Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 11. v. 7-10. an die Hebräer. [Spaltenumbruch]
wies sich sonderlich darinn thätig, daß, als ervom Untergang der ersten Welt, oder des da- mals lebenden menschlichen Geschlechts hörete, er darüber war eularoetheis, oder in ein heiliges Schrecken vor solchen Gerichten GOttes ge- rieth, und dem Befehl GOttes in Erbauung ei- nes Kastens zu seiner Erhaltung danckbarlichst und demüthigst nachkam,) und die Arche (wel- chem das zubereitete grosse Gebäude auf gewisse Art gleich war, sonst aber auch in manchen Stü- cken die Eigenschaft eines Schiffes hatte,) zu- bereitet, (mit den Seinigen, und denen, dero Beyhülfe er mit dazu gebrauchet hat, die aber, weil sie daran nicht im Glauben, sondern nur ums Lohn mit gearbeitet haben, darinnen nicht sind erhalten worden,) zum Heil (ausserlichen Erhaltung vor dem Untergange im Wasser,) seines Hauses, (seiner aus acht Personen, nem- lich ihm selbst, seinem Weibe, seinen drey Söh- nen, Sem, Cham und Japhet, und den drey Weibern seiner Söhne bestehenden Fami- lie 1 Buch Mosis 7, 13. 1 Pet. 3, 20.) da er einen göttlichen Befehl empfing von dem, das man nicht sahe, (sowol von der ihm verheissenen Erhaltung, als dem den Gottlosen angedroheten Untergange,) durch welchen (also thätig erwiesenen Glau- ben) er verdammete die Welt, (die damals lebende rohe Welt-Menschen; denen stellete er mit Worten und mit Wercken ihren verdamm- lichen Zustand vor,) und hat ererbet die Ge- rechtigkeit, die durch den Glauben kömmt, (und mit ders[e]lben alle Seligkeit, welche sie mit sich führet und nach sich ziehet.) Anmerckungen. 1. Es ist wohl zu mercken, daß Noa 2 Pet. 2. Diese Gerechtigkeit ist das Haupt- 3. Gleichwie er nun selbst den Glauben V. 8. 9. 10. Durch den Glauben ward gehorsam Anmerckungen. 1. Abrahams Glaube hatte ein gedoppeltes 2. Daß unter solchem äusserlichen Schat- 3. Die- C c c
Cap. 11. v. 7-10. an die Hebraͤer. [Spaltenumbruch]
wies ſich ſonderlich darinn thaͤtig, daß, als ervom Untergang der erſten Welt, oder des da- mals lebenden menſchlichen Geſchlechts hoͤrete, er daruͤber war ἐυλαροηϑεὶς, oder in ein heiliges Schrecken vor ſolchen Gerichten GOttes ge- rieth, und dem Befehl GOttes in Erbauung ei- nes Kaſtens zu ſeiner Erhaltung danckbarlichſt und demuͤthigſt nachkam,) und die Arche (wel- chem das zubereitete groſſe Gebaͤude auf gewiſſe Art gleich war, ſonſt aber auch in manchen Stuͤ- cken die Eigenſchaft eines Schiffes hatte,) zu- bereitet, (mit den Seinigen, und denen, dero Beyhuͤlfe er mit dazu gebrauchet hat, die aber, weil ſie daran nicht im Glauben, ſondern nur ums Lohn mit gearbeitet haben, darinnen nicht ſind erhalten worden,) zum Heil (auſſerlichen Erhaltung vor dem Untergange im Waſſer,) ſeines Hauſes, (ſeiner aus acht Perſonen, nem- lich ihm ſelbſt, ſeinem Weibe, ſeinen drey Soͤh- nen, Sem, Cham und Japhet, und den drey Weibern ſeiner Soͤhne beſtehenden Fami- lie 1 Buch Moſis 7, 13. 1 Pet. 3, 20.) da er einen goͤttlichen Befehl empfing von dem, das man nicht ſahe, (ſowol von der ihm verheiſſenen Erhaltung, als dem den Gottloſen angedroheten Untergange,) durch welchen (alſo thaͤtig erwieſenen Glau- ben) er verdammete die Welt, (die damals lebende rohe Welt-Menſchen; denen ſtellete er mit Worten und mit Wercken ihren verdamm- lichen Zuſtand vor,) und hat ererbet die Ge- rechtigkeit, die durch den Glauben koͤmmt, (und mit derſ[e]lben alle Seligkeit, welche ſie mit ſich fuͤhret und nach ſich ziehet.) Anmerckungen. 1. Es iſt wohl zu mercken, daß Noa 2 Pet. 2. Dieſe Gerechtigkeit iſt das Haupt- 3. Gleichwie er nun ſelbſt den Glauben V. 8. 9. 10. Durch den Glauben ward gehorſam Anmerckungen. 1. Abrahams Glaube hatte ein gedoppeltes 2. Daß unter ſolchem aͤuſſerlichen Schat- 3. Die- C c c
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Cap. 11. v. 7-10. an die Hebraͤer.
wies ſich ſonderlich darinn thaͤtig, daß, als er
vom Untergang der erſten Welt, oder des da-
mals lebenden menſchlichen Geſchlechts hoͤrete,
er daruͤber war ἐυλαροηϑεὶς, oder in ein heiliges
Schrecken vor ſolchen Gerichten GOttes ge-
rieth, und dem Befehl GOttes in Erbauung ei-
nes Kaſtens zu ſeiner Erhaltung danckbarlichſt
und demuͤthigſt nachkam,) und die Arche (wel-
chem das zubereitete groſſe Gebaͤude auf gewiſſe
Art gleich war, ſonſt aber auch in manchen Stuͤ-
cken die Eigenſchaft eines Schiffes hatte,) zu-
bereitet, (mit den Seinigen, und denen, dero
Beyhuͤlfe er mit dazu gebrauchet hat, die aber,
weil ſie daran nicht im Glauben, ſondern nur
ums Lohn mit gearbeitet haben, darinnen nicht
ſind erhalten worden,) zum Heil (auſſerlichen
Erhaltung vor dem Untergange im Waſſer,)
ſeines Hauſes, (ſeiner aus acht Perſonen, nem-
lich ihm ſelbſt, ſeinem Weibe, ſeinen drey Soͤh-
nen, Sem, Cham und Japhet, und den drey
Weibern ſeiner Soͤhne beſtehenden Fami-
lie 1 Buch Moſis 7, 13. 1 Pet. 3, 20.) da
er einen goͤttlichen Befehl empfing von
dem, das man nicht ſahe, (ſowol von
der ihm verheiſſenen Erhaltung, als dem
den Gottloſen angedroheten Untergange,)
durch welchen (alſo thaͤtig erwieſenen Glau-
ben) er verdammete die Welt, (die damals
lebende rohe Welt-Menſchen; denen ſtellete er
mit Worten und mit Wercken ihren verdamm-
lichen Zuſtand vor,) und hat ererbet die Ge-
rechtigkeit, die durch den Glauben koͤmmt,
(und mit derſelben alle Seligkeit, welche ſie mit
ſich fuͤhret und nach ſich ziehet.)
Anmerckungen.
1. Es iſt wohl zu mercken, daß Noa 2 Pet.
2, 5. genennet wird κηρυξ δικαιοσύνης, ein Pre-
diger, ein oͤffentlicher Herold, der Gerech-
tigkeit. Welcher Gerechtigkeit? τῆς κατὰ
πίστιν, derjenigen, mit welcher es der Glaube
zu thun hat, (wie es alhier heißt,) das iſt, wel-
che der Glaube ergreifet und ſich zueignet.
2. Dieſe Gerechtigkeit iſt das Haupt-
Gut, welches der verheiſſene Meßias erwerben
ſolte, und auch wircklich erworben hat. Wer
dieſes hat, der hat auch den Frieden in und mit
GOTT, und die Freude im Heiligen Geiſte,
Roͤm. 5, 1. c. 14, 17. und erlanget als ein geiſt-
licher Koͤnig und Prieſter auch die Crone der
Herrlichkeit, welche, weil ſie von der erworbe-
nen Gerechtigkeit koͤmmt, die Crone der Ge-
rechtigkeit genennet wird. 2 Tim. 4, 8. Da-
von iſt auch Noa ein Erbe worden.
3. Gleichwie er nun ſelbſt den Glauben
hatte, und dadurch die Gerechtigkeit erlangete,
ſo gebrauchte ihn auch GOtt zu ſeiner Zeit gleich-
ſam zum oͤffentlichen Herolde, die Evangeliſche
Glaubens-Gerechtigkeit in der Ordnung wahrer
Bekehrung den Gottloſen zu ihrem Heyl anzu-
preiſen: Wie denn keiner das Evangelium von
Chriſto in rechter Lauterkeit, Ordnung und Kraft
verkuͤndigen kan, es ſey denn daß er durch ſeinen
eigenen Glauben in der Erfahrung einen rechten
Geſchmack daran habe.
V. 8. 9. 10.
Durch den Glauben ward gehorſam
Abraham, da er berufen ward, auszu-
gehen (aus Ur in Chaldaͤa, ſeinem Vaterlan-
de) in das Land (Canaan,) das er erer-
ben ſolte, und ging aus, und wuſte nicht,
wo er (eigentlich) hinkaͤme, (und bleiben wuͤr-
de; ob er gleich uͤberhaupt wol wuſte, oder
von GOtt verſtanden hatte, daß er von Mitter-
nacht und Morgen ſolte etwas Mittags-waͤrts
gegen den Abend reiſen. 1 B. Moſ. 12, 1. Jeſ.
24, 3. Ap. Geſch. 8, 2. 3. 4.) durch den Glau-
ben iſt er ein Fremdling geweſen in dem
verheiſſenen Lande, als in einem fremden,
(und hielte deßwegen doch veſt an der Verheiſ-
ſung, daß diß Land ſeinen Nachkommen gewiß
ſolte und wuͤrde zu Theil werden) und wohne-
te (ohne eine gewiſſe bleibende Staͤtte zu haben)
in Huͤtten mit (wie gleicherweiſe nach ihm)
Jſaac und Jacob, den Miterben derſelben
Verheiſſung, (wie ſie denn daher auch ihnen
nicht allein zum Theil vom Abraham fleißig ein-
geſchaͤrfet, ſondern auch von GOtt ſelbſt durch
oftere Wiederholung beſtaͤtiget worden.) Denn
er wartete auf eine Stadt, die einen
Grund (τοὺς ϑεμελίους, Gruͤnde, ihrer zwoͤlfe,
Offenb. 21, 14.) hat, welcher Baumeiſter
und Schoͤpfer GOTT iſt, (auf das ſo wohl
und ſo herrlich gegruͤndete neue und himmliſche
Jeruſalem. c. 12, 22. Offenb. 21. 22.)
Anmerckungen.
1. Abrahams Glaube hatte ein gedoppeltes
Objectum, oder gedoppelte Sache, worauf er
durch die Verheiſſung gerichtet war: ein leibli-
ches, und ein geiſtliches: und ein iedes davon
war auch an ſich ſelbſt zwiefach. Das leibliche
ging theils auf das Land Canaan, theils auf
natuͤrliche Erben, welche es, als ihr zeitliches
Eigenthum, bewohnen ſolten. Das geiſtliche
ging unter dem Vorbilde des Landes Canaan,
darinn Jeruſalem, der Sitz des Melchiſedechs,
die Haupt-Stadt theils ſchon war, theils und
noch vielmehr wurde, auf den Himmel, als das
rechte Vaterland, und darinnen auf das neue
Jeruſalem: wie auch unter der Figur des Jſa-
acs auf den Meßiam.
2. Daß unter ſolchem aͤuſſerlichen Schat-
tenwerck Abraham auf das geiſtliche und himm-
liſche gefuͤhret wurde, das erkannte er gar wohl,
theils aus dem Nachdruck der Verheiſſungen an
ſich ſelbſt, theils aus der ihm beywohnenden
Salbung des Heiligen Geiſtes; als wodurch ihm
der voͤllige Jnnhalt der Verheiſſungen ohne
Zweifel immer mehr iſt aufgeklaͤret worden. So
iſt auch vermuthlich, daß das, was Moſes aufs
kuͤrtzeſte erzehlet, Abraham und den uͤbrigen Pa-
triarchen noch mit mehrern von GOTT, mit
dem ſie in einem ſo geheimen Umgange ſtunden,
wird vorgeſtellet worden ſeyn. Sagt doch un-
ſer Heyland ſelbſt vom Abraham Joh. 8, 36.
Abraham, euer Vater, ward froh, daß er
meinen Tag ſehen ſolte, und er ſahe ihn und
freuete ſich. Und dieſes bekraͤftiget auch Pau-
lus mit mehrern, Roͤm, 4.
3. Die-
C c c
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