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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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nach vielen Seiten hin und gaben Anlass zu weiterer Aus-
bildung der Wettspiele, zur eifrigen Theilnahme an Corre-
spondenzpartien und zur Verbreitung grösserer zusammenge-
setzter Wettkämpfe, der sogenannten Turniere, welche für
das praktische Spiel dieselbe Bedeutung entwickeln sollten,
wie die Gründung periodischer Blätter für Theorie und
Literatur.

§. 415. Zu gleicher Zeit erwachte in Deutschland ein
reges Leben in theoretischer und praktischer Hinsicht, das
namentlich in der Berliner Schule einen wahrhaft classischen
Charakter annahm. Mehrere ausgezeichnete Meister in nie
gekannter Einigkeit und gleich edlem Streben verbunden
förderten im vorigen Jahzehent zu Berlin die Interessen des
Spieles auf die uneigennützigste Weise. Leider war der in
seinen Leistungen Philidor so ähnliche Meister Paul Rudolph
von Bilguer
bereits vor Anfang des vorigen Jahrzehnts (im
Septbr. 1840) dem Tode erlegen, aber Bledow und Mayet,
sowie Hanstein und Heidebrandt von der Lasa vertra-
ten in ehrendster Weise als Vorkämpfer die Berliner Schach-
gesellschaft. Anregendste Begeisterung sowie elegantes Spiel
zeichneten den ersten aus, originelle und sinnreiche Partie-
führung den zweiten, während die Kämpfe der letzten beiden
Hauptmatadore mit Recht den klassischen Spielen eines
Labourdonnais und Mac Donnel an die Seite gestellt werden
dürfen. Leider wurden Bledow, da er kaum die Berliner
Schachzeitung gegründet, (im Juli 1846) und Hanstein, nach-
dem er sie noch ein paar Jahre unter den Schwierigkeiten
ungünstiger Zeitumstände mit glücklicher Energie weiter ge-
führt hatte, (im October 1850) eine Beute des Todes.

§. 416. In anderen Städten Deutschlands machte das
praktische Spiel ebenfalls sichtliche Fortschritte. Wir wol-
len nur Leipzig und Wien, Breslau und Hamburg hervor-
heben. Zwar erlag in erstgenannter Stadt die kaum begrün-
dete "Deutsche Schachzeitung" bald der Concurrenz des
Berliner Organes, doch geben die Kämpfe ihres Redakteurs,
des theoretisch tief gebildeten und in seiner praktischen
Taktik mit Staunton verwandten Meisters Herrmann Hirsch-
bach
, namentlich gegen das elegante und geistreiche Spiel

nach vielen Seiten hin und gaben Anlass zu weiterer Aus-
bildung der Wettspiele, zur eifrigen Theilnahme an Corre-
spondenzpartien und zur Verbreitung grösserer zusammenge-
setzter Wettkämpfe, der sogenannten Turniere, welche für
das praktische Spiel dieselbe Bedeutung entwickeln sollten,
wie die Gründung periodischer Blätter für Theorie und
Literatur.

§. 415. Zu gleicher Zeit erwachte in Deutschland ein
reges Leben in theoretischer und praktischer Hinsicht, das
namentlich in der Berliner Schule einen wahrhaft classischen
Charakter annahm. Mehrere ausgezeichnete Meister in nie
gekannter Einigkeit und gleich edlem Streben verbunden
förderten im vorigen Jahzehent zu Berlin die Interessen des
Spieles auf die uneigennützigste Weise. Leider war der in
seinen Leistungen Philidor so ähnliche Meister Paul Rudolph
von Bilguer
bereits vor Anfang des vorigen Jahrzehnts (im
Septbr. 1840) dem Tode erlegen, aber Bledow und Mayet,
sowie Hanstein und Heidebrandt von der Lasa vertra-
ten in ehrendster Weise als Vorkämpfer die Berliner Schach-
gesellschaft. Anregendste Begeisterung sowie elegantes Spiel
zeichneten den ersten aus, originelle und sinnreiche Partie-
führung den zweiten, während die Kämpfe der letzten beiden
Hauptmatadore mit Recht den klassischen Spielen eines
Labourdonnais und Mac Donnel an die Seite gestellt werden
dürfen. Leider wurden Bledow, da er kaum die Berliner
Schachzeitung gegründet, (im Juli 1846) und Hanstein, nach-
dem er sie noch ein paar Jahre unter den Schwierigkeiten
ungünstiger Zeitumstände mit glücklicher Energie weiter ge-
führt hatte, (im October 1850) eine Beute des Todes.

§. 416. In anderen Städten Deutschlands machte das
praktische Spiel ebenfalls sichtliche Fortschritte. Wir wol-
len nur Leipzig und Wien, Breslau und Hamburg hervor-
heben. Zwar erlag in erstgenannter Stadt die kaum begrün-
dete „Deutsche Schachzeitung“ bald der Concurrenz des
Berliner Organes, doch geben die Kämpfe ihres Redakteurs,
des theoretisch tief gebildeten und in seiner praktischen
Taktik mit Staunton verwandten Meisters Herrmann Hirsch-
bach
, namentlich gegen das elegante und geistreiche Spiel

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[238/0250] nach vielen Seiten hin und gaben Anlass zu weiterer Aus- bildung der Wettspiele, zur eifrigen Theilnahme an Corre- spondenzpartien und zur Verbreitung grösserer zusammenge- setzter Wettkämpfe, der sogenannten Turniere, welche für das praktische Spiel dieselbe Bedeutung entwickeln sollten, wie die Gründung periodischer Blätter für Theorie und Literatur. §. 415. Zu gleicher Zeit erwachte in Deutschland ein reges Leben in theoretischer und praktischer Hinsicht, das namentlich in der Berliner Schule einen wahrhaft classischen Charakter annahm. Mehrere ausgezeichnete Meister in nie gekannter Einigkeit und gleich edlem Streben verbunden förderten im vorigen Jahzehent zu Berlin die Interessen des Spieles auf die uneigennützigste Weise. Leider war der in seinen Leistungen Philidor so ähnliche Meister Paul Rudolph von Bilguer bereits vor Anfang des vorigen Jahrzehnts (im Septbr. 1840) dem Tode erlegen, aber Bledow und Mayet, sowie Hanstein und Heidebrandt von der Lasa vertra- ten in ehrendster Weise als Vorkämpfer die Berliner Schach- gesellschaft. Anregendste Begeisterung sowie elegantes Spiel zeichneten den ersten aus, originelle und sinnreiche Partie- führung den zweiten, während die Kämpfe der letzten beiden Hauptmatadore mit Recht den klassischen Spielen eines Labourdonnais und Mac Donnel an die Seite gestellt werden dürfen. Leider wurden Bledow, da er kaum die Berliner Schachzeitung gegründet, (im Juli 1846) und Hanstein, nach- dem er sie noch ein paar Jahre unter den Schwierigkeiten ungünstiger Zeitumstände mit glücklicher Energie weiter ge- führt hatte, (im October 1850) eine Beute des Todes. §. 416. In anderen Städten Deutschlands machte das praktische Spiel ebenfalls sichtliche Fortschritte. Wir wol- len nur Leipzig und Wien, Breslau und Hamburg hervor- heben. Zwar erlag in erstgenannter Stadt die kaum begrün- dete „Deutsche Schachzeitung“ bald der Concurrenz des Berliner Organes, doch geben die Kämpfe ihres Redakteurs, des theoretisch tief gebildeten und in seiner praktischen Taktik mit Staunton verwandten Meisters Herrmann Hirsch- bach, namentlich gegen das elegante und geistreiche Spiel

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/250>, abgerufen am 23.11.2024.