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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 3. v. 10-12.
[Spaltenumbruch] sehen zu seyn, weil der Elemente erst nach der
Meldung des Himmels mit einigem Gegensatze
gedacht wird; ob wol darauf die Erde selbst
mit ihren Wercken, oder mit dem, was dar-
innen und darauf ist, noch insonderheit benen-
net wird. So scheinet auch das Feuer von den
eigentlichen Elementen unterschieden zu werden;
sintemal die Elemente nach v. 12. durchs Feuer
zergehen und vor Hitze zerschmeltzen sollen.

6. Hier entstehet nun billig die wichtige
Frage: ob die Welt werde an ihrem Ende
nach dem Wesen vergehen und gantz ver-
nichtet werden, oder aber ob ihre Erneue-
rung zu erwarten sey?
Jch erinnere davon
kürtzlich folgendes:

a. Diese Frage berühret den Grund des Glau-
bens und die Heyls-Ordnung nicht; und al-
so kömmts darinnen sonderlich an auf die
hermenevtische Einsicht in diejenigen Oer-
ter der heiligen Schrift, welche vom Ende
und Untergange der Welt handeln.
b. Weil nun diese Erkentniß bey den interpre-
tibus
sehr unterschieden ist, so stimmen auch
ihre Auslegungen nicht zusammen, sondern
viele verstehen das Ende der Welt von einer
gäntzlichen Vernichtung, viele aber von ei-
ner Haupt-Veränderung und Erneuerung.
Einige enthalten sich vom Urtheil, weil sie
es nicht genugsam einsehen: davon man die
beyden seligen Theologos, Gerhardum
und Brochmandum in ihren systematibus
nachschlagen kan.
c. Der selige Lutherus hat nebst den meisten
alten Kirchen-Lehrern den Satz von der Er-
neuerung erwehlet, und ihn in der Kirchen-
Postill über den epistolischen Text von dem
Seufzen und von der Befreyung der Creatur
Röm. 8, 19. u. f. in zween Predigten mit meh-
rern vorgetragen.
d. Dieser Meynung bin ich auch mit vielen an-
dern Theologis und andern fleißigen Bibel-
Lesern dieser und der vorigen Zeiten. Jch
habe sie auch in meinem Lateinischen Com-
mentario p.
689. u. f. behauptet, dahin,
wie auch auf das, was ich davon bereits
Röm. 8, 19. u. f. vorgetragen habe, ich den
Christlichen Leser verweise.
V. 11. 12.

So nun das alles soll zergehen, wie
solt ihr denn geschickt seyn mit heiligem
Wandel und gottseligen Wesen, daß ihr

(mit würdiger Vorbereitung) wartet und ei-
let zu der Zukunft des Tages des HErrn,

(Gr. GOttes) in welchem die Himmel vom
Feuer zergehen, und die Elemente vor Hi-
tze zerschmeltzen werden.

Anmerckungen.

1. Ausser der Evangelischen Vorstellung
von der Liebe GOttes ist nichts, welches einem
einen grössern Eindruck zur Furcht des HErrn
und zum heiligen Wandel geben kan, als die
Betrachtung der letztern Dinge, nemlich der
Zukunft Christi, der Auferstehung von den
[Spaltenumbruch] Todten (welcher der Apostel zwar nicht geden-
cket, sie aber doch als eine catechetische Wahr-
heit zum Grunde setzet) des jüngsten Gerichts
und alles dessen, was dieses mit sich bringet.
Man hat sich demnach oft in diese Betrachtung
einzulassen, auch darinn eine Weile zu verhar-
ren, und mit einem hertzlichen Gebet sich diese
Haupt-Lehren wohl zu Nutze zu machen. Sie-
he unter andern Luc. 21, 36.

2. Der Wandel hat im natürlichen und
geistlichen das Leben und dabey die Kräfte der
Gesundheit zum Grunde. Es kan demnach
niemand einen geistlichen Wandel führen, der
noch entfremdet ist von dem Leben, das aus
GOTT ist. Versuchet man es und wandelt
ohne solches innere Leben des Geistes und des
Glaubens, so ist es ein Pharisäischer Pelagia-
nismus;
darinnen leider so viele Menschen
fallen. Paulus setzet beydes zusammen, wenn
er Gal. 5, 25. spricht: So wir im Geiste le-
ben, so lasset uns im Geiste wandeln.

3. Gleichwie der heilige Wandel das Le-
ben des Geistes zum Grunde hat, so wird er
auch zuvorderst innerlich und vor GOTT ge-
führet im Glauben und in aller Lauterkeit mit
einem beständigen Anhangen und gläubigen
Andencken an GOTT: Darnach sich denn das
gantze Leben in allen äusserlichen Handlungen
richtet, und solchergestalt aus diesem guten
Grunde geheiliget wird. Welches in der Hi-
storie der Patriarchen heisset ein göttliches
Leben führen,
oder sich im geheimen Umgan-
ge mit GOTT finden lassen. 1 B. Mos. 5, 24.
c. 6, 9. c. 17, 1.

4. Da der Apostel, um dieses bereits ge-
zeigeten Nachdrucks willen, das Wort Wan-
del
in der Zahl der Vielheit, anastrophais, ge-
brauchet hat, so hat er damit bezeugen wollen,
was er 1 Ep. c. 1, 15. ausdrücket, wenn er spricht:
Nach dem, der euch berufen hat und heilig
ist, seyd auch ihr heilig in allem eurem
Wandel!

5. Der Tag des HErrn heißt nach dem
Griechischen emera tou Theou, der Tag GOttes,
Lutherus aber hat dafür im Teutschen die
Worte des zehenden Verses behalten. Da
nun dieser Tag ist der Tag Christi, und Christus
der HERR ist, der alhier mit dem ausdrück-
lichen Namen GOttes genennet wird, so ge-
höret dieser Ort mit zu denen, aus welchen wir
mit gutem Grunde die wahre Gottheit Christi
nach dem klaren Namen GOttes beweisen.

6. Das Warten und Eilen zu der Zu-
kunft GOttes,
oder des HErrn zeiget nicht
an, als hätte der Apostel gemeynet, daß die
damaligen Gläubigen die Zukunft Christi er-
leben würden, sondern es gehet nur auf eine sol-
che würdige Zubereitung, nach welcher man be-
reit sey, daß einen der Tod also finden möge,
wie man dermaleins bey der Zukunft CHristi
nach Leib und Seele wünschet erfunden zu wer-
den. Es hat der Apostel wol ohne Zweifel auf
die Gleichniß-Reden Christi gesehen, welche er
von seiner Zukunft und dem Warten auf diesel-
be gesprochen hat. Matth. 25, 1. Luc. 13, 34. u. f.

Wobey

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 10-12.
[Spaltenumbruch] ſehen zu ſeyn, weil der Elemente erſt nach der
Meldung des Himmels mit einigem Gegenſatze
gedacht wird; ob wol darauf die Erde ſelbſt
mit ihren Wercken, oder mit dem, was dar-
innen und darauf iſt, noch inſonderheit benen-
net wird. So ſcheinet auch das Feuer von den
eigentlichen Elementen unterſchieden zu werden;
ſintemal die Elemente nach v. 12. durchs Feuer
zergehen und vor Hitze zerſchmeltzen ſollen.

6. Hier entſtehet nun billig die wichtige
Frage: ob die Welt werde an ihrem Ende
nach dem Weſen vergehen und gantz ver-
nichtet werden, oder aber ob ihre Erneue-
rung zu erwarten ſey?
Jch erinnere davon
kuͤrtzlich folgendes:

a. Dieſe Frage beruͤhret den Grund des Glau-
bens und die Heyls-Ordnung nicht; und al-
ſo koͤmmts darinnen ſonderlich an auf die
hermenevtiſche Einſicht in diejenigen Oer-
ter der heiligen Schrift, welche vom Ende
und Untergange der Welt handeln.
b. Weil nun dieſe Erkentniß bey den interpre-
tibus
ſehr unterſchieden iſt, ſo ſtimmen auch
ihre Auslegungen nicht zuſammen, ſondern
viele verſtehen das Ende der Welt von einer
gaͤntzlichen Vernichtung, viele aber von ei-
ner Haupt-Veraͤnderung und Erneuerung.
Einige enthalten ſich vom Urtheil, weil ſie
es nicht genugſam einſehen: davon man die
beyden ſeligen Theologos, Gerhardum
und Brochmandum in ihren ſyſtematibus
nachſchlagen kan.
c. Der ſelige Lutherus hat nebſt den meiſten
alten Kirchen-Lehrern den Satz von der Er-
neuerung erwehlet, und ihn in der Kirchen-
Poſtill uͤber den epiſtoliſchen Text von dem
Seufzen und von der Befreyung der Creatur
Roͤm. 8, 19. u. f. in zween Predigten mit meh-
rern vorgetragen.
d. Dieſer Meynung bin ich auch mit vielen an-
dern Theologis und andern fleißigen Bibel-
Leſern dieſer und der vorigen Zeiten. Jch
habe ſie auch in meinem Lateiniſchen Com-
mentario p.
689. u. f. behauptet, dahin,
wie auch auf das, was ich davon bereits
Roͤm. 8, 19. u. f. vorgetragen habe, ich den
Chriſtlichen Leſer verweiſe.
V. 11. 12.

So nun das alles ſoll zergehen, wie
ſolt ihr denn geſchickt ſeyn mit heiligem
Wandel und gottſeligen Weſen, daß ihr

(mit wuͤrdiger Vorbereitung) wartet und ei-
let zu der Zukunft des Tages des HErrn,

(Gr. GOttes) in welchem die Himmel vom
Feuer zergehen, und die Elemente vor Hi-
tze zerſchmeltzen werden.

Anmerckungen.

1. Auſſer der Evangeliſchen Vorſtellung
von der Liebe GOttes iſt nichts, welches einem
einen groͤſſern Eindruck zur Furcht des HErrn
und zum heiligen Wandel geben kan, als die
Betrachtung der letztern Dinge, nemlich der
Zukunft Chriſti, der Auferſtehung von den
[Spaltenumbruch] Todten (welcher der Apoſtel zwar nicht geden-
cket, ſie aber doch als eine catechetiſche Wahr-
heit zum Grunde ſetzet) des juͤngſten Gerichts
und alles deſſen, was dieſes mit ſich bringet.
Man hat ſich demnach oft in dieſe Betrachtung
einzulaſſen, auch darinn eine Weile zu verhar-
ren, und mit einem hertzlichen Gebet ſich dieſe
Haupt-Lehren wohl zu Nutze zu machen. Sie-
he unter andern Luc. 21, 36.

2. Der Wandel hat im natuͤrlichen und
geiſtlichen das Leben und dabey die Kraͤfte der
Geſundheit zum Grunde. Es kan demnach
niemand einen geiſtlichen Wandel fuͤhren, der
noch entfremdet iſt von dem Leben, das aus
GOTT iſt. Verſuchet man es und wandelt
ohne ſolches innere Leben des Geiſtes und des
Glaubens, ſo iſt es ein Phariſaͤiſcher Pelagia-
nismus;
darinnen leider ſo viele Menſchen
fallen. Paulus ſetzet beydes zuſammen, wenn
er Gal. 5, 25. ſpricht: So wir im Geiſte le-
ben, ſo laſſet uns im Geiſte wandeln.

3. Gleichwie der heilige Wandel das Le-
ben des Geiſtes zum Grunde hat, ſo wird er
auch zuvorderſt innerlich und vor GOTT ge-
fuͤhret im Glauben und in aller Lauterkeit mit
einem beſtaͤndigen Anhangen und glaͤubigen
Andencken an GOTT: Darnach ſich denn das
gantze Leben in allen aͤuſſerlichen Handlungen
richtet, und ſolchergeſtalt aus dieſem guten
Grunde geheiliget wird. Welches in der Hi-
ſtorie der Patriarchen heiſſet ein goͤttliches
Leben fuͤhren,
oder ſich im geheimen Umgan-
ge mit GOTT finden laſſen. 1 B. Moſ. 5, 24.
c. 6, 9. c. 17, 1.

4. Da der Apoſtel, um dieſes bereits ge-
zeigeten Nachdrucks willen, das Wort Wan-
del
in der Zahl der Vielheit, ἀναϛροφαῖς, ge-
brauchet hat, ſo hat er damit bezeugen wollen,
was er 1 Ep. c. 1, 15. ausdruͤcket, wenn er ſpricht:
Nach dem, der euch berufen hat und heilig
iſt, ſeyd auch ihr heilig in allem eurem
Wandel!

5. Der Tag des HErrn heißt nach dem
Griechiſchen ἡμέρα τοῦ Θεοῦ, der Tag GOttes,
Lutherus aber hat dafuͤr im Teutſchen die
Worte des zehenden Verſes behalten. Da
nun dieſer Tag iſt der Tag Chriſti, und Chriſtus
der HERR iſt, der alhier mit dem ausdruͤck-
lichen Namen GOttes genennet wird, ſo ge-
hoͤret dieſer Ort mit zu denen, aus welchen wir
mit gutem Grunde die wahre Gottheit Chriſti
nach dem klaren Namen GOttes beweiſen.

6. Das Warten und Eilen zu der Zu-
kunft GOttes,
oder des HErrn zeiget nicht
an, als haͤtte der Apoſtel gemeynet, daß die
damaligen Glaͤubigen die Zukunft Chriſti er-
leben wuͤrden, ſondern es gehet nur auf eine ſol-
che wuͤrdige Zubereitung, nach welcher man be-
reit ſey, daß einen der Tod alſo finden moͤge,
wie man dermaleins bey der Zukunft CHriſti
nach Leib und Seele wuͤnſchet erfunden zu wer-
den. Es hat der Apoſtel wol ohne Zweifel auf
die Gleichniß-Reden Chriſti geſehen, welche er
von ſeiner Zukunft und dem Warten auf dieſel-
be geſprochen hat. Matth. 25, 1. Luc. 13, 34. u. f.

Wobey
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[638/0640] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 10-12. ſehen zu ſeyn, weil der Elemente erſt nach der Meldung des Himmels mit einigem Gegenſatze gedacht wird; ob wol darauf die Erde ſelbſt mit ihren Wercken, oder mit dem, was dar- innen und darauf iſt, noch inſonderheit benen- net wird. So ſcheinet auch das Feuer von den eigentlichen Elementen unterſchieden zu werden; ſintemal die Elemente nach v. 12. durchs Feuer zergehen und vor Hitze zerſchmeltzen ſollen. 6. Hier entſtehet nun billig die wichtige Frage: ob die Welt werde an ihrem Ende nach dem Weſen vergehen und gantz ver- nichtet werden, oder aber ob ihre Erneue- rung zu erwarten ſey? Jch erinnere davon kuͤrtzlich folgendes: a. Dieſe Frage beruͤhret den Grund des Glau- bens und die Heyls-Ordnung nicht; und al- ſo koͤmmts darinnen ſonderlich an auf die hermenevtiſche Einſicht in diejenigen Oer- ter der heiligen Schrift, welche vom Ende und Untergange der Welt handeln. b. Weil nun dieſe Erkentniß bey den interpre- tibus ſehr unterſchieden iſt, ſo ſtimmen auch ihre Auslegungen nicht zuſammen, ſondern viele verſtehen das Ende der Welt von einer gaͤntzlichen Vernichtung, viele aber von ei- ner Haupt-Veraͤnderung und Erneuerung. Einige enthalten ſich vom Urtheil, weil ſie es nicht genugſam einſehen: davon man die beyden ſeligen Theologos, Gerhardum und Brochmandum in ihren ſyſtematibus nachſchlagen kan. c. Der ſelige Lutherus hat nebſt den meiſten alten Kirchen-Lehrern den Satz von der Er- neuerung erwehlet, und ihn in der Kirchen- Poſtill uͤber den epiſtoliſchen Text von dem Seufzen und von der Befreyung der Creatur Roͤm. 8, 19. u. f. in zween Predigten mit meh- rern vorgetragen. d. Dieſer Meynung bin ich auch mit vielen an- dern Theologis und andern fleißigen Bibel- Leſern dieſer und der vorigen Zeiten. Jch habe ſie auch in meinem Lateiniſchen Com- mentario p. 689. u. f. behauptet, dahin, wie auch auf das, was ich davon bereits Roͤm. 8, 19. u. f. vorgetragen habe, ich den Chriſtlichen Leſer verweiſe. V. 11. 12. So nun das alles ſoll zergehen, wie ſolt ihr denn geſchickt ſeyn mit heiligem Wandel und gottſeligen Weſen, daß ihr (mit wuͤrdiger Vorbereitung) wartet und ei- let zu der Zukunft des Tages des HErrn, (Gr. GOttes) in welchem die Himmel vom Feuer zergehen, und die Elemente vor Hi- tze zerſchmeltzen werden. Anmerckungen. 1. Auſſer der Evangeliſchen Vorſtellung von der Liebe GOttes iſt nichts, welches einem einen groͤſſern Eindruck zur Furcht des HErrn und zum heiligen Wandel geben kan, als die Betrachtung der letztern Dinge, nemlich der Zukunft Chriſti, der Auferſtehung von den Todten (welcher der Apoſtel zwar nicht geden- cket, ſie aber doch als eine catechetiſche Wahr- heit zum Grunde ſetzet) des juͤngſten Gerichts und alles deſſen, was dieſes mit ſich bringet. Man hat ſich demnach oft in dieſe Betrachtung einzulaſſen, auch darinn eine Weile zu verhar- ren, und mit einem hertzlichen Gebet ſich dieſe Haupt-Lehren wohl zu Nutze zu machen. Sie- he unter andern Luc. 21, 36. 2. Der Wandel hat im natuͤrlichen und geiſtlichen das Leben und dabey die Kraͤfte der Geſundheit zum Grunde. Es kan demnach niemand einen geiſtlichen Wandel fuͤhren, der noch entfremdet iſt von dem Leben, das aus GOTT iſt. Verſuchet man es und wandelt ohne ſolches innere Leben des Geiſtes und des Glaubens, ſo iſt es ein Phariſaͤiſcher Pelagia- nismus; darinnen leider ſo viele Menſchen fallen. Paulus ſetzet beydes zuſammen, wenn er Gal. 5, 25. ſpricht: So wir im Geiſte le- ben, ſo laſſet uns im Geiſte wandeln. 3. Gleichwie der heilige Wandel das Le- ben des Geiſtes zum Grunde hat, ſo wird er auch zuvorderſt innerlich und vor GOTT ge- fuͤhret im Glauben und in aller Lauterkeit mit einem beſtaͤndigen Anhangen und glaͤubigen Andencken an GOTT: Darnach ſich denn das gantze Leben in allen aͤuſſerlichen Handlungen richtet, und ſolchergeſtalt aus dieſem guten Grunde geheiliget wird. Welches in der Hi- ſtorie der Patriarchen heiſſet ein goͤttliches Leben fuͤhren, oder ſich im geheimen Umgan- ge mit GOTT finden laſſen. 1 B. Moſ. 5, 24. c. 6, 9. c. 17, 1. 4. Da der Apoſtel, um dieſes bereits ge- zeigeten Nachdrucks willen, das Wort Wan- del in der Zahl der Vielheit, ἀναϛροφαῖς, ge- brauchet hat, ſo hat er damit bezeugen wollen, was er 1 Ep. c. 1, 15. ausdruͤcket, wenn er ſpricht: Nach dem, der euch berufen hat und heilig iſt, ſeyd auch ihr heilig in allem eurem Wandel! 5. Der Tag des HErrn heißt nach dem Griechiſchen ἡμέρα τοῦ Θεοῦ, der Tag GOttes, Lutherus aber hat dafuͤr im Teutſchen die Worte des zehenden Verſes behalten. Da nun dieſer Tag iſt der Tag Chriſti, und Chriſtus der HERR iſt, der alhier mit dem ausdruͤck- lichen Namen GOttes genennet wird, ſo ge- hoͤret dieſer Ort mit zu denen, aus welchen wir mit gutem Grunde die wahre Gottheit Chriſti nach dem klaren Namen GOttes beweiſen. 6. Das Warten und Eilen zu der Zu- kunft GOttes, oder des HErrn zeiget nicht an, als haͤtte der Apoſtel gemeynet, daß die damaligen Glaͤubigen die Zukunft Chriſti er- leben wuͤrden, ſondern es gehet nur auf eine ſol- che wuͤrdige Zubereitung, nach welcher man be- reit ſey, daß einen der Tod alſo finden moͤge, wie man dermaleins bey der Zukunft CHriſti nach Leib und Seele wuͤnſchet erfunden zu wer- den. Es hat der Apoſtel wol ohne Zweifel auf die Gleichniß-Reden Chriſti geſehen, welche er von ſeiner Zukunft und dem Warten auf dieſel- be geſprochen hat. Matth. 25, 1. Luc. 13, 34. u. f. Wobey

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/640>, abgerufen am 22.11.2024.