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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 20. 21.
[Spaltenumbruch] unser Heyland, wenn er dem geistlicher Weise
armen und blinden Bischof der Gemeine zu
Laodicea die geistliche Salbung anrathet,
Offenb. 3, 18 spricht: Salbe deine Augen
mit Augen-Salbe, daß du sehen mö-
gest.
b. Daß diese geistliche Salbung eine solche Er-
kenntniß GOttes und göttlicher Dinge wircke,
als der Apostel vorher in diesem Capitel be-
schrieben hat, die da nemlich ist voller Glaubens,
voller Kraft der Liebe und aller wahren Gott-
seligkeit, uud die also innerlich brennet, daß sie
äusserlich leuchtet, und sich im gantzen Wan-
del als rechtschaffen erweiset.
c. Daß das alles worauf die wahre Erkennt-
niß gehet, zu verstehen sey von dem, was zum
Grunde und zur Ordnung des Heyls, und al-
so insonderheit zum Unterscheide des Lichts und
der Finsterniß, der wahren und der falschen
Lehre, des rechtschaffnen Wesens und der
Heucheley gehöret, um die verführischen an-
tichristischen Geister, davon der Context han-
delt, im Lichte GOttes prüfen und sich vor ih-
nen hüten zu können. Und also hält diese Er-
kenntniß die Gabe der Prüfung in sich. Da-
von siehe Röm. 12, 2. 1 Joh. 4, 1.

7. Jm übrigen kan dieser kurtze, aber sehr
nachdrückliche Text noch ferner appliciret wer-
den, und zwar

a. Zur Lehre von dem hohen Adel, und
Ehren-Stand der Gläubigen, nach welchem
sie die Gesalbeten des HErrn sind, und damit
der Christlichen Religion selbst einen herrlichen
Character von ihrer Wahrheit und Vortref-
lichkeit geben. Deßgleichen zur Stärckung
in der Lehre von der wahren Gottheit und dem
Mittler-Amte Christi: als welches beydes er
dadurch aufs kräftigste erweiset, daß er seine
Glieder mit dem Heiligen Geiste salbet, und sie
gleichsam allwissend und allmächtig machet.
Denn wie wir jenes alhier im Texte haben:
also heißt es von diesem: Jch vermag alles
durch den, der mich mächtig machet,
CHristum
Phil. 4, 13.
b. Zur Wiederlegung des Jrrthums, da man
nach dem Pelagianismo dafür hält, auf Sei-
ten GOttes komme es bey dem thätigen Chri-
stenthum nur an auf eine suasionem mo-
ralem,
das ist auf die Vorstellung der Be-
wegungs-Gründe, welche wir zum guten in
der heiligen Schrift haben; da denn der
Mensch schon von Natur so viel Kraft habe,
daß er sich selbst in Betrachtung solcher Grün-
de zum guten erwecken, und sich darinn ge-
schäftig erweisen könne. Hingegen zeiget
uns die Salbung, wie groß unser Unvermö-
gen in geistlichen Dingen sey, und wie nöthig
auch möglich es sey, zu geistlichen Kräften zu
gelangen.
c. Zur Bestrafung des unbesonnenen und
recht unchristlichen Wesens, da man bey ge-
schehener Erweckung zum thätigen Christen-
thum sich immer auf seine Schwachheit zu
berufen pfleget, und damit den Namen Chri-
sti und eines Christen in der That verleugnet:
[Spaltenumbruch] sintemal ein wahrer Christe ein solcher Ge-
salbter ist, welcher durch die Salbung sich zu
allem guten kräftig gestärcket befindet.
d. Zur Ermunterung, daß, wenn man die
Salbung theils in der heiligen Taufe, da der
Heilige Geist reichlich über uns ausgegossen
ist durch JEsum CHristum Tit. 3, 6. theils
auch hernach in der Ordnung der Erneuerung
empfangen hat, man sie ja wohl in sich be-
wahre, auch wohl gebrauche, und bedencke,
daß es der himmlischen Beylage Eigenschaft
ist, daß, iemehr sie angeleget wird, ie reichlicher
sie sich vermehret, nach der Verheissung Chri-
sti: Wer da hat (also, wie gedacht ist,)
dem wird gegeben, daß er die Fülle habe:
Da hingegen dasjenige, was man hat, als
hätte man es nicht, das ist, nicht getreulich an-
wendet, von einem wieder genommen wird.
Matth. 13, 12. c. 25, 29.
e. Zum Troste, daß, wenn man seines Glau-
bens an Christum gewiß ist, man auch der
Salbung gewiß seyn könne, und an dem Hei-
ligen Geiste den Tröster selbst habe, und folg-
lich es einem an wahrem Troste in allerley
Leiden nicht fehlen könne.
V. 21.

Jch habe euch nicht geschrieben (im
gantzen Briefe und insonderheit darinnen das-
jenige, was ich vorher vom Widerchrist gemel-
det habe,) als wüstet ihr die Wahrheit (das
Evangelium von Christo und das dazu gehörige
rechtschaffne Wesen des Christenthums) nicht,
sondern ihr wisset sie
(und also getraue ich
euch auch zu, daß ihr dabey bleiben und euch vor
dem Wider-Christenthum hüten werdet,) und
wisset, daß keine Lügen
(lügenhaftes, irriges
und verkehrtes Wesen in Lehr und Leben) aus
der
(zuvorgedachten) Wahrheit, (davon sie
das Gegentheil ist) kömmt (noch einige Ge-
meinschaft damit hat, ihr also auch nicht zuge-
rechnet werden kan.)

Anmerckungen.

1. Das Wort Wahrheit ist eines von
den allernachdrücklichsten in der heiligen Schrift.
Denn gleichwie sich unser Heyland, als die
Selbstständige Wahrheit, selbst damit benennet
Joh. 14, 6. Off. 3, 7. 14. also dienet es auch zur
Bezeichnung alles rechtschaffnen Wesens,
welches sich bey seinem Evangelio in der Lehre
und bey seinen Gliedern in ihrem Christenthum
also befindet, daß er selbst davon der Grund und
der Urheber ist. Und in solchem Nachdrucke des
Verstandes gehöret das Wort Wahrheit mit
zu den besondern Characteribus des Johannei-
schen Stili, wie wir bereits c. 1, 6. 8. c. 2, 4. ge-
sehen haben, und noch ferner sehen werden.

2. Lügen hingegen ist alles dasjenige ver-
derbte Wesen, davon der Satan der Vater und
Urheber ist Joh. 8, 44. und welches theils in den
dem Evangelio von Christi Person und Mittler-
Amte entgegen stehenden Jrrthümern, theils
auch in aller wider des rechtschaffne Wesen des
Christenthums streitenden Gottlosigkeit des Sin-

nes
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 20. 21.
[Spaltenumbruch] unſer Heyland, wenn er dem geiſtlicher Weiſe
armen und blinden Biſchof der Gemeine zu
Laodicea die geiſtliche Salbung anrathet,
Offenb. 3, 18 ſpricht: Salbe deine Augen
mit Augen-Salbe, daß du ſehen moͤ-
geſt.
b. Daß dieſe geiſtliche Salbung eine ſolche Er-
kenntniß GOttes und goͤttlicher Dinge wircke,
als der Apoſtel vorher in dieſem Capitel be-
ſchrieben hat, die da nemlich iſt voller Glaubens,
voller Kraft der Liebe und aller wahren Gott-
ſeligkeit, uud die alſo innerlich brennet, daß ſie
aͤuſſerlich leuchtet, und ſich im gantzen Wan-
del als rechtſchaffen erweiſet.
c. Daß das alles worauf die wahre Erkennt-
niß gehet, zu verſtehen ſey von dem, was zum
Grunde und zur Ordnung des Heyls, und al-
ſo inſonderheit zum Unterſcheide des Lichts und
der Finſterniß, der wahren und der falſchen
Lehre, des rechtſchaffnen Weſens und der
Heucheley gehoͤret, um die verfuͤhriſchen an-
tichriſtiſchen Geiſter, davon der Context han-
delt, im Lichte GOttes pruͤfen und ſich vor ih-
nen huͤten zu koͤnnen. Und alſo haͤlt dieſe Er-
kenntniß die Gabe der Pruͤfung in ſich. Da-
von ſiehe Roͤm. 12, 2. 1 Joh. 4, 1.

7. Jm uͤbrigen kan dieſer kurtze, aber ſehr
nachdruͤckliche Text noch ferner appliciret wer-
den, und zwar

a. Zur Lehre von dem hohen Adel, und
Ehren-Stand der Glaͤubigen, nach welchem
ſie die Geſalbeten des HErrn ſind, und damit
der Chriſtlichen Religion ſelbſt einen herrlichen
Character von ihrer Wahrheit und Vortref-
lichkeit geben. Deßgleichen zur Staͤrckung
in der Lehre von der wahren Gottheit und dem
Mittler-Amte Chriſti: als welches beydes er
dadurch aufs kraͤftigſte erweiſet, daß er ſeine
Glieder mit dem Heiligen Geiſte ſalbet, und ſie
gleichſam allwiſſend und allmaͤchtig machet.
Denn wie wir jenes alhier im Texte haben:
alſo heißt es von dieſem: Jch vermag alles
durch den, der mich maͤchtig machet,
CHriſtum
Phil. 4, 13.
b. Zur Wiederlegung des Jrrthums, da man
nach dem Pelagianiſmo dafuͤr haͤlt, auf Sei-
ten GOttes komme es bey dem thaͤtigen Chri-
ſtenthum nur an auf eine ſuaſionem mo-
ralem,
das iſt auf die Vorſtellung der Be-
wegungs-Gruͤnde, welche wir zum guten in
der heiligen Schrift haben; da denn der
Menſch ſchon von Natur ſo viel Kraft habe,
daß er ſich ſelbſt in Betrachtung ſolcher Gruͤn-
de zum guten erwecken, und ſich darinn ge-
ſchaͤftig erweiſen koͤnne. Hingegen zeiget
uns die Salbung, wie groß unſer Unvermoͤ-
gen in geiſtlichen Dingen ſey, und wie noͤthig
auch moͤglich es ſey, zu geiſtlichen Kraͤften zu
gelangen.
c. Zur Beſtrafung des unbeſonnenen und
recht unchriſtlichen Weſens, da man bey ge-
ſchehener Erweckung zum thaͤtigen Chriſten-
thum ſich immer auf ſeine Schwachheit zu
berufen pfleget, und damit den Namen Chri-
ſti und eines Chriſten in der That verleugnet:
[Spaltenumbruch] ſintemal ein wahrer Chriſte ein ſolcher Ge-
ſalbter iſt, welcher durch die Salbung ſich zu
allem guten kraͤftig geſtaͤrcket befindet.
d. Zur Ermunterung, daß, wenn man die
Salbung theils in der heiligen Taufe, da der
Heilige Geiſt reichlich uͤber uns ausgegoſſen
iſt durch JEſum CHriſtum Tit. 3, 6. theils
auch hernach in der Ordnung der Erneuerung
empfangen hat, man ſie ja wohl in ſich be-
wahre, auch wohl gebrauche, und bedencke,
daß es der himmliſchen Beylage Eigenſchaft
iſt, daß, iemehr ſie angeleget wird, ie reichlicher
ſie ſich vermehret, nach der Verheiſſung Chri-
ſti: Wer da hat (alſo, wie gedacht iſt,)
dem wird gegeben, daß er die Fuͤlle habe:
Da hingegen dasjenige, was man hat, als
haͤtte man es nicht, das iſt, nicht getreulich an-
wendet, von einem wieder genommen wird.
Matth. 13, 12. c. 25, 29.
e. Zum Troſte, daß, wenn man ſeines Glau-
bens an Chriſtum gewiß iſt, man auch der
Salbung gewiß ſeyn koͤnne, und an dem Hei-
ligen Geiſte den Troͤſter ſelbſt habe, und folg-
lich es einem an wahrem Troſte in allerley
Leiden nicht fehlen koͤnne.
V. 21.

Jch habe euch nicht geſchrieben (im
gantzen Briefe und inſonderheit darinnen das-
jenige, was ich vorher vom Widerchriſt gemel-
det habe,) als wuͤſtet ihr die Wahrheit (das
Evangelium von Chriſto und das dazu gehoͤrige
rechtſchaffne Weſen des Chriſtenthums) nicht,
ſondern ihr wiſſet ſie
(und alſo getraue ich
euch auch zu, daß ihr dabey bleiben und euch vor
dem Wider-Chriſtenthum huͤten werdet,) und
wiſſet, daß keine Luͤgen
(luͤgenhaftes, irriges
und verkehrtes Weſen in Lehr und Leben) aus
der
(zuvorgedachten) Wahrheit, (davon ſie
das Gegentheil iſt) koͤmmt (noch einige Ge-
meinſchaft damit hat, ihr alſo auch nicht zuge-
rechnet werden kan.)

Anmerckungen.

1. Das Wort Wahrheit iſt eines von
den allernachdruͤcklichſten in der heiligen Schrift.
Denn gleichwie ſich unſer Heyland, als die
Selbſtſtaͤndige Wahrheit, ſelbſt damit benennet
Joh. 14, 6. Off. 3, 7. 14. alſo dienet es auch zur
Bezeichnung alles rechtſchaffnen Weſens,
welches ſich bey ſeinem Evangelio in der Lehre
und bey ſeinen Gliedern in ihrem Chriſtenthum
alſo befindet, daß er ſelbſt davon der Grund und
der Urheber iſt. Und in ſolchem Nachdrucke des
Verſtandes gehoͤret das Wort Wahrheit mit
zu den beſondern Characteribus des Johannei-
ſchen Stili, wie wir bereits c. 1, 6. 8. c. 2, 4. ge-
ſehen haben, und noch ferner ſehen werden.

2. Luͤgen hingegen iſt alles dasjenige ver-
derbte Weſen, davon der Satan der Vater und
Urheber iſt Joh. 8, 44. und welches theils in den
dem Evangelio von Chriſti Perſon und Mittler-
Amte entgegen ſtehenden Jrrthuͤmern, theils
auch in aller wider des rechtſchaffne Weſen des
Chriſtenthums ſtꝛeitenden Gottloſigkeit des Sin-

nes
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[674/0676] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 20. 21. unſer Heyland, wenn er dem geiſtlicher Weiſe armen und blinden Biſchof der Gemeine zu Laodicea die geiſtliche Salbung anrathet, Offenb. 3, 18 ſpricht: Salbe deine Augen mit Augen-Salbe, daß du ſehen moͤ- geſt. b. Daß dieſe geiſtliche Salbung eine ſolche Er- kenntniß GOttes und goͤttlicher Dinge wircke, als der Apoſtel vorher in dieſem Capitel be- ſchrieben hat, die da nemlich iſt voller Glaubens, voller Kraft der Liebe und aller wahren Gott- ſeligkeit, uud die alſo innerlich brennet, daß ſie aͤuſſerlich leuchtet, und ſich im gantzen Wan- del als rechtſchaffen erweiſet. c. Daß das alles worauf die wahre Erkennt- niß gehet, zu verſtehen ſey von dem, was zum Grunde und zur Ordnung des Heyls, und al- ſo inſonderheit zum Unterſcheide des Lichts und der Finſterniß, der wahren und der falſchen Lehre, des rechtſchaffnen Weſens und der Heucheley gehoͤret, um die verfuͤhriſchen an- tichriſtiſchen Geiſter, davon der Context han- delt, im Lichte GOttes pruͤfen und ſich vor ih- nen huͤten zu koͤnnen. Und alſo haͤlt dieſe Er- kenntniß die Gabe der Pruͤfung in ſich. Da- von ſiehe Roͤm. 12, 2. 1 Joh. 4, 1. 7. Jm uͤbrigen kan dieſer kurtze, aber ſehr nachdruͤckliche Text noch ferner appliciret wer- den, und zwar a. Zur Lehre von dem hohen Adel, und Ehren-Stand der Glaͤubigen, nach welchem ſie die Geſalbeten des HErrn ſind, und damit der Chriſtlichen Religion ſelbſt einen herrlichen Character von ihrer Wahrheit und Vortref- lichkeit geben. Deßgleichen zur Staͤrckung in der Lehre von der wahren Gottheit und dem Mittler-Amte Chriſti: als welches beydes er dadurch aufs kraͤftigſte erweiſet, daß er ſeine Glieder mit dem Heiligen Geiſte ſalbet, und ſie gleichſam allwiſſend und allmaͤchtig machet. Denn wie wir jenes alhier im Texte haben: alſo heißt es von dieſem: Jch vermag alles durch den, der mich maͤchtig machet, CHriſtum Phil. 4, 13. b. Zur Wiederlegung des Jrrthums, da man nach dem Pelagianiſmo dafuͤr haͤlt, auf Sei- ten GOttes komme es bey dem thaͤtigen Chri- ſtenthum nur an auf eine ſuaſionem mo- ralem, das iſt auf die Vorſtellung der Be- wegungs-Gruͤnde, welche wir zum guten in der heiligen Schrift haben; da denn der Menſch ſchon von Natur ſo viel Kraft habe, daß er ſich ſelbſt in Betrachtung ſolcher Gruͤn- de zum guten erwecken, und ſich darinn ge- ſchaͤftig erweiſen koͤnne. Hingegen zeiget uns die Salbung, wie groß unſer Unvermoͤ- gen in geiſtlichen Dingen ſey, und wie noͤthig auch moͤglich es ſey, zu geiſtlichen Kraͤften zu gelangen. c. Zur Beſtrafung des unbeſonnenen und recht unchriſtlichen Weſens, da man bey ge- ſchehener Erweckung zum thaͤtigen Chriſten- thum ſich immer auf ſeine Schwachheit zu berufen pfleget, und damit den Namen Chri- ſti und eines Chriſten in der That verleugnet: ſintemal ein wahrer Chriſte ein ſolcher Ge- ſalbter iſt, welcher durch die Salbung ſich zu allem guten kraͤftig geſtaͤrcket befindet. d. Zur Ermunterung, daß, wenn man die Salbung theils in der heiligen Taufe, da der Heilige Geiſt reichlich uͤber uns ausgegoſſen iſt durch JEſum CHriſtum Tit. 3, 6. theils auch hernach in der Ordnung der Erneuerung empfangen hat, man ſie ja wohl in ſich be- wahre, auch wohl gebrauche, und bedencke, daß es der himmliſchen Beylage Eigenſchaft iſt, daß, iemehr ſie angeleget wird, ie reichlicher ſie ſich vermehret, nach der Verheiſſung Chri- ſti: Wer da hat (alſo, wie gedacht iſt,) dem wird gegeben, daß er die Fuͤlle habe: Da hingegen dasjenige, was man hat, als haͤtte man es nicht, das iſt, nicht getreulich an- wendet, von einem wieder genommen wird. Matth. 13, 12. c. 25, 29. e. Zum Troſte, daß, wenn man ſeines Glau- bens an Chriſtum gewiß iſt, man auch der Salbung gewiß ſeyn koͤnne, und an dem Hei- ligen Geiſte den Troͤſter ſelbſt habe, und folg- lich es einem an wahrem Troſte in allerley Leiden nicht fehlen koͤnne. V. 21. Jch habe euch nicht geſchrieben (im gantzen Briefe und inſonderheit darinnen das- jenige, was ich vorher vom Widerchriſt gemel- det habe,) als wuͤſtet ihr die Wahrheit (das Evangelium von Chriſto und das dazu gehoͤrige rechtſchaffne Weſen des Chriſtenthums) nicht, ſondern ihr wiſſet ſie (und alſo getraue ich euch auch zu, daß ihr dabey bleiben und euch vor dem Wider-Chriſtenthum huͤten werdet,) und wiſſet, daß keine Luͤgen (luͤgenhaftes, irriges und verkehrtes Weſen in Lehr und Leben) aus der (zuvorgedachten) Wahrheit, (davon ſie das Gegentheil iſt) koͤmmt (noch einige Ge- meinſchaft damit hat, ihr alſo auch nicht zuge- rechnet werden kan.) Anmerckungen. 1. Das Wort Wahrheit iſt eines von den allernachdruͤcklichſten in der heiligen Schrift. Denn gleichwie ſich unſer Heyland, als die Selbſtſtaͤndige Wahrheit, ſelbſt damit benennet Joh. 14, 6. Off. 3, 7. 14. alſo dienet es auch zur Bezeichnung alles rechtſchaffnen Weſens, welches ſich bey ſeinem Evangelio in der Lehre und bey ſeinen Gliedern in ihrem Chriſtenthum alſo befindet, daß er ſelbſt davon der Grund und der Urheber iſt. Und in ſolchem Nachdrucke des Verſtandes gehoͤret das Wort Wahrheit mit zu den beſondern Characteribus des Johannei- ſchen Stili, wie wir bereits c. 1, 6. 8. c. 2, 4. ge- ſehen haben, und noch ferner ſehen werden. 2. Luͤgen hingegen iſt alles dasjenige ver- derbte Weſen, davon der Satan der Vater und Urheber iſt Joh. 8, 44. und welches theils in den dem Evangelio von Chriſti Perſon und Mittler- Amte entgegen ſtehenden Jrrthuͤmern, theils auch in aller wider des rechtſchaffne Weſen des Chriſtenthums ſtꝛeitenden Gottloſigkeit des Sin- nes

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/676>, abgerufen am 24.11.2024.