Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
auch Simeon, wie er sich selbst in der Zuschriftdes andern Briefes nennet. Jst damit von den Eltern, wie vermuthlich, auf das Wort [`msh] hören gesehen worden, so hat der Name bey dem Sohne erst in der Schule Christi sein rech- tes Gewicht bekommen, in welcher er auch hat [`msh] das rechte Oel, oder die Salbung des hei- ligen Geistes empfangen. §. III. Die erste Profeßion, oder Lebens- §. IV. Der Ehestand, in welchem er ge- §. V. Die Beruffung zur Jüngerschaft §. VI. Der neue Name Petrus, Sy- §. VII. Das Seniorat im Collegio der §. VIII. Der vom Geheimnisse des Creu- §. IX. Die Freudigkeit, mit welcher er §. X. Die übrigen apostolischen Amts- §. XI. Die zu Antiochia mit Paulo und §. XII. Das unbehutsame Verfahren §. XIII. Das fälschliche Vorgeben a. Daß in dem ersten Seculo noch überhaupt keine solche Bischöfe, welche vor den übrigen Aeltesten einen besondern Vorzug gehabt hät- ten, gewesen sind, wie aus der Kirchen-Historie bekannt ist: und in den Anmerckungen über Phil. 1, 1. 1 Tim. 3, 1. Tit. 1, 7. erwiesen ist. b. Daß es keines Apostels Amt war, nur bey einer Kirche an einem gewissen Orte allein zu bleiben, sondern, das Evangelium an meh- rern Orten auszubreiten. c. Daß Petrus mit Paulo und Barnaba die Abrede genommen, er wolle das Evangelium der Judischen Nation in Orient verkündigen; an welche er auch, nicht aber an die Römische Kirche, seine beyden Briefe geschrieben hat. d. Daß Petrus zu der Zeit, da er zu Rom gewe- sen seyn soll, sich zu Jerusalem aufgehalten hat, Ap. Gesch. 12. 15. Gal. 2, 1. u. f. theils auch zu Antiochia, Gal. 2, 11. u. f. e. Daß Lucas in der Apostel-Geschichte von dem, daß Petrus zu Rom gewesen, von dannen gekommen, und wieder dahin gereiset sey, nicht die allergeringste Meldung thut. f. Daß Paulus, als er zu der Zeit, da Petrus zu Rom gewesen seyn soll, den Brief an die Rö- mer geschrieben, und an viele von der Römi- schen Kirche namentlich einen Gruß bestellete; auch da er hernach zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Briefe an die Gemeinen in Orient und Griechenland geschrieben hat, und darinnen von einigen aus Rom gleichfals namentlich grüsset, des Petri gar keine Mel- dung thut. Gesetzt auch, daß Petrus endlich vor seinem Ende sey nach Rom gekommen, und daselbst im Jahr Christi 68. mit Paulo enthauptet worden, wie die alten Kirchen- Scribenten melden; so ist doch alles übrige Vorgeben ohne allen Grund. II. Hi- Q q q 3
des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
auch Simeon, wie er ſich ſelbſt in der Zuſchriftdes andern Briefes nennet. Jſt damit von den Eltern, wie vermuthlich, auf das Wort [עמש] hoͤren geſehen worden, ſo hat der Name bey dem Sohne erſt in der Schule Chriſti ſein rech- tes Gewicht bekommen, in welcher er auch hat [עמש] das rechte Oel, oder die Salbung des hei- ligen Geiſtes empfangen. §. III. Die erſte Profeßion, oder Lebens- §. IV. Der Eheſtand, in welchem er ge- §. V. Die Beruffung zur Juͤngerſchaft §. VI. Der neue Name Petrus, Sy- §. VII. Das Seniorat im Collegio der §. VIII. Der vom Geheimniſſe des Creu- §. IX. Die Freudigkeit, mit welcher er §. X. Die uͤbrigen apoſtoliſchen Amts- §. XI. Die zu Antiochia mit Paulo und §. XII. Das unbehutſame Verfahren §. XIII. Das faͤlſchliche Vorgeben a. Daß in dem erſten Seculo noch uͤberhaupt keine ſolche Biſchoͤfe, welche vor den uͤbrigen Aelteſten einen beſondern Vorzug gehabt haͤt- ten, geweſen ſind, wie aus der Kirchen-Hiſtorie bekannt iſt: und in den Anmerckungen uͤber Phil. 1, 1. 1 Tim. 3, 1. Tit. 1, 7. erwieſen iſt. b. Daß es keines Apoſtels Amt war, nur bey einer Kirche an einem gewiſſen Orte allein zu bleiben, ſondern, das Evangelium an meh- rern Orten auszubreiten. c. Daß Petrus mit Paulo und Barnaba die Abrede genommen, er wolle das Evangelium der Judiſchen Nation in Orient verkuͤndigen; an welche er auch, nicht aber an die Roͤmiſche Kirche, ſeine beyden Briefe geſchrieben hat. d. Daß Petrus zu der Zeit, da er zu Rom gewe- ſen ſeyn ſoll, ſich zu Jeruſalem aufgehalten hat, Ap. Geſch. 12. 15. Gal. 2, 1. u. f. theils auch zu Antiochia, Gal. 2, 11. u. f. e. Daß Lucas in der Apoſtel-Geſchichte von dem, daß Petrus zu Rom geweſen, von dannen gekommen, und wieder dahin gereiſet ſey, nicht die allergeringſte Meldung thut. f. Daß Paulus, als er zu der Zeit, da Petrus zu Rom geweſen ſeyn ſoll, den Brief an die Roͤ- mer geſchrieben, und an viele von der Roͤmi- ſchen Kirche namentlich einen Gruß beſtellete; auch da er hernach zu unterſchiedlichen Zeiten unterſchiedliche Briefe an die Gemeinen in Orient und Griechenland geſchrieben hat, und darinnen von einigen aus Rom gleichfals namentlich gruͤſſet, des Petri gar keine Mel- dung thut. Geſetzt auch, daß Petrus endlich vor ſeinem Ende ſey nach Rom gekommen, und daſelbſt im Jahr Chriſti 68. mit Paulo enthauptet worden, wie die alten Kirchen- Scribenten melden; ſo iſt doch alles uͤbrige Vorgeben ohne allen Grund. II. Hi- Q q q 3
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des erſten Briefes Petri.
auch Simeon, wie er ſich ſelbſt in der Zuſchrift
des andern Briefes nennet. Jſt damit von den
Eltern, wie vermuthlich, auf das Wort עמש
hoͤren geſehen worden, ſo hat der Name bey
dem Sohne erſt in der Schule Chriſti ſein rech-
tes Gewicht bekommen, in welcher er auch hat
עמש das rechte Oel, oder die Salbung des hei-
ligen Geiſtes empfangen.
§. III. Die erſte Profeßion, oder Lebens-
Art, war die Fiſcherey, davon er an dem Fiſch-
reichen Ort Bethſaida mit ſeinem Bruder An-
drea, ſich nehrete Matth. 4, 18. Weil es bey
dem Apoſtel-Amte nicht auf ein menſchliches
Anſehen ankam, ſondern auf die Salbung des
heiligen Geiſtes, ſo waren auch Fiſcher dazu nicht
zu gering: Wie man denn ſehr viele Exempel
hat, daß durch beſondern Segen GOttes aus
geringer Leute Kindern die beſten Theologi
und nuͤtzlichſten Lehrer der Kirche worden ſind.
§. IV. Der Eheſtand, in welchem er ge-
lebet, ſchon da er zum Apoſtel-Amte beruffen
worden, wie vermuthlich iſt. Matth. 8, 14. Marc.
1, 30. 31. Luc. 4, 38. Daß er ſein Weib auch
nach ſeiner Berufung zu gedachtem Amte mit
ſich gefuͤhret, ſiehet man aus 1 Cor. 9, 5. von ſei-
nen Kindern aber lieſet man nichts.
§. V. Die Beruffung zur Juͤngerſchaft
und folglich zum Apoſtel-Amte: davon es
Matth. 4, 18. 19. heißt: Als JEſus am Gali-
laͤiſchen Meere ging, ſahe er zweene Bruͤ-
der, Simon, der da heißt Petrus, und An-
dream, ſeinen Bruder, die worfen ihre Netze
ins Meer; denn ſie waren Fiſcher: und er
ſprach zu ihnen: Folget mir nach, ich will
euch zu Menſchen-Fiſchern machen. Siehe
auch Luc. 5, 2-11.
§. VI. Der neue Name Petrus, Sy-
riſch Kipha, Kephas, welches ein Fels heißt,
davon ihn Chriſtus, der dieſer Fels ſelbſt war,
Petrum, das iſt, den, der auf ihn, als auf den
Fels des Heyls gebauet ſey, und auch andere
bauen ſolte und wuͤrde, genennet hat Joh. 1, 43.
Matth. 16, 18.
§. VII. Das Seniorat im Collegio der
Apoſtel: da er, ohne den allergeringſten Vor-
zug vor andern Juͤngern und Apoſteln, weil er
der Natur nach der Aelteſte unter ihnen war, bey
Benennung der ſaͤmtlichen Apoſtel in der bloßen
Ordnung der erſte iſt Matth. 10, 2. Ap. Geſ. 1,
13. daß alſo die Papiſten nicht den allergering-
ſten Grund vor ſich haben von dem groſſen Vor-
zuge, welchen ſie Petro dißfals beylegen.
§. VIII. Der vom Geheimniſſe des Creu-
tzes anfaͤnglich abgeneigter Sinn Matth. 16, 21.
u. f. c. 26, 57. auch die Verleugnung Chriſti,
mit der darauf erfolgten wahren Bekehrung
Matth. 26, 33. u. f. 69. u. f.
§. IX. Die Freudigkeit, mit welcher er
im Namen aller Apoſtel nach Chriſti Himmel-
fahrt von Chriſto zur Bekehrung etlicher tau-
ſend Menſchen in groſſer Kraft gezeuget hat.
Ap. Geſ. 2, 14. u. f. c. 3, 12. u. f. c. 4, 8. u. f.
§. X. Die uͤbrigen apoſtoliſchen Amts-
Verrichtungen, welche bis auf die andere Be-
rufung Pauli unter die Heyden zu gehen c. 13, 1.
u. f. in der Apoſtol Geſchicht erzehlet werden:
darunter ſonderlich merckwuͤrdig iſt das, was mit
dem Anania und ſeinem Weibe Sapphira c. 5, 1.
u. f. mit der Verantwortung vor dem hohen
Rathe zu Jeruſalem v. 29. u. f. mit Simon,
dem Zauberer c. 8, 20. u. f. mit der Geſundma-
chung Aeneaͤ und der Erweckung Tabeaͤ c. 9, 32.
u. f. und zu Caͤſareen mit Cornelio, wie auch mit
der wundervollen Befreyung aus dem Gefaͤng-
niße c. 12. vorgegangen iſt.
§. XI. Die zu Antiochia mit Paulo und
Barnaba genommene Abrede, daß er, da Pau-
lus mit Barnaba ſonderlich unter die Heyden
gehen ſolte, er mit Johanne das Evangelium un-
ter den Juden in Orient predigen wolte. Gal.
2, 7. u. f.
§. XII. Das unbehutſame Verfahren
in der Antiocheniſchen Gemeine, darinne der
von ihm gegebene Anſtoß, in Anſehung der
Chriſtlichen und Evnngeliſchen Freyheit, von
Paulo wieder iſt gehoben worden Gal. 2, 11. u. f.
§. XIII. Das faͤlſchliche Vorgeben
der Papiſten, als ſolte Petrus zu Rom nicht
allein 25. Jahr hindurch das Biſchoͤfliche Amt
verwaltet, ſondern auch damit den paͤbſtiſchen
Stuhl zur Oberherrſchaft uͤber die gantze Chriſt-
liche Kirche veſte geſetzet haben. Dagegen aber
ſtreiten folgende Gruͤnde:
a. Daß in dem erſten Seculo noch uͤberhaupt
keine ſolche Biſchoͤfe, welche vor den uͤbrigen
Aelteſten einen beſondern Vorzug gehabt haͤt-
ten, geweſen ſind, wie aus der Kirchen-Hiſtorie
bekannt iſt: und in den Anmerckungen uͤber
Phil. 1, 1. 1 Tim. 3, 1. Tit. 1, 7. erwieſen iſt.
b. Daß es keines Apoſtels Amt war, nur bey
einer Kirche an einem gewiſſen Orte allein zu
bleiben, ſondern, das Evangelium an meh-
rern Orten auszubreiten.
c. Daß Petrus mit Paulo und Barnaba die
Abrede genommen, er wolle das Evangelium
der Judiſchen Nation in Orient verkuͤndigen;
an welche er auch, nicht aber an die Roͤmiſche
Kirche, ſeine beyden Briefe geſchrieben hat.
d. Daß Petrus zu der Zeit, da er zu Rom gewe-
ſen ſeyn ſoll, ſich zu Jeruſalem aufgehalten
hat, Ap. Geſch. 12. 15. Gal. 2, 1. u. f. theils
auch zu Antiochia, Gal. 2, 11. u. f.
e. Daß Lucas in der Apoſtel-Geſchichte von dem,
daß Petrus zu Rom geweſen, von dannen
gekommen, und wieder dahin gereiſet ſey,
nicht die allergeringſte Meldung thut.
f. Daß Paulus, als er zu der Zeit, da Petrus
zu Rom geweſen ſeyn ſoll, den Brief an die Roͤ-
mer geſchrieben, und an viele von der Roͤmi-
ſchen Kirche namentlich einen Gruß beſtellete;
auch da er hernach zu unterſchiedlichen Zeiten
unterſchiedliche Briefe an die Gemeinen in
Orient und Griechenland geſchrieben hat,
und darinnen von einigen aus Rom gleichfals
namentlich gruͤſſet, des Petri gar keine Mel-
dung thut. Geſetzt auch, daß Petrus endlich
vor ſeinem Ende ſey nach Rom gekommen,
und daſelbſt im Jahr Chriſti 68. mit Paulo
enthauptet worden, wie die alten Kirchen-
Scribenten melden; ſo iſt doch alles uͤbrige
Vorgeben ohne allen Grund.
II. Hi-
Q q q 3
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