Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Erklärung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 11-18.
[Spaltenumbruch] Nachdrucke bereits vorher v. 10. gezeiget wor-
den.

V. 15. 16. 17. 18.

Es bezeuget uns aber das auch (durch
den Propheten Jeremiam) der Heilige Geist
(nemlich daß sich in der neuen Oeconomie eine
völlige Vergebung der Sünden befinde, und also
dieselbe ein vollkommenes einmaliges Opfer zum
Grunde haben müsse) denn nach dem er zuvor
gesaget hatte: Das ist das Testament,
das ich ihnen machen will, nach diesen Ta-
gen, spricht der HErr: ich will mein Gesetz
in ihr Hertz geben, und in ihren Sinn will
ichs schreiben:
(da thut er dieses hinzu) Und
ihrer Sünde und ihrer Ungerechtigkeit
will ich nicht mehr gedencken. Wo aber
derselben
(völlige) Vergebung ist, da ist
nicht mehr Opfer für die Sünde
(also daß
das Opfer täglich dürfe wiederholet werden, son-
dern es ist die gläubige Zueignung des einmaligen
Opfers hinlänglich.)

Anmerckungen.

1. Es kömmt bey diesem gantzen Orte son-
derlich an auf die Worte v. 17. von dem, daß der
Sünde und Ungerechtigkeit nicht mehr soll
gedacht werden.
Denn um dieser Worte
willen wird der Ort noch einmal angezogen; doch
aber eben deßwegen nicht gantz, weil daraus ei-
gentlich nur die letztern Worte von der Verge-
bung der Sünden zum gegenwärtigen Beweise
dienen solten; daß man nemlich unter der neuen
Oeconomie an dem einmaligen Opfer Christi
genug habe. Darum werden nach den Ansangs-
Worten in der Mitte mehrere Worte ausge-
lassen. Vorher, nemlich c. 8. wurde der Ort da-
zu eingeführet, daß daraus sonderlich solte erwie-
sen werden, wie daß ein neues Testament, oder
eine neue Oeconomie des Gnaden-Bundes
verheissen, und also durch die Einführung der
Neuen die Aufhebung der Alten bezeuget sey,
und diese erfolgen müsse.

2. Bey der Structur der Worte Pauli ist
dieses zu mercken, daß man entweder die Worte
des Propheten spricht der HERR, auch für
Pauli Worte also mit annehmen muß, daß sie
Paulus zugleich zu seinem Zweck gebrauchet ha-
be: oder aber man hat vor dem siebenzehnden
Vers das Wort legei, oder phesi, er saget,
oder spricht zu setzen. Auf die erstere Art fliessen
die Worte also: nachdem er zuvor gesaget hat:
das ist das Testament, das ich mit ihnen machen
will nach diesen Tagen; da spricht der HErr
ferner:
ich will mein Gesetz u. f. Auf die letztere
Art bleiben die Worte spricht der HERR al-
lein Worte GOttes und des Propheten, und
was vor und nach denselben alhier v. 16. stehet,
das ist dasjenige, davon mit der Allegation des
Prophetischen Orts bezeuget wird, daß es darinnen
vorher bezeuget sey. Und also muß denn im Anfan-
ge des 17 Verses das Wort legei, er spricht also
im Sinne verstanden werden, daß damit dasje-
nige angezeiget werde, was in dem Prophetischen
Orte auf das zuerst daraus angeführte, und auf
[Spaltenumbruch] das in der Mitte davon ausgelassene, erfolge,
nemlich die Bezeugung von der Vergebung
der Sünde.

3. Es ist aber leichtlich zu erachten, daß die
mit solchen Worten bezeugete Gnade der Ver-
gebung der Sünden
von gar besonderm Nach-
drucke seyn müsse: sintemal sie sonst, nicht zur
Haupt-Eigenschaft und zum Haupt- Gute der
Oeconomie gemachet seyn würde; da es ja auch
in der alten Oeconomie an der Vergebung der
Sünde nicht gefehlet hat. Denn ob zwar diese
Gnaden-Wohlthat auch damals schon vorhan-
den war, so gründete sie sich doch eigentlich nur
auf das damal noch künftige Opfer Christi, und
wurde nur unter Vorbildern gleicham abgeschat-
tet, und daher ohne eine rechte Glaubens-Freu-
digkeit nur schwächlich und mit knechtischer Furcht
ergriffen, und die Sünden-Schuld durch so oft
widerholte Opfer äusserlich immer wider aufs
neue vor Augen gestellet, und damit auch die Blö-
digkeit des Gewissens unterhalten, nach c. 10, 2. 3.
Da nun aber hingegen die Vergebung der Sün-
den der neuen Oeconomie in völliger Kraft
als ein rechtes Haupt-Gut zugeeignet wird, diese
aber eine Frucht des einmaligen Versöhnopfers
Christi ist; so machet der Apostel daher billig ei-
nen richtigen Schluß auf das Versöhnopfer
selbst, daß es nemlich allein gelte, und hingegen
das Levitische in so vieler Widerholung stehende
Opferwesen abgethan sey.

4. Jm übrigen ist wohl zu mercken, daß
Paulus die Worte des Propheten, darinnen
der grosse Jehova redet, dem Heiligen Geist
zuschreibet, und ihm darinnen das marturei[fremdsprachliches Material]n,
das Bezeugen, oder Zeugniß ablegen, zueignet.
Denn daraus erkennen wir nicht allein, daß die
heilige Schrift, und darinnen insonderheit das
Buch Jeremiä, von GOTT dem Heiligen Gei-
ste eingegeben sey, und dieser der Haupt-Urhe-
ber davon sey, sondern auch, daß der Heil. Geist
sey wahrer GOTT, und eine wahrhaftige
göttliche Person: als welcher in dem Orte Je-
remiä nicht allein der göttliche, wesentliche Na-
me Jehova, sondern auch die göttlichen Wer-
cke von der Aufrichtung der alten und neuen
Oeconomie, von der Einschreibung des Gese-
tzes ins Hertze, und von der Vergebung der
Sünden, dadurch er Christum in den Hertzen
der Gläubigen verkläret, zugeeignet werden.
Man hat hiebey zu conferiren, was wir schon
vorher c. 9, 8. von dem Heiligen Geiste, als Ur-
heber der alten Oeconomie gehabt haben.

V. 19. 20. 21.

So (da, oder dieweil) wir denn nun ha-
ben, lieben Brüder, die Freudigkeit
(einen
freudigen Glauben nach dem grössern Masse
der neuen Oeconomie) zum Eingange in
das Heilige
(in die geistliche und ewige Ge-
meinschaft mit GOTT) durch das Blut (oder
Versöhnopfer) Christi, (als darauf unser
Glaube gehet, und daran er sich hält:) Wel-
chen
(Glauben) er uns zubereitet (im Evan-
gelio also angewiesen hat, daß er ihn uns schen-
cket, und uns darauf führet) zum neuen (der

neu-

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 11-18.
[Spaltenumbruch] Nachdrucke bereits vorher v. 10. gezeiget wor-
den.

V. 15. 16. 17. 18.

Es bezeuget uns aber das auch (durch
den Propheten Jeremiam) der Heilige Geiſt
(nemlich daß ſich in der neuen Oeconomie eine
voͤllige Vergebung der Suͤnden befinde, und alſo
dieſelbe ein vollkommenes einmaliges Opfer zum
Grunde haben muͤſſe) denn nach dem er zuvor
geſaget hatte: Das iſt das Teſtament,
das ich ihnen machen will, nach dieſen Ta-
gen, ſpricht der HErr: ich will mein Geſetz
in ihr Hertz geben, und in ihren Sinn will
ichs ſchreiben:
(da thut er dieſes hinzu) Und
ihrer Suͤnde und ihrer Ungerechtigkeit
will ich nicht mehr gedencken. Wo aber
derſelben
(voͤllige) Vergebung iſt, da iſt
nicht mehr Opfer fuͤr die Suͤnde
(alſo daß
das Opfer taͤglich duͤrfe wiederholet werden, ſon-
dern es iſt die glaͤubige Zueignung des einmaligen
Opfers hinlaͤnglich.)

Anmerckungen.

1. Es koͤmmt bey dieſem gantzen Orte ſon-
derlich an auf die Worte v. 17. von dem, daß der
Suͤnde und Ungerechtigkeit nicht mehr ſoll
gedacht werden.
Denn um dieſer Worte
willen wird der Ort noch einmal angezogen; doch
aber eben deßwegen nicht gantz, weil daraus ei-
gentlich nur die letztern Worte von der Verge-
bung der Suͤnden zum gegenwaͤrtigen Beweiſe
dienen ſolten; daß man nemlich unter der neuen
Oeconomie an dem einmaligen Opfer Chriſti
genug habe. Darum werden nach den Anſangs-
Worten in der Mitte mehrere Worte ausge-
laſſen. Vorher, nemlich c. 8. wurde der Ort da-
zu eingefuͤhret, daß daraus ſonderlich ſolte erwie-
ſen werden, wie daß ein neues Teſtament, oder
eine neue Oeconomie des Gnaden-Bundes
verheiſſen, und alſo durch die Einfuͤhrung der
Neuen die Aufhebung der Alten bezeuget ſey,
und dieſe erfolgen muͤſſe.

2. Bey der Structur der Worte Pauli iſt
dieſes zu mercken, daß man entweder die Worte
des Propheten ſpricht der HERR, auch fuͤr
Pauli Worte alſo mit annehmen muß, daß ſie
Paulus zugleich zu ſeinem Zweck gebrauchet ha-
be: oder aber man hat vor dem ſiebenzehnden
Vers das Wort λέγει, oder ϕησὶ, er ſaget,
oder ſpricht zu ſetzen. Auf die erſtere Art flieſſen
die Worte alſo: nachdem er zuvor geſaget hat:
das iſt das Teſtament, das ich mit ihnen machen
will nach dieſen Tagen; da ſpricht der HErr
ferner:
ich will mein Geſetz u. f. Auf die letztere
Art bleiben die Worte ſpricht der HERR al-
lein Worte GOttes und des Propheten, und
was vor und nach denſelben alhier v. 16. ſtehet,
das iſt dasjenige, davon mit der Allegation des
Prophetiſchen Oꝛts bezeuget wird, daß es darinnen
vorher bezeuget ſey. Und alſo muß denn im Anfan-
ge des 17 Verſes das Wort λέγει, er ſpricht alſo
im Sinne verſtanden werden, daß damit dasje-
nige angezeiget werde, was in dem Prophetiſchen
Orte auf das zuerſt daraus angefuͤhrte, und auf
[Spaltenumbruch] das in der Mitte davon ausgelaſſene, erfolge,
nemlich die Bezeugung von der Vergebung
der Suͤnde.

3. Es iſt aber leichtlich zu erachten, daß die
mit ſolchen Worten bezeugete Gnade der Ver-
gebung der Suͤnden
von gar beſonderm Nach-
drucke ſeyn muͤſſe: ſintemal ſie ſonſt, nicht zur
Haupt-Eigenſchaft und zum Haupt- Gute der
Oeconomie gemachet ſeyn wuͤrde; da es ja auch
in der alten Oeconomie an der Vergebung der
Suͤnde nicht gefehlet hat. Denn ob zwar dieſe
Gnaden-Wohlthat auch damals ſchon vorhan-
den war, ſo gruͤndete ſie ſich doch eigentlich nur
auf das damal noch kuͤnftige Opfer Chriſti, und
wurde nur unter Vorbildern gleicham abgeſchat-
tet, und daher ohne eine rechte Glaubens-Freu-
digkeit nur ſchwaͤchlich und mit knechtiſcher Furcht
ergriffen, und die Suͤnden-Schuld durch ſo oft
widerholte Opfer aͤuſſerlich immer wider aufs
neue vor Augen geſtellet, und damit auch die Bloͤ-
digkeit des Gewiſſens unterhalten, nach c. 10, 2. 3.
Da nun aber hingegen die Vergebung der Suͤn-
den der neuen Oeconomie in voͤlliger Kraft
als ein rechtes Haupt-Gut zugeeignet wird, dieſe
aber eine Frucht des einmaligen Verſoͤhnopfers
Chriſti iſt; ſo machet der Apoſtel daher billig ei-
nen richtigen Schluß auf das Verſoͤhnopfer
ſelbſt, daß es nemlich allein gelte, und hingegen
das Levitiſche in ſo vieler Widerholung ſtehende
Opferweſen abgethan ſey.

4. Jm uͤbrigen iſt wohl zu mercken, daß
Paulus die Worte des Propheten, darinnen
der groſſe Jehova redet, dem Heiligen Geiſt
zuſchreibet, und ihm darinnen das μαρτυρει[fremdsprachliches Material]ν,
das Bezeugen, oder Zeugniß ablegen, zueignet.
Denn daraus erkennen wir nicht allein, daß die
heilige Schrift, und darinnen inſonderheit das
Buch Jeremiaͤ, von GOTT dem Heiligen Gei-
ſte eingegeben ſey, und dieſer der Haupt-Urhe-
ber davon ſey, ſondern auch, daß der Heil. Geiſt
ſey wahrer GOTT, und eine wahrhaftige
goͤttliche Perſon: als welcher in dem Orte Je-
remiaͤ nicht allein der goͤttliche, weſentliche Na-
me Jehova, ſondern auch die goͤttlichen Wer-
cke von der Aufrichtung der alten und neuen
Oeconomie, von der Einſchreibung des Geſe-
tzes ins Hertze, und von der Vergebung der
Suͤnden, dadurch er Chriſtum in den Hertzen
der Glaͤubigen verklaͤret, zugeeignet werden.
Man hat hiebey zu conferiren, was wir ſchon
vorher c. 9, 8. von dem Heiligen Geiſte, als Ur-
heber der alten Oeconomie gehabt haben.

V. 19. 20. 21.

So (da, oder dieweil) wir denn nun ha-
ben, lieben Bruͤder, die Freudigkeit
(einen
freudigen Glauben nach dem groͤſſern Maſſe
der neuen Oeconomie) zum Eingange in
das Heilige
(in die geiſtliche und ewige Ge-
meinſchaft mit GOTT) durch das Blut (oder
Verſoͤhnopfer) Chriſti, (als darauf unſer
Glaube gehet, und daran er ſich haͤlt:) Wel-
chen
(Glauben) er uns zubereitet (im Evan-
gelio alſo angewieſen hat, daß er ihn uns ſchen-
cket, und uns darauf fuͤhret) zum neuen (der

neu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0368" n="366"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 11-18.</hi></fw><lb/><cb/>
Nachdrucke bereits vorher v. 10. gezeiget wor-<lb/>
den.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 15. 16. 17. 18.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Es bezeuget uns aber das auch</hi> (durch<lb/>
den Propheten Jeremiam) <hi rendition="#fr">der Heilige Gei&#x017F;t</hi><lb/>
(nemlich daß &#x017F;ich in der neuen <hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> eine<lb/>
vo&#x0364;llige Vergebung der Su&#x0364;nden befinde, und al&#x017F;o<lb/>
die&#x017F;elbe ein vollkommenes einmaliges Opfer zum<lb/>
Grunde haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e) <hi rendition="#fr">denn nach dem er zuvor<lb/>
ge&#x017F;aget hatte: Das i&#x017F;t das Te&#x017F;tament,<lb/>
das ich ihnen machen will, nach die&#x017F;en Ta-<lb/>
gen, &#x017F;pricht der HErr: ich will mein Ge&#x017F;etz<lb/>
in ihr Hertz geben, und in ihren Sinn will<lb/>
ichs &#x017F;chreiben:</hi> (da thut er die&#x017F;es hinzu) <hi rendition="#fr">Und<lb/>
ihrer Su&#x0364;nde und ihrer Ungerechtigkeit<lb/>
will ich nicht mehr gedencken. Wo aber<lb/>
der&#x017F;elben</hi> (vo&#x0364;llige) <hi rendition="#fr">Vergebung i&#x017F;t, da i&#x017F;t<lb/>
nicht mehr Opfer fu&#x0364;r die Su&#x0364;nde</hi> (al&#x017F;o daß<lb/>
das Opfer ta&#x0364;glich du&#x0364;rfe wiederholet werden, &#x017F;on-<lb/>
dern es i&#x017F;t die gla&#x0364;ubige Zueignung des einmaligen<lb/>
Opfers hinla&#x0364;nglich.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Es ko&#x0364;mmt bey die&#x017F;em gantzen Orte &#x017F;on-<lb/>
derlich an auf die Worte v. 17. von dem, daß <hi rendition="#fr">der<lb/>
Su&#x0364;nde und Ungerechtigkeit nicht mehr &#x017F;oll<lb/>
gedacht werden.</hi> Denn um die&#x017F;er Worte<lb/>
willen wird der Ort noch einmal angezogen; doch<lb/>
aber eben deßwegen nicht gantz, weil daraus ei-<lb/>
gentlich nur die letztern Worte von der Verge-<lb/>
bung der Su&#x0364;nden zum gegenwa&#x0364;rtigen Bewei&#x017F;e<lb/>
dienen &#x017F;olten; daß man nemlich unter der neuen<lb/><hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> an dem einmaligen Opfer Chri&#x017F;ti<lb/>
genug habe. Darum werden nach den An&#x017F;angs-<lb/>
Worten in der Mitte mehrere Worte ausge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Vorher, nemlich c. 8. wurde der Ort da-<lb/>
zu eingefu&#x0364;hret, daß daraus &#x017F;onderlich &#x017F;olte erwie-<lb/>
&#x017F;en werden, wie daß ein <hi rendition="#fr">neues</hi> Te&#x017F;tament, oder<lb/>
eine <hi rendition="#fr">neue</hi> <hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> des Gnaden-Bundes<lb/>
verhei&#x017F;&#x017F;en, und al&#x017F;o durch die Einfu&#x0364;hrung der<lb/><hi rendition="#fr">Neuen</hi> die Aufhebung der <hi rendition="#fr">Alten</hi> bezeuget &#x017F;ey,<lb/>
und die&#x017F;e erfolgen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
              <p>2. Bey der <hi rendition="#aq">Structur</hi> der Worte Pauli i&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;es zu mercken, daß man entweder die Worte<lb/>
des Propheten <hi rendition="#fr">&#x017F;pricht der HERR,</hi> auch fu&#x0364;r<lb/>
Pauli Worte al&#x017F;o mit annehmen muß, daß &#x017F;ie<lb/>
Paulus zugleich zu &#x017F;einem Zweck gebrauchet ha-<lb/>
be: oder aber man hat vor dem &#x017F;iebenzehnden<lb/>
Vers das Wort &#x03BB;&#x03AD;&#x03B3;&#x03B5;&#x03B9;, oder &#x03D5;&#x03B7;&#x03C3;&#x1F76;, <hi rendition="#fr">er &#x017F;aget,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">&#x017F;pricht</hi> zu &#x017F;etzen. Auf die er&#x017F;tere Art flie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die Worte al&#x017F;o: nachdem er zuvor ge&#x017F;aget hat:<lb/>
das i&#x017F;t das Te&#x017F;tament, das ich mit ihnen machen<lb/>
will nach die&#x017F;en Tagen; <hi rendition="#fr">da &#x017F;pricht der HErr<lb/>
ferner:</hi> ich will mein Ge&#x017F;etz u. f. Auf die letztere<lb/>
Art bleiben die Worte &#x017F;pricht <hi rendition="#fr">der HERR</hi> al-<lb/>
lein Worte GOttes und des Propheten, und<lb/>
was vor und nach den&#x017F;elben alhier v. 16. &#x017F;tehet,<lb/>
das i&#x017F;t dasjenige, davon mit der <hi rendition="#aq">Allegation</hi> des<lb/>
Propheti&#x017F;chen O&#xA75B;ts bezeuget wird, daß es darinnen<lb/>
vorher bezeuget &#x017F;ey. Und al&#x017F;o muß denn im Anfan-<lb/>
ge des 17 Ver&#x017F;es das Wort &#x03BB;&#x03AD;&#x03B3;&#x03B5;&#x03B9;, <hi rendition="#fr">er &#x017F;pricht</hi> al&#x017F;o<lb/>
im Sinne ver&#x017F;tanden werden, daß damit dasje-<lb/>
nige angezeiget werde, was in dem Propheti&#x017F;chen<lb/>
Orte auf das zuer&#x017F;t daraus angefu&#x0364;hrte, und auf<lb/><cb/>
das in der Mitte davon ausgela&#x017F;&#x017F;ene, erfolge,<lb/>
nemlich die <hi rendition="#fr">Bezeugung von der Vergebung<lb/>
der Su&#x0364;nde.</hi></p><lb/>
              <p>3. Es i&#x017F;t aber leichtlich zu erachten, daß die<lb/>
mit &#x017F;olchen Worten bezeugete <hi rendition="#fr">Gnade der Ver-<lb/>
gebung der Su&#x0364;nden</hi> von gar be&#x017F;onderm Nach-<lb/>
drucke &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e: &#x017F;intemal &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t, nicht zur<lb/>
Haupt-Eigen&#x017F;chaft und zum Haupt- Gute der<lb/><hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> gemachet &#x017F;eyn wu&#x0364;rde; da es ja auch<lb/>
in der alten <hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> an der Vergebung der<lb/>
Su&#x0364;nde nicht gefehlet hat. Denn ob zwar die&#x017F;e<lb/>
Gnaden-Wohlthat auch damals &#x017F;chon vorhan-<lb/>
den war, &#x017F;o gru&#x0364;ndete &#x017F;ie &#x017F;ich doch eigentlich nur<lb/>
auf das damal noch ku&#x0364;nftige Opfer Chri&#x017F;ti, und<lb/>
wurde nur unter Vorbildern gleicham abge&#x017F;chat-<lb/>
tet, und daher ohne eine rechte Glaubens-Freu-<lb/>
digkeit nur &#x017F;chwa&#x0364;chlich und mit knechti&#x017F;cher Furcht<lb/>
ergriffen, und die Su&#x0364;nden-Schuld durch &#x017F;o oft<lb/>
widerholte Opfer a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich immer wider aufs<lb/>
neue vor Augen ge&#x017F;tellet, und damit auch die Blo&#x0364;-<lb/>
digkeit des Gewi&#x017F;&#x017F;ens unterhalten, nach c. 10, 2. 3.<lb/>
Da nun aber hingegen die Vergebung der Su&#x0364;n-<lb/>
den der neuen <hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> in <hi rendition="#fr">vo&#x0364;lliger Kraft</hi><lb/>
als ein rechtes Haupt-Gut zugeeignet wird, die&#x017F;e<lb/>
aber eine Frucht des einmaligen Ver&#x017F;o&#x0364;hnopfers<lb/>
Chri&#x017F;ti i&#x017F;t; &#x017F;o machet der Apo&#x017F;tel daher billig ei-<lb/>
nen richtigen Schluß auf das Ver&#x017F;o&#x0364;hnopfer<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, daß es nemlich allein gelte, und hingegen<lb/>
das Leviti&#x017F;che in &#x017F;o vieler Widerholung &#x017F;tehende<lb/>
Opferwe&#x017F;en abgethan &#x017F;ey.</p><lb/>
              <p>4. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t wohl zu mercken, daß<lb/>
Paulus die Worte des Propheten, darinnen<lb/>
der gro&#x017F;&#x017F;e Jehova redet, dem <hi rendition="#fr">Heiligen Gei&#x017F;t</hi><lb/>
zu&#x017F;chreibet, und ihm darinnen das &#x03BC;&#x03B1;&#x03C1;&#x03C4;&#x03C5;&#x03C1;&#x03B5;&#x03B9;<foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm"/></foreign>&#x03BD;,<lb/>
das Bezeugen, oder Zeugniß ablegen, zueignet.<lb/>
Denn daraus erkennen wir nicht allein, daß die<lb/>
heilige Schrift, und darinnen in&#x017F;onderheit das<lb/>
Buch Jeremia&#x0364;, von GOTT dem Heiligen Gei-<lb/>
&#x017F;te eingegeben &#x017F;ey, und die&#x017F;er der Haupt-Urhe-<lb/>
ber davon &#x017F;ey, &#x017F;ondern auch, daß der Heil. Gei&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ey wahrer <hi rendition="#g">GOTT,</hi> und eine wahrhaftige<lb/>
go&#x0364;ttliche Per&#x017F;on: als welcher in dem Orte Je-<lb/>
remia&#x0364; nicht allein der go&#x0364;ttliche, we&#x017F;entliche Na-<lb/>
me Jehova, &#x017F;ondern auch die go&#x0364;ttlichen Wer-<lb/>
cke von der Aufrichtung der alten und neuen<lb/><hi rendition="#aq">Oeconomi</hi>e, von der Ein&#x017F;chreibung des Ge&#x017F;e-<lb/>
tzes ins Hertze, und von der Vergebung der<lb/>
Su&#x0364;nden, dadurch er Chri&#x017F;tum in den Hertzen<lb/>
der Gla&#x0364;ubigen verkla&#x0364;ret, zugeeignet werden.<lb/>
Man hat hiebey zu <hi rendition="#aq">conferir</hi>en, was wir &#x017F;chon<lb/>
vorher c. 9, 8. von dem Heiligen Gei&#x017F;te, als Ur-<lb/>
heber der alten <hi rendition="#aq">Oeconomi</hi>e gehabt haben.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 19. 20. 21.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">So</hi> (da, oder dieweil) <hi rendition="#fr">wir denn nun ha-<lb/>
ben, lieben Bru&#x0364;der, die Freudigkeit</hi> (einen<lb/>
freudigen Glauben nach dem gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ma&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der neuen <hi rendition="#aq">Oeconomi</hi>e) <hi rendition="#fr">zum Eingange in<lb/>
das Heilige</hi> (in die gei&#x017F;tliche und ewige Ge-<lb/>
mein&#x017F;chaft mit GOTT) <hi rendition="#fr">durch das Blut</hi> (oder<lb/>
Ver&#x017F;o&#x0364;hnopfer) <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;ti,</hi> (als darauf un&#x017F;er<lb/>
Glaube gehet, und daran er &#x017F;ich ha&#x0364;lt:) <hi rendition="#fr">Wel-<lb/>
chen</hi> (Glauben) <hi rendition="#fr">er uns zubereitet</hi> (im Evan-<lb/>
gelio al&#x017F;o angewie&#x017F;en hat, daß er ihn uns &#x017F;chen-<lb/>
cket, und uns darauf fu&#x0364;hret) <hi rendition="#fr">zum neuen</hi> (der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">neu-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0368] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 11-18. Nachdrucke bereits vorher v. 10. gezeiget wor- den. V. 15. 16. 17. 18. Es bezeuget uns aber das auch (durch den Propheten Jeremiam) der Heilige Geiſt (nemlich daß ſich in der neuen Oeconomie eine voͤllige Vergebung der Suͤnden befinde, und alſo dieſelbe ein vollkommenes einmaliges Opfer zum Grunde haben muͤſſe) denn nach dem er zuvor geſaget hatte: Das iſt das Teſtament, das ich ihnen machen will, nach dieſen Ta- gen, ſpricht der HErr: ich will mein Geſetz in ihr Hertz geben, und in ihren Sinn will ichs ſchreiben: (da thut er dieſes hinzu) Und ihrer Suͤnde und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedencken. Wo aber derſelben (voͤllige) Vergebung iſt, da iſt nicht mehr Opfer fuͤr die Suͤnde (alſo daß das Opfer taͤglich duͤrfe wiederholet werden, ſon- dern es iſt die glaͤubige Zueignung des einmaligen Opfers hinlaͤnglich.) Anmerckungen. 1. Es koͤmmt bey dieſem gantzen Orte ſon- derlich an auf die Worte v. 17. von dem, daß der Suͤnde und Ungerechtigkeit nicht mehr ſoll gedacht werden. Denn um dieſer Worte willen wird der Ort noch einmal angezogen; doch aber eben deßwegen nicht gantz, weil daraus ei- gentlich nur die letztern Worte von der Verge- bung der Suͤnden zum gegenwaͤrtigen Beweiſe dienen ſolten; daß man nemlich unter der neuen Oeconomie an dem einmaligen Opfer Chriſti genug habe. Darum werden nach den Anſangs- Worten in der Mitte mehrere Worte ausge- laſſen. Vorher, nemlich c. 8. wurde der Ort da- zu eingefuͤhret, daß daraus ſonderlich ſolte erwie- ſen werden, wie daß ein neues Teſtament, oder eine neue Oeconomie des Gnaden-Bundes verheiſſen, und alſo durch die Einfuͤhrung der Neuen die Aufhebung der Alten bezeuget ſey, und dieſe erfolgen muͤſſe. 2. Bey der Structur der Worte Pauli iſt dieſes zu mercken, daß man entweder die Worte des Propheten ſpricht der HERR, auch fuͤr Pauli Worte alſo mit annehmen muß, daß ſie Paulus zugleich zu ſeinem Zweck gebrauchet ha- be: oder aber man hat vor dem ſiebenzehnden Vers das Wort λέγει, oder ϕησὶ, er ſaget, oder ſpricht zu ſetzen. Auf die erſtere Art flieſſen die Worte alſo: nachdem er zuvor geſaget hat: das iſt das Teſtament, das ich mit ihnen machen will nach dieſen Tagen; da ſpricht der HErr ferner: ich will mein Geſetz u. f. Auf die letztere Art bleiben die Worte ſpricht der HERR al- lein Worte GOttes und des Propheten, und was vor und nach denſelben alhier v. 16. ſtehet, das iſt dasjenige, davon mit der Allegation des Prophetiſchen Oꝛts bezeuget wird, daß es darinnen vorher bezeuget ſey. Und alſo muß denn im Anfan- ge des 17 Verſes das Wort λέγει, er ſpricht alſo im Sinne verſtanden werden, daß damit dasje- nige angezeiget werde, was in dem Prophetiſchen Orte auf das zuerſt daraus angefuͤhrte, und auf das in der Mitte davon ausgelaſſene, erfolge, nemlich die Bezeugung von der Vergebung der Suͤnde. 3. Es iſt aber leichtlich zu erachten, daß die mit ſolchen Worten bezeugete Gnade der Ver- gebung der Suͤnden von gar beſonderm Nach- drucke ſeyn muͤſſe: ſintemal ſie ſonſt, nicht zur Haupt-Eigenſchaft und zum Haupt- Gute der Oeconomie gemachet ſeyn wuͤrde; da es ja auch in der alten Oeconomie an der Vergebung der Suͤnde nicht gefehlet hat. Denn ob zwar dieſe Gnaden-Wohlthat auch damals ſchon vorhan- den war, ſo gruͤndete ſie ſich doch eigentlich nur auf das damal noch kuͤnftige Opfer Chriſti, und wurde nur unter Vorbildern gleicham abgeſchat- tet, und daher ohne eine rechte Glaubens-Freu- digkeit nur ſchwaͤchlich und mit knechtiſcher Furcht ergriffen, und die Suͤnden-Schuld durch ſo oft widerholte Opfer aͤuſſerlich immer wider aufs neue vor Augen geſtellet, und damit auch die Bloͤ- digkeit des Gewiſſens unterhalten, nach c. 10, 2. 3. Da nun aber hingegen die Vergebung der Suͤn- den der neuen Oeconomie in voͤlliger Kraft als ein rechtes Haupt-Gut zugeeignet wird, dieſe aber eine Frucht des einmaligen Verſoͤhnopfers Chriſti iſt; ſo machet der Apoſtel daher billig ei- nen richtigen Schluß auf das Verſoͤhnopfer ſelbſt, daß es nemlich allein gelte, und hingegen das Levitiſche in ſo vieler Widerholung ſtehende Opferweſen abgethan ſey. 4. Jm uͤbrigen iſt wohl zu mercken, daß Paulus die Worte des Propheten, darinnen der groſſe Jehova redet, dem Heiligen Geiſt zuſchreibet, und ihm darinnen das μαρτυρει_ ν, das Bezeugen, oder Zeugniß ablegen, zueignet. Denn daraus erkennen wir nicht allein, daß die heilige Schrift, und darinnen inſonderheit das Buch Jeremiaͤ, von GOTT dem Heiligen Gei- ſte eingegeben ſey, und dieſer der Haupt-Urhe- ber davon ſey, ſondern auch, daß der Heil. Geiſt ſey wahrer GOTT, und eine wahrhaftige goͤttliche Perſon: als welcher in dem Orte Je- remiaͤ nicht allein der goͤttliche, weſentliche Na- me Jehova, ſondern auch die goͤttlichen Wer- cke von der Aufrichtung der alten und neuen Oeconomie, von der Einſchreibung des Geſe- tzes ins Hertze, und von der Vergebung der Suͤnden, dadurch er Chriſtum in den Hertzen der Glaͤubigen verklaͤret, zugeeignet werden. Man hat hiebey zu conferiren, was wir ſchon vorher c. 9, 8. von dem Heiligen Geiſte, als Ur- heber der alten Oeconomie gehabt haben. V. 19. 20. 21. So (da, oder dieweil) wir denn nun ha- ben, lieben Bruͤder, die Freudigkeit (einen freudigen Glauben nach dem groͤſſern Maſſe der neuen Oeconomie) zum Eingange in das Heilige (in die geiſtliche und ewige Ge- meinſchaft mit GOTT) durch das Blut (oder Verſoͤhnopfer) Chriſti, (als darauf unſer Glaube gehet, und daran er ſich haͤlt:) Wel- chen (Glauben) er uns zubereitet (im Evan- gelio alſo angewieſen hat, daß er ihn uns ſchen- cket, und uns darauf fuͤhret) zum neuen (der neu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/368
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/368>, abgerufen am 22.11.2024.