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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung
[Spaltenumbruch] oblieget, zuvorderst und am allermeisten su-
chen sollen, nemlich die wahre Bekehrung
ihrer Zuhörer: und daß sie, um dazu recht
geistlich tüchtig zu seyn und sich getreue erfin-
den zu lassen, zuvorderst selbst von ihrem Gna-
den-Stande recht versichert seyn müssen.
Denn da der Apostel dieses bey den gemeinen
Christen zur Bemühung um die Bekehrung
anderer zum Grunde setzet, so ist es so viel nö-
thiger bey einem öffentlichen Lehrer. Je
mehr Segen sie denn in ihrem Amte haben,
iemehr bekommen sie: sintemal ein ieglicher
rechtschafner Zuhörer eine solche Kohle ist, wel-
che auch andere anzündet.
b. Die Zuhörer haben zu erkennen, was das
für eine gesegnete Sache sey, wenn sie von
GOtt gewürdiget werden, gleichfals geist-
liche Väter geistlicher Kinder zu werden. Jst
über die, welche andere durch ihr Exempel är-
gern und verderben, das Wehe ausgeruffen
Matth. 18, 7. welche eine Seligkeit wird hin-
gegen denen daher nicht aus Gnaden ange-
deyen, welche Werckzeuge GOttes zu ande-
rer ihre Bekehrung mit ihrem gantzen Wan-
del, und dabey denn auch mit dem Worte
der Wahrheit gewesen sind! denn da gehet
sie die Verheissung mit an von denen, welche,
weil sie viele zur Gerechtigkeit gewiesen
haben, leuchten werden wie die Sterne
immer und ewiglich.
Dan. 12, 3. Von
dieser Pflicht gemeinschaftlicher Erbauung
[Spaltenumbruch] sehe man auch Matth. 18, 15. Gal. 4, 1. 1 Thess.
5, 11. 14.
c. Es haben aber auch diejenigen unter den Zu-
hörern, welche der Erbauung bedürfen, hie-
bey ihre Pflicht zu erkennen. Denn sind die
Stehende schuldig, sich der Gefallenen und
der Verirreten mit anzunehmen; und zwar
so viel mehr, so viel mehrere Gelegenheit ih-
nen bey mehrerm Umgang dazu gegeben wird:
so ist es auch dieser ihre Schuldigkeit, daß sie
sich wieder auf einen rechten Weg bringen
und von ihnen erbauen lassen. Und also hat
man das grosse und schädliche Vorurtheil
abzulegen, da man meynet, der andere ha-
be einem nichts zu sagen: als wodurch man
sich des Segens, der einem durch andere an-
gedeyen könte, selbst beraubet. Wer sich
weisen läßt, der wird auch weise, und
hält die Erinnerung für eine grosse Wohl-
that. Denn nimmt man es in zeitlichen Din-
gen mit allem Dancke an, wenn man von
andern vor einem nicht erkanten Schaden ge-
warnet wird; warum solte man es nicht in
solchen Sachen, welche auf die ewige Wohl-
fahrt gehen, noch viel lieber thun? daß aber
zur Bestrafung und Gewinnung anderer, son-
derlich derer, welchen man nicht vorgesetzet
ist, ein demüthiger und sanftmüthiger Geist,
mit vieler Weisheit, gehöre, das ist leichtlich
zu erachten. GOtt lasse auch auf diese Art
seinen Namen in seiner Kirche vielfältig ver-
herrlichet werden.


Erklärung
des Ersten Briefes
des Apostels Petri.
I. Historische Nachricht
von Petro.

Jnnhalt.

Die Geburts-Stadt §. I.
Der erste Name Simon § II.
Die erste Profeßion der Fischerey §. III.
Sein Ehestand §. IV.
Die Berufung zur Jüngerschaft Christi §. V.
Der neue Name Petrus §. VI.
Sein Seniorat im Collegio der Apostel §. VII.
[Spaltenumbruch]
Die Verleugnung Christi §. VIII.
Seine grosse Freudigkeit. §. IX.
Die übrigen Apostolischen Amts-Vrrrichtungen, §. X.
Die Abrede mit Paulo §. XI.
Das Verfahren zu Antiochia §. XII.
Das falsche Vorgeben der Papisten von Petro. §. XIII.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DEr Ort seiner Geburt, Bethsaida,
eine Stadt am Galiläischen Meer,
oder am See Gennezareth gele-
gen, da sein Vater war Jonas,
vermuthlich ein Fischer daselbst,
[Spaltenumbruch] ein Bruder Andreä, des Apostels Joh. 1, 42-45.
daher er hieß Simon Jona c. 21, 15. 16. 17.
Matth. 16, 17.

§. II. Der erste Name, den er in der
Beschneidung empfangen hatte, war Simon,

auch
Richtige und erbauliche Erklaͤrung
[Spaltenumbruch] oblieget, zuvorderſt und am allermeiſten ſu-
chen ſollen, nemlich die wahre Bekehrung
ihrer Zuhoͤrer: und daß ſie, um dazu recht
geiſtlich tuͤchtig zu ſeyn und ſich getreue erfin-
den zu laſſen, zuvorderſt ſelbſt von ihrem Gna-
den-Stande recht verſichert ſeyn muͤſſen.
Denn da der Apoſtel dieſes bey den gemeinen
Chriſten zur Bemuͤhung um die Bekehrung
anderer zum Grunde ſetzet, ſo iſt es ſo viel noͤ-
thiger bey einem oͤffentlichen Lehrer. Je
mehr Segen ſie denn in ihrem Amte haben,
iemehr bekommen ſie: ſintemal ein ieglicher
rechtſchafner Zuhoͤrer eine ſolche Kohle iſt, wel-
che auch andere anzuͤndet.
b. Die Zuhoͤrer haben zu erkennen, was das
fuͤr eine geſegnete Sache ſey, wenn ſie von
GOtt gewuͤrdiget werden, gleichfals geiſt-
liche Vaͤter geiſtlicher Kinder zu werden. Jſt
uͤber die, welche andere durch ihr Exempel aͤr-
gern und verderben, das Wehe ausgeruffen
Matth. 18, 7. welche eine Seligkeit wird hin-
gegen denen daher nicht aus Gnaden ange-
deyen, welche Werckzeuge GOttes zu ande-
rer ihre Bekehrung mit ihrem gantzen Wan-
del, und dabey denn auch mit dem Worte
der Wahrheit geweſen ſind! denn da gehet
ſie die Verheiſſung mit an von denen, welche,
weil ſie viele zur Gerechtigkeit gewieſen
haben, leuchten werden wie die Sterne
immer und ewiglich.
Dan. 12, 3. Von
dieſer Pflicht gemeinſchaftlicher Erbauung
[Spaltenumbruch] ſehe man auch Matth. 18, 15. Gal. 4, 1. 1 Theſſ.
5, 11. 14.
c. Es haben aber auch diejenigen unter den Zu-
hoͤrern, welche der Erbauung beduͤrfen, hie-
bey ihre Pflicht zu erkennen. Denn ſind die
Stehende ſchuldig, ſich der Gefallenen und
der Verirreten mit anzunehmen; und zwar
ſo viel mehr, ſo viel mehrere Gelegenheit ih-
nen bey mehrerm Umgang dazu gegeben wird:
ſo iſt es auch dieſer ihre Schuldigkeit, daß ſie
ſich wieder auf einen rechten Weg bringen
und von ihnen erbauen laſſen. Und alſo hat
man das groſſe und ſchaͤdliche Vorurtheil
abzulegen, da man meynet, der andere ha-
be einem nichts zu ſagen: als wodurch man
ſich des Segens, der einem durch andere an-
gedeyen koͤnte, ſelbſt beraubet. Wer ſich
weiſen laͤßt, der wird auch weiſe, und
haͤlt die Erinnerung fuͤr eine groſſe Wohl-
that. Denn nimmt man es in zeitlichen Din-
gen mit allem Dancke an, wenn man von
andern vor einem nicht erkanten Schaden ge-
warnet wird; warum ſolte man es nicht in
ſolchen Sachen, welche auf die ewige Wohl-
fahrt gehen, noch viel lieber thun? daß aber
zur Beſtrafung und Gewinnung anderer, ſon-
derlich derer, welchen man nicht vorgeſetzet
iſt, ein demuͤthiger und ſanftmuͤthiger Geiſt,
mit vieler Weisheit, gehoͤre, das iſt leichtlich
zu erachten. GOtt laſſe auch auf dieſe Art
ſeinen Namen in ſeiner Kirche vielfaͤltig ver-
herrlichet werden.


Erklaͤrung
des Erſten Briefes
des Apoſtels Petri.
I. Hiſtoriſche Nachricht
von Petro.

Jnnhalt.

Die Geburts-Stadt §. I.
Der erſte Name Simon § II.
Die erſte Profeßion der Fiſcherey §. III.
Sein Eheſtand §. IV.
Die Berufung zur Juͤngerſchaft Chriſti §. V.
Der neue Name Petrus §. VI.
Sein Seniorat im Collegio der Apoſtel §. VII.
[Spaltenumbruch]
Die Verleugnung Chriſti §. VIII.
Seine groſſe Freudigkeit. §. IX.
Die uͤbrigen Apoſtoliſchen Amts-Vrrrichtungen, §. X.
Die Abrede mit Paulo §. XI.
Das Verfahren zu Antiochia §. XII.
Das falſche Vorgeben der Papiſten von Petro. §. XIII.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DEr Ort ſeiner Geburt, Bethſaida,
eine Stadt am Galilaͤiſchen Meer,
oder am See Gennezareth gele-
gen, da ſein Vater war Jonas,
vermuthlich ein Fiſcher daſelbſt,
[Spaltenumbruch] ein Bruder Andreaͤ, des Apoſtels Joh. 1, 42-45.
daher er hieß Simon Jona c. 21, 15. 16. 17.
Matth. 16, 17.

§. II. Der erſte Name, den er in der
Beſchneidung empfangen hatte, war Simon,

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[492/0494] Richtige und erbauliche Erklaͤrung oblieget, zuvorderſt und am allermeiſten ſu- chen ſollen, nemlich die wahre Bekehrung ihrer Zuhoͤrer: und daß ſie, um dazu recht geiſtlich tuͤchtig zu ſeyn und ſich getreue erfin- den zu laſſen, zuvorderſt ſelbſt von ihrem Gna- den-Stande recht verſichert ſeyn muͤſſen. Denn da der Apoſtel dieſes bey den gemeinen Chriſten zur Bemuͤhung um die Bekehrung anderer zum Grunde ſetzet, ſo iſt es ſo viel noͤ- thiger bey einem oͤffentlichen Lehrer. Je mehr Segen ſie denn in ihrem Amte haben, iemehr bekommen ſie: ſintemal ein ieglicher rechtſchafner Zuhoͤrer eine ſolche Kohle iſt, wel- che auch andere anzuͤndet. b. Die Zuhoͤrer haben zu erkennen, was das fuͤr eine geſegnete Sache ſey, wenn ſie von GOtt gewuͤrdiget werden, gleichfals geiſt- liche Vaͤter geiſtlicher Kinder zu werden. Jſt uͤber die, welche andere durch ihr Exempel aͤr- gern und verderben, das Wehe ausgeruffen Matth. 18, 7. welche eine Seligkeit wird hin- gegen denen daher nicht aus Gnaden ange- deyen, welche Werckzeuge GOttes zu ande- rer ihre Bekehrung mit ihrem gantzen Wan- del, und dabey denn auch mit dem Worte der Wahrheit geweſen ſind! denn da gehet ſie die Verheiſſung mit an von denen, welche, weil ſie viele zur Gerechtigkeit gewieſen haben, leuchten werden wie die Sterne immer und ewiglich. Dan. 12, 3. Von dieſer Pflicht gemeinſchaftlicher Erbauung ſehe man auch Matth. 18, 15. Gal. 4, 1. 1 Theſſ. 5, 11. 14. c. Es haben aber auch diejenigen unter den Zu- hoͤrern, welche der Erbauung beduͤrfen, hie- bey ihre Pflicht zu erkennen. Denn ſind die Stehende ſchuldig, ſich der Gefallenen und der Verirreten mit anzunehmen; und zwar ſo viel mehr, ſo viel mehrere Gelegenheit ih- nen bey mehrerm Umgang dazu gegeben wird: ſo iſt es auch dieſer ihre Schuldigkeit, daß ſie ſich wieder auf einen rechten Weg bringen und von ihnen erbauen laſſen. Und alſo hat man das groſſe und ſchaͤdliche Vorurtheil abzulegen, da man meynet, der andere ha- be einem nichts zu ſagen: als wodurch man ſich des Segens, der einem durch andere an- gedeyen koͤnte, ſelbſt beraubet. Wer ſich weiſen laͤßt, der wird auch weiſe, und haͤlt die Erinnerung fuͤr eine groſſe Wohl- that. Denn nimmt man es in zeitlichen Din- gen mit allem Dancke an, wenn man von andern vor einem nicht erkanten Schaden ge- warnet wird; warum ſolte man es nicht in ſolchen Sachen, welche auf die ewige Wohl- fahrt gehen, noch viel lieber thun? daß aber zur Beſtrafung und Gewinnung anderer, ſon- derlich derer, welchen man nicht vorgeſetzet iſt, ein demuͤthiger und ſanftmuͤthiger Geiſt, mit vieler Weisheit, gehoͤre, das iſt leichtlich zu erachten. GOtt laſſe auch auf dieſe Art ſeinen Namen in ſeiner Kirche vielfaͤltig ver- herrlichet werden. Erklaͤrung des Erſten Briefes des Apoſtels Petri. I. Hiſtoriſche Nachricht von Petro. Jnnhalt. Die Geburts-Stadt §. I. Der erſte Name Simon § II. Die erſte Profeßion der Fiſcherey §. III. Sein Eheſtand §. IV. Die Berufung zur Juͤngerſchaft Chriſti §. V. Der neue Name Petrus §. VI. Sein Seniorat im Collegio der Apoſtel §. VII. Die Verleugnung Chriſti §. VIII. Seine groſſe Freudigkeit. §. IX. Die uͤbrigen Apoſtoliſchen Amts-Vrrrichtungen, §. X. Die Abrede mit Paulo §. XI. Das Verfahren zu Antiochia §. XII. Das falſche Vorgeben der Papiſten von Petro. §. XIII. §. I. DEr Ort ſeiner Geburt, Bethſaida, eine Stadt am Galilaͤiſchen Meer, oder am See Gennezareth gele- gen, da ſein Vater war Jonas, vermuthlich ein Fiſcher daſelbſt, ein Bruder Andreaͤ, des Apoſtels Joh. 1, 42-45. daher er hieß Simon Jona c. 21, 15. 16. 17. Matth. 16, 17. §. II. Der erſte Name, den er in der Beſchneidung empfangen hatte, war Simon, auch

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/494>, abgerufen am 22.11.2024.