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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 5. v. 10-13. an die Thessalonicher.
[Spaltenumbruch] da schlafen und entschlafen so viel ist, als
sterben und gestorben seyn. Denn weil er al-
hier von den schlafenden saget, daß sie mit Christo
leben werden, so kan es von keinem Sünden-
Schlaf verstanden werden. Sind nun aber die
schlafende alhier die verstorbene; so sind die wa-
chende
die noch lebende. Und also will Pau-
lus so viel sagen, daß der Zweck, die Kraft und die
Frucht des Todes Christi diese sey, daß wir von,
in und mit Christo das geistliche und ewige Leben
haben sollen, alhie vor, und dort nach dem seligen
Tode. Denn Christus ist das Leben der Gläu-
bigen Joh. 1, 4. 10, 10. 14, 6. 1 Joh. 1, 2. 5, 11.
12. 21. Phil. 1, 21. der in ihnen lebet Gal. 2, 20.
und mit dem sie auch wieder offenbaret werden in
der Herrlichkeit Col. 3, 3. 4.

2. Gleichwie aber der Tod Christi gedachter
massen zu unserm geistlichen und ewigen Leben ge-
reichet, so gehöret zu solcher hohen Wohlthat
auch diese unsere Pflicht, daß wir nicht uns selbst,
nach unserm eignen Willen, sondern Christo, le-
ben, und unser gantzes Leben ihme allein aufopfern
Röm. 14, 7. 2 Cor. 5, 15. Gal. 2, 20.

V. 11.

Darum (weil Christus für uns gestorben
ist, und wir durch ihn leben sollen, auch Kinder
des Lichts worden sind) ermahnet euch unter
einander, und bauet einer den andern

(um des gemeinen Heyls in beständiger Wahr-
nehmung eurer selbst und in gemeinschaftlichem
Genuß theilhaftig zu bleiben und noch immer
mehr zu werden) wie ihr denn thut (welches
an euch löblich ist, und darin ihr fortzufahren ha-
bet. Siehe Cap. 4, 9. 10.)

Anmerckungen.

1. Dieser Ort von der Pflicht der gemein-
schaftlichen Erbauung
unter einander ist vor
allen andern wohl zu mercken, weil in dem dazu
gehörigen folgenden Context dieselbe mit der
Pflicht, welche die Zuhörer ihren Lehrern
schuldig sind, aufs genaueste verbunden wird.
Denn nachdem der Apostel v. 11. angefangen
von der allgemeinen Erbauung der Kirch-Glieder
unter einander zu handeln, so bricht er davon ab,
und thut v. 12. 13. eine Ermahnung hinzu, wie sich
die Zuhörer gegen ihre Lehrer verhalten sollen.
Und darauf fähret er in der abgebrochnen Materie
v. 14. fort, und spricht: Wir ermahnen euch
aber, lieben Brüder, vermahnet die Un-
gezognen
u. s. w.

2. Aus der Ordnung dieser Abhandelung
fliessen nun folgende nöthige Erinnerungen:

a. Daß die öffentlichen Lehrer die gemeinschaft-
liche Erbauung der Zuhörer unter sich selbst
keines weges verhindern, sondern vielmehr
befördern sollen; als dadurch die Frucht
ihres Amts zu so viel mehrem Gedeyen
kömmt.
b. Daß die Zuhörer gedachte Erbauung nicht
zum Nachtheil des öffentlichen Lehr-Amts
üben sollen. Welches geschehen würde, wenn
sie sich dem Lehr-Amte, als wäre es nun unnö-
thig, dadurch entziehen, oder auch die Lehrer
zur Ungebühr richten und beurtheilen, und sich,
[Spaltenumbruch] als verstünden sie alles besser, über sie erho-
len wolten.
c. Daß die Lehrer so viel mehr Ursache haben auf
ihren eignen Wachsthum in der lebendigen
Erkentniß und in derselben Ausübung und
Erfahrung zu sehen, so vielmehr die Zuhörer,
die doch von ihnen noch immer weiter gefüh-
ret werden sollen, durch rechten Gebrauch
der Erbauung unter einander in allem guten
zunehmen.

3. Die Art und Weise aber, wie die Er-
bauung geübet werden soll, schreibet der Apostel
nicht vor, sondern überlässet es der eignen Einrich-
tung und der dazu vorkommenden Gelegenheit.
Und diese ist gar mannichfaltig. Denn da die
Glieder von einer Gemeine auch der Bürgerlichen
Geschäfte, zum theil auch der leiblichen Anver-
wandschaft wegen oft mit einander umgehen;
so haben sie solchen Umgang dazu anzuwenden,
daß sie ausser dem, daß sie von häuslichen und bür-
gerlichen Dingen mit einander zu reden haben,
dabey sich einander zum guten erwecken. So
hat er auch den Christen die Freyheit gelassen, daß
einige in weniger Anzahl sich wol zu solcher Er-
bauung mit einander vereinigen und zusammen
kommen, und ihren Zweck mit singen, beten und
Betrachtung des göttlichen Worts zu erhalten
suchen. Denn da in einer ieden Republic die
Glieder die Freyheit haben, daß gute Freunde sich
unter einander von bürgerlichen Dingen mit ein-
ander besprechen, ja auch wol leider mit einander
eiteler Weise gasteriren, auch sauffen und spielen,
und zu dem Ende zusammen kommen: warum
solten denn wahre Christen nicht vielmehr die
Freyheit haben, daß sich einige zur Erbauung
mit einander vereinigen? Zumal, wenn es, wie
zuvor gedacht, in guter Ordnung und ohne Nach-
theil des öffentlichen Lehr-Amts geschiehet. Zur
Ordnung gehöret insonderheit dieses, daß ie we-
nigere es sind, nemlich auf einmal und an einem
Orte, ie besser ist es, um der Vertraulichkeit
wegen, weil sie sich unter wenigen eher findet, als
unter vielen.

4. Und in dieser gemeinschaftlichen Erbauung
bestehet unter andern die Ubung des göttlichen
Priesterthums; sonderlich in so fern dazu das
Prophetische Amt, nach welchem man es mit
GOttes Wort zu thun hat, gehöret. Man
sehe davon ferner Ephes. 5, 19. Coloss. 3, 16
Hebr. 10, 24.

V. 12. 13.

Wir bitten aber euch, lieben Brüder
(nach dem Evangelischen Grunde der zartesten
Liebe gegen euch, ob es gleich eine Sache, in wel-
cher wir euch von GOttes wegen zu befehlen ha-
ben) daß ihr erkennet) sie dafür haltet, dafür sie
ihres Amts wegen zu halten sind, und sie also lieb
habet und werth achtet 1 Cor. 16, 18. ihnen auch
ihren Unterhalt gebet:) die an euch arbeiten
(im Wort und in der Lehre 1 Tim. 5, 17.) und
euch vorstehen in dem HErrn
(JEsu Christo,
also daß sie nicht allein ihren Beruf von ihm haben,
sondern ihr Amt auch führen in seinem Namen
und in der Gemeinschaft mit ihm) und euch er-

mah-

Cap. 5. v. 10-13. an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch] da ſchlafen und entſchlafen ſo viel iſt, als
ſterben und geſtorben ſeyn. Denn weil er al-
hier von den ſchlafenden ſaget, daß ſie mit Chriſto
leben werden, ſo kan es von keinem Suͤnden-
Schlaf verſtanden werden. Sind nun aber die
ſchlafende alhier die verſtorbene; ſo ſind die wa-
chende
die noch lebende. Und alſo will Pau-
lus ſo viel ſagen, daß der Zweck, die Kraft und die
Frucht des Todes Chriſti dieſe ſey, daß wir von,
in und mit Chriſto das geiſtliche und ewige Leben
haben ſollen, alhie vor, und dort nach dem ſeligen
Tode. Denn Chriſtus iſt das Leben der Glaͤu-
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12. 21. Phil. 1, 21. der in ihnen lebet Gal. 2, 20.
und mit dem ſie auch wieder offenbaret werden in
der Herrlichkeit Col. 3, 3. 4.

2. Gleichwie aber der Tod Chriſti gedachter
maſſen zu unſerm geiſtlichen und ewigen Leben ge-
reichet, ſo gehoͤret zu ſolcher hohen Wohlthat
auch dieſe unſere Pflicht, daß wir nicht uns ſelbſt,
nach unſerm eignen Willen, ſondern Chriſto, le-
ben, und unſer gantzes Leben ihme allein aufopfern
Roͤm. 14, 7. 2 Cor. 5, 15. Gal. 2, 20.

V. 11.

Darum (weil Chriſtus fuͤr uns geſtorben
iſt, und wir durch ihn leben ſollen, auch Kinder
des Lichts worden ſind) ermahnet euch unter
einander, und bauet einer den andern

(um des gemeinen Heyls in beſtaͤndiger Wahr-
nehmung eurer ſelbſt und in gemeinſchaftlichem
Genuß theilhaftig zu bleiben und noch immer
mehr zu werden) wie ihr denn thut (welches
an euch loͤblich iſt, und darin ihr fortzufahren ha-
bet. Siehe Cap. 4, 9. 10.)

Anmerckungen.

1. Dieſer Ort von der Pflicht der gemein-
ſchaftlichen Erbauung
unter einander iſt vor
allen andern wohl zu mercken, weil in dem dazu
gehoͤrigen folgenden Context dieſelbe mit der
Pflicht, welche die Zuhoͤrer ihren Lehrern
ſchuldig ſind, aufs genaueſte verbunden wird.
Denn nachdem der Apoſtel v. 11. angefangen
von der allgemeinen Erbauung der Kirch-Glieder
unter einander zu handeln, ſo bricht er davon ab,
und thut v. 12. 13. eine Ermahnung hinzu, wie ſich
die Zuhoͤrer gegen ihre Lehrer verhalten ſollen.
Und darauf faͤhret er in der abgebrochnen Materie
v. 14. fort, und ſpricht: Wir ermahnen euch
aber, lieben Bruͤder, vermahnet die Un-
gezognen
u. ſ. w.

2. Aus der Ordnung dieſer Abhandelung
flieſſen nun folgende noͤthige Erinnerungen:

a. Daß die oͤffentlichen Lehrer die gemeinſchaft-
liche Erbauung der Zuhoͤrer unter ſich ſelbſt
keines weges verhindern, ſondern vielmehr
befoͤrdern ſollen; als dadurch die Frucht
ihres Amts zu ſo viel mehrem Gedeyen
koͤmmt.
b. Daß die Zuhoͤrer gedachte Erbauung nicht
zum Nachtheil des oͤffentlichen Lehr-Amts
uͤben ſollen. Welches geſchehen wuͤrde, wenn
ſie ſich dem Lehr-Amte, als waͤre es nun unnoͤ-
thig, dadurch entziehen, oder auch die Lehrer
zur Ungebuͤhr richten und beurtheilen, und ſich,
[Spaltenumbruch] als verſtuͤnden ſie alles beſſer, uͤber ſie erho-
len wolten.
c. Daß die Lehrer ſo viel mehr Urſache haben auf
ihren eignen Wachsthum in der lebendigen
Erkentniß und in derſelben Ausuͤbung und
Erfahrung zu ſehen, ſo vielmehr die Zuhoͤrer,
die doch von ihnen noch immer weiter gefuͤh-
ret werden ſollen, durch rechten Gebrauch
der Erbauung unter einander in allem guten
zunehmen.

3. Die Art und Weiſe aber, wie die Er-
bauung geuͤbet werden ſoll, ſchreibet der Apoſtel
nicht vor, ſondern uͤberlaͤſſet es der eignen Einrich-
tung und der dazu vorkommenden Gelegenheit.
Und dieſe iſt gar mannichfaltig. Denn da die
Glieder von einer Gemeine auch der Buͤrgerlichen
Geſchaͤfte, zum theil auch der leiblichen Anver-
wandſchaft wegen oft mit einander umgehen;
ſo haben ſie ſolchen Umgang dazu anzuwenden,
daß ſie auſſer dem, daß ſie von haͤuslichen und buͤr-
gerlichen Dingen mit einander zu reden haben,
dabey ſich einander zum guten erwecken. So
hat er auch den Chriſten die Freyheit gelaſſen, daß
einige in weniger Anzahl ſich wol zu ſolcher Er-
bauung mit einander vereinigen und zuſammen
kommen, und ihren Zweck mit ſingen, beten und
Betrachtung des goͤttlichen Worts zu erhalten
ſuchen. Denn da in einer ieden Republic die
Glieder die Freyheit haben, daß gute Freunde ſich
unter einander von buͤrgerlichen Dingen mit ein-
ander beſprechen, ja auch wol leider mit einander
eiteler Weiſe gaſteriren, auch ſauffen und ſpielen,
und zu dem Ende zuſammen kommen: warum
ſolten denn wahre Chriſten nicht vielmehr die
Freyheit haben, daß ſich einige zur Erbauung
mit einander vereinigen? Zumal, wenn es, wie
zuvor gedacht, in guter Ordnung und ohne Nach-
theil des oͤffentlichen Lehr-Amts geſchiehet. Zur
Ordnung gehoͤret inſonderheit dieſes, daß ie we-
nigere es ſind, nemlich auf einmal und an einem
Orte, ie beſſer iſt es, um der Vertraulichkeit
wegen, weil ſie ſich unter wenigen eher findet, als
unter vielen.

4. Und in dieſer gemeinſchaftlichen Erbauung
beſtehet unter andern die Ubung des goͤttlichen
Prieſterthums; ſonderlich in ſo fern dazu das
Prophetiſche Amt, nach welchem man es mit
GOttes Wort zu thun hat, gehoͤret. Man
ſehe davon ferner Epheſ. 5, 19. Coloſſ. 3, 16
Hebr. 10, 24.

V. 12. 13.

Wir bitten aber euch, lieben Bruͤder
(nach dem Evangeliſchen Grunde der zarteſten
Liebe gegen euch, ob es gleich eine Sache, in wel-
cher wir euch von GOttes wegen zu befehlen ha-
ben) daß ihr erkennet) ſie dafuͤr haltet, dafuͤr ſie
ihres Amts wegen zu halten ſind, und ſie alſo lieb
habet und werth achtet 1 Cor. 16, 18. ihnen auch
ihren Unterhalt gebet:) die an euch arbeiten
(im Wort und in der Lehre 1 Tim. 5, 17.) und
euch vorſtehen in dem HErrn
(JEſu Chriſto,
alſo daß ſie nicht allein ihren Beruf von ihm haben,
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und in der Gemeinſchaft mit ihm) und euch er-

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[39/0041] Cap. 5. v. 10-13. an die Theſſalonicher. da ſchlafen und entſchlafen ſo viel iſt, als ſterben und geſtorben ſeyn. Denn weil er al- hier von den ſchlafenden ſaget, daß ſie mit Chriſto leben werden, ſo kan es von keinem Suͤnden- Schlaf verſtanden werden. Sind nun aber die ſchlafende alhier die verſtorbene; ſo ſind die wa- chende die noch lebende. Und alſo will Pau- lus ſo viel ſagen, daß der Zweck, die Kraft und die Frucht des Todes Chriſti dieſe ſey, daß wir von, in und mit Chriſto das geiſtliche und ewige Leben haben ſollen, alhie vor, und dort nach dem ſeligen Tode. Denn Chriſtus iſt das Leben der Glaͤu- bigen Joh. 1, 4. 10, 10. 14, 6. 1 Joh. 1, 2. 5, 11. 12. 21. Phil. 1, 21. der in ihnen lebet Gal. 2, 20. und mit dem ſie auch wieder offenbaret werden in der Herrlichkeit Col. 3, 3. 4. 2. Gleichwie aber der Tod Chriſti gedachter maſſen zu unſerm geiſtlichen und ewigen Leben ge- reichet, ſo gehoͤret zu ſolcher hohen Wohlthat auch dieſe unſere Pflicht, daß wir nicht uns ſelbſt, nach unſerm eignen Willen, ſondern Chriſto, le- ben, und unſer gantzes Leben ihme allein aufopfern Roͤm. 14, 7. 2 Cor. 5, 15. Gal. 2, 20. V. 11. Darum (weil Chriſtus fuͤr uns geſtorben iſt, und wir durch ihn leben ſollen, auch Kinder des Lichts worden ſind) ermahnet euch unter einander, und bauet einer den andern (um des gemeinen Heyls in beſtaͤndiger Wahr- nehmung eurer ſelbſt und in gemeinſchaftlichem Genuß theilhaftig zu bleiben und noch immer mehr zu werden) wie ihr denn thut (welches an euch loͤblich iſt, und darin ihr fortzufahren ha- bet. Siehe Cap. 4, 9. 10.) Anmerckungen. 1. Dieſer Ort von der Pflicht der gemein- ſchaftlichen Erbauung unter einander iſt vor allen andern wohl zu mercken, weil in dem dazu gehoͤrigen folgenden Context dieſelbe mit der Pflicht, welche die Zuhoͤrer ihren Lehrern ſchuldig ſind, aufs genaueſte verbunden wird. Denn nachdem der Apoſtel v. 11. angefangen von der allgemeinen Erbauung der Kirch-Glieder unter einander zu handeln, ſo bricht er davon ab, und thut v. 12. 13. eine Ermahnung hinzu, wie ſich die Zuhoͤrer gegen ihre Lehrer verhalten ſollen. Und darauf faͤhret er in der abgebrochnen Materie v. 14. fort, und ſpricht: Wir ermahnen euch aber, lieben Bruͤder, vermahnet die Un- gezognen u. ſ. w. 2. Aus der Ordnung dieſer Abhandelung flieſſen nun folgende noͤthige Erinnerungen: a. Daß die oͤffentlichen Lehrer die gemeinſchaft- liche Erbauung der Zuhoͤrer unter ſich ſelbſt keines weges verhindern, ſondern vielmehr befoͤrdern ſollen; als dadurch die Frucht ihres Amts zu ſo viel mehrem Gedeyen koͤmmt. b. Daß die Zuhoͤrer gedachte Erbauung nicht zum Nachtheil des oͤffentlichen Lehr-Amts uͤben ſollen. Welches geſchehen wuͤrde, wenn ſie ſich dem Lehr-Amte, als waͤre es nun unnoͤ- thig, dadurch entziehen, oder auch die Lehrer zur Ungebuͤhr richten und beurtheilen, und ſich, als verſtuͤnden ſie alles beſſer, uͤber ſie erho- len wolten. c. Daß die Lehrer ſo viel mehr Urſache haben auf ihren eignen Wachsthum in der lebendigen Erkentniß und in derſelben Ausuͤbung und Erfahrung zu ſehen, ſo vielmehr die Zuhoͤrer, die doch von ihnen noch immer weiter gefuͤh- ret werden ſollen, durch rechten Gebrauch der Erbauung unter einander in allem guten zunehmen. 3. Die Art und Weiſe aber, wie die Er- bauung geuͤbet werden ſoll, ſchreibet der Apoſtel nicht vor, ſondern uͤberlaͤſſet es der eignen Einrich- tung und der dazu vorkommenden Gelegenheit. Und dieſe iſt gar mannichfaltig. Denn da die Glieder von einer Gemeine auch der Buͤrgerlichen Geſchaͤfte, zum theil auch der leiblichen Anver- wandſchaft wegen oft mit einander umgehen; ſo haben ſie ſolchen Umgang dazu anzuwenden, daß ſie auſſer dem, daß ſie von haͤuslichen und buͤr- gerlichen Dingen mit einander zu reden haben, dabey ſich einander zum guten erwecken. So hat er auch den Chriſten die Freyheit gelaſſen, daß einige in weniger Anzahl ſich wol zu ſolcher Er- bauung mit einander vereinigen und zuſammen kommen, und ihren Zweck mit ſingen, beten und Betrachtung des goͤttlichen Worts zu erhalten ſuchen. Denn da in einer ieden Republic die Glieder die Freyheit haben, daß gute Freunde ſich unter einander von buͤrgerlichen Dingen mit ein- ander beſprechen, ja auch wol leider mit einander eiteler Weiſe gaſteriren, auch ſauffen und ſpielen, und zu dem Ende zuſammen kommen: warum ſolten denn wahre Chriſten nicht vielmehr die Freyheit haben, daß ſich einige zur Erbauung mit einander vereinigen? Zumal, wenn es, wie zuvor gedacht, in guter Ordnung und ohne Nach- theil des oͤffentlichen Lehr-Amts geſchiehet. Zur Ordnung gehoͤret inſonderheit dieſes, daß ie we- nigere es ſind, nemlich auf einmal und an einem Orte, ie beſſer iſt es, um der Vertraulichkeit wegen, weil ſie ſich unter wenigen eher findet, als unter vielen. 4. Und in dieſer gemeinſchaftlichen Erbauung beſtehet unter andern die Ubung des goͤttlichen Prieſterthums; ſonderlich in ſo fern dazu das Prophetiſche Amt, nach welchem man es mit GOttes Wort zu thun hat, gehoͤret. Man ſehe davon ferner Epheſ. 5, 19. Coloſſ. 3, 16 Hebr. 10, 24. V. 12. 13. Wir bitten aber euch, lieben Bruͤder (nach dem Evangeliſchen Grunde der zarteſten Liebe gegen euch, ob es gleich eine Sache, in wel- cher wir euch von GOttes wegen zu befehlen ha- ben) daß ihr erkennet) ſie dafuͤr haltet, dafuͤr ſie ihres Amts wegen zu halten ſind, und ſie alſo lieb habet und werth achtet 1 Cor. 16, 18. ihnen auch ihren Unterhalt gebet:) die an euch arbeiten (im Wort und in der Lehre 1 Tim. 5, 17.) und euch vorſtehen in dem HErrn (JEſu Chriſto, alſo daß ſie nicht allein ihren Beruf von ihm haben, ſondern ihr Amt auch fuͤhren in ſeinem Namen und in der Gemeinſchaft mit ihm) und euch er- mah-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/41>, abgerufen am 21.11.2024.