Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefes Pauli Cap. 4. v. 15. 16. [Spaltenumbruch]
des HErrn hin und wider als von einer bald in-stehenden, wie sie doch einem ieden gewiß genug bevorstünde, und Christus einen ieden Gläubi- gen durch den seligen Tod zu sich nehmen würde, und ein ieglicher sich bey Zeiten auf die Zukunft Christi würdig zu zubereiten hätte: siehe unter andern 1 Cor. 1, 8. allein er hat doch nicht dafür gehalten, daß er mit den damaligen Gläubigen die Zukunft Christi erleben würde. Denn da er hie v. 16. und 1 Cor. 15, 52. der Posaunen GOt- tes gedencket, und zwar der letzten; diese aber nach der Offenbahrung Johannis c. 10, 7. c. 11. 15. in den letztern Periodum der Zeiten des neu- en Testaments gehöret, so kan solches Paulo nicht in den Sinn gekommen seyn. Dazu kömmt, daß er in der andern Epistel an die Thes- salonicher c. 2, 1. u. s. w. dieser Meynung, als wenn der Tag des HErrn so gleich kommen würde, ausdrücklich widerspricht, und dage- gen anzeiget, was mit dem Antichrist noch erst vorhergehen müste. So spricht er auch 1 Tim. 4, 1. u. f. und 2 Tim. 3, 1. u. f. von solchen Din- gen, welche in den letztern Zeiten noch erst erfol- gen solten. Und Ap. Ges. 20, 29. saget er; Das weiß ich, daß nach meinem Abschiede wer- den unter euch kommen greuliche Wölfe u. s. w. Es redet demnach der Apostel in der ersten Person wir von dem gantzen geistlichen Leibe Christi, daran er und die damaligen Gläubigen die Glieder waren, und mit denen, welche in der Zukunft Christi lebendig würden erfunden wer- den, nur einen eintzigen geistlichen Leib ausmach- ten: da denn, was einigen Gliedern widerfäh- ret, auch vom gantzen Leibe kan gesaget wer- den. 2. Was der Apostel alhier vorträget, als V. 16. Denn er selbst (außer den Engeln seiner Anmerckungen. 1. Jn diesem sehr wichtigen Orte hat man a) der Sohn GOttes wird zum Jüngsten Ge- richte erscheinen. b) Diese Erscheinung oder Zukunft wird mit ei- nem Comitat der heiligen Engel geschehen. c) Beydes, die Zukunft Christi, und der Co- mitat der heiligen Engel, wird sehr Maje- stätisch und herrlich, und auch die Auferste- hung der Todten und das Jüngste Gericht seyn. d) Mit der Majestätischen Zukunft Christi wird auf Seiten Christi die Auferweckung, auf Seiten der Menschen die Auferstehung von den Todten verknüpfet seyn, sonderlich der Gläubigen. 2. Was aber in diesem Ort dunckel ist, 3. Zuvorderst aber ist bey der Erklärung 4. Bey der Promulgation des Gesetzes Wol-
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 4. v. 15. 16. [Spaltenumbruch]
des HErrn hin und wider als von einer bald in-ſtehenden, wie ſie doch einem ieden gewiß genug bevorſtuͤnde, und Chriſtus einen ieden Glaͤubi- gen durch den ſeligen Tod zu ſich nehmen wuͤrde, und ein ieglicher ſich bey Zeiten auf die Zukunft Chriſti wuͤrdig zu zubereiten haͤtte: ſiehe unter andern 1 Cor. 1, 8. allein er hat doch nicht dafuͤr gehalten, daß er mit den damaligen Glaͤubigen die Zukunft Chriſti erleben wuͤrde. Denn da er hie v. 16. und 1 Cor. 15, 52. der Poſaunen GOt- tes gedencket, und zwar der letzten; dieſe aber nach der Offenbahrung Johannis c. 10, 7. c. 11. 15. in den letztern Periodum der Zeiten des neu- en Teſtaments gehoͤret, ſo kan ſolches Paulo nicht in den Sinn gekommen ſeyn. Dazu koͤmmt, daß er in der andern Epiſtel an die Theſ- ſalonicher c. 2, 1. u. ſ. w. dieſer Meynung, als wenn der Tag des HErrn ſo gleich kommen wuͤrde, ausdruͤcklich widerſpricht, und dage- gen anzeiget, was mit dem Antichriſt noch erſt vorhergehen muͤſte. So ſpricht er auch 1 Tim. 4, 1. u. f. und 2 Tim. 3, 1. u. f. von ſolchen Din- gen, welche in den letztern Zeiten noch erſt erfol- gen ſolten. Und Ap. Geſ. 20, 29. ſaget er; Das weiß ich, daß nach meinem Abſchiede wer- den unter euch kommen greuliche Woͤlfe u. ſ. w. Es redet demnach der Apoſtel in der erſten Perſon wir von dem gantzen geiſtlichen Leibe Chriſti, daran er und die damaligen Glaͤubigen die Glieder waren, und mit denen, welche in der Zukunft Chriſti lebendig wuͤrden erfunden wer- den, nur einen eintzigen geiſtlichen Leib ausmach- ten: da denn, was einigen Gliedern widerfaͤh- ret, auch vom gantzen Leibe kan geſaget wer- den. 2. Was der Apoſtel alhier vortraͤget, als V. 16. Denn er ſelbſt (außer den Engeln ſeiner Anmerckungen. 1. Jn dieſem ſehr wichtigen Orte hat man a) der Sohn GOttes wird zum Juͤngſten Ge- richte erſcheinen. b) Dieſe Erſcheinung oder Zukunft wird mit ei- nem Comitat der heiligen Engel geſchehen. c) Beydes, die Zukunft Chriſti, und der Co- mitat der heiligen Engel, wird ſehr Maje- ſtaͤtiſch und herrlich, und auch die Auferſte- hung der Todten und das Juͤngſte Gericht ſeyn. d) Mit der Majeſtaͤtiſchen Zukunft Chriſti wird auf Seiten Chriſti die Auferweckung, auf Seiten der Menſchen die Auferſtehung von den Todten verknuͤpfet ſeyn, ſonderlich der Glaͤubigen. 2. Was aber in dieſem Ort dunckel iſt, 3. Zuvorderſt aber iſt bey der Erklaͤrung 4. Bey der Promulgation des Geſetzes Wol-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0034" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 4. v. 15. 16.</hi></fw><lb/><cb/> des HErrn hin und wider als von einer bald in-<lb/> ſtehenden, wie ſie doch einem ieden gewiß genug<lb/> bevorſtuͤnde, und Chriſtus einen ieden Glaͤubi-<lb/> gen durch den ſeligen Tod zu ſich nehmen wuͤrde,<lb/> und ein ieglicher ſich bey Zeiten auf die Zukunft<lb/> Chriſti wuͤrdig zu zubereiten haͤtte: ſiehe unter<lb/> andern 1 Cor. 1, 8. allein er hat doch nicht dafuͤr<lb/> gehalten, daß er mit den damaligen Glaͤubigen<lb/> die Zukunft Chriſti erleben wuͤrde. Denn da er<lb/> hie v. 16. und 1 Cor. 15, 52. der Poſaunen GOt-<lb/> tes gedencket, und zwar der letzten; dieſe aber<lb/> nach der Offenbahrung Johannis c. 10, 7. c. 11.<lb/> 15. in den letztern <hi rendition="#aq">Periodum</hi> der Zeiten des neu-<lb/> en Teſtaments gehoͤret, ſo kan ſolches Paulo<lb/> nicht in den Sinn gekommen ſeyn. Dazu<lb/> koͤmmt, daß er in der andern Epiſtel an die Theſ-<lb/> ſalonicher c. 2, 1. u. ſ. w. dieſer Meynung, als<lb/> wenn der Tag des HErrn ſo gleich kommen<lb/> wuͤrde, ausdruͤcklich widerſpricht, und dage-<lb/> gen anzeiget, was mit dem Antichriſt noch erſt<lb/> vorhergehen muͤſte. So ſpricht er auch 1 Tim.<lb/> 4, 1. u. f. und 2 Tim. 3, 1. u. f. von ſolchen Din-<lb/> gen, welche in den letztern Zeiten noch erſt erfol-<lb/> gen ſolten. Und Ap. Geſ. 20, 29. ſaget er; <hi rendition="#fr">Das<lb/> weiß ich, daß nach meinem Abſchiede wer-<lb/> den unter euch kommen greuliche Woͤlfe</hi> u.<lb/> ſ. w. Es redet demnach der Apoſtel in der erſten<lb/> Perſon <hi rendition="#fr">wir</hi> von dem gantzen geiſtlichen Leibe<lb/> Chriſti, daran er und die damaligen Glaͤubigen<lb/> die Glieder waren, und mit denen, welche in der<lb/> Zukunft Chriſti lebendig wuͤrden erfunden wer-<lb/> den, nur einen eintzigen geiſtlichen Leib ausmach-<lb/> ten: da denn, was einigen Gliedern widerfaͤh-<lb/> ret, auch vom gantzen Leibe kan geſaget wer-<lb/> den.</p><lb/> <p>2. Was der Apoſtel alhier vortraͤget, als<lb/> ein beſonders <hi rendition="#fr">Wort des HErrn,</hi> wenn er<lb/> ſpricht: <hi rendition="#fr">Siehe ich ſage euch ein Geheimniß:<lb/> wir werden nicht alle entſchlafen, wir wer-<lb/> den aber alle</hi> (die von den entſchlafenen uͤbrig<lb/> bleiben, und lebendig erfunden werden; da ſich<lb/> auch die Redens-Art: <hi rendition="#fr">wir</hi> u. ſ. w. findet) <hi rendition="#fr">ver-<lb/> wandelt werden.</hi> (Und von dieſem Worte<lb/> des HErrn heißt es Offenb. 10, 7. <hi rendition="#fr">Jn den Ta-<lb/> gen der Stimme des ſiebenden Engels, wenn<lb/> er poſaunen wird, ſoll vollendet werden<lb/> das Geheimniß GOttes, wie er hat ver-<lb/> kuͤndiget ſeinen Knechten und Prophe-<lb/> ten.</hi>)</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">V. 16.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Denn er ſelbſt</hi> (außer den Engeln ſeiner<lb/> Herrlichkeit) <hi rendition="#fr">der HErr</hi> (JEſus, als wahrer<lb/> GOTT, oder Jehova, und Menſch) <hi rendition="#fr">wird</hi><lb/> zum allgemeinen Welt-Gerichte) <hi rendition="#fr">mit einem<lb/> Feld-Geſchrey</hi> (ἐν κελέυσματι, mit einem ſol-<lb/> chen lauten Geſchrey, damit der Befehl gege-<lb/> ben, und zugleich der Anfang, oder der mit ge-<lb/> ſamter Hand zumachende Angrif im Felde zum<lb/> Treffen gemachet wird,) <hi rendition="#fr">und mit der Stim-<lb/> me des Ertz-Engels</hi> (wodurch der Richter<lb/> der Lebendigen und der Todten die Menſchen<lb/> vor Gericht laden wird) <hi rendition="#fr">und mit der Poſau-<lb/> nen GOttes</hi> (mit einer uͤberaus majeſtaͤti-<lb/> ſchen und herrlichen <hi rendition="#aq">Intimation</hi> und <hi rendition="#aq">Procla-<lb/> mation</hi> des angehenden Gerichts) <hi rendition="#fr">hernieder-<lb/><cb/> kommen,</hi> (alſo wie es ſeinem verklaͤrten Leibe, der<lb/> keiner raͤumlichen Niederkunft, nach Art der gro-<lb/> ben und gemeinen Coͤꝛper bedarf, zukoͤmmt,) <hi rendition="#fr">vom<lb/> Himmel</hi> (der Herrlichkeit, dahin er aufgefah-<lb/> ren Ap. Geſch. 1, 11.) <hi rendition="#fr">und die Todten in Chri-<lb/> ſto</hi> (welche in dem Glauben an Chriſtum, und<lb/> alſo in der Vereinigung und Gemeinſchaft mit<lb/> Chriſto ſelig geſtorben ſind) <hi rendition="#fr">werden</hi> (mit eben<lb/> denſelben, aber verklaͤrten und dem verklaͤrten<lb/> Leibe Chriſti aͤhnlichen Leibern, 1 Cor. 15. Phil.<lb/> 3, 21.) <hi rendition="#fr">auferſtehen zuerſt,</hi> (und alſo keineswe-<lb/> ges hintan geſetzet werden, alſo daß die Leben-<lb/> digerfundenen keinen Vorzug vor ihnen der Zeit<lb/> nach haͤtten.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Jn dieſem ſehr wichtigen Orte hat man<lb/> das, was <hi rendition="#fr">klar</hi> und <hi rendition="#fr">deutlich</hi> iſt, von dem <hi rendition="#fr">dun-<lb/> ckeln</hi> und <hi rendition="#fr">verborgenen</hi> wohl zu unterſcheiden;<lb/> was das <hi rendition="#fr">klare</hi> betrift; ſo liegen darinnen fol-<lb/> gende Saͤtze:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a)</hi> der Sohn GOttes wird zum Juͤngſten Ge-<lb/> richte erſcheinen.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b)</hi> Dieſe Erſcheinung oder Zukunft wird mit ei-<lb/> nem <hi rendition="#aq">Comitat</hi> der heiligen Engel geſchehen.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c)</hi> Beydes, die Zukunft Chriſti, und der <hi rendition="#aq">Co-<lb/> mitat</hi> der heiligen Engel, wird ſehr Maje-<lb/> ſtaͤtiſch und herrlich, und auch die Auferſte-<lb/> hung der Todten und das Juͤngſte Gericht<lb/> ſeyn.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">d)</hi> Mit der Majeſtaͤtiſchen Zukunft Chriſti<lb/> wird auf Seiten Chriſti die Auferweckung,<lb/> auf Seiten der Menſchen die Auferſtehung<lb/> von den Todten verknuͤpfet ſeyn, ſonderlich<lb/> der Glaͤubigen.</item> </list><lb/> <p>2. Was aber in dieſem Ort <hi rendition="#fr">dunckel</hi> iſt,<lb/> und aus andern Schrift-Stellen einer mehrern<lb/> Erlaͤuterung gebrauchet, und dennoch wol<lb/> nicht in allen Stuͤcken von unſerer Schwachheit<lb/> erreichet werden kan, das beſtehet in <hi rendition="#fr">der Ma-<lb/> jeſtaͤtiſchen Art und Weiſe,</hi> in welcher Chriſtus<lb/> mit ſeinen heiligen Engeln erſcheinen, und die<lb/> Todten auferwecken wird; da es denn ankoͤmmt<lb/> auf den eigentlichen Verſtand des dreyfachen<lb/> Ausdruckes <hi rendition="#fr">vom Feld-Geſchrey, von der<lb/> Stimme des Ertz-Engels,</hi> und <hi rendition="#fr">von der<lb/> Poſaunen GOttes,</hi> mit welcher Chriſtus<lb/> hernieder kommen wird.</p><lb/> <p>3. Zuvorderſt aber iſt bey der Erklaͤrung<lb/> dieſer Worte auf zwey Haupt-Stellen und Sa-<lb/> chen des alten Teſtaments, worauf der Apo-<lb/> ſtel ſein Abſehen gehabt, und woher zum Theil<lb/> auch die Redens-Arten genommen ſind, zu ſe-<lb/> hen. Dieſe ſind die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Promulgation</hi></hi> <hi rendition="#fr">des Geſe-<lb/> tzes</hi> auf dem Berg Sinai, nach dem Auszuge<lb/> aus Egypten; und denn die <hi rendition="#fr">Eroberung der<lb/> Stadt und Veſtung Jericho,</hi> bey dem Ein-<lb/> zuge in das gelobte Land.</p><lb/> <p>4. Bey der <hi rendition="#aq">Promulgation</hi> des Geſetzes<lb/> offenbahrete ſich der Sohn GOttes, als welcher<lb/> Moſi im feurigen Buſche, als der unerſchaffne<lb/> Engel des HErrn, erſchien, und ihm die <hi rendition="#aq">Inſtru-<lb/> ction</hi> gab, unter vielen und maͤchtigen Wundern<lb/> ſein Volck aus Egypten zu fuͤhren: welcher auch,<lb/> als der Engel des HErrn vor dem Volcke in der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wol-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0034]
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 4. v. 15. 16.
des HErrn hin und wider als von einer bald in-
ſtehenden, wie ſie doch einem ieden gewiß genug
bevorſtuͤnde, und Chriſtus einen ieden Glaͤubi-
gen durch den ſeligen Tod zu ſich nehmen wuͤrde,
und ein ieglicher ſich bey Zeiten auf die Zukunft
Chriſti wuͤrdig zu zubereiten haͤtte: ſiehe unter
andern 1 Cor. 1, 8. allein er hat doch nicht dafuͤr
gehalten, daß er mit den damaligen Glaͤubigen
die Zukunft Chriſti erleben wuͤrde. Denn da er
hie v. 16. und 1 Cor. 15, 52. der Poſaunen GOt-
tes gedencket, und zwar der letzten; dieſe aber
nach der Offenbahrung Johannis c. 10, 7. c. 11.
15. in den letztern Periodum der Zeiten des neu-
en Teſtaments gehoͤret, ſo kan ſolches Paulo
nicht in den Sinn gekommen ſeyn. Dazu
koͤmmt, daß er in der andern Epiſtel an die Theſ-
ſalonicher c. 2, 1. u. ſ. w. dieſer Meynung, als
wenn der Tag des HErrn ſo gleich kommen
wuͤrde, ausdruͤcklich widerſpricht, und dage-
gen anzeiget, was mit dem Antichriſt noch erſt
vorhergehen muͤſte. So ſpricht er auch 1 Tim.
4, 1. u. f. und 2 Tim. 3, 1. u. f. von ſolchen Din-
gen, welche in den letztern Zeiten noch erſt erfol-
gen ſolten. Und Ap. Geſ. 20, 29. ſaget er; Das
weiß ich, daß nach meinem Abſchiede wer-
den unter euch kommen greuliche Woͤlfe u.
ſ. w. Es redet demnach der Apoſtel in der erſten
Perſon wir von dem gantzen geiſtlichen Leibe
Chriſti, daran er und die damaligen Glaͤubigen
die Glieder waren, und mit denen, welche in der
Zukunft Chriſti lebendig wuͤrden erfunden wer-
den, nur einen eintzigen geiſtlichen Leib ausmach-
ten: da denn, was einigen Gliedern widerfaͤh-
ret, auch vom gantzen Leibe kan geſaget wer-
den.
2. Was der Apoſtel alhier vortraͤget, als
ein beſonders Wort des HErrn, wenn er
ſpricht: Siehe ich ſage euch ein Geheimniß:
wir werden nicht alle entſchlafen, wir wer-
den aber alle (die von den entſchlafenen uͤbrig
bleiben, und lebendig erfunden werden; da ſich
auch die Redens-Art: wir u. ſ. w. findet) ver-
wandelt werden. (Und von dieſem Worte
des HErrn heißt es Offenb. 10, 7. Jn den Ta-
gen der Stimme des ſiebenden Engels, wenn
er poſaunen wird, ſoll vollendet werden
das Geheimniß GOttes, wie er hat ver-
kuͤndiget ſeinen Knechten und Prophe-
ten.)
V. 16.
Denn er ſelbſt (außer den Engeln ſeiner
Herrlichkeit) der HErr (JEſus, als wahrer
GOTT, oder Jehova, und Menſch) wird
zum allgemeinen Welt-Gerichte) mit einem
Feld-Geſchrey (ἐν κελέυσματι, mit einem ſol-
chen lauten Geſchrey, damit der Befehl gege-
ben, und zugleich der Anfang, oder der mit ge-
ſamter Hand zumachende Angrif im Felde zum
Treffen gemachet wird,) und mit der Stim-
me des Ertz-Engels (wodurch der Richter
der Lebendigen und der Todten die Menſchen
vor Gericht laden wird) und mit der Poſau-
nen GOttes (mit einer uͤberaus majeſtaͤti-
ſchen und herrlichen Intimation und Procla-
mation des angehenden Gerichts) hernieder-
kommen, (alſo wie es ſeinem verklaͤrten Leibe, der
keiner raͤumlichen Niederkunft, nach Art der gro-
ben und gemeinen Coͤꝛper bedarf, zukoͤmmt,) vom
Himmel (der Herrlichkeit, dahin er aufgefah-
ren Ap. Geſch. 1, 11.) und die Todten in Chri-
ſto (welche in dem Glauben an Chriſtum, und
alſo in der Vereinigung und Gemeinſchaft mit
Chriſto ſelig geſtorben ſind) werden (mit eben
denſelben, aber verklaͤrten und dem verklaͤrten
Leibe Chriſti aͤhnlichen Leibern, 1 Cor. 15. Phil.
3, 21.) auferſtehen zuerſt, (und alſo keineswe-
ges hintan geſetzet werden, alſo daß die Leben-
digerfundenen keinen Vorzug vor ihnen der Zeit
nach haͤtten.)
Anmerckungen.
1. Jn dieſem ſehr wichtigen Orte hat man
das, was klar und deutlich iſt, von dem dun-
ckeln und verborgenen wohl zu unterſcheiden;
was das klare betrift; ſo liegen darinnen fol-
gende Saͤtze:
a) der Sohn GOttes wird zum Juͤngſten Ge-
richte erſcheinen.
b) Dieſe Erſcheinung oder Zukunft wird mit ei-
nem Comitat der heiligen Engel geſchehen.
c) Beydes, die Zukunft Chriſti, und der Co-
mitat der heiligen Engel, wird ſehr Maje-
ſtaͤtiſch und herrlich, und auch die Auferſte-
hung der Todten und das Juͤngſte Gericht
ſeyn.
d) Mit der Majeſtaͤtiſchen Zukunft Chriſti
wird auf Seiten Chriſti die Auferweckung,
auf Seiten der Menſchen die Auferſtehung
von den Todten verknuͤpfet ſeyn, ſonderlich
der Glaͤubigen.
2. Was aber in dieſem Ort dunckel iſt,
und aus andern Schrift-Stellen einer mehrern
Erlaͤuterung gebrauchet, und dennoch wol
nicht in allen Stuͤcken von unſerer Schwachheit
erreichet werden kan, das beſtehet in der Ma-
jeſtaͤtiſchen Art und Weiſe, in welcher Chriſtus
mit ſeinen heiligen Engeln erſcheinen, und die
Todten auferwecken wird; da es denn ankoͤmmt
auf den eigentlichen Verſtand des dreyfachen
Ausdruckes vom Feld-Geſchrey, von der
Stimme des Ertz-Engels, und von der
Poſaunen GOttes, mit welcher Chriſtus
hernieder kommen wird.
3. Zuvorderſt aber iſt bey der Erklaͤrung
dieſer Worte auf zwey Haupt-Stellen und Sa-
chen des alten Teſtaments, worauf der Apo-
ſtel ſein Abſehen gehabt, und woher zum Theil
auch die Redens-Arten genommen ſind, zu ſe-
hen. Dieſe ſind die Promulgation des Geſe-
tzes auf dem Berg Sinai, nach dem Auszuge
aus Egypten; und denn die Eroberung der
Stadt und Veſtung Jericho, bey dem Ein-
zuge in das gelobte Land.
4. Bey der Promulgation des Geſetzes
offenbahrete ſich der Sohn GOttes, als welcher
Moſi im feurigen Buſche, als der unerſchaffne
Engel des HErrn, erſchien, und ihm die Inſtru-
ction gab, unter vielen und maͤchtigen Wundern
ſein Volck aus Egypten zu fuͤhren: welcher auch,
als der Engel des HErrn vor dem Volcke in der
Wol-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |