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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 11. v. 4. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch]

3. Da nun die Opfer von GOtt selbst
verordnet
sind; so ist solches ohne Zweifel
gleich nach dem Sünden-Fall geschehen: wie
denn die Opfer-Handlung Cains und Abels,
als eine zu ihrer Zeit gantz bekannte Sache, von
Mose angeführet wird. Und von solcher Einse-
tzung finden wir einige Spur in dem, daß von
GOtt 1 B. Mos. 3, 21. gesaget wird, GOtt habe
Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen gema-
chet und sie ihnen angezogen. Denn da ist wol
ohne Zweifel eine solche Schlachtung einiger
Stücke vom Opfer-Viehe geschehen, dabey
GOtt die Ceremonie vom Opfer wircklich ein-
gesetzet hat. Und da die gefallenen Menschen
nacket waren an Leib und Seele, und GOtt
sie in der Verheissung vom Meßia und dessen Ge-
rechtigkeit auf den Schmuck der Seelen gewie-
sen, ihnen auch dessen Versöhn-Opfer unter den
Vorbildern der Opfer vorgestellet hat; so hat er
ihnen auch zugleich von den dem Opfer-Viehe
abgezognen Fellen die nothdürftige Decke für ih-
ren Leib, als ein beständiges Sinnbild des geist-
lichen Seelen-Kleides, angewiesen.

4. Als nun, nach dem von Adam her ange-
nommenen Gebrauch, Abel GOtt ein Opfer ge-
bracht, und GOtt solches gnädiglich angesehen,
1 B. Mos. 4, 4. oder, wie Paulus spricht, GOtt
davon gezeuget, und Abel das Zeugniß über-
kommen hat, daß er gerecht sey:
so fräget
sich nun, wie dieses geschehen sey? Dieses ist
wol ohn allen Zweifel durch ein vom Himmel
herab gefallenes Feuer geschehen; welches nem-
lich das Opfer-Fleisch auf dem Holtze angezündet
und verzehret hat. Solches ist aus folgenden
Gründen zu schliessen:

a. Weil dieses Zeichen zu der Opfer-Handlung
sich am allerbesten schickte, und den Abel von
dem gnädigen Willen GOttes am besten über-
zeugen konte.
b. Weil es GOtt auch sonsten mehrmal also ge-
machet, und damit sein gnädiges Wohlgefal-
len an dem Opfer bezeuget hat. Man sehe zu-
vorderst an das erste Opfer Aarons nach auf-
gerichteter Stifts-Hütte, da es 3 B. Mos. 9,
24. heißt: Das Feuer kam aus von dem
HErrn, und verzehrete auf dem Altar
das Brand-Opfer und das Fett. Da
das alles Volck sahe, frolockten sie, und
fielen auf ihr Antlitz.
Deßgleichen geschahe
bey dem Opfer Gideons Richt. 6, 21. Davids
1 Chron. 22, 26. und Salomonis in der Ein-
weihung des Tempels 2 Chron. 7, 1. 1 Kön.
7, 11. Da Salomo ausgebetet hatte, fiel
ein Feuer vom Himmel und verzehrete
das Brand-Opfer und andere Opfer:
und die Herrlichkeit des HErrn erfüllete
das Haus.
Ferner auch bey dem Opfer Eliä;
da er dieses zum Zeichen des gnädigen Wohl-
gefallens und der Existentz des wahren GOt-
tes selbst gegen die Abgötter setzte, daß er
sprach: Rufet ihr an den Namen eures
Gottes, ich will den Namen des HErrn
anrufen. Welcher GOtt nun mit Feu-
er antworten wird, der sey GOtt. Und
das gantze Volck antwortete und sprach:
[Spaltenumbruch] das ist recht! - - - Da fiel das Feuer des
HERRN herab und fraß Brand-Opf-
fer
u. s. w.

5. Da nun Abel, Kraft der Verheissung
und der Vorbilder vom Meßia, seinen Glauben
auf ihn richtete, so wurde er daher gerecht d. i.
es wurde ihm des Meßiä, als des künftigen Ver-
söhn-Opfers, Gerechtigkeit, als seine eigene zu-
gerechnet, und also war er dikaios ek pisteos,
ein Glaubens-Gerechter, darauf der Apostel
im gantzen vorhergehenden Contexte gehet, und
dazu er auch den Spruch aus dem Propheten
Habacuc angeführet hat c. 10, 37. 38. Daß er aber
auch der wahren Gottseligkeit sey ergeben gewe-
sen und also die innere Glaubens-Gerechtigkeit
auch durch einen gerechten, obgleich noch unvoll-
kommnen, Wandel vor GOTT und Menschen
erwiesen habe, das läßt sich aus seinem Glauben,
als der bey allen durch die Liebe thätig ist, schlies-
sen.

6. Das Zeugniß, das er dadurch bekom-
men, hatte er zuvorderst in und bey sich selbst durch
die Versiegelung des Heiligen Geistes: und denn
auch äusserlich durch das sichtbare Gnaden-Zei-
chen. Welches dem Cain nicht widerfahren,
weder innerlich, noch äusserlich, da er ohne Glau-
ben opferte, und wie glaublos, also auch lieblos,
ja voller Feindschaft, die endlich zu einem Mord
ausbrach, wider seinen Bruder war. Und da je-
nes vom Abel aller Posterität kund worden ist,
so hat er daher auch bey denen ein gutes Zeugniß
zu ihrem Exempel bekommen. Wie ihn denn
unser Heyland selbst Matth. 23, 35. den gerech-
ten Abel
nennet: auch der Apostel und Evange-
list Johannes deßgleichen von ihm bezeuget, und
zwar wie daß seine Glaubens-Gerechtigkeit sich
auch in den Früchten eines gerechten, oder unsträf-
lichen, Wandels erwiesen habe, wenn er 1 Ep.
c. 3, 12. spricht: Warum erwürgete Cain
den Abel! daß seine Wercke böse waren und
seines Bruders gerecht.

7. Nachdem er nun durch den Glauben ei-
nes, obgleich gewaltthätigen, doch seligen Todes
gestorben, so redet er noch, nemlich durch das
von ihm in der heiligen Schrift abgelegte Zeugniß
und durch sein gutes Exempel; zum theil auch in
Ansehung seines unschuldiger Weise vergossenen
Bluts, welches gleichsam noch itzo um Rache
schreyet, und so lange schreyen wird, bis dieselbe
im volligen Masse am jüngsten Gerichte über Cain
ergehen wird. Wie sich denn keine rechte Spure
findet, daß Cain rechtschaffen sey zu GOtt bekeh-
ret worden. Siehe auch Hebr. 12, 24. von der
Rache des Bluts Abels.

V. 5.

Durch den Glauben ward Henoch weg-
genommen
(er gefiel GOTT vor allen andern
Menschen seiner Zeit wohl, vermöge seines Glau-
bens, den er auch in einem gottseligen Wandel
darthat: und da nun GOtt sein gnädiges Wohl-
gefallen gegen ihn durch das Hinwegnehmen be-
zeugete, solches aber von dem Glauben herrührete,
so ist er vermöge seines Glaubens aus der Zeit nach
Leib und Seele in die selige Ewigkeit versetzet

wor-
Cap. 11. v. 4. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]

3. Da nun die Opfer von GOtt ſelbſt
verordnet
ſind; ſo iſt ſolches ohne Zweifel
gleich nach dem Suͤnden-Fall geſchehen: wie
denn die Opfer-Handlung Cains und Abels,
als eine zu ihrer Zeit gantz bekannte Sache, von
Moſe angefuͤhret wird. Und von ſolcher Einſe-
tzung finden wir einige Spur in dem, daß von
GOtt 1 B. Moſ. 3, 21. geſaget wird, GOtt habe
Adam und ſeinem Weibe Roͤcke von Fellen gema-
chet und ſie ihnen angezogen. Denn da iſt wol
ohne Zweifel eine ſolche Schlachtung einiger
Stuͤcke vom Opfer-Viehe geſchehen, dabey
GOtt die Ceremonie vom Opfer wircklich ein-
geſetzet hat. Und da die gefallenen Menſchen
nacket waren an Leib und Seele, und GOtt
ſie in der Verheiſſung vom Meßia und deſſen Ge-
rechtigkeit auf den Schmuck der Seelen gewie-
ſen, ihnen auch deſſen Verſoͤhn-Opfer unter den
Vorbildern der Opfer vorgeſtellet hat; ſo hat er
ihnen auch zugleich von den dem Opfer-Viehe
abgezognen Fellen die nothduͤrftige Decke fuͤr ih-
ren Leib, als ein beſtaͤndiges Sinnbild des geiſt-
lichen Seelen-Kleides, angewieſen.

4. Als nun, nach dem von Adam her ange-
nommenen Gebrauch, Abel GOtt ein Opfer ge-
bracht, und GOtt ſolches gnaͤdiglich angeſehen,
1 B. Moſ. 4, 4. oder, wie Paulus ſpricht, GOtt
davon gezeuget, und Abel das Zeugniß uͤber-
kommen hat, daß er gerecht ſey:
ſo fraͤget
ſich nun, wie dieſes geſchehen ſey? Dieſes iſt
wol ohn allen Zweifel durch ein vom Himmel
herab gefallenes Feuer geſchehen; welches nem-
lich das Opfer-Fleiſch auf dem Holtze angezuͤndet
und verzehret hat. Solches iſt aus folgenden
Gruͤnden zu ſchlieſſen:

a. Weil dieſes Zeichen zu der Opfer-Handlung
ſich am allerbeſten ſchickte, und den Abel von
dem gnaͤdigen Willen GOttes am beſten uͤber-
zeugen konte.
b. Weil es GOtt auch ſonſten mehrmal alſo ge-
machet, und damit ſein gnaͤdiges Wohlgefal-
len an dem Opfer bezeuget hat. Man ſehe zu-
vorderſt an das erſte Opfer Aarons nach auf-
gerichteter Stifts-Huͤtte, da es 3 B. Moſ. 9,
24. heißt: Das Feuer kam aus von dem
HErrn, und verzehrete auf dem Altar
das Brand-Opfer und das Fett. Da
das alles Volck ſahe, frolockten ſie, und
fielen auf ihr Antlitz.
Deßgleichen geſchahe
bey dem Opfer Gideons Richt. 6, 21. Davids
1 Chron. 22, 26. und Salomonis in der Ein-
weihung des Tempels 2 Chron. 7, 1. 1 Koͤn.
7, 11. Da Salomo ausgebetet hatte, fiel
ein Feuer vom Himmel und verzehrete
das Brand-Opfer und andere Opfer:
und die Herrlichkeit des HErrn erfuͤllete
das Haus.
Ferner auch bey dem Opfer Eliaͤ;
da er dieſes zum Zeichen des gnaͤdigen Wohl-
gefallens und der Exiſtentz des wahren GOt-
tes ſelbſt gegen die Abgoͤtter ſetzte, daß er
ſprach: Rufet ihr an den Namen eures
Gottes, ich will den Namen des HErrn
anrufen. Welcher GOtt nun mit Feu-
er antworten wird, der ſey GOtt. Und
das gantze Volck antwortete und ſprach:
[Spaltenumbruch] das iſt recht! ‒ ‒ ‒ Da fiel das Feuer des
HERRN herab und fraß Brand-Opf-
fer
u. ſ. w.

5. Da nun Abel, Kraft der Verheiſſung
und der Vorbilder vom Meßia, ſeinen Glauben
auf ihn richtete, ſo wurde er daher gerecht d. i.
es wurde ihm des Meßiaͤ, als des kuͤnftigen Ver-
ſoͤhn-Opfers, Gerechtigkeit, als ſeine eigene zu-
gerechnet, und alſo war er δίκαιος ἐκ πίστεως,
ein Glaubens-Gerechter, darauf der Apoſtel
im gantzen vorhergehenden Contexte gehet, und
dazu er auch den Spruch aus dem Propheten
Habacuc angefuͤhret hat c. 10, 37. 38. Daß er aber
auch der wahren Gottſeligkeit ſey ergeben gewe-
ſen und alſo die innere Glaubens-Gerechtigkeit
auch durch einen gerechten, obgleich noch unvoll-
kommnen, Wandel vor GOTT und Menſchen
erwieſen habe, das laͤßt ſich aus ſeinem Glauben,
als der bey allen durch die Liebe thaͤtig iſt, ſchlieſ-
ſen.

6. Das Zeugniß, das er dadurch bekom-
men, hatte er zuvorderſt in und bey ſich ſelbſt durch
die Verſiegelung des Heiligen Geiſtes: und denn
auch aͤuſſerlich durch das ſichtbare Gnaden-Zei-
chen. Welches dem Cain nicht widerfahren,
weder innerlich, noch aͤuſſerlich, da er ohne Glau-
ben opferte, und wie glaublos, alſo auch lieblos,
ja voller Feindſchaft, die endlich zu einem Mord
ausbrach, wider ſeinen Bruder war. Und da je-
nes vom Abel aller Poſteritaͤt kund worden iſt,
ſo hat er daher auch bey denen ein gutes Zeugniß
zu ihrem Exempel bekommen. Wie ihn denn
unſer Heyland ſelbſt Matth. 23, 35. den gerech-
ten Abel
nennet: auch der Apoſtel und Evange-
liſt Johannes deßgleichen von ihm bezeuget, und
zwar wie daß ſeine Glaubens-Gerechtigkeit ſich
auch in den Fruͤchten eines gerechten, oder unſtraͤf-
lichen, Wandels erwieſen habe, wenn er 1 Ep.
c. 3, 12. ſpricht: Warum erwuͤrgete Cain
den Abel! daß ſeine Wercke boͤſe waren und
ſeines Bruders gerecht.

7. Nachdem er nun durch den Glauben ei-
nes, obgleich gewaltthaͤtigen, doch ſeligen Todes
geſtorben, ſo redet er noch, nemlich durch das
von ihm in der heiligen Schrift abgelegte Zeugniß
und durch ſein gutes Exempel; zum theil auch in
Anſehung ſeines unſchuldiger Weiſe vergoſſenen
Bluts, welches gleichſam noch itzo um Rache
ſchreyet, und ſo lange ſchreyen wird, bis dieſelbe
im volligen Maſſe am juͤngſten Gerichte uͤber Cain
ergehen wird. Wie ſich denn keine rechte Spure
findet, daß Cain rechtſchaffen ſey zu GOtt bekeh-
ret worden. Siehe auch Hebr. 12, 24. von der
Rache des Bluts Abels.

V. 5.

Durch den Glauben ward Henoch weg-
genommen
(er gefiel GOTT vor allen andern
Menſchen ſeiner Zeit wohl, vermoͤge ſeines Glau-
bens, den er auch in einem gottſeligen Wandel
darthat: und da nun GOtt ſein gnaͤdiges Wohl-
gefallen gegen ihn durch das Hinwegnehmen be-
zeugete, ſolches aber von dem Glauben herruͤhrete,
ſo iſt er vermoͤge ſeines Glaubens aus der Zeit nach
Leib und Seele in die ſelige Ewigkeit verſetzet

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[383/0385] Cap. 11. v. 4. an die Hebraͤer. 3. Da nun die Opfer von GOtt ſelbſt verordnet ſind; ſo iſt ſolches ohne Zweifel gleich nach dem Suͤnden-Fall geſchehen: wie denn die Opfer-Handlung Cains und Abels, als eine zu ihrer Zeit gantz bekannte Sache, von Moſe angefuͤhret wird. Und von ſolcher Einſe- tzung finden wir einige Spur in dem, daß von GOtt 1 B. Moſ. 3, 21. geſaget wird, GOtt habe Adam und ſeinem Weibe Roͤcke von Fellen gema- chet und ſie ihnen angezogen. Denn da iſt wol ohne Zweifel eine ſolche Schlachtung einiger Stuͤcke vom Opfer-Viehe geſchehen, dabey GOtt die Ceremonie vom Opfer wircklich ein- geſetzet hat. Und da die gefallenen Menſchen nacket waren an Leib und Seele, und GOtt ſie in der Verheiſſung vom Meßia und deſſen Ge- rechtigkeit auf den Schmuck der Seelen gewie- ſen, ihnen auch deſſen Verſoͤhn-Opfer unter den Vorbildern der Opfer vorgeſtellet hat; ſo hat er ihnen auch zugleich von den dem Opfer-Viehe abgezognen Fellen die nothduͤrftige Decke fuͤr ih- ren Leib, als ein beſtaͤndiges Sinnbild des geiſt- lichen Seelen-Kleides, angewieſen. 4. Als nun, nach dem von Adam her ange- nommenen Gebrauch, Abel GOtt ein Opfer ge- bracht, und GOtt ſolches gnaͤdiglich angeſehen, 1 B. Moſ. 4, 4. oder, wie Paulus ſpricht, GOtt davon gezeuget, und Abel das Zeugniß uͤber- kommen hat, daß er gerecht ſey: ſo fraͤget ſich nun, wie dieſes geſchehen ſey? Dieſes iſt wol ohn allen Zweifel durch ein vom Himmel herab gefallenes Feuer geſchehen; welches nem- lich das Opfer-Fleiſch auf dem Holtze angezuͤndet und verzehret hat. Solches iſt aus folgenden Gruͤnden zu ſchlieſſen: a. Weil dieſes Zeichen zu der Opfer-Handlung ſich am allerbeſten ſchickte, und den Abel von dem gnaͤdigen Willen GOttes am beſten uͤber- zeugen konte. b. Weil es GOtt auch ſonſten mehrmal alſo ge- machet, und damit ſein gnaͤdiges Wohlgefal- len an dem Opfer bezeuget hat. Man ſehe zu- vorderſt an das erſte Opfer Aarons nach auf- gerichteter Stifts-Huͤtte, da es 3 B. Moſ. 9, 24. heißt: Das Feuer kam aus von dem HErrn, und verzehrete auf dem Altar das Brand-Opfer und das Fett. Da das alles Volck ſahe, frolockten ſie, und fielen auf ihr Antlitz. Deßgleichen geſchahe bey dem Opfer Gideons Richt. 6, 21. Davids 1 Chron. 22, 26. und Salomonis in der Ein- weihung des Tempels 2 Chron. 7, 1. 1 Koͤn. 7, 11. Da Salomo ausgebetet hatte, fiel ein Feuer vom Himmel und verzehrete das Brand-Opfer und andere Opfer: und die Herrlichkeit des HErrn erfuͤllete das Haus. Ferner auch bey dem Opfer Eliaͤ; da er dieſes zum Zeichen des gnaͤdigen Wohl- gefallens und der Exiſtentz des wahren GOt- tes ſelbſt gegen die Abgoͤtter ſetzte, daß er ſprach: Rufet ihr an den Namen eures Gottes, ich will den Namen des HErrn anrufen. Welcher GOtt nun mit Feu- er antworten wird, der ſey GOtt. Und das gantze Volck antwortete und ſprach: das iſt recht! ‒ ‒ ‒ Da fiel das Feuer des HERRN herab und fraß Brand-Opf- fer u. ſ. w. 5. Da nun Abel, Kraft der Verheiſſung und der Vorbilder vom Meßia, ſeinen Glauben auf ihn richtete, ſo wurde er daher gerecht d. i. es wurde ihm des Meßiaͤ, als des kuͤnftigen Ver- ſoͤhn-Opfers, Gerechtigkeit, als ſeine eigene zu- gerechnet, und alſo war er δίκαιος ἐκ πίστεως, ein Glaubens-Gerechter, darauf der Apoſtel im gantzen vorhergehenden Contexte gehet, und dazu er auch den Spruch aus dem Propheten Habacuc angefuͤhret hat c. 10, 37. 38. Daß er aber auch der wahren Gottſeligkeit ſey ergeben gewe- ſen und alſo die innere Glaubens-Gerechtigkeit auch durch einen gerechten, obgleich noch unvoll- kommnen, Wandel vor GOTT und Menſchen erwieſen habe, das laͤßt ſich aus ſeinem Glauben, als der bey allen durch die Liebe thaͤtig iſt, ſchlieſ- ſen. 6. Das Zeugniß, das er dadurch bekom- men, hatte er zuvorderſt in und bey ſich ſelbſt durch die Verſiegelung des Heiligen Geiſtes: und denn auch aͤuſſerlich durch das ſichtbare Gnaden-Zei- chen. Welches dem Cain nicht widerfahren, weder innerlich, noch aͤuſſerlich, da er ohne Glau- ben opferte, und wie glaublos, alſo auch lieblos, ja voller Feindſchaft, die endlich zu einem Mord ausbrach, wider ſeinen Bruder war. Und da je- nes vom Abel aller Poſteritaͤt kund worden iſt, ſo hat er daher auch bey denen ein gutes Zeugniß zu ihrem Exempel bekommen. Wie ihn denn unſer Heyland ſelbſt Matth. 23, 35. den gerech- ten Abel nennet: auch der Apoſtel und Evange- liſt Johannes deßgleichen von ihm bezeuget, und zwar wie daß ſeine Glaubens-Gerechtigkeit ſich auch in den Fruͤchten eines gerechten, oder unſtraͤf- lichen, Wandels erwieſen habe, wenn er 1 Ep. c. 3, 12. ſpricht: Warum erwuͤrgete Cain den Abel! daß ſeine Wercke boͤſe waren und ſeines Bruders gerecht. 7. Nachdem er nun durch den Glauben ei- nes, obgleich gewaltthaͤtigen, doch ſeligen Todes geſtorben, ſo redet er noch, nemlich durch das von ihm in der heiligen Schrift abgelegte Zeugniß und durch ſein gutes Exempel; zum theil auch in Anſehung ſeines unſchuldiger Weiſe vergoſſenen Bluts, welches gleichſam noch itzo um Rache ſchreyet, und ſo lange ſchreyen wird, bis dieſelbe im volligen Maſſe am juͤngſten Gerichte uͤber Cain ergehen wird. Wie ſich denn keine rechte Spure findet, daß Cain rechtſchaffen ſey zu GOtt bekeh- ret worden. Siehe auch Hebr. 12, 24. von der Rache des Bluts Abels. V. 5. Durch den Glauben ward Henoch weg- genommen (er gefiel GOTT vor allen andern Menſchen ſeiner Zeit wohl, vermoͤge ſeines Glau- bens, den er auch in einem gottſeligen Wandel darthat: und da nun GOtt ſein gnaͤdiges Wohl- gefallen gegen ihn durch das Hinwegnehmen be- zeugete, ſolches aber von dem Glauben herruͤhrete, ſo iſt er vermoͤge ſeines Glaubens aus der Zeit nach Leib und Seele in die ſelige Ewigkeit verſetzet wor-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/385>, abgerufen am 22.11.2024.