Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 2. v. 9. des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
7. Zu dem besondern Vorzuge gehöre- 8. Dieses alles aber ließ GOtt dem Judi- 9. Nun müssen wir sehen, wie dieses auf 10. Und hieraus ist auch leichtlich zu erken- 11. Und dabey sind sie denn auch ein kö- 12. Was nun der königlichen Priester ih- a. Daß in dieser Beschreibung GOttes die Tu- genden GOttes sind seine wesentlichen Eigenschaften. Denn da die Tugenden bey einem Menschen von der Beschaffenheit nicht sind, daß sie zum Wesen des Menschen gehö- ren; sintemal er sie verlieren und wieder an- nehmen kan; wie wir sonderlich aus dem Sünden-Fall erkennen: so sind sie hingegen in GOtt und bey GOtt wesentlich, nemlich seine Wahrheit, Weisheit, Liebe, Gna- de, Gerechtigkeit, Allmacht u. s. w. Die- se Eigenschaften sind GOttes wesentliche Tu- genden. b. Daß es der göttlichen Tugenden oder Voll- kommenheiten Art also mit sich bringet, daß sie sich gegen die Menschen durch gewisse Wercke im Reiche der Gnaden beweisen: und daß die Gläubigen solchen Erweis an sich in wirckli- cher Erfahrung bisher erkannt hatten. c. Daß auf diese ihre Erfahrung gesehen wird in den Worten: Der euch berufen hat von der Finsterniß, zu seinem wunderbaren Lichte, als womit der Apostel das Werck ih- rer ehemaligen Bekehrung beschreibet, und damit eben das saget, oder bekräftiget, was er c. 1, 3. 22. c. 2, 3. von der Wiedergeburt ge- saget hatte. Da er denn den Stand der Sünden benennet von der Finsterniß und dadurch das Reich des Satans mit aller sei- ner Gewalt, welche er durch die Sünde über den Menschen hat, verstehet; dem Reiche GOttes aber, als dem Reiche der Gnaden, die Benennung giebet von dem Lichte, und zwar einem recht wunderbaren, das ist, gar herrlichen und vortreflichen, darinnen sich ein Zusammenfluß von allen Heyls-Gütern fin- det; gleichwie in der Finsterniß eine Sam- lung ist aller Unseligkeit. Und zu dem Licht waren sie berufen, das ist dergestalt einge- laden auf Seiten GOttes, daß auch auf ihrer Seiten Y y y 2
Cap. 2. v. 9. des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
7. Zu dem beſondern Vorzuge gehoͤre- 8. Dieſes alles aber ließ GOtt dem Judi- 9. Nun muͤſſen wir ſehen, wie dieſes auf 10. Und hieraus iſt auch leichtlich zu erken- 11. Und dabey ſind ſie denn auch ein koͤ- 12. Was nun der koͤniglichen Prieſter ih- a. Daß in dieſer Beſchreibung GOttes die Tu- genden GOttes ſind ſeine weſentlichen Eigenſchaften. Denn da die Tugenden bey einem Menſchen von der Beſchaffenheit nicht ſind, daß ſie zum Weſen des Menſchen gehoͤ- ren; ſintemal er ſie verlieren und wieder an- nehmen kan; wie wir ſonderlich aus dem Suͤnden-Fall erkennen: ſo ſind ſie hingegen in GOtt und bey GOtt weſentlich, nemlich ſeine Wahrheit, Weisheit, Liebe, Gna- de, Gerechtigkeit, Allmacht u. ſ. w. Die- ſe Eigenſchaften ſind GOttes weſentliche Tu- genden. b. Daß es der goͤttlichen Tugenden oder Voll- kommenheiten Art alſo mit ſich bringet, daß ſie ſich gegen die Menſchen durch gewiſſe Wercke im Reiche der Gnaden beweiſen: und daß die Glaͤubigen ſolchen Erweis an ſich in wirckli- cher Erfahrung bisher erkannt hatten. c. Daß auf dieſe ihre Erfahrung geſehen wird in den Worten: Der euch berufen hat von der Finſterniß, zu ſeinem wunderbaren Lichte, als womit der Apoſtel das Werck ih- rer ehemaligen Bekehrung beſchreibet, und damit eben das ſaget, oder bekraͤftiget, was er c. 1, 3. 22. c. 2, 3. von der Wiedergeburt ge- ſaget hatte. Da er denn den Stand der Suͤnden benennet von der Finſterniß und dadurch das Reich des Satans mit aller ſei- ner Gewalt, welche er durch die Suͤnde uͤber den Menſchen hat, verſtehet; dem Reiche GOttes aber, als dem Reiche der Gnaden, die Benennung giebet von dem Lichte, und zwar einem recht wunderbaren, das iſt, gar herrlichen und vortreflichen, darinnen ſich ein Zuſammenfluß von allen Heyls-Guͤtern fin- det; gleichwie in der Finſterniß eine Sam- lung iſt aller Unſeligkeit. Und zu dem Licht waren ſie berufen, das iſt dergeſtalt einge- laden auf Seiten GOttes, daß auch auf ihrer Seiten Y y y 2
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Cap. 2. v. 9. des erſten Briefes Petri.
7. Zu dem beſondern Vorzuge gehoͤre-
te das auf den Meßiam gerichtete Prieſter-
thum und Koͤnigreich. Das Prieſterthum
wurde zuerſt verordnet, und dabey haͤtte es
auch bleiben koͤnnen, ſintemal es alſo eingerich-
tet war, daß der Hoheprieſter, nebſt dem hohen
Collegio der Aelteſten, eine recht koͤnigliche
Wuͤrde und Auctoritaͤt hatte, alſo daß in ei-
ner Perſon das Koͤnigreich mit dem Prieſter-
thum verbunden war; wie wir auch am Mel-
chiſedech ſehen. Und alſo war es ein koͤnig-
liches Prieſterthum, und ein prieſterliches
Koͤnigreich. Und ob gleich hernach beyde
Aemter ſind von einander unterſchieden, oder
durch unterſchiedene Perſonen gefuͤhret wor-
den; ſo blieb doch eine ſehr hohe Auctoritaͤt bey
dem Hohenprieſterthum.
8. Dieſes alles aber ließ GOtt dem Judi-
ſchen Volcke vor allen andern nur bloß zum
Vorbilde angedeyen; zum Vorbilde auf den
Meßiam und ſein geiſtliches Reich. Denn ſo
der Meßias nur konte aus einem einigen Volcke
geboren werden, ſo war ein gewiſſes Volck vor
andern, ob es gleich nicht beſſer war, dazu zu
erwehlen, und durch eine beſondere Form des
Regiments und Gottesdienſtes von andern zu
unterſcheiden, auch der Meßas demſelben nicht
allein zu verheiſſen, ſondern auch in Vorbildern
nach ſeinem Mittler-Amte und geiſtlichen Rei-
che abzuſchatten. Wozu denn das koͤnigliche
Prieſterthum mit allem, was dazu gehoͤret, ſon-
derlich genommen iſt.
9. Nun muͤſſen wir ſehen, wie dieſes auf
die Chriſten zu appliciren iſt. Dieſe ſind ein
auserwehlet Geſchlecht, nicht zur Beſitzung
des gelobten Landes, ſondern des himmliſchen
Canaans, und ſtehen vor allen andern Voͤl-
ckern in dem Bunde der Gnaden mit GOTT,
haben auch in der ſeligen Gemeinſchaft mit ihm
die wahre Religion und darinnen den wahren
Gottesdienſt. Und da es bey dortiger Erweh-
lung zum heiligen Volcke nur auf eine eintzige
Nation ankam, dazu zwar auch den uͤbrigen
der Zugang offen ſtunde: ſo findet ſich im neuen
Teſtamente gar kein Unterſcheid unter den Voͤl-
ckern: ſondern es heißt von allen: Wer an
ihn glaubet, der ſoll nicht zu ſchanden wer-
den. Davon Paulus Roͤm. 3, 29. 30. ſaget:
Jſt denn GOtt allein der Juden GOtt?
Jſt er nicht auch der Heyden GOtt? Ja
freylich auch der Heyden GOtt: ſintemal
er iſt ein einiger GOtt, der da gerecht ma-
chet die Beſchneidung aus dem Glauben
und die Vorhaut durch den Glauben.
10. Und hieraus iſt auch leichtlich zu erken-
nen, warum ſie auch heiſſen: das heilige
Volck, das Volck des Eigenthums: nem-
lich weil ſie ſich die von Chriſto geſchehene Heili-
gung, das iſt Verſoͤhnung und Erwerbung des
Heyls zueignen, und zwar alſo, daß ſie ſich da-
durch wie gerecht, alſo auch heilig machen laſ-
ſen, und ihm, als die erloͤſete Glieder, die ſein
geiſtlicher Leib ſind, als ſein Eigenthum anhan-
gen, und an ſtatt des irdiſchen Canaans, nach c. 1,
4. ein unvergaͤngliches, unbeflecktes und unver-
welckliches Erbe, das im Himmel behalten wird,
uͤberkommen. Siehe auch Tit. 2, 14.
11. Und dabey ſind ſie denn auch ein koͤ-
nigliches Prieſterthum: nach welchem ſie
zuvorderſt Chriſtum fuͤr ihren Koͤnig und Hohen-
prieſter erkennen, und wie ſein Verſoͤhn-Opfer
ſich in der Ordnung der geiſtlichen Salbung zur
Gerechtigkeit und allem Heyl zueignen, alſo
auch ſeinen Koͤniglichen Scepter kuͤſſen und ſich
von ihm regieren laſſen. Jn welcher Ordnung
ſie denn auch ſelbſt ſind geiſtliche Prieſter, wel-
che GOtt im Heiligthum der glaͤubigen Gemein-
ſchaft mit ihren geiſtlichen Opfern dienen, wie
zuvor v. 5. geſaget iſt: und dabey die hohe Wuͤrde
des geiſtlichen Gnaden-Reichs und kuͤnftigen
Reichs der Herrlichkeit haben: alſo daß ſie nicht
allein Unterthanen, ſondern auch Reichs-Genoſ-
ſen Chriſti ſind nach 1 Cor. 6, 2. 3. Off. 1, 5. 6. c.
3, 21. c. 5, 9. 10.
12. Was nun der koͤniglichen Prieſter ih-
re Pflicht betrift, ſo ſollen ſie verkuͤndigen die
Tugend deß, der ſie berufen hat von der Finſter-
niß zu ſeinem wunderbaren Licht: dabey wir fol-
gendes zu mercken haben:
a. Daß in dieſer Beſchreibung GOttes die Tu-
genden GOttes ſind ſeine weſentlichen
Eigenſchaften. Denn da die Tugenden bey
einem Menſchen von der Beſchaffenheit nicht
ſind, daß ſie zum Weſen des Menſchen gehoͤ-
ren; ſintemal er ſie verlieren und wieder an-
nehmen kan; wie wir ſonderlich aus dem
Suͤnden-Fall erkennen: ſo ſind ſie hingegen
in GOtt und bey GOtt weſentlich, nemlich
ſeine Wahrheit, Weisheit, Liebe, Gna-
de, Gerechtigkeit, Allmacht u. ſ. w. Die-
ſe Eigenſchaften ſind GOttes weſentliche Tu-
genden.
b. Daß es der goͤttlichen Tugenden oder Voll-
kommenheiten Art alſo mit ſich bringet, daß ſie
ſich gegen die Menſchen durch gewiſſe Wercke
im Reiche der Gnaden beweiſen: und daß die
Glaͤubigen ſolchen Erweis an ſich in wirckli-
cher Erfahrung bisher erkannt hatten.
c. Daß auf dieſe ihre Erfahrung geſehen wird
in den Worten: Der euch berufen hat von
der Finſterniß, zu ſeinem wunderbaren
Lichte, als womit der Apoſtel das Werck ih-
rer ehemaligen Bekehrung beſchreibet, und
damit eben das ſaget, oder bekraͤftiget, was er
c. 1, 3. 22. c. 2, 3. von der Wiedergeburt ge-
ſaget hatte. Da er denn den Stand der
Suͤnden benennet von der Finſterniß und
dadurch das Reich des Satans mit aller ſei-
ner Gewalt, welche er durch die Suͤnde uͤber
den Menſchen hat, verſtehet; dem Reiche
GOttes aber, als dem Reiche der Gnaden,
die Benennung giebet von dem Lichte, und
zwar einem recht wunderbaren, das iſt, gar
herrlichen und vortreflichen, darinnen ſich ein
Zuſammenfluß von allen Heyls-Guͤtern fin-
det; gleichwie in der Finſterniß eine Sam-
lung iſt aller Unſeligkeit. Und zu dem Licht
waren ſie berufen, das iſt dergeſtalt einge-
laden auf Seiten GOttes, daß auch auf ihrer
Seiten
Y y y 2
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