Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 11. v. 24-28. an die Hebräer. [Spaltenumbruch]
ge denen, die ihn darum anflehen, und welchen dieSorge für ihre unsterbliche Seele ein Ernst ist, solche gern und reichlich mittheilen. 5. Jm übrigen ist alhier noch wohl zu mer- V. 25. Er erwehlete viel lieber mit dem Anmerckungen. 1. Damit wird angezeiget, nicht daß Moses 2. Zeitliches Ungemach und ewige Freude! 3. Der ergetzliche Genuß der Sünde ist V. 26. Und achtete die Schmach Christi für Anmerckungen. 1. Christus ist bekannter massen ein Grie- 2. Da nun die gläubigen Juden sind Mes- 3. Wenn der Apostel der Schmach Chri- 4. Ein anders ists lohnsüchtig seyn, also V. 27. Durch den Glauben verließ er Egyp- V. 28. Durch den Glauben hielte er die Ostern (die
Cap. 11. v. 24-28. an die Hebraͤer. [Spaltenumbruch]
ge denen, die ihn darum anflehen, und welchen dieSorge fuͤr ihre unſterbliche Seele ein Ernſt iſt, ſolche gern und reichlich mittheilen. 5. Jm uͤbrigen iſt alhier noch wohl zu mer- V. 25. Er erwehlete viel lieber mit dem Anmerckungen. 1. Damit wird angezeiget, nicht daß Moſes 2. Zeitliches Ungemach und ewige Freude! 3. Der ergetzliche Genuß der Suͤnde iſt V. 26. Und achtete die Schmach Chriſti fuͤr Anmerckungen. 1. Chriſtus iſt bekannter maſſen ein Grie- 2. Da nun die glaͤubigen Juden ſind Meſ- 3. Wenn der Apoſtel der Schmach Chri- 4. Ein anders iſts lohnſuͤchtig ſeyn, alſo V. 27. Durch den Glauben verließ er Egyp- V. 28. Durch den Glauben hielte er die Oſtern (die
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Cap. 11. v. 24-28. an die Hebraͤer.
ge denen, die ihn darum anflehen, und welchen die
Sorge fuͤr ihre unſterbliche Seele ein Ernſt iſt,
ſolche gern und reichlich mittheilen.
5. Jm uͤbrigen iſt alhier noch wohl zu mer-
cken, wie genau Moſes auf GOttes Winck geſe-
hen, und er ohne deſſelben beſondere Fuͤhrung
nichts vornehmen wollen. Denn er merckte
zwar wol, daß GOTT ihn zum Erloͤſer ſeines
Volcks gebrauchen wolte: allein deßwegen fuhr
er doch nicht zu, und ſuchte es auszufuͤhren: ſon-
dern er ging ins exilium und wartete noch 40
Jahr, bis er dazu eine beſondere Berufung von
dem Sohne GOttes als dem Engel des HErrn,
aus einem feurigen Buſch empfing: wie 2 B.
Moſ. 3, 4 zu leſen iſt; alwo zugleich angezeiget
wird, mit was fuͤr Furcht und Wegerung, in
Anſehung ſeines eignen Unvermoͤgens und ſeiner
Unwuͤrdigkeit, er das hochwichtige Amt uͤber ſich
genommen habe.
V. 25.
Er erwehlete viel lieber mit dem
Volcke GOttes Ungemach zu leiden, denn
die zeitliche Ergoͤtzung der Suͤnden (und
hingegen nach Leib und Seele die ewige Pein)
zu haben.
Anmerckungen.
1. Damit wird angezeiget, nicht daß Moſes
vor ſeinem Abtritt von Hofe die gemeinen Hof-
Suͤnden mitgemachet; ſondern vielmehr, daß er
ſie vermieden habe, als einen Unflaht, und be-
ſorget, er moͤchte in dieſelbe endlich mit eingefloch-
ten werden: daher er ſich gar des Hoflebens ha-
be entſchlagen.
2. Zeitliches Ungemach und ewige Freude!
hingegen zeitliche Freude und ewiges Ungemach!
welch ein maͤchtiger Unterſcheid iſt das.
3. Der ergetzliche Genuß der Suͤnde iſt
nicht allein πρόσκαιρος auf eine kurtze Zeit dau-
rend, in Anſehung der gantzen, und doch ſehr kur-
tzen Lebens-Zeit: ſondern auch in Betrachtung
deſſen, daß der Menſch auch ſolches unreinen Ge-
nuſſes in dieſem Leben bald muͤde wird, und man-
che ihres eitelen beunruhigenden und ermuͤdenden
Weſens willen ihn kaum einen halben Tag fort
ſetzen koͤnnen, ſo iſt er vorbey, und ſuchet man
wieder eine andere Luſt, derer man auch bald wie-
der muͤde wird. Da es hingegen bey der reinen
Luſt und Freude in GOtt, welcher man auch mit-
ten im Leiden zu genieſſen hat, billig heißt: ie
laͤnger, ie beſtaͤndiger und ie lieber.
V. 26.
Und achtete die Schmach Chriſti fuͤr
groͤſſern Reichthum, denn die Schaͤtze
Egypti (welche er mit der groͤſſeſten Wuͤrde vor
ſich ſehe; wie er denn leichtlich gar zur Koͤnigli-
chen Crone haͤtte gelangen koͤnnen) denn er ſahe
an die Belohnung. (welche GOtt den Glaͤu-
bigen, welche ihren Glauben in der Verleug-
nung alles irdiſchen recht thaͤtig erweiſen, aus
Gnaden giebt.) Matth. 5, 10. 11. 12.
Anmerckungen.
1. Chriſtus iſt bekannter maſſen ein Grie-
chiſches Wort, und heißt eben ſoviel, als das
vom Hebraͤiſchen herſtammende Wort Meßias.
Da nun der Mittel-Punct von der gantzen Pa-
triarchaliſchen und alſo auch Judiſchen, Religi-
on beſtunde in der Lehre vom Meßia, ſeiner Per-
ſon, ſeinem Amte, Stande und Reiche, und ſol-
ches aus der oͤffentlichen Bekenntniß des Volckes
bekannt war; ſie aber damit verſpottet und dar-
uͤber geſchmaͤhet wurden, ſo trugen ſie daher die
Schmach Chriſti, das iſt, um Chriſti, oder des
Meßiaͤ willen.
2. Da nun die glaͤubigen Juden ſind Meſ-
ſiani geweſen, welche an den Meßiam zur Se-
ligkeit geglaubet haben: ſo ſind ſie auch allerdinge
Chriſten geweſen: ſintemal ſolcher geſtalt unter
den Mesſianis und Chriſtianis kein anderer Un-
terſcheid iſt, als der in einer beſondern Oecono-
mie beſtunde, und dort die Verheiſſung war, hier
aber die Erfuͤllung iſt. Und wie ſolten die Juden
nicht Meſſiani geweſen ſeyn, da ſie vom Meßia
aus Egypten gefuͤhret worden, und er, der Meßi-
as, Moſen aus dem feurigen Buſche zur Ausfuͤh-
rung berief, und vorher, als der Engel des HErrn,
den Patriarchen, Abraham, Jſaac und Jacob
ſo ofte erſchienen war, und ſich ihnen geoffenbaret
hatte. Die heutigen Juden aber ſind keine rechte
Meſſiani, weil ſie den wahren Meßiam nicht
annehmen wollen.
3. Wenn der Apoſtel der Schmach Chri-
ſti einen Reichthum zuſchreibet, ſo verſtehet er
unter dem Reichthum zugleich die hohe Ehre
und Wuͤrde der Kindſchaft GOttes:
welche weil ſie alle uͤbrige Heyls-Guͤter mit in ſich
haͤlt, ſo wird der unverdienten Schmach billig
der geiſtliche wahre Reichthum entgegen ge-
ſetzet.
4. Ein anders iſts lohnſuͤchtig ſeyn, alſo
daß man GOTT gleichſam ums Lohn diene und
vermeyne den Himmel bey ihm zu verdienen:
ein anders die groſſe Gnaden-Belohnung GOt-
tes, nebſt der Vorſtellung der gerechten Strafe
GOttes fuͤr den Unglauben und Ungehorſam, zum
Antriebe des Dienſtes GOttes gebrauchen.
Siehe v. 6.
V. 27.
Durch den Glauben verließ er Egyp-
ten, (mit dem gantzen Volcke) und fuͤrchtete
nicht des Koͤnigs Grimm (den er in der
Drauung 2 B. Moſ. 10, 28. hatte ſehen laſſen,
und im leicht zu vermuthenden Nachſetzen bewei-
ſen wuͤrde und auch wircklich bewieſen hat) Denn
er hielt ſich an den, den er nicht ſahe, als
ſaͤhe er ihn (ἐκαρτέρησε, an den hielte er ſich
veſt; welches eben des Glaubens Eigenſchaft
war; als der wie mit unſichtbaren Guͤtern, alſo
auch mit einem unſichtbaren GOtt zu thun hat,
nach v. 1. Siche auch Pſ. 16, 8. 56, 12. 118, 6.
Roͤm. 8, 31.
V. 28.
Durch den Glauben hielte er die Oſtern
(alſo daß er bey dem geſchlachteten und verzehre-
ten Oſter-Lamm ſich den Meßiam, als das kuͤnf-
tige rechte Lamm GOttes, vorſtellete, und mit ihm
die uͤbrigen Jſraeliten) und das Blutgieſſen
(die
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