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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 7. v. 12-14.
[Spaltenumbruch] erfüllet, und damit gar abgethan. Nun wurde
zwar durch den mit dem Meßianischen Priester-
thum verknüpften vollkommenen Gehorsam
Christi das Moral-Gesetze auch erfüllet, und
dessen Fluch abgethan, und es in so fern aus dem
Stande der Verdammung in den Stand der
Absolution gegen die, welchen der geleistete Ge
horsam Christi im Glauben zugerechnet wird,
gesetzet: aber es wurde doch damit an sich selbst
nicht abgethan, wie das Levitische Priesterthum
mit dem gantzen Ceremonial-Gesetze; als wel-
ches seine wesentliche Natur und Beschaffenheit
nicht mit sich brachte: und also bleibet es noch
itzo, und ist eine Richtschnur aller innerlichen und
äusserlichen Handlungen.

V. 13. 14.

Denn von dem solches gesaget ist (daß
er soll ein Priester seyn nach der Ordnung Mel-
chisedech, nemlich der Meßias) der ist von einem
andern Geschlecht
(phules eteras, einem
andern Stamm, nemlich vom Geschlechte, oder
Stamm Juda) aus welchem nie keiner (von
Rechts wegen, oder nach der Mosaischen Vor-
schrift) des Altars gepfleget hat. V. 14.
Denn es ist offenbar (wie aus der dem Jacob
1 B. Mos. 49, 10. und dem David 2 Sam. 7.
geschehenen und hernach so oft wiederholten Pro-
pheceyung: also auch aus dem Geschlecht-Regi-
ster Christi Matth. 1. Luc. 3. und aus dem wirck-
lichen Erfolge) daß von Juda aufgegangen
ist
(als der Aufgang aus der Höhe Luc. 1, 78.
als die Ruthe vom Stamm Jsai, und ein Zweig
aus seiner Wurtzel Jes. 4, 2. c. 11, 1.) unser HErr
(JEsus Christus) zu welchem Geschlecht
nichts geredet ist vom Priesterthum.

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieses Verses mit dem
vorhergehenden ist diese: der Apostel hatte vor-
her aus den Worten des 110 Psalms den Schluß
gezogen, daß eine Veränderung des Priester-
thums vom Meßia habe geschehen sollen. Da
nun solcher Schluß den Satz von Veränderung
des Priesterthums in sich hielte, so erweiset nun
der Apostel denselben damit, daß der Meßias, von
welchem, und auf welchen dieses gesaget war, daß
er nicht nach der Ordnung Aaronis, sondern Mel-
chisedechs, das Priesterthum führen werde, nicht
sey vom Stamm Levi, sondern von einem andern,
nemlich von dem Stamm Juda, wie hernach
folget. Daß er aber nicht vom Stamm Levi
seyn und das Priesterthum, der endlichen Voll-
kommenmachung nach, nicht bey dem Stamm
Levi bleiben würde, das sey (will er sagen) damit
zugleich deutlich angezeiget, daß der Meßias ein
Priester seyn sollen nach der Ordnung Melchise-
dechs, und also nicht nach der Ordnung und Ab-
stammung Aarons.

2. Mit dem Worte meteskheken, siehet der
Apostel bey Christo auf das Geheimniß der
Menschwerdung Christi, als davon er dasselbe
oben c. 2, 14. auch gebrauchet. Da nun aber ver-
heissen worden war, daß das Levitische Priester-
thum bey dem Stamm Levi beständig bleiben
[Spaltenumbruch] solte bis ans Ende, und doch gleich ein anders
Priesterthum verheissen war; so folgte daraus
zweyerley, erstlich dieses, daß das Priesterthum
an einen andern Stamm kommen und von ande-
rer Art seyn würde, als jenes; sintemal ja sonst
keiner Einführung eines andern nöthig wäre, und
es bey dem im Stamm Levi sein Bewenden hätte
haben können: und denn dieses, daß durch die
Einführung eines neuen Priesterthums das alte,
oder Levitische, als das dadurch erfüllete, solte ab-
gethan seyn. Auf welches beydes Pauli Vor-
stellung in dem Contexte und gantzen Briefe
gehet.

3. Nachdem V. 13. stehet: von dem sol-
ches gesaget ist, der sey eines andern Ge-
schlechts,
oder Stammes, so sind die zur Appli-
cation
hinzugesetzten kurtzgefasseten Worte des
14 Verses also anzusehen, als stünde darinnen:
es ist offenbar, daß es unser HErr ist, auf welchen
die Worte des 110 Psalmes gehen, und daß unser
HErr aus dem Geschlecht Juda entsprossen.

4. Mit dem Worte, HErr, unser HErr,
welches soviel ist, als Jehovah, unser GOtt,
wird unser Heyland nach seiner göttlichen Na-
tur
und Majestät benennet. Und da er diesen
Majestätischen Namen durch das gantze alte Te-
stament führet, so wird er damit auch bey fünf-
hundert mal im neuen Testament bezeichnet. Und
da die Worte, er ist von Juda aufgegangen,
auf die menschliche Natur gehen, so haben wir in
dem Satze: unser HErr ist von Juda auf-
gegangen
Mysterium Christi theanthropou, das
Geheimniß von der persönlichen Vereinigung
beyder Naturen in Christo.

5. Das Wort anatetalken ist aufge-
gangen,
oder anatello, ich gehe auf anatole`
der Aufgang, wird eigentlich vom Gestirn und
denn auch von den Gewächsen gebrauchet. Vom
Gestirn, insonderheit der Sonne, stehet das
Wort anatole, der Aufgang, mit der Appli-
cation
auf Christum Luc. 1, 78. da er heißt ana-
tole ex upsous, der Aufgang aus der Höhe,
der uns besuchet habe:
dabey man folgende
Oerter zu conferiren hat 4 B. Mos. 24. 17. Mal.
4, 2. 4. Von Christo, als dem Gewächse aus
dem Stamm Davids, stehet das Wort anatole
Jer. 23, 5. da er heißt [fremdsprachliches Material], anatole di-
kaia, das gerechte Gewächse: und Zach. 3, 8. da
er heißt [fremdsprachliches Material], dou~los anatole, der Knecht
Zemach. Und c. 6, 12. [fremdsprachliches Material], aner` ana-
tole, der Mann Zemach. Auf welche sämt-
liche Oerter Paulus alhier gesehen hat.

6. Daß Maria, die Mutter GOttes, nicht
aus dem Stamm Levi, wie einige haben vorgeben
wollen, sondern aus dem Stamm Juda ent-
sprossen, ist zu Pauli Zeiten eine unter den Juden
bekannte Sache gewesen.

7. Daß der Meßias aus dem Stamm Ju-
da geboren werden sollen, und auch wircklich ge-
boren ist, das hat folgende Absichten gehabt:
1. daß, da er der rechte Hohe-Priester im Gegen-
bilde hat seyn sollen, damit hat sollen angezeiget
werden, daß er nicht opfern werde nach Levitischer
Art, sondern also, wie es von ihm verheissen, und

mit

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 7. v. 12-14.
[Spaltenumbruch] erfuͤllet, und damit gar abgethan. Nun wurde
zwar durch den mit dem Meßianiſchen Prieſter-
thum verknuͤpften vollkommenen Gehorſam
Chriſti das Moral-Geſetze auch erfuͤllet, und
deſſen Fluch abgethan, und es in ſo fern aus dem
Stande der Verdammung in den Stand der
Abſolution gegen die, welchen der geleiſtete Ge
horſam Chriſti im Glauben zugerechnet wird,
geſetzet: aber es wurde doch damit an ſich ſelbſt
nicht abgethan, wie das Levitiſche Prieſterthum
mit dem gantzen Ceremonial-Geſetze; als wel-
ches ſeine weſentliche Natur und Beſchaffenheit
nicht mit ſich brachte: und alſo bleibet es noch
itzo, und iſt eine Richtſchnur aller innerlichen und
aͤuſſerlichen Handlungen.

V. 13. 14.

Denn von dem ſolches geſaget iſt (daß
er ſoll ein Prieſter ſeyn nach der Ordnung Mel-
chiſedech, nemlich der Meßias) der iſt von einem
andern Geſchlecht
(φυλῆς ἐτέρας, einem
andern Stamm, nemlich vom Geſchlechte, oder
Stamm Juda) aus welchem nie keiner (von
Rechts wegen, oder nach der Moſaiſchen Vor-
ſchrift) des Altars gepfleget hat. V. 14.
Denn es iſt offenbar (wie aus der dem Jacob
1 B. Moſ. 49, 10. und dem David 2 Sam. 7.
geſchehenen und hernach ſo oft wiederholten Pro-
pheceyung: alſo auch aus dem Geſchlecht-Regi-
ſter Chriſti Matth. 1. Luc. 3. und aus dem wirck-
lichen Erfolge) daß von Juda aufgegangen
iſt
(als der Aufgang aus der Hoͤhe Luc. 1, 78.
als die Ruthe vom Stamm Jſai, und ein Zweig
aus ſeiner Wurtzel Jeſ. 4, 2. c. 11, 1.) unſer HErr
(JEſus Chriſtus) zu welchem Geſchlecht
nichts geredet iſt vom Prieſterthum.

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieſes Verſes mit dem
vorhergehenden iſt dieſe: der Apoſtel hatte vor-
her aus den Worten des 110 Pſalms den Schluß
gezogen, daß eine Veraͤnderung des Prieſter-
thums vom Meßia habe geſchehen ſollen. Da
nun ſolcher Schluß den Satz von Veraͤnderung
des Prieſterthums in ſich hielte, ſo erweiſet nun
der Apoſtel denſelben damit, daß der Meßias, von
welchem, und auf welchen dieſes geſaget war, daß
er nicht nach der Ordnung Aaronis, ſondern Mel-
chiſedechs, das Prieſterthum fuͤhren werde, nicht
ſey vom Stamm Levi, ſondern von einem andern,
nemlich von dem Stamm Juda, wie hernach
folget. Daß er aber nicht vom Stamm Levi
ſeyn und das Prieſterthum, der endlichen Voll-
kommenmachung nach, nicht bey dem Stamm
Levi bleiben wuͤrde, das ſey (will er ſagen) damit
zugleich deutlich angezeiget, daß der Meßias ein
Prieſter ſeyn ſollen nach der Ordnung Melchiſe-
dechs, und alſo nicht nach der Ordnung und Ab-
ſtammung Aarons.

2. Mit dem Worte μετέσχηκεν, ſiehet der
Apoſtel bey Chriſto auf das Geheimniß der
Menſchwerdung Chriſti, als davon er daſſelbe
oben c. 2, 14. auch gebrauchet. Da nun aber ver-
heiſſen worden war, daß das Levitiſche Prieſter-
thum bey dem Stamm Levi beſtaͤndig bleiben
[Spaltenumbruch] ſolte bis ans Ende, und doch gleich ein anders
Prieſterthum verheiſſen war; ſo folgte daraus
zweyerley, erſtlich dieſes, daß das Prieſterthum
an einen andern Stamm kommen und von ande-
rer Art ſeyn wuͤrde, als jenes; ſintemal ja ſonſt
keiner Einfuͤhrung eines andern noͤthig waͤre, und
es bey dem im Stamm Levi ſein Bewenden haͤtte
haben koͤnnen: und denn dieſes, daß durch die
Einfuͤhrung eines neuen Prieſterthums das alte,
oder Levitiſche, als das dadurch erfuͤllete, ſolte ab-
gethan ſeyn. Auf welches beydes Pauli Vor-
ſtellung in dem Contexte und gantzen Briefe
gehet.

3. Nachdem V. 13. ſtehet: von dem ſol-
ches geſaget iſt, der ſey eines andern Ge-
ſchlechts,
oder Stammes, ſo ſind die zur Appli-
cation
hinzugeſetzten kurtzgefaſſeten Worte des
14 Verſes alſo anzuſehen, als ſtuͤnde darinnen:
es iſt offenbar, daß es unſer HErr iſt, auf welchen
die Worte des 110 Pſalmes gehen, und daß unſer
HErr aus dem Geſchlecht Juda entſproſſen.

4. Mit dem Worte, HErr, unſer HErr,
welches ſoviel iſt, als Jehovah, unſer GOtt,
wird unſer Heyland nach ſeiner goͤttlichen Na-
tur
und Majeſtaͤt benennet. Und da er dieſen
Majeſtaͤtiſchen Namen durch das gantze alte Te-
ſtament fuͤhret, ſo wird er damit auch bey fuͤnf-
hundert mal im neuen Teſtament bezeichnet. Und
da die Worte, er iſt von Juda aufgegangen,
auf die menſchliche Natur gehen, ſo haben wir in
dem Satze: unſer HErr iſt von Juda auf-
gegangen
Myſterium Chriſti θεανθρὠπου, das
Geheimniß von der perſoͤnlichen Vereinigung
beyder Naturen in Chriſto.

5. Das Wort ἀνατέταλκεν iſt aufge-
gangen,
oder ἀνατέλλω, ich gehe auf ἀνατολη`
der Aufgang, wird eigentlich vom Geſtirn und
denn auch von den Gewaͤchſen gebrauchet. Vom
Geſtirn, inſonderheit der Sonne, ſtehet das
Wort ἀνατολὴ, der Aufgang, mit der Appli-
cation
auf Chriſtum Luc. 1, 78. da er heißt ἀνα-
τολη ἐξ ὕψους, der Aufgang aus der Hoͤhe,
der uns beſuchet habe:
dabey man folgende
Oerter zu conferiren hat 4 B. Moſ. 24. 17. Mal.
4, 2. 4. Von Chriſto, als dem Gewaͤchſe aus
dem Stamm Davids, ſtehet das Wort ἀνατολὴ
Jer. 23, 5. da er heißt [fremdsprachliches Material], ανατολὴ δι-
καία, das gerechte Gewaͤchſe: und Zach. 3, 8. da
er heißt [fremdsprachliches Material], δου῀λος ἀνατολη, der Knecht
Zemach. Und c. 6, 12. [fremdsprachliches Material], ἀνηρ` ἀνα-
τολὴ, der Mann Zemach. Auf welche ſaͤmt-
liche Oerter Paulus alhier geſehen hat.

6. Daß Maria, die Mutter GOttes, nicht
aus dem Stamm Levi, wie einige haben vorgeben
wollen, ſondern aus dem Stamm Juda ent-
ſproſſen, iſt zu Pauli Zeiten eine unter den Juden
bekannte Sache geweſen.

7. Daß der Meßias aus dem Stamm Ju-
da geboren werden ſollen, und auch wircklich ge-
boren iſt, das hat folgende Abſichten gehabt:
1. daß, da er der rechte Hohe-Prieſter im Gegen-
bilde hat ſeyn ſollen, damit hat ſollen angezeiget
werden, daß er nicht opfern werde nach Levitiſcher
Art, ſondern alſo, wie es von ihm verheiſſen, und

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[328/0330] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 7. v. 12-14. erfuͤllet, und damit gar abgethan. Nun wurde zwar durch den mit dem Meßianiſchen Prieſter- thum verknuͤpften vollkommenen Gehorſam Chriſti das Moral-Geſetze auch erfuͤllet, und deſſen Fluch abgethan, und es in ſo fern aus dem Stande der Verdammung in den Stand der Abſolution gegen die, welchen der geleiſtete Ge horſam Chriſti im Glauben zugerechnet wird, geſetzet: aber es wurde doch damit an ſich ſelbſt nicht abgethan, wie das Levitiſche Prieſterthum mit dem gantzen Ceremonial-Geſetze; als wel- ches ſeine weſentliche Natur und Beſchaffenheit nicht mit ſich brachte: und alſo bleibet es noch itzo, und iſt eine Richtſchnur aller innerlichen und aͤuſſerlichen Handlungen. V. 13. 14. Denn von dem ſolches geſaget iſt (daß er ſoll ein Prieſter ſeyn nach der Ordnung Mel- chiſedech, nemlich der Meßias) der iſt von einem andern Geſchlecht (φυλῆς ἐτέρας, einem andern Stamm, nemlich vom Geſchlechte, oder Stamm Juda) aus welchem nie keiner (von Rechts wegen, oder nach der Moſaiſchen Vor- ſchrift) des Altars gepfleget hat. V. 14. Denn es iſt offenbar (wie aus der dem Jacob 1 B. Moſ. 49, 10. und dem David 2 Sam. 7. geſchehenen und hernach ſo oft wiederholten Pro- pheceyung: alſo auch aus dem Geſchlecht-Regi- ſter Chriſti Matth. 1. Luc. 3. und aus dem wirck- lichen Erfolge) daß von Juda aufgegangen iſt (als der Aufgang aus der Hoͤhe Luc. 1, 78. als die Ruthe vom Stamm Jſai, und ein Zweig aus ſeiner Wurtzel Jeſ. 4, 2. c. 11, 1.) unſer HErr (JEſus Chriſtus) zu welchem Geſchlecht nichts geredet iſt vom Prieſterthum. Anmerckungen. 1. Die Verbindung dieſes Verſes mit dem vorhergehenden iſt dieſe: der Apoſtel hatte vor- her aus den Worten des 110 Pſalms den Schluß gezogen, daß eine Veraͤnderung des Prieſter- thums vom Meßia habe geſchehen ſollen. Da nun ſolcher Schluß den Satz von Veraͤnderung des Prieſterthums in ſich hielte, ſo erweiſet nun der Apoſtel denſelben damit, daß der Meßias, von welchem, und auf welchen dieſes geſaget war, daß er nicht nach der Ordnung Aaronis, ſondern Mel- chiſedechs, das Prieſterthum fuͤhren werde, nicht ſey vom Stamm Levi, ſondern von einem andern, nemlich von dem Stamm Juda, wie hernach folget. Daß er aber nicht vom Stamm Levi ſeyn und das Prieſterthum, der endlichen Voll- kommenmachung nach, nicht bey dem Stamm Levi bleiben wuͤrde, das ſey (will er ſagen) damit zugleich deutlich angezeiget, daß der Meßias ein Prieſter ſeyn ſollen nach der Ordnung Melchiſe- dechs, und alſo nicht nach der Ordnung und Ab- ſtammung Aarons. 2. Mit dem Worte μετέσχηκεν, ſiehet der Apoſtel bey Chriſto auf das Geheimniß der Menſchwerdung Chriſti, als davon er daſſelbe oben c. 2, 14. auch gebrauchet. Da nun aber ver- heiſſen worden war, daß das Levitiſche Prieſter- thum bey dem Stamm Levi beſtaͤndig bleiben ſolte bis ans Ende, und doch gleich ein anders Prieſterthum verheiſſen war; ſo folgte daraus zweyerley, erſtlich dieſes, daß das Prieſterthum an einen andern Stamm kommen und von ande- rer Art ſeyn wuͤrde, als jenes; ſintemal ja ſonſt keiner Einfuͤhrung eines andern noͤthig waͤre, und es bey dem im Stamm Levi ſein Bewenden haͤtte haben koͤnnen: und denn dieſes, daß durch die Einfuͤhrung eines neuen Prieſterthums das alte, oder Levitiſche, als das dadurch erfuͤllete, ſolte ab- gethan ſeyn. Auf welches beydes Pauli Vor- ſtellung in dem Contexte und gantzen Briefe gehet. 3. Nachdem V. 13. ſtehet: von dem ſol- ches geſaget iſt, der ſey eines andern Ge- ſchlechts, oder Stammes, ſo ſind die zur Appli- cation hinzugeſetzten kurtzgefaſſeten Worte des 14 Verſes alſo anzuſehen, als ſtuͤnde darinnen: es iſt offenbar, daß es unſer HErr iſt, auf welchen die Worte des 110 Pſalmes gehen, und daß unſer HErr aus dem Geſchlecht Juda entſproſſen. 4. Mit dem Worte, HErr, unſer HErr, welches ſoviel iſt, als Jehovah, unſer GOtt, wird unſer Heyland nach ſeiner goͤttlichen Na- tur und Majeſtaͤt benennet. Und da er dieſen Majeſtaͤtiſchen Namen durch das gantze alte Te- ſtament fuͤhret, ſo wird er damit auch bey fuͤnf- hundert mal im neuen Teſtament bezeichnet. Und da die Worte, er iſt von Juda aufgegangen, auf die menſchliche Natur gehen, ſo haben wir in dem Satze: unſer HErr iſt von Juda auf- gegangen Myſterium Chriſti θεανθρὠπου, das Geheimniß von der perſoͤnlichen Vereinigung beyder Naturen in Chriſto. 5. Das Wort ἀνατέταλκεν iſt aufge- gangen, oder ἀνατέλλω, ich gehe auf ἀνατολη` der Aufgang, wird eigentlich vom Geſtirn und denn auch von den Gewaͤchſen gebrauchet. Vom Geſtirn, inſonderheit der Sonne, ſtehet das Wort ἀνατολὴ, der Aufgang, mit der Appli- cation auf Chriſtum Luc. 1, 78. da er heißt ἀνα- τολη ἐξ ὕψους, der Aufgang aus der Hoͤhe, der uns beſuchet habe: dabey man folgende Oerter zu conferiren hat 4 B. Moſ. 24. 17. Mal. 4, 2. 4. Von Chriſto, als dem Gewaͤchſe aus dem Stamm Davids, ſtehet das Wort ἀνατολὴ Jer. 23, 5. da er heißt _ , ανατολὴ δι- καία, das gerechte Gewaͤchſe: und Zach. 3, 8. da er heißt _ , δου῀λος ἀνατολη, der Knecht Zemach. Und c. 6, 12. _ , ἀνηρ` ἀνα- τολὴ, der Mann Zemach. Auf welche ſaͤmt- liche Oerter Paulus alhier geſehen hat. 6. Daß Maria, die Mutter GOttes, nicht aus dem Stamm Levi, wie einige haben vorgeben wollen, ſondern aus dem Stamm Juda ent- ſproſſen, iſt zu Pauli Zeiten eine unter den Juden bekannte Sache geweſen. 7. Daß der Meßias aus dem Stamm Ju- da geboren werden ſollen, und auch wircklich ge- boren iſt, das hat folgende Abſichten gehabt: 1. daß, da er der rechte Hohe-Prieſter im Gegen- bilde hat ſeyn ſollen, damit hat ſollen angezeiget werden, daß er nicht opfern werde nach Levitiſcher Art, ſondern alſo, wie es von ihm verheiſſen, und mit

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/330>, abgerufen am 27.11.2024.