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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 7-10. an die Thessalonicher.
[Spaltenumbruch]

6. Jm übrigen ist zu mercken, daß bey den
letztern Worten eine ellipsis, und sie also zu er-
gäntzen ist, wenn man den Text übersetzet: allein
der
(ihn) itzt aufhält (wird ihn auf halten) bis
er
(nemlich der Aufhaltende) aus dem Wege
geräumet werde:
oder also: nur (hat man zu
warten, oder wird es noch mit der Offenbarung
dauren,) bis daß, der (ihn) auf hält, hinweg
gethan wird.

V. 8.

Und alsdenn wird der Boshaftige offen-
baret werden, welchen der HErr
(Christus
den Antichrist) umbringen wird mit dem Geist
seines Mundes, und wird sein ein Ende ma-
chen durch die Erscheinung seiner Zukunft.

Anmerckungen.

1. Dieser Boshaftige, anomos, wird auch ein
rechter antinomos seyn, der sich wider alles Gesetz
GOttes auflehnet, und sich nach Dan. 7, 25. un-
terstehen wird, Zeit und Gesetz zu ändern.

2. Die Offenbarung wird eben dadurch
geschehen, daß er es so arg treiben wird, wie Dan.
7, 8. 21. 25. c. 8, 9. 10. 17. c. 11, 36. u. f. wie auch
Off. 13. beschrieben ist: da sich denn auf Seiten
der Gottlosen der grosse Abfall finden wird.

3. Die Worte von Erscheinung der Zukunft
Christi gehen auf das Off. 6, 12. u. f. c. 19. be-
schriebene Gericht über das geistliche Babel.

4. Von dem Geiste des Mundes Chri-
sti,
wodurch der Boshaftige in dem itzo gedach-
ten Gerichte soll umgebracht werden, sehe man
Jes. 11, 4. Off. 1, 16. c. 19, 15. 21.

5. Man siehet alhier aufs neue, daß dieser
gantze Text sonderlich auf das apocalyptische
Thier
gehet: sintemal nach den zuvor angeführ-
ten Orten Danielis und der Offenb. Joh. Chri-
stus das Thier, als den Antichrist, umbringet;
und zwar alsdenn erst, wenn die grosse Babylo-
nische Hure von dem Thiere selbst und von seinen
Gehülfen schon vorher wird verwüstet und zu
Grunde gerichtet seyn. Von der demselben be-
stimten kurtzen Zeit, worinnen es noch offenbar
werden muß, und nach welcher es umkömmt, se-
he man Dan. 7, 25. Off. 13, 5.

V. 9. 10.

Deß, welches Zukunft geschiehet nach
der Wirckung des Satans, mit lügenhaf-
ten Kräften, und Zeichen und Wundern:
und mit allerley Verführung zur Ungerech-
tigkeit, unter denen, die verloren werden,
dafür, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht
haben angenommen, daß sie selig würden.

Anmerckungen.

1. Gleichwie die Zukunft Christi geschiehet
nach der Wirckung GOttes des himmlischen
Vaters, von welchem und dem Heiligen Geiste
ihme nach der menschlichen Natur alle göttliche
Vollkommenheit und Majestät ist mitgetheilet
worden: also wird die Zukunft, oder Offenba-
rung, des Antichrists geschehen nach der Wir-
ckung des Satans. Und von dieser haben wir
den sehr nachdrücklichen Ort in der Offenbarung
[Spaltenumbruch] c. 13, 2. alwo von dem Satan, oder Drachen, ge-
saget wird, daß er dem Thiere seine Kraft,
und seinen Stuhl und seine grosse Macht ge-
geben.
Daraus man siehet, daß in dem An-
tichrist alle Satanische Bosheit recht vollkom-
men zusammen concentriret wird gefunden
werden. Man erkennet aber auch aus diesem
Kennzeichen der Ankunft (welches die Offenba-
rung ist) des Widerwärtigen, daß damit in dem
gantzen Contexte eigentlich auf das apocalypti-
sche Thier
gesehen werde.

2. Und da sich die Wirckung des Satans
mit allerley lügenhaften Kräften, und Zeichen
und Wundern, hervor thun wird: so finden wir
auch hievon eine Erläuterung in der Offenba-
rung, wie nemlich solche falsche Wunder-Kräf-
te, dem Thiere zu Dienste, durch den falschen
Propheten, als den Waffen-Träger des Thie-
res, geschehen, c. 13, 11. u. f. Jch sahe ein ander
Thier aufsteigen von der Erden, und hatte
zwey Hörner, gleichwie das Lamm, und re-
dete wie der Drache: und es thut alle
Macht des ersten Thieres vor ihm, und es
machet, daß die Erde, und die darauf woh-
nen, anbeten das erste Thier: und es thut
grosse Zeichen, daß es auch machet Feuer
vom Himmel fallen vor den Menschen: und
verführet die auf Erden wohnen um der
Zeichen willen die ihm gegeben sind zu thun
vor dem Thier,
u. s. w. Und in solchen Dingen
äussern sich dunameis Kräfte, nemlich der Finster-
niß, da der Satan, aus GOttes Zulossung, al-
les sein Vermögen anstrecket. Und solche Kräfte
sind zugleich semei~a Zeichen, welche ausserlich
vor den Sinnen des Menschen ausdrucken, was
sie innerlich nach dem Abgrunde des Verder-
bens in sich halten: und terata, Wunderdin-
ge,
sind solche Zeichen, in Ansehung der Ver-
wunderung, welche mit Entsetzen, ja mit Erstau-
nen, bey den Kindern der Finsterniß daher entste-
het. Es sind Kräfte, Zeichen und Wunder,
psendous, der Lügen, das ist, lügenhaft und vol-
ler Blendwerck, also, daß sie von den wahren
Wunderwercken, welche GOtt allein thun kan,
Ps. 72, 18. 115, 3. 135, 6. u. f. gar sehr unterschie-
den sind, auch von den Knechten und Kindern Got-
tes gar leichtlich können unterschieden werden.

3. Hingegen aber werden durch solches
Blendwerck diejenigen, welche verloren gehen,
verführet, also daß, da sie schon selbst böser Art
sind, sie noch immer mehr zu aller Ungerechtig-
keit, und sonderlich zu der, welche im Drucke
und in der Verfolgung rechtschaffener Knechte
und Kinder GOttes bestehet, sich verführen und
hinreissen lassen: welches aber aus ihrer eigenen
Schuld geschehen wird: sintemal sie die Liebe
zur Wahrheit nicht haben angenommen, daß
sie selig würden. Und also sind sie nicht aus einem
absoluten Rathschluß GOttes von der Selig-
keit ausgeschlossen, sondern sie hätten sollen und
können selig werden; werden aber der Seligkeit
aus eigener Schuld verlustig. Die Liebe der
Wahrheit,
oder zur Wahrheit, nicht anneh-
men,
ist durch die vorgehaltene und an das Ge-

wissen
H 3
Cap. 2. v. 7-10. an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch]

6. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß bey den
letztern Worten eine ellipſis, und ſie alſo zu er-
gaͤntzen iſt, wenn man den Text uͤberſetzet: allein
der
(ihn) itzt aufhaͤlt (wird ihn auf halten) bis
er
(nemlich der Aufhaltende) aus dem Wege
geraͤumet werde:
oder alſo: nur (hat man zu
warten, oder wird es noch mit der Offenbarung
dauren,) bis daß, der (ihn) auf haͤlt, hinweg
gethan wird.

V. 8.

Und alsdenn wird der Boshaftige offen-
baret werden, welchen der HErr
(Chriſtus
den Antichriſt) umbringen wiꝛd mit dem Geiſt
ſeines Mundes, und wird ſein ein Ende ma-
chen durch die Erſcheinung ſeiner Zukunft.

Anmerckungen.

1. Dieſer Boshaftige, ἄνομος, wird auch ein
rechter ἀντίνομος ſeyn, der ſich wider alles Geſetz
GOttes auflehnet, und ſich nach Dan. 7, 25. un-
terſtehen wird, Zeit und Geſetz zu aͤndern.

2. Die Offenbarung wird eben dadurch
geſchehen, daß er es ſo arg treiben wird, wie Dan.
7, 8. 21. 25. c. 8, 9. 10. 17. c. 11, 36. u. f. wie auch
Off. 13. beſchrieben iſt: da ſich denn auf Seiten
der Gottloſen der groſſe Abfall finden wird.

3. Die Worte von Erſcheinung der Zukunft
Chriſti gehen auf das Off. 6, 12. u. f. c. 19. be-
ſchriebene Gericht uͤber das geiſtliche Babel.

4. Von dem Geiſte des Mundes Chri-
ſti,
wodurch der Boshaftige in dem itzo gedach-
ten Gerichte ſoll umgebracht werden, ſehe man
Jeſ. 11, 4. Off. 1, 16. c. 19, 15. 21.

5. Man ſiehet alhier aufs neue, daß dieſer
gantze Text ſonderlich auf das apocalyptiſche
Thier
gehet: ſintemal nach den zuvor angefuͤhr-
ten Orten Danielis und der Offenb. Joh. Chri-
ſtus das Thier, als den Antichriſt, umbringet;
und zwar alsdenn erſt, wenn die groſſe Babylo-
niſche Hure von dem Thiere ſelbſt und von ſeinen
Gehuͤlfen ſchon vorher wird verwuͤſtet und zu
Grunde gerichtet ſeyn. Von der demſelben be-
ſtimten kurtzen Zeit, worinnen es noch offenbar
werden muß, und nach welcher es umkoͤmmt, ſe-
he man Dan. 7, 25. Off. 13, 5.

V. 9. 10.

Deß, welches Zukunft geſchiehet nach
der Wirckung des Satans, mit luͤgenhaf-
ten Kraͤften, und Zeichen und Wundern:
und mit allerley Verfuͤhrung zur Ungerech-
tigkeit, unter denen, die verloren werden,
dafuͤr, daß ſie die Liebe zur Wahrheit nicht
haben angenommen, daß ſie ſelig wuͤrden.

Anmerckungen.

1. Gleichwie die Zukunft Chriſti geſchiehet
nach der Wirckung GOttes des himmliſchen
Vaters, von welchem und dem Heiligen Geiſte
ihme nach der menſchlichen Natur alle goͤttliche
Vollkommenheit und Majeſtaͤt iſt mitgetheilet
worden: alſo wird die Zukunft, oder Offenba-
rung, des Antichriſts geſchehen nach der Wir-
ckung des Satans. Und von dieſer haben wir
den ſehr nachdruͤcklichen Ort in der Offenbarung
[Spaltenumbruch] c. 13, 2. alwo von dem Satan, oder Drachen, ge-
ſaget wird, daß er dem Thiere ſeine Kraft,
und ſeinen Stuhl und ſeine groſſe Macht ge-
geben.
Daraus man ſiehet, daß in dem An-
tichriſt alle Sataniſche Bosheit recht vollkom-
men zuſammen concentriret wird gefunden
werden. Man erkennet aber auch aus dieſem
Kennzeichen der Ankunft (welches die Offenba-
rung iſt) des Widerwaͤrtigen, daß damit in dem
gantzen Contexte eigentlich auf das apocalypti-
ſche Thier
geſehen werde.

2. Und da ſich die Wirckung des Satans
mit allerley luͤgenhaften Kraͤften, und Zeichen
und Wundern, hervor thun wird: ſo finden wir
auch hievon eine Erlaͤuterung in der Offenba-
rung, wie nemlich ſolche falſche Wunder-Kraͤf-
te, dem Thiere zu Dienſte, durch den falſchen
Propheten, als den Waffen-Traͤger des Thie-
res, geſchehen, c. 13, 11. u. f. Jch ſahe ein ander
Thier aufſteigen von der Erden, und hatte
zwey Hoͤrner, gleichwie das Lamm, und re-
dete wie der Drache: und es thut alle
Macht des erſten Thieres vor ihm, und es
machet, daß die Erde, und die darauf woh-
nen, anbeten das erſte Thier: und es thut
groſſe Zeichen, daß es auch machet Feuer
vom Himmel fallen vor den Menſchen: und
verfuͤhret die auf Erden wohnen um der
Zeichen willen die ihm gegeben ſind zu thun
vor dem Thier,
u. ſ. w. Und in ſolchen Dingen
aͤuſſern ſich δυνάμεις Kraͤfte, nemlich der Finſter-
niß, da der Satan, aus GOttes Zuloſſung, al-
les ſein Vermoͤgen anſtrecket. Und ſolche Kraͤfte
ſind zugleich σημει῀α Zeichen, welche auſſerlich
vor den Sinnen des Menſchen ausdrucken, was
ſie innerlich nach dem Abgrunde des Verder-
bens in ſich halten: und τέρατα, Wunderdin-
ge,
ſind ſolche Zeichen, in Anſehung der Ver-
wunderung, welche mit Entſetzen, ja mit Erſtau-
nen, bey den Kindern der Finſterniß daher entſte-
het. Es ſind Kraͤfte, Zeichen und Wunder,
ψένδους, der Luͤgen, das iſt, luͤgenhaft und vol-
ler Blendwerck, alſo, daß ſie von den wahren
Wunderwercken, welche GOtt allein thun kan,
Pſ. 72, 18. 115, 3. 135, 6. u. f. gar ſehr unterſchie-
den ſind, auch von den Knechten und Kindern Got-
tes gar leichtlich koͤnnen unterſchieden werden.

3. Hingegen aber werden durch ſolches
Blendwerck diejenigen, welche verloren gehen,
verfuͤhret, alſo daß, da ſie ſchon ſelbſt boͤſer Art
ſind, ſie noch immer mehr zu aller Ungerechtig-
keit, und ſonderlich zu der, welche im Drucke
und in der Verfolgung rechtſchaffener Knechte
und Kinder GOttes beſtehet, ſich verfuͤhren und
hinreiſſen laſſen: welches aber aus ihrer eigenen
Schuld geſchehen wird: ſintemal ſie die Liebe
zur Wahrheit nicht haben angenommen, daß
ſie ſelig wuͤrden. Und alſo ſind ſie nicht aus einem
abſoluten Rathſchluß GOttes von der Selig-
keit ausgeſchloſſen, ſondern ſie haͤtten ſollen und
koͤnnen ſelig werden; werden aber der Seligkeit
aus eigener Schuld verluſtig. Die Liebe der
Wahrheit,
oder zur Wahrheit, nicht anneh-
men,
iſt durch die vorgehaltene und an das Ge-

wiſſen
H 3
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[61/0063] Cap. 2. v. 7-10. an die Theſſalonicher. 6. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß bey den letztern Worten eine ellipſis, und ſie alſo zu er- gaͤntzen iſt, wenn man den Text uͤberſetzet: allein der (ihn) itzt aufhaͤlt (wird ihn auf halten) bis er (nemlich der Aufhaltende) aus dem Wege geraͤumet werde: oder alſo: nur (hat man zu warten, oder wird es noch mit der Offenbarung dauren,) bis daß, der (ihn) auf haͤlt, hinweg gethan wird. V. 8. Und alsdenn wird der Boshaftige offen- baret werden, welchen der HErr (Chriſtus den Antichriſt) umbringen wiꝛd mit dem Geiſt ſeines Mundes, und wird ſein ein Ende ma- chen durch die Erſcheinung ſeiner Zukunft. Anmerckungen. 1. Dieſer Boshaftige, ἄνομος, wird auch ein rechter ἀντίνομος ſeyn, der ſich wider alles Geſetz GOttes auflehnet, und ſich nach Dan. 7, 25. un- terſtehen wird, Zeit und Geſetz zu aͤndern. 2. Die Offenbarung wird eben dadurch geſchehen, daß er es ſo arg treiben wird, wie Dan. 7, 8. 21. 25. c. 8, 9. 10. 17. c. 11, 36. u. f. wie auch Off. 13. beſchrieben iſt: da ſich denn auf Seiten der Gottloſen der groſſe Abfall finden wird. 3. Die Worte von Erſcheinung der Zukunft Chriſti gehen auf das Off. 6, 12. u. f. c. 19. be- ſchriebene Gericht uͤber das geiſtliche Babel. 4. Von dem Geiſte des Mundes Chri- ſti, wodurch der Boshaftige in dem itzo gedach- ten Gerichte ſoll umgebracht werden, ſehe man Jeſ. 11, 4. Off. 1, 16. c. 19, 15. 21. 5. Man ſiehet alhier aufs neue, daß dieſer gantze Text ſonderlich auf das apocalyptiſche Thier gehet: ſintemal nach den zuvor angefuͤhr- ten Orten Danielis und der Offenb. Joh. Chri- ſtus das Thier, als den Antichriſt, umbringet; und zwar alsdenn erſt, wenn die groſſe Babylo- niſche Hure von dem Thiere ſelbſt und von ſeinen Gehuͤlfen ſchon vorher wird verwuͤſtet und zu Grunde gerichtet ſeyn. Von der demſelben be- ſtimten kurtzen Zeit, worinnen es noch offenbar werden muß, und nach welcher es umkoͤmmt, ſe- he man Dan. 7, 25. Off. 13, 5. V. 9. 10. Deß, welches Zukunft geſchiehet nach der Wirckung des Satans, mit luͤgenhaf- ten Kraͤften, und Zeichen und Wundern: und mit allerley Verfuͤhrung zur Ungerech- tigkeit, unter denen, die verloren werden, dafuͤr, daß ſie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, daß ſie ſelig wuͤrden. Anmerckungen. 1. Gleichwie die Zukunft Chriſti geſchiehet nach der Wirckung GOttes des himmliſchen Vaters, von welchem und dem Heiligen Geiſte ihme nach der menſchlichen Natur alle goͤttliche Vollkommenheit und Majeſtaͤt iſt mitgetheilet worden: alſo wird die Zukunft, oder Offenba- rung, des Antichriſts geſchehen nach der Wir- ckung des Satans. Und von dieſer haben wir den ſehr nachdruͤcklichen Ort in der Offenbarung c. 13, 2. alwo von dem Satan, oder Drachen, ge- ſaget wird, daß er dem Thiere ſeine Kraft, und ſeinen Stuhl und ſeine groſſe Macht ge- geben. Daraus man ſiehet, daß in dem An- tichriſt alle Sataniſche Bosheit recht vollkom- men zuſammen concentriret wird gefunden werden. Man erkennet aber auch aus dieſem Kennzeichen der Ankunft (welches die Offenba- rung iſt) des Widerwaͤrtigen, daß damit in dem gantzen Contexte eigentlich auf das apocalypti- ſche Thier geſehen werde. 2. Und da ſich die Wirckung des Satans mit allerley luͤgenhaften Kraͤften, und Zeichen und Wundern, hervor thun wird: ſo finden wir auch hievon eine Erlaͤuterung in der Offenba- rung, wie nemlich ſolche falſche Wunder-Kraͤf- te, dem Thiere zu Dienſte, durch den falſchen Propheten, als den Waffen-Traͤger des Thie- res, geſchehen, c. 13, 11. u. f. Jch ſahe ein ander Thier aufſteigen von der Erden, und hatte zwey Hoͤrner, gleichwie das Lamm, und re- dete wie der Drache: und es thut alle Macht des erſten Thieres vor ihm, und es machet, daß die Erde, und die darauf woh- nen, anbeten das erſte Thier: und es thut groſſe Zeichen, daß es auch machet Feuer vom Himmel fallen vor den Menſchen: und verfuͤhret die auf Erden wohnen um der Zeichen willen die ihm gegeben ſind zu thun vor dem Thier, u. ſ. w. Und in ſolchen Dingen aͤuſſern ſich δυνάμεις Kraͤfte, nemlich der Finſter- niß, da der Satan, aus GOttes Zuloſſung, al- les ſein Vermoͤgen anſtrecket. Und ſolche Kraͤfte ſind zugleich σημει῀α Zeichen, welche auſſerlich vor den Sinnen des Menſchen ausdrucken, was ſie innerlich nach dem Abgrunde des Verder- bens in ſich halten: und τέρατα, Wunderdin- ge, ſind ſolche Zeichen, in Anſehung der Ver- wunderung, welche mit Entſetzen, ja mit Erſtau- nen, bey den Kindern der Finſterniß daher entſte- het. Es ſind Kraͤfte, Zeichen und Wunder, ψένδους, der Luͤgen, das iſt, luͤgenhaft und vol- ler Blendwerck, alſo, daß ſie von den wahren Wunderwercken, welche GOtt allein thun kan, Pſ. 72, 18. 115, 3. 135, 6. u. f. gar ſehr unterſchie- den ſind, auch von den Knechten und Kindern Got- tes gar leichtlich koͤnnen unterſchieden werden. 3. Hingegen aber werden durch ſolches Blendwerck diejenigen, welche verloren gehen, verfuͤhret, alſo daß, da ſie ſchon ſelbſt boͤſer Art ſind, ſie noch immer mehr zu aller Ungerechtig- keit, und ſonderlich zu der, welche im Drucke und in der Verfolgung rechtſchaffener Knechte und Kinder GOttes beſtehet, ſich verfuͤhren und hinreiſſen laſſen: welches aber aus ihrer eigenen Schuld geſchehen wird: ſintemal ſie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, daß ſie ſelig wuͤrden. Und alſo ſind ſie nicht aus einem abſoluten Rathſchluß GOttes von der Selig- keit ausgeſchloſſen, ſondern ſie haͤtten ſollen und koͤnnen ſelig werden; werden aber der Seligkeit aus eigener Schuld verluſtig. Die Liebe der Wahrheit, oder zur Wahrheit, nicht anneh- men, iſt durch die vorgehaltene und an das Ge- wiſſen H 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/63>, abgerufen am 23.11.2024.