Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 22-24.
[Spaltenumbruch] tes erkennet und bekennet, man daher auch zu-
gleich zugestehet, es sey die erste Person in der
Gottheit der Vater.

4. Da nun die Person des Vaters und
des Sohnes ist verleugnet worden, so ist leicht-
lich zu erachten, daß solche Jrrgeister noch viel-
weniger den Heiligen Geist für den Geist des
Vaters und des Sohnes und für die dritte
Person der Gottheit werden gehalten haben.
Daher der Apostel wider sie am Ende des Brie-
fes so gar nachdrücklich von dem Geheimniß
der Heil. Dreyeinigkeit schreibet.

5. Da es nun eine solche Beschaffenheit
hat mit der Verleugnung Christi, als des Soh-
nes, so ist der Verstand der ersten Worte auch
leichtlich zu erkennen, da es heißt: Wer ist ein
Lügner, ohne der da leugnet.
u. f. Denn
damit will der Apostel nicht so viel sagen, als
wenn keine Lügner mehr wären, sondern nur
dieses, daß die Verleugnung Christi, als des
Sohnes GOttes, die Haupt-Lügen sey und die
Haupt-Lügner offenbare. Und ist so viel, als
sagte der Apostel: Wer ist wol ein Lügner,
wo es der nicht ist, der Christi Person, oder
Gottheit und Mittler-Amt verleugnet?

Da denn die Frage eben von diesem Nachdrucke
ist, daß damit der rechte Haupt-Lügner bezeich-
net wird.

6. Jm übrigen ist die Redens-Art nach-
drücklich, wenn gesaget wird: Wer den Sohn
leugnet, der hat auch den Vater nicht.

Denn an statt dessen, daß es heissen können: der
leugnet auch den Vater, wie es vorher heißt; so
saget der Apostel: der hat auch den Vater
nicht.
Und also wird damit erläutert, was es
sey, GOTT recht bekennen und nicht beken-
nen, oder verleugnen: nemlich GOtt den Va-
ter und Sohn bekennen, gehe zuvorderst auf
den Glauben des Hertzens und zeuge von einer
Vereinigung und Gemeinschaft mit GOtt, nach
welcher man GOTT habe und GOTT uns
habe: hingegen aber GOtt nach der persönli-
chen Eigenschaft, nach welcher die erste Person
Vater, und die andere der Sohn ist, leugnen, sey
eine solche Sache, dadurch man sich ausser aller
Gemeinschaft GOttes setze, ob man ihn gleich
mit dem Maule bekenne. Dabey man zu con-
ferir
en hat die Worte c. 4, 15. Welcher nun
bekennet, daß JEsus GOttes Sohn ist, in
dem bleibet GOtt und er in GOtt.
Des-
gleichen Joh. 5, 23. Auf daß sie alle den
Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.
Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den
Vater nicht, der ihn gesandt hat.
Und c. 10,
30. Jch und der Vater sind eins. v. 38. Thue
ich die Wercke meines Vaters, so glaubet
doch den Wercken, wollet ihr mir nicht
glauben, auf daß ihr erkennet und glau-
bet, daß der Vater in mir ist, und ich in
ihm.
c. 14, 9. Philippe, wer mich siehet,
der siehet dem Vater.
c. 15, 23. Wer mich
hasset, der hasset auch meinen Vater.
Sie-
he auch c. 17, 5. 10. 21. 22.

V. 24.

Was ihr (rechtgläubigen Glieder Christi)
[Spaltenumbruch] nun gehöret (und dabey euch gläubig ange-
nommen) habt vom Anfange (eurer Bekeh-
rung) das bleibe bey euch (wie in eurem Ge-
dächtniß und Verstande, also auch in eurem
Willen und in eurer gantzen Seele, darein es
ist gepflantzet worden Jac. 1, 18. 21.) So bey
euch bleibet, was ihr vom Anfange gehö-
ret habet, so werdet ihr auch bey dem Sohn
und bey dem Vater
(ja in ihnen, und also
in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes, der
ein Geist des Vaters und des Sohnes ist)
bleiben.

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieses Verses mit
den vorhergehenden ist diese: Nachdem der A-
postel die Abweichung von der Evangelischen
Wahrheit, und deroselben Gefahr und Scha-
den, daß man dadurch ausser der Gemeinschaft
GOttes gesetzet werde, vorgestellet hat, so zie-
het er daraus mit gebrauchter particula ou'~n,
derohalben, oder nun, den Schluß, zur Er-
mahnung an die Gläubigen, daß sie in dem
rechten Wege, und darauf auch bey und in GOtt
verharren möchten.

2. Was Johannes alhier nennet das, was
man vom Anfange,
nemlich der Bekehrung,
gehöret habe, das hat er vorher c. 1, 1. 2. 3. mit
mehrern beschrieben und dabey auf die Gemein-
schaft GOttes geführet, und das nennet Paulus
Ap. Ges. 20, 27. den gantzen Rath GGttes
und 1 Tim. 3, 9. Das Geheimniß des Glau-
bens im reinen Gewissen:
auch 2 Tim., 13. 4.
die gute Beylage, und das Vorbild der
heylsamen Worte vom Glauben und von
der Liebe in Christo JEsu.

3. Dieses hatten sie gehöret also, wie die in
der Apostel-Ges. 2, 37. denen das Wort zur
Uberzeugung und zum Glauben durch das Hertz
ging: wie die Lydia, welche sich von GOtt das
Hertz öffnen ließ c. 16, 14. Und also war der Hö-
renden ihre Seele ein guter Acker worden, auf
welchem der lebendige Same des Evangelii nach
Matth. 13. bisher seine Früchte gebracht hatte.

4. Das wohlaufgenommene Wort muß
bey und in einem bleiben zuvorderst wie eine ge-
sunde Speise zur innerlichen Nahrung und Stär-
ckung; als in welcher Ordnung es sich denn auch
als einen fruchtbringenden Samen erweiset. So
soll das Wort reichlich unter uns und in uns woh-
nen Col. 3, 16. Wo nun das Wort also in dem
Menschen bleibet, da bleibet er, der Mensch, auch
in dem Worte, also daß er sich veste daran hält,
und darinnen, als in seinem geistlichen Elemente,
seine Nahrung suchet, findet und behält. Davon
unser Heyland Joh. 8, 31. 32. spricht: So ihr
bleiben werdet an
en to logo to emo, in mei-
ner Rede, so seyd ihr meine rechte Jünger,
und werdet die Wahrheit erkennen, und
die Wahrheit wird euch frey machen.

5. Damit man aber so vielmehr von dem
Nachdruck dessen, was von dem in den gläubigen
bleibenden Worte GOttes gesaget ist, überzeuget
seyn möchte, so verbindet der Apostel das Wort
mit GOtt selbst, und spricht: So bey euch blei-

bet

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 22-24.
[Spaltenumbruch] tes erkennet und bekennet, man daher auch zu-
gleich zugeſtehet, es ſey die erſte Perſon in der
Gottheit der Vater.

4. Da nun die Perſon des Vaters und
des Sohnes iſt verleugnet worden, ſo iſt leicht-
lich zu erachten, daß ſolche Jrrgeiſter noch viel-
weniger den Heiligen Geiſt fuͤr den Geiſt des
Vaters und des Sohnes und fuͤr die dritte
Perſon der Gottheit werden gehalten haben.
Daher der Apoſtel wider ſie am Ende des Brie-
fes ſo gar nachdruͤcklich von dem Geheimniß
der Heil. Dreyeinigkeit ſchreibet.

5. Da es nun eine ſolche Beſchaffenheit
hat mit der Verleugnung Chriſti, als des Soh-
nes, ſo iſt der Verſtand der erſten Worte auch
leichtlich zu erkennen, da es heißt: Wer iſt ein
Luͤgner, ohne der da leugnet.
u. f. Denn
damit will der Apoſtel nicht ſo viel ſagen, als
wenn keine Luͤgner mehr waͤren, ſondern nur
dieſes, daß die Verleugnung Chriſti, als des
Sohnes GOttes, die Haupt-Luͤgen ſey und die
Haupt-Luͤgner offenbare. Und iſt ſo viel, als
ſagte der Apoſtel: Wer iſt wol ein Luͤgner,
wo es der nicht iſt, der Chriſti Perſon, oder
Gottheit und Mittler-Amt verleugnet?

Da denn die Frage eben von dieſem Nachdrucke
iſt, daß damit der rechte Haupt-Luͤgner bezeich-
net wird.

6. Jm uͤbrigen iſt die Redens-Art nach-
druͤcklich, wenn geſaget wird: Wer den Sohn
leugnet, der hat auch den Vater nicht.

Denn an ſtatt deſſen, daß es heiſſen koͤnnen: der
leugnet auch den Vater, wie es vorher heißt; ſo
ſaget der Apoſtel: der hat auch den Vater
nicht.
Und alſo wird damit erlaͤutert, was es
ſey, GOTT recht bekennen und nicht beken-
nen, oder verleugnen: nemlich GOtt den Va-
ter und Sohn bekennen, gehe zuvorderſt auf
den Glauben des Hertzens und zeuge von einer
Vereinigung und Gemeinſchaft mit GOtt, nach
welcher man GOTT habe und GOTT uns
habe: hingegen aber GOtt nach der perſoͤnli-
chen Eigenſchaft, nach welcher die erſte Perſon
Vater, und die andere der Sohn iſt, leugnen, ſey
eine ſolche Sache, dadurch man ſich auſſer aller
Gemeinſchaft GOttes ſetze, ob man ihn gleich
mit dem Maule bekenne. Dabey man zu con-
ferir
en hat die Worte c. 4, 15. Welcher nun
bekennet, daß JEſus GOttes Sohn iſt, in
dem bleibet GOtt und er in GOtt.
Des-
gleichen Joh. 5, 23. Auf daß ſie alle den
Sohn ehren, wie ſie den Vater ehren.
Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den
Vater nicht, der ihn geſandt hat.
Und c. 10,
30. Jch und der Vater ſind eins. v. 38. Thue
ich die Wercke meines Vaters, ſo glaubet
doch den Wercken, wollet ihr mir nicht
glauben, auf daß ihr erkennet und glau-
bet, daß der Vater in mir iſt, und ich in
ihm.
c. 14, 9. Philippe, wer mich ſiehet,
der ſiehet dem Vater.
c. 15, 23. Wer mich
haſſet, der haſſet auch meinen Vater.
Sie-
he auch c. 17, 5. 10. 21. 22.

V. 24.

Was ihr (rechtglaͤubigen Glieder Chriſti)
[Spaltenumbruch] nun gehoͤret (und dabey euch glaͤubig ange-
nommen) habt vom Anfange (eurer Bekeh-
rung) das bleibe bey euch (wie in eurem Ge-
daͤchtniß und Verſtande, alſo auch in eurem
Willen und in eurer gantzen Seele, darein es
iſt gepflantzet worden Jac. 1, 18. 21.) So bey
euch bleibet, was ihr vom Anfange gehoͤ-
ret habet, ſo werdet ihr auch bey dem Sohn
und bey dem Vater
(ja in ihnen, und alſo
in der Gemeinſchaft des Heiligen Geiſtes, der
ein Geiſt des Vaters und des Sohnes iſt)
bleiben.

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieſes Verſes mit
den vorhergehenden iſt dieſe: Nachdem der A-
poſtel die Abweichung von der Evangeliſchen
Wahrheit, und deroſelben Gefahr und Scha-
den, daß man dadurch auſſer der Gemeinſchaft
GOttes geſetzet werde, vorgeſtellet hat, ſo zie-
het er daraus mit gebrauchter particula ου῏ν,
derohalben, oder nun, den Schluß, zur Er-
mahnung an die Glaͤubigen, daß ſie in dem
rechten Wege, und darauf auch bey und in GOtt
verharren moͤchten.

2. Was Johannes alhier nennet das, was
man vom Anfange,
nemlich der Bekehrung,
gehoͤret habe, das hat er vorher c. 1, 1. 2. 3. mit
mehrern beſchrieben und dabey auf die Gemein-
ſchaft GOttes gefuͤhret, und das nennet Paulus
Ap. Geſ. 20, 27. den gantzen Rath GGttes
und 1 Tim. 3, 9. Das Geheimniß des Glau-
bens im reinen Gewiſſen:
auch 2 Tim., 13. 4.
die gute Beylage, und das Vorbild der
heylſamen Worte vom Glauben und von
der Liebe in Chriſto JEſu.

3. Dieſes hatten ſie gehoͤret alſo, wie die in
der Apoſtel-Geſ. 2, 37. denen das Wort zur
Uberzeugung und zum Glauben durch das Hertz
ging: wie die Lydia, welche ſich von GOtt das
Hertz oͤffnen ließ c. 16, 14. Und alſo war der Hoͤ-
renden ihre Seele ein guter Acker worden, auf
welchem der lebendige Same des Evangelii nach
Matth. 13. bisher ſeine Fruͤchte gebracht hatte.

4. Das wohlaufgenommene Wort muß
bey und in einem bleiben zuvorderſt wie eine ge-
ſunde Speiſe zur innerlichen Nahrung und Staͤr-
ckung; als in welcher Ordnung es ſich denn auch
als einen fruchtbringenden Samen erweiſet. So
ſoll das Wort reichlich unter uns und in uns woh-
nen Col. 3, 16. Wo nun das Wort alſo in dem
Menſchen bleibet, da bleibet er, der Menſch, auch
in dem Worte, alſo daß er ſich veſte daran haͤlt,
und darinnen, als in ſeinem geiſtlichen Elemente,
ſeine Nahrung ſuchet, findet und behaͤlt. Davon
unſer Heyland Joh. 8, 31. 32. ſpricht: So ihr
bleiben werdet an
ἐν τῶ λόγῳ τῷ ἐμῷ, in mei-
ner Rede, ſo ſeyd ihr meine rechte Juͤnger,
und werdet die Wahrheit erkennen, und
die Wahrheit wird euch frey machen.

5. Damit man aber ſo vielmehr von dem
Nachdruck deſſen, was von dem in den glaͤubigen
bleibenden Worte GOttes geſaget iſt, uͤberzeuget
ſeyn moͤchte, ſo verbindet der Apoſtel das Wort
mit GOtt ſelbſt, und ſpricht: So bey euch blei-

bet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0678" n="676"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Richtige und erbauliche Erkla&#x0364;rung Cap. 2. v. 22-24.</hi></fw><lb/><cb/>
tes erkennet und bekennet, man daher auch zu-<lb/>
gleich zuge&#x017F;tehet, es &#x017F;ey die er&#x017F;te Per&#x017F;on in der<lb/>
Gottheit der Vater.</p><lb/>
              <p>4. Da nun die Per&#x017F;on des Vaters und<lb/>
des Sohnes i&#x017F;t verleugnet worden, &#x017F;o i&#x017F;t leicht-<lb/>
lich zu erachten, daß &#x017F;olche Jrrgei&#x017F;ter noch viel-<lb/>
weniger den Heiligen Gei&#x017F;t fu&#x0364;r den Gei&#x017F;t des<lb/>
Vaters und des Sohnes und fu&#x0364;r die dritte<lb/>
Per&#x017F;on der Gottheit werden gehalten haben.<lb/>
Daher der Apo&#x017F;tel wider &#x017F;ie am Ende des Brie-<lb/>
fes &#x017F;o gar nachdru&#x0364;cklich von dem Geheimniß<lb/>
der Heil. Dreyeinigkeit &#x017F;chreibet.</p><lb/>
              <p>5. Da es nun eine &#x017F;olche Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
hat mit der Verleugnung Chri&#x017F;ti, als des Soh-<lb/>
nes, &#x017F;o i&#x017F;t der Ver&#x017F;tand der er&#x017F;ten Worte auch<lb/>
leichtlich zu erkennen, da es heißt: <hi rendition="#fr">Wer i&#x017F;t ein<lb/>
Lu&#x0364;gner, ohne der da leugnet.</hi> u. f. Denn<lb/>
damit will der Apo&#x017F;tel nicht &#x017F;o viel &#x017F;agen, als<lb/>
wenn keine Lu&#x0364;gner mehr wa&#x0364;ren, &#x017F;ondern nur<lb/>
die&#x017F;es, daß die Verleugnung Chri&#x017F;ti, als des<lb/>
Sohnes GOttes, die Haupt-Lu&#x0364;gen &#x017F;ey und die<lb/>
Haupt-Lu&#x0364;gner offenbare. Und i&#x017F;t &#x017F;o viel, als<lb/>
&#x017F;agte der Apo&#x017F;tel: <hi rendition="#fr">Wer i&#x017F;t wol ein Lu&#x0364;gner,<lb/>
wo es der nicht i&#x017F;t, der Chri&#x017F;ti Per&#x017F;on, oder<lb/>
Gottheit und Mittler-Amt verleugnet?</hi><lb/>
Da denn die Frage eben von die&#x017F;em Nachdrucke<lb/>
i&#x017F;t, daß damit der rechte Haupt-Lu&#x0364;gner bezeich-<lb/>
net wird.</p><lb/>
              <p>6. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t die Redens-Art nach-<lb/>
dru&#x0364;cklich, wenn ge&#x017F;aget wird: <hi rendition="#fr">Wer den Sohn<lb/>
leugnet, der hat auch den Vater nicht.</hi><lb/>
Denn an &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en, daß es hei&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen: der<lb/>
leugnet auch den Vater, wie es vorher heißt; &#x017F;o<lb/>
&#x017F;aget der Apo&#x017F;tel: <hi rendition="#fr">der hat auch den Vater<lb/>
nicht.</hi> Und al&#x017F;o wird damit erla&#x0364;utert, was es<lb/>
&#x017F;ey, GOTT recht bekennen und nicht beken-<lb/>
nen, oder verleugnen: nemlich GOtt den Va-<lb/>
ter und Sohn bekennen, gehe zuvorder&#x017F;t auf<lb/>
den Glauben des Hertzens und zeuge von einer<lb/>
Vereinigung und Gemein&#x017F;chaft mit GOtt, nach<lb/>
welcher man GOTT <hi rendition="#fr">habe</hi> und GOTT uns<lb/><hi rendition="#fr">habe:</hi> hingegen aber GOtt nach der per&#x017F;o&#x0364;nli-<lb/>
chen Eigen&#x017F;chaft, nach welcher die er&#x017F;te Per&#x017F;on<lb/>
Vater, und die andere der Sohn i&#x017F;t, leugnen, &#x017F;ey<lb/>
eine &#x017F;olche Sache, dadurch man &#x017F;ich au&#x017F;&#x017F;er aller<lb/>
Gemein&#x017F;chaft GOttes &#x017F;etze, ob man ihn gleich<lb/>
mit dem Maule bekenne. Dabey man zu <hi rendition="#aq">con-<lb/>
ferir</hi>en hat die Worte c. 4, 15. <hi rendition="#fr">Welcher nun<lb/>
bekennet, daß JE&#x017F;us GOttes Sohn i&#x017F;t, in<lb/>
dem bleibet GOtt und er in GOtt.</hi> Des-<lb/>
gleichen Joh. 5, 23. <hi rendition="#fr">Auf daß &#x017F;ie alle den<lb/>
Sohn ehren, wie &#x017F;ie den Vater ehren.<lb/>
Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den<lb/>
Vater nicht, der ihn ge&#x017F;andt hat.</hi> Und c. 10,<lb/>
30. <hi rendition="#fr">Jch und der Vater &#x017F;ind eins.</hi> v. 38. <hi rendition="#fr">Thue<lb/>
ich die Wercke meines Vaters, &#x017F;o glaubet<lb/>
doch den Wercken, wollet ihr mir nicht<lb/>
glauben, auf daß ihr erkennet und glau-<lb/>
bet, daß der Vater in mir i&#x017F;t, und ich in<lb/>
ihm.</hi> c. 14, 9. <hi rendition="#fr">Philippe, wer mich &#x017F;iehet,<lb/>
der &#x017F;iehet dem Vater.</hi> c. 15, 23. <hi rendition="#fr">Wer mich<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;et, der ha&#x017F;&#x017F;et auch meinen Vater.</hi> Sie-<lb/>
he auch c. 17, 5. 10. 21. 22.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 24.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Was ihr</hi> (rechtgla&#x0364;ubigen Glieder Chri&#x017F;ti)<lb/><cb/> <hi rendition="#fr">nun geho&#x0364;ret</hi> (und dabey euch gla&#x0364;ubig ange-<lb/>
nommen) <hi rendition="#fr">habt vom Anfange</hi> (eurer Bekeh-<lb/>
rung) <hi rendition="#fr">das bleibe bey euch</hi> (wie in eurem Ge-<lb/>
da&#x0364;chtniß und Ver&#x017F;tande, al&#x017F;o auch in eurem<lb/>
Willen und in eurer gantzen Seele, darein es<lb/>
i&#x017F;t gepflantzet worden Jac. 1, 18. 21.) <hi rendition="#fr">So bey<lb/>
euch bleibet, was ihr vom Anfange geho&#x0364;-<lb/>
ret habet, &#x017F;o werdet ihr auch bey dem Sohn<lb/>
und bey dem Vater</hi> (ja in ihnen, und al&#x017F;o<lb/>
in der Gemein&#x017F;chaft des Heiligen Gei&#x017F;tes, der<lb/>
ein Gei&#x017F;t des Vaters und des Sohnes i&#x017F;t)<lb/><hi rendition="#fr">bleiben.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Die Verbindung die&#x017F;es Ver&#x017F;es mit<lb/>
den vorhergehenden i&#x017F;t die&#x017F;e: Nachdem der A-<lb/>
po&#x017F;tel die Abweichung von der Evangeli&#x017F;chen<lb/>
Wahrheit, und dero&#x017F;elben Gefahr und Scha-<lb/>
den, daß man dadurch au&#x017F;&#x017F;er der Gemein&#x017F;chaft<lb/>
GOttes ge&#x017F;etzet werde, vorge&#x017F;tellet hat, &#x017F;o zie-<lb/>
het er daraus mit gebrauchter <hi rendition="#aq">particula</hi> &#x03BF;&#x03C5;&#x1FCF;&#x03BD;,<lb/><hi rendition="#fr">derohalben,</hi> oder <hi rendition="#fr">nun,</hi> den Schluß, zur Er-<lb/>
mahnung an die Gla&#x0364;ubigen, daß &#x017F;ie in dem<lb/>
rechten Wege, und darauf auch bey und in GOtt<lb/>
verharren mo&#x0364;chten.</p><lb/>
              <p>2. Was Johannes alhier nennet <hi rendition="#fr">das, was<lb/>
man vom Anfange,</hi> nemlich der Bekehrung,<lb/><hi rendition="#fr">geho&#x0364;ret habe,</hi> das hat er vorher c. 1, 1. 2. 3. mit<lb/>
mehrern be&#x017F;chrieben und dabey auf die Gemein-<lb/>
&#x017F;chaft GOttes gefu&#x0364;hret, und das nennet Paulus<lb/>
Ap. Ge&#x017F;. 20, 27. <hi rendition="#fr">den gantzen Rath GGttes</hi><lb/>
und 1 Tim. 3, 9. <hi rendition="#fr">Das Geheimniß des Glau-<lb/>
bens im reinen Gewi&#x017F;&#x017F;en:</hi> auch 2 Tim., 13. 4.<lb/><hi rendition="#fr">die gute Beylage, und das Vorbild der<lb/>
heyl&#x017F;amen Worte vom Glauben und von<lb/>
der Liebe in Chri&#x017F;to JE&#x017F;u.</hi></p><lb/>
              <p>3. Die&#x017F;es hatten &#x017F;ie geho&#x0364;ret al&#x017F;o, wie die in<lb/>
der Apo&#x017F;tel-Ge&#x017F;. 2, 37. denen das Wort zur<lb/>
Uberzeugung und zum Glauben durch das Hertz<lb/>
ging: wie die Lydia, welche &#x017F;ich von GOtt das<lb/>
Hertz o&#x0364;ffnen ließ c. 16, 14. Und al&#x017F;o war der Ho&#x0364;-<lb/>
renden ihre Seele ein guter Acker worden, auf<lb/>
welchem der lebendige Same des Evangelii nach<lb/>
Matth. 13. bisher &#x017F;eine Fru&#x0364;chte gebracht hatte.</p><lb/>
              <p>4. Das wohlaufgenommene Wort muß<lb/><hi rendition="#fr">bey</hi> und <hi rendition="#fr">in einem</hi> bleiben zuvorder&#x017F;t wie eine ge-<lb/>
&#x017F;unde Spei&#x017F;e zur innerlichen Nahrung und Sta&#x0364;r-<lb/>
ckung; als in welcher Ordnung es &#x017F;ich denn auch<lb/>
als einen fruchtbringenden Samen erwei&#x017F;et. So<lb/>
&#x017F;oll das Wort reichlich unter uns und in uns woh-<lb/>
nen Col. 3, 16. Wo nun das Wort al&#x017F;o in dem<lb/>
Men&#x017F;chen bleibet, da bleibet er, der Men&#x017F;ch, auch<lb/>
in dem Worte, al&#x017F;o daß er &#x017F;ich ve&#x017F;te daran ha&#x0364;lt,<lb/>
und darinnen, als in &#x017F;einem gei&#x017F;tlichen Elemente,<lb/>
&#x017F;eine Nahrung &#x017F;uchet, findet und beha&#x0364;lt. Davon<lb/>
un&#x017F;er Heyland Joh. 8, 31. 32. &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">So ihr<lb/>
bleiben werdet an</hi> &#x1F10;&#x03BD; &#x03C4;&#x1FF6; &#x03BB;&#x03CC;&#x03B3;&#x1FF3; &#x03C4;&#x1FF7; &#x1F10;&#x03BC;&#x1FF7;, <hi rendition="#fr">in mei-<lb/>
ner Rede, &#x017F;o &#x017F;eyd ihr meine rechte Ju&#x0364;nger,<lb/>
und werdet die Wahrheit erkennen, und<lb/>
die Wahrheit wird euch frey machen.</hi></p><lb/>
              <p>5. Damit man aber &#x017F;o vielmehr von dem<lb/>
Nachdruck de&#x017F;&#x017F;en, was von dem in den gla&#x0364;ubigen<lb/>
bleibenden Worte GOttes ge&#x017F;aget i&#x017F;t, u&#x0364;berzeuget<lb/>
&#x017F;eyn mo&#x0364;chte, &#x017F;o verbindet der Apo&#x017F;tel das Wort<lb/>
mit GOtt &#x017F;elb&#x017F;t, und &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">So bey euch blei-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">bet</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[676/0678] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 22-24. tes erkennet und bekennet, man daher auch zu- gleich zugeſtehet, es ſey die erſte Perſon in der Gottheit der Vater. 4. Da nun die Perſon des Vaters und des Sohnes iſt verleugnet worden, ſo iſt leicht- lich zu erachten, daß ſolche Jrrgeiſter noch viel- weniger den Heiligen Geiſt fuͤr den Geiſt des Vaters und des Sohnes und fuͤr die dritte Perſon der Gottheit werden gehalten haben. Daher der Apoſtel wider ſie am Ende des Brie- fes ſo gar nachdruͤcklich von dem Geheimniß der Heil. Dreyeinigkeit ſchreibet. 5. Da es nun eine ſolche Beſchaffenheit hat mit der Verleugnung Chriſti, als des Soh- nes, ſo iſt der Verſtand der erſten Worte auch leichtlich zu erkennen, da es heißt: Wer iſt ein Luͤgner, ohne der da leugnet. u. f. Denn damit will der Apoſtel nicht ſo viel ſagen, als wenn keine Luͤgner mehr waͤren, ſondern nur dieſes, daß die Verleugnung Chriſti, als des Sohnes GOttes, die Haupt-Luͤgen ſey und die Haupt-Luͤgner offenbare. Und iſt ſo viel, als ſagte der Apoſtel: Wer iſt wol ein Luͤgner, wo es der nicht iſt, der Chriſti Perſon, oder Gottheit und Mittler-Amt verleugnet? Da denn die Frage eben von dieſem Nachdrucke iſt, daß damit der rechte Haupt-Luͤgner bezeich- net wird. 6. Jm uͤbrigen iſt die Redens-Art nach- druͤcklich, wenn geſaget wird: Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht. Denn an ſtatt deſſen, daß es heiſſen koͤnnen: der leugnet auch den Vater, wie es vorher heißt; ſo ſaget der Apoſtel: der hat auch den Vater nicht. Und alſo wird damit erlaͤutert, was es ſey, GOTT recht bekennen und nicht beken- nen, oder verleugnen: nemlich GOtt den Va- ter und Sohn bekennen, gehe zuvorderſt auf den Glauben des Hertzens und zeuge von einer Vereinigung und Gemeinſchaft mit GOtt, nach welcher man GOTT habe und GOTT uns habe: hingegen aber GOtt nach der perſoͤnli- chen Eigenſchaft, nach welcher die erſte Perſon Vater, und die andere der Sohn iſt, leugnen, ſey eine ſolche Sache, dadurch man ſich auſſer aller Gemeinſchaft GOttes ſetze, ob man ihn gleich mit dem Maule bekenne. Dabey man zu con- feriren hat die Worte c. 4, 15. Welcher nun bekennet, daß JEſus GOttes Sohn iſt, in dem bleibet GOtt und er in GOtt. Des- gleichen Joh. 5, 23. Auf daß ſie alle den Sohn ehren, wie ſie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn geſandt hat. Und c. 10, 30. Jch und der Vater ſind eins. v. 38. Thue ich die Wercke meines Vaters, ſo glaubet doch den Wercken, wollet ihr mir nicht glauben, auf daß ihr erkennet und glau- bet, daß der Vater in mir iſt, und ich in ihm. c. 14, 9. Philippe, wer mich ſiehet, der ſiehet dem Vater. c. 15, 23. Wer mich haſſet, der haſſet auch meinen Vater. Sie- he auch c. 17, 5. 10. 21. 22. V. 24. Was ihr (rechtglaͤubigen Glieder Chriſti) nun gehoͤret (und dabey euch glaͤubig ange- nommen) habt vom Anfange (eurer Bekeh- rung) das bleibe bey euch (wie in eurem Ge- daͤchtniß und Verſtande, alſo auch in eurem Willen und in eurer gantzen Seele, darein es iſt gepflantzet worden Jac. 1, 18. 21.) So bey euch bleibet, was ihr vom Anfange gehoͤ- ret habet, ſo werdet ihr auch bey dem Sohn und bey dem Vater (ja in ihnen, und alſo in der Gemeinſchaft des Heiligen Geiſtes, der ein Geiſt des Vaters und des Sohnes iſt) bleiben. Anmerckungen. 1. Die Verbindung dieſes Verſes mit den vorhergehenden iſt dieſe: Nachdem der A- poſtel die Abweichung von der Evangeliſchen Wahrheit, und deroſelben Gefahr und Scha- den, daß man dadurch auſſer der Gemeinſchaft GOttes geſetzet werde, vorgeſtellet hat, ſo zie- het er daraus mit gebrauchter particula ου῏ν, derohalben, oder nun, den Schluß, zur Er- mahnung an die Glaͤubigen, daß ſie in dem rechten Wege, und darauf auch bey und in GOtt verharren moͤchten. 2. Was Johannes alhier nennet das, was man vom Anfange, nemlich der Bekehrung, gehoͤret habe, das hat er vorher c. 1, 1. 2. 3. mit mehrern beſchrieben und dabey auf die Gemein- ſchaft GOttes gefuͤhret, und das nennet Paulus Ap. Geſ. 20, 27. den gantzen Rath GGttes und 1 Tim. 3, 9. Das Geheimniß des Glau- bens im reinen Gewiſſen: auch 2 Tim., 13. 4. die gute Beylage, und das Vorbild der heylſamen Worte vom Glauben und von der Liebe in Chriſto JEſu. 3. Dieſes hatten ſie gehoͤret alſo, wie die in der Apoſtel-Geſ. 2, 37. denen das Wort zur Uberzeugung und zum Glauben durch das Hertz ging: wie die Lydia, welche ſich von GOtt das Hertz oͤffnen ließ c. 16, 14. Und alſo war der Hoͤ- renden ihre Seele ein guter Acker worden, auf welchem der lebendige Same des Evangelii nach Matth. 13. bisher ſeine Fruͤchte gebracht hatte. 4. Das wohlaufgenommene Wort muß bey und in einem bleiben zuvorderſt wie eine ge- ſunde Speiſe zur innerlichen Nahrung und Staͤr- ckung; als in welcher Ordnung es ſich denn auch als einen fruchtbringenden Samen erweiſet. So ſoll das Wort reichlich unter uns und in uns woh- nen Col. 3, 16. Wo nun das Wort alſo in dem Menſchen bleibet, da bleibet er, der Menſch, auch in dem Worte, alſo daß er ſich veſte daran haͤlt, und darinnen, als in ſeinem geiſtlichen Elemente, ſeine Nahrung ſuchet, findet und behaͤlt. Davon unſer Heyland Joh. 8, 31. 32. ſpricht: So ihr bleiben werdet an ἐν τῶ λόγῳ τῷ ἐμῷ, in mei- ner Rede, ſo ſeyd ihr meine rechte Juͤnger, und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frey machen. 5. Damit man aber ſo vielmehr von dem Nachdruck deſſen, was von dem in den glaͤubigen bleibenden Worte GOttes geſaget iſt, uͤberzeuget ſeyn moͤchte, ſo verbindet der Apoſtel das Wort mit GOtt ſelbſt, und ſpricht: So bey euch blei- bet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/678
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/678>, abgerufen am 24.11.2024.