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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung V. 1.
[Spaltenumbruch] Matth. 13, 55. Marc. 6, 3. Gal. 1, 19. und bey
der ersten Kirche, sonderlich zu Jerusalem,
gleichsam als eine Seule derselben im grossen
Ansehen stunde Gal. 2, 19. Ap. Ges. 15, 13.
c. 26, 18.

2. Diejenigen, welchen der Apostel diesen
Brief geschrieben hat, oder die ersten Christen,
sonderlich in Orient, nennet er berufene, gehei-
ligte
in GOtt dem Vater, und behaltene in
JEsu Christo.

a. Berufene waren sie durch das Evangelium
von Christo, nachdem sie vorher, wie alle Men-
schen von Natur, waren als die verlornen
Schafe in der irre gegangen Jes. 53, 6. 1 Pet. 2,
25. Jn welchem Zustande die anklopfende und
ziehende Gnade GOttes Joh. 6, 44. Off. 3, 20.
sie in wahrer Bekehrung hatte gebracht von
der Finsterniß zum Lichte, von der Gewalt des
Satans zu GOtt. Ap. Ges. 26, 18. 1 Pet. 2, 9.
Und solchergestalt waren sie nicht allein klethen-
t[fremdsprachliches Material], sondern auch solche kletoi, welche der beru-
fenden Stimme gläubige Folge geleistet hat-
ten. Welches die Pflicht ist aller, an welche sie
kömmt, auch noch heute zu Tage, da man be-
rufen wird, nicht in der äusserlichen Gemein-
schaft der Christlichen und Evangelischen Kir-
che stehen zu bleiben, sondern sich in der Ord-
nung wahrer Hertzens-Aenderung in das
Reich GOttes, welches ist Gerechtigkeit, Frie-
de und Freude in dem Heiligen Geiste, bringen
zu lassen.
b. Geheiligte waren sie in GOtt dem Vater.
a. Die Heiligung hatte die natürliche Unrei-
nigkeit der Sünde, der Schuld und Herr-
schaft nach, zum Grunde, und bestunde in der
Erlösung und Versöhnung Christi, und da-
bey in der Zueignung des erworbenen Heils,
welche in der Rechtsertigung vorgehet und
die Vereinigung mit GOtt nebst allen übri-
gen Heils Schätzen mit sich führet. Daß
aber das Wort heiligen, geheiliget wer-
den, oder geheiliget seyn nach dem Leviti-
schen Gebrauche so viel sey als versöhnen,
von der Sünde reinigen, das sehe man Heb.
9, 13. da es heißt: So der Ochsen und der
Böcke Blut, und die Asche, von der Ku-
he gesprenget, heiliget die Unreinen zur
leiblichen Reinigkeit; wie vielmehr
wird das Blut Christi, der sich selbst oh-
ne allen Wandel durch den ewigen Geist
GOtt geopfert hat, unser Gewissen rei-
nigen von den todten Wercken, zu die-
nen dem lebendigen GOtt.
Deßgleichen
c. 10, 10. Jn welchem Willen wir sind
geheiliget, einmal geschehen durch das
Opfer des Leibes JEsu Christi.
Und v.
14. Christus hat mit einem Opfer in E-
wigkeit vollendet die geheiliget wer-
den.
Ferner v. 19. Der das Blut des Te-
staments unrein achtet, durch welches
er geheiliget,
das ist, versöhnet, ist. Und
c. 13, 12. Darum auch JEsus, auf daß er
heiligte das Volck durch sein eigen
Blut, hat er gelitten aussen vor dem
Thore.
Siehe auch Heb. 2, 11. 1 Cor. 1, 2.
[Spaltenumbruch] c. 6, 11. Eph. 5, 26. zwar gehet das Wort
agiazein heiligen an andern Orten auf die
Erneuerung, aber alhier wird damit eigent-
lich auf die Erlösung gesehen, und zwar also,
wie dieselbe in der Ordnung der Bekehrung
und Erneuerung angenommen ist: auf wel-
che Art die andere mit der ersten verwandte
Bedeutung alhier mit eingeschlossen ist.
b. Das Wörtlein in, in GOtt dem Vater,
könte zwar wol in dem Verstande genom-
men werden, daß es so viel hiesse, als von:
wie wir es denn also finden Luc. 4, 1. alwo
stehet, JEsus ward en to pneumati, im Gei-
ste,
das ist, vom Geiste, wie es der sel. Lu-
therus
gar recht übersetzet hat, in die Wü-
sten geführet;
wie denn dafür Matth. 4, 1.
das Wörtlein upo stehet; die Versöhnung
auch wohl sonst dem Vater zugeschrieben
wird. z. E. 2 Cor. 5, 19. Weil doch aber die-
se Bedeutung desselben so gar gewöhnlich
nicht ist, das Werck der Versöhnung auch
eigentlich dem Sohne zukömmt, so behält
man gedachte particulam billig in ihrer ge-
meinen Bedeutung: da sie uns denn auf den
Stand der Gnaden und der Vereinigung
mit GOtt führet, in welcher die Gläubigen
an der Gnade, an der Gerechtigkeit Christi,
an der Vergebung der Sünden, an der
Kindschaft und an den übrigen Heyls-Gü-
ter, den seligen Genuß hatten von der zuge-
eigneten Versöhnung Christi: daß demnach
geheiliget seyn in GOtt dem Vater so
viel ist, als dergestalt versöhnet und der
Versöhnung theilhaftig worden seyn, daß
man daher in der seligen Vereinigung und
Gemeinschaft mit GOtt stehe. Jn welchem
Verstande die Corinthier Ep. 1. c. 1, 2. heis-
sen geheiligte in Christo JEsu.
c. Behaltene in JEsu Christo werden die
Gläubigen genennet, auch nicht ohne Nach-
druck.
a. Das Wörtlein en, in stehet nicht dabey:
daher die Worte [i]esou khriso im dativo kön-
nen genommen werden, daß der Verstand
sey, sie würden bewahret JEsu Christo, ihm
zugeführet und in der Zuführung und Zube-
reitung aufgehoben, als eine Braut ihrem
Bräutigam Matth. 25, 1. u. f. 2 Cor. 11, 2.
Eph. 5, 27. wie man denn auch das verbum
ter[fremdsprachliches Material]n mit dem dativo construiret findet
2 Cor. 11, 9. 2 Petr. 2, 17. aber es ist doch
füglicher, wenn man bey den Worten JE-
su Christo
das vorhergehende Wörtlein en
in im Sinne wiederhohlet, und bey der U-
bersetzung Lutheri bleibet, da es heißt: Die
da geheiliget sind in GOtt dem Vater
und behalten in Christo JEsu.
b. Es heißt demnach behalten seyn in Chri-
sto JEsu
so viel als in seiner Gemeinschaft
stehen, und in der Ordnung der Vereini-
gung mit ihm, und also im Stande der Gna-
den von ihm bewahret und erhalten werden.
Von welcher Erhaltung man sehe Joh. 10,
29. c. 17, 11. 12. 1 Cor. 1, 8. 9. Phil. 1, 6. Hebr.
12, 2. 1 Pet. 1, 5. c. 5, 10.
g. Diese
Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 1.
[Spaltenumbruch] Matth. 13, 55. Marc. 6, 3. Gal. 1, 19. und bey
der erſten Kirche, ſonderlich zu Jeruſalem,
gleichſam als eine Seule derſelben im groſſen
Anſehen ſtunde Gal. 2, 19. Ap. Geſ. 15, 13.
c. 26, 18.

2. Diejenigen, welchen der Apoſtel dieſen
Brief geſchrieben hat, oder die erſten Chriſten,
ſonderlich in Orient, nennet er berufene, gehei-
ligte
in GOtt dem Vater, und behaltene in
JEſu Chriſto.

a. Berufene waren ſie durch das Evangelium
von Chriſto, nachdem ſie vorher, wie alle Men-
ſchen von Natur, waren als die verlornen
Schafe in der irre gegangen Jeſ. 53, 6. 1 Pet. 2,
25. Jn welchem Zuſtande die anklopfende und
ziehende Gnade GOttes Joh. 6, 44. Off. 3, 20.
ſie in wahrer Bekehrung hatte gebracht von
der Finſterniß zum Lichte, von der Gewalt des
Satans zu GOtt. Ap. Geſ. 26, 18. 1 Pet. 2, 9.
Und ſolchergeſtalt waren ſie nicht allein κληϑέν-
τ[fremdsprachliches Material], ſondern auch ſolche κλητοὶ, welche der beru-
fenden Stimme glaͤubige Folge geleiſtet hat-
ten. Welches die Pflicht iſt aller, an welche ſie
koͤmmt, auch noch heute zu Tage, da man be-
rufen wird, nicht in der aͤuſſerlichen Gemein-
ſchaft der Chriſtlichen und Evangeliſchen Kir-
che ſtehen zu bleiben, ſondern ſich in der Ord-
nung wahrer Hertzens-Aenderung in das
Reich GOttes, welches iſt Gerechtigkeit, Frie-
de und Freude in dem Heiligen Geiſte, bringen
zu laſſen.
b. Geheiligte waren ſie in GOtt dem Vater.
α. Die Heiligung hatte die natuͤrliche Unrei-
nigkeit der Suͤnde, der Schuld und Herr-
ſchaft nach, zum Grunde, und beſtunde in der
Erloͤſung und Verſoͤhnung Chriſti, und da-
bey in der Zueignung des erworbenen Heils,
welche in der Rechtſertigung vorgehet und
die Vereinigung mit GOtt nebſt allen uͤbri-
gen Heils Schaͤtzen mit ſich fuͤhret. Daß
aber das Wort heiligen, geheiliget wer-
den, oder geheiliget ſeyn nach dem Leviti-
ſchen Gebrauche ſo viel ſey als verſoͤhnen,
von der Suͤnde reinigen, das ſehe man Heb.
9, 13. da es heißt: So der Ochſen und der
Boͤcke Blut, und die Aſche, von der Ku-
he geſprenget, heiliget die Unreinen zur
leiblichen Reinigkeit; wie vielmehr
wird das Blut Chriſti, der ſich ſelbſt oh-
ne allen Wandel durch den ewigen Geiſt
GOtt geopfert hat, unſer Gewiſſen rei-
nigen von den todten Wercken, zu die-
nen dem lebendigen GOtt.
Deßgleichen
c. 10, 10. Jn welchem Willen wir ſind
geheiliget, einmal geſchehen durch das
Opfer des Leibes JEſu Chriſti.
Und v.
14. Chriſtus hat mit einem Opfer in E-
wigkeit vollendet die geheiliget wer-
den.
Ferner v. 19. Der das Blut des Te-
ſtaments unrein achtet, durch welches
er geheiliget,
das iſt, verſoͤhnet, iſt. Und
c. 13, 12. Darum auch JEſus, auf daß er
heiligte das Volck durch ſein eigen
Blut, hat er gelitten auſſen vor dem
Thore.
Siehe auch Heb. 2, 11. 1 Cor. 1, 2.
[Spaltenumbruch] c. 6, 11. Eph. 5, 26. zwar gehet das Wort
ἁγιάζειν heiligen an andern Orten auf die
Erneuerung, aber alhier wird damit eigent-
lich auf die Erloͤſung geſehen, und zwar alſo,
wie dieſelbe in der Ordnung der Bekehrung
und Erneuerung angenommen iſt: auf wel-
che Art die andere mit der erſten verwandte
Bedeutung alhier mit eingeſchloſſen iſt.
β. Das Woͤrtlein in, in GOtt dem Vater,
koͤnte zwar wol in dem Verſtande genom-
men werden, daß es ſo viel hieſſe, als von:
wie wir es denn alſo finden Luc. 4, 1. alwo
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ſte,
das iſt, vom Geiſte, wie es der ſel. Lu-
therus
gar recht uͤberſetzet hat, in die Wuͤ-
ſten gefuͤhret;
wie denn dafuͤr Matth. 4, 1.
das Woͤrtlein ὑπὸ ſtehet; die Verſoͤhnung
auch wohl ſonſt dem Vater zugeſchrieben
wird. z. E. 2 Cor. 5, 19. Weil doch aber die-
ſe Bedeutung deſſelben ſo gar gewoͤhnlich
nicht iſt, das Werck der Verſoͤhnung auch
eigentlich dem Sohne zukoͤmmt, ſo behaͤlt
man gedachte particulam billig in ihrer ge-
meinen Bedeutung: da ſie uns denn auf den
Stand der Gnaden und der Vereinigung
mit GOtt fuͤhret, in welcher die Glaͤubigen
an der Gnade, an der Gerechtigkeit Chriſti,
an der Vergebung der Suͤnden, an der
Kindſchaft und an den uͤbrigen Heyls-Guͤ-
ter, den ſeligen Genuß hatten von der zuge-
eigneten Verſoͤhnung Chriſti: daß demnach
geheiliget ſeyn in GOtt dem Vater ſo
viel iſt, als dergeſtalt verſoͤhnet und der
Verſoͤhnung theilhaftig worden ſeyn, daß
man daher in der ſeligen Vereinigung und
Gemeinſchaft mit GOtt ſtehe. Jn welchem
Verſtande die Corinthier Ep. 1. c. 1, 2. heiſ-
ſen geheiligte in Chriſto JEſu.
c. Behaltene in JEſu Chriſto werden die
Glaͤubigen genennet, auch nicht ohne Nach-
druck.
α. Das Woͤrtlein ἐν, in ſtehet nicht dabey:
daher die Worte [ἰ]ησοῦ χριςῷ im dativo koͤn-
nen genommen werden, daß der Verſtand
ſey, ſie wuͤrden bewahret JEſu Chriſto, ihm
zugefuͤhret und in der Zufuͤhrung und Zube-
reitung aufgehoben, als eine Braut ihrem
Braͤutigam Matth. 25, 1. u. f. 2 Cor. 11, 2.
Eph. 5, 27. wie man denn auch das verbum
τηρ[fremdsprachliches Material]ν mit dem dativo conſtruiret findet
2 Cor. 11, 9. 2 Petr. 2, 17. aber es iſt doch
fuͤglicher, wenn man bey den Worten JE-
ſu Chriſto
das vorhergehende Woͤrtlein ἐν
in im Sinne wiederhohlet, und bey der U-
berſetzung Lutheri bleibet, da es heißt: Die
da geheiliget ſind in GOtt dem Vater
und behalten in Chriſto JEſu.
β. Es heißt demnach behalten ſeyn in Chri-
ſto JEſu
ſo viel als in ſeiner Gemeinſchaft
ſtehen, und in der Ordnung der Vereini-
gung mit ihm, und alſo im Stande der Gna-
den von ihm bewahret und erhalten werden.
Von welcher Erhaltung man ſehe Joh. 10,
29. c. 17, 11. 12. 1 Cor. 1, 8. 9. Phil. 1, 6. Hebr.
12, 2. 1 Pet. 1, 5. c. 5, 10.
γ. Dieſe
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[764/0764] Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 1. Matth. 13, 55. Marc. 6, 3. Gal. 1, 19. und bey der erſten Kirche, ſonderlich zu Jeruſalem, gleichſam als eine Seule derſelben im groſſen Anſehen ſtunde Gal. 2, 19. Ap. Geſ. 15, 13. c. 26, 18. 2. Diejenigen, welchen der Apoſtel dieſen Brief geſchrieben hat, oder die erſten Chriſten, ſonderlich in Orient, nennet er berufene, gehei- ligte in GOtt dem Vater, und behaltene in JEſu Chriſto. a. Berufene waren ſie durch das Evangelium von Chriſto, nachdem ſie vorher, wie alle Men- ſchen von Natur, waren als die verlornen Schafe in der irre gegangen Jeſ. 53, 6. 1 Pet. 2, 25. Jn welchem Zuſtande die anklopfende und ziehende Gnade GOttes Joh. 6, 44. Off. 3, 20. ſie in wahrer Bekehrung hatte gebracht von der Finſterniß zum Lichte, von der Gewalt des Satans zu GOtt. Ap. Geſ. 26, 18. 1 Pet. 2, 9. Und ſolchergeſtalt waren ſie nicht allein κληϑέν- τ_ , ſondern auch ſolche κλητοὶ, welche der beru- fenden Stimme glaͤubige Folge geleiſtet hat- ten. Welches die Pflicht iſt aller, an welche ſie koͤmmt, auch noch heute zu Tage, da man be- rufen wird, nicht in der aͤuſſerlichen Gemein- ſchaft der Chriſtlichen und Evangeliſchen Kir- che ſtehen zu bleiben, ſondern ſich in der Ord- nung wahrer Hertzens-Aenderung in das Reich GOttes, welches iſt Gerechtigkeit, Frie- de und Freude in dem Heiligen Geiſte, bringen zu laſſen. b. Geheiligte waren ſie in GOtt dem Vater. α. Die Heiligung hatte die natuͤrliche Unrei- nigkeit der Suͤnde, der Schuld und Herr- ſchaft nach, zum Grunde, und beſtunde in der Erloͤſung und Verſoͤhnung Chriſti, und da- bey in der Zueignung des erworbenen Heils, welche in der Rechtſertigung vorgehet und die Vereinigung mit GOtt nebſt allen uͤbri- gen Heils Schaͤtzen mit ſich fuͤhret. Daß aber das Wort heiligen, geheiliget wer- den, oder geheiliget ſeyn nach dem Leviti- ſchen Gebrauche ſo viel ſey als verſoͤhnen, von der Suͤnde reinigen, das ſehe man Heb. 9, 13. da es heißt: So der Ochſen und der Boͤcke Blut, und die Aſche, von der Ku- he geſprenget, heiliget die Unreinen zur leiblichen Reinigkeit; wie vielmehr wird das Blut Chriſti, der ſich ſelbſt oh- ne allen Wandel durch den ewigen Geiſt GOtt geopfert hat, unſer Gewiſſen rei- nigen von den todten Wercken, zu die- nen dem lebendigen GOtt. Deßgleichen c. 10, 10. Jn welchem Willen wir ſind geheiliget, einmal geſchehen durch das Opfer des Leibes JEſu Chriſti. Und v. 14. Chriſtus hat mit einem Opfer in E- wigkeit vollendet die geheiliget wer- den. Ferner v. 19. Der das Blut des Te- ſtaments unrein achtet, durch welches er geheiliget, das iſt, verſoͤhnet, iſt. Und c. 13, 12. Darum auch JEſus, auf daß er heiligte das Volck durch ſein eigen Blut, hat er gelitten auſſen vor dem Thore. Siehe auch Heb. 2, 11. 1 Cor. 1, 2. c. 6, 11. Eph. 5, 26. zwar gehet das Wort ἁγιάζειν heiligen an andern Orten auf die Erneuerung, aber alhier wird damit eigent- lich auf die Erloͤſung geſehen, und zwar alſo, wie dieſelbe in der Ordnung der Bekehrung und Erneuerung angenommen iſt: auf wel- che Art die andere mit der erſten verwandte Bedeutung alhier mit eingeſchloſſen iſt. β. Das Woͤrtlein in, in GOtt dem Vater, koͤnte zwar wol in dem Verſtande genom- men werden, daß es ſo viel hieſſe, als von: wie wir es denn alſo finden Luc. 4, 1. alwo ſtehet, JEſus ward ἐν τῷ πνεύματι, im Gei- ſte, das iſt, vom Geiſte, wie es der ſel. Lu- therus gar recht uͤberſetzet hat, in die Wuͤ- ſten gefuͤhret; wie denn dafuͤr Matth. 4, 1. das Woͤrtlein ὑπὸ ſtehet; die Verſoͤhnung auch wohl ſonſt dem Vater zugeſchrieben wird. z. E. 2 Cor. 5, 19. Weil doch aber die- ſe Bedeutung deſſelben ſo gar gewoͤhnlich nicht iſt, das Werck der Verſoͤhnung auch eigentlich dem Sohne zukoͤmmt, ſo behaͤlt man gedachte particulam billig in ihrer ge- meinen Bedeutung: da ſie uns denn auf den Stand der Gnaden und der Vereinigung mit GOtt fuͤhret, in welcher die Glaͤubigen an der Gnade, an der Gerechtigkeit Chriſti, an der Vergebung der Suͤnden, an der Kindſchaft und an den uͤbrigen Heyls-Guͤ- ter, den ſeligen Genuß hatten von der zuge- eigneten Verſoͤhnung Chriſti: daß demnach geheiliget ſeyn in GOtt dem Vater ſo viel iſt, als dergeſtalt verſoͤhnet und der Verſoͤhnung theilhaftig worden ſeyn, daß man daher in der ſeligen Vereinigung und Gemeinſchaft mit GOtt ſtehe. Jn welchem Verſtande die Corinthier Ep. 1. c. 1, 2. heiſ- ſen geheiligte in Chriſto JEſu. c. Behaltene in JEſu Chriſto werden die Glaͤubigen genennet, auch nicht ohne Nach- druck. α. Das Woͤrtlein ἐν, in ſtehet nicht dabey: daher die Worte ἰησοῦ χριςῷ im dativo koͤn- nen genommen werden, daß der Verſtand ſey, ſie wuͤrden bewahret JEſu Chriſto, ihm zugefuͤhret und in der Zufuͤhrung und Zube- reitung aufgehoben, als eine Braut ihrem Braͤutigam Matth. 25, 1. u. f. 2 Cor. 11, 2. Eph. 5, 27. wie man denn auch das verbum τηρ_ ν mit dem dativo conſtruiret findet 2 Cor. 11, 9. 2 Petr. 2, 17. aber es iſt doch fuͤglicher, wenn man bey den Worten JE- ſu Chriſto das vorhergehende Woͤrtlein ἐν in im Sinne wiederhohlet, und bey der U- berſetzung Lutheri bleibet, da es heißt: Die da geheiliget ſind in GOtt dem Vater und behalten in Chriſto JEſu. β. Es heißt demnach behalten ſeyn in Chri- ſto JEſu ſo viel als in ſeiner Gemeinſchaft ſtehen, und in der Ordnung der Vereini- gung mit ihm, und alſo im Stande der Gna- den von ihm bewahret und erhalten werden. Von welcher Erhaltung man ſehe Joh. 10, 29. c. 17, 11. 12. 1 Cor. 1, 8. 9. Phil. 1, 6. Hebr. 12, 2. 1 Pet. 1, 5. c. 5, 10. γ. Dieſe

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/764>, abgerufen am 24.11.2024.