. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] bey und stärckte mich - - - und ich bin er-
löset aus dem Rachen des Löwen.
Und ob
nun wol Paulus von einer so grausamen und aus-
serordentlichen Art des Todes sich befreyet sahe,
so erkante er doch wohl, daß er nichts desto weniger
nicht lange darauf, ob zwar eines gelindern und
gemeinern, doch gewaltsamen Todes um Christi
willen würde sterben müssen; zumal da er noch in
Banden gehalten wurde, seine Feinde auch ihre
Anklagen hartnäckichst fortsetzten.

2. Gleichwie nun diese Auslegung gantz
ungezwungen und wie dem Text, also auch der
Beschaffenheit der damaligen Zeiten und des Zu-
standes Pauli gantz gemäß ist: so hat hingegen
die gemeine Meynung, da man durch den Löwen
den Käyser Nero verstehet, eine gedoppelte
Schwierigkeit. Erstlich diese, daß Paulus ein so
hartes Wort von dem Römischen Käyser solte ge-
brauchet haben, und zwar nicht allein zu Rom in
seiner Residentz, sondern auch schriftlich in einem
solchen Briefe, den er an Timotheum nach Ephesus
sandte, und von dem er wohl wüste, daß er daselbst
von Timotheo der gantzen Gemeine, dem Jnnhalt
gemäß, würde communiciret und auch den
feindseligen Juden und Heyden gar leichtlich be-
kant werden, und dieses Außdruckes wegen leicht-
lich ein neues Ungewitter wider die Christen, son-
derlich zu Rom und Ephesus, erregen. Hernach
findet sich bey der gemeinen Außlegung auch diese
Schwierigkeit, daß man die Redens-Art von der
Errettung aus des Löwen Rachen, wenn Nero
der Löwe im verblümten Verstande seyn soll,
von der Erlösung aus der Gefahr des gewaltsa-
men Todes verstehen müste. Allein von solcher
Gefahr bezeuget sich Paulus so gar nicht errettet,
daß er vielmehr gantz deutlich anzeiget, daß ihm
dieselbe bey gedachter Errettung aus dem Rachen
des Löwen noch bevorstehe, wenn er v. 6. spricht:
Jch werde schon geopfert, und die Zeit
meines Abscheidens ist vorhanden:
als
welche Worte er bey seinen Banden nicht wol von
einem natürlichen Tode kan verstanden haben.
Daß wir bey den alten Kirchen-Scribenten da-
von, daß Paulus zu Rom, von dem Löwen errettet
worden, nichts aufgezeichnet finden, thut so viel
weniger zu dieser Sache, so viel weniger aus Pau-
li Worten zu schliessen ist, daß er den Löwen schon
würcklich vorgeworfen worden. Es war schon
Errettungs genug, daß der böse Rathschluß, der
eigentlich zu den würcklichen Geschichten nicht
gehöret, ist hintertrieben worden.

V. 18.

Der HErr aber (mein Heiland, JEsus
Christus, der mich mit seinem theuren Blute er-
kaufet und erlöset hat) wird mich erlösen (kai
rusetai me, auch wird er mich erretten, wie er
errettet hat) von allem Ubel (apo pantos ergou
ponerou~, von allem bösen Wercke, oder fernern ge-
fährlichen Unternehmungen meiner Feinde, die
es bey den Dräuungen, und Lästerungen, oder
blossen Worten nicht lassen, also, daß er mich durch-
helfe, und, wenn es denn ja einmal darinnen zum
Ende meines Leben kömmt) und aushelfen zu
seinem himmlischen Reiche;
(und mir darin-
nen nach vollendetem Kampfe und erhaltenen
[Spaltenumbruch] Siege die aufbehaltene Crone der Gerechtigkeit
und Herrlichkeit aufsetzen V. 8.) welchem sey
Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen,

(Gr. in die Ewigkeiten der Ewigkeiten, oder in
alle Ewigkeit, darinnen eine unendliche Tiefe und
Länge nach der andern seyn wird.)

Anmerckungen.

1. Erfahrung bringet Hoffnung; zu-
mal wenn diese ausser der Erfahrung auch durch
so viele Verheissungen unterstützet ist, als bey
Paulo, angezeigter massen, geschehen war. Er
war so oft errettet worden, und sahe die errettende
Hülfe täglich: darum konte er wohl getrost sa-
gen: Auch wird mich der HErr erretten.
Es ist alhie sonderlich zu mercken der schöne Ort
2 Cor. 1, 10. da er die geschehene, auch gegenwär-
tige, und noch künftige Errettung zusammen setzet
und spricht: GOTT hat uns von solchem
Tode erlöset, nnd erlöset uns noch täglich,
und wir hoffen auf ihn, er werde uns auch
noch künftig erlösen.

2. Wenn einen gleich GOtt endlich dem
Leibe nach, wie Paulum, unter den Händen der
Feinde umkommen läßt; so ist es doch eine solche
Erlösung, da durch man von allem Ubel zum völli-
gen Genuß der Seligkeit gelanget. Von der Gna-
den-Verheissung zur Errettung sehe man unter
andern Ps. 34, 8. 20. 41, 2. 3. 50, 15. 55, 23.
1 Cor. 10, 13.

3. Auf diese und dergleichen Verheissungen
haben wir im Glauben unser Gebet zu gründen,
und, da es uns nicht an täglicher, theils bekanter
theils unerkanter, Noth fehlet, zu seufzen, nach
der siebenden Bitte im Gebet des HErrn: Erlö-
se uns von allem Ubel!
Matth. 6, 13.

V. 19.

Grüsse Priscam (sonst Priscillam) und
Aqvilam
) welche sich vorher mehrere Zeit zu
Rom aufgehalten Apost. Gesch. 18, 2 Röm. 16,
2. nachmals aber nach Corinthius und von da
nach Ephesus begeben v. 18. 19. und beyde vor-
trefliche brennende und scheinende Lichter unter
den damaligen aus dem Judenthum zum Chri-
stenthum getretenen waren v. 26.) und das
Haus Onesiphori
(der sich meiner zu Rom
so getreulich angenommen und mich erqvicket hat
c. 1, 16. diese Grüsse, und wünsche ihnen meinet-
wegen alle Gnade und allen Segen von GOtt.

Anmerckungen.

1. O wie löblich ist das, wenn Ehe-Leute
mit einander also den HErrn fürchten, daß sie
beyde ihr innerlich brennendes Glaubens-Licht in
Demuth leuchten lassen vor den Leuten; wie diese
beyde. Aber wie rar sind sie nicht? da sich bey
so manchen eine eterozugia findet, in dem der ei-
ne Christo, der andere der Welt anhanget, oder
beyde gar entfremdet sind von dem Leben, das
aus GOtt ist.

2. Onesiphorus hat mit seinem gantzen
Hause den Herrn gefürchtet.
O wie löb-
lich ist das! wohl dem Haussater, von dem dieses
kan gesagt werden! Ob Onesiphorus zur Zeit die-
ses geschriebnen Briefes von Rom, woselbst er sich
Pauli so getreulich angenommen hatte C. 1, 16.

schon

C. 4. v. 17-19. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] bey und ſtaͤrckte mich ‒ ‒ ‒ und ich bin er-
loͤſet aus dem Rachen des Loͤwen.
Und ob
nun wol Paulus von einer ſo grauſamen und auſ-
ſerordentlichen Art des Todes ſich befreyet ſahe,
ſo erkante er doch wohl, daß er nichts deſto weniger
nicht lange darauf, ob zwar eines gelindern und
gemeinern, doch gewaltſamen Todes um Chriſti
willen wuͤrde ſterben muͤſſen; zumal da er noch in
Banden gehalten wurde, ſeine Feinde auch ihre
Anklagen hartnaͤckichſt fortſetzten.

2. Gleichwie nun dieſe Auslegung gantz
ungezwungen und wie dem Text, alſo auch der
Beſchaffenheit der damaligen Zeiten und des Zu-
ſtandes Pauli gantz gemaͤß iſt: ſo hat hingegen
die gemeine Meynung, da man durch den Loͤwen
den Kaͤyſer Nero verſtehet, eine gedoppelte
Schwierigkeit. Erſtlich dieſe, daß Paulus ein ſo
hartes Wort von dem Roͤmiſchen Kaͤyſer ſolte ge-
brauchet haben, und zwar nicht allein zu Rom in
ſeiner Reſidentz, ſondern auch ſchriftlich in einem
ſolchen Briefe, den er an Timotheum nach Epheſus
ſandte, und von dem er wohl wuͤſte, daß er daſelbſt
von Timotheo der gantzen Gemeine, dem Jnnhalt
gemaͤß, wuͤrde communiciret und auch den
feindſeligen Juden und Heyden gar leichtlich be-
kant werden, und dieſes Außdruckes wegen leicht-
lich ein neues Ungewitter wider die Chriſten, ſon-
derlich zu Rom und Epheſus, erregen. Hernach
findet ſich bey der gemeinen Außlegung auch dieſe
Schwierigkeit, daß man die Redens-Art von der
Errettung aus des Loͤwen Rachen, wenn Nero
der Loͤwe im verbluͤmten Verſtande ſeyn ſoll,
von der Erloͤſung aus der Gefahr des gewaltſa-
men Todes verſtehen muͤſte. Allein von ſolcher
Gefahr bezeuget ſich Paulus ſo gar nicht errettet,
daß er vielmehr gantz deutlich anzeiget, daß ihm
dieſelbe bey gedachter Errettung aus dem Rachen
des Loͤwen noch bevorſtehe, wenn er v. 6. ſpricht:
Jch werde ſchon geopfert, und die Zeit
meines Abſcheidens iſt vorhanden:
als
welche Worte er bey ſeinen Banden nicht wol von
einem natuͤrlichen Tode kan verſtanden haben.
Daß wir bey den alten Kirchen-Scribenten da-
von, daß Paulus zu Rom, von dem Loͤwen errettet
worden, nichts aufgezeichnet finden, thut ſo viel
weniger zu dieſer Sache, ſo viel weniger aus Pau-
li Worten zu ſchlieſſen iſt, daß er den Loͤwen ſchon
wuͤrcklich vorgeworfen worden. Es war ſchon
Errettungs genug, daß der boͤſe Rathſchluß, der
eigentlich zu den wuͤrcklichen Geſchichten nicht
gehoͤret, iſt hintertrieben worden.

V. 18.

Der HErr aber (mein Heiland, JEſus
Chriſtus, der mich mit ſeinem theuren Blute er-
kaufet und erloͤſet hat) wird mich erloͤſen (καὶ
ρύσετάι με, auch wird er mich erretten, wie er
errettet hat) von allem Ubel (ἀπὸ παντὸς ἔργου
πονηρου῀, von allem boͤſen Wercke, oder fernern ge-
faͤhrlichen Unternehmungen meiner Feinde, die
es bey den Draͤuungen, und Laͤſterungen, oder
bloſſen Worten nicht laſſen, alſo, daß er mich durch-
helfe, und, wenn es denn ja einmal darinnen zum
Ende meines Leben koͤmmt) und aushelfen zu
ſeinem himmliſchen Reiche;
(und mir darin-
nen nach vollendetem Kampfe und erhaltenen
[Spaltenumbruch] Siege die aufbehaltene Crone der Gerechtigkeit
und Herrlichkeit aufſetzen V. 8.) welchem ſey
Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen,

(Gr. in die Ewigkeiten der Ewigkeiten, oder in
alle Ewigkeit, darinnen eine unendliche Tiefe und
Laͤnge nach der andern ſeyn wird.)

Anmerckungen.

1. Erfahrung bringet Hoffnung; zu-
mal wenn dieſe auſſer der Erfahrung auch durch
ſo viele Verheiſſungen unterſtuͤtzet iſt, als bey
Paulo, angezeigter maſſen, geſchehen war. Er
war ſo oft errettet worden, und ſahe die errettende
Huͤlfe taͤglich: darum konte er wohl getroſt ſa-
gen: Auch wird mich der HErr erretten.
Es iſt alhie ſonderlich zu mercken der ſchoͤne Ort
2 Cor. 1, 10. da er die geſchehene, auch gegenwaͤr-
tige, und noch kuͤnftige Errettung zuſammen ſetzet
und ſpricht: GOTT hat uns von ſolchem
Tode erloͤſet, nnd erloͤſet uns noch taͤglich,
und wir hoffen auf ihn, er werde uns auch
noch kuͤnftig erloͤſen.

2. Wenn einen gleich GOtt endlich dem
Leibe nach, wie Paulum, unter den Haͤnden der
Feinde umkommen laͤßt; ſo iſt es doch eine ſolche
Erloͤſung, da durch man von allem Ubel zum voͤlli-
gen Genuß der Seligkeit gelanget. Von der Gna-
den-Verheiſſung zur Errettung ſehe man unter
andern Pſ. 34, 8. 20. 41, 2. 3. 50, 15. 55, 23.
1 Cor. 10, 13.

3. Auf dieſe und dergleichen Verheiſſungen
haben wir im Glauben unſer Gebet zu gruͤnden,
und, da es uns nicht an taͤglicher, theils bekanter
theils unerkanter, Noth fehlet, zu ſeufzen, nach
der ſiebenden Bitte im Gebet des HErrn: Erloͤ-
ſe uns von allem Ubel!
Matth. 6, 13.

V. 19.

Gruͤſſe Priſcam (ſonſt Priſcillam) und
Aqvilam
) welche ſich vorher mehrere Zeit zu
Rom aufgehalten Apoſt. Geſch. 18, 2 Roͤm. 16,
2. nachmals aber nach Corinthius und von da
nach Epheſus begeben v. 18. 19. und beyde vor-
trefliche brennende und ſcheinende Lichter unter
den damaligen aus dem Judenthum zum Chri-
ſtenthum getretenen waren v. 26.) und das
Haus Oneſiphori
(der ſich meiner zu Rom
ſo getreulich angenommen und mich erqvicket hat
c. 1, 16. dieſe Gruͤſſe, und wuͤnſche ihnen meinet-
wegen alle Gnade und allen Segen von GOtt.

Anmerckungen.

1. O wie loͤblich iſt das, wenn Ehe-Leute
mit einander alſo den HErrn fuͤrchten, daß ſie
beyde ihr innerlich brennendes Glaubens-Licht in
Demuth leuchten laſſen vor den Leuten; wie dieſe
beyde. Aber wie rar ſind ſie nicht? da ſich bey
ſo manchen eine ἑτεροζυγία findet, in dem der ei-
ne Chriſto, der andere der Welt anhanget, oder
beyde gar entfremdet ſind von dem Leben, das
aus GOtt iſt.

2. Oneſiphorus hat mit ſeinem gantzen
Hauſe den Herrn gefuͤrchtet.
O wie loͤb-
lich iſt das! wohl dem Haussater, von dem dieſes
kan geſagt werden! Ob Oneſiphorus zur Zeit die-
ſes geſchriebnen Briefes von Rom, woſelbſt er ſich
Pauli ſo getreulich angenommen hatte C. 1, 16.

ſchon
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[191/0193] C. 4. v. 17-19. an den Timotheum. bey und ſtaͤrckte mich ‒ ‒ ‒ und ich bin er- loͤſet aus dem Rachen des Loͤwen. Und ob nun wol Paulus von einer ſo grauſamen und auſ- ſerordentlichen Art des Todes ſich befreyet ſahe, ſo erkante er doch wohl, daß er nichts deſto weniger nicht lange darauf, ob zwar eines gelindern und gemeinern, doch gewaltſamen Todes um Chriſti willen wuͤrde ſterben muͤſſen; zumal da er noch in Banden gehalten wurde, ſeine Feinde auch ihre Anklagen hartnaͤckichſt fortſetzten. 2. Gleichwie nun dieſe Auslegung gantz ungezwungen und wie dem Text, alſo auch der Beſchaffenheit der damaligen Zeiten und des Zu- ſtandes Pauli gantz gemaͤß iſt: ſo hat hingegen die gemeine Meynung, da man durch den Loͤwen den Kaͤyſer Nero verſtehet, eine gedoppelte Schwierigkeit. Erſtlich dieſe, daß Paulus ein ſo hartes Wort von dem Roͤmiſchen Kaͤyſer ſolte ge- brauchet haben, und zwar nicht allein zu Rom in ſeiner Reſidentz, ſondern auch ſchriftlich in einem ſolchen Briefe, den er an Timotheum nach Epheſus ſandte, und von dem er wohl wuͤſte, daß er daſelbſt von Timotheo der gantzen Gemeine, dem Jnnhalt gemaͤß, wuͤrde communiciret und auch den feindſeligen Juden und Heyden gar leichtlich be- kant werden, und dieſes Außdruckes wegen leicht- lich ein neues Ungewitter wider die Chriſten, ſon- derlich zu Rom und Epheſus, erregen. Hernach findet ſich bey der gemeinen Außlegung auch dieſe Schwierigkeit, daß man die Redens-Art von der Errettung aus des Loͤwen Rachen, wenn Nero der Loͤwe im verbluͤmten Verſtande ſeyn ſoll, von der Erloͤſung aus der Gefahr des gewaltſa- men Todes verſtehen muͤſte. Allein von ſolcher Gefahr bezeuget ſich Paulus ſo gar nicht errettet, daß er vielmehr gantz deutlich anzeiget, daß ihm dieſelbe bey gedachter Errettung aus dem Rachen des Loͤwen noch bevorſtehe, wenn er v. 6. ſpricht: Jch werde ſchon geopfert, und die Zeit meines Abſcheidens iſt vorhanden: als welche Worte er bey ſeinen Banden nicht wol von einem natuͤrlichen Tode kan verſtanden haben. Daß wir bey den alten Kirchen-Scribenten da- von, daß Paulus zu Rom, von dem Loͤwen errettet worden, nichts aufgezeichnet finden, thut ſo viel weniger zu dieſer Sache, ſo viel weniger aus Pau- li Worten zu ſchlieſſen iſt, daß er den Loͤwen ſchon wuͤrcklich vorgeworfen worden. Es war ſchon Errettungs genug, daß der boͤſe Rathſchluß, der eigentlich zu den wuͤrcklichen Geſchichten nicht gehoͤret, iſt hintertrieben worden. V. 18. Der HErr aber (mein Heiland, JEſus Chriſtus, der mich mit ſeinem theuren Blute er- kaufet und erloͤſet hat) wird mich erloͤſen (καὶ ρύσετάι με, auch wird er mich erretten, wie er errettet hat) von allem Ubel (ἀπὸ παντὸς ἔργου πονηρου῀, von allem boͤſen Wercke, oder fernern ge- faͤhrlichen Unternehmungen meiner Feinde, die es bey den Draͤuungen, und Laͤſterungen, oder bloſſen Worten nicht laſſen, alſo, daß er mich durch- helfe, und, wenn es denn ja einmal darinnen zum Ende meines Leben koͤmmt) und aushelfen zu ſeinem himmliſchen Reiche; (und mir darin- nen nach vollendetem Kampfe und erhaltenen Siege die aufbehaltene Crone der Gerechtigkeit und Herrlichkeit aufſetzen V. 8.) welchem ſey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen, (Gr. in die Ewigkeiten der Ewigkeiten, oder in alle Ewigkeit, darinnen eine unendliche Tiefe und Laͤnge nach der andern ſeyn wird.) Anmerckungen. 1. Erfahrung bringet Hoffnung; zu- mal wenn dieſe auſſer der Erfahrung auch durch ſo viele Verheiſſungen unterſtuͤtzet iſt, als bey Paulo, angezeigter maſſen, geſchehen war. Er war ſo oft errettet worden, und ſahe die errettende Huͤlfe taͤglich: darum konte er wohl getroſt ſa- gen: Auch wird mich der HErr erretten. Es iſt alhie ſonderlich zu mercken der ſchoͤne Ort 2 Cor. 1, 10. da er die geſchehene, auch gegenwaͤr- tige, und noch kuͤnftige Errettung zuſammen ſetzet und ſpricht: GOTT hat uns von ſolchem Tode erloͤſet, nnd erloͤſet uns noch taͤglich, und wir hoffen auf ihn, er werde uns auch noch kuͤnftig erloͤſen. 2. Wenn einen gleich GOtt endlich dem Leibe nach, wie Paulum, unter den Haͤnden der Feinde umkommen laͤßt; ſo iſt es doch eine ſolche Erloͤſung, da durch man von allem Ubel zum voͤlli- gen Genuß der Seligkeit gelanget. Von der Gna- den-Verheiſſung zur Errettung ſehe man unter andern Pſ. 34, 8. 20. 41, 2. 3. 50, 15. 55, 23. 1 Cor. 10, 13. 3. Auf dieſe und dergleichen Verheiſſungen haben wir im Glauben unſer Gebet zu gruͤnden, und, da es uns nicht an taͤglicher, theils bekanter theils unerkanter, Noth fehlet, zu ſeufzen, nach der ſiebenden Bitte im Gebet des HErrn: Erloͤ- ſe uns von allem Ubel! Matth. 6, 13. V. 19. Gruͤſſe Priſcam (ſonſt Priſcillam) und Aqvilam) welche ſich vorher mehrere Zeit zu Rom aufgehalten Apoſt. Geſch. 18, 2 Roͤm. 16, 2. nachmals aber nach Corinthius und von da nach Epheſus begeben v. 18. 19. und beyde vor- trefliche brennende und ſcheinende Lichter unter den damaligen aus dem Judenthum zum Chri- ſtenthum getretenen waren v. 26.) und das Haus Oneſiphori (der ſich meiner zu Rom ſo getreulich angenommen und mich erqvicket hat c. 1, 16. dieſe Gruͤſſe, und wuͤnſche ihnen meinet- wegen alle Gnade und allen Segen von GOtt. Anmerckungen. 1. O wie loͤblich iſt das, wenn Ehe-Leute mit einander alſo den HErrn fuͤrchten, daß ſie beyde ihr innerlich brennendes Glaubens-Licht in Demuth leuchten laſſen vor den Leuten; wie dieſe beyde. Aber wie rar ſind ſie nicht? da ſich bey ſo manchen eine ἑτεροζυγία findet, in dem der ei- ne Chriſto, der andere der Welt anhanget, oder beyde gar entfremdet ſind von dem Leben, das aus GOtt iſt. 2. Oneſiphorus hat mit ſeinem gantzen Hauſe den Herrn gefuͤrchtet. O wie loͤb- lich iſt das! wohl dem Haussater, von dem dieſes kan geſagt werden! Ob Oneſiphorus zur Zeit die- ſes geſchriebnen Briefes von Rom, woſelbſt er ſich Pauli ſo getreulich angenommen hatte C. 1, 16. ſchon

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/193>, abgerufen am 21.11.2024.