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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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V. 4. des Briefes Judä.
[Spaltenumbruch] ist zu verstehen von dem gnädigen Willen
GOttes, welcher in Christo zu unserer Erlö-
sung und Versöhnung, und folglich von unse-
rer Befreyung von der Schuld und Strafe
der Sünden, von dem Fluche und Joche des
Gesetzes, von dem Zorne GOttes und der ewi-
gen Verdammniß durch das Evangelium ge-
offenbaret ist. Joh. 1, 17.
c. Der Muthwille, darauf diese Gnade gezo-
gen wurde, war allerhand herrschende Gottlo-
sigkeit und alles ungöttliche Wesen. Und da
es insonderheit in die grobe Wollust des Flei-
sches am meisten ausbrach, so ist es mit dem
Worte aselgeia, Unzucht benennet.
d. Auf einen solchen Muthwillen wurde die
Gnade gezogen und verkehret, nemlich also,
daß man zwar die Erlösung Christi zur Ver-
gebung der Sünden hat wollen gelten lassen,
nicht aber auch dazu, daß auch in uns der
Sünden Herrschaft, darinnen die Wercke des
Teufels sind, zu deren Zerstörung der Sohn
GOttes gekommen ist 1 Joh. 3, 8. solte aufge-
hoben und also alles ungöttliche Wesen mit
den weltlichen Lüsten verleugnet und hinweg
genommen werden. Und also verkehrten sie
die Christliche Freyheit in eine Frechheit und
fleischliche Sicherheit. Es waren solche Leu-
te, wider welche Paulus spricht: Röm. 6, 1.
Sollen wir in der Sünde beharren, auf
daß die Gnade desto mächtiger werde?
das sey ferne.
Und v. 15. Sollen wir sün-
digen, dieweil wir nicht unter dem Gese-
tze sind, sondern unter der Gnade? das
sey ferne. Diese richteten Zertrennung
und Aergerniß in der Lehre an, und die-
neten nicht dem HErrn JEsu, sondern
ihrem Bauche; und durch süsse Worte
und prächtige Rede verführeten sie die
unschuldige Hertzen. c.
16, 17. 18. Jhre Jrr-
Lehre von der Indifferentz und Zuläßigkeit
aller Welt-Eitelkeit und Lust-Handlungen
war die verführische Lock-Speise, womit sie,
als selbst Knechte des Verderbens, unter
dem Vorwand der Freyheit, die Leute sün-
digen machten, und zu aller Frechheit und
fleischlichen Sicherheit verleiteten 2 Pet. 2,
19. u. f.

5. Die letztern Worte gereichen zur Erläu-
terung der erstern und zeigen an, wozu der so
schändliche Mißbrauch der Gnade ausgeschlagen
sey, nemlich zur Verleugnung Christi. Dabey
insonderheit folgendes zu mercken ist:

a. Die Worte: GOtt und unsern HErrn
JEsum Christum, den einigen Herrscher,

gehen auf den Sohn GOttes: welches aus
folgenden Gründen erhellet:
a. Weil, wofern durch diese Worte nicht der
Sohn GOttes, sondern der Vater, oder
überhaupt GOtt nach seinem Wesen wäre
verstanden worden, die Verführer weder
Juden noch vernünftige Heyden, vielweni-
ger Christen, sondern offenbare Atheisten
würden gewesen seyn. Welches doch nicht
seyn kan, da sie sich unter die Christen mit
[Spaltenumbruch] eingeschlichen, und sich zur Christlichen Reli-
gion mit bekennt haben; wie man aus dem
folgenden Contexte dieses Briefes siehet.
So hätten auch die Glaubigen von bloß
atheistischen Menschen keine besondere Ge-
fahr der Verführung gehabt.
b. Weil der Parell-Ort 2 Pet. 1, 1. diesen
Verstand erfodert: als woselbst von ihnen
gesaget wird, daß sie unter dem Christen-
Volcke solche falsche Lehrer sind, welche
den HErrn, der sie erkaufet hat,
(das ist,
den Sohn GOttes, ihren Erlöser) verleu-
gnen,
und damit über sich ein schnell Ver-
dammniß ziehen.
g. Weil, was alhier von dem Sohne GOt-
tes gesaget wird, daß er GOtt und unser
Herrscher sey, auch sonst an so vielen andern
Orten von ihm stehet, und ihm also zu-
kömmt. Denn gleichwie er etliche hundert
mal genennet wird o kurios, der HErr, der
Jehovah, welches Wort alhier zur Er-
läuterung des vorhergehenden despotes,
Herrscher, dienet: also heißt er ja auch
sonst an so vielen Orten ausdrücklich GOtt,
als: Joh. 1, 1. u. f. GOTT, der als das
Wort vor der Schöpfung der Welt bey
dem Vater war und selbst der Schöpfer ist.
GOtt und HErr, welchen Thomas gläu-
big und göttlich verehrete und anbetete. c.
20, 28. GOTT der seine Gemeine der
menschlichen Natur nach mit seinem eignen
Blute erworben hat. Ap. Ges. 20, 28. GOtt
der im Fleische zum grossen Geheimnisse der
Gottseligkeit geoffenbaret ist 1 Tim. 3, 16.
Und da das Wort GOTT, wenn es ohne
Beysatz eines auf die Creatur gehenden
Worts gebrauchet wird, an sich schon im
neuen Testamente allein von dem wahren
ewigen GOTT gebrauchet wird, so stehet
es an einigen Orten, zu so viel mehrern
Nachdruck, mit empharischen Beyworten
von Christo, als z. E. Röm. 9, 5. GOtt
über alles gelobet in Ewigkeit.
Tit. 2, 13.
Der grosse GOtt. 1 Joh. 5, 20. Der wah-
re GOtt und das ewige Leben.
Da nun
dieser dreyfache Erweis veste stehet, so ist es
als nicht vergebens anzusehen, daß der Ar-
ticulus
ton vor den sämtlichen Worten oh-
ne Wiederholung stehet; da er, wofern die
Worte: der einige Herrscher, GOTT,
nicht auf die Person Christi gingen, vor den
letztern Worten kurion u. f. würde noch ein-
mal gesetzet worden seyn. Und folglich ste-
het die particula ka[fremdsprachliches Material], und zwischen solchen
Worten nicht als copulativa, welche das,
was von einander unterschieden ist, mit ein-
ander verbindet; sondern als declarati-
va,
welche anzeiget, daß das nachfolgende
zur Erläuterung des vorhergehenden diene:
wie es sonst gar oft gebrauchet wird, son-
derlich von GOTT dem Vater z. E. Eph.
1, 3. GOtt und der Vater (das ist, GOtt,
der ist der Vater) unsers HErrn JEsu
Christi.
u. s. w.
b. Das
V. 4. des Briefes Judaͤ.
[Spaltenumbruch] iſt zu verſtehen von dem gnaͤdigen Willen
GOttes, welcher in Chriſto zu unſerer Erloͤ-
ſung und Verſoͤhnung, und folglich von unſe-
rer Befreyung von der Schuld und Strafe
der Suͤnden, von dem Fluche und Joche des
Geſetzes, von dem Zorne GOttes und der ewi-
gen Verdammniß durch das Evangelium ge-
offenbaret iſt. Joh. 1, 17.
c. Der Muthwille, darauf dieſe Gnade gezo-
gen wurde, war allerhand herrſchende Gottlo-
ſigkeit und alles ungoͤttliche Weſen. Und da
es inſonderheit in die grobe Wolluſt des Flei-
ſches am meiſten ausbrach, ſo iſt es mit dem
Worte ἀσέλγεια, Unzucht benennet.
d. Auf einen ſolchen Muthwillen wurde die
Gnade gezogen und verkehret, nemlich alſo,
daß man zwar die Erloͤſung Chriſti zur Ver-
gebung der Suͤnden hat wollen gelten laſſen,
nicht aber auch dazu, daß auch in uns der
Suͤnden Herrſchaft, darinnen die Wercke des
Teufels ſind, zu deren Zerſtoͤrung der Sohn
GOttes gekommen iſt 1 Joh. 3, 8. ſolte aufge-
hoben und alſo alles ungoͤttliche Weſen mit
den weltlichen Luͤſten verleugnet und hinweg
genommen werden. Und alſo verkehrten ſie
die Chriſtliche Freyheit in eine Frechheit und
fleiſchliche Sicherheit. Es waren ſolche Leu-
te, wider welche Paulus ſpricht: Roͤm. 6, 1.
Sollen wir in der Suͤnde beharren, auf
daß die Gnade deſto maͤchtiger werde?
das ſey ferne.
Und v. 15. Sollen wir ſuͤn-
digen, dieweil wir nicht unter dem Geſe-
tze ſind, ſondern unter der Gnade? das
ſey ferne. Dieſe richteten Zertrennung
und Aergerniß in der Lehre an, und die-
neten nicht dem HErrn JEſu, ſondern
ihrem Bauche; und durch ſuͤſſe Worte
und praͤchtige Rede verfuͤhreten ſie die
unſchuldige Hertzen. c.
16, 17. 18. Jhre Jrr-
Lehre von der Indifferentz und Zulaͤßigkeit
aller Welt-Eitelkeit und Luſt-Handlungen
war die verfuͤhriſche Lock-Speiſe, womit ſie,
als ſelbſt Knechte des Verderbens, unter
dem Vorwand der Freyheit, die Leute ſuͤn-
digen machten, und zu aller Frechheit und
fleiſchlichen Sicherheit verleiteten 2 Pet. 2,
19. u. f.

5. Die letztern Worte gereichen zur Erlaͤu-
terung der erſtern und zeigen an, wozu der ſo
ſchaͤndliche Mißbrauch der Gnade ausgeſchlagen
ſey, nemlich zur Verleugnung Chriſti. Dabey
inſonderheit folgendes zu mercken iſt:

a. Die Worte: GOtt und unſern HErrn
JEſum Chriſtum, den einigen Herrſcher,

gehen auf den Sohn GOttes: welches aus
folgenden Gruͤnden erhellet:
α. Weil, wofern durch dieſe Worte nicht der
Sohn GOttes, ſondern der Vater, oder
uͤberhaupt GOtt nach ſeinem Weſen waͤre
verſtanden worden, die Verfuͤhrer weder
Juden noch vernuͤnftige Heyden, vielweni-
ger Chriſten, ſondern offenbare Atheiſten
wuͤrden geweſen ſeyn. Welches doch nicht
ſeyn kan, da ſie ſich unter die Chriſten mit
[Spaltenumbruch] eingeſchlichen, und ſich zur Chriſtlichen Reli-
gion mit bekennt haben; wie man aus dem
folgenden Contexte dieſes Briefes ſiehet.
So haͤtten auch die Glaubigen von bloß
atheiſtiſchen Menſchen keine beſondere Ge-
fahr der Verfuͤhrung gehabt.
β. Weil der Parell-Ort 2 Pet. 1, 1. dieſen
Verſtand erfodert: als woſelbſt von ihnen
geſaget wird, daß ſie unter dem Chriſten-
Volcke ſolche falſche Lehrer ſind, welche
den HErrn, der ſie erkaufet hat,
(das iſt,
den Sohn GOttes, ihren Erloͤſer) verleu-
gnen,
und damit uͤber ſich ein ſchnell Veꝛ-
dammniß ziehen.
γ. Weil, was alhier von dem Sohne GOt-
tes geſaget wird, daß er GOtt und unſer
Herrſcher ſey, auch ſonſt an ſo vielen andern
Orten von ihm ſtehet, und ihm alſo zu-
koͤmmt. Denn gleichwie er etliche hundert
mal genennet wird ὁ κύριος, der HErr, der
Jehovah, welches Wort alhier zur Er-
laͤuterung des vorhergehenden δεσπότης,
Herrſcher, dienet: alſo heißt er ja auch
ſonſt an ſo vielen Orten ausdruͤcklich GOtt,
als: Joh. 1, 1. u. f. GOTT, der als das
Wort vor der Schoͤpfung der Welt bey
dem Vater war und ſelbſt der Schoͤpfer iſt.
GOtt und HErr, welchen Thomas glaͤu-
big und goͤttlich verehrete und anbetete. c.
20, 28. GOTT der ſeine Gemeine der
menſchlichen Natur nach mit ſeinem eignen
Blute erworben hat. Ap. Geſ. 20, 28. GOtt
der im Fleiſche zum groſſen Geheimniſſe der
Gottſeligkeit geoffenbaret iſt 1 Tim. 3, 16.
Und da das Wort GOTT, wenn es ohne
Beyſatz eines auf die Creatur gehenden
Worts gebrauchet wird, an ſich ſchon im
neuen Teſtamente allein von dem wahren
ewigen GOTT gebrauchet wird, ſo ſtehet
es an einigen Orten, zu ſo viel mehrern
Nachdruck, mit emphariſchen Beyworten
von Chriſto, als z. E. Roͤm. 9, 5. GOtt
uͤber alles gelobet in Ewigkeit.
Tit. 2, 13.
Der groſſe GOtt. 1 Joh. 5, 20. Der wah-
re GOtt und das ewige Leben.
Da nun
dieſer dreyfache Erweis veſte ſtehet, ſo iſt es
als nicht vergebens anzuſehen, daß der Ar-
ticulus
τὸν vor den ſaͤmtlichen Worten oh-
ne Wiederholung ſtehet; da er, wofern die
Worte: der einige Herrſcher, GOTT,
nicht auf die Perſon Chriſti gingen, vor den
letztern Worten κύριον u. f. wuͤrde noch ein-
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Worten nicht als copulativa, welche das,
was von einander unterſchieden iſt, mit ein-
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[769/0769] V. 4. des Briefes Judaͤ. iſt zu verſtehen von dem gnaͤdigen Willen GOttes, welcher in Chriſto zu unſerer Erloͤ- ſung und Verſoͤhnung, und folglich von unſe- rer Befreyung von der Schuld und Strafe der Suͤnden, von dem Fluche und Joche des Geſetzes, von dem Zorne GOttes und der ewi- gen Verdammniß durch das Evangelium ge- offenbaret iſt. Joh. 1, 17. c. Der Muthwille, darauf dieſe Gnade gezo- gen wurde, war allerhand herrſchende Gottlo- ſigkeit und alles ungoͤttliche Weſen. Und da es inſonderheit in die grobe Wolluſt des Flei- ſches am meiſten ausbrach, ſo iſt es mit dem Worte ἀσέλγεια, Unzucht benennet. d. Auf einen ſolchen Muthwillen wurde die Gnade gezogen und verkehret, nemlich alſo, daß man zwar die Erloͤſung Chriſti zur Ver- gebung der Suͤnden hat wollen gelten laſſen, nicht aber auch dazu, daß auch in uns der Suͤnden Herrſchaft, darinnen die Wercke des Teufels ſind, zu deren Zerſtoͤrung der Sohn GOttes gekommen iſt 1 Joh. 3, 8. ſolte aufge- hoben und alſo alles ungoͤttliche Weſen mit den weltlichen Luͤſten verleugnet und hinweg genommen werden. Und alſo verkehrten ſie die Chriſtliche Freyheit in eine Frechheit und fleiſchliche Sicherheit. Es waren ſolche Leu- te, wider welche Paulus ſpricht: Roͤm. 6, 1. Sollen wir in der Suͤnde beharren, auf daß die Gnade deſto maͤchtiger werde? das ſey ferne. Und v. 15. Sollen wir ſuͤn- digen, dieweil wir nicht unter dem Geſe- tze ſind, ſondern unter der Gnade? das ſey ferne. Dieſe richteten Zertrennung und Aergerniß in der Lehre an, und die- neten nicht dem HErrn JEſu, ſondern ihrem Bauche; und durch ſuͤſſe Worte und praͤchtige Rede verfuͤhreten ſie die unſchuldige Hertzen. c. 16, 17. 18. Jhre Jrr- Lehre von der Indifferentz und Zulaͤßigkeit aller Welt-Eitelkeit und Luſt-Handlungen war die verfuͤhriſche Lock-Speiſe, womit ſie, als ſelbſt Knechte des Verderbens, unter dem Vorwand der Freyheit, die Leute ſuͤn- digen machten, und zu aller Frechheit und fleiſchlichen Sicherheit verleiteten 2 Pet. 2, 19. u. f. 5. Die letztern Worte gereichen zur Erlaͤu- terung der erſtern und zeigen an, wozu der ſo ſchaͤndliche Mißbrauch der Gnade ausgeſchlagen ſey, nemlich zur Verleugnung Chriſti. Dabey inſonderheit folgendes zu mercken iſt: a. Die Worte: GOtt und unſern HErrn JEſum Chriſtum, den einigen Herrſcher, gehen auf den Sohn GOttes: welches aus folgenden Gruͤnden erhellet: α. Weil, wofern durch dieſe Worte nicht der Sohn GOttes, ſondern der Vater, oder uͤberhaupt GOtt nach ſeinem Weſen waͤre verſtanden worden, die Verfuͤhrer weder Juden noch vernuͤnftige Heyden, vielweni- ger Chriſten, ſondern offenbare Atheiſten wuͤrden geweſen ſeyn. Welches doch nicht ſeyn kan, da ſie ſich unter die Chriſten mit eingeſchlichen, und ſich zur Chriſtlichen Reli- gion mit bekennt haben; wie man aus dem folgenden Contexte dieſes Briefes ſiehet. So haͤtten auch die Glaubigen von bloß atheiſtiſchen Menſchen keine beſondere Ge- fahr der Verfuͤhrung gehabt. β. Weil der Parell-Ort 2 Pet. 1, 1. dieſen Verſtand erfodert: als woſelbſt von ihnen geſaget wird, daß ſie unter dem Chriſten- Volcke ſolche falſche Lehrer ſind, welche den HErrn, der ſie erkaufet hat, (das iſt, den Sohn GOttes, ihren Erloͤſer) verleu- gnen, und damit uͤber ſich ein ſchnell Veꝛ- dammniß ziehen. γ. Weil, was alhier von dem Sohne GOt- tes geſaget wird, daß er GOtt und unſer Herrſcher ſey, auch ſonſt an ſo vielen andern Orten von ihm ſtehet, und ihm alſo zu- koͤmmt. Denn gleichwie er etliche hundert mal genennet wird ὁ κύριος, der HErr, der Jehovah, welches Wort alhier zur Er- laͤuterung des vorhergehenden δεσπότης, Herrſcher, dienet: alſo heißt er ja auch ſonſt an ſo vielen Orten ausdruͤcklich GOtt, als: Joh. 1, 1. u. f. GOTT, der als das Wort vor der Schoͤpfung der Welt bey dem Vater war und ſelbſt der Schoͤpfer iſt. GOtt und HErr, welchen Thomas glaͤu- big und goͤttlich verehrete und anbetete. c. 20, 28. GOTT der ſeine Gemeine der menſchlichen Natur nach mit ſeinem eignen Blute erworben hat. Ap. Geſ. 20, 28. GOtt der im Fleiſche zum groſſen Geheimniſſe der Gottſeligkeit geoffenbaret iſt 1 Tim. 3, 16. Und da das Wort GOTT, wenn es ohne Beyſatz eines auf die Creatur gehenden Worts gebrauchet wird, an ſich ſchon im neuen Teſtamente allein von dem wahren ewigen GOTT gebrauchet wird, ſo ſtehet es an einigen Orten, zu ſo viel mehrern Nachdruck, mit emphariſchen Beyworten von Chriſto, als z. E. Roͤm. 9, 5. GOtt uͤber alles gelobet in Ewigkeit. Tit. 2, 13. Der groſſe GOtt. 1 Joh. 5, 20. Der wah- re GOtt und das ewige Leben. Da nun dieſer dreyfache Erweis veſte ſtehet, ſo iſt es als nicht vergebens anzuſehen, daß der Ar- ticulus τὸν vor den ſaͤmtlichen Worten oh- ne Wiederholung ſtehet; da er, wofern die Worte: der einige Herrſcher, GOTT, nicht auf die Perſon Chriſti gingen, vor den letztern Worten κύριον u. f. wuͤrde noch ein- mal geſetzet worden ſeyn. Und folglich ſte- het die particula κα_ , und zwiſchen ſolchen Worten nicht als copulativa, welche das, was von einander unterſchieden iſt, mit ein- ander verbindet; ſondern als declarati- va, welche anzeiget, daß das nachfolgende zur Erlaͤuterung des vorhergehenden diene: wie es ſonſt gar oft gebrauchet wird, ſon- derlich von GOTT dem Vater z. E. Eph. 1, 3. GOtt und der Vater (das iſt, GOtt, der iſt der Vater) unſers HErrn JEſu Chriſti. u. ſ. w. b. Das

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/769>, abgerufen am 24.11.2024.