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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 3. v. 1. 2.
[Spaltenumbruch] und ob solche Weissagung in diesen nicht am al-
lermeisten zugetroffen sey? Was ich dißfals der
Wahrheit zu Steuer und zur Rettung in meh-
rern Schristen ausführlich vorzustellen nach der
besondern Leitung GOttes bin genöthiget wor-
den, sonderlich im Systemate recentiorum con-
trover siarum antibarbaro
,
in der Gestalt
des Creutz-Reiches CHristi, in der richti-
gen Mittel-Strasse zwischen den Abwe-
gen,
in der Erläuterung der neuesten dreys-
[Spaltenumbruch] sig-jährigen Kirchen-Historie
vom Jahr
1689. bis 1719. und in der völligen Abferti-
gung des
also genannten Timothei Verini, das
ist nicht unbekannt: und hat dieses alles bey Ge-
legenheit des es also erfordernden Textes nicht
unberühret können gelassen werden. Ein meh-
rers findet der Leser mit einer andern Ordnung
der Deduction in dem Lateinischen Commen-
tario
von p. 792. bis 809.

Das Dritte Capitel,
Darinnen
Der Apostel die Gläubigen vor den Spöttern warnet, sie
in der Lehre von der gewissen Zukunft Christi und dem letztern Welt-
Gerichte bevestiget/ und zur Beharrung in allem Gu-
ten ermahnet.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

DJß ist die andere Epistel, die
ich euch
(Gr. itzt, aus besonde-
rer Eingebung des Heiligen Gei-
stes, noch vor meinem Abschiede
aus dieser Welt c. 1, 12. u. f. und
v. 21.) schreibe, ihr lieben, (die ihr geliebet
seyd zuvorderst von GOtt, in Christo) in wel-
chen
(beyden Briefen, dem erstern und diesem
letztern) ich erwecke und erinnere euren lau-
tern Sinn,
(nach der Wahrheit des Evange-
lii, und desselbigen aufrichtiger Zueignung in
der Heiligung.)

Anmerckungen.

1. Da beyde Briefe Petri bis auf unsere
Zeiten unverletzet gebracht sind, und in der Kir-
che bis an das Ende der Welt bleiben werden,
auch der gantzen Kirche auf alle Zeiten von GOtt
gewidmet sind, so sehe ein ieglicher Leser dahin,
daß er sie wohl, das ist, also gebrauchen möge,
daß er auch gleichsam ein Brief GOttes werde,
der dasjenige, was diese Briefe und andere Bü-
cher der heiligen Schrift im Buchstaben bezeu-
gen, in der That in und an sich habe, und an
sich thätig erweise, nach 2 Cor. 3, 1. u. f.

2. Die, welche Petrus anredet, waren
Geliebte GOttes und Petri: und zwar GOt-
tes nicht allein nach der allgemeinen Gnade,
nach welcher er zur Sendung des Sohnes die
gantze Welt geliebet hat, Joh. 3, 16. sondern auch
nach der besondern, nach welcher sie sich hatten
in die Heyls-Ordnung bringen lassen, und dar-
innen GOtt sie als seine Kinder, Petrus aber
als seine Brüder ansahe. Auf diese Zueignung
der Liebe kömmt es an, wenn man ein geliebter
GOttes
seyn und heissen will.

3. Zum Verstande der Worte von der Er-
weckung
und Erinnerung des lautern Sin-
nes
gehöret folgendes:

a. Der Sinn ist die gedoppelte Seelen-Kraft,
oder das Vermögen des Verstandes mit dem
[Spaltenumbruch] dazu gehörigen Gedächtniß, und des Wil-
lens.
b. Dieser Sinn war von Natur unlauter,
das ist, nach dem Verstande mit Blindheit
und Jrrthümern erfüllet, nach dem Willen
war er leer von allen Gnaden-Kräften, und
dagegen voller verkehrter sündlicher Lust, und
daher den Lüsten und Lust-Handlungen erge-
ben.
c. Dieser unlautere Sinn war in der Bekeh-
rung zur Lauterkeit, das ist, zum göttlichen
Lichte und zur heylsamen Erkenntniß der
Wahrheit, auch zur reinen Lust in GOtt,
oder zur wohlgeordneten Liebe gegen GOtt,
sich selbst und den Nächsten gebracht.
d. Diese Lauterkeit des Sinnes, welche die
wahre Einfalt des Geistes mit sich führete,
2 Cor. 11, 2. 3. konte von der noch übrigen Erb-
sünde leichtlich wieder allerhand Unlauterkeit
gantz unvermerckt an sich nehmen; zumal
wenn die verführische Lock-Stimme und Lock-
Speise von der Zuläßigkeit allerley eiteler
Lust-Handlungen dazu kam, nach c. 2, 20. 21.
e. Damit nun die Gläubigen davor bewahret
bleiben möchten, so hat der Apostel diesen
Brief an sie geschrieben. Und demnach die-
net er zur Application sonderlich denen, wel-
che dem Unflat der Welt schon würcklich ent-
flohen sind, um mit fleißiger Zueignung in
der Lauterkeit des Sinnes zu verharren, und
darinnen zuzunehmen, und recht bevestiget zu
werden; andern aber, um ohne Aufschub dar-
nach zu streben.
V. 2.

Daß ihr gedencket an die Worte, die
euch zuvor gesagt sind von den heiligen
Propheten, und an unser Gebot, die wir

(ich, Petrus, v. 15. und die übrigen,) sind Apo-
stel des HErrn und Heylandes.

Anmerckungen.

1. Die Schriften der Propheten und Apo-

stel

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 1. 2.
[Spaltenumbruch] und ob ſolche Weiſſagung in dieſen nicht am al-
lermeiſten zugetroffen ſey? Was ich dißfals der
Wahrheit zu Steuer und zur Rettung in meh-
rern Schriſten ausfuͤhrlich vorzuſtellen nach der
beſondern Leitung GOttes bin genoͤthiget wor-
den, ſonderlich im Syſtemate recentiorum con-
trover ſiarum antibarbaro
,
in der Geſtalt
des Creutz-Reiches CHriſti, in der richti-
gen Mittel-Straſſe zwiſchen den Abwe-
gen,
in der Erlaͤuterung der neueſten dreyſ-
[Spaltenumbruch] ſig-jaͤhrigen Kirchen-Hiſtorie
vom Jahr
1689. bis 1719. und in der voͤlligen Abferti-
gung des
alſo genannten Timothei Verini, das
iſt nicht unbekannt: und hat dieſes alles bey Ge-
legenheit des es alſo erfordernden Textes nicht
unberuͤhret koͤnnen gelaſſen werden. Ein meh-
rers findet der Leſer mit einer andern Ordnung
der Deduction in dem Lateiniſchen Commen-
tario
von p. 792. bis 809.

Das Dritte Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel die Glaͤubigen vor den Spoͤttern warnet, ſie
in der Lehre von der gewiſſen Zukunft Chriſti und dem letztern Welt-
Gerichte beveſtiget/ und zur Beharrung in allem Gu-
ten ermahnet.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

DJß iſt die andere Epiſtel, die
ich euch
(Gr. itzt, aus beſonde-
rer Eingebung des Heiligen Gei-
ſtes, noch vor meinem Abſchiede
aus dieſer Welt c. 1, 12. u. f. und
v. 21.) ſchreibe, ihr lieben, (die ihr geliebet
ſeyd zuvorderſt von GOtt, in Chriſto) in wel-
chen
(beyden Briefen, dem erſtern und dieſem
letztern) ich erwecke und erinnere euren lau-
tern Sinn,
(nach der Wahrheit des Evange-
lii, und deſſelbigen aufrichtiger Zueignung in
der Heiligung.)

Anmerckungen.

1. Da beyde Briefe Petri bis auf unſere
Zeiten unverletzet gebracht ſind, und in der Kir-
che bis an das Ende der Welt bleiben werden,
auch der gantzen Kirche auf alle Zeiten von GOtt
gewidmet ſind, ſo ſehe ein ieglicher Leſer dahin,
daß er ſie wohl, das iſt, alſo gebrauchen moͤge,
daß er auch gleichſam ein Brief GOttes werde,
der dasjenige, was dieſe Briefe und andere Buͤ-
cher der heiligen Schrift im Buchſtaben bezeu-
gen, in der That in und an ſich habe, und an
ſich thaͤtig erweiſe, nach 2 Cor. 3, 1. u. f.

2. Die, welche Petrus anredet, waren
Geliebte GOttes und Petri: und zwar GOt-
tes nicht allein nach der allgemeinen Gnade,
nach welcher er zur Sendung des Sohnes die
gantze Welt geliebet hat, Joh. 3, 16. ſondern auch
nach der beſondern, nach welcher ſie ſich hatten
in die Heyls-Ordnung bringen laſſen, und dar-
innen GOtt ſie als ſeine Kinder, Petrus aber
als ſeine Bruͤder anſahe. Auf dieſe Zueignung
der Liebe koͤmmt es an, wenn man ein geliebter
GOttes
ſeyn und heiſſen will.

3. Zum Verſtande der Worte von der Er-
weckung
und Erinnerung des lautern Sin-
nes
gehoͤret folgendes:

a. Der Sinn iſt die gedoppelte Seelen-Kraft,
oder das Vermoͤgen des Verſtandes mit dem
[Spaltenumbruch] dazu gehoͤrigen Gedaͤchtniß, und des Wil-
lens.
b. Dieſer Sinn war von Natur unlauter,
das iſt, nach dem Verſtande mit Blindheit
und Jrrthuͤmern erfuͤllet, nach dem Willen
war er leer von allen Gnaden-Kraͤften, und
dagegen voller verkehrter ſuͤndlicher Luſt, und
daher den Luͤſten und Luſt-Handlungen erge-
ben.
c. Dieſer unlautere Sinn war in der Bekeh-
rung zur Lauterkeit, das iſt, zum goͤttlichen
Lichte und zur heylſamen Erkenntniß der
Wahrheit, auch zur reinen Luſt in GOtt,
oder zur wohlgeordneten Liebe gegen GOtt,
ſich ſelbſt und den Naͤchſten gebracht.
d. Dieſe Lauterkeit des Sinnes, welche die
wahre Einfalt des Geiſtes mit ſich fuͤhrete,
2 Cor. 11, 2. 3. konte von der noch uͤbrigen Erb-
ſuͤnde leichtlich wieder allerhand Unlauterkeit
gantz unvermerckt an ſich nehmen; zumal
wenn die verfuͤhriſche Lock-Stimme und Lock-
Speiſe von der Zulaͤßigkeit allerley eiteler
Luſt-Handlungen dazu kam, nach c. 2, 20. 21.
e. Damit nun die Glaͤubigen davor bewahret
bleiben moͤchten, ſo hat der Apoſtel dieſen
Brief an ſie geſchrieben. Und demnach die-
net er zur Application ſonderlich denen, wel-
che dem Unflat der Welt ſchon wuͤrcklich ent-
flohen ſind, um mit fleißiger Zueignung in
der Lauterkeit des Sinnes zu verharren, und
darinnen zuzunehmen, und recht beveſtiget zu
werden; andern aber, um ohne Aufſchub dar-
nach zu ſtreben.
V. 2.

Daß ihr gedencket an die Worte, die
euch zuvor geſagt ſind von den heiligen
Propheten, und an unſer Gebot, die wir

(ich, Petrus, v. 15. und die uͤbrigen,) ſind Apo-
ſtel des HErrn und Heylandes.

Anmerckungen.

1. Die Schriften der Propheten und Apo-

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[632/0634] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 1. 2. und ob ſolche Weiſſagung in dieſen nicht am al- lermeiſten zugetroffen ſey? Was ich dißfals der Wahrheit zu Steuer und zur Rettung in meh- rern Schriſten ausfuͤhrlich vorzuſtellen nach der beſondern Leitung GOttes bin genoͤthiget wor- den, ſonderlich im Syſtemate recentiorum con- trover ſiarum antibarbaro, in der Geſtalt des Creutz-Reiches CHriſti, in der richti- gen Mittel-Straſſe zwiſchen den Abwe- gen, in der Erlaͤuterung der neueſten dreyſ- ſig-jaͤhrigen Kirchen-Hiſtorie vom Jahr 1689. bis 1719. und in der voͤlligen Abferti- gung des alſo genannten Timothei Verini, das iſt nicht unbekannt: und hat dieſes alles bey Ge- legenheit des es alſo erfordernden Textes nicht unberuͤhret koͤnnen gelaſſen werden. Ein meh- rers findet der Leſer mit einer andern Ordnung der Deduction in dem Lateiniſchen Commen- tario von p. 792. bis 809. Das Dritte Capitel, Darinnen Der Apoſtel die Glaͤubigen vor den Spoͤttern warnet, ſie in der Lehre von der gewiſſen Zukunft Chriſti und dem letztern Welt- Gerichte beveſtiget/ und zur Beharrung in allem Gu- ten ermahnet. V. 1. DJß iſt die andere Epiſtel, die ich euch (Gr. itzt, aus beſonde- rer Eingebung des Heiligen Gei- ſtes, noch vor meinem Abſchiede aus dieſer Welt c. 1, 12. u. f. und v. 21.) ſchreibe, ihr lieben, (die ihr geliebet ſeyd zuvorderſt von GOtt, in Chriſto) in wel- chen (beyden Briefen, dem erſtern und dieſem letztern) ich erwecke und erinnere euren lau- tern Sinn, (nach der Wahrheit des Evange- lii, und deſſelbigen aufrichtiger Zueignung in der Heiligung.) Anmerckungen. 1. Da beyde Briefe Petri bis auf unſere Zeiten unverletzet gebracht ſind, und in der Kir- che bis an das Ende der Welt bleiben werden, auch der gantzen Kirche auf alle Zeiten von GOtt gewidmet ſind, ſo ſehe ein ieglicher Leſer dahin, daß er ſie wohl, das iſt, alſo gebrauchen moͤge, daß er auch gleichſam ein Brief GOttes werde, der dasjenige, was dieſe Briefe und andere Buͤ- cher der heiligen Schrift im Buchſtaben bezeu- gen, in der That in und an ſich habe, und an ſich thaͤtig erweiſe, nach 2 Cor. 3, 1. u. f. 2. Die, welche Petrus anredet, waren Geliebte GOttes und Petri: und zwar GOt- tes nicht allein nach der allgemeinen Gnade, nach welcher er zur Sendung des Sohnes die gantze Welt geliebet hat, Joh. 3, 16. ſondern auch nach der beſondern, nach welcher ſie ſich hatten in die Heyls-Ordnung bringen laſſen, und dar- innen GOtt ſie als ſeine Kinder, Petrus aber als ſeine Bruͤder anſahe. Auf dieſe Zueignung der Liebe koͤmmt es an, wenn man ein geliebter GOttes ſeyn und heiſſen will. 3. Zum Verſtande der Worte von der Er- weckung und Erinnerung des lautern Sin- nes gehoͤret folgendes: a. Der Sinn iſt die gedoppelte Seelen-Kraft, oder das Vermoͤgen des Verſtandes mit dem dazu gehoͤrigen Gedaͤchtniß, und des Wil- lens. b. Dieſer Sinn war von Natur unlauter, das iſt, nach dem Verſtande mit Blindheit und Jrrthuͤmern erfuͤllet, nach dem Willen war er leer von allen Gnaden-Kraͤften, und dagegen voller verkehrter ſuͤndlicher Luſt, und daher den Luͤſten und Luſt-Handlungen erge- ben. c. Dieſer unlautere Sinn war in der Bekeh- rung zur Lauterkeit, das iſt, zum goͤttlichen Lichte und zur heylſamen Erkenntniß der Wahrheit, auch zur reinen Luſt in GOtt, oder zur wohlgeordneten Liebe gegen GOtt, ſich ſelbſt und den Naͤchſten gebracht. d. Dieſe Lauterkeit des Sinnes, welche die wahre Einfalt des Geiſtes mit ſich fuͤhrete, 2 Cor. 11, 2. 3. konte von der noch uͤbrigen Erb- ſuͤnde leichtlich wieder allerhand Unlauterkeit gantz unvermerckt an ſich nehmen; zumal wenn die verfuͤhriſche Lock-Stimme und Lock- Speiſe von der Zulaͤßigkeit allerley eiteler Luſt-Handlungen dazu kam, nach c. 2, 20. 21. e. Damit nun die Glaͤubigen davor bewahret bleiben moͤchten, ſo hat der Apoſtel dieſen Brief an ſie geſchrieben. Und demnach die- net er zur Application ſonderlich denen, wel- che dem Unflat der Welt ſchon wuͤrcklich ent- flohen ſind, um mit fleißiger Zueignung in der Lauterkeit des Sinnes zu verharren, und darinnen zuzunehmen, und recht beveſtiget zu werden; andern aber, um ohne Aufſchub dar- nach zu ſtreben. V. 2. Daß ihr gedencket an die Worte, die euch zuvor geſagt ſind von den heiligen Propheten, und an unſer Gebot, die wir (ich, Petrus, v. 15. und die uͤbrigen,) ſind Apo- ſtel des HErrn und Heylandes. Anmerckungen. 1. Die Schriften der Propheten und Apo- ſtel

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/634>, abgerufen am 22.11.2024.