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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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§. 360. Gegenstand von Aufgaben kann die allge-
meine Frage nach dem Siege einer Partei überhaupt sein,
oder die Erreichung eines bestimmten Zweckes in einer
Reihe von Zügen, z. B. eines Matt, Patt, Remis, end-
lich Selbstmatt.

Anmerkung. Die Form der allgemeinen Fragen, welche an
eine Position geknüpft werden, ist z. B. "Wie gewinnt die
eine Partei?" oder "Weiss zieht an und gewinnt" u. s. w.
Am beliebtesten sind aber die einfachen Mattfragen mit
Bestimmung der Zügezahl; die Form ist: "Wie macht die
eine Partei in so und soviel Zügen Matt?" oder "Weiss
zieht an und setzt in so und soviel Zügen Matt." Beim
Selbstmatt hat die eine Partei die Aufgabe, die andere zu
solchen Zügen zu zwingen, welche schliesslich das Matt der
ersten Partei herbeiführen. Praktische Beispiele werden
die §§. 363 ff. vorführen.

§. 361. Die Form der Aufgaben betrifft die äussere
Position, d. h. die Postirung der Steine auf dem Brette.
Hier kommt die Correctheit der Position und ihre Freiheit
von Formwidrigkeiten in Betracht. Letztere sind solche
Eigenthümlichkeiten einer Position, welche die Herleitung
der letzteren aus einer praktischen Partie geradezu unmög-
lich
machen.

Anmerkung. Eine Position ist um so correcter, je leichter sie
aus einer praktischen Partie zu begründen ist, d. h. je
natürlicher für beide Parteien diejenigen Züge sich bie-
ten, durch welche die Stellung erzeugt werden kann. So
sind gewiss Positionen unnatürlich, in welchen z. B. Haupt-
figuren, wie die Dame, mehrfachen feindlichen Angriffen
ausgesetzt erscheinen. Zu den Formwidrigkeiten, welche
sämmtlich unstatthaft sind, gehört z. B. der Fall, dass von
einer Partei weniger Figuren fehlen als die andere Doppel-
bauern hat, dass ein Laufer auf einem anderen als seinem
Standfelde steht, obwohl die beiden ihn beim Anfange der
Partie einschliessenden Bauern ihre Plätze noch einnehmen
und dergleichen mehr. Der letztere Fall wäre höchstens
durch Avancement möglich.

§. 362. In jeder Aufgabe zeigt sich als Grundgedanke
eine mehr oder weniger tief liegende Idee. Sie besteht in
einer Combination, welche entweder auf den Charakter ein-
zelner Figuren sich stützt oder durch solche Züge gebildet
wird, die in dem gewöhnlichen Verlaufe einer praktischen
Partie seltener vorkommen. Dahin gehören Aufopferungen
einzelner Figuren, gewisse Tempinutzungen, Abzugschachs
u. s. w. Durch die Verbindung mehrer solcher Combinatio-

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§. 360. Gegenstand von Aufgaben kann die allge-
meine Frage nach dem Siege einer Partei überhaupt sein,
oder die Erreichung eines bestimmten Zweckes in einer
Reihe von Zügen, z. B. eines Matt, Patt, Remis, end-
lich Selbstmatt.

Anmerkung. Die Form der allgemeinen Fragen, welche an
eine Position geknüpft werden, ist z. B. „Wie gewinnt die
eine Partei?“ oder „Weiss zieht an und gewinnt“ u. s. w.
Am beliebtesten sind aber die einfachen Mattfragen mit
Bestimmung der Zügezahl; die Form ist: „Wie macht die
eine Partei in so und soviel Zügen Matt?“ oder „Weiss
zieht an und setzt in so und soviel Zügen Matt.“ Beim
Selbstmatt hat die eine Partei die Aufgabe, die andere zu
solchen Zügen zu zwingen, welche schliesslich das Matt der
ersten Partei herbeiführen. Praktische Beispiele werden
die §§. 363 ff. vorführen.

§. 361. Die Form der Aufgaben betrifft die äussere
Position, d. h. die Postirung der Steine auf dem Brette.
Hier kommt die Correctheit der Position und ihre Freiheit
von Formwidrigkeiten in Betracht. Letztere sind solche
Eigenthümlichkeiten einer Position, welche die Herleitung
der letzteren aus einer praktischen Partie geradezu unmög-
lich
machen.

Anmerkung. Eine Position ist um so correcter, je leichter sie
aus einer praktischen Partie zu begründen ist, d. h. je
natürlicher für beide Parteien diejenigen Züge sich bie-
ten, durch welche die Stellung erzeugt werden kann. So
sind gewiss Positionen unnatürlich, in welchen z. B. Haupt-
figuren, wie die Dame, mehrfachen feindlichen Angriffen
ausgesetzt erscheinen. Zu den Formwidrigkeiten, welche
sämmtlich unstatthaft sind, gehört z. B. der Fall, dass von
einer Partei weniger Figuren fehlen als die andere Doppel-
bauern hat, dass ein Laufer auf einem anderen als seinem
Standfelde steht, obwohl die beiden ihn beim Anfange der
Partie einschliessenden Bauern ihre Plätze noch einnehmen
und dergleichen mehr. Der letztere Fall wäre höchstens
durch Avancement möglich.

§. 362. In jeder Aufgabe zeigt sich als Grundgedanke
eine mehr oder weniger tief liegende Idee. Sie besteht in
einer Combination, welche entweder auf den Charakter ein-
zelner Figuren sich stützt oder durch solche Züge gebildet
wird, die in dem gewöhnlichen Verlaufe einer praktischen
Partie seltener vorkommen. Dahin gehören Aufopferungen
einzelner Figuren, gewisse Tempinutzungen, Abzugschachs
u. s. w. Durch die Verbindung mehrer solcher Combinatio-

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[211/0223] §. 360. Gegenstand von Aufgaben kann die allge- meine Frage nach dem Siege einer Partei überhaupt sein, oder die Erreichung eines bestimmten Zweckes in einer Reihe von Zügen, z. B. eines Matt, Patt, Remis, end- lich Selbstmatt. Anmerkung. Die Form der allgemeinen Fragen, welche an eine Position geknüpft werden, ist z. B. „Wie gewinnt die eine Partei?“ oder „Weiss zieht an und gewinnt“ u. s. w. Am beliebtesten sind aber die einfachen Mattfragen mit Bestimmung der Zügezahl; die Form ist: „Wie macht die eine Partei in so und soviel Zügen Matt?“ oder „Weiss zieht an und setzt in so und soviel Zügen Matt.“ Beim Selbstmatt hat die eine Partei die Aufgabe, die andere zu solchen Zügen zu zwingen, welche schliesslich das Matt der ersten Partei herbeiführen. Praktische Beispiele werden die §§. 363 ff. vorführen. §. 361. Die Form der Aufgaben betrifft die äussere Position, d. h. die Postirung der Steine auf dem Brette. Hier kommt die Correctheit der Position und ihre Freiheit von Formwidrigkeiten in Betracht. Letztere sind solche Eigenthümlichkeiten einer Position, welche die Herleitung der letzteren aus einer praktischen Partie geradezu unmög- lich machen. Anmerkung. Eine Position ist um so correcter, je leichter sie aus einer praktischen Partie zu begründen ist, d. h. je natürlicher für beide Parteien diejenigen Züge sich bie- ten, durch welche die Stellung erzeugt werden kann. So sind gewiss Positionen unnatürlich, in welchen z. B. Haupt- figuren, wie die Dame, mehrfachen feindlichen Angriffen ausgesetzt erscheinen. Zu den Formwidrigkeiten, welche sämmtlich unstatthaft sind, gehört z. B. der Fall, dass von einer Partei weniger Figuren fehlen als die andere Doppel- bauern hat, dass ein Laufer auf einem anderen als seinem Standfelde steht, obwohl die beiden ihn beim Anfange der Partie einschliessenden Bauern ihre Plätze noch einnehmen und dergleichen mehr. Der letztere Fall wäre höchstens durch Avancement möglich. §. 362. In jeder Aufgabe zeigt sich als Grundgedanke eine mehr oder weniger tief liegende Idee. Sie besteht in einer Combination, welche entweder auf den Charakter ein- zelner Figuren sich stützt oder durch solche Züge gebildet wird, die in dem gewöhnlichen Verlaufe einer praktischen Partie seltener vorkommen. Dahin gehören Aufopferungen einzelner Figuren, gewisse Tempinutzungen, Abzugschachs u. s. w. Durch die Verbindung mehrer solcher Combinatio- 14*

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/223>, abgerufen am 27.11.2024.