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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 1. 2. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] kömmt; also wird sie auch eben dazu von GOtt
geschencket, daß wir darinnen, als in dem rech-
ten Ehren-Kleide, in dem rechten Braut-
Schmucke, vor GOtt bestehen sollen und kön-
nen. Und hierher gehöret zu mehrer Erläute-
rung, sonderlich der Ort Phil. 3, 9. da diese
Gerechtigkeit heißt e ek Theou epi te pistei, die von
GOtt dem Glauben zugerechnet, auch dabey,
im Gegensatze auf die eigene Gerechtigkeit,
welche man sich selbst nach dem Gesetze machet,
genennet wird e dia pisteos Khristou, die durch
den Glauben an Christum kömmt.
c. Der bisher gezeigte Verstand dieser Worte
wird dadurch nicht wenig bekräftiget, daß dazu
gesetzet wird; und unser Heyland JEsus
Christus:
als in dem wir haben Gerechtig-
keit und Stärcke
Jes. 25, 24. der als unsere
Gerechtigkeit
Jer. 23, 5. 6. uns in seinem
Mittler-Amte von GOtt zur Gerechtigkeit
gemachet ist
1 Cor. 1, 30. in welchem wir als
die Gerechtigkeit selbst vor GOtt angesehen
worden. 2 Cor. 5, 21.

11. Und solcher gestalt sehen wir denn auch,
daß zu den Worten: Gerechtigkeit, die unser
GOtt giebet,
das Wort unser von GOtt mit
besonderm Nachdrucke gesetzet sey; und zwar in
Ansehung dieser von Christo uns durch seine Er-
lösung erworbenen Gerechtigkeit; als dadurch
GOtt unser GOtt ist, nemlich der versöhnte,
gnädige und barmhertzige GOtt, der GOtt des
Bundes und des Friedens. Daher ein ieglicher
Gläubiger mit besonderer Zueignung sagen kan:
Mein HErr! und mein GOtt! Abba lie-
ber Vater!

12. Es lieget demnach in den Anfangs-
Worten dieses Briefes ein kurtzer Begrif des gan-
tzen Evangelii: als darinnen es ankömmt auf diese
drey Haupt-Stücke, welche alle übrige mit in sich
fassen: nemlich auf JEsum Christum unsern
Heyland nach seiner Person, und auf die von ihm
erworbene Gerechtigkeit nach seinem Mittler-
Amte; und auf den Glauben, dadurch wir sol-
ches erworbenen Gutes, und mit denselben aller
übrigen Güter theilhaftig werden. Welche drey
Haupt-Stücke der Christlichen Lehre die Gläu-
bigen dergestalt gefasset hatten, daß der Apostel
nicht nöthig funde, sie darinn erst schriftlich mit
mehrern zu unterrichten. Gar dienlich aber war
es, sie auf den alten und eintzigen wahren Grund
aufs neue zu weisen, und sie damit darinn zu beve-
stigen.

V. 2.

GOTT gebe euch viel Gnade und
Friede durch das Erkenntuiß GOttes und
JEsu Christi.

Anmerckungen.

1. Nach dem Griechischen heißt es eigent-
lich: Gnade und Friede werde bey euch ver-
vielfältiget
u. f. Siehe 1 Pet. 1, 2. Es heißt
von diesen Gnaden-Gaben billig: Je mehr, ie
besser: ie länger, ie lieber!
Die Vermehrung
derselben aber rühret also von GOtt her, daß auf
[Spaltenumbruch] Seiten des Menschen dazu die getreue Anwen-
dung erfordert wird. Denn allein dem, der da
hat,
und zwar also, daß er, was er hat, wohl an-
wendet, wird gegeben, daß er die Fülle habe.
Matth. 13, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]2. c. 25, 29.

2. Die Erkenntniß ist alhier nichts an-
ders, als der wahre Glaube, weil er in der
Seele ein göttliches Licht ist, darinn man JE-
sum, und in ihm sein Heyl erkennet. Daher heißt
es Jes. 53, 11. Durch sein Erkenntniß wird er,
mein Knecht, der Gerechte
(Meßias) viel
gerecht machen.
Und Luc. 1, 77. heißt der
Glaube die Erkenntniß des Heyls, die da ist
in Vergebung der Sünde.
Und Joh. 17, 3.
spricht unser Heyland: Das ist das ewige Le-
ben daß sie dich, Vater, und den du ge-
sandt hast, JEsum Christum erkennen.

Siehe von dieser gläubigen Erkenntniß auch den
nächst folgenden Vers in dem Petrinischen Con-
text: wie auch c. 2, 20. da von der Erkenntniß
JEsu Christi, das ist, von dem Glauben an ihn,
gesaget wird, daß man dadurch dem Unflat
der Welt entfliehe.

3. Wenn die Apostel von einer wahren
Erkenntniß
GOttes reden, so verstehen sie nie-
mals eine andere, als eine solche, die voller Glau-
bens,
und also auch voller Kraft der Gottseligkeit
ist: wie sie denn alhier nur den Gläubigen zuge-
eignet wird. Es ist demnach keine wahre Er-
kenntniß GOttes bey den Gottlosen; ob sie wohl
buchstäblicher und historischer Weise viel wahres
und gutes erkennen.

4. Mit den Worten von der Erkenntniß
GOttes und JEsu Christi siehet der Apostel
ohne alle Ausschliessung des Heiligen Geistes auf
das Geheimniß des Vaters und des Soh-
nes,
davon Col. 2, 2. Und kan das im Anfange
stehende Wort GOtt gar wohl von dem Drey-
Einigen GOtt verstanden werden, also daß GOtt,
nach der heiligen Dreyeinigkeit betrachtet, durch
das Erkenntniß des Vaters und des Sohnes
Gnade und Friede in den Gläubigen vermehre.
Es läßt sich auch das erste Wort nicht unfüglich
vom Heiligen Geiste verstehen.

5. Da der Petrinische Wunsch und Gruß
also eingerichtet ist, daß Gnade und Friede von
GOtt hergeleitet wird, als aus der rechten Qvelle,
so wird mit diesen Worten Petri zugleich die
Ordnung angezeiget, in welcher man zur Besi-
tzung und Vermehrung solcher Heyls-Güter ge-
lange, nemlich durch das Erkenntniß, oder durch
die gläubige Zueignung.

6. So oft wir von JEsu lesen, daß er un-
ser HErr
sey, so haben wir zur geheiligten und
gesegneten Application sonderlich dabey folgen-
de Sprüche zu erwegen: Matth. 7, 21. Es wer-
den nicht alle, die zu mir sagen: HErr,
HErr! ins Himmelreich kommen, son-
dern die den Willen thun meines Vaters
im Himmel.
Und 1 Cor. 12, 3. Niemand kan
JEsum
(mit gläubigen Hertzen) einen HErrn
heissen, ohne durch den Heiligen Geist.

Diß thate Thomas, als er zu JESU sprach:

Mein
E e e e 2
Cap. 1. v. 1. 2. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] koͤmmt; alſo wird ſie auch eben dazu von GOtt
geſchencket, daß wir darinnen, als in dem rech-
ten Ehren-Kleide, in dem rechten Braut-
Schmucke, vor GOtt beſtehen ſollen und koͤn-
nen. Und hierher gehoͤret zu mehrer Erlaͤute-
rung, ſonderlich der Ort Phil. 3, 9. da dieſe
Gerechtigkeit heißt ἡ ἐκ Θεοῦ ἐπὶ τῇ πίστει, die von
GOtt dem Glauben zugerechnet, auch dabey,
im Gegenſatze auf die eigene Gerechtigkeit,
welche man ſich ſelbſt nach dem Geſetze machet,
genennet wird ἡ διὰ πίστεως Χριστοῦ, die durch
den Glauben an Chriſtum koͤmmt.
c. Der bisher gezeigte Verſtand dieſer Worte
wird dadurch nicht wenig bekraͤftiget, daß dazu
geſetzet wird; und unſer Heyland JEſus
Chriſtus:
als in dem wir haben Gerechtig-
keit und Staͤrcke
Jeſ. 25, 24. der als unſere
Gerechtigkeit
Jer. 23, 5. 6. uns in ſeinem
Mittler-Amte von GOtt zur Gerechtigkeit
gemachet iſt
1 Cor. 1, 30. in welchem wir als
die Gerechtigkeit ſelbſt vor GOtt angeſehen
worden. 2 Cor. 5, 21.

11. Und ſolcher geſtalt ſehen wir denn auch,
daß zu den Worten: Gerechtigkeit, die unſer
GOtt giebet,
das Wort unſer von GOtt mit
beſonderm Nachdrucke geſetzet ſey; und zwar in
Anſehung dieſer von Chriſto uns durch ſeine Er-
loͤſung erworbenen Gerechtigkeit; als dadurch
GOtt unſer GOtt iſt, nemlich der verſoͤhnte,
gnaͤdige und barmhertzige GOtt, der GOtt des
Bundes und des Friedens. Daher ein ieglicher
Glaͤubiger mit beſonderer Zueignung ſagen kan:
Mein HErr! und mein GOtt! Abba lie-
ber Vater!

12. Es lieget demnach in den Anfangs-
Worten dieſes Briefes ein kurtzer Begrif des gan-
tzen Evangelii: als darinnen es ankoͤmmt auf dieſe
drey Haupt-Stuͤcke, welche alle uͤbrige mit in ſich
faſſen: nemlich auf JEſum Chriſtum unſern
Heyland nach ſeiner Perſon, und auf die von ihm
erworbene Gerechtigkeit nach ſeinem Mittler-
Amte; und auf den Glauben, dadurch wir ſol-
ches erworbenen Gutes, und mit denſelben aller
uͤbrigen Guͤter theilhaftig werden. Welche drey
Haupt-Stuͤcke der Chriſtlichen Lehre die Glaͤu-
bigen dergeſtalt gefaſſet hatten, daß der Apoſtel
nicht noͤthig funde, ſie darinn erſt ſchriftlich mit
mehrern zu unterrichten. Gar dienlich aber war
es, ſie auf den alten und eintzigen wahren Grund
aufs neue zu weiſen, und ſie damit darinn zu beve-
ſtigen.

V. 2.

GOTT gebe euch viel Gnade und
Friede durch das Erkenntuiß GOttes und
JEſu Chriſti.

Anmerckungen.

1. Nach dem Griechiſchen heißt es eigent-
lich: Gnade und Friede werde bey euch ver-
vielfaͤltiget
u. f. Siehe 1 Pet. 1, 2. Es heißt
von dieſen Gnaden-Gaben billig: Je mehr, ie
beſſer: ie laͤnger, ie lieber!
Die Vermehrung
derſelben aber ruͤhret alſo von GOtt her, daß auf
[Spaltenumbruch] Seiten des Menſchen dazu die getreue Anwen-
dung erfordert wird. Denn allein dem, der da
hat,
und zwar alſo, daß er, was er hat, wohl an-
wendet, wird gegeben, daß er die Fuͤlle habe.
Matth. 13, [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]2. c. 25, 29.

2. Die Erkenntniß iſt alhier nichts an-
ders, als der wahre Glaube, weil er in der
Seele ein goͤttliches Licht iſt, darinn man JE-
ſum, und in ihm ſein Heyl erkennet. Daher heißt
es Jeſ. 53, 11. Durch ſein Erkenntniß wird er,
mein Knecht, der Gerechte
(Meßias) viel
gerecht machen.
Und Luc. 1, 77. heißt der
Glaube die Erkenntniß des Heyls, die da iſt
in Vergebung der Suͤnde.
Und Joh. 17, 3.
ſpricht unſer Heyland: Das iſt das ewige Le-
ben daß ſie dich, Vater, und den du ge-
ſandt haſt, JEſum Chriſtum erkennen.

Siehe von dieſer glaͤubigen Erkenntniß auch den
naͤchſt folgenden Vers in dem Petriniſchen Con-
text: wie auch c. 2, 20. da von der Erkenntniß
JEſu Chriſti, das iſt, von dem Glauben an ihn,
geſaget wird, daß man dadurch dem Unflat
der Welt entfliehe.

3. Wenn die Apoſtel von einer wahren
Erkenntniß
GOttes reden, ſo verſtehen ſie nie-
mals eine andere, als eine ſolche, die voller Glau-
bens,
und alſo auch voller Kraft der Gottſeligkeit
iſt: wie ſie denn alhier nur den Glaͤubigen zuge-
eignet wird. Es iſt demnach keine wahre Er-
kenntniß GOttes bey den Gottloſen; ob ſie wohl
buchſtaͤblicher und hiſtoriſcher Weiſe viel wahres
und gutes erkennen.

4. Mit den Worten von der Erkenntniß
GOttes und JEſu Chriſti ſiehet der Apoſtel
ohne alle Ausſchlieſſung des Heiligen Geiſtes auf
das Geheimniß des Vaters und des Soh-
nes,
davon Col. 2, 2. Und kan das im Anfange
ſtehende Wort GOtt gar wohl von dem Drey-
Einigen GOtt verſtanden werden, alſo daß GOtt,
nach der heiligen Dreyeinigkeit betrachtet, durch
das Erkenntniß des Vaters und des Sohnes
Gnade und Friede in den Glaͤubigen vermehre.
Es laͤßt ſich auch das erſte Wort nicht unfuͤglich
vom Heiligen Geiſte verſtehen.

5. Da der Petriniſche Wunſch und Gruß
alſo eingerichtet iſt, daß Gnade und Friede von
GOtt hergeleitet wird, als aus der rechten Qvelle,
ſo wird mit dieſen Worten Petri zugleich die
Ordnung angezeiget, in welcher man zur Beſi-
tzung und Vermehrung ſolcher Heyls-Guͤter ge-
lange, nemlich durch das Erkenntniß, oder durch
die glaͤubige Zueignung.

6. So oft wir von JEſu leſen, daß er un-
ſer HErr
ſey, ſo haben wir zur geheiligten und
geſegneten Application ſonderlich dabey folgen-
de Spruͤche zu erwegen: Matth. 7, 21. Es wer-
den nicht alle, die zu mir ſagen: HErr,
HErr! ins Himmelreich kommen, ſon-
dern die den Willen thun meines Vaters
im Himmel.
Und 1 Cor. 12, 3. Niemand kan
JEſum
(mit glaͤubigen Hertzen) einen HErrn
heiſſen, ohne durch den Heiligen Geiſt.

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Mein
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[587/0589] Cap. 1. v. 1. 2. des andern Briefes Petri. koͤmmt; alſo wird ſie auch eben dazu von GOtt geſchencket, daß wir darinnen, als in dem rech- ten Ehren-Kleide, in dem rechten Braut- Schmucke, vor GOtt beſtehen ſollen und koͤn- nen. Und hierher gehoͤret zu mehrer Erlaͤute- rung, ſonderlich der Ort Phil. 3, 9. da dieſe Gerechtigkeit heißt ἡ ἐκ Θεοῦ ἐπὶ τῇ πίστει, die von GOtt dem Glauben zugerechnet, auch dabey, im Gegenſatze auf die eigene Gerechtigkeit, welche man ſich ſelbſt nach dem Geſetze machet, genennet wird ἡ διὰ πίστεως Χριστοῦ, die durch den Glauben an Chriſtum koͤmmt. c. Der bisher gezeigte Verſtand dieſer Worte wird dadurch nicht wenig bekraͤftiget, daß dazu geſetzet wird; und unſer Heyland JEſus Chriſtus: als in dem wir haben Gerechtig- keit und Staͤrcke Jeſ. 25, 24. der als unſere Gerechtigkeit Jer. 23, 5. 6. uns in ſeinem Mittler-Amte von GOtt zur Gerechtigkeit gemachet iſt 1 Cor. 1, 30. in welchem wir als die Gerechtigkeit ſelbſt vor GOtt angeſehen worden. 2 Cor. 5, 21. 11. Und ſolcher geſtalt ſehen wir denn auch, daß zu den Worten: Gerechtigkeit, die unſer GOtt giebet, das Wort unſer von GOtt mit beſonderm Nachdrucke geſetzet ſey; und zwar in Anſehung dieſer von Chriſto uns durch ſeine Er- loͤſung erworbenen Gerechtigkeit; als dadurch GOtt unſer GOtt iſt, nemlich der verſoͤhnte, gnaͤdige und barmhertzige GOtt, der GOtt des Bundes und des Friedens. Daher ein ieglicher Glaͤubiger mit beſonderer Zueignung ſagen kan: Mein HErr! und mein GOtt! Abba lie- ber Vater! 12. Es lieget demnach in den Anfangs- Worten dieſes Briefes ein kurtzer Begrif des gan- tzen Evangelii: als darinnen es ankoͤmmt auf dieſe drey Haupt-Stuͤcke, welche alle uͤbrige mit in ſich faſſen: nemlich auf JEſum Chriſtum unſern Heyland nach ſeiner Perſon, und auf die von ihm erworbene Gerechtigkeit nach ſeinem Mittler- Amte; und auf den Glauben, dadurch wir ſol- ches erworbenen Gutes, und mit denſelben aller uͤbrigen Guͤter theilhaftig werden. Welche drey Haupt-Stuͤcke der Chriſtlichen Lehre die Glaͤu- bigen dergeſtalt gefaſſet hatten, daß der Apoſtel nicht noͤthig funde, ſie darinn erſt ſchriftlich mit mehrern zu unterrichten. Gar dienlich aber war es, ſie auf den alten und eintzigen wahren Grund aufs neue zu weiſen, und ſie damit darinn zu beve- ſtigen. V. 2. GOTT gebe euch viel Gnade und Friede durch das Erkenntuiß GOttes und JEſu Chriſti. Anmerckungen. 1. Nach dem Griechiſchen heißt es eigent- lich: Gnade und Friede werde bey euch ver- vielfaͤltiget u. f. Siehe 1 Pet. 1, 2. Es heißt von dieſen Gnaden-Gaben billig: Je mehr, ie beſſer: ie laͤnger, ie lieber! Die Vermehrung derſelben aber ruͤhret alſo von GOtt her, daß auf Seiten des Menſchen dazu die getreue Anwen- dung erfordert wird. Denn allein dem, der da hat, und zwar alſo, daß er, was er hat, wohl an- wendet, wird gegeben, daß er die Fuͤlle habe. Matth. 13, _2. c. 25, 29. 2. Die Erkenntniß iſt alhier nichts an- ders, als der wahre Glaube, weil er in der Seele ein goͤttliches Licht iſt, darinn man JE- ſum, und in ihm ſein Heyl erkennet. Daher heißt es Jeſ. 53, 11. Durch ſein Erkenntniß wird er, mein Knecht, der Gerechte (Meßias) viel gerecht machen. Und Luc. 1, 77. heißt der Glaube die Erkenntniß des Heyls, die da iſt in Vergebung der Suͤnde. Und Joh. 17, 3. ſpricht unſer Heyland: Das iſt das ewige Le- ben daß ſie dich, Vater, und den du ge- ſandt haſt, JEſum Chriſtum erkennen. Siehe von dieſer glaͤubigen Erkenntniß auch den naͤchſt folgenden Vers in dem Petriniſchen Con- text: wie auch c. 2, 20. da von der Erkenntniß JEſu Chriſti, das iſt, von dem Glauben an ihn, geſaget wird, daß man dadurch dem Unflat der Welt entfliehe. 3. Wenn die Apoſtel von einer wahren Erkenntniß GOttes reden, ſo verſtehen ſie nie- mals eine andere, als eine ſolche, die voller Glau- bens, und alſo auch voller Kraft der Gottſeligkeit iſt: wie ſie denn alhier nur den Glaͤubigen zuge- eignet wird. Es iſt demnach keine wahre Er- kenntniß GOttes bey den Gottloſen; ob ſie wohl buchſtaͤblicher und hiſtoriſcher Weiſe viel wahres und gutes erkennen. 4. Mit den Worten von der Erkenntniß GOttes und JEſu Chriſti ſiehet der Apoſtel ohne alle Ausſchlieſſung des Heiligen Geiſtes auf das Geheimniß des Vaters und des Soh- nes, davon Col. 2, 2. Und kan das im Anfange ſtehende Wort GOtt gar wohl von dem Drey- Einigen GOtt verſtanden werden, alſo daß GOtt, nach der heiligen Dreyeinigkeit betrachtet, durch das Erkenntniß des Vaters und des Sohnes Gnade und Friede in den Glaͤubigen vermehre. Es laͤßt ſich auch das erſte Wort nicht unfuͤglich vom Heiligen Geiſte verſtehen. 5. Da der Petriniſche Wunſch und Gruß alſo eingerichtet iſt, daß Gnade und Friede von GOtt hergeleitet wird, als aus der rechten Qvelle, ſo wird mit dieſen Worten Petri zugleich die Ordnung angezeiget, in welcher man zur Beſi- tzung und Vermehrung ſolcher Heyls-Guͤter ge- lange, nemlich durch das Erkenntniß, oder durch die glaͤubige Zueignung. 6. So oft wir von JEſu leſen, daß er un- ſer HErr ſey, ſo haben wir zur geheiligten und geſegneten Application ſonderlich dabey folgen- de Spruͤche zu erwegen: Matth. 7, 21. Es wer- den nicht alle, die zu mir ſagen: HErr, HErr! ins Himmelreich kommen, ſon- dern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Und 1 Cor. 12, 3. Niemand kan JEſum (mit glaͤubigen Hertzen) einen HErrn heiſſen, ohne durch den Heiligen Geiſt. Diß thate Thomas, als er zu JESU ſprach: Mein E e e e 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/589>, abgerufen am 22.11.2024.