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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli. Cap. 2. v. 10-13.
[Spaltenumbruch] wissen gelegte Wahrheit sich nicht überzeugen
lassen, oder, so man ja ist überzeuget worden, ihr
nicht so weit Platz geben, daß man sie bey der
Uberzeugung lieb gewinne, und sie in Liebe wil-
ligst annehme; sondern sie hingegen hassen, ver-
lästern, und die Zeugen der Wahrheit verfolgen;
sonderlich daher, weil man sich durch die Wahr-
heit innerlich bestraft befindet, und solches für
unerträglich hält.

4. Da das Römische Kirchen-Regiment,
als das geistliche Babel, und die Off. 17. 18. re-
praesentire
te und mit gar merckwürdigen Na-
men benennete Königinn, mit dem apocalypti-
schen Thiere, auf welches sie reitend vorgestellet
wird, in einem Geiste und in genauester Uber-
einstimmung stehet; so hat man sich auch darü-
ber nicht zu verwundern, daß des Thieres falsche
Wunder-Kräfte schon von so langen Zeiten her
eines von denjenigen Griffen und Künsten des
Satans sind, wodurch so viel tausend Seelen be-
thöret worden, und noch heute zu Tage bethöret
werden: obwol das darunter versirende heillo-
se und betrügliche Wesen der Pfaffen und Mün-
che so oft handgreiflich genug ist entdecket wor-
den. Solches alles aber ist nur noch ein Vor-
spiel von dem, was zur Zeit des Thieres durch sei-
ne falsche Propheten geschehen wird.

V. 11. 12.

Darum wird ihnen GOTT kräftige
Jrrthümer senden, daß sie glauben der
Lügen: auf daß gerichtet werden alle, die
der Wahrheit nicht glauben, sondern ha-
ben Lust an der Ungerechtigkeit.

Anmerckungen.

1. Wie die Sünde, also ist die Strafe.
Die Sünde war der Haß gegen die Wahrheit:
daher führet die Strafe eine tiefere Versen-
ckung in die Jrrthümer mit sich: gleichwie hin-
gegen die Liebe zur Wahrheit diesen Segen nach
sich ziehet, daß man immer mehr in alle Wahr-
heit geleitet wird, und sie immer tiefer und
gründlicher einsiehet.

2. Es sind die Unwahrheiten und Betrü-
gereyen denen, welchen die Augen des Gemüths
nur ein wenig geöffnet sind, oft so handgreiflich,
daß man sich höchlich verwundern muß, wie es
doch immer mehr zugehe, daß Leute davon kön-
nen eingenommen werden; aber was thut die
wohlverschuldete Verblendung des Satans
nicht?

3. Wenn dem lieben GOtt die Sendung
der kräftigen Jrrthümer zugeschrieben wird, so
wird damit nichts mehr angezeiget, als dasjeni-
ge richterliche und gerechte Verfahren GOttes,
da er die muthwillige Verstossung der Wahr-
heit und Beliebung alles lügenhaften und irri-
gen Wesens nicht gewaltsamer Weise verhin-
dert, sondern mit Entziehung seiner gemißbrauch-
ten Gnade zuläßt; daher es denn geschiehet, daß
der Mensch immer weiter und ärger verfällt.
Man sehe desgleichen 1 B. Kön. 22, 22. Ps. 81, 13.
Röm. 1, 24.

4. Bey dem Gegensatze der Worte: die
der Wahrheit nicht glauben, sondern ha-
[Spaltenumbruch] ben Lust an der Ungerechtigkeit;
da der
Wahrheit die Ungerechtigkeit, an statt des
Jrrthums, oder der Lügen, und dem Glau-
ben
das Lust haben, an statt des Unglaubens
entgegen stehet, erkennen wir, daß die Wahrheit
auch die Gerechtigkeit, und hingegen die Unge-
rechtigkeit die Lügen nebst dem Jrrthum mit sich
führe: nicht weniger auch, daß der Glaube eine
Lust bey sich habe zur Gerechtigkeit, und daß die-
se Lust, oder das richtige Wohlgefallen an der
Gerechtigkeit, nicht ohne Glauben sey.

V. 13.

Wir aber (da wir uns samt euch durch
GOttes Gnade im Gegensatz gegen solche un-
gläubige Verführer und Verführete, in einem
so gesegneten Stande des Glaubens befinden,)
sollen GOtt dancken (als von welchem durch
unsern Dienst derselbe herrühret,) allezeit (so
oft wir euer im Gebet gedencken, 1 Thess. 1, 2.
2 Thess. 1, 3.) um euch, geliebete Brüder von
dem HErrn,
(die ihr also geliebet seyd nebst al-
len andern Menschen, daß ihr der Zueignung
nach auch der Liebe wircklich theilhaftig worden
seyd,) daß euch GOtt erwehlet hat von An-
fang
(schon von Ewigkeit her) zur Seligkeit,
in der Heiligung des Geistes und im Glau-
ben der Wahrheit,
(in der Ordnung des vor-
her gesehenen Glaubens, der sich an die Evange-
lische Wahrheit, und in derselben an Christum
hält, und von dem Heiligen Geiste in der Beru-
sung und Bekehrung, damit sich die Heiligung
anhebet, angezündet ist.)

Anmerckungen.

1. Es ist dieser Ort von der Gnaden-Wahl
wohl zu mercken; und zwar nach diesen Stücken,
die da sind: a. Die bewegende Ursache:
b. Die Ordnung, in welcher; und c. Die ei-
gentliche Beschaffenheit,
wenn, wie und wo-
zu sie geschehen ist.

2. Die bewegende Ursache ist GOttes
Liebe und lautere Gnade, nach welcher der Apo-
stel die Thessalonicher nennet von GOtt Ge-
liebte.
Von solcher Liebe, oder Gnade, heißt
die Wahl eine Gnaden-Wahl, oder Wahl
aus Gnaden,
im Gegensatze auf unsere eigene
verdienstliche Wercke; als welche bey uns gantz
unerfindlich sind. Röm. 11, 5. 6. Es ist aber die-
se Gnade in dem Versöhn-Opfer und Verdien-
ste Christi gegründet; als welche durch den Glau-
ben, der sich an Christum hält, ergriffen wird:
wie denn daher Paulus die gläubigen Thessalo-
nicher gleich anfangs als solche nennet, die ver-
möge dieser Gnade des Vaters und des Ver-
dienstes Christi, durch die kräftige Mitwirckung
des Heiligen Geistes, in dem Vater und JE-
su Christo waren
c. 1, 1.

3. Die Ordnung, in welcher GOTT
den Menschen zum ewigen Leben erwehlet, ist
ausgedrucket mit den Worten: in der Heili-
gung des Geistes und im Glauben der
Wahrheit;
mit welchen Worten zweyerley
angezeiget wird: erstlich wie GOTT auf seiner
Seite die Heyls-Ordnung, nach welcher die
Erwehlung sich richtet, selbst machet: und denn

wie

Erklaͤrung des andern Briefes Pauli. Cap. 2. v. 10-13.
[Spaltenumbruch] wiſſen gelegte Wahrheit ſich nicht uͤberzeugen
laſſen, oder, ſo man ja iſt uͤberzeuget worden, ihr
nicht ſo weit Platz geben, daß man ſie bey der
Uberzeugung lieb gewinne, und ſie in Liebe wil-
ligſt annehme; ſondern ſie hingegen haſſen, ver-
laͤſtern, und die Zeugen der Wahrheit verfolgen;
ſonderlich daher, weil man ſich durch die Wahr-
heit innerlich beſtraft befindet, und ſolches fuͤr
unertraͤglich haͤlt.

4. Da das Roͤmiſche Kirchen-Regiment,
als das geiſtliche Babel, und die Off. 17. 18. re-
præſentire
te und mit gar merckwuͤrdigen Na-
men benennete Koͤniginn, mit dem apocalypti-
ſchen Thiere, auf welches ſie reitend vorgeſtellet
wird, in einem Geiſte und in genaueſter Uber-
einſtimmung ſtehet; ſo hat man ſich auch daruͤ-
ber nicht zu verwundern, daß des Thieres falſche
Wunder-Kraͤfte ſchon von ſo langen Zeiten her
eines von denjenigen Griffen und Kuͤnſten des
Satans ſind, wodurch ſo viel tauſend Seelen be-
thoͤret worden, und noch heute zu Tage bethoͤret
werden: obwol das darunter verſirende heillo-
ſe und betruͤgliche Weſen der Pfaffen und Muͤn-
che ſo oft handgreiflich genug iſt entdecket wor-
den. Solches alles aber iſt nur noch ein Vor-
ſpiel von dem, was zur Zeit des Thieres durch ſei-
ne falſche Propheten geſchehen wird.

V. 11. 12.

Darum wird ihnen GOTT kraͤftige
Jrrthuͤmer ſenden, daß ſie glauben der
Luͤgen: auf daß gerichtet werden alle, die
der Wahrheit nicht glauben, ſondern ha-
ben Luſt an der Ungerechtigkeit.

Anmerckungen.

1. Wie die Suͤnde, alſo iſt die Strafe.
Die Suͤnde war der Haß gegen die Wahrheit:
daher fuͤhret die Strafe eine tiefere Verſen-
ckung in die Jrrthuͤmer mit ſich: gleichwie hin-
gegen die Liebe zur Wahrheit dieſen Segen nach
ſich ziehet, daß man immer mehr in alle Wahr-
heit geleitet wird, und ſie immer tiefer und
gruͤndlicher einſiehet.

2. Es ſind die Unwahrheiten und Betruͤ-
gereyen denen, welchen die Augen des Gemuͤths
nur ein wenig geoͤffnet ſind, oft ſo handgreiflich,
daß man ſich hoͤchlich verwundern muß, wie es
doch immer mehr zugehe, daß Leute davon koͤn-
nen eingenommen werden; aber was thut die
wohlverſchuldete Verblendung des Satans
nicht?

3. Wenn dem lieben GOtt die Sendung
der kraͤftigen Jrrthuͤmer zugeſchrieben wird, ſo
wird damit nichts mehr angezeiget, als dasjeni-
ge richterliche und gerechte Verfahren GOttes,
da er die muthwillige Verſtoſſung der Wahr-
heit und Beliebung alles luͤgenhaften und irri-
gen Weſens nicht gewaltſamer Weiſe verhin-
dert, ſondern mit Entziehung ſeiner gemißbrauch-
ten Gnade zulaͤßt; daher es denn geſchiehet, daß
der Menſch immer weiter und aͤrger verfaͤllt.
Man ſehe desgleichen 1 B. Koͤn. 22, 22. Pſ. 81, 13.
Roͤm. 1, 24.

4. Bey dem Gegenſatze der Worte: die
der Wahrheit nicht glauben, ſondern ha-
[Spaltenumbruch] ben Luſt an der Ungerechtigkeit;
da der
Wahrheit die Ungerechtigkeit, an ſtatt des
Jrrthums, oder der Luͤgen, und dem Glau-
ben
das Luſt haben, an ſtatt des Unglaubens
entgegen ſtehet, erkennen wir, daß die Wahrheit
auch die Gerechtigkeit, und hingegen die Unge-
rechtigkeit die Luͤgen nebſt dem Jrrthum mit ſich
fuͤhre: nicht weniger auch, daß der Glaube eine
Luſt bey ſich habe zur Gerechtigkeit, und daß die-
ſe Luſt, oder das richtige Wohlgefallen an der
Gerechtigkeit, nicht ohne Glauben ſey.

V. 13.

Wir aber (da wir uns ſamt euch durch
GOttes Gnade im Gegenſatz gegen ſolche un-
glaͤubige Verfuͤhrer und Verfuͤhrete, in einem
ſo geſegneten Stande des Glaubens befinden,)
ſollen GOtt dancken (als von welchem durch
unſern Dienſt derſelbe herruͤhret,) allezeit (ſo
oft wir euer im Gebet gedencken, 1 Theſſ. 1, 2.
2 Theſſ. 1, 3.) um euch, geliebete Bruͤder von
dem HErrn,
(die ihr alſo geliebet ſeyd nebſt al-
len andern Menſchen, daß ihr der Zueignung
nach auch der Liebe wircklich theilhaftig worden
ſeyd,) daß euch GOtt erwehlet hat von An-
fang
(ſchon von Ewigkeit her) zur Seligkeit,
in der Heiligung des Geiſtes und im Glau-
ben der Wahrheit,
(in der Ordnung des vor-
her geſehenen Glaubens, der ſich an die Evange-
liſche Wahrheit, und in derſelben an Chriſtum
haͤlt, und von dem Heiligen Geiſte in der Beru-
ſung und Bekehrung, damit ſich die Heiligung
anhebet, angezuͤndet iſt.)

Anmerckungen.

1. Es iſt dieſer Ort von der Gnaden-Wahl
wohl zu mercken; und zwar nach dieſen Stuͤcken,
die da ſind: a. Die bewegende Urſache:
b. Die Ordnung, in welcher; und c. Die ei-
gentliche Beſchaffenheit,
wenn, wie und wo-
zu ſie geſchehen iſt.

2. Die bewegende Urſache iſt GOttes
Liebe und lautere Gnade, nach welcher der Apo-
ſtel die Theſſalonicher nennet von GOtt Ge-
liebte.
Von ſolcher Liebe, oder Gnade, heißt
die Wahl eine Gnaden-Wahl, oder Wahl
aus Gnaden,
im Gegenſatze auf unſere eigene
verdienſtliche Wercke; als welche bey uns gantz
unerfindlich ſind. Roͤm. 11, 5. 6. Es iſt aber die-
ſe Gnade in dem Verſoͤhn-Opfer und Verdien-
ſte Chriſti gegruͤndet; als welche durch den Glau-
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wie denn daher Paulus die glaͤubigen Theſſalo-
nicher gleich anfangs als ſolche nennet, die ver-
moͤge dieſer Gnade des Vaters und des Ver-
dienſtes Chriſti, durch die kraͤftige Mitwirckung
des Heiligen Geiſtes, in dem Vater und JE-
ſu Chriſto waren
c. 1, 1.

3. Die Ordnung, in welcher GOTT
den Menſchen zum ewigen Leben erwehlet, iſt
ausgedrucket mit den Worten: in der Heili-
gung des Geiſtes und im Glauben der
Wahrheit;
mit welchen Worten zweyerley
angezeiget wird: erſtlich wie GOTT auf ſeiner
Seite die Heyls-Ordnung, nach welcher die
Erwehlung ſich richtet, ſelbſt machet: und denn

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[62/0064] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli. Cap. 2. v. 10-13. wiſſen gelegte Wahrheit ſich nicht uͤberzeugen laſſen, oder, ſo man ja iſt uͤberzeuget worden, ihr nicht ſo weit Platz geben, daß man ſie bey der Uberzeugung lieb gewinne, und ſie in Liebe wil- ligſt annehme; ſondern ſie hingegen haſſen, ver- laͤſtern, und die Zeugen der Wahrheit verfolgen; ſonderlich daher, weil man ſich durch die Wahr- heit innerlich beſtraft befindet, und ſolches fuͤr unertraͤglich haͤlt. 4. Da das Roͤmiſche Kirchen-Regiment, als das geiſtliche Babel, und die Off. 17. 18. re- præſentirete und mit gar merckwuͤrdigen Na- men benennete Koͤniginn, mit dem apocalypti- ſchen Thiere, auf welches ſie reitend vorgeſtellet wird, in einem Geiſte und in genaueſter Uber- einſtimmung ſtehet; ſo hat man ſich auch daruͤ- ber nicht zu verwundern, daß des Thieres falſche Wunder-Kraͤfte ſchon von ſo langen Zeiten her eines von denjenigen Griffen und Kuͤnſten des Satans ſind, wodurch ſo viel tauſend Seelen be- thoͤret worden, und noch heute zu Tage bethoͤret werden: obwol das darunter verſirende heillo- ſe und betruͤgliche Weſen der Pfaffen und Muͤn- che ſo oft handgreiflich genug iſt entdecket wor- den. Solches alles aber iſt nur noch ein Vor- ſpiel von dem, was zur Zeit des Thieres durch ſei- ne falſche Propheten geſchehen wird. V. 11. 12. Darum wird ihnen GOTT kraͤftige Jrrthuͤmer ſenden, daß ſie glauben der Luͤgen: auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, ſondern ha- ben Luſt an der Ungerechtigkeit. Anmerckungen. 1. Wie die Suͤnde, alſo iſt die Strafe. Die Suͤnde war der Haß gegen die Wahrheit: daher fuͤhret die Strafe eine tiefere Verſen- ckung in die Jrrthuͤmer mit ſich: gleichwie hin- gegen die Liebe zur Wahrheit dieſen Segen nach ſich ziehet, daß man immer mehr in alle Wahr- heit geleitet wird, und ſie immer tiefer und gruͤndlicher einſiehet. 2. Es ſind die Unwahrheiten und Betruͤ- gereyen denen, welchen die Augen des Gemuͤths nur ein wenig geoͤffnet ſind, oft ſo handgreiflich, daß man ſich hoͤchlich verwundern muß, wie es doch immer mehr zugehe, daß Leute davon koͤn- nen eingenommen werden; aber was thut die wohlverſchuldete Verblendung des Satans nicht? 3. Wenn dem lieben GOtt die Sendung der kraͤftigen Jrrthuͤmer zugeſchrieben wird, ſo wird damit nichts mehr angezeiget, als dasjeni- ge richterliche und gerechte Verfahren GOttes, da er die muthwillige Verſtoſſung der Wahr- heit und Beliebung alles luͤgenhaften und irri- gen Weſens nicht gewaltſamer Weiſe verhin- dert, ſondern mit Entziehung ſeiner gemißbrauch- ten Gnade zulaͤßt; daher es denn geſchiehet, daß der Menſch immer weiter und aͤrger verfaͤllt. Man ſehe desgleichen 1 B. Koͤn. 22, 22. Pſ. 81, 13. Roͤm. 1, 24. 4. Bey dem Gegenſatze der Worte: die der Wahrheit nicht glauben, ſondern ha- ben Luſt an der Ungerechtigkeit; da der Wahrheit die Ungerechtigkeit, an ſtatt des Jrrthums, oder der Luͤgen, und dem Glau- ben das Luſt haben, an ſtatt des Unglaubens entgegen ſtehet, erkennen wir, daß die Wahrheit auch die Gerechtigkeit, und hingegen die Unge- rechtigkeit die Luͤgen nebſt dem Jrrthum mit ſich fuͤhre: nicht weniger auch, daß der Glaube eine Luſt bey ſich habe zur Gerechtigkeit, und daß die- ſe Luſt, oder das richtige Wohlgefallen an der Gerechtigkeit, nicht ohne Glauben ſey. V. 13. Wir aber (da wir uns ſamt euch durch GOttes Gnade im Gegenſatz gegen ſolche un- glaͤubige Verfuͤhrer und Verfuͤhrete, in einem ſo geſegneten Stande des Glaubens befinden,) ſollen GOtt dancken (als von welchem durch unſern Dienſt derſelbe herruͤhret,) allezeit (ſo oft wir euer im Gebet gedencken, 1 Theſſ. 1, 2. 2 Theſſ. 1, 3.) um euch, geliebete Bruͤder von dem HErrn, (die ihr alſo geliebet ſeyd nebſt al- len andern Menſchen, daß ihr der Zueignung nach auch der Liebe wircklich theilhaftig worden ſeyd,) daß euch GOtt erwehlet hat von An- fang (ſchon von Ewigkeit her) zur Seligkeit, in der Heiligung des Geiſtes und im Glau- ben der Wahrheit, (in der Ordnung des vor- her geſehenen Glaubens, der ſich an die Evange- liſche Wahrheit, und in derſelben an Chriſtum haͤlt, und von dem Heiligen Geiſte in der Beru- ſung und Bekehrung, damit ſich die Heiligung anhebet, angezuͤndet iſt.) Anmerckungen. 1. Es iſt dieſer Ort von der Gnaden-Wahl wohl zu mercken; und zwar nach dieſen Stuͤcken, die da ſind: a. Die bewegende Urſache: b. Die Ordnung, in welcher; und c. Die ei- gentliche Beſchaffenheit, wenn, wie und wo- zu ſie geſchehen iſt. 2. Die bewegende Urſache iſt GOttes Liebe und lautere Gnade, nach welcher der Apo- ſtel die Theſſalonicher nennet von GOtt Ge- liebte. Von ſolcher Liebe, oder Gnade, heißt die Wahl eine Gnaden-Wahl, oder Wahl aus Gnaden, im Gegenſatze auf unſere eigene verdienſtliche Wercke; als welche bey uns gantz unerfindlich ſind. Roͤm. 11, 5. 6. Es iſt aber die- ſe Gnade in dem Verſoͤhn-Opfer und Verdien- ſte Chriſti gegruͤndet; als welche durch den Glau- ben, der ſich an Chriſtum haͤlt, ergriffen wird: wie denn daher Paulus die glaͤubigen Theſſalo- nicher gleich anfangs als ſolche nennet, die ver- moͤge dieſer Gnade des Vaters und des Ver- dienſtes Chriſti, durch die kraͤftige Mitwirckung des Heiligen Geiſtes, in dem Vater und JE- ſu Chriſto waren c. 1, 1. 3. Die Ordnung, in welcher GOTT den Menſchen zum ewigen Leben erwehlet, iſt ausgedrucket mit den Worten: in der Heili- gung des Geiſtes und im Glauben der Wahrheit; mit welchen Worten zweyerley angezeiget wird: erſtlich wie GOTT auf ſeiner Seite die Heyls-Ordnung, nach welcher die Erwehlung ſich richtet, ſelbſt machet: und denn wie

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/64>, abgerufen am 27.11.2024.