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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung V. 14.
[Spaltenumbruch] derlich unter den sieben Posaunen die sie-
bende
und letztere zu mercken. Denn von
derselben heißt es zum voraus; ehe sie noch
beschrieben wird c. 10, 7. Jn den Tagen
der Stimme des siebenden Engels,
wenn er posaunen wird, so soll vollen-
det werden das Geheimniß GOttes,
wie er hat verkündiget seinen Knech-
ten, den Propheten.
Und da c. 11, 15.
der siebende Engel posaunete, wurden gros-
se Stimmen vom Himmel, die sprechen:
Es sind die Reiche der Welt unsers
HErrn und seines Christus worden,
und er wird regieren von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
g. Da nun das alsdenn zuvollendende Ge-
heimniß GOttes mannigfaltig seyn wird,
so wird darunter eines der Haupt-Stücke
in der Verwandelung der lebendig er-
fundenen Menschen,
insonderheit der
Gläubigen, welche nach dem Exempel He-
noch ein göttliches Leben geführet haben, be-
stehen: welche denn bey derselben ihre Him-
melfahrt halten werden.
d. Und eben dieses ist es, was Paulus 1 Cor.
15, 51. 52. mit ausdrücklichen Worten vor-
stellet, wenn er spricht: Siehe ich sage
euch ein Geheimniß,
(das in der sieben-
den Posaune zuvollendende Geheimniß:)
Wir werden nicht alle entschlafen; wir
werden aber alle verwandelt werden,
und dasselbe plötzlich in einem Augen-
blick, zur Zeit der letzten
(oder sieben-
den) Posaune. Denn es wird die Po-
saune schallen, und die Todten werden
auferstehen unvreweslich, und wir wer-
den verwandelt werden.
e. Zur mehrern Erläuterung dieses Orts ge-
höret das was wir sowol von der Verwan-
delung, als von der Zukunft Christi 1 Thess.
4, 16. 17. finden. Und da die Prophecey-
ung Henochs eben auf die Sachen gehet,
welche zur Zeit der siebenden Posaune ge-
schehen werden, so hat man so viel weniger zu
zweifeln, daß der Apostel mit der Mel-
dung der geheimen Siebenzahl vom He-
noch darauf gesehen, und Henochs Ver-
wandelung, ausser dem Vorbilde von der
Himmelfahrt Christi, auch die künftige zur
Zeit der siebenden Posaune zuerwartende
Verwandelung der Gläubigen repraesen-
tir
et habe. Welchergestalt sich aber die
Zeit der siebenden Posaune erstrecke über
den gantzen periodum des siebenden Sie-
gels, an dessen Ende die allgemeine Auf-
erstehung der Todten geschiehet, und das
allgemeine, oder letzte Welt-Gerichte ge-
halten wird, das sehe man Off. 20, 11. u. f.

2. Da nun Henoch in seinem göttlichen Le-
ben und in seiner Verwandelung und Himmel-
fahrt ein so herrliches Vorbild von CHristo und
seinen Gliedern gewesen ist, so kan man sich von
ihm soviel eher vorstellen, was er für eine herrli-
che prophetische Gabe gehabt habe. Jn dieser hat
er unter andern auch die Zukunft Christi zum
[Spaltenumbruch] Gericht verkündiget. Da denn Judas dasjeni-
ge, was Henoch von den Gottlosen, und son-
derlich den Cainiten seiner Zeit überhaupt in An-
sehung ihres künftigen Gerichts geweissaget hat,
insonderheit auf die damaligen verführischen
Menschen, die jenen Cainiten nach v. 11. gleich wa-
ren, mit recht appliciret, und uns damit zugleich
lehret, wie man es mit allen gemeinen Verheissun-
gen und Dräuungen machen soll nemlich man soll
sie auf alle Zeiten appliciren, sonderlich in Anse-
hung des künftigen grossen Welt-Gerichts, da
sie zu ihrer rechten Ausführung kommen werden.
Daß aber Henoch solte eine Schrift seiner Weis-
sagungen hinterlassen, und Judas die angeführ-
ten Worte daraus genommen haben, das ist nicht
erweislich. Die göttliche Eingebung war bey ihm
zu dieser Aufzeichnung hinlänglich: die denn auch
das, was er etwa dißfalls aus alter jüdischer Tra-
dition
gewust haben mag, reguliret hat.

3. Jn der Weissagung selbst finden wir die-
se drey Stücke: erstlich die Zukunft des Rich-
ters,
hernach die zu richtende Personen, und
denn das Gericht selbst: Bey dem ersten
Stücke ist folgendes zu mercken:

a. Der HERR, dem die Zukunft zugeeignet
wird, ist der Sohn GOttes: als welcher, wie
er, nach dem er, als der Engel des HErrn, die
Kinder Jsrael aus Egypten geführet hatte und
in der Wolcken-Seule vor ihnen hergezogen
war, aus derselben auf dem Berge Sinai das
Gesetz gegeben hatte; also auch am jüngsten
Gericht nach demselben die Execution verrich-
ten wird. Daß ihm auch sonst das grosse Werck
des letztern Welt-Gerichts zugeeignet werde,
ist aus so vielen Orten der heiligen Schrift be-
kannt; wie es denn auch mit seiner Zukunft
darauf angeschen ist. Und was er dißfals nach
der göttlichen Natur hatte, das hat er nach der
menschlichen empfangen, nach Joh. 5, 22.
Apost. Gesch. 17, 31
b. Der Comitat des Richters wird bestehen
in vielen tausend Heiligen theils Engeln,
theils Menschen; nemlich allen auserwehlten,
welche unmittelbar vor dem Gerichte theils
durch die Auferstehung, theils durch die Ver-
wandelung ihre verklärte Leiber werden empfan-
gen haben, und als schon absolvirte gleichsam
mit Christo zum Gerichte sitzen, nach Zach. 14.
4. 5. Matth. 19, 28. 1 Cor. 6, 2. 3. Offenb. 19, 14.
Siehe auch Dan. 7, 10. Matth. 25, 31. Apost.
Gesch. 1, 11. 2 Thess. 1, 7, 10.

4. Die zu richtende, und zwar also, daß sie
verdammet werden, sind die Gottlosen: wel-
che alhier benennet werden:

a. Nach ihren gemeinen und bösen Namen,
da sie heissen erstlich Gottlose, und hernach
die Gottlosen Sünder, und zwar amartoloi,
recht grobe Sünder, welche aus der
Sünde ein recht Handwerck gemacht und
damit ihr Maß erfüllet haben. Da denn
dem allgemeinen Gericht sich kein eintziger
entziehen wird, und sonderlich diejenigen, wel-
che auf der Welt den weltlichen Richtern ent-
gangen sind, ihren wohl verdienten Lohn emp-
fangen
Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 14.
[Spaltenumbruch] derlich unter den ſieben Poſaunen die ſie-
bende
und letztere zu mercken. Denn von
derſelben heißt es zum voraus; ehe ſie noch
beſchrieben wird c. 10, 7. Jn den Tagen
der Stimme des ſiebenden Engels,
wenn er poſaunen wird, ſo ſoll vollen-
det werden das Geheimniß GOttes,
wie er hat verkuͤndiget ſeinen Knech-
ten, den Propheten.
Und da c. 11, 15.
der ſiebende Engel poſaunete, wurden groſ-
ſe Stimmen vom Himmel, die ſprechen:
Es ſind die Reiche der Welt unſers
HErrn und ſeines Chriſtus worden,
und er wird regieren von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
γ. Da nun das alsdenn zuvollendende Ge-
heimniß GOttes mannigfaltig ſeyn wird,
ſo wird darunter eines der Haupt-Stuͤcke
in der Verwandelung der lebendig er-
fundenen Menſchen,
inſonderheit der
Glaͤubigen, welche nach dem Exempel He-
noch ein goͤttliches Leben gefuͤhret haben, be-
ſtehen: welche denn bey derſelben ihre Him-
melfahrt halten werden.
δ. Und eben dieſes iſt es, was Paulus 1 Cor.
15, 51. 52. mit ausdruͤcklichen Worten vor-
ſtellet, wenn er ſpricht: Siehe ich ſage
euch ein Geheimniß,
(das in der ſieben-
den Poſaune zuvollendende Geheimniß:)
Wir werden nicht alle entſchlafen; wir
werden aber alle verwandelt werden,
und daſſelbe ploͤtzlich in einem Augen-
blick, zur Zeit der letzten
(oder ſieben-
den) Poſaune. Denn es wird die Po-
ſaune ſchallen, und die Todten werden
auferſtehen unvꝛeweslich, und wir wer-
den verwandelt werden.
ε. Zur mehrern Erlaͤuterung dieſes Orts ge-
hoͤret das was wir ſowol von der Verwan-
delung, als von der Zukunft Chriſti 1 Theſſ.
4, 16. 17. finden. Und da die Prophecey-
ung Henochs eben auf die Sachen gehet,
welche zur Zeit der ſiebenden Poſaune ge-
ſchehen werden, ſo hat man ſo viel weniger zu
zweifeln, daß der Apoſtel mit der Mel-
dung der geheimen Siebenzahl vom He-
noch darauf geſehen, und Henochs Ver-
wandelung, auſſer dem Vorbilde von der
Himmelfahrt Chriſti, auch die kuͤnftige zur
Zeit der ſiebenden Poſaune zuerwartende
Verwandelung der Glaͤubigen repræſen-
tir
et habe. Welchergeſtalt ſich aber die
Zeit der ſiebenden Poſaune erſtrecke uͤber
den gantzen periodum des ſiebenden Sie-
gels, an deſſen Ende die allgemeine Auf-
erſtehung der Todten geſchiehet, und das
allgemeine, oder letzte Welt-Gerichte ge-
halten wird, das ſehe man Off. 20, 11. u. f.

2. Da nun Henoch in ſeinem goͤttlichen Le-
ben und in ſeiner Verwandelung und Himmel-
fahrt ein ſo herrliches Vorbild von CHriſto und
ſeinen Gliedern geweſen iſt, ſo kan man ſich von
ihm ſoviel eher vorſtellen, was er fuͤr eine herrli-
che prophetiſche Gabe gehabt habe. Jn dieſer hat
er unter andern auch die Zukunft Chriſti zum
[Spaltenumbruch] Gericht verkuͤndiget. Da denn Judas dasjeni-
ge, was Henoch von den Gottloſen, und ſon-
derlich den Cainiten ſeiner Zeit uͤberhaupt in An-
ſehung ihres kuͤnftigen Gerichts geweiſſaget hat,
inſonderheit auf die damaligen verfuͤhriſchen
Menſchen, die jenen Cainiten nach v. 11. gleich wa-
ren, mit recht appliciret, und uns damit zugleich
lehret, wie man es mit allen gemeinen Verheiſſun-
gen und Draͤuungen machen ſoll nemlich man ſoll
ſie auf alle Zeiten appliciren, ſonderlich in Anſe-
hung des kuͤnftigen groſſen Welt-Gerichts, da
ſie zu ihrer rechten Ausfuͤhrung kommen werden.
Daß aber Henoch ſolte eine Schrift ſeiner Weiſ-
ſagungen hinterlaſſen, und Judas die angefuͤhr-
ten Worte daraus genommen haben, das iſt nicht
erweislich. Die goͤttliche Eingebung war bey ihm
zu dieſer Aufzeichnung hinlaͤnglich: die denn auch
das, was er etwa dißfalls aus alter juͤdiſcher Tra-
dition
gewuſt haben mag, reguliret hat.

3. Jn der Weiſſagung ſelbſt finden wir die-
ſe drey Stuͤcke: erſtlich die Zukunft des Rich-
ters,
hernach die zu richtende Perſonen, und
denn das Gericht ſelbſt: Bey dem erſten
Stuͤcke iſt folgendes zu mercken:

a. Der HERR, dem die Zukunft zugeeignet
wird, iſt der Sohn GOttes: als welcher, wie
er, nach dem er, als der Engel des HErrn, die
Kinder Jſrael aus Egypten gefuͤhret hatte und
in der Wolcken-Seule vor ihnen hergezogen
war, aus derſelben auf dem Berge Sinai das
Geſetz gegeben hatte; alſo auch am juͤngſten
Gericht nach demſelben die Execution verrich-
ten wird. Daß ihm auch ſonſt das groſſe Werck
des letztern Welt-Gerichts zugeeignet werde,
iſt aus ſo vielen Orten der heiligen Schrift be-
kannt; wie es denn auch mit ſeiner Zukunft
darauf angeſchen iſt. Und was er dißfals nach
der goͤttlichen Natur hatte, das hat er nach der
menſchlichen empfangen, nach Joh. 5, 22.
Apoſt. Geſch. 17, 31
b. Der Comitat des Richters wird beſtehen
in vielen tauſend Heiligen theils Engeln,
theils Menſchen; nemlich allen auserwehlten,
welche unmittelbar vor dem Gerichte theils
durch die Auferſtehung, theils durch die Ver-
wandelung ihre veꝛklaͤrte Leibeꝛ werden empfan-
gen haben, und als ſchon abſolvirte gleichſam
mit Chriſto zum Gerichte ſitzen, nach Zach. 14.
4. 5. Matth. 19, 28. 1 Cor. 6, 2. 3. Offenb. 19, 14.
Siehe auch Dan. 7, 10. Matth. 25, 31. Apoſt.
Geſch. 1, 11. 2 Theſſ. 1, 7, 10.

4. Die zu richtende, und zwar alſo, daß ſie
verdammet werden, ſind die Gottloſen: wel-
che alhier benennet werden:

a. Nach ihren gemeinen und boͤſen Namen,
da ſie heiſſen erſtlich Gottloſe, und hernach
die Gottloſen Suͤnder, und zwar ἁμαρτωλοὶ,
recht grobe Suͤnder, welche aus der
Suͤnde ein recht Handwerck gemacht und
damit ihr Maß erfuͤllet haben. Da denn
dem allgemeinen Gericht ſich kein eintziger
entziehen wird, und ſonderlich diejenigen, wel-
che auf der Welt den weltlichen Richtern ent-
gangen ſind, ihren wohl verdienten Lohn emp-
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[778/0778] Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 14. derlich unter den ſieben Poſaunen die ſie- bende und letztere zu mercken. Denn von derſelben heißt es zum voraus; ehe ſie noch beſchrieben wird c. 10, 7. Jn den Tagen der Stimme des ſiebenden Engels, wenn er poſaunen wird, ſo ſoll vollen- det werden das Geheimniß GOttes, wie er hat verkuͤndiget ſeinen Knech- ten, den Propheten. Und da c. 11, 15. der ſiebende Engel poſaunete, wurden groſ- ſe Stimmen vom Himmel, die ſprechen: Es ſind die Reiche der Welt unſers HErrn und ſeines Chriſtus worden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. γ. Da nun das alsdenn zuvollendende Ge- heimniß GOttes mannigfaltig ſeyn wird, ſo wird darunter eines der Haupt-Stuͤcke in der Verwandelung der lebendig er- fundenen Menſchen, inſonderheit der Glaͤubigen, welche nach dem Exempel He- noch ein goͤttliches Leben gefuͤhret haben, be- ſtehen: welche denn bey derſelben ihre Him- melfahrt halten werden. δ. Und eben dieſes iſt es, was Paulus 1 Cor. 15, 51. 52. mit ausdruͤcklichen Worten vor- ſtellet, wenn er ſpricht: Siehe ich ſage euch ein Geheimniß, (das in der ſieben- den Poſaune zuvollendende Geheimniß:) Wir werden nicht alle entſchlafen; wir werden aber alle verwandelt werden, und daſſelbe ploͤtzlich in einem Augen- blick, zur Zeit der letzten (oder ſieben- den) Poſaune. Denn es wird die Po- ſaune ſchallen, und die Todten werden auferſtehen unvꝛeweslich, und wir wer- den verwandelt werden. ε. Zur mehrern Erlaͤuterung dieſes Orts ge- hoͤret das was wir ſowol von der Verwan- delung, als von der Zukunft Chriſti 1 Theſſ. 4, 16. 17. finden. Und da die Prophecey- ung Henochs eben auf die Sachen gehet, welche zur Zeit der ſiebenden Poſaune ge- ſchehen werden, ſo hat man ſo viel weniger zu zweifeln, daß der Apoſtel mit der Mel- dung der geheimen Siebenzahl vom He- noch darauf geſehen, und Henochs Ver- wandelung, auſſer dem Vorbilde von der Himmelfahrt Chriſti, auch die kuͤnftige zur Zeit der ſiebenden Poſaune zuerwartende Verwandelung der Glaͤubigen repræſen- tiret habe. Welchergeſtalt ſich aber die Zeit der ſiebenden Poſaune erſtrecke uͤber den gantzen periodum des ſiebenden Sie- gels, an deſſen Ende die allgemeine Auf- erſtehung der Todten geſchiehet, und das allgemeine, oder letzte Welt-Gerichte ge- halten wird, das ſehe man Off. 20, 11. u. f. 2. Da nun Henoch in ſeinem goͤttlichen Le- ben und in ſeiner Verwandelung und Himmel- fahrt ein ſo herrliches Vorbild von CHriſto und ſeinen Gliedern geweſen iſt, ſo kan man ſich von ihm ſoviel eher vorſtellen, was er fuͤr eine herrli- che prophetiſche Gabe gehabt habe. Jn dieſer hat er unter andern auch die Zukunft Chriſti zum Gericht verkuͤndiget. Da denn Judas dasjeni- ge, was Henoch von den Gottloſen, und ſon- derlich den Cainiten ſeiner Zeit uͤberhaupt in An- ſehung ihres kuͤnftigen Gerichts geweiſſaget hat, inſonderheit auf die damaligen verfuͤhriſchen Menſchen, die jenen Cainiten nach v. 11. gleich wa- ren, mit recht appliciret, und uns damit zugleich lehret, wie man es mit allen gemeinen Verheiſſun- gen und Draͤuungen machen ſoll nemlich man ſoll ſie auf alle Zeiten appliciren, ſonderlich in Anſe- hung des kuͤnftigen groſſen Welt-Gerichts, da ſie zu ihrer rechten Ausfuͤhrung kommen werden. Daß aber Henoch ſolte eine Schrift ſeiner Weiſ- ſagungen hinterlaſſen, und Judas die angefuͤhr- ten Worte daraus genommen haben, das iſt nicht erweislich. Die goͤttliche Eingebung war bey ihm zu dieſer Aufzeichnung hinlaͤnglich: die denn auch das, was er etwa dißfalls aus alter juͤdiſcher Tra- dition gewuſt haben mag, reguliret hat. 3. Jn der Weiſſagung ſelbſt finden wir die- ſe drey Stuͤcke: erſtlich die Zukunft des Rich- ters, hernach die zu richtende Perſonen, und denn das Gericht ſelbſt: Bey dem erſten Stuͤcke iſt folgendes zu mercken: a. Der HERR, dem die Zukunft zugeeignet wird, iſt der Sohn GOttes: als welcher, wie er, nach dem er, als der Engel des HErrn, die Kinder Jſrael aus Egypten gefuͤhret hatte und in der Wolcken-Seule vor ihnen hergezogen war, aus derſelben auf dem Berge Sinai das Geſetz gegeben hatte; alſo auch am juͤngſten Gericht nach demſelben die Execution verrich- ten wird. Daß ihm auch ſonſt das groſſe Werck des letztern Welt-Gerichts zugeeignet werde, iſt aus ſo vielen Orten der heiligen Schrift be- kannt; wie es denn auch mit ſeiner Zukunft darauf angeſchen iſt. Und was er dißfals nach der goͤttlichen Natur hatte, das hat er nach der menſchlichen empfangen, nach Joh. 5, 22. Apoſt. Geſch. 17, 31 b. Der Comitat des Richters wird beſtehen in vielen tauſend Heiligen theils Engeln, theils Menſchen; nemlich allen auserwehlten, welche unmittelbar vor dem Gerichte theils durch die Auferſtehung, theils durch die Ver- wandelung ihre veꝛklaͤrte Leibeꝛ werden empfan- gen haben, und als ſchon abſolvirte gleichſam mit Chriſto zum Gerichte ſitzen, nach Zach. 14. 4. 5. Matth. 19, 28. 1 Cor. 6, 2. 3. Offenb. 19, 14. Siehe auch Dan. 7, 10. Matth. 25, 31. Apoſt. Geſch. 1, 11. 2 Theſſ. 1, 7, 10. 4. Die zu richtende, und zwar alſo, daß ſie verdammet werden, ſind die Gottloſen: wel- che alhier benennet werden: a. Nach ihren gemeinen und boͤſen Namen, da ſie heiſſen erſtlich Gottloſe, und hernach die Gottloſen Suͤnder, und zwar ἁμαρτωλοὶ, recht grobe Suͤnder, welche aus der Suͤnde ein recht Handwerck gemacht und damit ihr Maß erfuͤllet haben. Da denn dem allgemeinen Gericht ſich kein eintziger entziehen wird, und ſonderlich diejenigen, wel- che auf der Welt den weltlichen Richtern ent- gangen ſind, ihren wohl verdienten Lohn emp- fangen

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/778>, abgerufen am 24.11.2024.