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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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V. 9. 8. des andern Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] rer Treue, sondern auch zuvorderst der Gnade
GOttes; so ists leichtlich zu erachten, daß auch
dabey kein eigentlicher Lohn statt finde. Was
der Mensch säet,
heißt es auch hier, das wird
er erndten: Wer auf den Geist säet, der
wird vom Geiste das ewige Leben ernd-
ten.
Gal. 6, 8. Desgleichen, wer da hat
(und es wohl anleget was er hat,) dem wird
gegeben, daß er die Fülle habe
Matth. 13, 12.
Siehe von dieser Gnaden-Belohnung unter an-
dern ferner Matth. 5, 12. c. 10, 41. 42. Heb. 11,
26. Off. 11, 18. c. 22, 12. Jst nun gleich ein wah-
rer Christe nicht lohnsüchtig, der GOtt nur um
Lohns willen dienet, wie ein Knecht: so läßt er
sich doch die Verheissung der Gnaden-Beloh-
nung zu so viel mehrer Willigkeit und Treue in
der Arbeit dienen; da er weiß, daß GOtt so gnä-
dig ist, und das, was er zu thun schuldig ist, noch
dazu vergelten wird: Gleichwie es Eltern und
Kinder zu machen pflegen: da wohlgesinnete
Kinder, das, was sie thun, nicht allein aus
Schuldigkeit leisten, sondern auch dabey aus
einer kindlichen Bereitwilligkeit und getreuen
Ergebenheit, die Eltern auch ihre Treue mit
vieler Huld, und wircklicher Liebe anzusehen
pflegen.

V. 9.

Wer übertritt ' (das Gebot vom Glau-
ben und von der Liebe 1 Joh. c. 3, 23.) und blei-
bet nicht in der Lehre CHristi
(welche auf
beydes gehet, und also die zum Grunde und
zur Ordnung des Heils gehörige Lehren in sich
fasset) der hat keinen GOTT (als seinen
GOtt, von welchem er einige Belohnung zu
gewarten habe, ob er ihn gleich mit dem Mun-
de bekennet; dagegen aber wird er ihn wol als
einen gerechten Richter erfahren) Wer bey
der Lehre CHristi bleibet
(als in seinem
Centro, in seinem Elemento und ihn mit wah-
rem Glauben für seinen Erlöser hält, solchen
seinen Glauben auch in der Liebe thätig erwei-
set) der hat beyde den Vater und den
Sohn
(und folglich auch den Heiligen Geist,
als den Geist des Vaters und des Sohnes,
durch dessen Wirckung man wie ihn selbst, al-
so auch den Vater und den Sohn hat, und
also bey der seligen Vereinigung und Gemein-
schaft, mit dem dreyeinigen GOtt stehet.)

Anmerckungen.

1. Die Lehre CHristi ist die, welche von
CHristo nach seiner Person, seinem Amte und
seinem gedoppelten Stande, und also auch
von seinem Reiche und seinen Reichs-Genos-
sen, und ihren Vorrechten, Würde, Eigen-
schaften und Pflichten handelt. Welche Lehre
CHristus auch selbst vorgetragen hat, und
durch seine Propheten und Apostel hat vortra-
gen lassen. Und also ist es der gantze Rath
GOttes
von dem Grunde und von der Ord-
nung des Heils, und bestehet er im Gesetze und
Evangelio. Denn gleichwie das Evangelium
eigentlich von ihm handelt: also hat er das
Gesetz selbst aus der Wolcken- und Feuer-
[Spaltenumbruch] Seule auf dem Berge Sinai gegeben, sich da-
von hernach zum Selbst-Schuldner gemachet,
es an unserer statt erfüllet; er giebt seinen Glie-
dern auch die Gnade, nach demselben willig und
getreulich einherzugehen. Daher es auch sein
Gebot
heißt 1 Joh. 2, 3. 4.

2. Jn der Lehre CHristi bleiben hat
zum Grunde, daß man sie im Glauben ange-
nommen habe, und daß man in derselben schon
wohl gewurtzelt und gegründet sey: und also
heißt darinn bleiben so viel, als im Glauben
und in der Liebe verharren mit einem guten
Gewissen. Davon, was gewisse Anfängerbe-
trifft, unser Heiland Joh. c. 8, 31. 32. spricht:
So ihr bleiben werdet an, oder in, meiner
Rede, so seyd ihr meine rechte Jünger,
und werdet die Wahrheit erkennen und
die Wahrheit wird euch frey machen.

Man bleibet demnach in der heilsamen Lehre
CHristi wie ein Fisch im Wasser, wie ein
Baum mit seiner Wurtzel in einem fruchtba-
ren Erdreich und an den Wasserbächen, auch
wie ein Schaaf auf einer grünen und wasser-
reichen Weide.

3. Was das Ubertreten sey, kan man
leichtlich aus dem bleiben erkennen. Es ist
die Lehre CHristi einem richtigen Wege
gleich, sie wird auch oft mit einem Wege,
darauf wir einher gehen sollen, vergleichen, ja
ein Weg genennet; wie sich denn unser Hei-
land selbst einen Weg nennet Joh. c. 14, 6.
Und also heißt übertreten alhier so viel, als
aus dem richtigen und schmalen Wege schrei-
ten, und sich nach Lehr und Leben von demsel-
ben auf den breiten begeben. Petrus saget von
solchen Ubertretern Ep. 2. c. 2, 21. Es wäre ih-
nen besser, daß sie den Weg der Gerech-
tigkeit nicht erkannt hätten, denn daß
sie ihn erkennen, und sich kehren vom hei-
ligen Gebot, das ihnen gegeben ist.

4. Einen GOtt haben, das ist, GOtt
also haben, daß man an ihn gläubet, und in
der seligen Gemeinschaft mit ihm stehet und al-
so seiner zur Seligkeit recht geniesset: auf wel-
ches haben der Apostel die Gläubigen in al-
len Capiteln des ersten Briefes führet. Und
also heißt GOtt nicht haben, wie ausser dem
Glauben an GOtt, also auch ausser der seligen
Vereinigung mit GOtt gesetzet seyn.

5. Es redet demnach der Apostel alhier
von einer solchen Art von Atheisten, davon
die Welt, ja auch leider die Christliche Kirche, voll
ist. Welche sind athei practici, welche GOTT
mit dem Munde bekennen, aber ihn mit dem
Unglauben des Hertzens und mit den äusserli-
chen Wercken verleugnen Tit. 1, 16. und
noch ärger sind, als die Heyden, von welchen
Paulus Eph. c. 2, 12. sagt, daß sie ohne GOtt
in der Welt sind: sintemal ihre Sünde der
Ubertretung schwerer ist, als der Heiden, da
ihnen ein mehrers gegeben war, und GOtt da-
hero ein mehrers von ihnen fordern wird.

6. Und da der Apostel diese Ubertretung
der Lehre CHristi insonderheit den verführischen
Lehrern, als Ketzern, zugeeignet, und sie aller

Dinge
B b b b b 3

V. 9. 8. des andern Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] rer Treue, ſondern auch zuvorderſt der Gnade
GOttes; ſo iſts leichtlich zu erachten, daß auch
dabey kein eigentlicher Lohn ſtatt finde. Was
der Menſch ſaͤet,
heißt es auch hier, das wird
er erndten: Wer auf den Geiſt ſaͤet, der
wird vom Geiſte das ewige Leben ernd-
ten.
Gal. 6, 8. Desgleichen, wer da hat
(und es wohl anleget was er hat,) dem wird
gegeben, daß er die Fuͤlle habe
Matth. 13, 12.
Siehe von dieſer Gnaden-Belohnung unter an-
dern ferner Matth. 5, 12. c. 10, 41. 42. Heb. 11,
26. Off. 11, 18. c. 22, 12. Jſt nun gleich ein wah-
rer Chriſte nicht lohnſuͤchtig, der GOtt nur um
Lohns willen dienet, wie ein Knecht: ſo laͤßt er
ſich doch die Verheiſſung der Gnaden-Beloh-
nung zu ſo viel mehrer Willigkeit und Treue in
der Arbeit dienen; da er weiß, daß GOtt ſo gnaͤ-
dig iſt, und das, was er zu thun ſchuldig iſt, noch
dazu vergelten wird: Gleichwie es Eltern und
Kinder zu machen pflegen: da wohlgeſinnete
Kinder, das, was ſie thun, nicht allein aus
Schuldigkeit leiſten, ſondern auch dabey aus
einer kindlichen Bereitwilligkeit und getreuen
Ergebenheit, die Eltern auch ihre Treue mit
vieler Huld, und wircklicher Liebe anzuſehen
pflegen.

V. 9.

Wer uͤbertritt ’ (das Gebot vom Glau-
ben und von der Liebe 1 Joh. c. 3, 23.) und blei-
bet nicht in der Lehre CHriſti
(welche auf
beydes gehet, und alſo die zum Grunde und
zur Ordnung des Heils gehoͤrige Lehren in ſich
faſſet) der hat keinen GOTT (als ſeinen
GOtt, von welchem er einige Belohnung zu
gewarten habe, ob er ihn gleich mit dem Mun-
de bekennet; dagegen aber wird er ihn wol als
einen gerechten Richter erfahren) Wer bey
der Lehre CHriſti bleibet
(als in ſeinem
Centro, in ſeinem Elemento und ihn mit wah-
rem Glauben fuͤr ſeinen Erloͤſer haͤlt, ſolchen
ſeinen Glauben auch in der Liebe thaͤtig erwei-
ſet) der hat beyde den Vater und den
Sohn
(und folglich auch den Heiligen Geiſt,
als den Geiſt des Vaters und des Sohnes,
durch deſſen Wirckung man wie ihn ſelbſt, al-
ſo auch den Vater und den Sohn hat, und
alſo bey der ſeligen Vereinigung und Gemein-
ſchaft, mit dem dreyeinigen GOtt ſtehet.)

Anmerckungen.

1. Die Lehre CHriſti iſt die, welche von
CHriſto nach ſeiner Perſon, ſeinem Amte und
ſeinem gedoppelten Stande, und alſo auch
von ſeinem Reiche und ſeinen Reichs-Genoſ-
ſen, und ihren Vorrechten, Wuͤrde, Eigen-
ſchaften und Pflichten handelt. Welche Lehre
CHriſtus auch ſelbſt vorgetragen hat, und
durch ſeine Propheten und Apoſtel hat vortra-
gen laſſen. Und alſo iſt es der gantze Rath
GOttes
von dem Grunde und von der Ord-
nung des Heils, und beſtehet er im Geſetze und
Evangelio. Denn gleichwie das Evangelium
eigentlich von ihm handelt: alſo hat er das
Geſetz ſelbſt aus der Wolcken- und Feuer-
[Spaltenumbruch] Seule auf dem Berge Sinai gegeben, ſich da-
von hernach zum Selbſt-Schuldner gemachet,
es an unſerer ſtatt erfuͤllet; er giebt ſeinen Glie-
dern auch die Gnade, nach demſelben willig und
getreulich einherzugehen. Daher es auch ſein
Gebot
heißt 1 Joh. 2, 3. 4.

2. Jn der Lehre CHriſti bleiben hat
zum Grunde, daß man ſie im Glauben ange-
nommen habe, und daß man in derſelben ſchon
wohl gewurtzelt und gegruͤndet ſey: und alſo
heißt darinn bleiben ſo viel, als im Glauben
und in der Liebe verharren mit einem guten
Gewiſſen. Davon, was gewiſſe Anfaͤngerbe-
trifft, unſer Heiland Joh. c. 8, 31. 32. ſpricht:
So ihr bleiben werdet an, oder in, meiner
Rede, ſo ſeyd ihr meine rechte Juͤnger,
und werdet die Wahrheit erkennen und
die Wahrheit wird euch frey machen.

Man bleibet demnach in der heilſamen Lehre
CHriſti wie ein Fiſch im Waſſer, wie ein
Baum mit ſeiner Wurtzel in einem fruchtba-
ren Erdreich und an den Waſſerbaͤchen, auch
wie ein Schaaf auf einer gruͤnen und waſſer-
reichen Weide.

3. Was das Ubertreten ſey, kan man
leichtlich aus dem bleiben erkennen. Es iſt
die Lehre CHriſti einem richtigen Wege
gleich, ſie wird auch oft mit einem Wege,
darauf wir einher gehen ſollen, vergleichen, ja
ein Weg genennet; wie ſich denn unſer Hei-
land ſelbſt einen Weg nennet Joh. c. 14, 6.
Und alſo heißt uͤbertreten alhier ſo viel, als
aus dem richtigen und ſchmalen Wege ſchrei-
ten, und ſich nach Lehr und Leben von demſel-
ben auf den breiten begeben. Petrus ſaget von
ſolchen Ubertretern Ep. 2. c. 2, 21. Es waͤre ih-
nen beſſer, daß ſie den Weg der Gerech-
tigkeit nicht erkannt haͤtten, denn daß
ſie ihn erkennen, und ſich kehren vom hei-
ligen Gebot, das ihnen gegeben iſt.

4. Einen GOtt haben, das iſt, GOtt
alſo haben, daß man an ihn glaͤubet, und in
der ſeligen Gemeinſchaft mit ihm ſtehet und al-
ſo ſeiner zur Seligkeit recht genieſſet: auf wel-
ches haben der Apoſtel die Glaͤubigen in al-
len Capiteln des erſten Briefes fuͤhret. Und
alſo heißt GOtt nicht haben, wie auſſer dem
Glauben an GOtt, alſo auch auſſer der ſeligen
Vereinigung mit GOtt geſetzet ſeyn.

5. Es redet demnach der Apoſtel alhier
von einer ſolchen Art von Atheiſten, davon
die Welt, ja auch leider die Chriſtliche Kirche, voll
iſt. Welche ſind athei practici, welche GOTT
mit dem Munde bekennen, aber ihn mit dem
Unglauben des Hertzens und mit den aͤuſſerli-
chen Wercken verleugnen Tit. 1, 16. und
noch aͤrger ſind, als die Heyden, von welchen
Paulus Eph. c. 2, 12. ſagt, daß ſie ohne GOtt
in der Welt ſind: ſintemal ihre Suͤnde der
Ubertretung ſchwerer iſt, als der Heiden, da
ihnen ein mehrers gegeben war, und GOtt da-
hero ein mehrers von ihnen fordern wird.

6. Und da der Apoſtel dieſe Ubertretung
der Lehre CHriſti inſonderheit den verfuͤhriſchen
Lehrern, als Ketzern, zugeeignet, und ſie aller

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B b b b b 3
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[751/0751] V. 9. 8. des andern Briefes Johannis. rer Treue, ſondern auch zuvorderſt der Gnade GOttes; ſo iſts leichtlich zu erachten, daß auch dabey kein eigentlicher Lohn ſtatt finde. Was der Menſch ſaͤet, heißt es auch hier, das wird er erndten: Wer auf den Geiſt ſaͤet, der wird vom Geiſte das ewige Leben ernd- ten. Gal. 6, 8. Desgleichen, wer da hat (und es wohl anleget was er hat,) dem wird gegeben, daß er die Fuͤlle habe Matth. 13, 12. Siehe von dieſer Gnaden-Belohnung unter an- dern ferner Matth. 5, 12. c. 10, 41. 42. Heb. 11, 26. Off. 11, 18. c. 22, 12. Jſt nun gleich ein wah- rer Chriſte nicht lohnſuͤchtig, der GOtt nur um Lohns willen dienet, wie ein Knecht: ſo laͤßt er ſich doch die Verheiſſung der Gnaden-Beloh- nung zu ſo viel mehrer Willigkeit und Treue in der Arbeit dienen; da er weiß, daß GOtt ſo gnaͤ- dig iſt, und das, was er zu thun ſchuldig iſt, noch dazu vergelten wird: Gleichwie es Eltern und Kinder zu machen pflegen: da wohlgeſinnete Kinder, das, was ſie thun, nicht allein aus Schuldigkeit leiſten, ſondern auch dabey aus einer kindlichen Bereitwilligkeit und getreuen Ergebenheit, die Eltern auch ihre Treue mit vieler Huld, und wircklicher Liebe anzuſehen pflegen. V. 9. Wer uͤbertritt ’ (das Gebot vom Glau- ben und von der Liebe 1 Joh. c. 3, 23.) und blei- bet nicht in der Lehre CHriſti (welche auf beydes gehet, und alſo die zum Grunde und zur Ordnung des Heils gehoͤrige Lehren in ſich faſſet) der hat keinen GOTT (als ſeinen GOtt, von welchem er einige Belohnung zu gewarten habe, ob er ihn gleich mit dem Mun- de bekennet; dagegen aber wird er ihn wol als einen gerechten Richter erfahren) Wer bey der Lehre CHriſti bleibet (als in ſeinem Centro, in ſeinem Elemento und ihn mit wah- rem Glauben fuͤr ſeinen Erloͤſer haͤlt, ſolchen ſeinen Glauben auch in der Liebe thaͤtig erwei- ſet) der hat beyde den Vater und den Sohn (und folglich auch den Heiligen Geiſt, als den Geiſt des Vaters und des Sohnes, durch deſſen Wirckung man wie ihn ſelbſt, al- ſo auch den Vater und den Sohn hat, und alſo bey der ſeligen Vereinigung und Gemein- ſchaft, mit dem dreyeinigen GOtt ſtehet.) Anmerckungen. 1. Die Lehre CHriſti iſt die, welche von CHriſto nach ſeiner Perſon, ſeinem Amte und ſeinem gedoppelten Stande, und alſo auch von ſeinem Reiche und ſeinen Reichs-Genoſ- ſen, und ihren Vorrechten, Wuͤrde, Eigen- ſchaften und Pflichten handelt. Welche Lehre CHriſtus auch ſelbſt vorgetragen hat, und durch ſeine Propheten und Apoſtel hat vortra- gen laſſen. Und alſo iſt es der gantze Rath GOttes von dem Grunde und von der Ord- nung des Heils, und beſtehet er im Geſetze und Evangelio. Denn gleichwie das Evangelium eigentlich von ihm handelt: alſo hat er das Geſetz ſelbſt aus der Wolcken- und Feuer- Seule auf dem Berge Sinai gegeben, ſich da- von hernach zum Selbſt-Schuldner gemachet, es an unſerer ſtatt erfuͤllet; er giebt ſeinen Glie- dern auch die Gnade, nach demſelben willig und getreulich einherzugehen. Daher es auch ſein Gebot heißt 1 Joh. 2, 3. 4. 2. Jn der Lehre CHriſti bleiben hat zum Grunde, daß man ſie im Glauben ange- nommen habe, und daß man in derſelben ſchon wohl gewurtzelt und gegruͤndet ſey: und alſo heißt darinn bleiben ſo viel, als im Glauben und in der Liebe verharren mit einem guten Gewiſſen. Davon, was gewiſſe Anfaͤngerbe- trifft, unſer Heiland Joh. c. 8, 31. 32. ſpricht: So ihr bleiben werdet an, oder in, meiner Rede, ſo ſeyd ihr meine rechte Juͤnger, und werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frey machen. Man bleibet demnach in der heilſamen Lehre CHriſti wie ein Fiſch im Waſſer, wie ein Baum mit ſeiner Wurtzel in einem fruchtba- ren Erdreich und an den Waſſerbaͤchen, auch wie ein Schaaf auf einer gruͤnen und waſſer- reichen Weide. 3. Was das Ubertreten ſey, kan man leichtlich aus dem bleiben erkennen. Es iſt die Lehre CHriſti einem richtigen Wege gleich, ſie wird auch oft mit einem Wege, darauf wir einher gehen ſollen, vergleichen, ja ein Weg genennet; wie ſich denn unſer Hei- land ſelbſt einen Weg nennet Joh. c. 14, 6. Und alſo heißt uͤbertreten alhier ſo viel, als aus dem richtigen und ſchmalen Wege ſchrei- ten, und ſich nach Lehr und Leben von demſel- ben auf den breiten begeben. Petrus ſaget von ſolchen Ubertretern Ep. 2. c. 2, 21. Es waͤre ih- nen beſſer, daß ſie den Weg der Gerech- tigkeit nicht erkannt haͤtten, denn daß ſie ihn erkennen, und ſich kehren vom hei- ligen Gebot, das ihnen gegeben iſt. 4. Einen GOtt haben, das iſt, GOtt alſo haben, daß man an ihn glaͤubet, und in der ſeligen Gemeinſchaft mit ihm ſtehet und al- ſo ſeiner zur Seligkeit recht genieſſet: auf wel- ches haben der Apoſtel die Glaͤubigen in al- len Capiteln des erſten Briefes fuͤhret. Und alſo heißt GOtt nicht haben, wie auſſer dem Glauben an GOtt, alſo auch auſſer der ſeligen Vereinigung mit GOtt geſetzet ſeyn. 5. Es redet demnach der Apoſtel alhier von einer ſolchen Art von Atheiſten, davon die Welt, ja auch leider die Chriſtliche Kirche, voll iſt. Welche ſind athei practici, welche GOTT mit dem Munde bekennen, aber ihn mit dem Unglauben des Hertzens und mit den aͤuſſerli- chen Wercken verleugnen Tit. 1, 16. und noch aͤrger ſind, als die Heyden, von welchen Paulus Eph. c. 2, 12. ſagt, daß ſie ohne GOtt in der Welt ſind: ſintemal ihre Suͤnde der Ubertretung ſchwerer iſt, als der Heiden, da ihnen ein mehrers gegeben war, und GOtt da- hero ein mehrers von ihnen fordern wird. 6. Und da der Apoſtel dieſe Ubertretung der Lehre CHriſti inſonderheit den verfuͤhriſchen Lehrern, als Ketzern, zugeeignet, und ſie aller Dinge B b b b b 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/751>, abgerufen am 24.11.2024.