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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 20. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] erstlich den Heiligen, von dem die Salbung
kömmt: zum andern die Salbung selbst: drit-
tens deroselben würcklichen Genuß, nach wel-
chem man sie hat; und viertens die daher entste-
hende Erkenntniß, daß man alles weiß.

3. Bey dem ersten Puncte von dem Urhe-
ber
der Salbung ist folgendes zu erwegen.

a. Der Heilige, von dem die Salbung kömmt,
ist zwar nach dem Geheimniß der drey Perso-
nen in der einigen Gottheit an sich selbst der
dreyeinige GOTT, von dem es unter andern
heißt: Jes. 6, 3. Heilig, heilig, heilig, ist
GOTT der HErr Zebaoth! alle Lande
sind seiner Ehren voll.
und 1 Pet. 1, 15. 16.
Nach dem, der euch berufen hat und hei-
lig ist, seyd auch ihr Heilig in allem eu-
ren Wandel.
Denn es stehet (3 B. Mos.
11, 44. c. 19, 2. c. 20, 7.) geschrieben: Jhr solt
heilig seyn, denn ich bin heilig.
Und da
die dritte Person in der Hochgelobten GOtt-
heit von ihrem Amte den besondern Namen
des Heiligen, nemlich Geistes führet; so kön-
te es das Ansehen haben, als wenn auf diesel-
be alhier eigentlich gesehen werde: allein ob die-
ser Verstand gleich an sich selbst und ausser die-
sem Texte seine Richtigkeit hat; so ist doch al-
hier wol eigentlich der Sohn GOttes zu
verstehen.
b. Daß der Heilige alhier der Sohn GOttes
sey, das zeigen folgende Gründe an:
a. Weil er auch im alten Testamente der Hei-
lige, der Heilige in Jsrael
Ps. 16, 10.
Jes. 41, 14. Cap. 43, 3, 14. Cap. 8, 14. und
Dan. 9, 24. gar das Heiligthum, oder das
Allerheiligste im Gegenbilde genennet wird:
und auch daher den Namen des Heiligen im
neuen Testamente führet, nemlich Luc. 1, 35.
Apost Gesch. 2, 10. c. 3, 14.
b. Weil der heilige Geist füglicher durch das
khrisma, ungventum das Salböhl, verstan-
den, dieses aber alhier von dem Heiligen un-
terschieden wird.
g. Weil uns der Sohn GOttes die Gnade
verdienet hat, daß der Heilige Geist uns
gleichsam zum Salb-Oehle wird und es von
dem Sohne GOttes auch sonst heißt, daß er
uns den Heiligen Geist sende
Joh. 14, 26.
c. 15, 26. und wir aus seiner Fülle nehmen
Gnade um Gnade
c. 1, 16. also daß wir
daher, nachdem er der menschlichen Natur
nach ohne Maß gesalbet ist, seine Mitge-
salbeten
werden Ps. 45, 8. Hebr. 1, 8.

4. Die Salbung, oder vielmehr khrisma
das Salböhl ist, wie gedacht, der Heilige Geist,
wie er sonderlich nach seinem Amte, und nach sei-
nen Wirckungen, dadurch er CHristum verkläret
betrachtet wird. Dabey zu mercken ist:

a. Der Grund von dieser Redens-Art: wel-
cher ist im natürlichen Gebrauche des Salb-
Oehls, sonderlich in den Morgenländern: da
dasselbe die Kraft hat; daß es erwecket und
stärcket, fürnemlich in der Schwachheit und
Ohnmacht; daß es erqvicket und damit er-
freuet,
und daß es einen starcken und dabey
angenehmen Geruch von sich giebet.
[Spaltenumbruch]
b. Der Gebrauch des Salböhls, oder der
Salbung im Vorbilde: da im alten Testa-
mente die Priester und Könige, welche Vorbil-
der Christi waren, zu ihrem Amte gesalbet sind.
Man sehe davon 2 B. Mos. 29, 7. c. 30, 22. u.
f. 40, 14. 15. 3 B. Mos. 8, 10. 11. 1 Sam. 16, 13.
2 Sam. 5, 1. u. f. 1 Kön. 1, 33. und vom Pro-
pheten Elisäo 1 Kön. 19, 16. von der Zuberei-
tung, Vortreflichkeit und typischen Heilig-
keit des zum Levitischen Priesterthum gehöri-
gen Salböhls sehe man 2 B. Mos. 30, 23. u. f.
c. Das Gegenbild zuvorderst in dem Sohne
GOttes nach seiner menschlichen Natur: wel-
che durch die Salbung in der persönlichen
Vereinigung mit der göttlichen Natur mit al-
ler Fülle der GOttheit also ist angethan wor-
den, daß er daher in Ansehung der Menschheit
der Meßias, das ist der Gesalbete genennet
wird Ps. 2, 7. c. 45, 8. Dan. 9, 25. 26. Siehe
auch Jes. 11, 2. c. 61, 1. Luc. 4, 18. Joh. 3, 34.
Apost. Gesch. 4, 27. c. 10, 38. Da sich denn
die dreyfache Kraft des himmlischen Salböhls,
welches der Heilige Geist selbst ist, in CHristo
aufs aller vollkommneste erwiesen und geäus-
sert hat.
d. Das Gegenbild an den gläubigen Glie-
dern Christi,
welche, als Christen, und al-
so als mitgesalbete 2 Cor. 1, 11. Ps. 45, 8.
9. aus der Fülle JEsu nehmen Gnade um
Gnade Joh. 1, 16. und selbst den Heiligen Geist
mit seinen Gaben, der in ihnen CHristum ver-
kläret. Joh. 16, 14. Daher sie denn, nach der
dreyfachen Kraft dieses himmlischen Salb-
Oels, aus der geistlichen Ohnmacht, ja dem
Tode selbst, erwecket, zu allem geistlichen Gu-
ten mächtig gestärcket, auch dadurch am innern
Menschen unter allem Creutze und Leiden er-
qvicket, getröstet und erfreuet, und dabey in
den Stand gesetzet werden, daß sie mit ihrem
gantzen Leben andern zur Erbauung ein guter
Geruch
sind.

5. Diese Salbung hatten nun die Christen
Welches haben alhier auch seinen grossen Nach-
druck hat, als dazu gehöret:

a. Das empfangen, so geschehen war in der
Ordnung der gnädigen Beruffung, Bekeh-
rung und Rechtfertigung.
b. Das Besitzen, woran sie hatten eine solche
göttliche Kraft, welche auch die geistliche hohe
Würde des Königlichen Priesterthums, (wozu
die Salbung im Vorbilde geschahe) mit sich
führet Offenb. 1, 5. 6. c. 3, 21. c. 5, 9. 10.
c. Das Bewahren und wohl anlegen. Da
denn das ekhein, haben, soviel ist, als katekhein,
vest halten, bewahren und wohl anwenden.
nach 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. welches Offenb. 3,
11. heißt halten, was man hat, und 2 Tim.
1, 13. die theure Beylage bewahren durch
den Heiligen Geist.

6. Die Kraft und Frucht der Salbung
erweiset sich unter andern in der Erleuchtung.
Davon zu mercken ist:

a. Daß man auch ein natürliches Salböl zur
Stärckung und Aufklärung schwacher und
dunckler Augen zu gebrauchen pfleget: daher
unser
Q q q q

Cap. 2. v. 20. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] erſtlich den Heiligen, von dem die Salbung
koͤmmt: zum andern die Salbung ſelbſt: drit-
tens deroſelben wuͤrcklichen Genuß, nach wel-
chem man ſie hat; und viertens die daher entſte-
hende Erkenntniß, daß man alles weiß.

3. Bey dem erſten Puncte von dem Urhe-
ber
der Salbung iſt folgendes zu erwegen.

a. Der Heilige, von dem die Salbung koͤmmt,
iſt zwar nach dem Geheimniß der drey Perſo-
nen in der einigen Gottheit an ſich ſelbſt der
dreyeinige GOTT, von dem es unter andern
heißt: Jeſ. 6, 3. Heilig, heilig, heilig, iſt
GOTT der HErr Zebaoth! alle Lande
ſind ſeiner Ehren voll.
und 1 Pet. 1, 15. 16.
Nach dem, der euch berufen hat und hei-
lig iſt, ſeyd auch ihr Heilig in allem eu-
ren Wandel.
Denn es ſtehet (3 B. Moſ.
11, 44. c. 19, 2. c. 20, 7.) geſchrieben: Jhr ſolt
heilig ſeyn, denn ich bin heilig.
Und da
die dritte Perſon in der Hochgelobten GOtt-
heit von ihrem Amte den beſondern Namen
des Heiligen, nemlich Geiſtes fuͤhret; ſo koͤn-
te es das Anſehen haben, als wenn auf dieſel-
be alhier eigentlich geſehen werde: allein ob die-
ſer Verſtand gleich an ſich ſelbſt und auſſer die-
ſem Texte ſeine Richtigkeit hat; ſo iſt doch al-
hier wol eigentlich der Sohn GOttes zu
verſtehen.
b. Daß der Heilige alhier der Sohn GOttes
ſey, das zeigen folgende Gruͤnde an:
α. Weil er auch im alten Teſtamente der Hei-
lige, der Heilige in Jſrael
Pſ. 16, 10.
Jeſ. 41, 14. Cap. 43, 3, 14. Cap. 8, 14. und
Dan. 9, 24. gar das Heiligthum, oder das
Allerheiligſte im Gegenbilde genennet wird:
und auch daher den Namen des Heiligen im
neuen Teſtamente fuͤhret, nemlich Luc. 1, 35.
Apoſt Geſch. 2, 10. c. 3, 14.
β. Weil der heilige Geiſt fuͤglicher durch das
χρίσμα, ungventum das Salboͤhl, verſtan-
den, dieſes aber alhier von dem Heiligen un-
terſchieden wird.
γ. Weil uns der Sohn GOttes die Gnade
verdienet hat, daß der Heilige Geiſt uns
gleichſam zum Salb-Oehle wird und es von
dem Sohne GOttes auch ſonſt heißt, daß er
uns den Heiligen Geiſt ſende
Joh. 14, 26.
c. 15, 26. und wir aus ſeiner Fuͤlle nehmen
Gnade um Gnade
c. 1, 16. alſo daß wir
daher, nachdem er der menſchlichen Natur
nach ohne Maß geſalbet iſt, ſeine Mitge-
ſalbeten
werden Pſ. 45, 8. Hebr. 1, 8.

4. Die Salbung, oder vielmehr χρίσμα
das Salboͤhl iſt, wie gedacht, der Heilige Geiſt,
wie er ſonderlich nach ſeinem Amte, und nach ſei-
nen Wirckungen, dadurch er CHriſtum verklaͤret
betrachtet wird. Dabey zu mercken iſt:

a. Der Grund von dieſer Redens-Art: wel-
cher iſt im natuͤrlichen Gebrauche des Salb-
Oehls, ſonderlich in den Morgenlaͤndern: da
daſſelbe die Kraft hat; daß es erwecket und
ſtaͤrcket, fuͤrnemlich in der Schwachheit und
Ohnmacht; daß es erqvicket und damit er-
freuet,
und daß es einen ſtarcken und dabey
angenehmen Geruch von ſich giebet.
[Spaltenumbruch]
b. Der Gebrauch des Salboͤhls, oder der
Salbung im Vorbilde: da im alten Teſta-
mente die Prieſter und Koͤnige, welche Vorbil-
der Chriſti waren, zu ihrem Amte geſalbet ſind.
Man ſehe davon 2 B. Moſ. 29, 7. c. 30, 22. u.
f. 40, 14. 15. 3 B. Moſ. 8, 10. 11. 1 Sam. 16, 13.
2 Sam. 5, 1. u. f. 1 Koͤn. 1, 33. und vom Pro-
pheten Eliſaͤo 1 Koͤn. 19, 16. von der Zuberei-
tung, Vortreflichkeit und typiſchen Heilig-
keit des zum Levitiſchen Prieſterthum gehoͤri-
gen Salboͤhls ſehe man 2 B. Moſ. 30, 23. u. f.
c. Das Gegenbild zuvorderſt in dem Sohne
GOttes nach ſeiner menſchlichen Natur: wel-
che durch die Salbung in der perſoͤnlichen
Vereinigung mit der goͤttlichen Natur mit al-
ler Fuͤlle der GOttheit alſo iſt angethan wor-
den, daß er daher in Anſehung der Menſchheit
der Meßias, das iſt der Geſalbete genennet
wird Pſ. 2, 7. c. 45, 8. Dan. 9, 25. 26. Siehe
auch Jeſ. 11, 2. c. 61, 1. Luc. 4, 18. Joh. 3, 34.
Apoſt. Geſch. 4, 27. c. 10, 38. Da ſich denn
die dreyfache Kraft des himmliſchen Salboͤhls,
welches der Heilige Geiſt ſelbſt iſt, in CHriſto
aufs aller vollkommneſte erwieſen und geaͤuſ-
ſert hat.
d. Das Gegenbild an den glaͤubigen Glie-
dern Chriſti,
welche, als Chriſten, und al-
ſo als mitgeſalbete 2 Cor. 1, 11. Pſ. 45, 8.
9. aus der Fuͤlle JEſu nehmen Gnade um
Gnade Joh. 1, 16. und ſelbſt den Heiligen Geiſt
mit ſeinen Gaben, der in ihnen CHriſtum ver-
klaͤret. Joh. 16, 14. Daher ſie denn, nach der
dreyfachen Kraft dieſes himmliſchen Salb-
Oels, aus der geiſtlichen Ohnmacht, ja dem
Tode ſelbſt, erwecket, zu allem geiſtlichen Gu-
ten maͤchtig geſtaͤrcket, auch dadurch am innern
Menſchen unter allem Creutze und Leiden er-
qvicket, getroͤſtet und erfreuet, und dabey in
den Stand geſetzet werden, daß ſie mit ihrem
gantzen Leben andern zur Erbauung ein guter
Geruch
ſind.

5. Dieſe Salbung hatten nun die Chriſten
Welches haben alhier auch ſeinen groſſen Nach-
druck hat, als dazu gehoͤret:

a. Das empfangen, ſo geſchehen war in der
Ordnung der gnaͤdigen Beruffung, Bekeh-
rung und Rechtfertigung.
b. Das Beſitzen, woran ſie hatten eine ſolche
goͤttliche Kraft, welche auch die geiſtliche hohe
Wuͤrde des Koͤniglichen Prieſterthums, (wozu
die Salbung im Vorbilde geſchahe) mit ſich
fuͤhret Offenb. 1, 5. 6. c. 3, 21. c. 5, 9. 10.
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11. heißt halten, was man hat, und 2 Tim.
1, 13. die theure Beylage bewahren durch
den Heiligen Geiſt.

6. Die Kraft und Frucht der Salbung
erweiſet ſich unter andern in der Erleuchtung.
Davon zu mercken iſt:

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[673/0675] Cap. 2. v. 20. des erſten Briefes Johannis. erſtlich den Heiligen, von dem die Salbung koͤmmt: zum andern die Salbung ſelbſt: drit- tens deroſelben wuͤrcklichen Genuß, nach wel- chem man ſie hat; und viertens die daher entſte- hende Erkenntniß, daß man alles weiß. 3. Bey dem erſten Puncte von dem Urhe- ber der Salbung iſt folgendes zu erwegen. a. Der Heilige, von dem die Salbung koͤmmt, iſt zwar nach dem Geheimniß der drey Perſo- nen in der einigen Gottheit an ſich ſelbſt der dreyeinige GOTT, von dem es unter andern heißt: Jeſ. 6, 3. Heilig, heilig, heilig, iſt GOTT der HErr Zebaoth! alle Lande ſind ſeiner Ehren voll. und 1 Pet. 1, 15. 16. Nach dem, der euch berufen hat und hei- lig iſt, ſeyd auch ihr Heilig in allem eu- ren Wandel. Denn es ſtehet (3 B. Moſ. 11, 44. c. 19, 2. c. 20, 7.) geſchrieben: Jhr ſolt heilig ſeyn, denn ich bin heilig. Und da die dritte Perſon in der Hochgelobten GOtt- heit von ihrem Amte den beſondern Namen des Heiligen, nemlich Geiſtes fuͤhret; ſo koͤn- te es das Anſehen haben, als wenn auf dieſel- be alhier eigentlich geſehen werde: allein ob die- ſer Verſtand gleich an ſich ſelbſt und auſſer die- ſem Texte ſeine Richtigkeit hat; ſo iſt doch al- hier wol eigentlich der Sohn GOttes zu verſtehen. b. Daß der Heilige alhier der Sohn GOttes ſey, das zeigen folgende Gruͤnde an: α. Weil er auch im alten Teſtamente der Hei- lige, der Heilige in Jſrael Pſ. 16, 10. Jeſ. 41, 14. Cap. 43, 3, 14. Cap. 8, 14. und Dan. 9, 24. gar das Heiligthum, oder das Allerheiligſte im Gegenbilde genennet wird: und auch daher den Namen des Heiligen im neuen Teſtamente fuͤhret, nemlich Luc. 1, 35. Apoſt Geſch. 2, 10. c. 3, 14. β. Weil der heilige Geiſt fuͤglicher durch das χρίσμα, ungventum das Salboͤhl, verſtan- den, dieſes aber alhier von dem Heiligen un- terſchieden wird. γ. Weil uns der Sohn GOttes die Gnade verdienet hat, daß der Heilige Geiſt uns gleichſam zum Salb-Oehle wird und es von dem Sohne GOttes auch ſonſt heißt, daß er uns den Heiligen Geiſt ſende Joh. 14, 26. c. 15, 26. und wir aus ſeiner Fuͤlle nehmen Gnade um Gnade c. 1, 16. alſo daß wir daher, nachdem er der menſchlichen Natur nach ohne Maß geſalbet iſt, ſeine Mitge- ſalbeten werden Pſ. 45, 8. Hebr. 1, 8. 4. Die Salbung, oder vielmehr χρίσμα das Salboͤhl iſt, wie gedacht, der Heilige Geiſt, wie er ſonderlich nach ſeinem Amte, und nach ſei- nen Wirckungen, dadurch er CHriſtum verklaͤret betrachtet wird. Dabey zu mercken iſt: a. Der Grund von dieſer Redens-Art: wel- cher iſt im natuͤrlichen Gebrauche des Salb- Oehls, ſonderlich in den Morgenlaͤndern: da daſſelbe die Kraft hat; daß es erwecket und ſtaͤrcket, fuͤrnemlich in der Schwachheit und Ohnmacht; daß es erqvicket und damit er- freuet, und daß es einen ſtarcken und dabey angenehmen Geruch von ſich giebet. b. Der Gebrauch des Salboͤhls, oder der Salbung im Vorbilde: da im alten Teſta- mente die Prieſter und Koͤnige, welche Vorbil- der Chriſti waren, zu ihrem Amte geſalbet ſind. Man ſehe davon 2 B. Moſ. 29, 7. c. 30, 22. u. f. 40, 14. 15. 3 B. Moſ. 8, 10. 11. 1 Sam. 16, 13. 2 Sam. 5, 1. u. f. 1 Koͤn. 1, 33. und vom Pro- pheten Eliſaͤo 1 Koͤn. 19, 16. von der Zuberei- tung, Vortreflichkeit und typiſchen Heilig- keit des zum Levitiſchen Prieſterthum gehoͤri- gen Salboͤhls ſehe man 2 B. Moſ. 30, 23. u. f. c. Das Gegenbild zuvorderſt in dem Sohne GOttes nach ſeiner menſchlichen Natur: wel- che durch die Salbung in der perſoͤnlichen Vereinigung mit der goͤttlichen Natur mit al- ler Fuͤlle der GOttheit alſo iſt angethan wor- den, daß er daher in Anſehung der Menſchheit der Meßias, das iſt der Geſalbete genennet wird Pſ. 2, 7. c. 45, 8. Dan. 9, 25. 26. Siehe auch Jeſ. 11, 2. c. 61, 1. Luc. 4, 18. Joh. 3, 34. Apoſt. Geſch. 4, 27. c. 10, 38. Da ſich denn die dreyfache Kraft des himmliſchen Salboͤhls, welches der Heilige Geiſt ſelbſt iſt, in CHriſto aufs aller vollkommneſte erwieſen und geaͤuſ- ſert hat. d. Das Gegenbild an den glaͤubigen Glie- dern Chriſti, welche, als Chriſten, und al- ſo als mitgeſalbete 2 Cor. 1, 11. Pſ. 45, 8. 9. aus der Fuͤlle JEſu nehmen Gnade um Gnade Joh. 1, 16. und ſelbſt den Heiligen Geiſt mit ſeinen Gaben, der in ihnen CHriſtum ver- klaͤret. Joh. 16, 14. Daher ſie denn, nach der dreyfachen Kraft dieſes himmliſchen Salb- Oels, aus der geiſtlichen Ohnmacht, ja dem Tode ſelbſt, erwecket, zu allem geiſtlichen Gu- ten maͤchtig geſtaͤrcket, auch dadurch am innern Menſchen unter allem Creutze und Leiden er- qvicket, getroͤſtet und erfreuet, und dabey in den Stand geſetzet werden, daß ſie mit ihrem gantzen Leben andern zur Erbauung ein guter Geruch ſind. 5. Dieſe Salbung hatten nun die Chriſten Welches haben alhier auch ſeinen groſſen Nach- druck hat, als dazu gehoͤret: a. Das empfangen, ſo geſchehen war in der Ordnung der gnaͤdigen Beruffung, Bekeh- rung und Rechtfertigung. b. Das Beſitzen, woran ſie hatten eine ſolche goͤttliche Kraft, welche auch die geiſtliche hohe Wuͤrde des Koͤniglichen Prieſterthums, (wozu die Salbung im Vorbilde geſchahe) mit ſich fuͤhret Offenb. 1, 5. 6. c. 3, 21. c. 5, 9. 10. c. Das Bewahren und wohl anlegen. Da denn das ἔχειν, haben, ſoviel iſt, als κατέχειν, veſt halten, bewahren und wohl anwenden. nach 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. welches Offenb. 3, 11. heißt halten, was man hat, und 2 Tim. 1, 13. die theure Beylage bewahren durch den Heiligen Geiſt. 6. Die Kraft und Frucht der Salbung erweiſet ſich unter andern in der Erleuchtung. Davon zu mercken iſt: a. Daß man auch ein natuͤrliches Salboͤl zur Staͤrckung und Aufklaͤrung ſchwacher und dunckler Augen zu gebrauchen pfleget: daher unſer Q q q q

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/675>, abgerufen am 24.11.2024.