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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 24-26. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] bet, was ihr vom Anfang gehöret habet,
so werdet ihr auch bey dem Sohn und dem
Vater bleiben.
Denn gleichwie GOtt ordent-
licher Weise nicht ohne sein Wort mit uns han-
delt, so ist auch sein Wort nicht ohne ihn ausser
den Gläubigen und in ihnen. Es bleiben denn
diese in GOtt, wie ein Rebe am Weinstock, da
sie nach dem Grunde der Vereinigung mit GOtt
aus der Fülle GOttes in Christo nehmen Gnade
um Gnade. Joh. 1, 16. c. 15, 1. u. f.

6. Gleichwie aber die Gläubigen in GOtt
bleiben, so bleibet GOtt auch in ihnen, als der
durch die Kraft seines Worts in ihnen, als in sei-
nen Tempeln wohnet 1 Cor. 3, 16. c. 6, 19. 2 Cor.
6, 16. Und also ist die mansio reciproca. Da-
von unser Heyland selbst spricht Joh. 6, 56. Wer
mein Fleisch isset und trincket mein Blut,
der bleibet in mir und ich in ihm.
Und Jo-
hannes in diesem Briefe c. 4, 13. Daran erken-
nen wir, daß wir in ihm bleiben, und er in
uns, daß er uns von seinem Geiste gegeben
hat.
Siehe auch Joh. 14, 23. Eph. 3, 17. c. 5,
23. Col. 1, 27.

7. Es kan dieser Ort auch noch folgender
gestalt angewendet werden:

a. Zur Lehre von der grossen Würde der Gläu-
bigen, daß sie der seligen Vereinigung und
Gemeinschaft mit GOtt, ja der gnadenreichen
Einwohnung GOttes gewürdiget werden;
und folglich von der Wahrheit und Vortref-
lichkeit der Christlichen Religion; als welche
daran einen vortreflichen Character hat.
b. Zur Widerlegung derer, welche das ge-
schriebene, gelesene, und gehörete Wort ge-
ring achten, und es nur für einen todten Buch-
staben halten, und alles auf unmittelbare Of-
fenbarung führen, und sich dabey allein auf das
selbständige Wort, Christum, beziehen: Da
doch Christus und sein Wort ein ander
nicht entgegen, sondern aufs beste zusammen
stehen.
c. Zur Aufmunterung, daß, wenn man ein-
mal zu GOtt durch sein Wort rechtschaffen ist
bekehret worden, und desselben Kraft in sich
empfunden hat, man ja dabey und darinn
bleibe, es auch also in sich behalte, daß man
Frucht bringe en upomone, in der Beharrung.
Luc. 8, 15.
d. Zum Troste wider die Kleinmüthigkeit und
die Unbegreiflichkeit des Geheimnisses von der
Vereinigung GOttes und der Gläubigen:
als davon man ein klares Kennzeichen daran
hat, wenn man gläubig bey dem Worte blei-
bet; sintemal GOTT davon mit seiner Ge-
meinschaft gantz ungeschieden ist.
V. 25.

Und das ist die Verheissung (die ver-
heissene Sache) welche er (autos, der Sohn
GOttes) uns verheissen hat (wie ehemals
durch seine Propheten, also auch in den Tagen
seiner sichtbaren Gegenwart auf Erden in seinen
Predigten) das ewige Leben.

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Nachdem der Apostel unmittelbar vor-
her die Gläubigen zur Beständigkeit dadurch er-
muntert und bezeuget hatte, daß sie in der Ge-
meinschaft GOttes bey dem Evangelio blieben,
so erläutert er solches damit, daß er diese Gemein-
schaft auf das ewige Leben führet, als davon die
Gläubigen an der Salbung ohne das schon den
Vorschmack hätten.

2. Das Wort autos, er selbst, gehet mit
den übrigen Worten alhier eigentlich auf Chri-
stum. Denn es schicket sich nicht allein das vom
Anfange gepredigte und angehörete Wort auf
die Predigten Christi, sondern es kan auch eben
dieses v. 27. und 28. widerholte Wort autou nicht
wohl anders, als von Christo verstanden werden;
und zwar das v. 27. wegen des 20ten Verses, da
eben dieses von Christo gesaget ist; und das v.
28. deßwegen, weil dabey der Christo eigentlich
zukommenden Zukunft gedacht wird.

3. Daß uns Christus das ewige Leben ver-
heissen, auch verkündiget hat, gehöret zu seinem
Prophetischen Amte, und in sofern auch zum Ho-
henpriesterlichen, als er es uns selbst erworben
hat, und zum Königlichen, da in der wircklichen
Mittheilung des ewigen Lebens das Reich der
Herrlichkeit bestehet. Zu dieser Verheissung ge-
hören unter sehr vielen andern Stellen die maka-
rismoi, Seligpreisungen, da es Matth. 5, 3. u. f.
heißt: Selig, selig sind u. s. w. Joh. 3, 16.
Also hat GOtt die Welt geliebet, daß er
seinen eingebornen Sohn gab, aufdaß al-
le, die an ihn gläuben, nicht verloren
werden sondern das ewige Leben haben:

u. s. w. Siehe c. 5, 24. c. 6, 27. 33. 35. u. s. w.

V. 26.

Solches (was vorher v. 18. u. f. von den
Widerchristen, welche den Sohn GOttes, und
damit auch den Vater leugnen, bezeuget ist) habe
ich euch geschrieben von denen, die
(so viel
an ihnen ist) euch verführen (damit ihr euch
vor ihnen desto mehr hüten möget.)

Anmerckungen.

1. Die bewahrende Gnade GOttes wircket
zwar kräftig, aber nicht so absolut, daß sie eine
Nothwendigkeit bringe: sintemal wo dieses,
wäre, Johannes sich bey den Gläubigen hätte kei-
ner Verführung besorgen dürfen. Es heißt dem-
nach billig: Wer sich düncken läßt, daß er
stehe
(auch wircklich stehet) mag wohl zuse-
hen, daß er nicht falle.
1 Cor. 10, 12.

2. Die Verführung ist von gedoppelter
Art, in der Lehre zu Grund-Jrrthümern, und im
Leben zu Lastern. Und eine Art ist selten ohne die
andere. Denn eine grundfalsche Lehre ist mit
einem ungöttlichen Leben verknüpfet. Und wo
man bey der reinen Lehre in dieses eingehet, da
pfleget nach demselben auch die Lehre selbst in man-
chen Stücken verfälschet zu werden, damit solches
Leben von der Lehre ungestrafet bleibe. Man
hat sich demnach vor beyderley Abwegen sorgfäl-
tig zu hüten.

V. 27.
Q q q q 3

Cap. 2. v. 24-26. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] bet, was ihr vom Anfang gehoͤret habet,
ſo werdet ihr auch bey dem Sohn und dem
Vater bleiben.
Denn gleichwie GOtt ordent-
licher Weiſe nicht ohne ſein Wort mit uns han-
delt, ſo iſt auch ſein Wort nicht ohne ihn auſſer
den Glaͤubigen und in ihnen. Es bleiben denn
dieſe in GOtt, wie ein Rebe am Weinſtock, da
ſie nach dem Grunde der Vereinigung mit GOtt
aus der Fuͤlle GOttes in Chriſto nehmen Gnade
um Gnade. Joh. 1, 16. c. 15, 1. u. f.

6. Gleichwie aber die Glaͤubigen in GOtt
bleiben, ſo bleibet GOtt auch in ihnen, als der
durch die Kraft ſeines Worts in ihnen, als in ſei-
nen Tempeln wohnet 1 Cor. 3, 16. c. 6, 19. 2 Cor.
6, 16. Und alſo iſt die manſio reciproca. Da-
von unſer Heyland ſelbſt ſpricht Joh. 6, 56. Wer
mein Fleiſch iſſet und trincket mein Blut,
der bleibet in mir und ich in ihm.
Und Jo-
hannes in dieſem Briefe c. 4, 13. Daran erken-
nen wir, daß wir in ihm bleiben, und er in
uns, daß er uns von ſeinem Geiſte gegeben
hat.
Siehe auch Joh. 14, 23. Eph. 3, 17. c. 5,
23. Col. 1, 27.

7. Es kan dieſer Ort auch noch folgender
geſtalt angewendet werden:

a. Zur Lehre von der groſſen Wuͤrde der Glaͤu-
bigen, daß ſie der ſeligen Vereinigung und
Gemeinſchaft mit GOtt, ja der gnadenreichen
Einwohnung GOttes gewuͤrdiget werden;
und folglich von der Wahrheit und Vortref-
lichkeit der Chriſtlichen Religion; als welche
daran einen vortreflichen Character hat.
b. Zur Widerlegung derer, welche das ge-
ſchriebene, geleſene, und gehoͤrete Wort ge-
ring achten, und es nur fuͤr einen todten Buch-
ſtaben halten, und alles auf unmittelbare Of-
fenbarung fuͤhren, und ſich dabey allein auf das
ſelbſtaͤndige Wort, Chriſtum, beziehen: Da
doch Chriſtus und ſein Wort ein ander
nicht entgegen, ſondern aufs beſte zuſammen
ſtehen.
c. Zur Aufmunterung, daß, wenn man ein-
mal zu GOtt durch ſein Wort rechtſchaffen iſt
bekehret worden, und deſſelben Kraft in ſich
empfunden hat, man ja dabey und darinn
bleibe, es auch alſo in ſich behalte, daß man
Frucht bringe ἐν ὑπομονῇ, in der Beharrung.
Luc. 8, 15.
d. Zum Troſte wider die Kleinmuͤthigkeit und
die Unbegreiflichkeit des Geheimniſſes von der
Vereinigung GOttes und der Glaͤubigen:
als davon man ein klares Kennzeichen daran
hat, wenn man glaͤubig bey dem Worte blei-
bet; ſintemal GOTT davon mit ſeiner Ge-
meinſchaft gantz ungeſchieden iſt.
V. 25.

Und das iſt die Verheiſſung (die ver-
heiſſene Sache) welche er (ἀυτὸς, der Sohn
GOttes) uns verheiſſen hat (wie ehemals
durch ſeine Propheten, alſo auch in den Tagen
ſeiner ſichtbaren Gegenwart auf Erden in ſeinen
Predigten) das ewige Leben.

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Nachdem der Apoſtel unmittelbar vor-
her die Glaͤubigen zur Beſtaͤndigkeit dadurch er-
muntert und bezeuget hatte, daß ſie in der Ge-
meinſchaft GOttes bey dem Evangelio blieben,
ſo erlaͤutert er ſolches damit, daß er dieſe Gemein-
ſchaft auf das ewige Leben fuͤhret, als davon die
Glaͤubigen an der Salbung ohne das ſchon den
Vorſchmack haͤtten.

2. Das Wort ἀυτὸς, er ſelbſt, gehet mit
den uͤbrigen Worten alhier eigentlich auf Chri-
ſtum. Denn es ſchicket ſich nicht allein das vom
Anfange gepredigte und angehoͤrete Wort auf
die Predigten Chriſti, ſondern es kan auch eben
dieſes v. 27. und 28. widerholte Wort ἀυτοῦ nicht
wohl anders, als von Chriſto verſtanden werden;
und zwar das v. 27. wegen des 20ten Verſes, da
eben dieſes von Chriſto geſaget iſt; und das v.
28. deßwegen, weil dabey der Chriſto eigentlich
zukommenden Zukunft gedacht wird.

3. Daß uns Chriſtus das ewige Leben ver-
heiſſen, auch verkuͤndiget hat, gehoͤret zu ſeinem
Prophetiſchen Amte, und in ſofern auch zum Ho-
henprieſterlichen, als er es uns ſelbſt erworben
hat, und zum Koͤniglichen, da in der wircklichen
Mittheilung des ewigen Lebens das Reich der
Herrlichkeit beſtehet. Zu dieſer Verheiſſung ge-
hoͤren unter ſehr vielen andern Stellen die μακα-
ρισμοὶ, Seligpreiſungen, da es Matth. 5, 3. u. f.
heißt: Selig, ſelig ſind u. ſ. w. Joh. 3, 16.
Alſo hat GOtt die Welt geliebet, daß er
ſeinen eingebornen Sohn gab, aufdaß al-
le, die an ihn glaͤuben, nicht verloren
werden ſondern das ewige Leben haben:

u. ſ. w. Siehe c. 5, 24. c. 6, 27. 33. 35. u. ſ. w.

V. 26.

Solches (was vorher v. 18. u. f. von den
Widerchriſten, welche den Sohn GOttes, und
damit auch den Vater leugnen, bezeuget iſt) habe
ich euch geſchrieben von denen, die
(ſo viel
an ihnen iſt) euch verfuͤhren (damit ihr euch
vor ihnen deſto mehr huͤten moͤget.)

Anmerckungen.

1. Die bewahrende Gnade GOttes wircket
zwar kraͤftig, aber nicht ſo abſolut, daß ſie eine
Nothwendigkeit bringe: ſintemal wo dieſes,
waͤre, Johannes ſich bey den Glaͤubigen haͤtte kei-
ner Verfuͤhrung beſorgen duͤrfen. Es heißt dem-
nach billig: Wer ſich duͤncken laͤßt, daß er
ſtehe
(auch wircklich ſtehet) mag wohl zuſe-
hen, daß er nicht falle.
1 Cor. 10, 12.

2. Die Verfuͤhrung iſt von gedoppelter
Art, in der Lehre zu Grund-Jrrthuͤmern, und im
Leben zu Laſtern. Und eine Art iſt ſelten ohne die
andere. Denn eine grundfalſche Lehre iſt mit
einem ungoͤttlichen Leben verknuͤpfet. Und wo
man bey der reinen Lehre in dieſes eingehet, da
pfleget nach demſelben auch die Lehre ſelbſt in man-
chen Stuͤcken verfaͤlſchet zu werden, damit ſolches
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hat ſich demnach vor beyderley Abwegen ſorgfaͤl-
tig zu huͤten.

V. 27.
Q q q q 3
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[677/0679] Cap. 2. v. 24-26. des erſten Briefes Johannis. bet, was ihr vom Anfang gehoͤret habet, ſo werdet ihr auch bey dem Sohn und dem Vater bleiben. Denn gleichwie GOtt ordent- licher Weiſe nicht ohne ſein Wort mit uns han- delt, ſo iſt auch ſein Wort nicht ohne ihn auſſer den Glaͤubigen und in ihnen. Es bleiben denn dieſe in GOtt, wie ein Rebe am Weinſtock, da ſie nach dem Grunde der Vereinigung mit GOtt aus der Fuͤlle GOttes in Chriſto nehmen Gnade um Gnade. Joh. 1, 16. c. 15, 1. u. f. 6. Gleichwie aber die Glaͤubigen in GOtt bleiben, ſo bleibet GOtt auch in ihnen, als der durch die Kraft ſeines Worts in ihnen, als in ſei- nen Tempeln wohnet 1 Cor. 3, 16. c. 6, 19. 2 Cor. 6, 16. Und alſo iſt die manſio reciproca. Da- von unſer Heyland ſelbſt ſpricht Joh. 6, 56. Wer mein Fleiſch iſſet und trincket mein Blut, der bleibet in mir und ich in ihm. Und Jo- hannes in dieſem Briefe c. 4, 13. Daran erken- nen wir, daß wir in ihm bleiben, und er in uns, daß er uns von ſeinem Geiſte gegeben hat. Siehe auch Joh. 14, 23. Eph. 3, 17. c. 5, 23. Col. 1, 27. 7. Es kan dieſer Ort auch noch folgender geſtalt angewendet werden: a. Zur Lehre von der groſſen Wuͤrde der Glaͤu- bigen, daß ſie der ſeligen Vereinigung und Gemeinſchaft mit GOtt, ja der gnadenreichen Einwohnung GOttes gewuͤrdiget werden; und folglich von der Wahrheit und Vortref- lichkeit der Chriſtlichen Religion; als welche daran einen vortreflichen Character hat. b. Zur Widerlegung derer, welche das ge- ſchriebene, geleſene, und gehoͤrete Wort ge- ring achten, und es nur fuͤr einen todten Buch- ſtaben halten, und alles auf unmittelbare Of- fenbarung fuͤhren, und ſich dabey allein auf das ſelbſtaͤndige Wort, Chriſtum, beziehen: Da doch Chriſtus und ſein Wort ein ander nicht entgegen, ſondern aufs beſte zuſammen ſtehen. c. Zur Aufmunterung, daß, wenn man ein- mal zu GOtt durch ſein Wort rechtſchaffen iſt bekehret worden, und deſſelben Kraft in ſich empfunden hat, man ja dabey und darinn bleibe, es auch alſo in ſich behalte, daß man Frucht bringe ἐν ὑπομονῇ, in der Beharrung. Luc. 8, 15. d. Zum Troſte wider die Kleinmuͤthigkeit und die Unbegreiflichkeit des Geheimniſſes von der Vereinigung GOttes und der Glaͤubigen: als davon man ein klares Kennzeichen daran hat, wenn man glaͤubig bey dem Worte blei- bet; ſintemal GOTT davon mit ſeiner Ge- meinſchaft gantz ungeſchieden iſt. V. 25. Und das iſt die Verheiſſung (die ver- heiſſene Sache) welche er (ἀυτὸς, der Sohn GOttes) uns verheiſſen hat (wie ehemals durch ſeine Propheten, alſo auch in den Tagen ſeiner ſichtbaren Gegenwart auf Erden in ſeinen Predigten) das ewige Leben. Anmerckungen. 1. Nachdem der Apoſtel unmittelbar vor- her die Glaͤubigen zur Beſtaͤndigkeit dadurch er- muntert und bezeuget hatte, daß ſie in der Ge- meinſchaft GOttes bey dem Evangelio blieben, ſo erlaͤutert er ſolches damit, daß er dieſe Gemein- ſchaft auf das ewige Leben fuͤhret, als davon die Glaͤubigen an der Salbung ohne das ſchon den Vorſchmack haͤtten. 2. Das Wort ἀυτὸς, er ſelbſt, gehet mit den uͤbrigen Worten alhier eigentlich auf Chri- ſtum. Denn es ſchicket ſich nicht allein das vom Anfange gepredigte und angehoͤrete Wort auf die Predigten Chriſti, ſondern es kan auch eben dieſes v. 27. und 28. widerholte Wort ἀυτοῦ nicht wohl anders, als von Chriſto verſtanden werden; und zwar das v. 27. wegen des 20ten Verſes, da eben dieſes von Chriſto geſaget iſt; und das v. 28. deßwegen, weil dabey der Chriſto eigentlich zukommenden Zukunft gedacht wird. 3. Daß uns Chriſtus das ewige Leben ver- heiſſen, auch verkuͤndiget hat, gehoͤret zu ſeinem Prophetiſchen Amte, und in ſofern auch zum Ho- henprieſterlichen, als er es uns ſelbſt erworben hat, und zum Koͤniglichen, da in der wircklichen Mittheilung des ewigen Lebens das Reich der Herrlichkeit beſtehet. Zu dieſer Verheiſſung ge- hoͤren unter ſehr vielen andern Stellen die μακα- ρισμοὶ, Seligpreiſungen, da es Matth. 5, 3. u. f. heißt: Selig, ſelig ſind u. ſ. w. Joh. 3, 16. Alſo hat GOtt die Welt geliebet, daß er ſeinen eingebornen Sohn gab, aufdaß al- le, die an ihn glaͤuben, nicht verloren werden ſondern das ewige Leben haben: u. ſ. w. Siehe c. 5, 24. c. 6, 27. 33. 35. u. ſ. w. V. 26. Solches (was vorher v. 18. u. f. von den Widerchriſten, welche den Sohn GOttes, und damit auch den Vater leugnen, bezeuget iſt) habe ich euch geſchrieben von denen, die (ſo viel an ihnen iſt) euch verfuͤhren (damit ihr euch vor ihnen deſto mehr huͤten moͤget.) Anmerckungen. 1. Die bewahrende Gnade GOttes wircket zwar kraͤftig, aber nicht ſo abſolut, daß ſie eine Nothwendigkeit bringe: ſintemal wo dieſes, waͤre, Johannes ſich bey den Glaͤubigen haͤtte kei- ner Verfuͤhrung beſorgen duͤrfen. Es heißt dem- nach billig: Wer ſich duͤncken laͤßt, daß er ſtehe (auch wircklich ſtehet) mag wohl zuſe- hen, daß er nicht falle. 1 Cor. 10, 12. 2. Die Verfuͤhrung iſt von gedoppelter Art, in der Lehre zu Grund-Jrrthuͤmern, und im Leben zu Laſtern. Und eine Art iſt ſelten ohne die andere. Denn eine grundfalſche Lehre iſt mit einem ungoͤttlichen Leben verknuͤpfet. Und wo man bey der reinen Lehre in dieſes eingehet, da pfleget nach demſelben auch die Lehre ſelbſt in man- chen Stuͤcken verfaͤlſchet zu werden, damit ſolches Leben von der Lehre ungeſtrafet bleibe. Man hat ſich demnach vor beyderley Abwegen ſorgfaͤl- tig zu huͤten. V. 27. Q q q q 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/679>, abgerufen am 24.11.2024.