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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 3. v. 19. 20.
[Spaltenumbruch] älteste, und dem Leser das Urtheil überlassen.
Jene will ich vortragen mit den Worten des also
genannten Theophili Alethaei aus dessen gründ-
licher Erläuterung der dunckelsten Oerter
der heiligen Schrift:
da er, nachdem er ange-
zeiget, warum dieser Ort von keiner Höllenfahrt
Christi könne verstanden werden, p. 121. also
spricht: Der Verstand der Worte Petri
ist dieser: Christus ist schon im alten Te-
stamente nach seiner göttlichen Natur
und ewigen Geiste, Kraft dessen er durch
die Propheten und Knechte GOttes ge-
redet, hingegangen und hat Busse und
Vergebung der Sünden geprediget den-
jenigen, deren Seelen nunmehr in dem
Gefängniß der Verdammten sind: damals:
aber ungläubig und widerspenstig waren,
da GOTT hundert und zwantzig Jahr
mit grosser Geduld und Langmuth auf
ihre Busse und Bekehrung wartete.

2. Die erste und allerälteste Erklärung,
welche man bey den meisten Vätern der ersten
Kirche findet, ist diese, welche der berühmte Wür-
tenbergische Theologus, D. LUCAS OSI-
ANDER
in seinem bekannten Lateinischen und
Teutschen Biblischen Wercke erwehlet hat, und
also vorträget: Die folgenden Worte sind
gar dunckel und unverständlich, daß man
schier nicht eigentlich wissen kan, was da-
mit gemeynet werde. Mögen vielleicht
den Verstand haben: Als Christus, dem
Leibe nach, am Creutze gestorben, nach
der Seelen aber beständig blieben, ist er
zu denen Seelen, oder Geistern gangen,
die in der Sündfluth umkommen, welche
dazumal, als Noa die Arche zurüstete,
sich nicht wollen überreden lassen, daß
GOTT über die Welt so heftig zürnete,
daß er sie durch eine allgemeine Sünd-
fluth würde verderben, sondern verhof-
feten, GOtt würde so langmüthig seyn,
und der Welt verschonen. Darum sie nicht
ernstliche Busse thäten, bis das Wasser
der Sündfluth sie überfiel, und sie sahen,
daß sie sterben musten, da unter deß acht
Menschen in der Arche Noä erhalten
wurden, die vom Wasser der Sündfluth,
darauf sie fuhren, nicht ersäufet worden.
Solche hat zwar GOTT nicht verdam-
met, dieweil sie nicht ohne Busse dahin
gefahren, aber doch, dieweil ihnen GOtt
hundert und zwantzig Jahr zur Busse
Zeit und Raum gegeben, und sie die Arche
eine lange Zeit zuvor bauen sehen, aber
nichts desto weniger alle guthertzige War-
nungen und gottselige Erinnerungen des
frommen Patriarchen Noä verachtet
hatten, so hats GOtt dem HErrn also
gefallen, daß er ihre Seelen nach dem
Tode nicht alsbald vor sein Angesicht kom-
men lassen, sondern irgendwo, als im Ge-
fängniß, aber doch ohne Schmertzen und
Pein, aufbehalten, bis Christus, nach-
dem er für die Sünde des Menschlichen
Geschlechts genug gethan, ihnen verkün-
[Spaltenumbruch] diget, daß sie von dem himmlischen Va-
ter wären zu Gnaden aufgenommen, der
auch ihre Seelen alsbald ins Paradieß
versetzet hat. Diese meine
(Osiandri)
Meynung bestättiget auch etlicher massen
meines Erachtens, daß alle
Theologen
und Kirchen-Lehrer bekennen, es seyn
nicht alle, die in der Sündfluth umkom-
men, ewiglich verloren und verdammt
worden. Es sagt Petrus auch alhier nicht,
daß sie in ihrem Unglauben gestorben seyn,
sondern spricht, sie haben etwa nicht ge-
glaubt, oder wie es eigentlich im Griechi-
schen lautet, sie haben sichs nicht wollen
bereden lassen, da die Arche gebauet war,
daß die Sündfluth vorhanden wäre. Es
sagt auch der Apostel nicht, daß Christus
ihnen die Busse geprediget habe, sondern
meldet nur schlechts, er habe ihnen ge-
prediget, welches ich
(Osiander) von der
frölichen Predigt des Evangelii verstehe.
Es bestättiget aber diese Meynung darum
nicht der Ertz-Väter Vorburg der Höl-
len, dieweil hier Petrus nicht von den
heiligen Ertz-Vätern handelt, sondern
von denen, die dem Worte GOttes nicht
ehe gegläubet haben, bis sie ersäufen müs-
sen. Auch wird hiermit der Ort nicht
zugelassen, welcher, nach etlicher Mey-
nung, den ungetauften Kindern bestim-
met ist, dieweil alhier von alten und er-
wachsenen Personen gesaget wird, welche
die Erinnerungen so lange verachtet, bis
sie mit der Strafe überfallen worden.
Vielweniger wird das Fege-Feuer mit die-
ser Erklärung aufgeblasen, dieweil der
Apostel nur einer Gefängniß Meldung
thut, und keiner Pein, so wird auch nichts
davon gesagt, daß sie in derselben Gefäng-
niß für ihre Sünde gebüsset, oder genug
gethan hätten. Und ists unserm HErrn
GOtt frey gestanden, daß er solche See-
len möge für sein Antlitz kommen lassen,
oder eine Weile davon abweisen, doch oh-
ne Verzweifelung. Und macht diß einige
Exempel des göttlichen Ernstes an den-
selbigen Seelen, keine gemeine Regel, als
ob auch die andern Seelen der bußferti-
gen Sünder nach dem Tode nicht alsbald
ins Paradieß gelassen würden, dieweil
die Schrift von diesen allein, und nicht
von andern, also redet, daß Christus ih-
nen geprediget habe. Von den andern
allen muß man die Sprüche verstehen:
Heute wirst du mit mir im Paradiese seyn.
Und: Jch begehre abzuscheiden, und bey
Christo zu seyn. Es ist auch so ungereimt
nicht, daß Christi Seele mit den obge-
meldeten Seelen geredet habe. Denn ein
Geist kan mit dem andern Geist auf seine
Weyse, nach der Geister Art und Be-
schaffenheit reden, gleichwie Abraham
mit dem reichen Schlemmer nach seinem
Tode geredet Luc. 16. Und obwol
D.
Luther, in seiner Auslegung über diese

Epi-

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 19. 20.
[Spaltenumbruch] aͤlteſte, und dem Leſer das Urtheil uͤberlaſſen.
Jene will ich vortragen mit den Worten des alſo
genannten Theophili Alethæi aus deſſen gruͤnd-
licher Erlaͤuterung der dunckelſten Oerter
der heiligen Schrift:
da er, nachdem er ange-
zeiget, warum dieſer Ort von keiner Hoͤllenfahrt
Chriſti koͤnne verſtanden werden, p. 121. alſo
ſpricht: Der Verſtand der Worte Petri
iſt dieſer: Chriſtus iſt ſchon im alten Te-
ſtamente nach ſeiner goͤttlichen Natur
und ewigen Geiſte, Kraft deſſen er durch
die Propheten und Knechte GOttes ge-
redet, hingegangen und hat Buſſe und
Vergebung der Suͤnden geprediget den-
jenigen, deren Seelen nunmehr in dem
Gefaͤngniß der Verdammten ſind: damals:
aber unglaͤubig und widerſpenſtig waren,
da GOTT hundert und zwantzig Jahr
mit groſſer Geduld und Langmuth auf
ihre Buſſe und Bekehrung wartete.

2. Die erſte und alleraͤlteſte Erklaͤrung,
welche man bey den meiſten Vaͤtern der erſten
Kirche findet, iſt dieſe, welche der beruͤhmte Wuͤr-
tenbergiſche Theologus, D. LUCAS OSI-
ANDER
in ſeinem bekannten Lateiniſchen und
Teutſchen Bibliſchen Wercke erwehlet hat, und
alſo vortraͤget: Die folgenden Worte ſind
gar dunckel und unverſtaͤndlich, daß man
ſchier nicht eigentlich wiſſen kan, was da-
mit gemeynet werde. Moͤgen vielleicht
den Verſtand haben: Als Chriſtus, dem
Leibe nach, am Creutze geſtorben, nach
der Seelen aber beſtaͤndig blieben, iſt er
zu denen Seelen, oder Geiſtern gangen,
die in der Suͤndfluth umkommen, welche
dazumal, als Noa die Arche zuruͤſtete,
ſich nicht wollen uͤberreden laſſen, daß
GOTT uͤber die Welt ſo heftig zuͤrnete,
daß er ſie durch eine allgemeine Suͤnd-
fluth wuͤrde verderben, ſondern verhof-
feten, GOtt wuͤrde ſo langmuͤthig ſeyn,
und der Welt verſchonen. Darum ſie nicht
ernſtliche Buſſe thaͤten, bis das Waſſer
der Suͤndfluth ſie uͤberfiel, und ſie ſahen,
daß ſie ſterben muſten, da unter deß acht
Menſchen in der Arche Noaͤ erhalten
wurden, die vom Waſſer der Suͤndfluth,
darauf ſie fuhren, nicht erſaͤufet worden.
Solche hat zwar GOTT nicht verdam-
met, dieweil ſie nicht ohne Buſſe dahin
gefahren, aber doch, dieweil ihnen GOtt
hundert und zwantzig Jahr zur Buſſe
Zeit und Raum gegeben, und ſie die Arche
eine lange Zeit zuvor bauen ſehen, aber
nichts deſto weniger alle guthertzige War-
nungen und gottſelige Erinnerungen des
frommen Patriarchen Noaͤ verachtet
hatten, ſo hats GOtt dem HErrn alſo
gefallen, daß er ihre Seelen nach dem
Tode nicht alsbald vor ſein Angeſicht kom-
men laſſen, ſondern irgendwo, als im Ge-
faͤngniß, aber doch ohne Schmertzen und
Pein, aufbehalten, bis Chriſtus, nach-
dem er fuͤr die Suͤnde des Menſchlichen
Geſchlechts genug gethan, ihnen verkuͤn-
[Spaltenumbruch] diget, daß ſie von dem himmliſchen Va-
ter waͤren zu Gnaden aufgenommen, der
auch ihre Seelen alsbald ins Paradieß
verſetzet hat. Dieſe meine
(Oſiandri)
Meynung beſtaͤttiget auch etlicher maſſen
meines Erachtens, daß alle
Theologen
und Kirchen-Lehrer bekennen, es ſeyn
nicht alle, die in der Suͤndfluth umkom-
men, ewiglich verloren und verdammt
worden. Es ſagt Petrus auch alhier nicht,
daß ſie in ihrem Unglauben geſtorben ſeyn,
ſondern ſpricht, ſie haben etwa nicht ge-
glaubt, oder wie es eigentlich im Griechi-
ſchen lautet, ſie haben ſichs nicht wollen
bereden laſſen, da die Arche gebauet war,
daß die Suͤndfluth vorhanden waͤre. Es
ſagt auch der Apoſtel nicht, daß Chriſtus
ihnen die Buſſe geprediget habe, ſondern
meldet nur ſchlechts, er habe ihnen ge-
prediget, welches ich
(Oſiander) von der
froͤlichen Predigt des Evangelii verſtehe.
Es beſtaͤttiget aber dieſe Meynung darum
nicht der Ertz-Vaͤter Vorburg der Hoͤl-
len, dieweil hier Petrus nicht von den
heiligen Ertz-Vaͤtern handelt, ſondern
von denen, die dem Worte GOttes nicht
ehe geglaͤubet haben, bis ſie erſaͤufen muͤſ-
ſen. Auch wird hiermit der Ort nicht
zugelaſſen, welcher, nach etlicher Mey-
nung, den ungetauften Kindern beſtim-
met iſt, dieweil alhier von alten und er-
wachſenen Perſonen geſaget wird, welche
die Erinnerungen ſo lange verachtet, bis
ſie mit der Strafe uͤberfallen worden.
Vielweniger wird das Fege-Feuer mit die-
ſer Erklaͤrung aufgeblaſen, dieweil der
Apoſtel nur einer Gefaͤngniß Meldung
thut, und keiner Pein, ſo wird auch nichts
davon geſagt, daß ſie in derſelben Gefaͤng-
niß fuͤr ihre Suͤnde gebuͤſſet, oder genug
gethan haͤtten. Und iſts unſerm HErrn
GOtt frey geſtanden, daß er ſolche See-
len moͤge fuͤr ſein Antlitz kommen laſſen,
oder eine Weile davon abweiſen, doch oh-
ne Verzweifelung. Und macht diß einige
Exempel des goͤttlichen Ernſtes an den-
ſelbigen Seelen, keine gemeine Regel, als
ob auch die andern Seelen der bußferti-
gen Suͤnder nach dem Tode nicht alsbald
ins Paradieß gelaſſen wuͤrden, dieweil
die Schrift von dieſen allein, und nicht
von andern, alſo redet, daß Chriſtus ih-
nen geprediget habe. Von den andern
allen muß man die Spruͤche verſtehen:
Heute wirſt du mit mir im Paradieſe ſeyn.
Und: Jch begehre abzuſcheiden, und bey
Chriſto zu ſeyn. Es iſt auch ſo ungereimt
nicht, daß Chriſti Seele mit den obge-
meldeten Seelen geredet habe. Denn ein
Geiſt kan mit dem andern Geiſt auf ſeine
Weyſe, nach der Geiſter Art und Be-
ſchaffenheit reden, gleichwie Abraham
mit dem reichen Schlemmer nach ſeinem
Tode geredet Luc. 16. Und obwol
D.
Luther, in ſeiner Auslegung uͤber dieſe

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[558/0560] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 19. 20. aͤlteſte, und dem Leſer das Urtheil uͤberlaſſen. Jene will ich vortragen mit den Worten des alſo genannten Theophili Alethæi aus deſſen gruͤnd- licher Erlaͤuterung der dunckelſten Oerter der heiligen Schrift: da er, nachdem er ange- zeiget, warum dieſer Ort von keiner Hoͤllenfahrt Chriſti koͤnne verſtanden werden, p. 121. alſo ſpricht: Der Verſtand der Worte Petri iſt dieſer: Chriſtus iſt ſchon im alten Te- ſtamente nach ſeiner goͤttlichen Natur und ewigen Geiſte, Kraft deſſen er durch die Propheten und Knechte GOttes ge- redet, hingegangen und hat Buſſe und Vergebung der Suͤnden geprediget den- jenigen, deren Seelen nunmehr in dem Gefaͤngniß der Verdammten ſind: damals: aber unglaͤubig und widerſpenſtig waren, da GOTT hundert und zwantzig Jahr mit groſſer Geduld und Langmuth auf ihre Buſſe und Bekehrung wartete. 2. Die erſte und alleraͤlteſte Erklaͤrung, welche man bey den meiſten Vaͤtern der erſten Kirche findet, iſt dieſe, welche der beruͤhmte Wuͤr- tenbergiſche Theologus, D. LUCAS OSI- ANDER in ſeinem bekannten Lateiniſchen und Teutſchen Bibliſchen Wercke erwehlet hat, und alſo vortraͤget: Die folgenden Worte ſind gar dunckel und unverſtaͤndlich, daß man ſchier nicht eigentlich wiſſen kan, was da- mit gemeynet werde. Moͤgen vielleicht den Verſtand haben: Als Chriſtus, dem Leibe nach, am Creutze geſtorben, nach der Seelen aber beſtaͤndig blieben, iſt er zu denen Seelen, oder Geiſtern gangen, die in der Suͤndfluth umkommen, welche dazumal, als Noa die Arche zuruͤſtete, ſich nicht wollen uͤberreden laſſen, daß GOTT uͤber die Welt ſo heftig zuͤrnete, daß er ſie durch eine allgemeine Suͤnd- fluth wuͤrde verderben, ſondern verhof- feten, GOtt wuͤrde ſo langmuͤthig ſeyn, und der Welt verſchonen. Darum ſie nicht ernſtliche Buſſe thaͤten, bis das Waſſer der Suͤndfluth ſie uͤberfiel, und ſie ſahen, daß ſie ſterben muſten, da unter deß acht Menſchen in der Arche Noaͤ erhalten wurden, die vom Waſſer der Suͤndfluth, darauf ſie fuhren, nicht erſaͤufet worden. Solche hat zwar GOTT nicht verdam- met, dieweil ſie nicht ohne Buſſe dahin gefahren, aber doch, dieweil ihnen GOtt hundert und zwantzig Jahr zur Buſſe Zeit und Raum gegeben, und ſie die Arche eine lange Zeit zuvor bauen ſehen, aber nichts deſto weniger alle guthertzige War- nungen und gottſelige Erinnerungen des frommen Patriarchen Noaͤ verachtet hatten, ſo hats GOtt dem HErrn alſo gefallen, daß er ihre Seelen nach dem Tode nicht alsbald vor ſein Angeſicht kom- men laſſen, ſondern irgendwo, als im Ge- faͤngniß, aber doch ohne Schmertzen und Pein, aufbehalten, bis Chriſtus, nach- dem er fuͤr die Suͤnde des Menſchlichen Geſchlechts genug gethan, ihnen verkuͤn- diget, daß ſie von dem himmliſchen Va- ter waͤren zu Gnaden aufgenommen, der auch ihre Seelen alsbald ins Paradieß verſetzet hat. Dieſe meine (Oſiandri) Meynung beſtaͤttiget auch etlicher maſſen meines Erachtens, daß alle Theologen und Kirchen-Lehrer bekennen, es ſeyn nicht alle, die in der Suͤndfluth umkom- men, ewiglich verloren und verdammt worden. Es ſagt Petrus auch alhier nicht, daß ſie in ihrem Unglauben geſtorben ſeyn, ſondern ſpricht, ſie haben etwa nicht ge- glaubt, oder wie es eigentlich im Griechi- ſchen lautet, ſie haben ſichs nicht wollen bereden laſſen, da die Arche gebauet war, daß die Suͤndfluth vorhanden waͤre. Es ſagt auch der Apoſtel nicht, daß Chriſtus ihnen die Buſſe geprediget habe, ſondern meldet nur ſchlechts, er habe ihnen ge- prediget, welches ich (Oſiander) von der froͤlichen Predigt des Evangelii verſtehe. Es beſtaͤttiget aber dieſe Meynung darum nicht der Ertz-Vaͤter Vorburg der Hoͤl- len, dieweil hier Petrus nicht von den heiligen Ertz-Vaͤtern handelt, ſondern von denen, die dem Worte GOttes nicht ehe geglaͤubet haben, bis ſie erſaͤufen muͤſ- ſen. Auch wird hiermit der Ort nicht zugelaſſen, welcher, nach etlicher Mey- nung, den ungetauften Kindern beſtim- met iſt, dieweil alhier von alten und er- wachſenen Perſonen geſaget wird, welche die Erinnerungen ſo lange verachtet, bis ſie mit der Strafe uͤberfallen worden. Vielweniger wird das Fege-Feuer mit die- ſer Erklaͤrung aufgeblaſen, dieweil der Apoſtel nur einer Gefaͤngniß Meldung thut, und keiner Pein, ſo wird auch nichts davon geſagt, daß ſie in derſelben Gefaͤng- niß fuͤr ihre Suͤnde gebuͤſſet, oder genug gethan haͤtten. Und iſts unſerm HErrn GOtt frey geſtanden, daß er ſolche See- len moͤge fuͤr ſein Antlitz kommen laſſen, oder eine Weile davon abweiſen, doch oh- ne Verzweifelung. Und macht diß einige Exempel des goͤttlichen Ernſtes an den- ſelbigen Seelen, keine gemeine Regel, als ob auch die andern Seelen der bußferti- gen Suͤnder nach dem Tode nicht alsbald ins Paradieß gelaſſen wuͤrden, dieweil die Schrift von dieſen allein, und nicht von andern, alſo redet, daß Chriſtus ih- nen geprediget habe. Von den andern allen muß man die Spruͤche verſtehen: Heute wirſt du mit mir im Paradieſe ſeyn. Und: Jch begehre abzuſcheiden, und bey Chriſto zu ſeyn. Es iſt auch ſo ungereimt nicht, daß Chriſti Seele mit den obge- meldeten Seelen geredet habe. Denn ein Geiſt kan mit dem andern Geiſt auf ſeine Weyſe, nach der Geiſter Art und Be- ſchaffenheit reden, gleichwie Abraham mit dem reichen Schlemmer nach ſeinem Tode geredet Luc. 16. Und obwol D. Luther, in ſeiner Auslegung uͤber dieſe Epi-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/560>, abgerufen am 22.11.2024.