Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 4. 5. [Spaltenumbruch]
dischen Nation für einen Verführer aus-schryen. d. Der Erfolg der Verwerfung: daß sie darüber von GOTT wieder verworfen sind, und bis auf den heutigen Tag in der Jrre her- um gehen, bis sie der HERR noch dermal- eins in ihren Nachkommen wieder suchen und annehmen wird. 6. Wenn hingegen Christus heißt ein bey 7. Das Wort entimos köstlich, kostbar, V. 5. Und auch ihr als die lebendigen Stei- Anmerckungen. 1. Es sind diese Worte insgesamt vom 2. Was das erste Stück betrift, so finden a. Die Glaubigen, als lebendige Steine. Da sie Steine heissen im Gegenbilde des Tempels zu Jerusalem, welcher auf seinem sehr tief gele- genen Grunde von den vortreflichsten und vor- her wohl zubereiteten Steinen aufs prächtig- ste aufgeführet war. Lebendige aber heis- sen sie, nicht allein im Gegensatze auf die leb- losen Steine, sondern auch und sonderlich da- her, weil sie durch die c. 1, 3. 22. c. 2, 2. be- meldete Wiedergeburt waren zum geistlichen Leben kommen und lebendige Glieder wor- den an dem geistlichen Leibe CHristi. Und eben damit ist ihre Zubereitung geschehen. Denn wenn der heilige Geist einen zur wah- ren Bekehrung in die Schule nimmt, so wird er dadurch gleichsam behauen und zum geist- lichen Tempel geschickt gemachet, wie das mit den Steinen geschahe, welche auf dem Berge Libanon gebrochen und zum äufferli- chen Tempel zu Jerusalem zubereitet wur- den. b. Das geistliche Haus, wozu sie sich erbauen sollen, ist der geistliche Leib Christi, seine Kir- che auf Erden, so ferne sie aus rechtschafnen Gliedern bestehet. Man sehe davon unter andern Eph. 2, 20. u. f. da es heißt: Jhr seyd GOttes Haus-Genossen, erbauet auf den Grund der Apostel[ ]und Propheten, da JEsus Christus der Eck-Stein ist; auf welchem der gantze Bau in einander gefüget wächset zu einem heiligen Tem- pel in dem HErrn, auf welchem auch ihr mit erbauet werdet zu einer Behausung GOttes im Geist. Und daher heissen die Gläubigen Tempel GOttes, Tempel des Heiligen Geistes 1 Cor. 3, 9. 16. 17. c. 5, 19. 2 Cor. 6, 16. Siehe auch Hebr. 3, 6. 1 Tim. 3, 15. Off. 3, 12. c. 21, 22. c. Zu diesem Hause sollen sich die Gläubigen bauen: Wie denn daher und aus andern sol- chen Orten die gewöhnliche Redens-Art von der Erbauung genommen ist. Es gehet die- se Erbauung auf einen solchen Wachsthum, der sich bey einem ieden insonderheit, und bey allen in gemeinschaftlicher Zusammen- stimmung befinden soll. Dabey denn wol das Fürnehmste war, die zu suchende und zu nehmende mehrere Stärckung des Glaubens; als in welchem die geistlichen Heyls-Güter zum
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 4. 5. [Spaltenumbruch]
diſchen Nation fuͤr einen Verfuͤhrer aus-ſchryen. d. Der Erfolg der Verwerfung: daß ſie daruͤber von GOTT wieder verworfen ſind, und bis auf den heutigen Tag in der Jrre her- um gehen, bis ſie der HERR noch dermal- eins in ihren Nachkommen wieder ſuchen und annehmen wird. 6. Wenn hingegen Chriſtus heißt ein bey 7. Das Wort ἔντιμος koͤſtlich, koſtbar, V. 5. Und auch ihr als die lebendigen Stei- Anmerckungen. 1. Es ſind dieſe Worte insgeſamt vom 2. Was das erſte Stuͤck betrift, ſo finden a. Die Glaubigen, als lebendige Steine. Da ſie Steine heiſſen im Gegenbilde des Tempels zu Jeruſalem, welcher auf ſeinem ſehr tief gele- genen Grunde von den vortreflichſten und vor- her wohl zubereiteten Steinen aufs praͤchtig- ſte aufgefuͤhret war. Lebendige aber heiſ- ſen ſie, nicht allein im Gegenſatze auf die leb- loſen Steine, ſondern auch und ſonderlich da- her, weil ſie durch die c. 1, 3. 22. c. 2, 2. be- meldete Wiedergeburt waren zum geiſtlichen Leben kommen und lebendige Glieder wor- den an dem geiſtlichen Leibe CHriſti. Und eben damit iſt ihre Zubereitung geſchehen. Denn wenn der heilige Geiſt einen zur wah- ren Bekehrung in die Schule nimmt, ſo wird er dadurch gleichſam behauen und zum geiſt- lichen Tempel geſchickt gemachet, wie das mit den Steinen geſchahe, welche auf dem Berge Libanon gebrochen und zum aͤufferli- chen Tempel zu Jeruſalem zubereitet wur- den. b. Das geiſtliche Haus, wozu ſie ſich erbauen ſollen, iſt der geiſtliche Leib Chriſti, ſeine Kir- che auf Erden, ſo ferne ſie aus rechtſchafnen Gliedern beſtehet. Man ſehe davon unter andern Eph. 2, 20. u. f. da es heißt: Jhr ſeyd GOttes Haus-Genoſſen, erbauet auf den Grund der Apoſtel[ ]und Propheten, da JEſus Chriſtus der Eck-Stein iſt; auf welchem der gantze Bau in einander gefuͤget waͤchſet zu einem heiligen Tem- pel in dem HErrn, auf welchem auch ihr mit erbauet werdet zu einer Behauſung GOttes im Geiſt. Und daher heiſſen die Glaͤubigen Tempel GOttes, Tempel des Heiligen Geiſtes 1 Cor. 3, 9. 16. 17. c. 5, 19. 2 Cor. 6, 16. Siehe auch Hebr. 3, 6. 1 Tim. 3, 15. Off. 3, 12. c. 21, 22. c. Zu dieſem Hauſe ſollen ſich die Glaͤubigen bauen: Wie denn daher und aus andern ſol- chen Orten die gewoͤhnliche Redens-Art von der Erbauung genommen iſt. Es gehet die- ſe Erbauung auf einen ſolchen Wachsthum, der ſich bey einem ieden inſonderheit, und bey allen in gemeinſchaftlicher Zuſammen- ſtimmung befinden ſoll. Dabey denn wol das Fuͤrnehmſte war, die zu ſuchende und zu nehmende mehrere Staͤrckung des Glaubens; als in welchem die geiſtlichen Heyls-Guͤter zum
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 4. 5.
diſchen Nation fuͤr einen Verfuͤhrer aus-
ſchryen.
d. Der Erfolg der Verwerfung: daß ſie
daruͤber von GOTT wieder verworfen ſind,
und bis auf den heutigen Tag in der Jrre her-
um gehen, bis ſie der HERR noch dermal-
eins in ihren Nachkommen wieder ſuchen und
annehmen wird.
6. Wenn hingegen Chriſtus heißt ein bey
GOtt auserwehlter Stein, ſo iſt das Wort
auserwehlet ſo viel, als ſehr lieb und ange-
nehm: und wird damit geſehen, nicht allein auf
ſeine Perſon, nach welcher er iſt ὑιὸς τῆς ἀγάπης,
der Sohn der Liebe Col. 1, 13. an welchem der
Vater ein unendliches Wohlgefallen hat
Matth. 3, 17. c. 17, 5. ſondern auch auf ſein Ver-
ſoͤhn-Amt, an welchem der Vater, als Richter,
ſein hoͤchſtes Wohlgefallen bezeuget, und durch
welches er das gnaͤdige Wohlgefallen ſeines
Willens ausfuͤhret.
7. Das Wort ἔντιμος koͤſtlich, koſtbar,
theuer und werth, wird dazu geſetzet, um das
vorhergehende dem Nachdrucke nach damit ſo
viel mehr zu erlaͤutern. Und da der Apoſtel c. 1,
19. das Blut Chriſti hat genennet τίμιος, koſt-
bar, theuer, und CHriſtus mit ſeinem durch
das Blut bezeichneten Verſoͤhnungs-Tod an
ſtatt des in der Welt koͤſtlichſten Silbers und
Goldes v. 18. das Loͤſe-Geld gebracht und da-
durch eine ewige Erloͤſung gefunden, oder er-
worben hatte; ſo heißt er daher billig der koͤſt-
liche Stein.
V. 5.
Und auch ihr als die lebendigen Stei-
ne, bauet euch zum geiſtlichen Hauſe, und
zum heiligen Prieſterthum, zu opfern
geiſtliche Opfer, die GOtt angenehm ſind
durch JEſum CHriſtum.
Anmerckungen.
1. Es ſind dieſe Worte insgeſamt vom
Levitiſchen Gottesdienſte hergenommen, und
fuͤhren uns auf das Evangeliſche Gegenbild,
welches wir in Chriſto und im Chriſtenthum ha-
ben: und zwar nach dieſen beſondern Stuͤcken:
erſtlich des Tempels; zum andern des Prie-
ſterthums; zum dritten der geiſtlichen Opf-
fer, damit es die Prieſter zu thun haben: Da-
bey es denn viertens hauptſaͤchlich auf den Ho-
henprieſter ankoͤmmt, als durch welchen al-
ler Evangeliſcher Gottesdienſt GOTT muß
angenehm gemachet werden. Und da es bey
dem gantzen Levitiſchen Gottesdienſt eigentlich
auf dieſe vier Haupt-Stuͤcke, dahin alle uͤbrige
referiret werden koͤnnen, ankam, nemlich auf
loca ſacra, auf die Oerter, welche ſich GOtt
zu ſeiner Bedienung erwehlet hatte, auf perſo-
nas ſacras, ſolche Perſonen, welche den Got-
tesdienſt verrichteten, und auf actiones ſacras,
auf die Handlungen, womit ſie es am meiſten
zuthun hatten; und denn endlich auch auf tem-
pora ſacra, auf diejenige Feſt-Zeiten, welche
GOTT zu ſeiner Verehrung ſonderlich verord-
net hatte: ſo fuͤhret der Apoſtel nur die drey er-
ſten zum Gegenbilde an, und das letztere Stuͤck
von den Zeiten, oder Feſten, laͤßt er aus, weil
wir zur Zeit des neuen Teſtaments daran nicht
mehr auf eine Levitiſche Art verbunden ſind, ſon-
dern, auſſer dem, daß auch gewiſſe Zeiten nach
Evangeliſcher Freyheit dazu koͤnnen genommen
werden, GOTT allezeit im Geiſte und in der
Wahrheit anbeten ſollen, worauf der Apoſtel
die Glaͤubigen auch im gantzen Briefe fuͤhret.
Es muͤſſen aber nun die bemeldeten drey Stuͤcke
ihres Nachdruckes wegen noch inſonderheit be-
trachtet werden.
2. Was das erſte Stuͤck betrift, ſo finden
wir darinn unterſchiedliche Neben-Puncte, als
da ſind:
a. Die Glaubigen, als lebendige Steine. Da
ſie Steine heiſſen im Gegenbilde des Tempels
zu Jeruſalem, welcher auf ſeinem ſehr tief gele-
genen Grunde von den vortreflichſten und vor-
her wohl zubereiteten Steinen aufs praͤchtig-
ſte aufgefuͤhret war. Lebendige aber heiſ-
ſen ſie, nicht allein im Gegenſatze auf die leb-
loſen Steine, ſondern auch und ſonderlich da-
her, weil ſie durch die c. 1, 3. 22. c. 2, 2. be-
meldete Wiedergeburt waren zum geiſtlichen
Leben kommen und lebendige Glieder wor-
den an dem geiſtlichen Leibe CHriſti. Und
eben damit iſt ihre Zubereitung geſchehen.
Denn wenn der heilige Geiſt einen zur wah-
ren Bekehrung in die Schule nimmt, ſo wird
er dadurch gleichſam behauen und zum geiſt-
lichen Tempel geſchickt gemachet, wie das
mit den Steinen geſchahe, welche auf dem
Berge Libanon gebrochen und zum aͤufferli-
chen Tempel zu Jeruſalem zubereitet wur-
den.
b. Das geiſtliche Haus, wozu ſie ſich erbauen
ſollen, iſt der geiſtliche Leib Chriſti, ſeine Kir-
che auf Erden, ſo ferne ſie aus rechtſchafnen
Gliedern beſtehet. Man ſehe davon unter
andern Eph. 2, 20. u. f. da es heißt: Jhr
ſeyd GOttes Haus-Genoſſen, erbauet auf
den Grund der Apoſtel[ ]und Propheten,
da JEſus Chriſtus der Eck-Stein iſt;
auf welchem der gantze Bau in einander
gefuͤget waͤchſet zu einem heiligen Tem-
pel in dem HErrn, auf welchem auch ihr
mit erbauet werdet zu einer Behauſung
GOttes im Geiſt. Und daher heiſſen die
Glaͤubigen Tempel GOttes, Tempel des
Heiligen Geiſtes 1 Cor. 3, 9. 16. 17. c. 5, 19.
2 Cor. 6, 16. Siehe auch Hebr. 3, 6. 1 Tim. 3,
15. Off. 3, 12. c. 21, 22.
c. Zu dieſem Hauſe ſollen ſich die Glaͤubigen
bauen: Wie denn daher und aus andern ſol-
chen Orten die gewoͤhnliche Redens-Art von
der Erbauung genommen iſt. Es gehet die-
ſe Erbauung auf einen ſolchen Wachsthum,
der ſich bey einem ieden inſonderheit, und
bey allen in gemeinſchaftlicher Zuſammen-
ſtimmung befinden ſoll. Dabey denn wol
das Fuͤrnehmſte war, die zu ſuchende und zu
nehmende mehrere Staͤrckung des Glaubens;
als in welchem die geiſtlichen Heyls-Guͤter
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