Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 2. v. 14-16. des andern Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
Vogelfängern, welche die Fische und Vögeldadurch, was scheinbar, auch süsse und ange- nehm ist, also reitzen und bestricken, daß, wenn man einmal angebissen hat, man sich davon nicht wider losmachen kan: auf welche Art man auch Ratzen und Mäuse zu fangen pfleget. d. Die Wohllust, sonderlich die in der Unzucht, ist eine solche Lock-Speise, welche, wenn der Mensch einmal angebissen hat, ihn so veste hält, daß er sich davon so leicht nicht wieder los ma- chen kan. Sie wird aber sonderlich dadurch zur Lock-Speise, wenn sie, wo nicht als gut und nützlich angepriesen, doch als zuläßig und ver- gönnet, oder als eine indifferente Sache, welche mit dem Stande der Gnaden gar wohl bestehen könne, beschrieben wird: wie fleisch- licher Lehrer ihre Art ist. Wenn nun zu der innern bösen Begierde, welche der Mensch an der Erb-Sünde hat, und welche auch Jacobus c. 1, 14. mit einer Lock-Speise vergleichet, eine äusserliche Reitzung nicht allein dem Leben nach durch böse Exempel und Gelegenheit, sondern auch der Lehre nach durch solche schädliche Principia kömmt, so ist die Gefangenschaft geschehen. Zu dieser Lockung werden denn ge- brauchet plastoi logoi, ertichtete Worte v. 9. Paulus nennet es Eph. 4, 14. Schalckheit und Teuscherey, dadurch man die Seelen su- chet zu erschleichen: und Gal. 3, 1. ein Bezau- bern und Hebr. 13, 9. ein Umtreiben mit mancherley und fremder Lehre. 6. Und da, wo die Erb-Sünde herrschet, 7. Wie arg aber solche bisher beschriebene V. 15. 16. Verlassen den richtigen Weg (zum Le- Anmerckungen. 1. Die ersten Worte dieses Textes gehö- a. Ein Weg heisset in der heiligen Schrift der geoffenbahrete Rath GOTTes von unserer Seligkeit: welcher ein Weg genennet wird, weil er dasjenige ist den Menschen zum Him- mel, was ihnen ein Weg ist, wenn sie nach diesem und jenem Orte reisen wollen; als da- hin ohne einen Weg zu gelangen unmöglich ist. Und da es bey gedachtem Rathe GOttes auf Christum selbst eigentlich ankömmt, so heißt er daher der Weg. Joh. 14, 6. Hebr. 10, 20. b. Dieser Weg heißt der richtige im Gegen- satze gegen alle Abwege und Jrrgänge in Lehr und Leben. Und also ist der richtige Weg al- hier so viel, als der wahre, rechte, sichere, ebe- ne, wohlgebahnete, ob gleich dabey, in Anse- hung des Creutzes, hier und da mit Dornen und Disteln bewchsene Weg. Er heißt da- her sonst der Weg des HErrn 1 B. Mos. 18, 19. Ap. Ges. 18, 25. der Weg des Lebens Ps. 16, 11. der Weg des Friedens Luc. 1, 70. Röm. 3, 17. der Weg Heyls Ap. Ges. 16, 17. der Weg der Wahrheit 2 Pet. 2, 2. der Weg der Gerechtigkeit v. 21. der schmale, der zum Leben führet, Matth. 7, 13. 14. wor- auf man das Wort GOttes im finstern zum Lichte und seinen Geist zum Leiter hat. Ps. 119, 135. Ps. 143, 10. c. Diesen richtigen Weg verliessen sie also, daß sie, nachdem sie ihn schon einiger massen be- treten hatten, davon wieder abwichen, theils auch gleich anfangs ein Grauen davor bezeu- geten, ja ihn auch andern als einen unrichti- gen, verdrießlichen, unsichern und gefährlichen Weg beschrieben, und solchergestalt verläster- ten J i i i 2
Cap. 2. v. 14-16. des andern Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
Vogelfaͤngern, welche die Fiſche und Voͤgeldadurch, was ſcheinbar, auch ſuͤſſe und ange- nehm iſt, alſo reitzen und beſtricken, daß, wenn man einmal angebiſſen hat, man ſich davon nicht wider losmachen kan: auf welche Art man auch Ratzen und Maͤuſe zu fangen pfleget. d. Die Wohlluſt, ſonderlich die in der Unzucht, iſt eine ſolche Lock-Speiſe, welche, wenn der Menſch einmal angebiſſen hat, ihn ſo veſte haͤlt, daß er ſich davon ſo leicht nicht wieder los ma- chen kan. Sie wird aber ſonderlich dadurch zur Lock-Speiſe, wenn ſie, wo nicht als gut und nuͤtzlich angeprieſen, doch als zulaͤßig und ver- goͤnnet, oder als eine indifferente Sache, welche mit dem Stande der Gnaden gar wohl beſtehen koͤnne, beſchrieben wird: wie fleiſch- licher Lehrer ihre Art iſt. Wenn nun zu der innern boͤſen Begierde, welche der Menſch an der Erb-Suͤnde hat, und welche auch Jacobus c. 1, 14. mit einer Lock-Speiſe vergleichet, eine aͤuſſerliche Reitzung nicht allein dem Leben nach durch boͤſe Exempel und Gelegenheit, ſondern auch der Lehre nach durch ſolche ſchaͤdliche Principia koͤmmt, ſo iſt die Gefangenſchaft geſchehen. Zu dieſer Lockung werden denn ge- brauchet πλαστοὶ λόγοι, ertichtete Worte v. 9. Paulus nennet es Eph. 4, 14. Schalckheit und Teuſcherey, dadurch man die Seelen ſu- chet zu erſchleichen: und Gal. 3, 1. ein Bezau- bern und Hebr. 13, 9. ein Umtreiben mit mancherley und fremder Lehre. 6. Und da, wo die Erb-Suͤnde herrſchet, 7. Wie arg aber ſolche bisher beſchriebene V. 15. 16. Verlaſſen den richtigen Weg (zum Le- Anmerckungen. 1. Die erſten Worte dieſes Textes gehoͤ- a. Ein Weg heiſſet in der heiligen Schrift der geoffenbahrete Rath GOTTes von unſerer Seligkeit: welcher ein Weg genennet wird, weil er dasjenige iſt den Menſchen zum Him- mel, was ihnen ein Weg iſt, wenn ſie nach dieſem und jenem Orte reiſen wollen; als da- hin ohne einen Weg zu gelangen unmoͤglich iſt. Und da es bey gedachtem Rathe GOttes auf Chriſtum ſelbſt eigentlich ankoͤmmt, ſo heißt er daher der Weg. Joh. 14, 6. Hebr. 10, 20. b. Dieſer Weg heißt der richtige im Gegen- ſatze gegen alle Abwege und Jrrgaͤnge in Lehr und Leben. Und alſo iſt der richtige Weg al- hier ſo viel, als der wahre, rechte, ſichere, ebe- ne, wohlgebahnete, ob gleich dabey, in Anſe- hung des Creutzes, hier und da mit Dornen und Diſteln bewchſene Weg. Er heißt da- her ſonſt der Weg des HErrn 1 B. Moſ. 18, 19. Ap. Geſ. 18, 25. der Weg des Lebens Pſ. 16, 11. der Weg des Friedens Luc. 1, 70. Roͤm. 3, 17. der Weg Heyls Ap. Geſ. 16, 17. der Weg der Wahrheit 2 Pet. 2, 2. der Weg der Gerechtigkeit v. 21. der ſchmale, der zum Leben fuͤhret, Matth. 7, 13. 14. wor- auf man das Wort GOttes im finſtern zum Lichte und ſeinen Geiſt zum Leiter hat. Pſ. 119, 135. Pſ. 143, 10. c. Dieſen richtigen Weg verlieſſen ſie alſo, daß ſie, nachdem ſie ihn ſchon einiger maſſen be- treten hatten, davon wieder abwichen, theils auch gleich anfangs ein Grauen davor bezeu- geten, ja ihn auch andern als einen unrichti- gen, verdrießlichen, unſichern und gefaͤhrlichen Weg beſchrieben, und ſolchergeſtalt verlaͤſter- ten J i i i 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0621" n="619"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 2. v. 14-16. des andern Briefes Petri.</hi></fw><lb/><cb/> Vogelfaͤngern, welche die Fiſche und Voͤgel<lb/> dadurch, was ſcheinbar, auch ſuͤſſe und ange-<lb/> nehm iſt, alſo reitzen und beſtricken, daß, wenn<lb/> man einmal angebiſſen hat, man ſich davon<lb/> nicht wider losmachen kan: auf welche Art<lb/> man auch Ratzen und Maͤuſe zu fangen<lb/> pfleget.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">d.</hi> Die Wohlluſt, ſonderlich die in der Unzucht,<lb/> iſt eine ſolche Lock-Speiſe, welche, wenn der<lb/> Menſch einmal angebiſſen hat, ihn ſo veſte haͤlt,<lb/> daß er ſich davon ſo leicht nicht wieder los ma-<lb/> chen kan. Sie wird aber ſonderlich dadurch<lb/> zur Lock-Speiſe, wenn ſie, wo nicht als gut und<lb/> nuͤtzlich angeprieſen, doch als zulaͤßig und ver-<lb/> goͤnnet, oder als eine <hi rendition="#aq">indifferent</hi>e Sache,<lb/> welche mit dem Stande der Gnaden gar wohl<lb/> beſtehen koͤnne, beſchrieben wird: wie fleiſch-<lb/> licher Lehrer ihre Art iſt. Wenn nun zu der<lb/> innern boͤſen Begierde, welche der Menſch an<lb/> der Erb-Suͤnde hat, und welche auch Jacobus<lb/> c. 1, 14. mit einer Lock-Speiſe vergleichet, eine<lb/> aͤuſſerliche Reitzung nicht allein dem Leben nach<lb/> durch boͤſe Exempel und Gelegenheit, ſondern<lb/> auch der Lehre nach durch ſolche ſchaͤdliche<lb/><hi rendition="#aq">Principia</hi> koͤmmt, ſo iſt die Gefangenſchaft<lb/> geſchehen. Zu dieſer Lockung werden denn ge-<lb/> brauchet πλαστοὶ λόγοι, <hi rendition="#fr">ertichtete Worte</hi> v. 9.<lb/> Paulus nennet es Eph. 4, 14. <hi rendition="#fr">Schalckheit</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Teuſcherey,</hi> dadurch man die Seelen ſu-<lb/> chet zu erſchleichen: und Gal. 3, 1. ein <hi rendition="#fr">Bezau-<lb/> bern</hi> und Hebr. 13, 9. ein <hi rendition="#fr">Umtreiben mit<lb/> mancherley und fremder Lehre.</hi></item> </list><lb/> <p>6. Und da, wo die Erb-Suͤnde herrſchet,<lb/> ſie zwar durch ein Laſter inſonderheit ſich hervor-<lb/> zuthun pfleget, aber doch ſolches nicht allein, oder<lb/> von andern geſchieden bleibet; ſo beſchreibet der<lb/> Apoſtel die falſchen Lehrer auch vom Laſter des<lb/> Geitzes, wie er ſchon oben v. 3. gethan hat. Wie<lb/> arg aber daſſelbe bey ihnen ſey, bezeuget er mit<lb/> dem Worte γεγυμνασμένην, haben ein Hertz <hi rendition="#fr">durch-<lb/> trieben,</hi> oder recht geuͤbet durch Geitz, und zwar<lb/> πλεονεξίαις durch allerhand Arten des Geitzes, alſo<lb/> daß ſie durch lange Gewohnheit und Erfahrung<lb/> darauf recht abgerichtet ſind und zu treffen wiſ-<lb/> ſen. Haben die Gottſeligen geuͤbte Sinne zum<lb/> Unterſcheide des guten und des boͤſen, und wie<lb/> zur Unterlaſſung des boͤſen, alſo zur Ausuͤbung<lb/> des guten, ſo findet ſich bey den Gottloſen, ſon-<lb/> derlich Lehrern, ſolches im und zum boͤſen.</p><lb/> <p>7. Wie arg aber ſolche bisher beſchriebene<lb/> Leute ſind, und was ſie fuͤr ein Gericht uͤber ſich<lb/> ziehen, zeiget der Apoſtel damit an, daß er ſie<lb/> nennet κατάρας τέκνα, <hi rendition="#fr">verfluchte Leute,</hi> Kin-<lb/> der des Fluches. Gleichwie der Segen GOttes<lb/> beſtehet in der Gnade und in allen Gnaden-Guͤ-<lb/> tern und Heyls-Schaͤtzen, alſo daß es daher<lb/> Eph. 1, 3. heißt <hi rendition="#fr">geſegnet ſeyn mit allerley<lb/> geiſtlichen Segen in himmliſchen Guͤtern<lb/> durch Chriſtum:</hi> alſo bringet der Fluch GOt-<lb/> tes allerley Straf-Gerichte, zeitliche und ewige,<lb/> ſonderlich die ewigen nach Leib und Seele: wel-<lb/> che alsdenn erſt ſonderlich angehen, wenn es auch<lb/> Matth. 25, 41. heiſſen wird: <hi rendition="#fr">Gehet hin von<lb/> mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer,<lb/> welches bereitet iſt dem Teufel und ſeinen<lb/><cb/> Engeln.</hi> Die Kinder des Fluchs ſind die, wel-<lb/> chen der Fluch eigen iſt, welche den Fluch ſich ſelbſt<lb/> zugezogen und ihn gleichſam als ihr Hemd, oder<lb/> Kleid angezogen, nach Pſ. 109. v. 18, 19. haben,<lb/> und denen er daher vermoͤge der unwandelbaren<lb/> Straf-Gerechtigkeit GOttes auf dem Halſe<lb/> lieget. Eph. 2, 4. heiſſen ſie <hi rendition="#fr">Kinder des Zorns,</hi><lb/> Col. 3, 6. <hi rendition="#fr">Kinder des Unglaubens.</hi></p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">V. 15. 16.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Verlaſſen den richtigen Weg</hi> (zum Le-<lb/> ben, darauf auch die Thoren nicht irren moͤgen.<lb/> Jeſ. 35, 8.) <hi rendition="#fr">und gehen irre, und folgen nach<lb/> dem Wege Balaams, des Sohns Boſor,<lb/> welchem geliebte der</hi> (ihm vom Balac ver-<lb/> heiſſene) <hi rendition="#fr">Lohn der Ungerechtigkeit</hi> (des uͤber<lb/> das geſegnete Volck GOttes auszuſprechenden<lb/> Fluches:) <hi rendition="#fr">hatte aber eine Strafe ſeiner<lb/> Ubertretung, nemlich das ſtumme laſt-<lb/> bare Thier</hi> (die Eſelinn) <hi rendition="#fr">redete mit Men-<lb/> ſchen Stimme, und wehrete des Prophe-<lb/> ten Thorheit.</hi> (4 B. Moſ. 22. 23. 24.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Die erſten Worte dieſes Textes gehoͤ-<lb/> ren noch zur Beſchreibung der Falſchen Lehrer:<lb/> und dieſelbe wird erlaͤutert mit dem Exempel<lb/> Bileams. Von jenen iſt zuvorderſt folgendes<lb/> zu mercken:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Ein <hi rendition="#fr">Weg</hi> heiſſet in der heiligen Schrift der<lb/> geoffenbahrete Rath GOTTes von unſerer<lb/> Seligkeit: welcher ein Weg genennet wird,<lb/> weil er dasjenige iſt den Menſchen zum Him-<lb/> mel, was ihnen ein Weg iſt, wenn ſie nach<lb/> dieſem und jenem Orte reiſen wollen; als da-<lb/> hin ohne einen Weg zu gelangen unmoͤglich<lb/> iſt. Und da es bey gedachtem Rathe GOttes<lb/> auf Chriſtum ſelbſt eigentlich ankoͤmmt, ſo<lb/> heißt er daher der Weg. Joh. 14, 6. Hebr.<lb/> 10, 20.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Dieſer Weg heißt der <hi rendition="#fr">richtige</hi> im Gegen-<lb/> ſatze gegen alle Abwege und Jrrgaͤnge in Lehr<lb/> und Leben. Und alſo iſt der richtige Weg al-<lb/> hier ſo viel, als der wahre, rechte, ſichere, ebe-<lb/> ne, wohlgebahnete, ob gleich dabey, in Anſe-<lb/> hung des Creutzes, hier und da mit Dornen<lb/> und Diſteln bewchſene Weg. Er heißt da-<lb/> her ſonſt der <hi rendition="#fr">Weg des HErrn</hi> 1 B. Moſ. 18,<lb/> 19. Ap. Geſ. 18, 25. <hi rendition="#fr">der Weg des Lebens</hi><lb/> Pſ. 16, 11. <hi rendition="#fr">der Weg des Friedens</hi> Luc. 1, 70.<lb/> Roͤm. 3, 17. <hi rendition="#fr">der Weg Heyls</hi> Ap. Geſ. 16, 17.<lb/><hi rendition="#fr">der Weg der Wahrheit</hi> 2 Pet. 2, 2. <hi rendition="#fr">der<lb/> Weg der Gerechtigkeit</hi> v. 21. der <hi rendition="#fr">ſchmale,</hi><lb/> der zum Leben fuͤhret, Matth. 7, 13. 14. wor-<lb/> auf man das Wort GOttes im finſtern zum<lb/> Lichte und ſeinen Geiſt zum Leiter hat. Pſ.<lb/> 119, 135. Pſ. 143, 10.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c.</hi> Dieſen richtigen Weg <hi rendition="#fr">verlieſſen</hi> ſie alſo, daß<lb/> ſie, nachdem ſie ihn ſchon einiger maſſen be-<lb/> treten hatten, davon wieder abwichen, theils<lb/> auch gleich anfangs ein Grauen davor bezeu-<lb/> geten, ja ihn auch andern als einen unrichti-<lb/> gen, verdrießlichen, unſichern und gefaͤhrlichen<lb/> Weg beſchrieben, und ſolchergeſtalt verlaͤſter-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J i i i 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [619/0621]
Cap. 2. v. 14-16. des andern Briefes Petri.
Vogelfaͤngern, welche die Fiſche und Voͤgel
dadurch, was ſcheinbar, auch ſuͤſſe und ange-
nehm iſt, alſo reitzen und beſtricken, daß, wenn
man einmal angebiſſen hat, man ſich davon
nicht wider losmachen kan: auf welche Art
man auch Ratzen und Maͤuſe zu fangen
pfleget.
d. Die Wohlluſt, ſonderlich die in der Unzucht,
iſt eine ſolche Lock-Speiſe, welche, wenn der
Menſch einmal angebiſſen hat, ihn ſo veſte haͤlt,
daß er ſich davon ſo leicht nicht wieder los ma-
chen kan. Sie wird aber ſonderlich dadurch
zur Lock-Speiſe, wenn ſie, wo nicht als gut und
nuͤtzlich angeprieſen, doch als zulaͤßig und ver-
goͤnnet, oder als eine indifferente Sache,
welche mit dem Stande der Gnaden gar wohl
beſtehen koͤnne, beſchrieben wird: wie fleiſch-
licher Lehrer ihre Art iſt. Wenn nun zu der
innern boͤſen Begierde, welche der Menſch an
der Erb-Suͤnde hat, und welche auch Jacobus
c. 1, 14. mit einer Lock-Speiſe vergleichet, eine
aͤuſſerliche Reitzung nicht allein dem Leben nach
durch boͤſe Exempel und Gelegenheit, ſondern
auch der Lehre nach durch ſolche ſchaͤdliche
Principia koͤmmt, ſo iſt die Gefangenſchaft
geſchehen. Zu dieſer Lockung werden denn ge-
brauchet πλαστοὶ λόγοι, ertichtete Worte v. 9.
Paulus nennet es Eph. 4, 14. Schalckheit
und Teuſcherey, dadurch man die Seelen ſu-
chet zu erſchleichen: und Gal. 3, 1. ein Bezau-
bern und Hebr. 13, 9. ein Umtreiben mit
mancherley und fremder Lehre.
6. Und da, wo die Erb-Suͤnde herrſchet,
ſie zwar durch ein Laſter inſonderheit ſich hervor-
zuthun pfleget, aber doch ſolches nicht allein, oder
von andern geſchieden bleibet; ſo beſchreibet der
Apoſtel die falſchen Lehrer auch vom Laſter des
Geitzes, wie er ſchon oben v. 3. gethan hat. Wie
arg aber daſſelbe bey ihnen ſey, bezeuget er mit
dem Worte γεγυμνασμένην, haben ein Hertz durch-
trieben, oder recht geuͤbet durch Geitz, und zwar
πλεονεξίαις durch allerhand Arten des Geitzes, alſo
daß ſie durch lange Gewohnheit und Erfahrung
darauf recht abgerichtet ſind und zu treffen wiſ-
ſen. Haben die Gottſeligen geuͤbte Sinne zum
Unterſcheide des guten und des boͤſen, und wie
zur Unterlaſſung des boͤſen, alſo zur Ausuͤbung
des guten, ſo findet ſich bey den Gottloſen, ſon-
derlich Lehrern, ſolches im und zum boͤſen.
7. Wie arg aber ſolche bisher beſchriebene
Leute ſind, und was ſie fuͤr ein Gericht uͤber ſich
ziehen, zeiget der Apoſtel damit an, daß er ſie
nennet κατάρας τέκνα, verfluchte Leute, Kin-
der des Fluches. Gleichwie der Segen GOttes
beſtehet in der Gnade und in allen Gnaden-Guͤ-
tern und Heyls-Schaͤtzen, alſo daß es daher
Eph. 1, 3. heißt geſegnet ſeyn mit allerley
geiſtlichen Segen in himmliſchen Guͤtern
durch Chriſtum: alſo bringet der Fluch GOt-
tes allerley Straf-Gerichte, zeitliche und ewige,
ſonderlich die ewigen nach Leib und Seele: wel-
che alsdenn erſt ſonderlich angehen, wenn es auch
Matth. 25, 41. heiſſen wird: Gehet hin von
mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer,
welches bereitet iſt dem Teufel und ſeinen
Engeln. Die Kinder des Fluchs ſind die, wel-
chen der Fluch eigen iſt, welche den Fluch ſich ſelbſt
zugezogen und ihn gleichſam als ihr Hemd, oder
Kleid angezogen, nach Pſ. 109. v. 18, 19. haben,
und denen er daher vermoͤge der unwandelbaren
Straf-Gerechtigkeit GOttes auf dem Halſe
lieget. Eph. 2, 4. heiſſen ſie Kinder des Zorns,
Col. 3, 6. Kinder des Unglaubens.
V. 15. 16.
Verlaſſen den richtigen Weg (zum Le-
ben, darauf auch die Thoren nicht irren moͤgen.
Jeſ. 35, 8.) und gehen irre, und folgen nach
dem Wege Balaams, des Sohns Boſor,
welchem geliebte der (ihm vom Balac ver-
heiſſene) Lohn der Ungerechtigkeit (des uͤber
das geſegnete Volck GOttes auszuſprechenden
Fluches:) hatte aber eine Strafe ſeiner
Ubertretung, nemlich das ſtumme laſt-
bare Thier (die Eſelinn) redete mit Men-
ſchen Stimme, und wehrete des Prophe-
ten Thorheit. (4 B. Moſ. 22. 23. 24.
Anmerckungen.
1. Die erſten Worte dieſes Textes gehoͤ-
ren noch zur Beſchreibung der Falſchen Lehrer:
und dieſelbe wird erlaͤutert mit dem Exempel
Bileams. Von jenen iſt zuvorderſt folgendes
zu mercken:
a. Ein Weg heiſſet in der heiligen Schrift der
geoffenbahrete Rath GOTTes von unſerer
Seligkeit: welcher ein Weg genennet wird,
weil er dasjenige iſt den Menſchen zum Him-
mel, was ihnen ein Weg iſt, wenn ſie nach
dieſem und jenem Orte reiſen wollen; als da-
hin ohne einen Weg zu gelangen unmoͤglich
iſt. Und da es bey gedachtem Rathe GOttes
auf Chriſtum ſelbſt eigentlich ankoͤmmt, ſo
heißt er daher der Weg. Joh. 14, 6. Hebr.
10, 20.
b. Dieſer Weg heißt der richtige im Gegen-
ſatze gegen alle Abwege und Jrrgaͤnge in Lehr
und Leben. Und alſo iſt der richtige Weg al-
hier ſo viel, als der wahre, rechte, ſichere, ebe-
ne, wohlgebahnete, ob gleich dabey, in Anſe-
hung des Creutzes, hier und da mit Dornen
und Diſteln bewchſene Weg. Er heißt da-
her ſonſt der Weg des HErrn 1 B. Moſ. 18,
19. Ap. Geſ. 18, 25. der Weg des Lebens
Pſ. 16, 11. der Weg des Friedens Luc. 1, 70.
Roͤm. 3, 17. der Weg Heyls Ap. Geſ. 16, 17.
der Weg der Wahrheit 2 Pet. 2, 2. der
Weg der Gerechtigkeit v. 21. der ſchmale,
der zum Leben fuͤhret, Matth. 7, 13. 14. wor-
auf man das Wort GOttes im finſtern zum
Lichte und ſeinen Geiſt zum Leiter hat. Pſ.
119, 135. Pſ. 143, 10.
c. Dieſen richtigen Weg verlieſſen ſie alſo, daß
ſie, nachdem ſie ihn ſchon einiger maſſen be-
treten hatten, davon wieder abwichen, theils
auch gleich anfangs ein Grauen davor bezeu-
geten, ja ihn auch andern als einen unrichti-
gen, verdrießlichen, unſichern und gefaͤhrlichen
Weg beſchrieben, und ſolchergeſtalt verlaͤſter-
ten
J i i i 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |