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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 10. v. 32-34. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] nicht über alle, sondern nur über etliche ergangen,
theils daher, weil man nicht bey allen gleiche Ge-
legenheit und gleichen Vorwand des Rechten
finden konte; theils auch daher, weil die Anzahl
der Christen schon so groß war, daß man es fast
für unmöglich hielte, sie alle zu vertilgen; ob es
wol zuweilen ist versuchet worden. So hat die
Obrigkeit in den Provincien auch deswegen ei-
nige Masse halten müssen, weil sie sich sonst eini-
ger Verantwortung bey dem Käyserlichen Hofe
besorget hat.

8. Die mit den Leiden anderer gehabte
Gemeinschaft hatte dieses zum Grunde, daß
man sich ihrer nicht schämete, noch sie verließ, son-
dern sich ihrer, mit Besuchung und Pflege, so viel
verstattet wurde, annahm, auch wol für ihre Un-
schuld sprach und ein Zeugniß ab legete, aber auch
dadurch manches Ungemach sich selbst über den
Hals zog.

V. 34.

Denn (um, was ich vorher gesaget, mit ei-
nem Exempel zu erläutern) ihr habt mit mei-
nen Banden
(die um des Evangelii willen so-
wol unter euch, als anderwärtig über mich ergan-
gen sind) Mitleiden gehabt, (und solches auf
mancherley mir wohl bekante Art zu erkennen ge-
geben) und den Raub eurer Güter mit Freu-
den erduldet, als die ihr wisset
(theils aus
der Erfahrung der wircklichen Besitzung, theils
im lebendigen aufs künftige gerichteten Glauben)
daß ihr bey euch selbst eine bessere und blei-
bende Habe im Himmel habt
(bey und in euch
selbst, nach den Erstlingen, oder nach dem Vor-
schmacke; im Himmel, nach der Hoffnung der
gewissen Vollendung und des völligen Genus-
ses.)

Anmerckungen.

1. Wie es mit dem Raube der Güter
bey den Hebräern zugegangen, ist vorher ange-
zeiget. Man siehet daraus die Eigenschaft des
Reichs und der Jünger Christi: welche ist gutes
thun und böses leiden.
Welches anzeiget,
daß GOtt recht richten wird. Denn also solte es
sonst von Rechtswegen nicht seyn, sondern, wer
gutes thut, dem solte es auch billig wohl ergehen,
schon in dieser Welt. Und darauf zu halten, ist
der Obrigkeit Pflicht, nach Röm. 13, 3. 4. Weil
sie aber vielmal ihr Amt nicht thut, manches auch
nicht einmal verhindern kan; so geschiehet es ofte,
daß ie mehr man gutes thut, ie mehr man böses
leiden muß. Welches auch unter der väterlichen
Zulassung GOttes den Gläubigen sehr heylsam
ist; sintemal ihnen das Böse zu vielem Guten
dienen muß.

2. Den Raub der Güter erdulden ist viel:
und das mit Freuden thun ist noch mehr, und
gehet gewiß über alle Natur-Kräfte: und folg-
lich ist es ein Character von der Wahrheit der
Christlichen Religion, daß sie eine so kräftige
Uberzeugung von ihrer recht göttlichen Beschaf-
fenheit gegeben hat, und noch giebet. Paulus
bezeuget von den Thessalonichern deßgleichen,
wenn er 1 Thess. 1, 6. spricht: Jhr seyd unsere
[Spaltenumbruch] Nachfolger worden und des HErrn, und
habt das Wort aufgenommen unter vielen
Trübsalen mit Freuden im Heiligen Geist.

Damit sich dieses bey allen also finden möchte,
so richtete Jacobus seine Ermahnung dahin wenn
er sprach: Meine lieben Brüder, achtet es
eitel Freude, wenn ihr in mancherley An-
fechtung fallet.
c. 1, 2. Siehe auch Matth.
5, 11. 12. Ap. Ges. 5, 41. Röm. 5, 3. 1 Pet. 1, 6.
c. 4, 13. 14.

3. Es lautet aber paradox, den Raub der
Güter mit Freuden erdulden, und doch der
Leiden wegen mit einem andern Mitleiden tra-
gen:
da es scheinen solte, als hätte man sich so
wol über des andern seine Leiden, die um Christi
willen übernommen werden, an statt des Mitlei-
dens, zu freuen, als über seine eigene. Aber nicht
also. Ein anders ist es, sich freuen über dem Lei-
den, wenn es soviel ist, als in dem Leiden, und ein
anders sich freuen über dem Leiden, an sich selbst
betrachtet. Denn über dem Leiden, so fern es
etwas widriges ist, hat man sich eigentlich nicht
zu freuen; aber wol im und unter dem Leiden:
sintemal sie ein Kennzeichen sind von dem, daß
man Christum angehöret, und GOtt diese Treue,
mit welcher man sie gerne um Christi willen über
sich nimmt, mit vielem göttlichen Troste und mit
der Gabe der geistlichen Freude auch schon in die-
ser Welt aus Gnaden zu belohnen pfleget. Da
nun die Leiden an sich selbst ein gewisses Ubel sind,
damit man den Neben-Christen aus Liebe billig
gerne verschonet siehet; so kan man auch deßwe-
gen Mitleiden mit ihm haben: zumal da das
Mitleiden eigentlich soviel heißt, als es gleichsam
mit empfinden, und sich des Leidenden mit Rath
und That annehmen: gleichwie man sich auch
über seine Leiden erfreuen kan, so fern man siehet,
daß er sie mit Geduld und Freuden erträget.

4. Das Wort [fremdsprachliches Material]parxin, Habe, setzet der
Apostel den Gütern entgegen, welche er vorher
uparkhonta genennet hat. Und gleichwie die geist-
liche und himmlische Habe unvergleichlich besser
und edler ist, als die leibliche: also erweiset sie
ihre Fürtreflichkeit sonderlich darinnen, daß sie
ist menousa, bleibend.

5. Von dieser bessern und bleibenden
Habe heißt es, sie sey in den Gläubigen und
doch auch im Himmel. Welches beydes wahr
ist. Jn den Gläubigen war sie schon dem guten
Grunde und dem Anfange nach: im Himmel
wurde sie der Vollendung nach aufgehoben. Und
so unvollkommen gleich der Anfang war, so recht-
schaffen war er doch. Denn er bestunde, nach
dem Zeugniß Pauli c. 6, 4. 5. darinnen, daß die
Gläubigen erleuchtet, und theilhaftig
wurden des Heiligen Geistes, und schmeck-
ten die himmlischen Gaben, das gütige
Wort GOttes, und die Kräfte der zukünf-
tigen Welt.
Diese himmlische Habe nennet
Paulus 2 Tim. 1, 12. 14. eine gute Beylage,
von welcher er sich versichert hält, daß GOtt sie
ihm bewahren werde bis an jenen Tag. Und die-
selbe nennet er Röm. 14, 17. das Reich GOttes,
und setzet es in Gerechtigkeit, Friede und
Freude im Heiligen Geiste.

V. 35.

Cap. 10. v. 32-34. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] nicht uͤber alle, ſondern nur uͤber etliche ergangen,
theils daher, weil man nicht bey allen gleiche Ge-
legenheit und gleichen Vorwand des Rechten
finden konte; theils auch daher, weil die Anzahl
der Chriſten ſchon ſo groß war, daß man es faſt
fuͤr unmoͤglich hielte, ſie alle zu vertilgen; ob es
wol zuweilen iſt verſuchet worden. So hat die
Obrigkeit in den Provincien auch deswegen ei-
nige Maſſe halten muͤſſen, weil ſie ſich ſonſt eini-
ger Verantwortung bey dem Kaͤyſerlichen Hofe
beſorget hat.

8. Die mit den Leiden anderer gehabte
Gemeinſchaft hatte dieſes zum Grunde, daß
man ſich ihrer nicht ſchaͤmete, noch ſie verließ, ſon-
dern ſich ihrer, mit Beſuchung und Pflege, ſo viel
verſtattet wurde, annahm, auch wol fuͤr ihre Un-
ſchuld ſprach und ein Zeugniß ab legete, aber auch
dadurch manches Ungemach ſich ſelbſt uͤber den
Hals zog.

V. 34.

Denn (um, was ich vorher geſaget, mit ei-
nem Exempel zu erlaͤutern) ihr habt mit mei-
nen Banden
(die um des Evangelii willen ſo-
wol unter euch, als anderwaͤrtig uͤber mich ergan-
gen ſind) Mitleiden gehabt, (und ſolches auf
mancherley mir wohl bekante Art zu erkennen ge-
geben) und den Raub eurer Guͤter mit Freu-
den erduldet, als die ihr wiſſet
(theils aus
der Erfahrung der wircklichen Beſitzung, theils
im lebendigen aufs kuͤnftige gerichteten Glauben)
daß ihr bey euch ſelbſt eine beſſere und blei-
bende Habe im Himmel habt
(bey und in euch
ſelbſt, nach den Erſtlingen, oder nach dem Vor-
ſchmacke; im Himmel, nach der Hoffnung der
gewiſſen Vollendung und des voͤlligen Genuſ-
ſes.)

Anmerckungen.

1. Wie es mit dem Raube der Guͤter
bey den Hebraͤern zugegangen, iſt vorher ange-
zeiget. Man ſiehet daraus die Eigenſchaft des
Reichs und der Juͤnger Chriſti: welche iſt gutes
thun und boͤſes leiden.
Welches anzeiget,
daß GOtt recht richten wird. Denn alſo ſolte es
ſonſt von Rechtswegen nicht ſeyn, ſondern, wer
gutes thut, dem ſolte es auch billig wohl ergehen,
ſchon in dieſer Welt. Und darauf zu halten, iſt
der Obrigkeit Pflicht, nach Roͤm. 13, 3. 4. Weil
ſie aber vielmal ihr Amt nicht thut, manches auch
nicht einmal verhindern kan; ſo geſchiehet es ofte,
daß ie mehr man gutes thut, ie mehr man boͤſes
leiden muß. Welches auch unter der vaͤterlichen
Zulaſſung GOttes den Glaͤubigen ſehr heylſam
iſt; ſintemal ihnen das Boͤſe zu vielem Guten
dienen muß.

2. Den Raub der Guͤter erdulden iſt viel:
und das mit Freuden thun iſt noch mehr, und
gehet gewiß uͤber alle Natur-Kraͤfte: und folg-
lich iſt es ein Character von der Wahrheit der
Chriſtlichen Religion, daß ſie eine ſo kraͤftige
Uberzeugung von ihrer recht goͤttlichen Beſchaf-
fenheit gegeben hat, und noch giebet. Paulus
bezeuget von den Theſſalonichern deßgleichen,
wenn er 1 Theſſ. 1, 6. ſpricht: Jhr ſeyd unſere
[Spaltenumbruch] Nachfolger worden und des HErrn, und
habt das Wort aufgenommen unter vielen
Truͤbſalen mit Freuden im Heiligen Geiſt.

Damit ſich dieſes bey allen alſo finden moͤchte,
ſo richtete Jacobus ſeine Ermahnung dahin wenn
er ſprach: Meine lieben Bruͤder, achtet es
eitel Freude, wenn ihr in mancherley An-
fechtung fallet.
c. 1, 2. Siehe auch Matth.
5, 11. 12. Ap. Geſ. 5, 41. Roͤm. 5, 3. 1 Pet. 1, 6.
c. 4, 13. 14.

3. Es lautet aber paradox, den Raub der
Guͤter mit Freuden erdulden, und doch der
Leiden wegen mit einem andern Mitleiden tra-
gen:
da es ſcheinen ſolte, als haͤtte man ſich ſo
wol uͤber des andern ſeine Leiden, die um Chriſti
willen uͤbernommen werden, an ſtatt des Mitlei-
dens, zu freuen, als uͤber ſeine eigene. Aber nicht
alſo. Ein anders iſt es, ſich freuen uͤber dem Lei-
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anders ſich freuen uͤber dem Leiden, an ſich ſelbſt
betrachtet. Denn uͤber dem Leiden, ſo fern es
etwas widriges iſt, hat man ſich eigentlich nicht
zu freuen; aber wol im und unter dem Leiden:
ſintemal ſie ein Kennzeichen ſind von dem, daß
man Chriſtum angehoͤret, und GOtt dieſe Treue,
mit welcher man ſie gerne um Chriſti willen uͤber
ſich nimmt, mit vielem goͤttlichen Troſte und mit
der Gabe der geiſtlichen Freude auch ſchon in die-
ſer Welt aus Gnaden zu belohnen pfleget. Da
nun die Leiden an ſich ſelbſt ein gewiſſes Ubel ſind,
damit man den Neben-Chriſten aus Liebe billig
gerne verſchonet ſiehet; ſo kan man auch deßwe-
gen Mitleiden mit ihm haben: zumal da das
Mitleiden eigentlich ſoviel heißt, als es gleichſam
mit empfinden, und ſich des Leidenden mit Rath
und That annehmen: gleichwie man ſich auch
uͤber ſeine Leiden erfreuen kan, ſo fern man ſiehet,
daß er ſie mit Geduld und Freuden ertraͤget.

4. Das Wort [fremdsprachliches Material]ϖαρξιν, Habe, ſetzet der
Apoſtel den Guͤtern entgegen, welche er vorher
ὑπάρχοντα genennet hat. Und gleichwie die geiſt-
liche und himmliſche Habe unvergleichlich beſſer
und edler iſt, als die leibliche: alſo erweiſet ſie
ihre Fuͤrtreflichkeit ſonderlich darinnen, daß ſie
iſt μένουσα, bleibend.

5. Von dieſer beſſern und bleibenden
Habe heißt es, ſie ſey in den Glaͤubigen und
doch auch im Himmel. Welches beydes wahr
iſt. Jn den Glaͤubigen war ſie ſchon dem guten
Grunde und dem Anfange nach: im Himmel
wurde ſie der Vollendung nach aufgehoben. Und
ſo unvollkommen gleich der Anfang war, ſo recht-
ſchaffen war er doch. Denn er beſtunde, nach
dem Zeugniß Pauli c. 6, 4. 5. darinnen, daß die
Glaͤubigen erleuchtet, und theilhaftig
wurden des Heiligen Geiſtes, und ſchmeck-
ten die himmliſchen Gaben, das guͤtige
Wort GOttes, und die Kraͤfte der zukuͤnf-
tigen Welt.
Dieſe himmliſche Habe nennet
Paulus 2 Tim. 1, 12. 14. eine gute Beylage,
von welcher er ſich verſichert haͤlt, daß GOtt ſie
ihm bewahren werde bis an jenen Tag. Und die-
ſelbe nennet er Roͤm. 14, 17. das Reich GOttes,
und ſetzet es in Gerechtigkeit, Friede und
Freude im Heiligen Geiſte.

V. 35.
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[375/0377] Cap. 10. v. 32-34. an die Hebraͤer. nicht uͤber alle, ſondern nur uͤber etliche ergangen, theils daher, weil man nicht bey allen gleiche Ge- legenheit und gleichen Vorwand des Rechten finden konte; theils auch daher, weil die Anzahl der Chriſten ſchon ſo groß war, daß man es faſt fuͤr unmoͤglich hielte, ſie alle zu vertilgen; ob es wol zuweilen iſt verſuchet worden. So hat die Obrigkeit in den Provincien auch deswegen ei- nige Maſſe halten muͤſſen, weil ſie ſich ſonſt eini- ger Verantwortung bey dem Kaͤyſerlichen Hofe beſorget hat. 8. Die mit den Leiden anderer gehabte Gemeinſchaft hatte dieſes zum Grunde, daß man ſich ihrer nicht ſchaͤmete, noch ſie verließ, ſon- dern ſich ihrer, mit Beſuchung und Pflege, ſo viel verſtattet wurde, annahm, auch wol fuͤr ihre Un- ſchuld ſprach und ein Zeugniß ab legete, aber auch dadurch manches Ungemach ſich ſelbſt uͤber den Hals zog. V. 34. Denn (um, was ich vorher geſaget, mit ei- nem Exempel zu erlaͤutern) ihr habt mit mei- nen Banden (die um des Evangelii willen ſo- wol unter euch, als anderwaͤrtig uͤber mich ergan- gen ſind) Mitleiden gehabt, (und ſolches auf mancherley mir wohl bekante Art zu erkennen ge- geben) und den Raub eurer Guͤter mit Freu- den erduldet, als die ihr wiſſet (theils aus der Erfahrung der wircklichen Beſitzung, theils im lebendigen aufs kuͤnftige gerichteten Glauben) daß ihr bey euch ſelbſt eine beſſere und blei- bende Habe im Himmel habt (bey und in euch ſelbſt, nach den Erſtlingen, oder nach dem Vor- ſchmacke; im Himmel, nach der Hoffnung der gewiſſen Vollendung und des voͤlligen Genuſ- ſes.) Anmerckungen. 1. Wie es mit dem Raube der Guͤter bey den Hebraͤern zugegangen, iſt vorher ange- zeiget. Man ſiehet daraus die Eigenſchaft des Reichs und der Juͤnger Chriſti: welche iſt gutes thun und boͤſes leiden. Welches anzeiget, daß GOtt recht richten wird. Denn alſo ſolte es ſonſt von Rechtswegen nicht ſeyn, ſondern, wer gutes thut, dem ſolte es auch billig wohl ergehen, ſchon in dieſer Welt. Und darauf zu halten, iſt der Obrigkeit Pflicht, nach Roͤm. 13, 3. 4. Weil ſie aber vielmal ihr Amt nicht thut, manches auch nicht einmal verhindern kan; ſo geſchiehet es ofte, daß ie mehr man gutes thut, ie mehr man boͤſes leiden muß. Welches auch unter der vaͤterlichen Zulaſſung GOttes den Glaͤubigen ſehr heylſam iſt; ſintemal ihnen das Boͤſe zu vielem Guten dienen muß. 2. Den Raub der Guͤter erdulden iſt viel: und das mit Freuden thun iſt noch mehr, und gehet gewiß uͤber alle Natur-Kraͤfte: und folg- lich iſt es ein Character von der Wahrheit der Chriſtlichen Religion, daß ſie eine ſo kraͤftige Uberzeugung von ihrer recht goͤttlichen Beſchaf- fenheit gegeben hat, und noch giebet. Paulus bezeuget von den Theſſalonichern deßgleichen, wenn er 1 Theſſ. 1, 6. ſpricht: Jhr ſeyd unſere Nachfolger worden und des HErrn, und habt das Wort aufgenommen unter vielen Truͤbſalen mit Freuden im Heiligen Geiſt. Damit ſich dieſes bey allen alſo finden moͤchte, ſo richtete Jacobus ſeine Ermahnung dahin wenn er ſprach: Meine lieben Bruͤder, achtet es eitel Freude, wenn ihr in mancherley An- fechtung fallet. c. 1, 2. Siehe auch Matth. 5, 11. 12. Ap. Geſ. 5, 41. Roͤm. 5, 3. 1 Pet. 1, 6. c. 4, 13. 14. 3. Es lautet aber paradox, den Raub der Guͤter mit Freuden erdulden, und doch der Leiden wegen mit einem andern Mitleiden tra- gen: da es ſcheinen ſolte, als haͤtte man ſich ſo wol uͤber des andern ſeine Leiden, die um Chriſti willen uͤbernommen werden, an ſtatt des Mitlei- dens, zu freuen, als uͤber ſeine eigene. Aber nicht alſo. Ein anders iſt es, ſich freuen uͤber dem Lei- den, wenn es ſoviel iſt, als in dem Leiden, und ein anders ſich freuen uͤber dem Leiden, an ſich ſelbſt betrachtet. Denn uͤber dem Leiden, ſo fern es etwas widriges iſt, hat man ſich eigentlich nicht zu freuen; aber wol im und unter dem Leiden: ſintemal ſie ein Kennzeichen ſind von dem, daß man Chriſtum angehoͤret, und GOtt dieſe Treue, mit welcher man ſie gerne um Chriſti willen uͤber ſich nimmt, mit vielem goͤttlichen Troſte und mit der Gabe der geiſtlichen Freude auch ſchon in die- ſer Welt aus Gnaden zu belohnen pfleget. Da nun die Leiden an ſich ſelbſt ein gewiſſes Ubel ſind, damit man den Neben-Chriſten aus Liebe billig gerne verſchonet ſiehet; ſo kan man auch deßwe- gen Mitleiden mit ihm haben: zumal da das Mitleiden eigentlich ſoviel heißt, als es gleichſam mit empfinden, und ſich des Leidenden mit Rath und That annehmen: gleichwie man ſich auch uͤber ſeine Leiden erfreuen kan, ſo fern man ſiehet, daß er ſie mit Geduld und Freuden ertraͤget. 4. Das Wort _ ϖαρξιν, Habe, ſetzet der Apoſtel den Guͤtern entgegen, welche er vorher ὑπάρχοντα genennet hat. Und gleichwie die geiſt- liche und himmliſche Habe unvergleichlich beſſer und edler iſt, als die leibliche: alſo erweiſet ſie ihre Fuͤrtreflichkeit ſonderlich darinnen, daß ſie iſt μένουσα, bleibend. 5. Von dieſer beſſern und bleibenden Habe heißt es, ſie ſey in den Glaͤubigen und doch auch im Himmel. Welches beydes wahr iſt. Jn den Glaͤubigen war ſie ſchon dem guten Grunde und dem Anfange nach: im Himmel wurde ſie der Vollendung nach aufgehoben. Und ſo unvollkommen gleich der Anfang war, ſo recht- ſchaffen war er doch. Denn er beſtunde, nach dem Zeugniß Pauli c. 6, 4. 5. darinnen, daß die Glaͤubigen erleuchtet, und theilhaftig wurden des Heiligen Geiſtes, und ſchmeck- ten die himmliſchen Gaben, das guͤtige Wort GOttes, und die Kraͤfte der zukuͤnf- tigen Welt. Dieſe himmliſche Habe nennet Paulus 2 Tim. 1, 12. 14. eine gute Beylage, von welcher er ſich verſichert haͤlt, daß GOtt ſie ihm bewahren werde bis an jenen Tag. Und die- ſelbe nennet er Roͤm. 14, 17. das Reich GOttes, und ſetzet es in Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiſte. V. 35.

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/377>, abgerufen am 22.11.2024.