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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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z. B. zu einem Läufer, wird; würde er Dame oder Thurm,
so wäre Schwarz Patt und das Spiel remis. Hier hat also
ein leichter Officier grösseren Werth, als Dame oder Thurm.

§. 197. Der Tauschwerth dagegen ist der Vergleichs-
werth, welchen die einzelnen Figuren im Verhältniss zu
einander und nach Maassgabe ihrer Wirksamkeit haben.
Diese Wirksamkeit wird von der Gangweise und von der
Fähigkeit zum Mattsetzen im Allgemeinen abhängig gemacht.
Die Dame allein soll danach etwas stärker als Thurm und
Laufer sein; zwar ist die Zahl der beherrschten Felder die-
selbe, aber Thurm und Laufer brauchen stets zwei Züge,
wo der Dame einer genügt. Zwei Thürmen gegenüber soll
sie im Endspiel etwas im Nachtheil sein; ihre grosse Beweg-
lichkeit gestattet aber auch hier in den meisten Fällen gün-
stige Ausgleichung. Schwächer ist sie im Allgemeinen als
drei leichte Officiere, obgleich bei einem gebotenen Tausche
der Art auf die eigenthümliche Stellung vorzügliche Rück-
sicht zu nehmen ist. Nur bei völliger Sicherstellung des
Königs und günstiger Entwickelung der Thürme ist die Hin-
gabe der Dame gegen drei leichte Officiere zu empfehlen.
Bei unentwickeltem und nicht festen Spiele hüte man sich
aber vor dem Tausche.

§. 198. Läufer und Springer haben durchschnittlich
gleichen Tauschwerth, doch hält man im Allgemeinen zwei
Läufer für stärker als zwei Springer. Auch sind Läufer und
Thurm besser als Springer und Thurm. Zwei Thürme fer-
ner schätzt man drei leichten Officieren gleich und Thurm
nebst zwei Bauern hält man für besser als zwei leichte
Officiere. Was die Bauern endlich betrifft, so rechnet man
drei Bauern einem leichten Officier gleich, doch sind drei
verbundene oder freie Bauern nicht selten etwas mehr werth
als Laufer oder Springer. Man hat auch wohl zur mathe-
matischen Abschätzung einen Bauer der Mitte als Einheit
angenommen und danach den Werth der Steine in Zahlen
angegeben. So sollen die Thurmbauern um 1/3 schwächer
als die anderen sein, also gleich 2/3 , die leichten Officiere
schätzt man dann je gleich 3; den Thurm aber gleich 5;
die Dame endlich gleich 10. Könnte der König getauscht

z. B. zu einem Läufer, wird; würde er Dame oder Thurm,
so wäre Schwarz Patt und das Spiel remis. Hier hat also
ein leichter Officier grösseren Werth, als Dame oder Thurm.

§. 197. Der Tauschwerth dagegen ist der Vergleichs-
werth, welchen die einzelnen Figuren im Verhältniss zu
einander und nach Maassgabe ihrer Wirksamkeit haben.
Diese Wirksamkeit wird von der Gangweise und von der
Fähigkeit zum Mattsetzen im Allgemeinen abhängig gemacht.
Die Dame allein soll danach etwas stärker als Thurm und
Laufer sein; zwar ist die Zahl der beherrschten Felder die-
selbe, aber Thurm und Laufer brauchen stets zwei Züge,
wo der Dame einer genügt. Zwei Thürmen gegenüber soll
sie im Endspiel etwas im Nachtheil sein; ihre grosse Beweg-
lichkeit gestattet aber auch hier in den meisten Fällen gün-
stige Ausgleichung. Schwächer ist sie im Allgemeinen als
drei leichte Officiere, obgleich bei einem gebotenen Tausche
der Art auf die eigenthümliche Stellung vorzügliche Rück-
sicht zu nehmen ist. Nur bei völliger Sicherstellung des
Königs und günstiger Entwickelung der Thürme ist die Hin-
gabe der Dame gegen drei leichte Officiere zu empfehlen.
Bei unentwickeltem und nicht festen Spiele hüte man sich
aber vor dem Tausche.

§. 198. Läufer und Springer haben durchschnittlich
gleichen Tauschwerth, doch hält man im Allgemeinen zwei
Läufer für stärker als zwei Springer. Auch sind Läufer und
Thurm besser als Springer und Thurm. Zwei Thürme fer-
ner schätzt man drei leichten Officieren gleich und Thurm
nebst zwei Bauern hält man für besser als zwei leichte
Officiere. Was die Bauern endlich betrifft, so rechnet man
drei Bauern einem leichten Officier gleich, doch sind drei
verbundene oder freie Bauern nicht selten etwas mehr werth
als Laufer oder Springer. Man hat auch wohl zur mathe-
matischen Abschätzung einen Bauer der Mitte als Einheit
angenommen und danach den Werth der Steine in Zahlen
angegeben. So sollen die Thurmbauern um ⅓ schwächer
als die anderen sein, also gleich ⅔, die leichten Officiere
schätzt man dann je gleich 3; den Thurm aber gleich 5;
die Dame endlich gleich 10. Könnte der König getauscht

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[126/0138] z. B. zu einem Läufer, wird; würde er Dame oder Thurm, so wäre Schwarz Patt und das Spiel remis. Hier hat also ein leichter Officier grösseren Werth, als Dame oder Thurm. §. 197. Der Tauschwerth dagegen ist der Vergleichs- werth, welchen die einzelnen Figuren im Verhältniss zu einander und nach Maassgabe ihrer Wirksamkeit haben. Diese Wirksamkeit wird von der Gangweise und von der Fähigkeit zum Mattsetzen im Allgemeinen abhängig gemacht. Die Dame allein soll danach etwas stärker als Thurm und Laufer sein; zwar ist die Zahl der beherrschten Felder die- selbe, aber Thurm und Laufer brauchen stets zwei Züge, wo der Dame einer genügt. Zwei Thürmen gegenüber soll sie im Endspiel etwas im Nachtheil sein; ihre grosse Beweg- lichkeit gestattet aber auch hier in den meisten Fällen gün- stige Ausgleichung. Schwächer ist sie im Allgemeinen als drei leichte Officiere, obgleich bei einem gebotenen Tausche der Art auf die eigenthümliche Stellung vorzügliche Rück- sicht zu nehmen ist. Nur bei völliger Sicherstellung des Königs und günstiger Entwickelung der Thürme ist die Hin- gabe der Dame gegen drei leichte Officiere zu empfehlen. Bei unentwickeltem und nicht festen Spiele hüte man sich aber vor dem Tausche. §. 198. Läufer und Springer haben durchschnittlich gleichen Tauschwerth, doch hält man im Allgemeinen zwei Läufer für stärker als zwei Springer. Auch sind Läufer und Thurm besser als Springer und Thurm. Zwei Thürme fer- ner schätzt man drei leichten Officieren gleich und Thurm nebst zwei Bauern hält man für besser als zwei leichte Officiere. Was die Bauern endlich betrifft, so rechnet man drei Bauern einem leichten Officier gleich, doch sind drei verbundene oder freie Bauern nicht selten etwas mehr werth als Laufer oder Springer. Man hat auch wohl zur mathe- matischen Abschätzung einen Bauer der Mitte als Einheit angenommen und danach den Werth der Steine in Zahlen angegeben. So sollen die Thurmbauern um ⅓ schwächer als die anderen sein, also gleich ⅔, die leichten Officiere schätzt man dann je gleich 3; den Thurm aber gleich 5; die Dame endlich gleich 10. Könnte der König getauscht

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/138>, abgerufen am 21.11.2024.