Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 2. v. 1. 2. an den Timotheum. [Spaltenumbruch]
sche Art aus der Fülle des Hertzens mit allerWilligkeit ausfliessen soll da es geschiehet pros eukhen, ad votum, nach dem Wunsch des Hertzens. Beydes aber, die Bitte und das Ge- bet, fliessen mit ein in die Fürbitte; als welche nur dieses besonders hat, daß sie auf andere gehet. Die Dancksagung aber gehet auf uns und auf andere, und sowol auf das Böse, davon wir befreyet werden, als das Gute, welches wir erhalten haben. 7. Das Wörtlein uper` fur heißt alhier 8. Wenn wir ermahnet werden fur alle 9. Daß unter die, für welche wir beten 10. Paulus setzet die Pflicht des Gebets 11. Wenn es Ungeübten an der Materie 12. Es kan einen wol nichts mehr zur Für- 13. Je mehr man aber für andere, sonder- 14. Jn der Fürbitte für andere lieget die V. 2. Fur die Könige (höchste Obrigkeiten, Anmerckungen. 1. Eine der besten und nutzbarsten Arten 2. Regieren obrigkeitliche Personen nicht 3. Was der politische Staat und das gan- tze
Cap. 2. v. 1. 2. an den Timotheum. [Spaltenumbruch]
ſche Art aus der Fuͤlle des Hertzens mit allerWilligkeit ausflieſſen ſoll da es geſchiehet πρὸς ἐυχὴν, ad votum, nach dem Wunſch des Hertzens. Beydes aber, die Bitte und das Ge- bet, flieſſen mit ein in die Fuͤrbitte; als welche nur dieſes beſonders hat, daß ſie auf andere gehet. Die Danckſagung aber gehet auf uns und auf andere, und ſowol auf das Boͤſe, davon wir befreyet werden, als das Gute, welches wir erhalten haben. 7. Das Woͤrtlein ὐπερ` fůr heißt alhier 8. Wenn wir ermahnet werden fůr alle 9. Daß unter die, fuͤr welche wir beten 10. Paulus ſetzet die Pflicht des Gebets 11. Wenn es Ungeuͤbten an der Materie 12. Es kan einen wol nichts mehr zur Fuͤr- 13. Je mehr man aber fuͤr andere, ſonder- 14. Jn der Fuͤrbitte fuͤr andere lieget die V. 2. Fůr die Koͤnige (hoͤchſte Obrigkeiten, Anmerckungen. 1. Eine der beſten und nutzbarſten Arten 2. Regieren obrigkeitliche Perſonen nicht 3. Was der politiſche Staat und das gan- tze
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Cap. 2. v. 1. 2. an den Timotheum.
ſche Art aus der Fuͤlle des Hertzens mit aller
Willigkeit ausflieſſen ſoll da es geſchiehet πρὸς
ἐυχὴν, ad votum, nach dem Wunſch des
Hertzens. Beydes aber, die Bitte und das Ge-
bet, flieſſen mit ein in die Fuͤrbitte; als welche
nur dieſes beſonders hat, daß ſie auf andere
gehet. Die Danckſagung aber gehet auf uns
und auf andere, und ſowol auf das Boͤſe, davon
wir befreyet werden, als das Gute, welches wir
erhalten haben.
7. Das Woͤrtlein ὐπερ` fůr heißt alhier
nicht ſo viel, als an ſtatt, wie es heißt in den
Worten: Chriſtus iſt fuͤr uns geſtorben;
ſondern ſo viel als zu gut, alſo daß fuͤr alle
Menſchen, ſo viel iſt, allen Menſchen zu gut.
Da denn aber von denen, welchen die Fuͤrbitte
zum Segen gereichen ſoll, erfodert wird, daß
ſie deſſelben faͤhig ſeyn muͤſſen, oder ſich doch
machen laſſen; wozu das Gebet anderer, da es
ſich auf die Fuͤrbitte Chriſti gruͤndet, auch etwas
mit beytragen kan. Laͤßt aber ſo mancher daſ-
ſelbe fuͤr uns bey ſich keinen Platz finden, ſo
koͤmmt der Segen auf den Fuͤrbitter wieder zu-
ruͤck. Gleichwie unſer Heyland von dem Gruſ-
ſe ſeiner Juͤnger, welcher eine Art des Gebets
war, Matth. 10, 12. 13. ſaget: Wo ihr in ein
Haus gehet, ſo grůſſet daſſelbe. Und ſo
es daſſelbige Haus wehrt iſt, wird euer
Friede auf ſie kommen. Jſt es aber nicht
wehrt, ſo wird ſich euer Friede wieder zu
euch wenden.
8. Wenn wir ermahnet werden fůr alle
Menſchen zu beten, ſo gehet der Zweck zuvor-
derſt dahin, daß wir beten ſollen, daß doch allen
Voͤlckern in der Welt, und darunter allen Perſo-
nen in Chriſto moͤge geholfen werden, und ſie zur
lebendigen Erkenntniß der Evangeliſchen Wahr-
heit kommen, als dahin der Wille GOtt ſelbſt
gehet. v. 4. Und werden darunter ſonderlich die-
jenigen verſtanden, welche uns vor andern ih-
ren Umſtaͤnden nach, darinnen ſie unſerer Fuͤr-
bitte beduͤrfen, ſonderlich bekannt werden, und
uns ſonderlich angehen, es ſey dem Leibe, oder
dem Gemuͤthe nach, als da ſind die leiblichen
und die geiſtlichen Anverwandten.
9. Daß unter die, fuͤr welche wir beten
ſollen, auch die Feinde gehoͤren, wiſſen wir
wie aus dem Exempel, alſo auch aus dem Be-
fehl Chriſti Matth. 5, 44. welchergeſtalt aber
Johannes von der Fuͤrbitte diejenigen, welche
auf eine gantz beſondere Art zum Tode ſuͤndi-
gen, ausgenommen habe 1 Ep. c. 5, 16. das wol-
len wir unten an ſeinem Orte erwegen.
10. Paulus ſetzet die Pflicht des Gebets
alhier in der Ermahnung billig voran, und
ſpricht πρῶτον πάντων, vor allen Dingen:
womit er denn anzeiget, wie viel am Gebet nach
allen ſeinen Gattungen gelegen ſey: wie denn
darinnen faſt alle uͤbrige Pflichten des Chri-
ſtenthums zuſammen flieſſen, oder wir doch der-
ſelben im Gebet uns dergeſtalt zu erinnern ha-
ben, daß wir uns durch GOttes Gnade ſuchen
dazu zu erwecken, und durch das Gebet aus der
Fuͤlle JEſu zu derſelben Ausuͤbung Kraft ſchoͤ-
pfen. Joh. 1, 16.
11. Wenn es Ungeuͤbten an der Materie
zum Gebet fehlet, ſo duͤrfen ſie nur dieſe vier
Gattungen deſſelben ſich vorſtellen, und dabey
fleißig in die Pruͤfung ihrer ſelbſt eingehen, da
ihnen denn boͤſes und gutes genug, ſo ihnen an-
lieget und noch ermangelt, vorkommen wird,
nebſt der Materie zur Fuͤrbitte und Danckſa-
gung.
12. Es kan einen wol nichts mehr zur Fuͤr-
bitte fuͤr andere bewegen, als wenn man ſich
die Regel Chriſti vorſtellet: Was ihr wollet,
daß euch die Leute thun ſollen, das thut
ihnen auch. Matth. 7, 12. Denn da man
wuͤnſchen wird, daß doch viele andere fuͤr einen
beten moͤchten, und zwar ſein glaͤubig und
ernſtlich: ſo wird man durch ſolchen ſeinen
Wunſch an ſeine eigne Pflicht erinnert.
13. Je mehr man aber fuͤr andere, ſonder-
lich wahrhaftig Glaͤubige, betet, iemehr wird
man auch des Segens von ihrer Fuͤrbitte theil-
haſtig in der Ordnung der geiſtlichen Gemein-
ſchaft, darinn man mit ihnen ſtehet, und der Faͤ-
higkeit, die man dadurch bekoͤmmt.
14. Jn der Fuͤrbitte fuͤr andere lieget die
reineſte Ubung der Liebe gegen andere; ſinte-
mal ſie gemeiniglich alſo insgeheim bewieſen
wird, daß der andere es nicht einmal weiß.
Daher denn die Abſicht auf GOttes Ehre dar-
innen ſo viel lauterer iſt.
V. 2.
Fůr die Koͤnige (hoͤchſte Obrigkeiten,
als da ſonderlich waren die Roͤmiſchen Kayſer,
welche von den Griechiſchen Scribenten pfleg-
ten mit dem Namen der Koͤnige genennet zu
werden. Siehe auch Eſraͤ 6, 10.) und fuͤr
alle Obrigkeit, (ὑπὲρ πάνταν ἐν ὁπεροχῆ
ὄντων, fuͤr alle, die uͤber andere erhaben ſind,
oder in einem hohen Anſehen ſtehen, als da ſind
die von den Roͤmiſchen Kayſern und Koͤnigen
geſetzte Stadthalter, Landes-Hauptleute, Land-
Voigte und Ober-Richter, u. ſ.w. welche 1 Pet.
2, 14. ἡγεμόνες, Hauptleute, die von dem Koͤ-
nige, oder Kayſer v. 15. geſandt oder beſtellet
worden, genennet werden,) auf daß wir ein
geruhiges und ſtilles (ein bey aͤußerlicher
Ruhe und Sicherheit vergnuͤgtes) Leben fuͤh-
ren moͤgen in aller Gottſeligkeit (innerlich
vor GOtt im Dienſte nach dem Geiſt und der
Wahrheit, und der daher entſtehenden) Ehr-
barkeit (und Gravitaͤt eines aͤußerlichen exem-
plariſchen und erbaulichen Wandels.)
Anmerckungen.
1. Eine der beſten und nutzbarſten Arten
der Steuren und Pflichten, welche man der
Obrigkeit ſchuldig iſt und abzutragen hat, iſt die-
ſe, daß man fuͤr ſie betet, auch fuͤr das durch ſie
empfangene Gute GOtt hertzlich dancket.
2. Regieren obrigkeitliche Perſonen nicht
alſo, wie ſie es nach ihrem Gewiſſen ſchuldig ſind,
ſo beten Chriſtliche Hertzen fuͤr ſie, an ſtatt, daß
andere wider ſie murren und ſich ſonſt unzufrie-
den bezeugen.
3. Was der politiſche Staat und das gan-
tze
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