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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 1. v. 17-19.
[Spaltenumbruch] noch unterschiedliche gute Erinnerungen zu neh-
men:

a. Wie erstaunlich groß die Allwissenheit
GOttes sey, kan man daraus erkennen, daß er
aller Menschen, die iemals gelebet haben, noch
leben und leben werden, ihre innerliche und
äusserliche Wercke, darnach er richten will und
wird, kennet: welches einen billig vor den all-
sehenden Augen GOttes in eine heilige Furcht
setzet, und darinn erhält.
b. Es ist zwar wahr, daß GOTT in denen Din-
gen, wo die That nicht möglich gewesen ist, den
Willen für die That annimmt: im übrigen
aber gehet es nicht an, sondern da will er vom
Guten nicht allein den Willen, sondern auch
die That, oder Wercke selbst haben, und dar-
nach das Gericht balten.
c. Verlieret einer vor menschlichem Gerichte
daher, daß der Richter ein partheyisches Anse-
hen der Person hat, seine gerechte Sache,
oder wird auch sonst ungütig beurtheilet, so
hat man sich seines guten Gewissens vor dem
allsehenden Richter der Lebendigen und der
Todten zu getrösten.
V. 18. 19.

Und wisset, daß ihr nicht mit vergäng-
lichen Silber, oder Golde erlöset seyd von
eurem eiteln Wandel nach väterlicher Wei-
se
(und von dem gantzen Stande der Sünden,
daher solcher Wandel entstehet) sondern mit
dem theuren Blute Christi, als eines un-
schuldigen und unbefleckten Lammes.

Anmerckungen.

1. Zuvorderst ist alhier die Verbindung
dieser Verse mit den vorhergehenden wohl zu er-
wegen. Denn nachdem der Apostel die Gläu-
bigen zum heiligen in der Furcht GOttes zu-
führenden Wandel angemahnet, und dazu sich
des von dem gerechten Gerichte GOttes herge-
nommenen Bewegungs-Grundes bedienet hat,
so thut er einen andern hinzu. Und da er sie mit
jenem auf die richterliche Gerechtigkeit
GOttes, nach dem Gesetze geführet hat, so
führet er sie mit diesem nach dem Evangelio auf
die Erlösung Christi. Daraus wir dieses ler-
nen, daß man die Ursachen, welche einen zur
wahren Heiligung bewegen sollen, weder vom
Evangelio, noch vom Gesetze, allein herneh-
men, sondern allemal beydes wohl zusammen
mit einander verbinden solle. Beydes, das
Gesetz und das Evangelium hat seinen Grund in
GOTT selbst, das Gesetz in der Gerechtigkeit,
das Evangelium in der Liebe und Barm-
hertzigkeit
GOttes: und so wenig man eine
wesentliche Eigenschaft in GOtt selbst von ein-
ander trennen kan, eben so wenig läßt sich auch
das Evangelium und das Gesetz, in dem würdi-
gen Gebrauche, von einander scheiden. Wel-
ches doch leider in der That geschiehet: aber wie
mit grosser Verunehrung GOttes, also auch
zum Nachtheil des rechtschafnen Christenthums:
Da man nemlich eines theils mit Hindansetzung
des Evangelii nur suchet nach dem Gesetze seine
[Spaltenumbruch] eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und, weil man
nur aus eignen Kräften wircket, nichts mehr
wird, als ein übertünchtes Grab, nach Matth.
23, 27. oder andern theils bey allem Ungehor-
sam wider das Gesetz das Evangelium mißbrau-
chet, und die Gnade GOttes auf Muthwillen
ziehet. Hingegen aber aus rechter Verbin-
dung des Gesetzes und Evangelii entstehet ein
solcher Wandel, der nicht allein heilig, sondern
auch zuversichtlich und freudig ist.

2. Das Verbum eidotes, ihr wisset, ste-
het alhier im grossen Nachdrucke. Zuvorderst
ist es nach seiner participialischen Eigenschaft
anzusehen, als stünde es im Indicativo mit
dem Wörtlein weil, weil ihr wisset. Denn
es wird alhier zur Anführung einer Ursache ge-
brauchet. Daher es Lutherus Röm. 13, 12. gar
wohl gegeben hat: Weil wir solches wissen.
Es heißt aber wissen alhier soviel, als glau-
ben,
oder etwas auf eine gläubige Art im gött-
lichen Lichte erkennen, also, daß man sich da-
von aus der kräftigen Wirckung des heiligen
Geistes überzeuget hält. Denn keine andere
Erkentniß von der Erlösung Christi ist rechter
Art, und keine andere giebt den rechten Trieb
zur Heiligung. So waren auch die ersten Chri-
sten bey ihrer Bekehrung zu keiner andern Er-
kentniß gelanget, als zu einer solchen; und hat
ihnen hingegen nicht in den Sinn kommen kön-
nen, daß einer ohne wahre Bekehrung könne
zur wahren Erleuchtung kommen. Daß aber
erkennen oft soviel sey als glauben, sehe man
unter andern Jes. 53, 11. da es von Christo heißt;
durch sein Erkenntniß (dadurch er für den
wahren Meßam erkannt wird,) wird er, mein
Knecht, der Gerechte, viel gerecht machen.

Siehe auch Joh. 17, 3. 2 Pet. 1, 3. u. s. w.

3. Wir haben aber bey diesem Spruche
selbst folgende Stücke wohl zu mercken: a. den
Erlöser: b. seine Erlösung, c. das theure
Blut,
womit sie geschehen ist: d. der eitele
Wandel,
wovon sie uns befreyet hat. Bey
dem ersten Puncte, da der Erlöser das unschul-
dige und unbefleckte Lamm heisset, haben wir
unterschiedliches zu erwegen:

a. Der Erlöser heißt das Lamm, damit uns
zur Betrachtung angewiesen wird:
a. Das Vorbild im alten Testament, theils
an dem Oster-Lamm, theils an den vielen
Opfer-Lämmern.
b. Das Gegenbild in Christo nach diesem
Orte, und so vielen andern, sonderlich Joh.
1, 29. 36. 1 Cor. 5, 7. und wird sonderlich
in der Offenbarung Johannis der Sohn
GOttes über 50 mal das Lamm genen-
net, dabey aber auch nach seiner wahren
Gottheit, als der Löwe vom Stamm Ju-
da, vorgestellet.
g. Am Gegenbilde bey der Vergiessung des
Bluts und des Todes, die Sanftmuth,
Geduld
und der vollkommene Gehor-
sam.
Jes. 53, 7.
b. Der Erlöser heißt das unschuldige und un-
befleckte
Lamm: damit gleichfals gesehen
wird

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 17-19.
[Spaltenumbruch] noch unterſchiedliche gute Erinnerungen zu neh-
men:

a. Wie erſtaunlich groß die Allwiſſenheit
GOttes ſey, kan man daraus erkennen, daß er
aller Menſchen, die iemals gelebet haben, noch
leben und leben werden, ihre innerliche und
aͤuſſerliche Wercke, darnach er richten will und
wird, kennet: welches einen billig vor den all-
ſehenden Augen GOttes in eine heilige Furcht
ſetzet, und darinn erhaͤlt.
b. Es iſt zwar wahr, daß GOTT in denen Din-
gen, wo die That nicht moͤglich geweſen iſt, den
Willen fuͤr die That annimmt: im uͤbrigen
aber gehet es nicht an, ſondern da will er vom
Guten nicht allein den Willen, ſondern auch
die That, oder Wercke ſelbſt haben, und dar-
nach das Gericht balten.
c. Verlieret einer vor menſchlichem Gerichte
daher, daß der Richter ein partheyiſches Anſe-
hen der Perſon hat, ſeine gerechte Sache,
oder wird auch ſonſt unguͤtig beurtheilet, ſo
hat man ſich ſeines guten Gewiſſens vor dem
allſehenden Richter der Lebendigen und der
Todten zu getroͤſten.
V. 18. 19.

Und wiſſet, daß ihr nicht mit vergaͤng-
lichen Silber, oder Golde erloͤſet ſeyd von
eurem eiteln Wandel nach vaͤterlicher Wei-
ſe
(und von dem gantzen Stande der Suͤnden,
daher ſolcher Wandel entſtehet) ſondern mit
dem theuren Blute Chriſti, als eines un-
ſchuldigen und unbefleckten Lammes.

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt iſt alhier die Verbindung
dieſer Verſe mit den vorhergehenden wohl zu er-
wegen. Denn nachdem der Apoſtel die Glaͤu-
bigen zum heiligen in der Furcht GOttes zu-
fuͤhrenden Wandel angemahnet, und dazu ſich
des von dem gerechten Gerichte GOttes herge-
nommenen Bewegungs-Grundes bedienet hat,
ſo thut er einen andern hinzu. Und da er ſie mit
jenem auf die richterliche Gerechtigkeit
GOttes, nach dem Geſetze gefuͤhret hat, ſo
fuͤhret er ſie mit dieſem nach dem Evangelio auf
die Erloͤſung Chriſti. Daraus wir dieſes ler-
nen, daß man die Urſachen, welche einen zur
wahren Heiligung bewegen ſollen, weder vom
Evangelio, noch vom Geſetze, allein herneh-
men, ſondern allemal beydes wohl zuſammen
mit einander verbinden ſolle. Beydes, das
Geſetz und das Evangelium hat ſeinen Grund in
GOTT ſelbſt, das Geſetz in der Gerechtigkeit,
das Evangelium in der Liebe und Barm-
hertzigkeit
GOttes: und ſo wenig man eine
weſentliche Eigenſchaft in GOtt ſelbſt von ein-
ander trennen kan, eben ſo wenig laͤßt ſich auch
das Evangelium und das Geſetz, in dem wuͤrdi-
gen Gebrauche, von einander ſcheiden. Wel-
ches doch leider in der That geſchiehet: aber wie
mit groſſer Verunehrung GOttes, alſo auch
zum Nachtheil des rechtſchafnen Chriſtenthums:
Da man nemlich eines theils mit Hindanſetzung
des Evangelii nur ſuchet nach dem Geſetze ſeine
[Spaltenumbruch] eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und, weil man
nur aus eignen Kraͤften wircket, nichts mehr
wird, als ein uͤbertuͤnchtes Grab, nach Matth.
23, 27. oder andern theils bey allem Ungehor-
ſam wider das Geſetz das Evangelium mißbrau-
chet, und die Gnade GOttes auf Muthwillen
ziehet. Hingegen aber aus rechter Verbin-
dung des Geſetzes und Evangelii entſtehet ein
ſolcher Wandel, der nicht allein heilig, ſondern
auch zuverſichtlich und freudig iſt.

2. Das Verbum ἐιδότες, ihr wiſſet, ſte-
het alhier im groſſen Nachdrucke. Zuvorderſt
iſt es nach ſeiner participialiſchen Eigenſchaft
anzuſehen, als ſtuͤnde es im Indicativo mit
dem Woͤrtlein weil, weil ihr wiſſet. Denn
es wird alhier zur Anfuͤhrung einer Urſache ge-
brauchet. Daher es Lutherus Roͤm. 13, 12. gar
wohl gegeben hat: Weil wir ſolches wiſſen.
Es heißt aber wiſſen alhier ſoviel, als glau-
ben,
oder etwas auf eine glaͤubige Art im goͤtt-
lichen Lichte erkennen, alſo, daß man ſich da-
von aus der kraͤftigen Wirckung des heiligen
Geiſtes uͤberzeuget haͤlt. Denn keine andere
Erkentniß von der Erloͤſung Chriſti iſt rechter
Art, und keine andere giebt den rechten Trieb
zur Heiligung. So waren auch die erſten Chri-
ſten bey ihrer Bekehrung zu keiner andern Er-
kentniß gelanget, als zu einer ſolchen; und hat
ihnen hingegen nicht in den Sinn kommen koͤn-
nen, daß einer ohne wahre Bekehrung koͤnne
zur wahren Erleuchtung kommen. Daß aber
erkennen oft ſoviel ſey als glauben, ſehe man
unter andern Jeſ. 53, 11. da es von Chriſto heißt;
durch ſein Erkenntniß (dadurch er fuͤr den
wahren Meßam erkannt wird,) wird er, mein
Knecht, der Gerechte, viel gerecht machen.

Siehe auch Joh. 17, 3. 2 Pet. 1, 3. u. ſ. w.

3. Wir haben aber bey dieſem Spruche
ſelbſt folgende Stuͤcke wohl zu mercken: a. den
Erloͤſer: b. ſeine Erloͤſung, c. das theure
Blut,
womit ſie geſchehen iſt: d. der eitele
Wandel,
wovon ſie uns befreyet hat. Bey
dem erſten Puncte, da der Erloͤſer das unſchul-
dige und unbefleckte Lamm heiſſet, haben wir
unterſchiedliches zu erwegen:

a. Der Erloͤſer heißt das Lamm, damit uns
zur Betrachtung angewieſen wird:
α. Das Vorbild im alten Teſtament, theils
an dem Oſter-Lamm, theils an den vielen
Opfer-Laͤmmern.
β. Das Gegenbild in Chriſto nach dieſem
Orte, und ſo vielen andern, ſonderlich Joh.
1, 29. 36. 1 Cor. 5, 7. und wird ſonderlich
in der Offenbarung Johannis der Sohn
GOttes uͤber 50 mal das Lamm genen-
net, dabey aber auch nach ſeiner wahren
Gottheit, als der Loͤwe vom Stamm Ju-
da, vorgeſtellet.
γ. Am Gegenbilde bey der Vergieſſung des
Bluts und des Todes, die Sanftmuth,
Geduld
und der vollkommene Gehor-
ſam.
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[518/0520] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 17-19. noch unterſchiedliche gute Erinnerungen zu neh- men: a. Wie erſtaunlich groß die Allwiſſenheit GOttes ſey, kan man daraus erkennen, daß er aller Menſchen, die iemals gelebet haben, noch leben und leben werden, ihre innerliche und aͤuſſerliche Wercke, darnach er richten will und wird, kennet: welches einen billig vor den all- ſehenden Augen GOttes in eine heilige Furcht ſetzet, und darinn erhaͤlt. b. Es iſt zwar wahr, daß GOTT in denen Din- gen, wo die That nicht moͤglich geweſen iſt, den Willen fuͤr die That annimmt: im uͤbrigen aber gehet es nicht an, ſondern da will er vom Guten nicht allein den Willen, ſondern auch die That, oder Wercke ſelbſt haben, und dar- nach das Gericht balten. c. Verlieret einer vor menſchlichem Gerichte daher, daß der Richter ein partheyiſches Anſe- hen der Perſon hat, ſeine gerechte Sache, oder wird auch ſonſt unguͤtig beurtheilet, ſo hat man ſich ſeines guten Gewiſſens vor dem allſehenden Richter der Lebendigen und der Todten zu getroͤſten. V. 18. 19. Und wiſſet, daß ihr nicht mit vergaͤng- lichen Silber, oder Golde erloͤſet ſeyd von eurem eiteln Wandel nach vaͤterlicher Wei- ſe (und von dem gantzen Stande der Suͤnden, daher ſolcher Wandel entſtehet) ſondern mit dem theuren Blute Chriſti, als eines un- ſchuldigen und unbefleckten Lammes. Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt alhier die Verbindung dieſer Verſe mit den vorhergehenden wohl zu er- wegen. Denn nachdem der Apoſtel die Glaͤu- bigen zum heiligen in der Furcht GOttes zu- fuͤhrenden Wandel angemahnet, und dazu ſich des von dem gerechten Gerichte GOttes herge- nommenen Bewegungs-Grundes bedienet hat, ſo thut er einen andern hinzu. Und da er ſie mit jenem auf die richterliche Gerechtigkeit GOttes, nach dem Geſetze gefuͤhret hat, ſo fuͤhret er ſie mit dieſem nach dem Evangelio auf die Erloͤſung Chriſti. Daraus wir dieſes ler- nen, daß man die Urſachen, welche einen zur wahren Heiligung bewegen ſollen, weder vom Evangelio, noch vom Geſetze, allein herneh- men, ſondern allemal beydes wohl zuſammen mit einander verbinden ſolle. Beydes, das Geſetz und das Evangelium hat ſeinen Grund in GOTT ſelbſt, das Geſetz in der Gerechtigkeit, das Evangelium in der Liebe und Barm- hertzigkeit GOttes: und ſo wenig man eine weſentliche Eigenſchaft in GOtt ſelbſt von ein- ander trennen kan, eben ſo wenig laͤßt ſich auch das Evangelium und das Geſetz, in dem wuͤrdi- gen Gebrauche, von einander ſcheiden. Wel- ches doch leider in der That geſchiehet: aber wie mit groſſer Verunehrung GOttes, alſo auch zum Nachtheil des rechtſchafnen Chriſtenthums: Da man nemlich eines theils mit Hindanſetzung des Evangelii nur ſuchet nach dem Geſetze ſeine eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und, weil man nur aus eignen Kraͤften wircket, nichts mehr wird, als ein uͤbertuͤnchtes Grab, nach Matth. 23, 27. oder andern theils bey allem Ungehor- ſam wider das Geſetz das Evangelium mißbrau- chet, und die Gnade GOttes auf Muthwillen ziehet. Hingegen aber aus rechter Verbin- dung des Geſetzes und Evangelii entſtehet ein ſolcher Wandel, der nicht allein heilig, ſondern auch zuverſichtlich und freudig iſt. 2. Das Verbum ἐιδότες, ihr wiſſet, ſte- het alhier im groſſen Nachdrucke. Zuvorderſt iſt es nach ſeiner participialiſchen Eigenſchaft anzuſehen, als ſtuͤnde es im Indicativo mit dem Woͤrtlein weil, weil ihr wiſſet. Denn es wird alhier zur Anfuͤhrung einer Urſache ge- brauchet. Daher es Lutherus Roͤm. 13, 12. gar wohl gegeben hat: Weil wir ſolches wiſſen. Es heißt aber wiſſen alhier ſoviel, als glau- ben, oder etwas auf eine glaͤubige Art im goͤtt- lichen Lichte erkennen, alſo, daß man ſich da- von aus der kraͤftigen Wirckung des heiligen Geiſtes uͤberzeuget haͤlt. Denn keine andere Erkentniß von der Erloͤſung Chriſti iſt rechter Art, und keine andere giebt den rechten Trieb zur Heiligung. So waren auch die erſten Chri- ſten bey ihrer Bekehrung zu keiner andern Er- kentniß gelanget, als zu einer ſolchen; und hat ihnen hingegen nicht in den Sinn kommen koͤn- nen, daß einer ohne wahre Bekehrung koͤnne zur wahren Erleuchtung kommen. Daß aber erkennen oft ſoviel ſey als glauben, ſehe man unter andern Jeſ. 53, 11. da es von Chriſto heißt; durch ſein Erkenntniß (dadurch er fuͤr den wahren Meßam erkannt wird,) wird er, mein Knecht, der Gerechte, viel gerecht machen. Siehe auch Joh. 17, 3. 2 Pet. 1, 3. u. ſ. w. 3. Wir haben aber bey dieſem Spruche ſelbſt folgende Stuͤcke wohl zu mercken: a. den Erloͤſer: b. ſeine Erloͤſung, c. das theure Blut, womit ſie geſchehen iſt: d. der eitele Wandel, wovon ſie uns befreyet hat. Bey dem erſten Puncte, da der Erloͤſer das unſchul- dige und unbefleckte Lamm heiſſet, haben wir unterſchiedliches zu erwegen: a. Der Erloͤſer heißt das Lamm, damit uns zur Betrachtung angewieſen wird: α. Das Vorbild im alten Teſtament, theils an dem Oſter-Lamm, theils an den vielen Opfer-Laͤmmern. β. Das Gegenbild in Chriſto nach dieſem Orte, und ſo vielen andern, ſonderlich Joh. 1, 29. 36. 1 Cor. 5, 7. und wird ſonderlich in der Offenbarung Johannis der Sohn GOttes uͤber 50 mal das Lamm genen- net, dabey aber auch nach ſeiner wahren Gottheit, als der Loͤwe vom Stamm Ju- da, vorgeſtellet. γ. Am Gegenbilde bey der Vergieſſung des Bluts und des Todes, die Sanftmuth, Geduld und der vollkommene Gehor- ſam. Jeſ. 53, 7. b. Der Erloͤſer heißt das unſchuldige und un- befleckte Lamm: damit gleichfals geſehen wird

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/520>, abgerufen am 22.11.2024.