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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli. Cap. 2. v. 5. 6. 7.
[Spaltenumbruch] Thier der Antichrist sey? Man sehe unter
andern den sel. D. Quensted. im System. und
D. Koenigium in der Theol. Pos. §. 1045.
c. Ob die Römische Kirche damit etwas gewin-
ne, wenn man, wie ihr Regiment, also auch
das von ihr unterschiedene, aber doch mit ihr
harmonirende, apocalyptische Thier an-
tichristisch,
oder den Antichrist, nennet?
Und ob es nicht an dem sey und bleibe, daß,
gleichwie die Braut Christi Christisch, o-
der nach Christo gesinnet ist, und im Chri-
stenthum
stehet, also auch die derselben ent-
gegengesetzte Babylonische Hure mit ihrer,
dem Thierischen Gewissens-Zwange gleich-
förmigen, Herrschaft über die Gewissen sich
antichristisch, und an sich ein rechtes Anti-
christenthum
erweise? Und ob nicht daher
folge, daß, wenn man diesen Paulinischen
Ort eigentiich von dem apocalyptischen Thie-
re verstehet, und es den Antichrist nennet,
das Pabstthum keines weges vom Antichri-
stenthum
frey gesprochenwerde?
V. 5.

Gedencket ihr nicht daran, daß ich euch
solches sagte, da ich noch bey euch war.

Anmerckungen.

Man siehet hieraus, daß die Apostel die
gläubigen Christen nicht allein in denjenigen
Haupt-Stücken der Christlichen Lehre, welche
zum Grunde und zur Ordnung des Heyls gehö-
ren, sondern auch in den übrigen Puncten, und
in allen dem, was auf die letzte Ausführung al-
ler Wercke im Reiche GOttes gehet, getreulich
unterrichtet haben. Es ist demnach kein Für-
witz, wenn noch heute zu tage Lehrer, auch Zu-
hörer, welche von hinlänglicher Fähigkeit sind,
sich das studium propheticum, oder die Er-
kentniß dessen, was in der Heil. Schrift auf die
noch künftigen Zeiten gehet, zur fleißigen For-
schung lassen empfohlen seyn; zumal da wir den
letztern Zeiten so nahe gekommen sind.

V. 6.

Und was es noch aufhält, wisset ihr,
daß es offenbar werde
(eis to apokaluphthenai
auton, auf daß er, der Widerwärtige, offenbar
werde,) zu seiner Zeit.

Anmerckungen.

1. Dieses tokatekhon ist das Römische Reich.
Denn so lange, als dieses in seinem rechten Stan-
de bleibet, so lange wird der Antichrist an demsel-
ben eine Hinderung haben: Wie wir denn auch
aus den vorigen Zeiten wissen, wie sehr sich die
Römischen Kayser dem Pabstthum entgegen ge-
setzet haben. Daß die Väter der ersten Kirche
diesen Ort, oder das, was die Offenbarung des
Antichrists aufhält, vom Römischen Reiche ver-
standen, und darum, um nicht in die Zeiten des
Antichrists zukommen, GOtt um den Wohl-
stand des Römischen Reichs angeruffen haben,
das sehe man bey dem sel. Calovio in seinen Bi-
bliis illustratis.

2. Da nun aber das antichristische Kir-
chen-Regiment schon von vielen Seculis her be-
reits offenbar genug geworden ist, und der Apo-
[Spaltenumbruch] stel von einer solchen Offenbarung handelt, wel-
che durch das Römische Reich aufgehalten wird;
so hat man hiebey wieder zu erwegen, was schon
vorher gedacht ist: nemlich ob nicht dieser gan-
tze Text,
außer dem, daß er sich auch gar wol auf
erwehntes Kirchen-Regiment schicket, am aller
eigentlichsten von dem Danielischn kleinem Horn
und apocalyptischen Thiere zu verstehen, und
also auch dieses in einem besondern Verstande
der Antichrist sey?

V. 7.

Denn es reget sich schon die Bosheit
heimlich, ohne das, der es aufhält, muß hin-
weg gethan werden.

Anmerckungen.

1. Das Wort heimlich heißt im Griechi-
schen ein Geheimniß. Es wird der antichristi-
schen Bosheit ein Geheimniß zugeschrieben,
weil sie vor der rechten Offenbarung sehr ver-
deckt und verborgen seyn würde: und ist mit dem
Worte Geheimniß auch ohne Zweifel zugleich
auf den grossen Schein des Rechtens, unter
welchem man die abscheulichste Bosheit treiben
würde, gesehen worden.

2. Dieses Geheimniß der Bosheit ste-
het dem Geheimniß der Gottseligkeit im Rei-
che Christi entgegen 1 Tim. 3, 16. Denn gleichwie
im Reiche Christi ist das grosse und vielfache Ge-
heimniß der Weisheit, der Wahrheit und alles
rechtschafnen und gottseligen Wesens: also ist
hingegen das Reich des Antichrists auch recht
Geheimniß-voll, weil darinnen alles heillose
Wesen unter einem so grossen Schein des Got-
tesdienstes getrieben wird, daß viele tausend
Menschen die darunter liegende Tiefe des Sa-
tans
und grosse Macht der Thorheit, des Jrr-
thums und der Schalckheit nicht einsehen, und
sich daher jämmerlich bethören und hinter das
Licht führen lassen. Siehe Off. 2, 24.

3. Ehe aber das Antichristenthum auf eine
recht grobe Art eingetreten ist, hat es sich schon
von der Apostel Zeit an in manchen verführischen
Geistern hervorgethan: welches Paulus nen-
net, daß es sich schon rege. Man sehe davon un-
ter andern 1 Joh. 2, 18. c. 4, 3. Ep. 2, 7. Ep. 3, 9.

4. Gleichwie die Worte: was es noch
aufhält
v. 6. vom Römischen Reiche zu ver-
stehen sind: also gehen darauf auch die letztern
Worte dieses Verses: muß hinweg gethan
werden.
Welches wie es geschehen werde, aus
unterschiedlichen Orten Danielis c. 7. und der
Offenbarung Johannis c. 17. 18. zu erklären ist,
und sich alhier nicht so kurtz fassen läßt.

5. Dieses ist aber alhier, zur Erläuterung
des gantzen Contextes, wohl zu mercken, daß,
wenn das Römische Reich die Offenbarung des
Antichrists aufhält, noch eine besondere Offen-
bahrung
desselben bevorstehe, und sie, so lange
das Römische Reich stehet, noch nicht geschehen
werde: und daß demnach in diesem Contexte
durch den Wiederwärtigen, ausser dem schon
längst geoffenbareten Römischen Kirchen-Regi-
mente, noch etwas anders zu verstehen sey, nem-
lich das apocalyptische Thier.

6. Jm
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli. Cap. 2. v. 5. 6. 7.
[Spaltenumbruch] Thier der Antichriſt ſey? Man ſehe unter
andern den ſel. D. Quenſted. im Syſtem. und
D. Kœnigium in der Theol. Poſ. §. 1045.
c. Ob die Roͤmiſche Kirche damit etwas gewin-
ne, wenn man, wie ihr Regiment, alſo auch
das von ihr unterſchiedene, aber doch mit ihr
harmonirende, apocalyptiſche Thier an-
tichriſtiſch,
oder den Antichriſt, nennet?
Und ob es nicht an dem ſey und bleibe, daß,
gleichwie die Braut Chriſti Chriſtiſch, o-
der nach Chriſto geſinnet iſt, und im Chri-
ſtenthum
ſtehet, alſo auch die derſelben ent-
gegengeſetzte Babyloniſche Hure mit ihrer,
dem Thieriſchen Gewiſſens-Zwange gleich-
foͤrmigen, Herrſchaft uͤber die Gewiſſen ſich
antichriſtiſch, und an ſich ein rechtes Anti-
chriſtenthum
erweiſe? Und ob nicht daher
folge, daß, wenn man dieſen Pauliniſchen
Ort eigentiich von dem apocalyptiſchen Thie-
re verſtehet, und es den Antichriſt nennet,
das Pabſtthum keines weges vom Antichri-
ſtenthum
frey geſprochenwerde?
V. 5.

Gedencket ihr nicht daran, daß ich euch
ſolches ſagte, da ich noch bey euch war.

Anmerckungen.

Man ſiehet hieraus, daß die Apoſtel die
glaͤubigen Chriſten nicht allein in denjenigen
Haupt-Stuͤcken der Chriſtlichen Lehre, welche
zum Grunde und zur Ordnung des Heyls gehoͤ-
ren, ſondern auch in den uͤbrigen Puncten, und
in allen dem, was auf die letzte Ausfuͤhrung al-
ler Wercke im Reiche GOttes gehet, getreulich
unterrichtet haben. Es iſt demnach kein Fuͤr-
witz, wenn noch heute zu tage Lehrer, auch Zu-
hoͤrer, welche von hinlaͤnglicher Faͤhigkeit ſind,
ſich das ſtudium propheticum, oder die Er-
kentniß deſſen, was in der Heil. Schrift auf die
noch kuͤnftigen Zeiten gehet, zur fleißigen For-
ſchung laſſen empfohlen ſeyn; zumal da wir den
letztern Zeiten ſo nahe gekommen ſind.

V. 6.

Und was es noch aufhaͤlt, wiſſet ihr,
daß es offenbar werde
(ἐις τὸ ἀποκαλυφϑῆναι
ἀυτὸν, auf daß er, der Widerwaͤrtige, offenbar
werde,) zu ſeiner Zeit.

Anmerckungen.

1. Dieſes τὸκατέχον iſt das Roͤmiſche Reich.
Denn ſo lange, als dieſes in ſeinem rechten Stan-
de bleibet, ſo lange wird der Antichriſt an demſel-
ben eine Hinderung haben: Wie wir denn auch
aus den vorigen Zeiten wiſſen, wie ſehr ſich die
Roͤmiſchen Kayſer dem Pabſtthum entgegen ge-
ſetzet haben. Daß die Vaͤter der erſten Kirche
dieſen Ort, oder das, was die Offenbarung des
Antichriſts aufhaͤlt, vom Roͤmiſchen Reiche ver-
ſtanden, und darum, um nicht in die Zeiten des
Antichriſts zukommen, GOtt um den Wohl-
ſtand des Roͤmiſchen Reichs angeruffen haben,
das ſehe man bey dem ſel. Calovio in ſeinen Bi-
bliis illuſtratis.

2. Da nun aber das antichriſtiſche Kir-
chen-Regiment ſchon von vielen Seculis her be-
reits offenbar genug geworden iſt, und der Apo-
[Spaltenumbruch] ſtel von einer ſolchen Offenbarung handelt, wel-
che durch das Roͤmiſche Reich aufgehalten wird;
ſo hat man hiebey wieder zu erwegen, was ſchon
vorher gedacht iſt: nemlich ob nicht dieſer gan-
tze Text,
außer dem, daß er ſich auch gar wol auf
erwehntes Kirchen-Regiment ſchicket, am aller
eigentlichſten von dem Danieliſchn kleinem Horn
und apocalyptiſchen Thiere zu verſtehen, und
alſo auch dieſes in einem beſondern Verſtande
der Antichriſt ſey?

V. 7.

Denn es reget ſich ſchon die Bosheit
heimlich, ohne das, der es aufhaͤlt, muß hin-
weg gethan werden.

Anmerckungen.

1. Das Wort heimlich heißt im Griechi-
ſchen ein Geheimniß. Es wird der antichriſti-
ſchen Bosheit ein Geheimniß zugeſchrieben,
weil ſie vor der rechten Offenbarung ſehr ver-
deckt und verborgen ſeyn wuͤrde: und iſt mit dem
Worte Geheimniß auch ohne Zweifel zugleich
auf den groſſen Schein des Rechtens, unter
welchem man die abſcheulichſte Bosheit treiben
wuͤrde, geſehen worden.

2. Dieſes Geheimniß der Bosheit ſte-
het dem Geheimniß der Gottſeligkeit im Rei-
che Chriſti entgegen 1 Tim. 3, 16. Denn gleichwie
im Reiche Chriſti iſt das groſſe und vielfache Ge-
heimniß der Weisheit, der Wahrheit und alles
rechtſchafnen und gottſeligen Weſens: alſo iſt
hingegen das Reich des Antichriſts auch recht
Geheimniß-voll, weil darinnen alles heilloſe
Weſen unter einem ſo groſſen Schein des Got-
tesdienſtes getrieben wird, daß viele tauſend
Menſchen die darunter liegende Tiefe des Sa-
tans
und groſſe Macht der Thorheit, des Jrr-
thums und der Schalckheit nicht einſehen, und
ſich daher jaͤmmerlich bethoͤren und hinter das
Licht fuͤhren laſſen. Siehe Off. 2, 24.

3. Ehe aber das Antichriſtenthum auf eine
recht grobe Art eingetreten iſt, hat es ſich ſchon
von der Apoſtel Zeit an in manchen verfuͤhriſchen
Geiſtern hervorgethan: welches Paulus nen-
net, daß es ſich ſchon rege. Man ſehe davon un-
ter andern 1 Joh. 2, 18. c. 4, 3. Ep. 2, 7. Ep. 3, 9.

4. Gleichwie die Worte: was es noch
aufhaͤlt
v. 6. vom Roͤmiſchen Reiche zu ver-
ſtehen ſind: alſo gehen darauf auch die letztern
Worte dieſes Verſes: muß hinweg gethan
werden.
Welches wie es geſchehen werde, aus
unterſchiedlichen Orten Danielis c. 7. und der
Offenbarung Johannis c. 17. 18. zu erklaͤren iſt,
und ſich alhier nicht ſo kurtz faſſen laͤßt.

5. Dieſes iſt aber alhier, zur Erlaͤuterung
des gantzen Contextes, wohl zu mercken, daß,
wenn das Roͤmiſche Reich die Offenbarung des
Antichriſts aufhaͤlt, noch eine beſondere Offen-
bahrung
deſſelben bevorſtehe, und ſie, ſo lange
das Roͤmiſche Reich ſtehet, noch nicht geſchehen
werde: und daß demnach in dieſem Contexte
durch den Wiederwaͤrtigen, auſſer dem ſchon
laͤngſt geoffenbareten Roͤmiſchen Kirchen-Regi-
mente, noch etwas anders zu verſtehen ſey, nem-
lich das apocalyptiſche Thier.

6. Jm
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[60/0062] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli. Cap. 2. v. 5. 6. 7. Thier der Antichriſt ſey? Man ſehe unter andern den ſel. D. Quenſted. im Syſtem. und D. Kœnigium in der Theol. Poſ. §. 1045. c. Ob die Roͤmiſche Kirche damit etwas gewin- ne, wenn man, wie ihr Regiment, alſo auch das von ihr unterſchiedene, aber doch mit ihr harmonirende, apocalyptiſche Thier an- tichriſtiſch, oder den Antichriſt, nennet? Und ob es nicht an dem ſey und bleibe, daß, gleichwie die Braut Chriſti Chriſtiſch, o- der nach Chriſto geſinnet iſt, und im Chri- ſtenthum ſtehet, alſo auch die derſelben ent- gegengeſetzte Babyloniſche Hure mit ihrer, dem Thieriſchen Gewiſſens-Zwange gleich- foͤrmigen, Herrſchaft uͤber die Gewiſſen ſich antichriſtiſch, und an ſich ein rechtes Anti- chriſtenthum erweiſe? Und ob nicht daher folge, daß, wenn man dieſen Pauliniſchen Ort eigentiich von dem apocalyptiſchen Thie- re verſtehet, und es den Antichriſt nennet, das Pabſtthum keines weges vom Antichri- ſtenthum frey geſprochenwerde? V. 5. Gedencket ihr nicht daran, daß ich euch ſolches ſagte, da ich noch bey euch war. Anmerckungen. Man ſiehet hieraus, daß die Apoſtel die glaͤubigen Chriſten nicht allein in denjenigen Haupt-Stuͤcken der Chriſtlichen Lehre, welche zum Grunde und zur Ordnung des Heyls gehoͤ- ren, ſondern auch in den uͤbrigen Puncten, und in allen dem, was auf die letzte Ausfuͤhrung al- ler Wercke im Reiche GOttes gehet, getreulich unterrichtet haben. Es iſt demnach kein Fuͤr- witz, wenn noch heute zu tage Lehrer, auch Zu- hoͤrer, welche von hinlaͤnglicher Faͤhigkeit ſind, ſich das ſtudium propheticum, oder die Er- kentniß deſſen, was in der Heil. Schrift auf die noch kuͤnftigen Zeiten gehet, zur fleißigen For- ſchung laſſen empfohlen ſeyn; zumal da wir den letztern Zeiten ſo nahe gekommen ſind. V. 6. Und was es noch aufhaͤlt, wiſſet ihr, daß es offenbar werde (ἐις τὸ ἀποκαλυφϑῆναι ἀυτὸν, auf daß er, der Widerwaͤrtige, offenbar werde,) zu ſeiner Zeit. Anmerckungen. 1. Dieſes τὸκατέχον iſt das Roͤmiſche Reich. Denn ſo lange, als dieſes in ſeinem rechten Stan- de bleibet, ſo lange wird der Antichriſt an demſel- ben eine Hinderung haben: Wie wir denn auch aus den vorigen Zeiten wiſſen, wie ſehr ſich die Roͤmiſchen Kayſer dem Pabſtthum entgegen ge- ſetzet haben. Daß die Vaͤter der erſten Kirche dieſen Ort, oder das, was die Offenbarung des Antichriſts aufhaͤlt, vom Roͤmiſchen Reiche ver- ſtanden, und darum, um nicht in die Zeiten des Antichriſts zukommen, GOtt um den Wohl- ſtand des Roͤmiſchen Reichs angeruffen haben, das ſehe man bey dem ſel. Calovio in ſeinen Bi- bliis illuſtratis. 2. Da nun aber das antichriſtiſche Kir- chen-Regiment ſchon von vielen Seculis her be- reits offenbar genug geworden iſt, und der Apo- ſtel von einer ſolchen Offenbarung handelt, wel- che durch das Roͤmiſche Reich aufgehalten wird; ſo hat man hiebey wieder zu erwegen, was ſchon vorher gedacht iſt: nemlich ob nicht dieſer gan- tze Text, außer dem, daß er ſich auch gar wol auf erwehntes Kirchen-Regiment ſchicket, am aller eigentlichſten von dem Danieliſchn kleinem Horn und apocalyptiſchen Thiere zu verſtehen, und alſo auch dieſes in einem beſondern Verſtande der Antichriſt ſey? V. 7. Denn es reget ſich ſchon die Bosheit heimlich, ohne das, der es aufhaͤlt, muß hin- weg gethan werden. Anmerckungen. 1. Das Wort heimlich heißt im Griechi- ſchen ein Geheimniß. Es wird der antichriſti- ſchen Bosheit ein Geheimniß zugeſchrieben, weil ſie vor der rechten Offenbarung ſehr ver- deckt und verborgen ſeyn wuͤrde: und iſt mit dem Worte Geheimniß auch ohne Zweifel zugleich auf den groſſen Schein des Rechtens, unter welchem man die abſcheulichſte Bosheit treiben wuͤrde, geſehen worden. 2. Dieſes Geheimniß der Bosheit ſte- het dem Geheimniß der Gottſeligkeit im Rei- che Chriſti entgegen 1 Tim. 3, 16. Denn gleichwie im Reiche Chriſti iſt das groſſe und vielfache Ge- heimniß der Weisheit, der Wahrheit und alles rechtſchafnen und gottſeligen Weſens: alſo iſt hingegen das Reich des Antichriſts auch recht Geheimniß-voll, weil darinnen alles heilloſe Weſen unter einem ſo groſſen Schein des Got- tesdienſtes getrieben wird, daß viele tauſend Menſchen die darunter liegende Tiefe des Sa- tans und groſſe Macht der Thorheit, des Jrr- thums und der Schalckheit nicht einſehen, und ſich daher jaͤmmerlich bethoͤren und hinter das Licht fuͤhren laſſen. Siehe Off. 2, 24. 3. Ehe aber das Antichriſtenthum auf eine recht grobe Art eingetreten iſt, hat es ſich ſchon von der Apoſtel Zeit an in manchen verfuͤhriſchen Geiſtern hervorgethan: welches Paulus nen- net, daß es ſich ſchon rege. Man ſehe davon un- ter andern 1 Joh. 2, 18. c. 4, 3. Ep. 2, 7. Ep. 3, 9. 4. Gleichwie die Worte: was es noch aufhaͤlt v. 6. vom Roͤmiſchen Reiche zu ver- ſtehen ſind: alſo gehen darauf auch die letztern Worte dieſes Verſes: muß hinweg gethan werden. Welches wie es geſchehen werde, aus unterſchiedlichen Orten Danielis c. 7. und der Offenbarung Johannis c. 17. 18. zu erklaͤren iſt, und ſich alhier nicht ſo kurtz faſſen laͤßt. 5. Dieſes iſt aber alhier, zur Erlaͤuterung des gantzen Contextes, wohl zu mercken, daß, wenn das Roͤmiſche Reich die Offenbarung des Antichriſts aufhaͤlt, noch eine beſondere Offen- bahrung deſſelben bevorſtehe, und ſie, ſo lange das Roͤmiſche Reich ſtehet, noch nicht geſchehen werde: und daß demnach in dieſem Contexte durch den Wiederwaͤrtigen, auſſer dem ſchon laͤngſt geoffenbareten Roͤmiſchen Kirchen-Regi- mente, noch etwas anders zu verſtehen ſey, nem- lich das apocalyptiſche Thier. 6. Jm

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/62>, abgerufen am 23.11.2024.