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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 11. v. 21. 22. 23. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] Haupt-Küssen, geneiget habe. Da es nun gar
wohl seyn kan, daß er sich aufgerichtet, sich auf
seinen Stab gelehnet, und sich damit ein wenig
in die Höhe gerichtet, und so sich also geneiget
hat; so haben die Griechischen Interpretes für
das Haupt des Bettes, die Spitze des Sce-
pters,
oder Stabes (wie es eigentlich zu Teutsch
übersetzet werden solte) gesetzet; zumal da die
Hebräischen Wörter Mitteh und Mattah nahe
mit einander übereinkommen. Welche Grie-
chische Worte denn Paulus, da sie an sich dem
Verstande nicht entgegen waren, beybehalten
hat.

V. 22.

Durch den Glanben redete Joseph
vom Ausgange der Kinder Jsrael
(aus
Aegypten 1 B. Mos. 50, 24.) da er starb,
und thät Befehl von seinen Gebeinen
) die-
selbe nicht in Aegypten zu lassen, sondern mit
sich ins gelobte Land zu nehmen und in das Erb-
Begräbniß seiner Vor-Eltern, der Patriarchen,
zu legen: Wie Jacob auch von Joseph unter
einem Eyde gefodert hatte. c. 49, 29. 30. 31.)

Anmerckungen.

1. Das gantze drey und zwantzigste Capi-
tel des ersten Buchs Mosis handelt von dem
Erbbegräbnisse, welches Abraham von den He-
thitern für sich und seine Familie nach ihm kaufte:
wie denn auch darinnen die Sara, Abraham selbst,
deßgleichen Rebecca und Lea sind begraben wor-
den. Wenn man die Erzehlung davon so oben
hin ansiehet, so konte es das Ansehen haben, als
wäre solches eine gar geringe Sache, und wären
davon zu viele Worte gemachet worden. Allein
dabey war wol ein gedoppeltes und besonders
Absehen, eines auf Seiten Abrahams, das ande-
re auf Seiten GOttes, der es also dirigirte.
Denn da dem Abraham das gantze Land für seine
Nachkommen verheissen war, und er doch gleich-
wol noch keinen Fußbreit Eigenthums darin hat-
te, auch noch nicht sahe, wie es seinen Nachkömm-
lingen in der nächsten Zeit zu theil werden würde;
doch gleichwol aber seinen Glauben auf die Ver-
heissung GOttes bezeugen wolte: so nahm er mit
diesem Erbbegräbniß gleichsam die erste Posses-
sion
vom gantzen Lande.

2. GOtt aber, da er dieses also dirigirete,
hat darunter wol ohne Zweifel eine weitere Ab-
sicht gehabt. Nemlich da ihm alle seine, unter
Menschen damal noch künstige, Wercke vorher
bekant waren, und er also vorher beschlossen hat-
te und wuste, daß, wenn der Meßias würde am
Creutze sterben, sich alsdenn durch das grosse
Erdbeben viele Gräber der Heiligen würden auf-
thun, und die Leiber der heiligen zur Zeit der Auf-
erstehung Christi auch auferstehen und vielen
gottseligen Seelen zu Jerusalem erscheinen,
Matth. 27, 52. 53. so hat er ohn Zweifel beschlos-
sen, daß unter solchen Heiligen sonderlich die
Patriarchen seyn solten. Da sichs nun aber
nicht so füglich schicken wolte, daß diese in Egyp-
ten ihre Auferstehung hätten, sondern solche Ehre
für das von unserm Heylande mit seiner sichtba-
ren Gegenwart so hoch gewürdigte Land Canaan
[Spaltenumbruch] gehörete: so muste alles so regiret werden, daß
Abraham für sich und mehrere der Seinigen sich
mit einer besondern Solennität ein Erbbegräb-
niß darinnen erkaufte.

3. Ob nun gleich dieses, was in den Tagen
des Meßiä bey seinem Tode und bey seiner Aufer-
stehung im gelobten Lande vorgegangen ist, vom
Jacob und Joseph wol nicht mag eingesehen
worden seyn; so muß doch wol eine gewisse Pro-
phetische Ahndung davon in ihrem Gemü-
the gelegen haben, daß sie beyde so gar nachdrück-
lich darauf gingen, daß ihre Gebeine nicht solten
in Egypten-Lande bleiben, sondern bey dem
künftigen Ausgange (davon sie damit ihren vesten
Glauben auf die Verheissungen bezeugeten) mit
in Canaan genommen und in das altväterliche
Erbbegräbniß geleget werden. 2 B. Mos. 47, 29,
30. 31. c. 49, 29-31.

V. 23.

Durch den Glauben ward Moses,
da er geboren war, drey Monden verbor-
gen von seinen Eltern, darum daß sie sahen,
daß es ein schön Kind war
(und aus seinen
Augen etwas sonderbares hervorleuchtete, GOtt
ihnen auch dabey zu erkennen gab, daß er ihn zu
einem sonderbaren Werckzeuge der Erlösung und
Ausführung gebrauchen wolte) und fürchteten
sich nicht vor des Königs Gebot.
(2 B. Mos.
1, 16. 22. c. 2, 1. u. f. Ap. Gesch. 7, 19. u. f.)

Anmerckungen.

1. Es ist zuverwundern, daß die menschliche
Bosheit so weit gehen kan, als man siehet, daß sie
bey dem Könige in Egypten wider die Jsraeliten
gegangen ist. Und wie bald wird nicht der
Wohlthaten vergessen! Es war zwar Joseph, da
Moses geboren ward, erst vor 64. Jahren verstor-
ben: es hatte doch aber GOtt durch ihn dem gan-
tzen Egypten-Lande ein sehr grosses und allen noch
gar wohl bekantes Heyl bewiesen, ihn auch vom
dreyßigsten Jahre seines Alters achtzig Jahr hin-
durch darinnen im Segen erhalten, und ein Alter
von hundert und zehen Jahr erreichen lassen; daß
man also der vorigen Zeiten nicht so bald hätte
vergessen sollen.

2. Daß die Eltern Mosis, Amram und
Jochebed, vom Stamm Levi (2 B. Mos. 2, 1.
c. 6, 20.) gottselige Leute gewesen, das siehet man
an ihrem alhier gerühmeten Glauben, wie auch
an der gar besondern Providentz GOttes, welche
über ihnen und ihr Kind gewaltet hat. Und solcher
Seelen wird GOtt ohn Zweifel unter dem sehr
Zahlreichen Volcke der Jsraeliten gar viele ge-
habt haben, welche sich die über sie verhängete
Trübsal zu vielem Heyl ihrer Seelen haben die-
nen lassen. Die denn daher auch schon vorlängst
in der seligen Gemeinschaft des Meßiä, an den sie
gegläubet haben, der Seelen nach sich befinden.
O wie unbegreiflich groß wird nicht von so langen
Zeiten her die Anzahl der Gläubigen und Auser-
wehlten im Himmel seyn, ob sie gleich auf Erden,
in Ansehung der Gottlosen, sonderlich zu dieser
und jener Zeit, auch an diesem und jenem Orte,
sehr gering, ja oft gar nicht zu finden ist.

3. Was
C c c 3

Cap. 11. v. 21. 22. 23. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] Haupt-Kuͤſſen, geneiget habe. Da es nun gar
wohl ſeyn kan, daß er ſich aufgerichtet, ſich auf
ſeinen Stab gelehnet, und ſich damit ein wenig
in die Hoͤhe gerichtet, und ſo ſich alſo geneiget
hat; ſo haben die Griechiſchen Interpretes fuͤr
das Haupt des Bettes, die Spitze des Sce-
pters,
oder Stabes (wie es eigentlich zu Teutſch
uͤberſetzet werden ſolte) geſetzet; zumal da die
Hebraͤiſchen Woͤrter Mitteh und Mattah nahe
mit einander uͤbereinkommen. Welche Grie-
chiſche Worte denn Paulus, da ſie an ſich dem
Verſtande nicht entgegen waren, beybehalten
hat.

V. 22.

Durch den Glanben redete Joſeph
vom Ausgange der Kinder Jſrael
(aus
Aegypten 1 B. Moſ. 50, 24.) da er ſtarb,
und thaͤt Befehl von ſeinen Gebeinen
) die-
ſelbe nicht in Aegypten zu laſſen, ſondern mit
ſich ins gelobte Land zu nehmen und in das Erb-
Begraͤbniß ſeiner Vor-Eltern, der Patriarchen,
zu legen: Wie Jacob auch von Joſeph unter
einem Eyde gefodert hatte. c. 49, 29. 30. 31.)

Anmerckungen.

1. Das gantze drey und zwantzigſte Capi-
tel des erſten Buchs Moſis handelt von dem
Erbbegraͤbniſſe, welches Abraham von den He-
thitern fuͤr ſich und ſeine Familie nach ihm kaufte:
wie denn auch darinnen die Sara, Abraham ſelbſt,
deßgleichen Rebecca und Lea ſind begraben wor-
den. Wenn man die Erzehlung davon ſo oben
hin anſiehet, ſo konte es das Anſehen haben, als
waͤre ſolches eine gar geringe Sache, und waͤren
davon zu viele Worte gemachet worden. Allein
dabey war wol ein gedoppeltes und beſonders
Abſehen, eines auf Seiten Abrahams, das ande-
re auf Seiten GOttes, der es alſo dirigirte.
Denn da dem Abraham das gantze Land fuͤr ſeine
Nachkommen verheiſſen war, und er doch gleich-
wol noch keinen Fußbreit Eigenthums darin hat-
te, auch noch nicht ſahe, wie es ſeinen Nachkoͤmm-
lingen in der naͤchſten Zeit zu theil werden wuͤrde;
doch gleichwol aber ſeinen Glauben auf die Ver-
heiſſung GOttes bezeugen wolte: ſo nahm er mit
dieſem Erbbegraͤbniß gleichſam die erſte Poſſes-
ſion
vom gantzen Lande.

2. GOtt aber, da er dieſes alſo dirigirete,
hat darunter wol ohne Zweifel eine weitere Ab-
ſicht gehabt. Nemlich da ihm alle ſeine, unter
Menſchen damal noch kuͤnſtige, Wercke vorher
bekant waren, und er alſo vorher beſchloſſen hat-
te und wuſte, daß, wenn der Meßias wuͤrde am
Creutze ſterben, ſich alsdenn durch das groſſe
Erdbeben viele Graͤber der Heiligen wuͤrden auf-
thun, und die Leiber der heiligen zur Zeit der Auf-
erſtehung Chriſti auch auferſtehen und vielen
gottſeligen Seelen zu Jeruſalem erſcheinen,
Matth. 27, 52. 53. ſo hat er ohn Zweifel beſchloſ-
ſen, daß unter ſolchen Heiligen ſonderlich die
Patriarchen ſeyn ſolten. Da ſichs nun aber
nicht ſo fuͤglich ſchicken wolte, daß dieſe in Egyp-
ten ihre Auferſtehung haͤtten, ſondern ſolche Ehre
fuͤr das von unſerm Heylande mit ſeiner ſichtba-
ren Gegenwart ſo hoch gewuͤrdigte Land Canaan
[Spaltenumbruch] gehoͤrete: ſo muſte alles ſo regiret werden, daß
Abraham fuͤr ſich und mehrere der Seinigen ſich
mit einer beſondern Solennitaͤt ein Erbbegraͤb-
niß darinnen erkaufte.

3. Ob nun gleich dieſes, was in den Tagen
des Meßiaͤ bey ſeinem Tode und bey ſeiner Aufer-
ſtehung im gelobten Lande vorgegangen iſt, vom
Jacob und Joſeph wol nicht mag eingeſehen
worden ſeyn; ſo muß doch wol eine gewiſſe Pro-
phetiſche Ahndung davon in ihrem Gemuͤ-
the gelegen haben, daß ſie beyde ſo gar nachdruͤck-
lich darauf gingen, daß ihre Gebeine nicht ſolten
in Egypten-Lande bleiben, ſondern bey dem
kuͤnftigen Ausgange (davon ſie damit ihren veſten
Glauben auf die Verheiſſungen bezeugeten) mit
in Canaan genommen und in das altvaͤterliche
Erbbegraͤbniß geleget werden. 2 B. Moſ. 47, 29,
30. 31. c. 49, 29-31.

V. 23.

Durch den Glauben ward Moſes,
da er geboren war, drey Monden verbor-
gen von ſeinen Eltern, darum daß ſie ſahen,
daß es ein ſchoͤn Kind war
(und aus ſeinen
Augen etwas ſonderbares hervorleuchtete, GOtt
ihnen auch dabey zu erkennen gab, daß er ihn zu
einem ſonderbaren Werckzeuge der Erloͤſung und
Ausfuͤhrung gebrauchen wolte) und fuͤrchteten
ſich nicht vor des Koͤnigs Gebot.
(2 B. Moſ.
1, 16. 22. c. 2, 1. u. f. Ap. Geſch. 7, 19. u. f.)

Anmerckungen.

1. Es iſt zuverwundern, daß die menſchliche
Bosheit ſo weit gehen kan, als man ſiehet, daß ſie
bey dem Koͤnige in Egypten wider die Jſraeliten
gegangen iſt. Und wie bald wird nicht der
Wohlthaten vergeſſen! Es war zwar Joſeph, da
Moſes geboren ward, erſt vor 64. Jahren verſtor-
ben: es hatte doch aber GOtt durch ihn dem gan-
tzen Egypten-Lande ein ſehr groſſes und allen noch
gar wohl bekantes Heyl bewieſen, ihn auch vom
dreyßigſten Jahre ſeines Alters achtzig Jahr hin-
durch darinnen im Segen erhalten, und ein Alter
von hundert und zehen Jahr erreichen laſſen; daß
man alſo der vorigen Zeiten nicht ſo bald haͤtte
vergeſſen ſollen.

2. Daß die Eltern Moſis, Amram und
Jochebed, vom Stamm Levi (2 B. Moſ. 2, 1.
c. 6, 20.) gottſelige Leute geweſen, das ſiehet man
an ihrem alhier geruͤhmeten Glauben, wie auch
an der gar beſondern Providentz GOttes, welche
uͤber ihnen und ihr Kind gewaltet hat. Und ſolcher
Seelen wird GOtt ohn Zweifel unter dem ſehr
Zahlreichen Volcke der Jſraeliten gar viele ge-
habt haben, welche ſich die uͤber ſie verhaͤngete
Truͤbſal zu vielem Heyl ihrer Seelen haben die-
nen laſſen. Die denn daher auch ſchon vorlaͤngſt
in der ſeligen Gemeinſchaft des Meßiaͤ, an den ſie
geglaͤubet haben, der Seelen nach ſich befinden.
O wie unbegreiflich groß wird nicht von ſo langen
Zeiten her die Anzahl der Glaͤubigen und Auser-
wehlten im Himmel ſeyn, ob ſie gleich auf Erden,
in Anſehung der Gottloſen, ſonderlich zu dieſer
und jener Zeit, auch an dieſem und jenem Orte,
ſehr gering, ja oft gar nicht zu finden iſt.

3. Was
C c c 3
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[389/0391] Cap. 11. v. 21. 22. 23. an die Hebraͤer. Haupt-Kuͤſſen, geneiget habe. Da es nun gar wohl ſeyn kan, daß er ſich aufgerichtet, ſich auf ſeinen Stab gelehnet, und ſich damit ein wenig in die Hoͤhe gerichtet, und ſo ſich alſo geneiget hat; ſo haben die Griechiſchen Interpretes fuͤr das Haupt des Bettes, die Spitze des Sce- pters, oder Stabes (wie es eigentlich zu Teutſch uͤberſetzet werden ſolte) geſetzet; zumal da die Hebraͤiſchen Woͤrter Mitteh und Mattah nahe mit einander uͤbereinkommen. Welche Grie- chiſche Worte denn Paulus, da ſie an ſich dem Verſtande nicht entgegen waren, beybehalten hat. V. 22. Durch den Glanben redete Joſeph vom Ausgange der Kinder Jſrael (aus Aegypten 1 B. Moſ. 50, 24.) da er ſtarb, und thaͤt Befehl von ſeinen Gebeinen) die- ſelbe nicht in Aegypten zu laſſen, ſondern mit ſich ins gelobte Land zu nehmen und in das Erb- Begraͤbniß ſeiner Vor-Eltern, der Patriarchen, zu legen: Wie Jacob auch von Joſeph unter einem Eyde gefodert hatte. c. 49, 29. 30. 31.) Anmerckungen. 1. Das gantze drey und zwantzigſte Capi- tel des erſten Buchs Moſis handelt von dem Erbbegraͤbniſſe, welches Abraham von den He- thitern fuͤr ſich und ſeine Familie nach ihm kaufte: wie denn auch darinnen die Sara, Abraham ſelbſt, deßgleichen Rebecca und Lea ſind begraben wor- den. Wenn man die Erzehlung davon ſo oben hin anſiehet, ſo konte es das Anſehen haben, als waͤre ſolches eine gar geringe Sache, und waͤren davon zu viele Worte gemachet worden. Allein dabey war wol ein gedoppeltes und beſonders Abſehen, eines auf Seiten Abrahams, das ande- re auf Seiten GOttes, der es alſo dirigirte. Denn da dem Abraham das gantze Land fuͤr ſeine Nachkommen verheiſſen war, und er doch gleich- wol noch keinen Fußbreit Eigenthums darin hat- te, auch noch nicht ſahe, wie es ſeinen Nachkoͤmm- lingen in der naͤchſten Zeit zu theil werden wuͤrde; doch gleichwol aber ſeinen Glauben auf die Ver- heiſſung GOttes bezeugen wolte: ſo nahm er mit dieſem Erbbegraͤbniß gleichſam die erſte Poſſes- ſion vom gantzen Lande. 2. GOtt aber, da er dieſes alſo dirigirete, hat darunter wol ohne Zweifel eine weitere Ab- ſicht gehabt. Nemlich da ihm alle ſeine, unter Menſchen damal noch kuͤnſtige, Wercke vorher bekant waren, und er alſo vorher beſchloſſen hat- te und wuſte, daß, wenn der Meßias wuͤrde am Creutze ſterben, ſich alsdenn durch das groſſe Erdbeben viele Graͤber der Heiligen wuͤrden auf- thun, und die Leiber der heiligen zur Zeit der Auf- erſtehung Chriſti auch auferſtehen und vielen gottſeligen Seelen zu Jeruſalem erſcheinen, Matth. 27, 52. 53. ſo hat er ohn Zweifel beſchloſ- ſen, daß unter ſolchen Heiligen ſonderlich die Patriarchen ſeyn ſolten. Da ſichs nun aber nicht ſo fuͤglich ſchicken wolte, daß dieſe in Egyp- ten ihre Auferſtehung haͤtten, ſondern ſolche Ehre fuͤr das von unſerm Heylande mit ſeiner ſichtba- ren Gegenwart ſo hoch gewuͤrdigte Land Canaan gehoͤrete: ſo muſte alles ſo regiret werden, daß Abraham fuͤr ſich und mehrere der Seinigen ſich mit einer beſondern Solennitaͤt ein Erbbegraͤb- niß darinnen erkaufte. 3. Ob nun gleich dieſes, was in den Tagen des Meßiaͤ bey ſeinem Tode und bey ſeiner Aufer- ſtehung im gelobten Lande vorgegangen iſt, vom Jacob und Joſeph wol nicht mag eingeſehen worden ſeyn; ſo muß doch wol eine gewiſſe Pro- phetiſche Ahndung davon in ihrem Gemuͤ- the gelegen haben, daß ſie beyde ſo gar nachdruͤck- lich darauf gingen, daß ihre Gebeine nicht ſolten in Egypten-Lande bleiben, ſondern bey dem kuͤnftigen Ausgange (davon ſie damit ihren veſten Glauben auf die Verheiſſungen bezeugeten) mit in Canaan genommen und in das altvaͤterliche Erbbegraͤbniß geleget werden. 2 B. Moſ. 47, 29, 30. 31. c. 49, 29-31. V. 23. Durch den Glauben ward Moſes, da er geboren war, drey Monden verbor- gen von ſeinen Eltern, darum daß ſie ſahen, daß es ein ſchoͤn Kind war (und aus ſeinen Augen etwas ſonderbares hervorleuchtete, GOtt ihnen auch dabey zu erkennen gab, daß er ihn zu einem ſonderbaren Werckzeuge der Erloͤſung und Ausfuͤhrung gebrauchen wolte) und fuͤrchteten ſich nicht vor des Koͤnigs Gebot. (2 B. Moſ. 1, 16. 22. c. 2, 1. u. f. Ap. Geſch. 7, 19. u. f.) Anmerckungen. 1. Es iſt zuverwundern, daß die menſchliche Bosheit ſo weit gehen kan, als man ſiehet, daß ſie bey dem Koͤnige in Egypten wider die Jſraeliten gegangen iſt. Und wie bald wird nicht der Wohlthaten vergeſſen! Es war zwar Joſeph, da Moſes geboren ward, erſt vor 64. Jahren verſtor- ben: es hatte doch aber GOtt durch ihn dem gan- tzen Egypten-Lande ein ſehr groſſes und allen noch gar wohl bekantes Heyl bewieſen, ihn auch vom dreyßigſten Jahre ſeines Alters achtzig Jahr hin- durch darinnen im Segen erhalten, und ein Alter von hundert und zehen Jahr erreichen laſſen; daß man alſo der vorigen Zeiten nicht ſo bald haͤtte vergeſſen ſollen. 2. Daß die Eltern Moſis, Amram und Jochebed, vom Stamm Levi (2 B. Moſ. 2, 1. c. 6, 20.) gottſelige Leute geweſen, das ſiehet man an ihrem alhier geruͤhmeten Glauben, wie auch an der gar beſondern Providentz GOttes, welche uͤber ihnen und ihr Kind gewaltet hat. Und ſolcher Seelen wird GOtt ohn Zweifel unter dem ſehr Zahlreichen Volcke der Jſraeliten gar viele ge- habt haben, welche ſich die uͤber ſie verhaͤngete Truͤbſal zu vielem Heyl ihrer Seelen haben die- nen laſſen. Die denn daher auch ſchon vorlaͤngſt in der ſeligen Gemeinſchaft des Meßiaͤ, an den ſie geglaͤubet haben, der Seelen nach ſich befinden. O wie unbegreiflich groß wird nicht von ſo langen Zeiten her die Anzahl der Glaͤubigen und Auser- wehlten im Himmel ſeyn, ob ſie gleich auf Erden, in Anſehung der Gottloſen, ſonderlich zu dieſer und jener Zeit, auch an dieſem und jenem Orte, ſehr gering, ja oft gar nicht zu finden iſt. 3. Was C c c 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/391>, abgerufen am 22.11.2024.