Jer. 6. 20. Was frage ich nach dem Weyrauch aus dem Reich Arabia? - - - Eure Brandopfer sind mir nicht angenehm, und eure Opfer gefallen mir nicht.
Amos. 5. 21. 22. Jch bin euren Feyerta- gen gram, und verachte sie, und mag nicht riechen in eure Versammlung. Und ob ihr gleich Brandopfer und Speis-Opfer opf- fert, so habe ich keinen Gefallen daran. So mag ich auch eure feiste Danckopfer nicht ansehen u. s. w.
3. Aus solchen Zeugnissen, und auch aus der Natur der Opfer selbst, konten die Jsraeliten leichtlich erkennen, daß es GOTT nicht um die Opfer an sich selbst zu thun sey, sondern daß da- runter was edlers vorgebildet seyn müste. Und da sie in so vielen Verheissungen auf den Meßiam geführet wurden, und zwar unter andern auch mit der Vorstellung seines Leidens und Sterbens um des Volcks-Sünde Willen; wie wir sonderlich Jes. 53. sehen: so konten sie leichtlich erachten, daß darinnen das vollkommene Versöhnopfer des Meßiä abgeschattet würde.
4. Da die äusserlichen Opfer an sich selbst, ohne das rechte Gegenbild, betrachtet, nicht das allergeringste an sich haben, woraus man schlies- sen könte, daß sie dem grossen und unsichtbaren GOtt, der ein unendlicher Geist ist, und, auch nach Anwei[s]ung des Lichts der Natur, im Geiste und in der Wahrheit bedienet seyn will, könten zum Dienste gereichen und angenehm seyn; die blosse Vernunft aber von dem Gegenbilde des rechten Opfers, nemlich von Christo, aus sich selbst nicht weiß; und also auch die Opfer von keinem menschlichen Verstande zum GOttesdienste ha- ben ersonnen werden können, weil ja sonst ihre Natur und Beschaffenheit sich zur Bedienung GOttes an sich selbst schicken müste: so folget daraus, daß die Opfer von GOtt selbst verord- net sind, und daß die geoffenbarete Religion da- von einen Character von ihrem göttlichen Ur- sprunge habe.
5. Die Versicherung von der Zukunft Christi ins Fleisch, als der andere Punct, lie- get in diesen Worten: Siehe ich komme: dazu auch nach der Griechischen version diese gehören: den Leib hast du mir zubereitet. Und da sie nun auf die Menschwerdung gingen, so führet sie Paulus an mit seinen eignen Worten, und spricht: Da er in die Welt kommt. Wo- von der Verstand eigentlich auf das Davidische Zeugniß von der Zukunft in die Welt gehet. Dergleichen Redens-Art wir oben c. 1, v. 6. gehabt haben.
6. Die Worte: den Leib hast du mir bereitet, lauten im Hebräischen eigentlich also: die Ohren hast du mir durchbohret. Wel- che Redens-Art hergenommen ist aus der Judi- schen und von GOtt selbst vorgeschriebenen Cere- monie, da ein leibeigener Knecht, der nach sechs Jahren mit dem siebenden, oder Sabbatjahre, seine Freyheit erhielte, wenn er Lust hatte, aus Liebe bey seinem HErrn die Zeit seines Lebens zu bleiben, sich zum Zeichen der willigen und bestän- digen Dienstbarkeit an die Haus-Thüre seines [Spaltenumbruch]
HErrn geführet, und ihm die Ohren mit einer Pfriemen durchboret worden; zum Zeichen, des dem HErrn freywillig angelobten Gehorsams; davon die Ohren ein Bild sind; wie denn auch Hören oft soviel heißt, als gehorchen. 2 B. Mos. 21, 5. 6. 5 B. Mos. 15, 16. 17. Da nun der Meßi- as in seinem Mittler-Amte sich zum Knechte da- hin gegeben hat, auch daher der Knecht des HErrn genennet wird Jes. 52, 1. c. 53, 10. u. s. w. so hat er mit solcher von sich gebrauchten Redens- Art anzeigen wollen, in welche Unterwersung er sich aus grosser Liebe gegeben habe, und wie er aus lauterer Liebe bereitwilligst sey, das so arbeitsame Mittler-Amt (Jes. 43, 24. mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden, u. f.) nicht al- lein anzufangen und fortzusetzen, sondern auch zum Segen getreulichst hinauszuführen; Knechts Gestalt an sich zu nehmen, und Gehorsam zu seyn bis zum Tode am Creutze Phil. 2, 6. 7. Man hat auch hierbey zu conferiren den Ort Jes. 50, 4. 5. da der Meßias spricht: Der HERR hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht unge- horsam.
7. Die Griechischen Interpretes aber haben dafür gesetzet: du hast mir den Leib bereitet. Welches eine Anzeigung ist, daß sie den Ort vom Meßia verstanden, und, da der Meßias seiner Zukunft gedacht hat, damit auf sei- ne Menschwerdung gesehen, und, um mehrerer Deutlichkeit willen, es also ausgedrucket haben. Da nun solche Ubersetzung dasjenige in sich hielte, was der mit den Hebräischen Worten bezeichnete Gehorsam im Mittler-Amte erfoderte, nemlich eine wahre menschliche Natur, und diese oft auch mit dem Worte Leib, oder Fleisch bezeich- ner wird; so hat Paulus so viel weniger Beden- cken getragen, solche Worte zu behalten, da er ohne das sich der Griechischen Ubersetzung bey de- nen, welche sie in Händen hatten, meistentheils bedienet hat.
8. Was den dritten Punct betrift, so gehet derselbe auf das in der anzunehmenden menschli- chen Natur auszuführende Mittler-Amt. Welches mit diesen Worten bezeuget wird: Daß ich thun soll, o GOTT, deinen Willen. Dieser Wille ging nun auf das Werck der Erlö- sung Jes. 53, 10. heisset dieser Wille des HErrn Fürnehmen, das durch die Hand, oder durch den getreuen Dienst, des Meßiä fort- gehen soll. Auf diesen Willen beziehet sich unser Heyland zum öftern: Joh. 4, 34. Meine Speise ist die, daß ich thue den Willen deß, der mich gesandt hat, und vollende sein Werck. Und c. 5, 30. Jch suche nicht meinen Wil- len, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat. Siehe auch c. 6, 38. Matth. 26, 39. Und auf diesen gnädigen Willen des Vaters be- ziehet sich auch Paulus oft, als auf den Grund unsers Heyls z. E. Eph. 1, 5. GOTT hat uns verordnet zur Kindschaft gegen ihn selbst durch JEsum CHristum, nach dem Wohl- gefallen seines Willens. Siehe auch v. 9. und Col. 1, 19, 20. u. s. w.
9. Jm 40 Psalm stehet noch dabey: und dein Gesetz habe ich in meinem Hertzen;
nem-
Z z 2
Cap. 10. v. 2-6. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]
Jer. 6. 20. Was frage ich nach dem Weyrauch aus dem Reich Arabia? ‒ ‒ ‒ Eure Brandopfer ſind mir nicht angenehm, und eure Opfer gefallen mir nicht.
Amos. 5. 21. 22. Jch bin euren Feyerta- gen gram, und verachte ſie, und mag nicht riechen in eure Verſammlung. Und ob ihr gleich Brandopfer und Speiſ-Opfer opf- fert, ſo habe ich keinen Gefallen daran. So mag ich auch eure feiſte Danckopfer nicht anſehen u. ſ. w.
3. Aus ſolchen Zeugniſſen, und auch aus der Natur der Opfer ſelbſt, konten die Jſraeliten leichtlich erkennen, daß es GOTT nicht um die Opfer an ſich ſelbſt zu thun ſey, ſondern daß da- runter was edlers vorgebildet ſeyn muͤſte. Und da ſie in ſo vielen Verheiſſungen auf den Meßiam gefuͤhret wurden, und zwar unter andern auch mit der Vorſtellung ſeines Leidens und Sterbens um des Volcks-Suͤnde Willen; wie wir ſonderlich Jeſ. 53. ſehen: ſo konten ſie leichtlich erachten, daß darinnen das vollkommene Verſoͤhnopfer des Meßiaͤ abgeſchattet wuͤrde.
4. Da die aͤuſſerlichen Opfer an ſich ſelbſt, ohne das rechte Gegenbild, betrachtet, nicht das allergeringſte an ſich haben, woraus man ſchlieſ- ſen koͤnte, daß ſie dem groſſen und unſichtbaren GOtt, der ein unendlicher Geiſt iſt, und, auch nach Anwei[ſ]ung des Lichts der Natur, im Geiſte und in der Wahrheit bedienet ſeyn will, koͤnten zum Dienſte gereichen und angenehm ſeyn; die bloſſe Vernunft aber von dem Gegenbilde des rechten Opfers, nemlich von Chriſto, aus ſich ſelbſt nicht weiß; und alſo auch die Opfer von keinem menſchlichen Verſtande zum GOttesdienſte ha- ben erſonnen werden koͤnnen, weil ja ſonſt ihre Natur und Beſchaffenheit ſich zur Bedienung GOttes an ſich ſelbſt ſchicken muͤſte: ſo folget daraus, daß die Opfer von GOtt ſelbſt verord- net ſind, und daß die geoffenbarete Religion da- von einen Character von ihrem goͤttlichen Ur- ſprunge habe.
5. Die Verſicherung von der Zukunft Chriſti ins Fleiſch, als der andere Punct, lie- get in dieſen Worten: Siehe ich komme: dazu auch nach der Griechiſchen verſion dieſe gehoͤren: den Leib haſt du mir zubereitet. Und da ſie nun auf die Menſchwerdung gingen, ſo fuͤhret ſie Paulus an mit ſeinen eignen Worten, und ſpricht: Da er in die Welt kommt. Wo- von der Verſtand eigentlich auf das Davidiſche Zeugniß von der Zukunft in die Welt gehet. Dergleichen Redens-Art wir oben c. 1, v. 6. gehabt haben.
6. Die Worte: den Leib haſt du mir bereitet, lauten im Hebraͤiſchen eigentlich alſo: die Ohren haſt du mir durchbohret. Wel- che Redens-Art hergenommen iſt aus der Judi- ſchen und von GOtt ſelbſt vorgeſchriebenen Cere- monie, da ein leibeigener Knecht, der nach ſechs Jahren mit dem ſiebenden, oder Sabbatjahre, ſeine Freyheit erhielte, wenn er Luſt hatte, aus Liebe bey ſeinem HErrn die Zeit ſeines Lebens zu bleiben, ſich zum Zeichen der willigen und beſtaͤn- digen Dienſtbarkeit an die Haus-Thuͤre ſeines [Spaltenumbruch]
HErrn gefuͤhret, und ihm die Ohren mit einer Pfriemen durchboret worden; zum Zeichen, des dem HErrn freywillig angelobten Gehorſams; davon die Ohren ein Bild ſind; wie denn auch Hoͤren oft ſoviel heißt, als gehorchen. 2 B. Moſ. 21, 5. 6. 5 B. Moſ. 15, 16. 17. Da nun der Meßi- as in ſeinem Mittler-Amte ſich zum Knechte da- hin gegeben hat, auch daher der Knecht des HErrn genennet wird Jeſ. 52, 1. c. 53, 10. u. ſ. w. ſo hat er mit ſolcher von ſich gebrauchten Redens- Art anzeigen wollen, in welche Unterwerſung er ſich aus groſſer Liebe gegeben habe, und wie er aus lauterer Liebe bereitwilligſt ſey, das ſo arbeitſame Mittler-Amt (Jeſ. 43, 24. mir haſt du Arbeit gemacht mit deinen Suͤnden, u. f.) nicht al- lein anzufangen und fortzuſetzen, ſondern auch zum Segen getreulichſt hinauszufuͤhren; Knechts Geſtalt an ſich zu nehmen, und Gehorſam zu ſeyn bis zum Tode am Creutze Phil. 2, 6. 7. Man hat auch hierbey zu conferiren den Ort Jeſ. 50, 4. 5. da der Meßias ſpricht: Der HERR hat mir das Ohr geoͤffnet, und ich bin nicht unge- horſam.
7. Die Griechiſchen Interpretes aber haben dafuͤr geſetzet: du haſt mir den Leib bereitet. Welches eine Anzeigung iſt, daß ſie den Ort vom Meßia verſtanden, und, da der Meßias ſeiner Zukunft gedacht hat, damit auf ſei- ne Menſchwerdung geſehen, und, um mehrerer Deutlichkeit willen, es alſo ausgedrucket haben. Da nun ſolche Uberſetzung dasjenige in ſich hielte, was der mit den Hebraͤiſchen Worten bezeichnete Gehorſam im Mittler-Amte erfoderte, nemlich eine wahre menſchliche Natur, und dieſe oft auch mit dem Worte Leib, oder Fleiſch bezeich- ner wird; ſo hat Paulus ſo viel weniger Beden- cken getragen, ſolche Worte zu behalten, da er ohne das ſich der Griechiſchen Uberſetzung bey de- nen, welche ſie in Haͤnden hatten, meiſtentheils bedienet hat.
8. Was den dritten Punct betrift, ſo gehet derſelbe auf das in der anzunehmenden menſchli- chen Natur auszufuͤhrende Mittler-Amt. Welches mit dieſen Worten bezeuget wird: Daß ich thun ſoll, o GOTT, deinen Willen. Dieſer Wille ging nun auf das Werck der Erloͤ- ſung Jeſ. 53, 10. heiſſet dieſer Wille des HErrn Fuͤrnehmen, das durch die Hand, oder durch den getreuen Dienſt, des Meßiaͤ fort- gehen ſoll. Auf dieſen Willen beziehet ſich unſer Heyland zum oͤftern: Joh. 4, 34. Meine Speiſe iſt die, daß ich thue den Willen deß, der mich geſandt hat, und vollende ſein Werck. Und c. 5, 30. Jch ſuche nicht meinen Wil- len, ſondern des Vaters Willen, der mich geſandt hat. Siehe auch c. 6, 38. Matth. 26, 39. Und auf dieſen gnaͤdigen Willen des Vaters be- ziehet ſich auch Paulus oft, als auf den Grund unſers Heyls z. E. Eph. 1, 5. GOTT hat uns verordnet zur Kindſchaft gegen ihn ſelbſt durch JEſum CHriſtum, nach dem Wohl- gefallen ſeines Willens. Siehe auch v. 9. und Col. 1, 19, 20. u. ſ. w.
9. Jm 40 Pſalm ſtehet noch dabey: und dein Geſetz habe ich in meinem Hertzen;
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Z z 2
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[363/0365]
Cap. 10. v. 2-6. an die Hebraͤer.
Jer. 6. 20. Was frage ich nach dem
Weyrauch aus dem Reich Arabia? ‒ ‒ ‒
Eure Brandopfer ſind mir nicht angenehm,
und eure Opfer gefallen mir nicht.
Amos. 5. 21. 22. Jch bin euren Feyerta-
gen gram, und verachte ſie, und mag nicht
riechen in eure Verſammlung. Und ob ihr
gleich Brandopfer und Speiſ-Opfer opf-
fert, ſo habe ich keinen Gefallen daran.
So mag ich auch eure feiſte Danckopfer
nicht anſehen u. ſ. w.
3. Aus ſolchen Zeugniſſen, und auch aus
der Natur der Opfer ſelbſt, konten die Jſraeliten
leichtlich erkennen, daß es GOTT nicht um die
Opfer an ſich ſelbſt zu thun ſey, ſondern daß da-
runter was edlers vorgebildet ſeyn muͤſte. Und
da ſie in ſo vielen Verheiſſungen auf den Meßiam
gefuͤhret wurden, und zwar unter andern auch mit
der Vorſtellung ſeines Leidens und Sterbens um
des Volcks-Suͤnde Willen; wie wir ſonderlich
Jeſ. 53. ſehen: ſo konten ſie leichtlich erachten, daß
darinnen das vollkommene Verſoͤhnopfer des
Meßiaͤ abgeſchattet wuͤrde.
4. Da die aͤuſſerlichen Opfer an ſich ſelbſt,
ohne das rechte Gegenbild, betrachtet, nicht das
allergeringſte an ſich haben, woraus man ſchlieſ-
ſen koͤnte, daß ſie dem groſſen und unſichtbaren
GOtt, der ein unendlicher Geiſt iſt, und, auch nach
Anweiſung des Lichts der Natur, im Geiſte und
in der Wahrheit bedienet ſeyn will, koͤnten zum
Dienſte gereichen und angenehm ſeyn; die bloſſe
Vernunft aber von dem Gegenbilde des rechten
Opfers, nemlich von Chriſto, aus ſich ſelbſt nicht
weiß; und alſo auch die Opfer von keinem
menſchlichen Verſtande zum GOttesdienſte ha-
ben erſonnen werden koͤnnen, weil ja ſonſt ihre
Natur und Beſchaffenheit ſich zur Bedienung
GOttes an ſich ſelbſt ſchicken muͤſte: ſo folget
daraus, daß die Opfer von GOtt ſelbſt verord-
net ſind, und daß die geoffenbarete Religion da-
von einen Character von ihrem goͤttlichen Ur-
ſprunge habe.
5. Die Verſicherung von der Zukunft
Chriſti ins Fleiſch, als der andere Punct, lie-
get in dieſen Worten: Siehe ich komme: dazu
auch nach der Griechiſchen verſion dieſe gehoͤren:
den Leib haſt du mir zubereitet. Und da ſie
nun auf die Menſchwerdung gingen, ſo fuͤhret
ſie Paulus an mit ſeinen eignen Worten, und
ſpricht: Da er in die Welt kommt. Wo-
von der Verſtand eigentlich auf das Davidiſche
Zeugniß von der Zukunft in die Welt gehet.
Dergleichen Redens-Art wir oben c. 1, v. 6. gehabt
haben.
6. Die Worte: den Leib haſt du mir
bereitet, lauten im Hebraͤiſchen eigentlich alſo:
die Ohren haſt du mir durchbohret. Wel-
che Redens-Art hergenommen iſt aus der Judi-
ſchen und von GOtt ſelbſt vorgeſchriebenen Cere-
monie, da ein leibeigener Knecht, der nach ſechs
Jahren mit dem ſiebenden, oder Sabbatjahre,
ſeine Freyheit erhielte, wenn er Luſt hatte, aus
Liebe bey ſeinem HErrn die Zeit ſeines Lebens zu
bleiben, ſich zum Zeichen der willigen und beſtaͤn-
digen Dienſtbarkeit an die Haus-Thuͤre ſeines
HErrn gefuͤhret, und ihm die Ohren mit einer
Pfriemen durchboret worden; zum Zeichen, des
dem HErrn freywillig angelobten Gehorſams;
davon die Ohren ein Bild ſind; wie denn auch
Hoͤren oft ſoviel heißt, als gehorchen. 2 B. Moſ.
21, 5. 6. 5 B. Moſ. 15, 16. 17. Da nun der Meßi-
as in ſeinem Mittler-Amte ſich zum Knechte da-
hin gegeben hat, auch daher der Knecht des
HErrn genennet wird Jeſ. 52, 1. c. 53, 10. u. ſ. w.
ſo hat er mit ſolcher von ſich gebrauchten Redens-
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ſich aus groſſer Liebe gegeben habe, und wie er aus
lauterer Liebe bereitwilligſt ſey, das ſo arbeitſame
Mittler-Amt (Jeſ. 43, 24. mir haſt du Arbeit
gemacht mit deinen Suͤnden, u. f.) nicht al-
lein anzufangen und fortzuſetzen, ſondern auch
zum Segen getreulichſt hinauszufuͤhren; Knechts
Geſtalt an ſich zu nehmen, und Gehorſam zu ſeyn
bis zum Tode am Creutze Phil. 2, 6. 7. Man hat
auch hierbey zu conferiren den Ort Jeſ. 50, 4. 5.
da der Meßias ſpricht: Der HERR hat mir
das Ohr geoͤffnet, und ich bin nicht unge-
horſam.
7. Die Griechiſchen Interpretes aber
haben dafuͤr geſetzet: du haſt mir den Leib
bereitet. Welches eine Anzeigung iſt, daß ſie
den Ort vom Meßia verſtanden, und, da der
Meßias ſeiner Zukunft gedacht hat, damit auf ſei-
ne Menſchwerdung geſehen, und, um mehrerer
Deutlichkeit willen, es alſo ausgedrucket haben.
Da nun ſolche Uberſetzung dasjenige in ſich hielte,
was der mit den Hebraͤiſchen Worten bezeichnete
Gehorſam im Mittler-Amte erfoderte, nemlich
eine wahre menſchliche Natur, und dieſe oft
auch mit dem Worte Leib, oder Fleiſch bezeich-
ner wird; ſo hat Paulus ſo viel weniger Beden-
cken getragen, ſolche Worte zu behalten, da er
ohne das ſich der Griechiſchen Uberſetzung bey de-
nen, welche ſie in Haͤnden hatten, meiſtentheils
bedienet hat.
8. Was den dritten Punct betrift, ſo gehet
derſelbe auf das in der anzunehmenden menſchli-
chen Natur auszufuͤhrende Mittler-Amt.
Welches mit dieſen Worten bezeuget wird: Daß
ich thun ſoll, o GOTT, deinen Willen.
Dieſer Wille ging nun auf das Werck der Erloͤ-
ſung Jeſ. 53, 10. heiſſet dieſer Wille des HErrn
Fuͤrnehmen, das durch die Hand, oder
durch den getreuen Dienſt, des Meßiaͤ fort-
gehen ſoll. Auf dieſen Willen beziehet ſich unſer
Heyland zum oͤftern: Joh. 4, 34. Meine Speiſe
iſt die, daß ich thue den Willen deß, der
mich geſandt hat, und vollende ſein Werck.
Und c. 5, 30. Jch ſuche nicht meinen Wil-
len, ſondern des Vaters Willen, der mich
geſandt hat. Siehe auch c. 6, 38. Matth. 26, 39.
Und auf dieſen gnaͤdigen Willen des Vaters be-
ziehet ſich auch Paulus oft, als auf den Grund
unſers Heyls z. E. Eph. 1, 5. GOTT hat uns
verordnet zur Kindſchaft gegen ihn ſelbſt
durch JEſum CHriſtum, nach dem Wohl-
gefallen ſeines Willens. Siehe auch v. 9. und
Col. 1, 19, 20. u. ſ. w.
9. Jm 40 Pſalm ſtehet noch dabey: und
dein Geſetz habe ich in meinem Hertzen;
nem-
Z z 2
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/365>, abgerufen am 22.11.2024.
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