Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefes Pauli C. 4. v. 20-22. [Spaltenumbruch]
schon wieder nach Ephesus zurück gegangen, istunbekannt. Vielleicht ist er schon verstorben, oder noch abwesend gewesen: wie wol unter dem Hause auch das Haupt der Familie selbst kan verstanden werden. V. 20. Erastus (den ich vor 10 Jahren nebst Ti- Anmerckungen. 1. Wenn dieser Erastus eben derselbe ist, 2. Aus des Trophimi Kranckheit siehet 3. Wir können hieraus auch eine Anmer- V. 21. Thue Fleiß an, daß du vor dem Win- Anmerckung. Was von diesen Personen in einigen alten V. 22. Der HErr JEsus Christus (und also Anmerckungen. 1. Diese Worte hat Paulus, seiner ander- 2. Die Gnade unsers HErrn JEsit 3. Die übrigen Worte: geschrieben von Erklä-
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 4. v. 20-22. [Spaltenumbruch]
ſchon wieder nach Epheſus zuruͤck gegangen, iſtunbekannt. Vielleicht iſt er ſchon verſtorben, oder noch abweſend geweſen: wie wol unter dem Hauſe auch das Haupt der Familie ſelbſt kan verſtanden werden. V. 20. Eraſtus (den ich vor 10 Jahren nebſt Ti- Anmerckungen. 1. Wenn dieſer Eraſtus eben derſelbe iſt, 2. Aus des Trophimi Kranckheit ſiehet 3. Wir koͤnnen hieraus auch eine Anmer- V. 21. Thue Fleiß an, daß du vor dem Win- Anmerckung. Was von dieſen Perſonen in einigen alten V. 22. Der HErr JEſus Chriſtus (und alſo Anmerckungen. 1. Dieſe Worte hat Paulus, ſeiner ander- 2. Die Gnade unſers HErrn JEſit 3. Die uͤbrigen Worte: geſchrieben von Erklaͤ-
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Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 4. v. 20-22.
ſchon wieder nach Epheſus zuruͤck gegangen, iſt
unbekannt. Vielleicht iſt er ſchon verſtorben,
oder noch abweſend geweſen: wie wol unter dem
Hauſe auch das Haupt der Familie ſelbſt kan
verſtanden werden.
V. 20.
Eraſtus (den ich vor 10 Jahren nebſt Ti-
motheo von Epheſus vor mir hin in Macedonien
ſandte Ap. Geſ. 19, 22.) blieb zu Corintho,
(auf meiner nach der erſten Roͤmiſchen Gefangen-
ſchaft angeſtellten letztern Reiſe nach Orient und
Griechenland) Trophimum aber (den Epheſer,
der vor dem nebſt andern C. 20, 4. benannten von
Corinthus mit mir nach Macedonien, und dar-
auf nach Jeruſalem gegangen war C. 20, 4. 21, 19.)
ließ ich zu Mileto kranck (nemlich auf eben
dieſer letzten, nicht aber derjenigen Reiſe, welcher
C. 20, 4. 15. 16. 17. gedacht wird.)
Anmerckungen.
1. Wenn dieſer Eraſtus eben derſelbe iſt,
deſſen Roͤm. 16, 23. gedacht wird; wie es ſchei-
net; ſintemal er daſelbſt der Stadt Corinthus
Rentmeiſter genannt, und hieꝛ angezeiget wiꝛd, daß
ihn Paulus zu Corintho gelaſſen habe: ſo ſiehet
man, daß, weil Eraſtus ſich von Paulo nebſt
dem Timotheo von Epheſus in Macedonien ver-
ſchicken laſſen, er auch in der letztern Reiſe um
Paulum geweſen; obwol von ihm wieder geſchie-
den und zu Corintho geblieben iſt, er etwa ſein
Stadt-Rentmeiſter-Amt zu Corintho, deſſen
Roͤm. 16, 23. gedacht wird, muͤſſe niedergeleget
haben, oder des Chriſtenthums wegen deſſelben
entſetzet worden ſeyn.
2. Aus des Trophimi Kranckheit ſiehet
man, daß GOTT nach dem Reiche der Natur
mancherley Hinderungen am Reiche der Gna-
den, was deſſen Befoͤrderung bey andern betrift,
verhaͤnge, oder zulaſſe, und man ſolche, wenn ih-
nen durch Gebet nicht abzuhelfen iſt, mit Gelaſ-
ſenheit GOtt befehlen muͤſſe, in der Zuverſicht,
daß ſie GOtt auf eine andere Art nach ſeiner wei-
ſen Direction werde zum beſten dienen laſſen.
Denn da Trophimus Paulo ein getreuer Huͤlfe
war, ſo waͤre es GOtt ein leichtes geweſen, ihn
entweder vor der Kranckheit zu bewahren, oder
auf die ohne Zweifel geſchehene Vorbitte Pauli
und anderer Glaͤubigen, zum fernern Dienſte
Pauli am Evangelio bald wieder davon zu befrey-
en: aber es geſchahe doch nicht. Daher ihn
Paulus gelaſſentlich zu Mileto kranck zuruͤck ließ.
3. Wir koͤnnen hieraus auch eine Anmer-
ckung nehmen von der Wunderthaͤtigkeit der
Apoſtel, nemlich daß ſie mit derſelben nicht nach
ihrem, ſondern bloß nach GOttes Willen, ver-
fahren koͤnnen, und, wenn die Wunder haben ge-
ſchehen ſollen, dazu erſt einen beſondern Trieb von
GOtt haben empfinden muͤſſen: Und daß die-
ſelbe nur gebrauchet worden zum Eingange mit
der Predigt des Evangelii, und zur Beſtaͤttigung
deſſelben; im uͤbrigen aber dem Geheimniſſe des
Creutzes und dem Leiden dieſelbe nicht entgegen
geſtanden, daß man ſich deſſelben haͤtte nach ei-
genem Gefallen durch Wunderthaten an den
Feinden uͤberheben koͤnnen. Dieſes ſehen wir,
ſage ich, aus dieſem Orte. Denn Paulus hatte
unter andern auch die Gabe, die Krancken mit ei-
nem Worte geſund zu machen; wie er ſolches un-
ter vielen andern Exempeln an des Publii, des
Oberſten der Jnſel Melite, Vater, der am Fieber
und an der Ruhr kranck lag, erwieſen Ap. Geſch.
28, 7. 8. 9. Allein Trophimum ließ er kranck zu
Mileto liegen: ſintemal die Geſundmachung an
ihm des Evangelii wegen nicht noͤthig war.
V. 21.
Thue Fleiß an, daß du vor dem Win-
ter kommeſt (damit du dich weder im Winter
der Gefahr zur See unterwerfeſt, noch auch zu
ſpaͤte erſt nach meinem Abſchiede kommeſt.) Es
gruͤſſet dich Eubulus, und Pudens, und
Linus und Claudia (die vor andern oͤfter um
mich ſind) und alle Bruͤder (glaͤubige Chri-
ſten, welchen es in der Verſamlung iſt angezeiget
worden, daß ich dich zu mir berufen wuͤrde: da-
her ſie den bruͤderlichen Gruß, oder Segens-
Wunſch, zur Bezeugung der Gemeinſchaft ihres
Sinnes, an dich beſtellet haben.)
Anmerckung.
Was von dieſen Perſonen in einigen alten
Nachrichten ſich findet, welche ſie geweſen ſind,
nemlich Pudens ein Raths-Herr zu Rom, und
Claudia ſeine Gemahlin, iſt ungewiß. Und
nicht gewiſſer iſt es, daß Linus zu Rom Biſchof
geweſen, wenn man auch ſchon dieſes Wort alſo
annimmt, daß es ſo viel iſt, als ein Aelteſter der
Kirche. Daß er aber Petro im Biſchof-Amt
ſoll nachgefolget ſeyn, iſt ſo viel weniger erweis-
lich, ſo viel weniger erwieſen werden kan, daß Pe-
trus der Kirche zu Rom iemal vorgeſtanden; zu-
mal als Biſchof, da er ein Apoſtel, und an keine
gewiſſe Gemeine gebunden war. Und wenn
Petrus ſonderlich zu dieſer Zeit zu Rom geweſen
ſeyn ſoll, wie die Papiſten vorgeben; warum hat
denn Paulus von ihm keinen Gruß beſtellet?
V. 22.
Der HErr JEſus Chriſtus (und alſo
mit ihm auch der Vater und der Heilige Geiſt)
ſey mit deinem Geiſte (mit dir, deiner erloͤſeten
und geheiligten Seele nach, daß er dieſelbe mit
Licht und Kraft erfuͤlle, und in ihr die theure Bey-
lage bewahre und verſiegele Cap. 1, 13. 14. davon
denn das Wohlſeyn des Leibes, ja deſſen kuͤnftige
Erweckung zur Herrlichkeit, dependiret.) Die
Gnade ſey (in der kraͤftigſten Wirckung zur Be-
waͤhrung und Beharrung) mit euch (dir und
der gantzen Gemeine zu Epheſus, welcher dieſer
Brief zugleich geſchrieben iſt) Amen.
Anmerckungen.
1. Dieſe Worte hat Paulus, ſeiner ander-
waͤrtig bezeugeten Gewohnheit nach, zur Beſtaͤr-
ckung der gantzen Schrift, mit ſeiner eignen Hand
hinzugeſetzet. Siehe 1 Cor. 16, 23. 2 Theſſ. 4, 17.
Col. 4, 18.
2. Die Gnade unſers HErrn JEſit
Chriſti ſey auch mit allen Leſern, wie dieſes Brie-
fes, alſo auch der daruͤber geſtelleten Anmerckun-
gen: und zwar alſo, daß ein ieder mit wahrhaf-
tiger Zueignung dazu ein glaͤubiges Amen ſage.
3. Die uͤbrigen Worte: geſchrieben von
Rom u. ſ. w. ſind nicht Pauli, ſondern eines alten
Abſchreibers.
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