Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des Briefes Pauli Cap. 12. v. 26-29. [Spaltenumbruch]
Kinder Jsrael nach und unter so vielen Wunder-thaten aus Egypten durch das rothe Meer und durch die Wüsten in der Wolcken-Seule gefüh- ret, und ausderselben auf dem Berge Sinai in höchster Majestät das Gesetz gegeben, und künftig auch am jüngsten Tage bey seiner sichtbaren Er- scheinung als der Richter aller Welt, das Gesetz exsequiren wird. Wer hieraus die wah- re wesentliche Gottheit Christi nicht erkennen wolte, der müste sich gewißlich recht muthwillig wider ein so helles und herrliches Licht der Wahr- heit selbst verblenden. 5. Und eben diese göttliche Natur und Ma- V. 27. Aber solches noch einmal zeiget an, V. 28. 29. Darum, weil wir empfahen ein unbe- Anmerckungen. 1. Es gehen, vermöge des vorhergehenden 2. Jst unser Heiland voller Gnade und 3. Jn der Pflicht, durch die Gnade Gott 4. Jst GOTT ein verzehrendes Feuer, 5. Diese Straf-Gerechtigkeit ist auch 6. Die Gläubigen empfangen das Reich Das
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 12. v. 26-29. [Spaltenumbruch]
Kinder Jſrael nach und unter ſo vielen Wunder-thaten aus Egypten durch das rothe Meer und durch die Wuͤſten in der Wolcken-Seule gefuͤh- ret, und ausderſelben auf dem Berge Sinai in hoͤchſter Majeſtaͤt das Geſetz gegeben, und kuͤnftig auch am juͤngſten Tage bey ſeiner ſichtbaren Er- ſcheinung als der Richter aller Welt, das Geſetz exſequiren wird. Wer hieraus die wah- re weſentliche Gottheit Chriſti nicht erkennen wolte, der muͤſte ſich gewißlich recht muthwillig wider ein ſo helles und herrliches Licht der Wahr- heit ſelbſt verblenden. 5. Und eben dieſe goͤttliche Natur und Ma- V. 27. Aber ſolches noch einmal zeiget an, V. 28. 29. Darum, weil wir empfahen ein unbe- Anmerckungen. 1. Es gehen, vermoͤge des vorhergehenden 2. Jſt unſer Heiland voller Gnade und 3. Jn der Pflicht, durch die Gnade Gott 4. Jſt GOTT ein verzehrendes Feuer, 5. Dieſe Straf-Gerechtigkeit iſt auch 6. Die Glaͤubigen empfangen das Reich Das
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Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 12. v. 26-29.
Kinder Jſrael nach und unter ſo vielen Wunder-
thaten aus Egypten durch das rothe Meer und
durch die Wuͤſten in der Wolcken-Seule gefuͤh-
ret, und ausderſelben auf dem Berge Sinai in
hoͤchſter Majeſtaͤt das Geſetz gegeben, und kuͤnftig
auch am juͤngſten Tage bey ſeiner ſichtbaren Er-
ſcheinung als der Richter aller Welt, das
Geſetz exſequiren wird. Wer hieraus die wah-
re weſentliche Gottheit Chriſti nicht erkennen
wolte, der muͤſte ſich gewißlich recht muthwillig
wider ein ſo helles und herrliches Licht der Wahr-
heit ſelbſt verblenden.
5. Und eben dieſe goͤttliche Natur und Ma-
jeſtaͤt des Meßiaͤ iſt auch aus dem von Paulo an-
gefuͤhrten Orte des Propheten Haggai, und aus
deſſen Contexte zu erkennen; als darinnen er un-
ter andern zu unterſchiedlichen malen Jehovah,
der HERR Zebaoth genennet wird. Die
daſelbſt verheiſſene Bewegung aber des Him-
mels und der Erden laͤßt ſich wol am fuͤglich-
ſten vom juͤngſten Gerichte erklaͤren, wie daſ-
ſelbe, ſonderlich, den damit verknuͤpften groſſen
Bewegungen nach, im ſechſten Siegel Offenb.
c. 6, v. 12-17. beſchrieben wird; dazu denn auch
gehoͤret die Erfuͤllung der Verheiſſung von der
Schoͤpfung eines neuen Himmels, und
einer neuen Erde, nach Pſalm 102, 27. Jeſ.
65, 17. 2 Pet. 3, 10-15 Offenb. 21, 1.
V. 27.
Aber ſolches noch einmal zeiget an,
daß das bewegliche (die gegenwaͤrtige Welt,
die vom Himmel und von der Erde vorher benen-
net wird: ſiehe Matth. 24, 35.) ſoll veraͤndert
(das iſt, nicht zu nichts gemachet, ſondern, nach
den vorher angezognen Zeugniſſen, verneuert)
werden (da denn eine rechte μετάϑεσις, Ver-
ſetzung eines Standes in den andern vorgehen
wird) als das gemachet iſt (und daher auch
von dem Schoͤpfer, welcher alhier der Sohn
GOttes iſt, auch wieder kan auseinander geloͤſet
und erneuret werden) auf daß da bleibe (nem-
lich ohne alle fernere Veraͤnderung) das unbe-
wegliche (der neue Himmel und die neue Erde
mit dem Reiche GOttes, dem Reiche der Herr-
lichkeit.)
V. 28. 29.
Darum, weil wir empfahen ein unbe-
weglich Reich (davon ſchon itzo den Vor-
ſchmack haben, und zu ſeiner Zeit, als die rech-
te Erben und Reichs-Genoſſen, zur vollen Ein-
nehmung und Beſitzung gelangen werden) ha-
ben wir Gnade (ἔχωμεν χάριν, das iſt, κατέχω-
μεν, laſſet uns veſte halten und bewahren die
Gnade: oder ſo haben wir ſolches mit Danck
der Gnade zuzuſchreiben: Siehe 1 Tim. 1, 12.
2 Tim. 1, 3. die Redens-Art χάριν ἔχω, ich
weiß es alſo danck, daß ich etwas fuͤr eine Gna-
de erkenne) durch welche wir ſollen GOtt
dienen, ihm zu gefallen mit Zucht und
Frucht (mit heiliger Ehrfurcht in Anſehung ſei-
ner groſſen Majeſtaͤt: welches ſonſt mit den
Worten Furcht und Zittern ausgedrucket
wird Phil. 2, 12. Pſ. 2, 11.) denn unſer GOtt
iſt ein verzehrend Feuer (mit welcher Re-
dens-Art ſeine unwandelbare Straf-Gerechtig-
keit angezeiget wird. Sie iſt genommen aus 2
B. Moſ. 24, 17. 5 B. Moſ. 4, 24. c. 9, 3. Siehe
desgleichen Heb. 10, 27.)
Anmerckungen.
1. Es gehen, vermoͤge des vorhergehenden
Contextes, auch dieſe Worte auf Chriſtum, und
zeugen gleichfals von ſeiner ewigen Gottheit.
Denn er iſt der darinnen benennete wahre
GOtt, dem wir das ewige und unbewegliche
Reich zu dancken haben, und dem wir die Eh-
re der Anbetung ſchuldig ſind; der auch inſon-
derheit nach der weſentlichen Eigenſchaft wie
der Gnade, alſo auch der richterlichen Ge-
rechtigkeit beſchrieben wird.
2. Jſt unſer Heiland voller Gnade und
Gerechtigkeit; ſo iſt er wie der rechte Evange-
liſt, alſo auch der Geſetz-Geber, alſo daß das
Geſetz und das Evangelium ihren ewigen Grund
in ſolchen ſeinen weſentlichen Eigenſchaften ha-
ben; ſo muͤſſen wir auch ſeine Gnade nicht auf
Muthwillen ziehen, weil er dieſen nach ſeiner
Gerechtigkeit ſtrafet; gleichwie auch ſeine Ge-
rechtigkeit niemanden von ſeiner Bedienung ab-
ſchrecken ſoll, da wir durch ſeine Gnade dazu
angelocket, auch mit noͤthigen Kraͤften ausge-
ruͤſtet werden.
3. Jn der Pflicht, durch die Gnade Gott
dienen, ihm zugefallen mit Zucht und
Furcht, lieget eine ſchoͤne Verbindung des Ge-
ſetzes und des Evangelii: da wir ſehen, wie
uns das Evangelium zu ſtatten koͤmmt, daß wir
GOtt nach dem Geſetze dienen koͤnnen. Gleich-
wie nun in dem Weſen GOttes die Gnade von
der Gerechtigkeit, oder Heiligkeit, unzertrenn-
lich iſt, ſo laͤſſet ſich auch die Praxis, oder rechte
Application des Geſetzes und Evangelii nicht
von einander trennen. Geſchiehet es, ſo entſte-
het daher ein GOtt mißfaͤlliger Dienſt; ſinte-
mal in demſelben ohne das Evangelium lauter
Natur-Kraft und ein aͤngſtliches Weſen iſt; oh-
ne das Geſetz aber die Evangeliſche Freyheit
zur Frechheit und Sicherheit wird.
4. Jſt GOTT ein verzehrendes Feuer,
ſo irren die Socinianer gar ſehr, wenn ſie die
Straf-Gerechtigkeit GOttes daher leugnen,
weil er die weſentliche Liebe iſt: und folglich
haben ſie gar keinen Grund, die Nothwendigkeit
der Genugthuung Chriſti zu leugnen.
5. Dieſe Straf-Gerechtigkeit iſt auch
bey dem Opferweſen im alten Teſtamente unter
dem Feuer, welches GOtt zur Verzehrung
der Opfer ließ von Himmel fallen 3 B. Moſ. 11,
24. vorgebildet. Welches eben in ſofern, daß
GOTT die Opfer zur Verſoͤhnung annahm,
und ſolche Annehmung durch die Herabſendung
des Feuers bezeugete, auch ein Gnaden-Zeichen
war.
6. Die Glaͤubigen empfangen das Reich
nicht als bloſſe Unterthanen, ſondern auch als
Reichs-Genoſſen, die mit auf Chriſti Thron
erhaben werden, nach Offenb. 1, 16. c. 5, 9. 10.
c. 3, 11. nach dem Rechte ihres Koͤniglichen
Prieſterthums 1 Pet. 2, 9.
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