Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

zunächst der Angriff der Flügelbauern gegen den fesselnden
Laufer. Doch muss man hiebei sehr vorsichtig zu Werke
gehen, namentlich wenn schon der König des gesperrten
Springers nach derselben Seite rochirt hat. Das Aufziehen
der Flügelbauern, also h 7--h 6 nebst L g 5--h 4 und g 7--g 5,
schwächt dann gewöhnlich den Rochadflügel in hohem Masse
und giebt den Officieren des Gegners nicht selten Gelegen-
heit, nach Umgehung der gezogenen Bauern auf den freien
König einzudringen. Mitunter kann sogar der Laufer oder
der Springer von f 3 aus auf g 5 geopfert werden. Die
besondere Anwendung aller dieser einzelnen Möglichkeiten
ist freilich von dem eigenthümlichen Entwickelungsgange
jeder Partie abhängig; meist wird man aber mit Erfolg nach
Oeffnung einer Linie für den Thurm streben. Endlich ist
noch zu erinnern, dass es allerdings zuweilen rathsam wer-
den kann, der Sperrung durch Bewegung der Thurmbauern
zuvorzukommen; in der speziellen Lehre von den Eröff-
nungen werden wir noch mehrere von den wenigen Fällen
dieser Art kennen lernen.

§. 175. Die Bildung eines Centrums wird in der
Königsbauereröffnung gewöhnlich durch den Zug c 2--c 3
eingeleitet; nur darf diese Absicht nicht zu früh und be-
sonders nicht vor der Entwickelung wichtigerer Steine aus-
geführt werden. Der Nachziehende vermag sonst durch
Gegenangriffe wie d 7--d 5 oder selbst f 7--f 5 theils das
Streben zu vereiteln, theils den Angriff sich in die Hände
zu spielen. Wir halten das Streben nach einem Centrum
deshalb erst nach der Entwicklung der Königsfiguren und
selbst nach Ausführung der Rochade für rathsam. Wird es
z. B. im Anfange 1. e 2--e 4 e 7--e 5 unmittelbar mit dem
nächsten Zuge ins Auge gefasst, 2. c 2--c 3, so kann nun
ohne Weiteres 2. d 7--d 5 mit Positionsvortheil folgen.
Geschieht 1. e 2--e 4 e 7--e 5; 2. S g 1--f 3 S b 8--c 6;
3. c 2--c 3, so kann sogar 3. f 7--f 5 versucht werden.
Auch im vierten Zuge 1. e 2--e 4 e 7--e 5; 3. S g 1--f 3
S b 8--c 6; 3. L f 1--c 4 L f 8--c 5; 4. c 2--c 3 ist dieser
Plan kaum rathsam, da die beste Fortsetzung 4. S g 8--f 6;
5. d 2--d 4 e 5--d 4: 6. e 4--e 5 d 7--d 5 7. L c 4--b 5

zunächst der Angriff der Flügelbauern gegen den fesselnden
Laufer. Doch muss man hiebei sehr vorsichtig zu Werke
gehen, namentlich wenn schon der König des gesperrten
Springers nach derselben Seite rochirt hat. Das Aufziehen
der Flügelbauern, also h 7—h 6 nebst L g 5—h 4 und g 7—g 5,
schwächt dann gewöhnlich den Rochadflügel in hohem Masse
und giebt den Officieren des Gegners nicht selten Gelegen-
heit, nach Umgehung der gezogenen Bauern auf den freien
König einzudringen. Mitunter kann sogar der Laufer oder
der Springer von f 3 aus auf g 5 geopfert werden. Die
besondere Anwendung aller dieser einzelnen Möglichkeiten
ist freilich von dem eigenthümlichen Entwickelungsgange
jeder Partie abhängig; meist wird man aber mit Erfolg nach
Oeffnung einer Linie für den Thurm streben. Endlich ist
noch zu erinnern, dass es allerdings zuweilen rathsam wer-
den kann, der Sperrung durch Bewegung der Thurmbauern
zuvorzukommen; in der speziellen Lehre von den Eröff-
nungen werden wir noch mehrere von den wenigen Fällen
dieser Art kennen lernen.

§. 175. Die Bildung eines Centrums wird in der
Königsbauereröffnung gewöhnlich durch den Zug c 2—c 3
eingeleitet; nur darf diese Absicht nicht zu früh und be-
sonders nicht vor der Entwickelung wichtigerer Steine aus-
geführt werden. Der Nachziehende vermag sonst durch
Gegenangriffe wie d 7—d 5 oder selbst f 7—f 5 theils das
Streben zu vereiteln, theils den Angriff sich in die Hände
zu spielen. Wir halten das Streben nach einem Centrum
deshalb erst nach der Entwicklung der Königsfiguren und
selbst nach Ausführung der Rochade für rathsam. Wird es
z. B. im Anfange 1. e 2—e 4 e 7—e 5 unmittelbar mit dem
nächsten Zuge ins Auge gefasst, 2. c 2—c 3, so kann nun
ohne Weiteres 2. d 7—d 5 mit Positionsvortheil folgen.
Geschieht 1. e 2—e 4 e 7—e 5; 2. S g 1—f 3 S b 8—c 6;
3. c 2—c 3, so kann sogar 3. f 7—f 5 versucht werden.
Auch im vierten Zuge 1. e 2—e 4 e 7—e 5; 3. S g 1—f 3
S b 8—c 6; 3. L f 1—c 4 L f 8—c 5; 4. c 2—c 3 ist dieser
Plan kaum rathsam, da die beste Fortsetzung 4. S g 8—f 6;
5. d 2—d 4 e 5—d 4: 6. e 4—e 5 d 7—d 5 7. L c 4—b 5

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0124" n="112"/>
zunächst der Angriff der Flügelbauern gegen den fesselnden<lb/>
Laufer. Doch muss man hiebei sehr vorsichtig zu Werke<lb/>
gehen, namentlich wenn schon der König des gesperrten<lb/>
Springers nach derselben Seite rochirt hat. Das Aufziehen<lb/>
der Flügelbauern, also <hi rendition="#i">h</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">h</hi> 6 nebst L <hi rendition="#i">g</hi> 5&#x2014;<hi rendition="#i">h</hi> 4 und <hi rendition="#i">g</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">g</hi> 5,<lb/>
schwächt dann gewöhnlich den Rochadflügel in hohem Masse<lb/>
und giebt den Officieren des Gegners nicht selten Gelegen-<lb/>
heit, nach Umgehung der gezogenen Bauern auf den freien<lb/>
König einzudringen. Mitunter kann sogar der Laufer oder<lb/>
der Springer von <hi rendition="#i">f</hi> 3 aus auf <hi rendition="#i">g</hi> 5 geopfert werden. Die<lb/>
besondere Anwendung aller dieser einzelnen Möglichkeiten<lb/>
ist freilich von dem eigenthümlichen Entwickelungsgange<lb/>
jeder Partie abhängig; meist wird man aber mit Erfolg nach<lb/>
Oeffnung einer Linie für den Thurm streben. Endlich ist<lb/>
noch zu erinnern, dass es allerdings zuweilen rathsam wer-<lb/>
den kann, der Sperrung durch Bewegung der Thurmbauern<lb/>
zuvorzukommen; in der speziellen Lehre von den Eröff-<lb/>
nungen werden wir noch mehrere von den wenigen Fällen<lb/>
dieser Art kennen lernen.</p><lb/>
                <p>§. 175. Die Bildung eines Centrums wird in der<lb/>
Königsbauereröffnung gewöhnlich durch den Zug <hi rendition="#i">c</hi> 2&#x2014;<hi rendition="#i">c</hi> 3<lb/>
eingeleitet; nur darf diese Absicht nicht zu früh und be-<lb/>
sonders nicht vor der Entwickelung wichtigerer Steine aus-<lb/>
geführt werden. Der Nachziehende vermag sonst durch<lb/>
Gegenangriffe wie <hi rendition="#i">d</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">d</hi> 5 oder selbst <hi rendition="#i">f</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">f</hi> 5 theils das<lb/>
Streben zu vereiteln, theils den Angriff sich in die Hände<lb/>
zu spielen. Wir halten das Streben nach einem Centrum<lb/>
deshalb erst nach der Entwicklung der Königsfiguren und<lb/>
selbst nach Ausführung der Rochade für rathsam. Wird es<lb/>
z. B. im Anfange 1. <hi rendition="#i">e</hi> 2&#x2014;<hi rendition="#i">e</hi> 4 <hi rendition="#i">e</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">e</hi> 5 unmittelbar mit dem<lb/>
nächsten Zuge ins Auge gefasst, 2. <hi rendition="#i">c</hi> 2&#x2014;<hi rendition="#i">c</hi> 3, so kann nun<lb/>
ohne Weiteres 2. <hi rendition="#i">d</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">d</hi> 5 mit Positionsvortheil folgen.<lb/>
Geschieht 1. <hi rendition="#i">e</hi> 2&#x2014;<hi rendition="#i">e</hi> 4 <hi rendition="#i">e</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">e</hi> 5; 2. S <hi rendition="#i">g</hi> 1&#x2014;<hi rendition="#i">f</hi> 3 S <hi rendition="#i">b</hi> 8&#x2014;<hi rendition="#i">c</hi> 6;<lb/>
3. <hi rendition="#i">c</hi> 2&#x2014;<hi rendition="#i">c</hi> 3, so kann sogar 3. <hi rendition="#i">f</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">f</hi> 5 versucht werden.<lb/>
Auch im vierten Zuge 1. <hi rendition="#i">e</hi> 2&#x2014;<hi rendition="#i">e</hi> 4 <hi rendition="#i">e</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">e</hi> 5; 3. S <hi rendition="#i">g</hi> 1&#x2014;<hi rendition="#i">f</hi> 3<lb/>
S <hi rendition="#i">b</hi> 8&#x2014;<hi rendition="#i">c</hi> 6; 3. L <hi rendition="#i">f</hi> 1&#x2014;<hi rendition="#i">c</hi> 4 L <hi rendition="#i">f</hi> 8&#x2014;<hi rendition="#i">c</hi> 5; 4. <hi rendition="#i">c</hi> 2&#x2014;<hi rendition="#i">c</hi> 3 ist dieser<lb/>
Plan kaum rathsam, da die beste Fortsetzung 4. S <hi rendition="#i">g</hi> 8&#x2014;<hi rendition="#i">f</hi> 6;<lb/>
5. <hi rendition="#i">d</hi> 2&#x2014;<hi rendition="#i">d</hi> 4 <hi rendition="#i">e</hi> 5&#x2014;<hi rendition="#i">d</hi> 4: 6. <hi rendition="#i">e</hi> 4&#x2014;<hi rendition="#i">e</hi> 5 <hi rendition="#i">d</hi> 7&#x2014;<hi rendition="#i">d</hi> 5 7. L <hi rendition="#i">c</hi> 4&#x2014;<hi rendition="#i">b</hi> 5<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0124] zunächst der Angriff der Flügelbauern gegen den fesselnden Laufer. Doch muss man hiebei sehr vorsichtig zu Werke gehen, namentlich wenn schon der König des gesperrten Springers nach derselben Seite rochirt hat. Das Aufziehen der Flügelbauern, also h 7—h 6 nebst L g 5—h 4 und g 7—g 5, schwächt dann gewöhnlich den Rochadflügel in hohem Masse und giebt den Officieren des Gegners nicht selten Gelegen- heit, nach Umgehung der gezogenen Bauern auf den freien König einzudringen. Mitunter kann sogar der Laufer oder der Springer von f 3 aus auf g 5 geopfert werden. Die besondere Anwendung aller dieser einzelnen Möglichkeiten ist freilich von dem eigenthümlichen Entwickelungsgange jeder Partie abhängig; meist wird man aber mit Erfolg nach Oeffnung einer Linie für den Thurm streben. Endlich ist noch zu erinnern, dass es allerdings zuweilen rathsam wer- den kann, der Sperrung durch Bewegung der Thurmbauern zuvorzukommen; in der speziellen Lehre von den Eröff- nungen werden wir noch mehrere von den wenigen Fällen dieser Art kennen lernen. §. 175. Die Bildung eines Centrums wird in der Königsbauereröffnung gewöhnlich durch den Zug c 2—c 3 eingeleitet; nur darf diese Absicht nicht zu früh und be- sonders nicht vor der Entwickelung wichtigerer Steine aus- geführt werden. Der Nachziehende vermag sonst durch Gegenangriffe wie d 7—d 5 oder selbst f 7—f 5 theils das Streben zu vereiteln, theils den Angriff sich in die Hände zu spielen. Wir halten das Streben nach einem Centrum deshalb erst nach der Entwicklung der Königsfiguren und selbst nach Ausführung der Rochade für rathsam. Wird es z. B. im Anfange 1. e 2—e 4 e 7—e 5 unmittelbar mit dem nächsten Zuge ins Auge gefasst, 2. c 2—c 3, so kann nun ohne Weiteres 2. d 7—d 5 mit Positionsvortheil folgen. Geschieht 1. e 2—e 4 e 7—e 5; 2. S g 1—f 3 S b 8—c 6; 3. c 2—c 3, so kann sogar 3. f 7—f 5 versucht werden. Auch im vierten Zuge 1. e 2—e 4 e 7—e 5; 3. S g 1—f 3 S b 8—c 6; 3. L f 1—c 4 L f 8—c 5; 4. c 2—c 3 ist dieser Plan kaum rathsam, da die beste Fortsetzung 4. S g 8—f 6; 5. d 2—d 4 e 5—d 4: 6. e 4—e 5 d 7—d 5 7. L c 4—b 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/124
Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/124>, abgerufen am 21.11.2024.