Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 3. v. 1-4. des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
4. Es ist auch leichtlich zu erachten, wie es V. 3. 4. Welcher Geschmuck soll nicht auswen- Anmerckungen. 1. Es giebt gewisse Sünden, nach dem 2. Bey den Worten, der verborgene a. Daß dieser Mensch nichts anders sey als die Seele: als welche hier dem Leibe entgegen gesetzet wird. b. Daß die Seele den Namen des Menschen führe, weil es bey der menschlichen Natur sonderlich auf die Seele, als auf den für- nehmsten Theil derselben, ankömmt, da sie ein unsterblicher Geist ist, und nicht allein den Leib bewohnet und regieret, sondern auch die Ursache ist, davon des Leibes ewige Wohlfahrt dependiret. c. Daß die Seele der verborgene Mensch heis- [Spaltenumbruch] se, weil sie nicht also äusserlich in die Sinne fällt, als der offenbare Leib. d. Daß dieser verborgene Mensch sonst auch heisse der innere Mensch, und dieser nicht confundiret werden müsse mit dem neuen Menschen; sintemal der innere Mensch er- neuret werden muß. Röm. 7, 22. 2 Cor. 4, 16. Eph. 3, 16. e. Daß das Wort des Hertzens zu den Wor- ten verborgene Mensch deßwegen gesetzet werde, um damit anzuzeigen, worauf es bey der Seele sonderlich ankomme, nemlich auf das Vermögen des freyen Willens mit allen dazu gehörigen Affecten und Neigun- gen: als welche nebst der Willens-Kraft son- derlich mit dem Worte kardia, Hertz, pfle- gen bezeichnet zu werden: und zwar deßwe- gen, weil die Seele, ob sie gleich den gantzen Leib bewohnet das Vermögen des Willens sonderlich in demjenigen innerlichen Theile der Brust, welches man das Hertz nennet, am empfindlichsten äussert; gleichwie sie ihre Kraft des Verstandes eigentlich im Haupte hervorthut. f. Daß zur Erleuterung dieser Worte sonder- lich diene der Ort Pauli Röm. 2, 28. 29. Das ist ein Jude, der inwendig verborgen ist u. s. w. 3. Die Worte: mit sanften und stillen a. Weil das Wort Geist alhier von dem ver- borgenen Menschen des Hertzens, das ist, von der Seele unterschieden wird, so wird damit alhier nicht sowol auf das Wesen der Seele, als auf ihre Beschaffenheit, welche sie aus der Erneuerung hat, gesehen. Jn Ansehung dessen es von den gottlosen Juden v. 19. heißt, daß sie fleischlich sind und keinen Geist haben: Und in diesem Verstande wird Paulo und den Gläubigen ein sanftmüthi- ger Geist zugeschrieben 1 Cor. 4, 21. Gal. 6, 1. Siehe auch 2 Tim. 1, 7. b. Diesem Geiste wird zweyerley zugeeignet, o- der bey den Weibern dazu zweyerley erfo- dert: Die Sanftmuth und die Stille; das ist eine rechte Lammes-Art, worinnen sich, ausser andern hiebey zugleich mit einge- schlossenen Tugenden, bey dem weiblichen Geschlechte der Sinn Christi am allermei- sten äußern soll. Denn da ein sanftmüthiges stilles Wesen, nemlich ein solches, wie alhier verstanden wird, das ist, da man den Frieden GOttes mit allen übrigen Heyls-Gütern in seiner Seele, und daher im Umgange mit an- dern einen demüthigen, holdseligen und fried- samen Wandel führet, eines ieden Christen Eigenschaft und Zierde ist: so zieret es son- derlich das weibliche Geschlecht. Denn gleichwie das männliche von Natur insge- mein feuriger und hertzhafter ist, als das weib- liche, solches auch nöthig und sehr heilsam ist, wenn es geheiliget wird: also stehet hingegen dem weiblichen Geschlecht keine Tugend bes- ser an, als ein stiller und sanfter Geist; darinnen sich demnach die Gestalt Christi am meisten Z z z 3
Cap. 3. v. 1-4. des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
4. Es iſt auch leichtlich zu erachten, wie es V. 3. 4. Welcher Geſchmuck ſoll nicht auswen- Anmerckungen. 1. Es giebt gewiſſe Suͤnden, nach dem 2. Bey den Worten, der verborgene a. Daß dieſer Menſch nichts anders ſey als die Seele: als welche hier dem Leibe entgegen geſetzet wird. b. Daß die Seele den Namen des Menſchen fuͤhre, weil es bey der menſchlichen Natur ſonderlich auf die Seele, als auf den fuͤr- nehmſten Theil derſelben, ankoͤmmt, da ſie ein unſterblicher Geiſt iſt, und nicht allein den Leib bewohnet und regieret, ſondern auch die Urſache iſt, davon des Leibes ewige Wohlfahrt dependiret. c. Daß die Seele der verborgene Menſch heiſ- [Spaltenumbruch] ſe, weil ſie nicht alſo aͤuſſerlich in die Sinne faͤllt, als der offenbare Leib. d. Daß dieſer verborgene Menſch ſonſt auch heiſſe der innere Menſch, und dieſer nicht confundiret werden muͤſſe mit dem neuen Menſchen; ſintemal der innere Menſch er- neuret werden muß. Roͤm. 7, 22. 2 Cor. 4, 16. Eph. 3, 16. e. Daß das Wort des Hertzens zu den Wor- ten verborgene Menſch deßwegen geſetzet werde, um damit anzuzeigen, worauf es bey der Seele ſonderlich ankomme, nemlich auf das Vermoͤgen des freyen Willens mit allen dazu gehoͤrigen Affecten und Neigun- gen: als welche nebſt der Willens-Kraft ſon- derlich mit dem Worte καρδία, Hertz, pfle- gen bezeichnet zu werden: und zwar deßwe- gen, weil die Seele, ob ſie gleich den gantzen Leib bewohnet das Vermoͤgen des Willens ſonderlich in demjenigen innerlichen Theile der Bruſt, welches man das Hertz nennet, am empfindlichſten aͤuſſert; gleichwie ſie ihre Kraft des Verſtandes eigentlich im Haupte hervorthut. f. Daß zur Erleuterung dieſer Worte ſonder- lich diene der Ort Pauli Roͤm. 2, 28. 29. Das iſt ein Jude, der inwendig verborgen iſt u. ſ. w. 3. Die Worte: mit ſanften und ſtillen a. Weil das Wort Geiſt alhier von dem ver- borgenen Menſchen des Hertzens, das iſt, von der Seele unterſchieden wird, ſo wird damit alhier nicht ſowol auf das Weſen der Seele, als auf ihre Beſchaffenheit, welche ſie aus der Erneuerung hat, geſehen. Jn Anſehung deſſen es von den gottloſen Juden v. 19. heißt, daß ſie fleiſchlich ſind und keinen Geiſt haben: Und in dieſem Verſtande wird Paulo und den Glaͤubigen ein ſanftmuͤthi- ger Geiſt zugeſchrieben 1 Cor. 4, 21. Gal. 6, 1. Siehe auch 2 Tim. 1, 7. b. Dieſem Geiſte wird zweyerley zugeeignet, o- der bey den Weibern dazu zweyerley erfo- dert: Die Sanftmuth und die Stille; das iſt eine rechte Lammes-Art, worinnen ſich, auſſer andern hiebey zugleich mit einge- ſchloſſenen Tugenden, bey dem weiblichen Geſchlechte der Sinn Chriſti am allermei- ſten aͤußern ſoll. Denn da ein ſanftmuͤthiges ſtilles Weſen, nemlich ein ſolches, wie alhier verſtanden wird, das iſt, da man den Frieden GOttes mit allen uͤbrigen Heyls-Guͤtern in ſeiner Seele, und daher im Umgange mit an- dern einen demuͤthigen, holdſeligen und fried- ſamen Wandel fuͤhret, eines ieden Chriſten Eigenſchaft und Zierde iſt: ſo zieret es ſon- derlich das weibliche Geſchlecht. Denn gleichwie das maͤnnliche von Natur insge- mein feuriger und hertzhafter iſt, als das weib- liche, ſolches auch noͤthig und ſehr heilſam iſt, wenn es geheiliget wird: alſo ſtehet hingegen dem weiblichen Geſchlecht keine Tugend beſ- ſer an, als ein ſtiller und ſanfter Geiſt; darinnen ſich demnach die Geſtalt Chriſti am meiſten Z z z 3
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Cap. 3. v. 1-4. des erſten Briefes Petri.
4. Es iſt auch leichtlich zu erachten, wie es
hat zugehen koͤnnen. Denn wenn ein juͤdiſches,
oder heydniſches Eheweib vorher gegen ihren
Mann ſich widerſetzlich erwieſen hatte, auch ih-
ren uͤbrigen Pflichten nicht nachgekommen war;
und hingegen, ſo bald ſie die Chriſtliche Reli-
gion angenommen hatte, in allen Stuͤcken das
Gegentheil darthat; ſo konte es nicht anders
ſeyn, als daß es dem Mañe nicht allein wohlgefal-
len, ſondern er auch die Chriſtliche Religion,
welcher er eine ſo herrliche Veraͤnderung zuzu-
ſchreiben hatte, daher lieb gewinnen muſte.
Auf welche Art auch ein glaͤubiger Mann, der
vorhin ſein maͤnnliches Regiment gemißbrau-
chet hatte, ſein unglaͤubiges Weib, die glaubige
Herrſchaft ihre unglaͤubige Dienſtboten gewin-
nen konte. O wenn mancher und manche noch
heute zu Tage auf eine ſo gar loͤbliche und ſo ge-
ſegnete Gewinnung gedaͤchte! Paulus nennet
dieſes Gewinnen ein ſelig machen, weil es der
Weg dazu iſt 1 Cor. 7, 16.
V. 3. 4.
Welcher Geſchmuck ſoll nicht auswen-
dig ſeyn mit Haarflechten, und Gold um-
haͤngen, oder (koſtbare und pralende) Klei-
der anlegen, ſondern der verborgene Menſch
des Hertzens unverruͤckt, mit ſanftem und
ſtillem Geiſte: das iſt koͤſtlich vor GOtt
(und erbaulich vor Menſchen, ſintemal ein ſol-
cher innerlicher Schmuck ſich in einem gottſeligen
Wandel aͤuſſert.)
Anmerckungen.
1. Es giebt gewiſſe Suͤnden, nach dem
Unterſcheid der Nationen, des Alters, der Le-
bens-Arten, und menſchlichen Societaͤten, auch
des Geſchlechts, des maͤnnlichen und des weib-
lichen. Und da hanget dem weiblichen aus Ei-
genliebe ſonderlich der Putz und Schmuck an;
und zwar alſo, daß ſie daraus nicht allein ihr
Werck machen, ſondern auch ihres Seelen-
Schmucks daruͤber gar vergeſſen: Wie denn
dieſes aus jenem folget. Jch habe von dieſer
Materie ausfuͤhrlich gehandelt bey 1 Tim. 2, 9.
10. und gezeiget, wie das Urtheil davon nach
der Wahrheit und zugleich nach der Liebe alſo
koͤnne eingerichtet werden, daß man der Sache
weder zuviel, noch zu wenig thue. Dahin ich
demnach den Chriſtlichen Leſer verweiſe.
2. Bey den Worten, der verborgene
Menſch des Hertzens, iſt folgendes zu mer-
cken:
a. Daß dieſer Menſch nichts anders ſey als die
Seele: als welche hier dem Leibe entgegen
geſetzet wird.
b. Daß die Seele den Namen des Menſchen
fuͤhre, weil es bey der menſchlichen Natur
ſonderlich auf die Seele, als auf den fuͤr-
nehmſten Theil derſelben, ankoͤmmt, da ſie
ein unſterblicher Geiſt iſt, und nicht allein den
Leib bewohnet und regieret, ſondern auch die
Urſache iſt, davon des Leibes ewige Wohlfahrt
dependiret.
c. Daß die Seele der verborgene Menſch heiſ-
ſe, weil ſie nicht alſo aͤuſſerlich in die Sinne
faͤllt, als der offenbare Leib.
d. Daß dieſer verborgene Menſch ſonſt auch
heiſſe der innere Menſch, und dieſer nicht
confundiret werden muͤſſe mit dem neuen
Menſchen; ſintemal der innere Menſch er-
neuret werden muß. Roͤm. 7, 22. 2 Cor. 4,
16. Eph. 3, 16.
e. Daß das Wort des Hertzens zu den Wor-
ten verborgene Menſch deßwegen geſetzet
werde, um damit anzuzeigen, worauf es
bey der Seele ſonderlich ankomme, nemlich
auf das Vermoͤgen des freyen Willens mit
allen dazu gehoͤrigen Affecten und Neigun-
gen: als welche nebſt der Willens-Kraft ſon-
derlich mit dem Worte καρδία, Hertz, pfle-
gen bezeichnet zu werden: und zwar deßwe-
gen, weil die Seele, ob ſie gleich den gantzen
Leib bewohnet das Vermoͤgen des Willens
ſonderlich in demjenigen innerlichen Theile
der Bruſt, welches man das Hertz nennet,
am empfindlichſten aͤuſſert; gleichwie ſie ihre
Kraft des Verſtandes eigentlich im Haupte
hervorthut.
f. Daß zur Erleuterung dieſer Worte ſonder-
lich diene der Ort Pauli Roͤm. 2, 28. 29. Das
iſt ein Jude, der inwendig verborgen
iſt u. ſ. w.
3. Die Worte: mit ſanften und ſtillen
Geiſte erfordern folgende Erlaͤuterung.
a. Weil das Wort Geiſt alhier von dem ver-
borgenen Menſchen des Hertzens, das iſt, von
der Seele unterſchieden wird, ſo wird damit
alhier nicht ſowol auf das Weſen der Seele,
als auf ihre Beſchaffenheit, welche ſie aus der
Erneuerung hat, geſehen. Jn Anſehung
deſſen es von den gottloſen Juden v. 19. heißt,
daß ſie fleiſchlich ſind und keinen Geiſt
haben: Und in dieſem Verſtande wird
Paulo und den Glaͤubigen ein ſanftmuͤthi-
ger Geiſt zugeſchrieben 1 Cor. 4, 21. Gal.
6, 1. Siehe auch 2 Tim. 1, 7.
b. Dieſem Geiſte wird zweyerley zugeeignet, o-
der bey den Weibern dazu zweyerley erfo-
dert: Die Sanftmuth und die Stille;
das iſt eine rechte Lammes-Art, worinnen
ſich, auſſer andern hiebey zugleich mit einge-
ſchloſſenen Tugenden, bey dem weiblichen
Geſchlechte der Sinn Chriſti am allermei-
ſten aͤußern ſoll. Denn da ein ſanftmuͤthiges
ſtilles Weſen, nemlich ein ſolches, wie alhier
verſtanden wird, das iſt, da man den Frieden
GOttes mit allen uͤbrigen Heyls-Guͤtern in
ſeiner Seele, und daher im Umgange mit an-
dern einen demuͤthigen, holdſeligen und fried-
ſamen Wandel fuͤhret, eines ieden Chriſten
Eigenſchaft und Zierde iſt: ſo zieret es ſon-
derlich das weibliche Geſchlecht. Denn
gleichwie das maͤnnliche von Natur insge-
mein feuriger und hertzhafter iſt, als das weib-
liche, ſolches auch noͤthig und ſehr heilſam iſt,
wenn es geheiliget wird: alſo ſtehet hingegen
dem weiblichen Geſchlecht keine Tugend beſ-
ſer an, als ein ſtiller und ſanfter Geiſt;
darinnen ſich demnach die Geſtalt Chriſti am
meiſten
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