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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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des Grafen Vitzthum ein höchst erfreuliches Zeichen deut-
schen Interesses und deutscher Leistungen. Mit Ruhm leitet
noch heute der letztere Meister als Präsident die zu Ende
1848 (vorzüglich von den Herren Pollmächer, Schurig,
Pitschel, Claus
) gegründete Gesellschaft Augustea, welche,
nach glücklicher Führung einer Correspondenzpartie gegen
den leider sich bald auflösenden Magdeburger Verein So-
phrosyne
, schnell weite Ausdehnung gewann nnd gegenwär-
tig zu den blühendsten selbstständigsten Vereinen der Welt
zählt. Unter den jetzigen Mitgliedern finden sich Namen
wie Hirschbach, O. Wigand, Beygang u. A. -- In
Hamburg waren die starken Spieler John, Schmeichel,
Henderson, Hoffmann
und Krüger thätig; in Wien wirk-
ten Meister wie Hampe, Jenay, Perenyi und Matschego,
während in Breslau ausser dem Altmeister Schmidt, Eich-
horn, Hillebrandt
u. A. der nachher so berühmt gewordene
Anderssen sich hervor that.

§. 417. Das Wesen grösserer Wettkämpfe um bestimmte
Einsätze fand indessen in Paris und London die eigentliche
Ausbildung. In jener Stadt wurden namentlich im Lokal des
Cafe de la Regence mehrfache Wetten und kleine Turniere
ausgefochten; als Meister erster Stärke zeichneten sich aber
in Frankreich ausser St. Amant vorzüglich der ebenso ori-
ginelle Theoretiker wie feine Spieler Kieseritzky aus Lief-
land (gest. 1853) und die besonders starken Kämpfer La-
roche, Des Guis
und Alph. Delannoy aus. In ähnlicher
Weise war zu London der grosse Cigar Divan am Strand
ein Hauptplatz bedeutender Wettspiele. Hier sind nächst
Staunton und Walker vorzüglich die Herren Buckle,
Tuckett, Bird
und Medley als Meister hervorzuheben.
In den lezten vierziger Jahren siedelten manche tüchtige
deutsche Meister nach England hinüber, um ihre Kräfte in
Wettkämpfen mit den englischen Matadoren namentlich mit
Staunton zu prüfen. Wir wollen nur an die Namen Horwitz
aus
Hamburg, Harrwitz aus Breslau (welcher kurz zuvor
einen interessanten Wettkampf mit Anderssen einging, in
welchem jeder fünf Partien gewann), ferner Kling, Kuiper,
Lowe
u. A. erinnern.

des Grafen Vitzthum ein höchst erfreuliches Zeichen deut-
schen Interesses und deutscher Leistungen. Mit Ruhm leitet
noch heute der letztere Meister als Präsident die zu Ende
1848 (vorzüglich von den Herren Pollmächer, Schurig,
Pitschel, Claus
) gegründete Gesellschaft Augustea, welche,
nach glücklicher Führung einer Correspondenzpartie gegen
den leider sich bald auflösenden Magdeburger Verein So-
phrosyne
, schnell weite Ausdehnung gewann nnd gegenwär-
tig zu den blühendsten selbstständigsten Vereinen der Welt
zählt. Unter den jetzigen Mitgliedern finden sich Namen
wie Hirschbach, O. Wigand, Beygang u. A. — In
Hamburg waren die starken Spieler John, Schmeichel,
Henderson, Hoffmann
und Krüger thätig; in Wien wirk-
ten Meister wie Hampe, Jenay, Perenyi und Matschego,
während in Breslau ausser dem Altmeister Schmidt, Eich-
horn, Hillebrandt
u. A. der nachher so berühmt gewordene
Anderssen sich hervor that.

§. 417. Das Wesen grösserer Wettkämpfe um bestimmte
Einsätze fand indessen in Paris und London die eigentliche
Ausbildung. In jener Stadt wurden namentlich im Lokal des
Café de la Régence mehrfache Wetten und kleine Turniere
ausgefochten; als Meister erster Stärke zeichneten sich aber
in Frankreich ausser St. Amant vorzüglich der ebenso ori-
ginelle Theoretiker wie feine Spieler Kieseritzky aus Lief-
land (gest. 1853) und die besonders starken Kämpfer La-
roche, Des Guis
und Alph. Delannoy aus. In ähnlicher
Weise war zu London der grosse Cigar Divan am Strand
ein Hauptplatz bedeutender Wettspiele. Hier sind nächst
Staunton und Walker vorzüglich die Herren Buckle,
Tuckett, Bird
und Medley als Meister hervorzuheben.
In den lezten vierziger Jahren siedelten manche tüchtige
deutsche Meister nach England hinüber, um ihre Kräfte in
Wettkämpfen mit den englischen Matadoren namentlich mit
Staunton zu prüfen. Wir wollen nur an die Namen Horwitz
aus
Hamburg, Harrwitz aus Breslau (welcher kurz zuvor
einen interessanten Wettkampf mit Anderssen einging, in
welchem jeder fünf Partien gewann), ferner Kling, Kuiper,
Lowe
u. A. erinnern.

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[239/0251] des Grafen Vitzthum ein höchst erfreuliches Zeichen deut- schen Interesses und deutscher Leistungen. Mit Ruhm leitet noch heute der letztere Meister als Präsident die zu Ende 1848 (vorzüglich von den Herren Pollmächer, Schurig, Pitschel, Claus) gegründete Gesellschaft Augustea, welche, nach glücklicher Führung einer Correspondenzpartie gegen den leider sich bald auflösenden Magdeburger Verein So- phrosyne, schnell weite Ausdehnung gewann nnd gegenwär- tig zu den blühendsten selbstständigsten Vereinen der Welt zählt. Unter den jetzigen Mitgliedern finden sich Namen wie Hirschbach, O. Wigand, Beygang u. A. — In Hamburg waren die starken Spieler John, Schmeichel, Henderson, Hoffmann und Krüger thätig; in Wien wirk- ten Meister wie Hampe, Jenay, Perenyi und Matschego, während in Breslau ausser dem Altmeister Schmidt, Eich- horn, Hillebrandt u. A. der nachher so berühmt gewordene Anderssen sich hervor that. §. 417. Das Wesen grösserer Wettkämpfe um bestimmte Einsätze fand indessen in Paris und London die eigentliche Ausbildung. In jener Stadt wurden namentlich im Lokal des Café de la Régence mehrfache Wetten und kleine Turniere ausgefochten; als Meister erster Stärke zeichneten sich aber in Frankreich ausser St. Amant vorzüglich der ebenso ori- ginelle Theoretiker wie feine Spieler Kieseritzky aus Lief- land (gest. 1853) und die besonders starken Kämpfer La- roche, Des Guis und Alph. Delannoy aus. In ähnlicher Weise war zu London der grosse Cigar Divan am Strand ein Hauptplatz bedeutender Wettspiele. Hier sind nächst Staunton und Walker vorzüglich die Herren Buckle, Tuckett, Bird und Medley als Meister hervorzuheben. In den lezten vierziger Jahren siedelten manche tüchtige deutsche Meister nach England hinüber, um ihre Kräfte in Wettkämpfen mit den englischen Matadoren namentlich mit Staunton zu prüfen. Wir wollen nur an die Namen Horwitz aus Hamburg, Harrwitz aus Breslau (welcher kurz zuvor einen interessanten Wettkampf mit Anderssen einging, in welchem jeder fünf Partien gewann), ferner Kling, Kuiper, Lowe u. A. erinnern.

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/251>, abgerufen am 23.11.2024.